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BEILAGE

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DONNERSTAG, 27. OKT. 1932

Die Hochschule vor dem Umbau?

Studentisches Werkjahr/ Akademisches Freijahr/ Planmäßige Auslese

Vorsichtige Schägungen rechnen gegenwärtig mit einem Heer von 45 000 stellungslosen Akademikern. Zu dieser Zahl kommen jährlich etwa 20 000 weitere, die ihre Studien abgeschlossen haben, aber auf dem überfüllten Markt keine Stellung finden werden. Es ist bezeichnend, daß Dr. Rein= hold Schairer, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Studentenwerkes, in seinem Buch ,, Die akademische Berufsnot, Tatsachen und Auswege" auf die revolutionäre Gefahr arbeitsloser intellek= tueller Massen besonders eindringlich hinweiſt und unter diesem Aspekt eine Reform des Hoch­Schulwesens vorschlägt.

Die Reformpläne des Deutschen Studenten­werkes und Dr. Schairers sind eine äußerst ge­schickte Zusammenfassung und Durcharbeitung all der vielen Forderungen und Gedanken, die die Studenten selber in ihren jahrelangen Bemühun­gen um eine Hochschulreform aufgestellt haben. Wesentliche Bestandteile sind aus dem Hochschul­programm der Sozialistischen Stu= dentenschaft entlehnt, wenn auch sicher aus anderen Motiven. Der als geschlossenes Ganzes aufzufassende und nur so wirksam werdende Plan zerfällt in drei große Einzelmaßnahmen: das studentische Werkjahr, das akademische Freijahr und eine planmäßige Regelung des Hochschul­zuganges. Den ersten Teil, das studentische Wertjahr, will die Reichsregierung durch Verfügung bereits zum 1. April 1933 verwirk­lichen.

Das Werkjahr will von Ostern 1933 an alle höheren Schüler, die zur Hochschule gehen wollen, für ein Jahr lang zu praktisch- körperlicher Arbeit verpflichten. Es ist also die Einführung der Arbeitsdienstpflicht für Studenten. In den ersten Wochen sollen die in Gemeinschafts­gruppen lebenden Universitätsanwärter durch Vor­träge auf das Hochschulstudium vorbereitet werden und besonders viel Sport treiben. Darauf soll für etwa drei Monate Arbeitsdienst in den Ar­beitslagern des Freiwilligen Arbeits­dienstes folgen, wobei vor allem an die östlichen Grenzgebiete gedacht ist. In der Ernte­zeit sollen die Werkjahrsstudenten als frei= willige" Erntehelfer bei unverschuldet leistungsschwachen Landwirten(!) zur Verfügung stehen, auch wiederum besonders im Osten. Das letzte Halbjahr soll schließlich alle merkjahrs: studenten verstreut in Lehrlingswerkstätten und industrielle Betriebe führen, um sie für einen praktischen Beruf anzulernen. Für die Mädchen sollen entsprechende Maßnahmen gelten.

Der Idee des Werkjahres liegen folgende Ab­fichten zugrunde: Durch Einschiebung eines praf­tischen Jahres zwischen höherer Schule und Hoch­schule soll für 1933 einmal der Zugang von etwa 30 000 jungen Studenten verhindert werden, wodurch in einigen Jahren der akademische Markt

Diese Anzahl soll durch Richtzahlen der volks­wirtschaftlichen Entwidlung auf dem akademischen Markte festgestellt werden. Die übergroße Anzahl der zu den Hochschulen drängenden Abiturienten soll durch eine Reihe von Maßnahmen auf die festgesetzte Zahl herabgedrückt werden, wobei es gilt, die Geeignetsten herauszusuchen. Einmal soll in diesem Sinne das studentische Werkjahr wirken. Eine weitere Auslese soll das college­artig erweiterte Studiener stjahr bringen. In diesem Studienerftjahr sollen die Studieren­den zu Gruppen von etwa 30 Teilnehmern zu­

sammengefaßt werden und in ständig engstem Zusammenhang mit Professoren, Assistenten, Jung­akademikern als Tutoren und Altakademikern als Mentoren arbeiten. Dadurch stehen sie das ganze Jahr hindurch unter scharfer Leistungskontrolle, so daß es möglich sein wird, die zum Studium Geeignetsten endgültig herauszufinden.

