Nr. 203.
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für 1896 unter Nr. 7277.
Vorwärts
13. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Benth- Straße 2.
An die Leser des„ Borwärks". Aus der Erklärung der augenblicklich in Berlin befindlichen Redakteure des Vorwärts"( in der DonnerstagsNummer) ersehen die Leser, daß ich die Art und Weise, wie die Polemik mit Genossen Dr. Quard im Vorwärts" geführt wurde, mißbillige.
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Der eine der politischen Redakteure, Dr. Adolf Braun , war gleich nach Erscheinen des ersten Artikels von mir er sucht worden, das persönliche Moment aus der Polemik zu entfernen und, da ich anderer Ansicht als er, nicht mehr im Namen der Redaktion gegen Quard zu polemisiren. Meinem Verlangen wurde nicht entsprochen. Auf den Inhalt der Erklärung eines Theils meiner Kollegen gehe ich nicht weiter ein. Die Sache wird ihre ordnungsmäßige Erledigung finden. Mitte der nächsten Woche bin ich wieder in Berlin .
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Sonntag, den 30. August 1896.
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An die Redaktion des Vorwärts",
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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
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Verfasser der persönlichen Angriffe geben. Was ich nach dem flaren Wortlaut meiner Deffentlichen Aufforderung" verlangte, war vielmehr, daß sich die Genossen, die mich an meiner Ehre anLeider sehe ich mich von neuem genöthigt, in der Diskussion gegriffen haben, selbst nennen möchten, weil es doch wohl über meine Gewerkschaftsvorschläge auf zahlreiche, grundsäßlich allgemeine Anstandspflicht ist, für persönliche Verdächtigungen wichtige Unrichtigkeiten zu antworten, die dem Vorwärts" in auch persönlich die Verantwortung zu übernehmen, nicht aber, feinem Artikel vom 27. d. M. Jn eigener Sache" untergelaufen sich hinter einer Redaktion zu verstecken". Außerdem verlangte bitte, daß mich die Redaktion nicht wieder nöthigt, ein anderes lichen Werdächtigungen gemeint sei und Beweise für die find, indem ich um Aufnahme folgender Beilen in der Hoffnung ich nähere Auskunft über dasjenige, was mit den beiden persön Blatt zur Veröffentlichung derselben zu benutzen. selben. Mit bezug auf den Verfasser in Nr. 193 vertröstet mich 1. An den geschäftsführenden Ausschuß der Partei habe ich der Vorwärts" auf später. Er werde sich melden und mich nicht gewandt, weil ich von vornherein annahm, der beweisen. Gut. Mit bezug auf die Behauptungen in Borwärts" würde meine Einsendungen nicht abdrucken. Ich Nr. 191 macht er allgemeine Redensarten, welche die Sache nicht habe letzteres zu jener Zeit noch immer nicht für möglich ge- treffen und will mir dafür Vorlesungen darüber halten, halten, allerdings sehr zu unrecht, wie sich jetzt gezeigt hat. Ich was sich schickt". Ich lehne diese Belehrung wegen Ungu habe es nur für meine Genossenpflicht erachtet, die Parteileitung ftändigkeit der belehrenden Stelle ab und frage nochmals: Was über die unerhörten Dinge zu unterrichten, die sich in Abwesen ist es, daß mich mit der Schicht sozialpolitischer Reformer noch heit des Genossen Liebknecht in der Redaktion unseres Zentral- mehr verbindet als persönliche Beziehungen"? Ich bitte um organs teineswegs des Rechts, die Einsendungen, Zweck der Verdächtigung aufgestellte Behauptung. an abspielen. Damit begab ich mich aber flare Antwort und um Beweise für die offenbar zum deren Aufnahme mir der Vorwärts" ver 4. Es ist unrichtig, daß ich bis vor kurzem" Redakteur Nur über die Schlußbemerkungen der Erklärung ein weigerte, und die nichts, als die allernoth- und Leitartikelschreiber der Frankfurter Beitung" war. Ich bin, Wort, weil aus ihnen gefolgert werden könnte, ich habe wendigste Abwehr