48 Monate Buchthaus! Welchem Berurteilten, der zwei Jahre Zuchthaus
Gegen drei katholische Arbeiter
Bon der Presse völlig unbeachtet, hat sich gestern vor der zweiten Großen Straftammer des Land gerichts III unter Borsiz von Landgerichtedirektor Siegert eine neue Gerichtstragödie ab gespielt, die abermals die unerhörte Härte der letzten Antiterrorverordnung aufzeigt. Wegen einer in der Nacht Dom 15. Auguſt ausgebrochenen Schlägerei an der Ede der Wilmersdorfer und Kantstraße, bei der feineswegs ernsthafte Berlegungen entstanden sind, ist
der Fahrstuhlführer Erwin Kupczak zu 1½ Jahren Zuchthaus, sein Bruder Bruno Kupczak und sein Freund, der Arbeiter Rubalczyk zu je 15 Monaten Zuchthaus verurteilt worden.
Gegen alle drei wurde Haftbefehl erlassen und Bewährungsfrist wegen der Schwere der Tat" abgelehnt.
erhalten hat, passiert das sonst noch?
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Aus den sechs Wochen find Monate geworden, und jetzt ist Eide seit drei Tagen flüchtig! Dieser Eicke hat Kollegen! Im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Mordtaten in Fried richskoog waren wegen der Ueberfälle auf Reichsbannerleute drei SA. Leute zu Zuchthaus. strafen von 1½ bis 2 Jahren verurteilt worden. Bis auf einen, der sofort verhaftet werden fonnte, sind die übrigen geflüchtet,
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Mehrere Angeklagte waren zu Gefängnisstrafen von vier bis zehn Monaten verurteilt worden. Auch sie sind verschwunden. In den Nazitreisen an der Westküste erzählt man sich jetzt, daß die geflüchteten SA.Leute sich teils im Naziparadies Oldenburg, teils in Mecklen= burg befinden.
Die Bemühungen der Staatsanwaltschaft, die ebenso feigen wie gewalttätigen Burschen in die Gefängnisse zu bringen, find bisher ergebnislos geblieben.
Alle drei Angeklagten sind strenge Ratho. SprengstoffurteilgegenKommunisten liken, die sich politisch überhaupt nie betätigt haben und höchstens der Zentrums= partei als Wähler nahe stehen. Erwin K., der Fahrstuhlführer im Café König ist, ein wegen feines ruhigen, höflichen Wesens bei allen Berufs= kollegen und Gästen gleich beliebter Mensch, der erst zwei Monate zuvor geheiratet hat, soll nach einer Geburtstagsfeier seiner jungen Frau in etwas angeheitertem Zustand mit einem Nationalsozialisten zusammengestoßen sein.
Ueber die Entstehung dieser Keilerei war schon deshalb nicht volle Klarheit zu erlangen, weil der zu Boden geschlagene Nationalsozialist als Be lastungszeuge zugeben mußte, daß er selber angetrunken war. Ist er wirklich Nazischwein" tituliert worden, wie er behauptete, wer hat zuerst geschlagen, läßt sich die Angelegenheit überhaupt als politisch bezeichnen? Lauter Fra = gen, die nicht eindeutig beantwortet werden können. Daß Erwin K. eine gewisse Animosität gegen Nationalsozialisten empfand, mag schon zu treffen, wenn man bedenkt, daß er als Fahrstuhl führer im Café König wiederholt das Ueberfalltommando gegen hatenkreuzlerische Rowdys alarmieren und Gäste gegen antisemitische Kra feeler schüßen mußte.
Nasen
Jedenfalls steht fest, daß sich Passanten einmischten, die sich mit dem Angeklagten Erwin Kupczat und mit den inzwischen hinzugekommenen Bruno Kupczat und Rubalczyk herumschlugen. Ein verletztes nicht einmal lädiertes bein und ein Schlag auf die Schläfe waren die ganze Bilanz dieser völlig unpolitisch gewordenen Schlägerei, wie sie dugendweise in Groß- Berlin jede Nacht vorkommt.
