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Papen   Dilettantismus Lobe über das Wirtschaftsprogramm" Essen  . 27. Oktober. Der frühere Reichstagspräsident L ö b e sprach gestern abend hier in einer Massenkundge- b u n g der Sozialdemokratischen Partei. Er setzte sich u. a. mit dem Wirtschaftsprogramm des Reichskabinetts auseinander. Wenn es Herrn von Papen gelinge, so erklärte er, zwei Millionen Arbeitslosen Arbeit und Brot zu verschaffen, werde die Sozialdemokratie das neiolos als einen großen Erfolg anerkennen. Aber leider habe er wenig Hoffnung, daß der Kanzler sein Ziel er- reiche. Ein Drittel der heute noch beschäftigten deutschen Arbeiter sei in den Industriebetrieben tätig, die für den A u s la n d s e x p o r t arbeite- ten. Die deutsche Ausfuhr aber werde durch die Kontingentierungen aufs schwerste ge- troffen. Nur die Umwandlung des prioatkapitali- stifchen Wirtschaftssystems in die sozialistische Planwirtschaft könne, so schloß Lobe, den darbenden Massen einen neuen Aufstieg bringen.
ZnternaNonale" bei den Nazis Nsinksll 6er �ie�i-I�ekrsr in Pleullöüo Feiges Kneifen
Heines-Glütk Sprengstoff-Prozeß vertagt Wie wir heute morgen erfahren, ist der auf Freitag, den 28. Oktober, angesetzte Termin zur Verhandlung des nationalsozialistischen Attentats in Reichenbach vor dem Sondergericht in Schweidnitz   wiederum und zwar vorerst auf den 3. November verschoben ivorden. Als Grund wird angegeben, daß ein »euer Verteidiger eingetreten sei, der sich erst genügend mit der Prozeßmaterie vertraut machen müsse. Bekanntlich steht in diesem Prozeß auch der schlesische SA.- Führer und Feme­mörder Heines vor dem Sondergericht, der durch seine Wiederwahl am V. November in den Reichstag   wieder seine Immunität zu- rückzuerhalten hofft.
Wieviele Arbeitslose? Vollständigere Auskünfte verlangt Der Berwaltungsrat des Internationalen Ar- beitsamts hat in seiner Sitzung in Madrid   am 2t>. Oktober sich unter anderem auch mit der Ent- schließung über die Bekämpung der Wirtschaftskrise besaßt.' Die Arbeitnehmervertreter ersuchten den Direktor des Arbeitsamts, bei d e n R e g i e- r u ii g e n vorstellig zu werden, damit diese voll­ständige Auskünste über die Zahl der Arbeitslosen geben. Damit haben die Arbeitnehmervertreter einen sehr wunden Punkt berührt. Es ist kein Geheimnis mehr, daß die offiziellen Zahlen entweder noch nicht. oder längst nicht mehr ein richtiges Bild über die Arbeitslosigkeit in den einzelnen Ländern bieten. Die Tendenz geht der Richtigkeit vielfach vor, die nicht unterstützten Arbeitslosen werden nicht gezählt, dieunsichtbaren" Arbeitslosen können nicht gezählt werden, ganz abgesehen von Mängeln des statistischen Apparats. Wie die Regierungsvertreter sich zu dem eigent- lich selbstverständlichen Verlangen der Arbeit- nchmervertrcter stellen, steht noch nicht fest. Imnierhin ist die'Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß wir nach Abschluß gründlicher Nachprüfungen vollständigere Auskünfte über die Zahl der Arbeits- losen am Schlüsse des Jahres 1981 bekommen, und diese Auskünfte dann später fortgesetzt werden.