früherer Angriffe des Vor- wie der Vorwärts" mindestens aus meiner, dem Genossen Redaktionskollegen zu vergewaltigen gesucht. Das ist mir wärts" enthielten, au veröffentlichen, wann Dr. Braun wohlbekannten, freilich schon bei ihrem Erscheinen natürlich nicht eingefallen, und ich glaube, in feiner Re- und wo ich wollte. Traurig genug, daß ich zur Veröffent von ihm sehr eigenthümlich behandelten Broschüre zur Naturgeschichte der Frankfurter Zeitung "" erfahren haben muß, seit daktion der Welt ist das demokratische Prinzip konsequenter lichung an anderer Etelle gezwungen wurde. 2. Es ist mir gar nicht eingefallen, mich hinter Autoritäten Mitte 1891, also seit zirta fünf Jahren, nicht mehr durchgeführt, als in der des Vorwärts". Ich habe über zu verstecken", in diesem Falle hinter dem Genossen Liebknecht . Redakteur, und seit Ende 1892, alfo feit sirta vier haupt in meinem Leben noch keinen Menschen als unter- Ich habe den Kampf mit den Kritikern des„ Vorwärts", dächte Jahren, nicht mehr Leitartikelschreiber der geordnetes Wesen behandelt. Was ich in dem vorliegenden ich, zu lange und zu sachlich in eigener Person geführt, als daß Frankfurter Beitung", habe vielmehr seitdem dieses Blatt und Fall forderte: Sachlichkeit der Polemit mit einem Genossen ich es nöthig hätte, mich hinter jemand zu verstecken". Erst als die bürgerliche Demokratie bei jeder Gelegenheit öffentlich auf das zu fordern war meine elementar ste Pflicht. der„ Borwärts" mir in einer Weise, die allen demokratischen das entschiedenste bekämpft. Das weiß der Vorwärts", Und daß ich ein echt habe, die Verantwortlich- Grundsägen widerspricht, die Aufnahme meiner Einsendungen trobem fchreibt er: bis vor kurzem". Dagegen für von mir mißbilligte Auslassungen abzu verweigerte und damit der gauze Ruf unferes Zentralorgans bin ich seitdem regelmäßiger Mitarbeiter des Vorwärts", Ber lehnen, das wird doch das wird doch kein vernünftiger Mensch Nähe von Frankfurt weilend und von der Sache unter Theil die Sozialgefeßgebung betrafen, ferner mit ben meisten in Frage kam, hat Genosse Liebknecht , zufällig in der faffer von hunderten von Leitartikeln desselben, die zum größten mir bestreiten. Für alles aber, was redaktionell im richtet, a us aus eigenem Antriebe bekannt gegeben, Redakteuren des Vorwärts" persönlich genau und gut bekannt. ,, Vorwärts" steht, bin ich, der von der Partei ernannte daß er die Zurückweisung meiner Einsendungen durch Daraus erklärt es sich auch, daß ich ohne besondere Formalitäten Chefredakteur des Vorwärts", der Partei verantwortlich. den Vorwärts" nicht billige. Ich gebe zu, daß diese Kund- mit ihnen auf Postkarten forrespondire, was mir jetzt in Wo Meinungsverschiedenheiten obwalten, habe ich niemals gebung für die übrigen Redakteure des Vorwärts" nicht sehr dem einen Falle als Attentat auf die Etikette angerechnet wird. daran gedacht, einem Kollegen Gewissenszwang anzuthun. angenehm war. Aber sie hatten dieselbe doch durch eigene Schuld 5. Es ist unrichtig, daß meine Abwehr der vom„ Vorwärts" Ich habe in berartigen Fällen die Frage als offene be- herbeigeführt und sollten jeht nicht versuchen, mir neue Bor - aus dem Handelsangestellten" übernommenen Angriffe, die ja handelt, und es den einzelnen Redakteuren überlassen, ihren würfe zu machen, zumal da sich der Verfasser des Angriffs auf wohl noch gedruckt werden wird und auf deren Inhalt einzu Standpunkt individuell zur Geltung zu bringen. Das ist mich in Nr. 193 jetzt umgekehrt feinerseits hinter anderen ver- gehen sich der Vorwärts" jetzt endlich genöthigt sieht, so ge gewiß demokratisch. Nicht demokratisch ist es, mich Arbeit der Redaktion" gewesen. Das gilt erstens nicht für berufe mich in derselben nämlich nicht auf ein mir von Er behauptet nämlich, der Artikel sei gemeinsame lautet hätte, wie der Vorwärts" entstellend