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Und dafür 48 Monate Zuchthaus auf drei Angeflagte verteilt! 48 Monate Zuchthaus für etwas, was jonft mit 50 Mark Geldstrafe oder schlimmftenfalls zwei Wochen Gefängnis mit Bewäh rungsfrist geahndet wird! Die Große Straffammer ging fogar über die Forderung des Staatsanwalts hinaus, der nur die Mindeftftrafe der Nofverordnung, nämlich 1 Jahr Zuchthaus, beantragt hatte!
So geht das nicht weiter! Jedes neue Urteil auf Grund der Antiterrorverordnung vom 9. August ist ein Beweis mehr für die Notwendig feit ihrer schleunigsten Aufhebung und darüber hinaus einer Ueberprüfung sämtlicher Urteile, die auf ihr beruhen!
Weffen Schuld?
Naziverbrecher auf der Flucht
In Pirmasens wurde seinerzeit ein umfangreiches nationalsozialistisches Bombenlager aufgedeckt. Als Verfertiger der Bomben wurde der Nationalsozialist Theodor Eide festgestellt, der in einem großen Wert als„ Sicherheitsfommissar" angestellt war. Eide hatte umfang reiche Sprengstoffdiebstähle begangen.
Am 15. Juli 1932 wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Strafe war ungewöhnlich milde. Eide verteidigte sich, daß er aus lauteren patriotischen Motiven" gehandelt hätte, er habe nämlich die Bomben angefertigt zur Abwehr eines KPD.Putsches Das Gericht hat ihm die Motive geglaubt Wozu die NSDAP . Bomben gebrauchte, hat sich in der Terrorzeit nach der Wahl vom 31. Juli herausgestellt.
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auf
Alsbald nach dem Urteil wurde der Strafvollzug ausgesezt. Eide wurde fechs Wochen aus der Haft entlassen!
In dem Prozeß gegen sieben Berliner Kommunisten, über den bereits berichtet wurde, fällte heute nach dreitägiger Verhandlung der vierte Straffenat des Reichsgerichts folgendes Urteil: Die Angeklagten werden mit Ausnahme von Emmerich und Barnizke der Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit Sprengstoffverbrechen und Vergehen gegen das Republitschutz-, Kriegsgeräte- und Schußwaffengesez sowie der Angabe eines falschen Namens für schuldig befunden. Es werden verurteilt: Lesniemsti zu fünf Jahren und Behring zu vier Jahren Zuchthaus unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf zehn Jahre, Behr und Bedmann zu je 2% Jahren und Bauersfeld zu 1½ Jahren Zuchthaus unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre. Die Angeflagten Emmerich und Barnife werden zu je zwei Jahren Festung verurteilt, wobei ihnen die Ueberzeugungstäterschaft zugebilligt wird.
Funkstunde empfiehlt:
Ein waschechter Putschist gegen die Republik
In einer neuen Reihe ,, Wir stellen vor" hat die Funkstunde vor acht Tagen einen Dr. Edgar Jung aus München sprechen lassen, der unter anderem als Führer der Truppe vorgestellt wurde, die seinerzeit die Separatistenregierung erschoß und der von den Franzosen aus Saarbrüden ausgewiesen wurde.
PREUSSEN
URTEIL
DES
REICHS
GERICHTS
Die Versucher
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RECHT!
NOTSTANDS
ZEITUNG
DEUTSCHE
D.A.Z
NEUE NOTVERORDNUNG
Gestern abend ließ sie als zweiten Redner in der neuen Reihe Dr. Kleo Pleyer sprechen. Zur Einführung dieses Herrn gab der Sprecher der
Funkstunde, Abteilung Beitfunt", Herr Mariaug, eine biographische Emp fehlung, in der er betonte, daß Dr. Pleyer, der Führer der„ Bündischen Reichsschaft", im Hitler Ludendorff- Putsch, an pro minenter Stelle mitgewirtt habe. ein besonderer ,, Freund" der Tschechen sei, die ihn zum Dank eingefertert haben und der sich jetzt als Jungbauer und nationalistischer Jugendführer betätige.