Die Angriffe aus Klepper Herr Zubke aus Köslin  Dem Klepper-Ausschuß des Preußischen Land- tags sitzt ein deutsch   nationaler Ab- geordneter vor, der alles andere als eine Zierde der Objektivität ist. Dieser Mann heißt Zubke, stammt aus Köslin  , ist von Beruf Rechtsanwalt und ist, da er deutschnational ist, im Sinne derneuen Staatssllhrung" selbstverständlich überparteilich". Wieüberparteilich", das hat er . dieser Tage in der Kösliner Stadtverordneten- Versammlung gezeigt. Zubke erklärte unter anderem, daßdie B e r- Handlungen des Klepper- Aus schuf- ses auf die Korruption der SPD.   und ihres Herrn Klepper ein ganz eigen- tümliches Licht geworfen" hätten. Bon sozialdemokratischer Seite wurde dem Reinigungs- fanatiker Zubke sofort erwidert, daß es ein merkwürdiger Vorgang sei, wenn der Vorsitzende des Klepper-Ausschusfes während eines schwebenden Verfahrens ein der- artiges Urteil abgebe Zubke habe den Ausschuß selbst vor einigen Tagen b'S nach den Reichstagswahlen vertagt und müsse wissen, daß die von ihm erhobenen Vorwürfe unberechtigt seien. Zubke nahm seine Anschuldigungen in der Sitzung trotzdem nicht zurück. Da» war anscheinend unter der würde dieses deutsch­nationalen Reinigungssanatiker». Aber persön- lich erklärte er dem sozialdemokratischen Sprecher still und leise, daß er nicht ge-
Der sogenannteNationalsozialistische Lehrer- Kampfbund" erlebte gestern abend in Neukölln eine mächtige Pleite. Die Neuköllner   Nazi- erzieher" hatten für 29 Uhr zu einer öffentlichen Lehreroersammlung nach demDeutschen Wirts- Haus" in der Bergstraße 13g in Neukölln ein- geladen. Ein Studienrat S ch w e d t k e, der seit Monaten in der reaktionären Presse einen ge- hässigen Kampf gegen die Karl-Marx  -Schule führt, sollte zu dem Thema:Erziehungserfolge der Karl-Marx-Schule" reden. Die Neuköllner Lehrerschaft wollte sich das Referat dieses Herrn Schwedtk« nicht entgehen lassen, und so war der Saal bereits 45 Minuten vor Beginn besetzt nur nicht mit Mitgliedern desNationalsozialistischen Lehrerkompfbundes" Der Versammlungsleiter, Rektor Freytag aus Neukölln, roch sofort den Braten, und so hielt er es für ratsam, einer geistigen Auseinander- setzung aus dem Wege zu gelten. Da wurde schnell der Dreh erfunden, daß man vergessen habe, die Versammlung polizeilich anzumelden man sei deshalb genötigt, die Kundgebung entweder ganz auszulösen oder als Mitgliederversammlung fort- zuführen. Zu letzterem habe man sich entschlossen, und Herr Freytag ersuchte die Anwesenden, so- weit sie nicht demLehrerkampfbund" ange- hörten, den Raum zu verlassen. Es erfolgten
zahlreiche erregte Zurufe, die der Nazi-Freytag damit beantwortete, daß er sich in eine Diskussion nicht einlassen könne. Nun erhoben sich die Neu- köllner Lehrer von ihren Plätzen, und wad übrig blieb, war ein Nazihäuflein von 12 Mann, meistens Rektoren Neuköllner Schulen. Spontan erscholl die Zuternationale durch den Saal, der sich langsam leerte. Inzwischen hotten dieLehrerkampfbündler", die wohl um ihre Sicherheit besorgt waren, einen SA.-Sturm" heranholen lassen. Als den brau- nen Burschen der Abzug der Neuköllner Lchrer- schaft zu lange dauerte, ergriffen einige der jugendlichen Strolche Stühle und prügelten damit auf die Lehrer los. Besonders tat sich ein ver- hetzter SA.-Mann hervor, der sich später nach seiner Festnahme noch als Schüler entpuppte. Die Nazis werden gestern endgültig gemerkt haben, daß sie bei den Neuköllner Lehrern nichts gewinnen könne». Vielleicht bietet sich noch ein- mal eine Gelegenheil zur Abrechnung mit den nationalsozialistischen Verleumdern. Nach dem gestrigen Hereinfall bezweifeln wtr jedoch ernst­haft, daß dieser famoseLehrerkampfbund" es noch ein zweites Mal versuchen wird, zu einer öffentlichen Lehrerversammlung aufzufordern.
Steine gegen Brüning �lationalsozialistiscbe Heldentaten
Bamberg  , 27. Oktober. Nach dem heute ausgegebenen Polizei- bericht kam es bei den B r ü n i n g- V e r s a m m- l u n g e n in Bamberg   auf den Straßen.zu starken Ausschreitungen. Vor den Sälen sammelten sich große Menschenmengen an, die Brüning mit schweren Beschimpfun- gen empfingen. Der Zutritt zu den Ver- sammlungsräumen konnte nur unter polizeilichem Schutz erfolgen. Bald nach Beginn der Verfamm- lungen mußte die Polizei die Straßen räumen, weil man den Redner in dem Versammlungsraum infolge des Lärms auf der Straße überhaupt nicht hören konnte. Zu Hilfe gerufene Landes- polizei wukde mit Steinwürfen empfan- gen, so daß der Gummiknüppel angewendet
werden mußte. Auch vor den Zentralsälen hatten sich über 1000 Personen versammelt. Auch hier wurde derart geschrien, daß der Platz geräumt werden mußte. Auf der Fahrt vom Gesellenhaus zum Hotel wurde gegen den Kraftwagen, in dem Dr. Brüning saß, ein Stein geschleudert. der ein Wagenfenster völlig zertrümmerte. D'e Demonstranten waren meist junge Leute ver- schiedener Parteirichtungen, unter ihnen in b e- sonders großer Anzahl Angehörige der NSDAP  . Die Demonstration war, wie die Polizei mitteilt, planmäßig organi- siert. Die Polizei hat drei Verletzte zu�oer- zeichnen. Auf Grund der Vorkommnisse wurden vom Stadtkommandanten die- p t> i i t istöfe» Versammlungen in Bamberg   bis auf wei- teres ver boten.
