ERSTE BEILAGE
Danie Vorwärts
Im Stadtparlament stand gestern der Magistratsplan zur Neugestal. tung der Berliner Verwaltung zur Beratung. Nach diesem Plan soll die Reichshauptstadt bekanntlich zukünftig nur noch aus neun Bezirken bestehen.
Der vorberatende Ausschuß hatte zunächst gegen den Erlaß des Herrn Bracht protestiert, der der Stadt die bekannte„ Galgenfrist" gestellt hatte. In dem Protest war festgestellt, daß die Stadtverordneten durchaus positiv an der Neugestaltung der Bezirke mitarbeiten wollen. Im Ausschuß war schließlich mit der Stimme des Zentrums ein kommunistischer Antrag angenommen worden, der eine Wiederherstellung der Bezirksverwaltung nach dem Gesetz vom April 1920 verlangt. Später war man versucht, das Abstimmungsergebnis wieder zu korrigieren. Die Schlußabstimmung ergab Ablehnung des Magistratsprojektes.
Für die gestrige Debatte im Plenum war jeder Fraktion eine halbe Stunde Redezeit zugebilligt
bereits bei der ersten Beratung der Vorlage im Plenum dargelegt, und daß sie sich von dieser Linie nicht entfernt hätten. Die von den Sozialdemokraten stets betonte Absicht der positiven Mitarbeit sei dadurch erreicht worden, daß Aenderungen und Verbesserungen von den sozialdemokratischen Vertretern im Ausschuß vorgebracht wurden. Was die Vorredner in bezug über die Einschränkung der Selbstverwaltung vorgebracht hätten, rechtfertige nicht ihre Befürch tungen. Solange die Stadtverordnetenversammlung als von der Bürgerschaft gewählte Vertretung bestehe, wäre auch die Selbstverwaltung gewährleistet. Im übrigen müsse es sich die sozialdemo fratische Fraktion versagen, im Augenblick lange Reden zu halten; sie würde aber die Gelegenheit bei der bevorstehenden Etatberatung wahrnehmen, ihre grundsägliche Auffassung mit aller Entschiedenheit zu vertreten. Die Haltung der Sozial
demokraten zur Vorlage sei gegenüber der wankelmütigen Stellung der anderen Fraktionen allein tonsequent und folgerichtig gewesen.
Die Abstimmung über die Vorlage, die Ab
MITTWOCH, 26. OKT. 1932
felde, Eichenweg 7, erlitt einen komplizierten Schädelbruch und einen Oberschenkelbruch, seine 41 Jahre alte Ehefrau Martha und sein sechs Jahre alter Sohn Horst, die beide im Beiwagen saßen, erlitten gleichfalls erhebliche Verlegungen, so daß die ganze Familie von der Feuerwehr nach dem Jüdischen Krankenhaus gebracht werden mußte.
änderungsanträge und die Beschlüsse des Aus-„ Vorwärts"-Haus wirbt
schusses wird am Donnerstag vorgenommen werden.
Wie wir in dem Bericht über die letzte Stadtverordnetensizung mitteilten, war die Vorlage des Magistrats wegen des Verkaufs Grundstücksgelände an gemeinnützige Baugesellschaften, das durch die Käufer bebaut worden war, an diese Gesellschaften nicht verab= schiedet worden, weil die Kommunisten gegen die sofortige zweite Beratung Einspruch erhoben. Inzwischen haben sie ihre Ansicht geändert, so daß in der gestrigen Sigung die Vorlage ohne Debatte verabschiedet werden konnte.
worden. Der kommunistische Redner nahm die Stadtverordnete gegen Lärm Landes ober der Welt) von Brotgetreide ein Brot,
Zeit voll in Anspruch mit dem Ergebnis, daß er die Vorlage gemäß dem Antrag im Ausschuß vollkommen ablehnte. Die Wahnsinnsmethode der Kommunisten zeigte sich auch hier. Hauptgedanke der Rede war die These: Hauptfeind ist die So
Steuerschwund
20 Millionen weniger Einnahmen
Im Haushaltausschuß der Berliner Stadtverordnetenversammlung hielt Stadtkämmerer Bruno Asch geffern eine wichtige Rede über die Zukunft der Berliner Finanzen.
Der Stadtkämmerer erklärte, daß man die Auswirkungen des Arbeitsbeschaffungsprogramms und die Wirkung der Papenschen Steuergutscheine zwar noch nicht voraussagen könne, daß die Stadt Berlin aber nach der bisherigen Entwicklung mit einer Mindereinnahme an Steuern von rund 20 Millionen Mark werde rechnen müssen. Der Rückgang der Einnahmen sei besonders stark bet den Ueberweisungssteuern. Auch die Lohnfummensteuer sei durch die erhöhte Arbeitslosigkeit und die Lohnsenkungen start zurückgegangen. Da das Reich eine bindende Erklärung abgegeben habe, wonach die Gemeinden höchstens 680 Millionen Mark Wohlfahrtslasten tragen sollen, die Stadt Berlin aber einen bedeutend höheren anteiligen Betrag aufzuwenden hat, sei es jetzt moralische Verpflichtung des Reiches, ausreichende Hilfe zu gewähren.