Dr. Pleyer selbst führte unter anderem aus, daß Nachgiebigkeit um jeden Preis der Grundsaß der Außenpolitit des Novembersystems" ſei. Statt dessen müsse der Geist des Grenzkampfes" herrschen.
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Wen wird man uns nächstens vorstellen? Herrn Röhm oder Herrn Heines? Wann ist der Rathenaumörder Techow an der Reihe?
9. November und Rundfunk
Ein Protest des sozialistischen Kulturbundes
Der Sozialistische Kulturbund hat wegen der Ablehnung des Vortrages ,, Der 9. No Dember und die Arbeiterschaft" durch die Arbeiterschaft" durch die Deutsche Welle und die Berliner Funk stunde, die vom Vorwärts" bereits gefennzeichnet wurde, an das Reichsministerium des Innern folgendes Schreiben gerichtet: ,, Hierdurch unterbreiten wir dem Ministerium folgende Angelegenheit zur Entscheidung:
Bei der Direktion der Deutschen Welle wie der Berliner Funtstunde hatten wir beantragt, in das Rundfunkprogramm am 9. November einen Bortrag des früheren Herrn Reichstagspräsidenten Paul Löbe über das Thema„ Der 9. No= Dember und die Arbeiterschaft" aufzu= nehmen. Die Direktionen der genannten Sender haben den Vorschlag abgelehnt mit der Begründung, es sei zu befürchten ,,, daß dieser Vortrag zu lebhaften Auseinandersezungen in der Deffentlichteit Anlaß geben und mithin zu einer Verschärfung der politischen Gegenfäße beitragen würde".
Die Begründung der Ablehnung erscheint uns nicht stichhaltig. Vielmehr dürfte die Befürchtung, daß der Bortrag zu lebhaften Auseinandersetzungen in der Deffentlichkeit Anlaß geben und damit zu einer Verschärfung der innenpolitischen Gegensäge beitragen würde, noch weit mehr für die Ablehnung des Vortrages zutreffen. Denn weite Kreise der Arbeiterschaft und darüber hinaus der republikanischen Bevölkerung werden diese Ablehnung als eine Mißachtung ihrer Gefühle empfinden. Die Ablehnung wirkt um so verbitternder,
Schafft Munition!
Für den Wahlkampf!
als in letzter Zeit eine große Anzahl national. sozialistischer und rechts gerichteter fozialistischer und rechts gerichteter Darbietungen zugelassen worden ist, die teilweise zu lebhaften Auseinandersetzungen geführt haben, also in ihrer Wirkung nicht anders zu bewerten sind als der Vortrag zum 9. November fälschlich beurteilt wird.
Wir weisen ferner darauf hin, daß mit dem 9. November 1918 der Grundstein gelegt worden ist für den Aufbaudesrepublitanischen Staates, der dem deutschen Volke den Weg aus dem Chaos zum Wiederaufstieg geebnet hat. Es müßte daher eine Ehrenpflicht des Rundfunks als einer Einrichtung der deutschen Republik sein, der entscheidenden und positiven Bedeutung dieses Tages in seinem Programm zu gedenken. Der republikanische Teil des deutschen Volkes kann es nur als eine beschämende Tatsache empfinden, daß der Rundfunk nicht von sich aus diese selbstverständliche Pflicht erfüllt.
Die Haltung des Rundfunks muß um so mehr befremden, als zum Beispiel der Berliner Sender für den 28. Oktober eine Hörfolge über Mussolini anläßlich des zehnjährigen Gedenttages des Marsches auf Rom vorgesehen hatte. Diese Berbeugung vor einem ausländischen Herr schaftssystem, das das Deutschtum in Süd tirol brutal unterdrückt, läßt das Verhalten der deutschen Sender in einem besonders merkwürdigen Licht erscheinen, wenn auf der anderen Seite den breiten Boltsschichten des eigenen Landes das elementarste Recht, an einem Schicksalstag des deut schen Volkes zu Wort zu kommen, verweigert wird.
Bleibt die Ablehnung aufrechterhalten, so ist damit zweifelsfrei dargetan, daß im Rundfunk mit 3 meierlei Maß gemessen wird. Die starke Erregung, die schon in weiten Bevölkerungsfreisen über die einseitige Programmhaltung des Rundfunts herrscht, wird dadurch nur noch mehr ge= steigert werden, so daß gerade durch die Ableh= nung unseres Vorschlages die befürchtete Ver schärfung der innenpolitischen Gegensäge eintreten wird.