mittheilt. Ich durch Majorisirung in der Redaktion des" Vorwärts" den Genoffen Ledebour , der auch die letzte Kundgebung der einem Herrn Dörnberger in Fürth ausgestelltes Leu mundtodt machen zu wollen. Solches hinzunehmen wäre Redaktion nicht mit unterzeichnet hat. Und das ist zweitens mundszeugniß", sondern ich theile im Wortlaut einen Proteft gegen meiner ebenso unwürdig, wie der Partei, die mich an journalistisch eine Ungereimtheit. Giner muß doch den Artikel die vom Vorwärts" theilweise übernommenen Berleumdungen diesen Posten gestellt hat. geschrieben haben, und der soll sich nennen. Ob ihm die des Handelsangestellten" mit, den mir die organisirten anderen ihre Zustimmung ertheilt haben und noch erklären, ist Handlungsgehilfen von Nürnberg und Fürth eine zweite Frage. Ich erwarte also jest, daß um( Raufmännische Union) durch ihren Vorsitzenden Dörnberger gefehrt der Verfasser der persönlichen An- bermitteln ließen mit dem ausdrücklichen Wunsch, ich möchte die griffe auf mich nicht länger, Berstecken" spielt. Buschrift öffentlich verwerthen. Ich berufe mich auch nicht blos 3. Es ist unrichtig, daß ich von der Redaktion des auf eine Rede des Genossen Dreher", sondern ich trete der vom ,, Vorwärts" verlangt hätte, sie solle mir„ Auskunft" über die" Borwärts" aus dem„ Handelsangestellten" übernommenen Be eines Mädchens gewinnen. Sie fonnte meiner Werbung wilden Lebensart auf; der junge Schelm wäre ein tapferer oder ihrer eigenen Neigung nicht widerstehen! Wir flohen. Ritter geworden! Mein Unstern führte mich nach Mailand , In diesen Worten liegt der Faden für meine fernere wo ich mit dem Visconti zu thun hatte. An einem schönen Geschichte. Mein Schwert und meine Adeline waren Morgen im Juni wurde uns der Knabe entführt. alles, was ich besaß. Die Gesellschaft wies uns Entführt! wie? Durch wen?" von sich, die Kirche bedrohte mein ewiges Heil, der" Die erste Frage ist leicht beantwortet; der Knabe Großmeister mein Leben. Ich wurde ein Glücksritter. war mit seiner Amme im Hofe, das nachlässige Mädchen Das Glück und meine rechte Hand begünstigten mich. verließ ihn nur ein oder zwei Minuten, um ihm, so sagte Der Seufzer und das veränderte Wesen Monreal's Ich habe diejenigen, die mich verfolgten, erzittern gemacht. sie wenigstens, irgend ein tindisches Spielzeug zu holen; entgingen Adrian nicht, und er brachte es natürlich mit Mein Name soll noch als ein Stern oder als ein Meteor als sie zurückkehrte war er fort und hinterließ keine Spur, dem holden Wesen in Beziehung, deren Gesang es offenbar über beunruhigten Nationen schweben, und ich erhalte ausgenommen sein kleines Barett mit der Feder auf demselben. veranlaßt hatte. vielleicht von dem Papst durch Gewalt, was er meinen Die arme Adeline, wie oft hat sie diese Reliquie gefüßt, Jene liebenswürdige Dame", sagte er freundlich, Bitten versagte: die Dispensation. Vielleicht kann ich an bis sie naß war von Thränen!" spielt die Laute mit einer wahren Feenhand, und die demselben Tage Adelinen das Diadem und den Ring In der That, ein seltsamer Zufall; aber welchen Zweck flagende Melodie scheint mir aus der Provence zu sein." anbieten genug davon. Ihr bemerktet Adelinen's konnte" „ Es ist das Lied, das ich sie lehrte," sagte Monreal Gesichtsfarbe scheint sie nicht kränklich zu sein? Mich„ Ich will Euch sagen," unterbrach ihn Monreal ,,, was traurig, und mit dem ich zuerst mich um ein Herz bewarb, erfüllt jene wechselnde Röthe mit Besorgniß, und sie be- ich mir denke: Als Adelinens Mutter erfuhr, daß wir das nie sich mir hätte hingeben sollen. Ach, junger wegt sich mit Mühe, ihr Schritt war einst so schnell und einen Sohn hatten, schickte sie ihrer Tochter einen Brief, der Colonna! so manche Nacht flog mein Boot im Mondschein leicht." ihr fast das Herz brach, indem sie die Liebe zu mir ihr die Sorgia