Der Haushaltausschuß beschloß, von einer Abstimmung über den Gesamtetat Abstand zu nehmen und die ganze Vorlage der Vollversammlung der Stadtverordneten zu überweisen.
zialdemokratie! Der Volksparteiler Caspari mar gegen die Zusammenlegung von Charlotten burg und Spandau . Die Abänderungsanträge, die der Nazi Treff einbrachte, waren fast umfangreicher als die ganze Vorlage.
Nach den Stadtverordneten Jo chen( Staatsp.), Steinicke( Dnat.) und Lange( 3.) sprach der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion, Erich Flatau. Er betonte, daß die Sozialdemokraten
Schalldämpfer werden studiert
Die Städtische Verkehrsdeputation besichtigte unter Führung von Stadtbaurat Dr. Adler die Versuchsanstalt für Kraftfahrzeuge an der Technischen Hochschule.
Es wurden Versuche mit neuartigen Schalldämpfern für Motorräder nach Dr. Kauffmann vorgeführt, die das jetzt außerordentlich störende Knattern vermeiden sollen, ohne daß die Leistungsfähigkeit der Motoren herabgemindert wird. Solche Schalldämpfer sollen in Zukunft von der Industrie nach und nach bei allen Motorrädern angebracht werden. Ferner wurden der
von Baumwolle einen Ballen, von Zucker einen Zuderhut. So wird alles vereinfacht, typifiert, versinnbildlicht.
Die Ausstellung informiert zureichend nicht nur über die heutige Wirtschaftslage Deutschlands , sondern auch Berlins , im Vergleich zu früheren Jahren. Jeder kann aus wenigen Bildern mühelos lernen, was er vielleicht sonst nie lernen würde, da ihm Statistiken und nationalökonomische Schriften zu schwierig find. Geöffnet ist diese Ausstellung täglich von 16 bis 21 Uhr, Sonntags von 10 bis 12 Uhr( Gesundheitshaus Kreuzberg, Am Urban 10/11 ).
Für sozialistische Volksherrschaft Die Zentrale der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands , das„ Vorwärts"-Haus in der Lindenstraße, steht im Zeichen der kommenden Reichstagswahl vom 6. November.
Vom Dache weht seit langem die rote Fahne mit den drei Pfeilen der Freis heit, und einer der großen Toreingänge ist mit rotem Tuch, das drei riesige weiße Pfeile trägt, beschlagen. Oben aber, beleuchtet und die Lindenstraße hinauf nach der Jerusalemer Kirche zu weithin sichtbar, mahnt es in riesigen Lettern:
,, Cifte 2. Für sozialistische Bolfsherrschaft." Plakate am Nebenhaus verkünden:„ Das wollen wir! Gegen die Front der Gegenrevolution! Für die Eiserne Front des Sozialismus!" und dann wieder, nüchtern und klar:„ Denkt nach! Tatsachen, teine Phrasen!"
Selbstverständlich ist vor dem großen Schaufenster, hinter dem morgens und abends der ,, Vorwärts" aushängt, die Diskussion rege. Dis= futierklubs tagen oft, und unsere Parteigenossen benutzen eifrig die Gelegenheit zur Werbung für die Partei der Arbeit.
Weihnachtsmarkt Berliner Künstler. Unter dem Protektorat des Herrn Oberbürgermeister Dr. Sahm veranstaltet das Berliner Ausstellungs-, Messeund Fremdenverkehrs- Amt unter Mitwirkung der bildenden Künstler, der prominenten Berliner Schauspieler, Sänger, der Opern- und Operettenhäuser, des Tonfilms und der ersten Kräfte aus 11. Dezember d. J. in der großen Ausstellungshalle II am Kaiserdamm den Weihnachtsmarkt Berliner Künstler".
Deputation wertvolle Berbefferungen an Hupen. Schwerer Verkehrsunfall Barieté und Kabarett in der Zeit vom 3. bis
signalen gezeigt, die eine Verminderung der störenden Hupengeräusche bei völliger Wahrung der Verkehrssicherheit zum Ziele haben.