Wir bitten daher das Reichsinnenministerium, die Entscheidung der Direktionen der Deutschen Welle und des Berliner Senders aufzuheben und den berechtigten Wünschen der republikanischen Be
Rechnung
Unterstützt den Kampf für Freiheit und Brotten edung zu tragen, damit der von der
Reichsregierung wiederholt betonte Grundsatz der Unberparteilichkeit auch im Rundfunk zur Geltung
Freiwillige Spenden auf Postscheck- Konto 14 157( Adolf Holz) gebracht wird.
Haftung der Bankruineure
Auch Rothschild soll büßen
Die Regierung der Republik Deutschösterreich hat eine Notverordnung zur Sicherstellung ( Pfändung) des Vermögens derjenigen erlassen, die für den so folgenschweren 3usammenbruch der Kreditanstalt verantwortlich sind. Diese Großkapitalisten segen natürlich alle Rechtsmittel und sonstigen Hebel gegen die Ausführung jener Verordnung in Bewegung, und in einem Falle hat das Handelsgericht den Antrag der Finanzbehörde bereits abge wiesen. Das war nur möglich, weil die Verordnung nicht von vornherein gegen gerichtlichen Eingriff hieb- und stich fest gemacht worden ist.
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Gegen einen Hauptverantwortlichen aber, den ,, Baron " Louis Rothschild , der während der letzten Jahre Präsident der Kreditanstalt ge= wesen ist, geht die Regirung des Bürgerblocks überhaupt nicht vor; er besitzt zwar ein Riesenvermögen, ist aber nach dem Gesetz nicht hastbar, meil er nicht dem geschäftsführenden Borstand, sondern dem verantwortungsfreien- Verwaltungsrat angehört. Diesen Mangel nun zu erfegen, haben die Sozialdemokraten beantragt, daß die Banthaftung auch gegen Berwaltungsräte geltend gemacht werde. Weiter verlangen sie, daß die in verfassungs= widriger Form angeordnete und darum vor gerichtlicher Aufhebung nicht gesicherte Sicherstellung des Vermögens der Schuldigen in die korrekte Gesezesform umgewandelt werde. Das Gesetz soll als Verfassungsgese beschlossen werden; damit nicht einge. wendet werden kann, es handle sich um ein Ausnahmegesetz gegen Einzelpersonen.
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Nun haben die bürgerlichen und faschistischen ,, Antikapitaliften" das Wort!
2000 Hungermärschler Gegen den Bedürftigkeitsnachweis Eigener Bericht des Vorwärts" London , 26. Oftober Die aus allen Teilen Englands auf London zuströmenden Hungerdemonstranten, deren Bahl auf 2000 geschäßt wird, treffen zum großen Teil in der Nacht zum Donnerstag in der Hauptstadt ein. Sie werden in den kommenden Tagen demonstrieren gegen die geringe Höhe der Arbeitslofenunterstügung, vor allem aber gegen den Bedürftigteitsnachweis. Die Londoner Polizei hat große Vorbereitungen getroffen, um unliebsame Zwischenfälle von vornherein unmög lich zu machen.
Der Abgeordnete der Unabhängigen Labour. Party McGovern beantragte, daß eine Dele gation der Demonstranten vor dem Unter. haus die Forderungen der Arbeitslosen vortragen könne. Dazu wird es schwerlich kommen. Aber das Barlament wird sich ohnedies am Donnerstag mit einer neuen Vorlage zur Abänderung des Verfahrens bei Anwendung des Bedürftigkeits. nachweises befassen. Daß der Grundsaß des Bedürftigkeitsnachweises beibehalten werden wird, ist faum zweifelhaft. Die Labour- Party, deren Mißtrauensantrag gegen die Regierung inzwischen mit 462 gegen 55 Stimmen abgelehnt wurde, wird jede Form des Bedürftigkeitsnachweises im Barlament bekämpfen.