Lrolöor preis von t-eipziig
Rätsel um Leichenfund Unglücksfall oder Verbrechen? Die Reserve-Mordkommission wurde nach dem Neubaublock in der M a s s i n i st r a ß e im Nord- osten Berlins   gerufen. Hier wurde in ihrer Woh- nung im zweiten Stock l�es Hauses Nr. 32 die 54 Jahre alte Witwe Frieda Ieschke. geb. Neumann, aus Schleswig   in einer Blutlache tot aufgesunden. Die Reserve-Mordkommission unter Leitung von Kommissar Dr. Schambacher sowie der Gerichtsarzt Dr. Dyrenfurth wurden an den Tatort entsandt. Nach der vorläufigen Besichtigung ist in der Wohnung nichts geraubt worden. In einem Kittel, der in der Nähe hängt, fand man noch die Geldbörse. Die Leiche wurde beschlag- nahmt und ins Schauhaus gebracht. Wahrscheinlich ist die Fraa einem Blutsturz erlegen.
pellation über die Abrüstungspolitik einbringt und deren Besprechung beantragt. Perlinax wirft imEcho de Paris" Herriot   vor, daß er sich durch den Kriegsminister und die Ossi- ziere seiner Umgebung habe einschüchtern und einen zu weit gehenden Abrüstungsplan habe ausarbeiten lassen weil man ihm das«chreck- gespenst der Isolierung Frankreichs   an die Wand gemalt Hobe. Der Ministerpräsident und die übrigen Minister hätten schließlich nachgegeben in der Hoffnung, daß die Unnachgiebigkeit und die Ungeschicklichkeit der Berliner   Regierung sie davon entbinden werde, ihr Versprechen zu hallen. Es sei möglich, so meint Pertinox, daß dieser Fall eintrete. Aber das Gegentell sei auch wahrscheinlich und dann werde Frankreich   doch schließlich der Isolierung nicht entgehen.
lleberfall auf Reichsbanner Sechs SA.-k>eute festgenommen 3n den gestrigen späten Abendstunden verübten Rationalsozialisten auf mehrere Reichsbannerleute im Rorden Bertius an der Ecke hoch- und Wiesenstraße einen Uebecsoll. Drei Reichs- bannerkameraden erlitten Sopfverlehungen. Sie muhten zur nächsten Rettungsstelle gebracht werden. Die Reichsbannerleute kehrten zwischen 22 und 23 Uhr von einer Versammlung heim. Sie hatten kaum die Straßenkreuzung Hoch- und Wiesen- straße erreicht, als von allen Seiten Hakenkreuzler, die dort im Hinterhalt gelegen hatten, auf die Heimkehrenden eindrangen und auf sie einschlugen. Im Verlaufe der Schlägerei wurde die Fenster- scheide eines Geschäfts in der Wiesenstraße zer- trümmert. Von Bewohnern war inzwischen das Ueberfallkommando telephonisch alarmiert worden. Die Beamtin konnten noch sechs Haken- kreuzler fest nehmen. Die notionalsoziali- stischen Wegelagerer wurden der Politischen  Polizei übergeben. Insgesamt wurden in der letzten Nacht 23 Per- sonen wegen verschiedener Delikte festgenommen und eingeliefert.
Der Anwalt als Zeuge Beweisaufnahme im F elseneckprozeß Im Jelseneckprozeß begann heute die B e- weisaufnahme. Beim Zeugenaufruf meldete sich auch R.-A. Dr. Litten als Zeuge. R.-A. Dr. Löwenthal beantragte, Dr. Litten als ersten Zeugen zu vernehmen. Landgerichtsdirektor Böhmert erklärte, daß er beabsichtige. R.-A. Dr. Litten zu jedem einzelnen Fragen- komplex gesondert zu vernehmen. R.-A. Dr. Löwen- thal beantragte einen Gerichtsbeschluß. Land- gerichtsdirektor Böhmert wandte sich dagegen, da die Rechenfolge, in der die Zeugen zu vernehmen sind, durch den Vorsitzenden bestimmt werde. Es kam zu längeren Auseinandersetzungen zwischen dem Verteidiger und dem Vorsitzenden, R.-A. Dr. Litten war schließlich gezwungen, der Aufforderung, den Saal zu verlassen. Folge zu leisten. Es tonnte dann mit der Beweis- aufnähme begonnen werden.