hinab, welches das Schloß ihres stolzen Vaters Der Wechsel der Gegend und der milde Süden werden zum Vorwurf machte, als wäre sie dadurch die Verworfenste bespült und meine Stimme erweckte das Echo mit der bald ihre Gesundheit wieder herstellen," sagte Adrian, und ihres Geschlechts geworden. Sie bat fie, mit ihrem Kinde Serenade eines Troubadours. Süße Erinnerungen! bittere bei Eurer Lebensweise kommt sie so wenig mit andern, be- Mitleid zu haben und es nicht zu einem Räuberleben aufFrüchte!" sonders von ihrem Geschlecht, in Gesellschaft, daß ich glaube, wachsen zu lassen so nannte sie die kühne Laufbahn sie wird selten an das erinnert, was in ihrer Lage Walters von Monreal! Sie erbot sich, das Kind selbst empfindlich sein muß. Und die Liebe des Weibes, Monreal , in ihren dumpfen Mauern zu erziehen, und es ohne schüßt es, wie wir beide erfahren haben, vor manchem Zweifel für eine geschorene Platte und eine Mönchskutte Sturm." geeignet zu machen. Sie zürnte sehr, als seine Mutter " Ihr sprecht beruhigend," erwiderte der Ritter, aber sich von ihrem Schatz nicht trennen wollte! Sie allein konnte, „ Eure Geliebte ist also edler Geburt?" Ihr kennt nicht alle unsere Sorgen. Adelinens Vater starb, wie es mir schien, theils aus Rache, theils aus einfältigem " Sie ist es," antwortete Monreal mit einem tiefen, wie man behaupten wollte, vor Gram, aber alte Männer Mitleid für das Kind Adelinens, theils aber auch vielleicht unverkennbaren Gefühl, welches, außer in der Liebe, selten sterben an manchen andern Krankheiten! Die Mutter, aus frommem Fanatismus uns den Knaben geraubt haben. seine kühne Brust erfüllte. Sie ist es, unsere Geschichte eine Dame, die sich fürstlicher Abkunft rühmte, nahm Ich erfuhr von der Amme- welche, wäre sie nicht von ist furz wir liebten uns schon als Kinder; ihre die Sache noch strenger, als ihr Gemahl; sie schrie um demselben Geschlecht gewesen, wie Adeline, mein Dolch Familie war reicher, als die meine; wir wurden getrennt. Rache was seltsam war, denn sie ist so andächtig wie bestraft haben würde daß auf ihren Spaziergängen ein Man gab mir zu verstehen, daß sie mich aufgegeben habe. ein Dominikaner , und die Rache ist nicht chriftlich in bejahrtes Weib, scheinbar niedrigen Ranges( das fonnte Ich verzweifelte, und in der Verzweiflung nahm ich das einem Weibe, wenn auch ritterlich für einen Mann! Wir Verkleidung sein) fie oft aufgehalten und das Kind liebkost St. Johanniterkreuz. Der Zufall brachte uns wieder zu hatten einen Knaben, unser einziges Kind, er war Adelinens und bewundert habe. Ich reiste schnell nach Frankreich - sammen. Ich überzeugte mich, daß ihre Liebe unverändert einziger Trost während meiner Abwesenheit. Sie liebte bas alte Schloß des de Courval war an den nächsten Erben sei. Das arme Kind! sie war selbst damals edler ihn so, daß, hätte er nicht ihre Augen gehabt, und wenn gefallen, und die Wittwe war fort, niemand wußte wohin; Ritter, nur ein Kind! ich wild, abenteuerlich gefinnt und er schlief, ihr so ähnlich gesehen, ich eifersüchtig hätte man glaubte aber, fie habe den Schleier in irgend einem vielleicht nicht unerfahren in den Künsten, die das Herzl werden können. Er wuchs fräftig und rüftig in unserer I entfernten Kloster genommen."( Fortsetzung folgt.)
60]
Rienzi.
W. Liebknech t.
Der letzte der römischen Volkstribunen.
Roman von Edward Lytton Bulwer .
Als Monreal diese Töne vernahm, brach er die Unterredung ab und bedeckte seufzend das Gesicht mit seiner Hand.
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Wie so bitter? Ihr liebt Euch ja noch!"
Aber ich habe das Gelübde der Ehelofigkeit abgelegt, und Adeline de Courval ist nicht verheirathet, da sie es doch sein sollte. Dieser Gedante quält mich mehr, als vielleicht selbst sie, meine arme Adeline!"
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