Die Wirtschaftslage
Bildstatistik im Gesundheitshaus
Zur Vorbesichtigung der sehr interessanten Ausstellung hatte das Bezirksamt Kreuzberg eingeladen. Diese Ausstellung will dem einfachen wie dem gebildeten Besucher einen Ueberblic über Deutschlands Wirtschaftslage" geben, und zwar wirklich einen Ueber- Blid". An Stelle zahlreicher trockener Tabellen und langatmiger Texte treten wenige gut ausgewählte, in Form und Farbe einprägsame Bilder.
Die Ausstellung zeigt Material des Munda. neum, Wien , eines internationalen Instituts für Volksbildung, das zusammen mit dem Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien , diese neue Methode der Bildstatistik in zehnjähriger Arbeit erprobt hat. Diese Methode erläuterte Direktor Otto Neurath , Wien , der sie als eine Bilderschrift", als eine Wiederermedung der Hieroglyphe bezeichnete. Hieroglyphe das ist ein Bildzeichen für einen Begriff. Will man also die Arbeitslosigkeit in Berlin darstellen, so zeichnet man beispielsweise für 25 000 Arbeitslose einen Arbeiter, einen typisch gezeichneten Arbeiter. Dieses Bildzeichen ,, Arbeiter" wird entsprechend der Menge der Arbeitslosen wiederholt; also 100 000 Arbeitslose werden durch 4 solcher Bildzeichen dargestellt. Aehnlich zeichnet man für eine bestimmte
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ihre Stellung zu der Umgestaltung der Bezirke Menge( etwa die Jahresproduktion eines
of Schmidt
B 5.
GES. GESCHO
KONIGIN VON SABA
Ein folgenschwerer Verkehrsunfall ereignete sich gestern nachmittag gegen 3 Uhr im Norden Ber lins an der Kreuzung der Schweden und Christianiastraße. Ein Motorrad mit Beiwagen, das mit drei Personen besetzt war, wurde beim Ueberqueren der Kreuzung der Schweden - und Christianiastraße von einem Lieferwagen erfaßt und mehrere Meter mitgeschleift. Der Fahrer des Motorrades, ein 47 Jahre alter Werkzeugmacher Kurt Stephan aus Spandau - Haken
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Wohlfahrtsmarken. Vom 1. November an werden die Postanstalten und die Deutsche Nothilfe neue Wohlfahrtsmarken zu 4. 6, 12, 25 und 40 Pf. vertreiben. Für die Marken wird ein Zuschlag von 2, 3, 4, 10 und 40 Bf. zugunsten der deutschen Wohlfahrtspflege erhoben. Die Marken zeigen folgende Bilder: 4 Pf. Wartburg , 6 Pf. Schloß Stolzenfels , 12 Pf. Burg Nürnberg, 25 Pf. Schloß Lichtenstein , 40 Pf. Schloß Marburg .
Die Eiserne Front Lichtenbergs ist gestern mit einer zweiten machtvollen Kundgebung in der Riesenaula Schlichtallee an die Bevölkerung des Ostens herangetreten. Nach dem Fahneneinmarsch sprach Carl Litke.
Vielen deutschen Volksgenossen sei leider erst heute klar geworden, so führte der Redner aus, wo sie die harten und einschneidenden Maßnahmen der Regierung der Barone am eigenen Leibe spüren, was in aufopferungsvoller Arbeit die Sozialdemokratie nicht nur allein auf dem Gebiet der Sozialversicherung geschaffen hat. Die Not schreie aus allen Gaffen. Deshalb müßten alle Kreise des Volkes unterschiedslos Opfer bringen, um den Staat zu erhalten. So sprach diese Regierung. Und was tat fie? Sie fürzten
Wo man hinhört, lobt man, Saba
Gewiß ,,, die Geschmäcker sind verschieden"
aber darin ist sich Berlin einig: Es schwört auf seine ,, Saba ohne".
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den Aermsten die Renten, die Unterstützungen und - sie schanzte die so gewonnenen 1,15 Milliarden Goldmark in Form von Steuergutscheinen den Unternehmern zu. Das ist die Regierung der Barone! Diese Kreise dürfen nicht herrschen. Wir wollen, daß des Volkes Wille gilt! Wenn erst wieder der Klassenstolz des Proletariats erwacht sein wird, wenn der organisierte Arbeiter es ablehnen wird, mit den Nichtorganisierten zu= sammenzustehen, dann wird die Einheitsfront da sein, an der die Angriffe aller unserer Gegner zerschellen werden. Sorgen wir dafür, daß der politische Elan der Arbeiterklasse so start wird, dieses Ziel in Kürze zu erreichen. Marschiert, kämpft und siegt deshalb unter der Parole Freiheit!
KÖNIGIN VON
6 Stück 20 Pfg.
1.
GA
GAD
GESC
Saba
Flugzeugbilder mit Hoheitszeichen
ohne
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