Schwerer Sturz des Herrenreiters v. Papen an der AroLen blauer
mußt habe, daß Klepper kein Sozialdemokrat sei.. Zubke hat sich damit für das Amt des Bor- sitzenden des Klepper-Ausschufics als besonders geeignet" erwiejen. Dieser deutschnationale Vor- sitzende wir gönnen ihn Herrn Hilgenberg von ganzem Herzen ist zwar Rechtsanwalt, aber davon, daß es unzulässig ist. in ein schweben- des Versahren einzugre�en und er als Vorsitzender eines Ausschusses init seinen öffent- lichen Urteilen besonders vorsichtig sein muß, hat er ebensowenig Ahnung, wie von den politischen Voraussetzungen, die der Vorsitzende eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu erfüllen hat. Wahrscheinlich schimpft er sich des- halbüberparteilich". So wird seit dergrund- sätzlich neuen Stoatssührung" immer deutlicher, daß dort, wo Verstand und Begrisf fehlen, die Ueberparteilichkeit  " herhalten muß.
Beurlaubung Prof. Dehns. Prof. D. Dehn, um dessen Berufung aus den Lehrstuhl für praktische Theologie in Halle seinerzeit der Konflikt mit der Studentenschaft entstand, ist auf seinen eigenen Wunsch aus.zwei Semester beurlaubt worden. D. Dehn wird eine Studienreis« ins Ausland unternehmen.
Frankreichs   Abrüstung V/ie sie aussehen soll Eigener Bericht desVorwärts" Paris  , 27. Oktober. Der, neue französische   Abrüstungsplan war am Mittwoch Gegenstand einer mehr als vierstiindigen Beratung im Außenminifterium Zwischen 5)erriot, den drei Wehrwinistern und dem Kolonialminister. Der Regierungsentwurf soll am Freitag dem Obersten Landesverteidigungsrat unterbreitet werden. Nach demMatin" ist der Plan hauptsächlich aus die Verteidigung eingestellt, Frankreich  konzentriere seine Anstrengungen aus die Deckung seiner Grenzen, deren absoluie Unverletzlichkeit es durch eine Organisation aufrechterhalten wolle, die den französischen   Truppen im Angrifsssalle ein Minimum von Opfern sichert. Falls Frankreich  in Genf   bestimmte Sicherheitsgarantien und die Gewißheit erlangen sollte, in einem Konflikt weder moralisch, noch materiell isoliert zu sein, würde der Plan eine herabsehung der Militär- dienstzeit von 12 aus 9 Monate vorsehen. Als Gegenleistung sollen die Zahl der Reserve- Übungen erhöht und die militärischen Vorberei­tungen verstärkt werden. Außerdem sollen Milizen geschassen werden. Herriot   wird vielleicht heute nachmittag in der Kammer einig« Angaben über den Plan machen, wenn Abg. Franklin-Bouillon seine Inter-
Todesurteil Grundbesitzer erschießt Pächterfrau Stendal. 27. Oktober. Das Schwurgericht verurteilte gestern den Tisch­ler und Grundbesitzer Georg Große aus Barnebeck   wegen vollendeten Mordes und versuchten Mordes in zwei Fällen zum Tode sowie zu fünf Iahren Zuchthaus   und zu dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Der Verurteille lzatle am 12. Juli dieses Jahres nach einem kurzen Wortwechsel, der wegen Pacht- st r e i t i g k e i t e n entstanden war, die Landwirts- ehefrau Schulze aus Barnebeck   durch Revolver- ichüsse getötet. Außerdem Halle er den Ehemann der Getöteten und deren Sohn, die unmittelbar nach der Bluttat hinzugekommen waren, durch Schüsse und Hiebe verlegt.
indischer Glaubensfrieden Mohammedaner kür Freilassung Gandhis Allahobod  , 27. Oktober. Der Führer der Mohammedaner, S ch a u k a t Ali, hat ein Schreiben an den Vizekönig ge- richtet, in dem er ihn bittet. Gandhi f r e i z u- lassen, damit er an der Konferenz der Sikhs, Mohammedaner und Hindus am 3. November teilnehmen kann. Schautat Ali verspricht, daß die Mohammedaner Gandhi   bitten würden, die Bewegung des zivilen Ungehorsams einzustellen._
3n der Schanghaiet Ehinescustadi Tschapei explo. dierle eine Granate, die noch aus den Kämpfen vom Frühjahr stammte. Sieben Chinesen wurden getötet und 27 Personen ver- wundet. Spielende Kinder hatten die Grämte entdeckt und wollten sie einem vorübergehenden Hausierer verkaufen. Inmitten einer gleich entstandenen Ansammlung erfolgt« die Crplosion.