Die planmäßige Auslese übergibt also den Hochschulen die letzliche Entscheidung, wer als Student zugelassen werden soll. Damit soll das Abiturium, das heute meist eine unmögliche verfrühte Berufsentscheidung ist, wieder seinen

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Sinn als abschließendes Schulegamen erhalten. Andererseits sollen fähige junge Leute ohne Abiturium etwa junge Arbeiter oder Fachschüler der verschiedensten Berufe leichter als heute den Weg zur Hochschule finden, wodurch die bisher noch fast ausgeschlossenen Volkskreise Zugang zu den Hochschulen erhalten. Und schließ­lich will der collegeartige Ausbau des Studien­erstjahres durch Erweiterung der Assistententätig= feit für eine große Anzahl von Jungakademikern einen neuen akademischen Beruf schaffen. Wilhelm Tietgens.

Reform für die Reaktion?

Aus den Kreisen der Sozialistischen Stu­dentenschaft wird uns zu den Reformplänen Dr. Schairers geschrieben:

Das Ausschlaggebende bei den Plänen ist, daß sie richtunggebend in die Zukunft weisen. Es sind Ansätze zu einem grundlegenden Umbau der Hoch­schule und der höheren Schule, den wir in sozia­listischer Hochschulpolitik fortzuführen und zu voll­enden haben. Das studentische Werkjahr kann der Forderung der Sozialistischen Studentenschaft nach einer Ausrichtung des Studiums auf die soziale Funktion entsprechen und die völlige Isolie rung der Hochschulen, die heute Fremd­körper im Volke sind, überwinden helfen. Hierzu ist allerdings nötig, daß die Werfjahr- Studenten in einem ihrem Studium nahestehenden Beruf arbeiten, etwa Juristen in der Gerichtshilfe, Medi­ziner in der Sozialfürsorge. In der gleichen Rich­tung muß das akademische Freijahr wirken, meil die auf die Hochschulen zurückkehrenden Alt­akademiker die heute fehlende Berufsver bundenheit, das Wissen um die Gesetze und Anforderungen der Praxis, in die Theorie der Seminare bringen werden. Schließlich kann die Beschränkung der Studentenzahl auf ein der aka­demischen Berufslage entsprechendes Maß der Beginn sozialistischer Planwirt schaft sein, wenn nicht ein rassen- oder geld­gebundener numerus clausus, sondern eine Aus­lese der Begabtesten und Geeignetsten aller Volksschichten die Richtschnur sein wird. Die So­zialistische Studentenschaft hat wiederholt im Sinne

solcher Planwirtschaft gefordert ,,, daß an der end­gültigen Auslese die Hochschule selbst in hervor­ragendem Maße beteiligt sein soll durch eine auf

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zwei oder drei Semester sich erstreckende Lei= stungskontrolle". Aehnliches fordert der AFA- Bund in seinem Hochschulprogram: n. Dr. Schairer ist also durch den Druck der Tatsachen auf durchaus sozialistische Gedankengänge gedrängt worden.

Nun muß allerdings die mögliche Kehrseite dieser Pläne, die Entwicklung zur Reaktion, ebenso flar erkannt werden, um so mehr als ihre Träger der Reaktion näher stehen als dem Sozialismus. Denn Dr. Schairer und das Deutsche Studenten­werf wollen mit ihren Forderungen keineswegs sozialistische Hochschulpolitik auch nur begünſtigen, und daß die Regierung Papen , vor allem der Reichswehr : minister Schleicher, die Reform= pläne aufgreift und so schnell verwirklichen will, läßt vermuten, daß eine Reform" nach rück= märts gemeint ist.

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Die größten Ansazpunkte zu reaktionärer Ent­wicklung liegen im studentischen Wertjahr. Die Zusammenfassung der Werkjahrstudenten zu großen Gruppen und die starke Betonung des Sports Dr. Schairer spricht von Wehr sport! legt die Gefahr einer Militarisierung sehr nahe. Desgleichen können die drei bis vier Monate Ar­beitsdienst in den Arbeitslagern des Ostens stärkste nationale Verhegung der Studierenden bringen. Die freiwillige" Erntehilfe der Werk­jahrstudenten, für die die Freiwilligkeit doch sehr problematisch ist, tann zu einer nackten Aus= beutung dieser Kräfte unter gleichzeitiger Ber= drängung der Landarbeiter führen. Wer soll dar­über bestimmen, wann ein Landwirt unverschuldet so in Not geraten ist, daß er feine Erntearbeiter mehr bezahlen kann? Sind die ostelbischen Groß­

Hilfe für Verbrecher?

für ein Jahr die gleiche Entlastung erfahren wird. Vorschläge eines Juristen/ Von Dr. S. Weinberg

Ferner soll die rein intellektuelle Ausbildung der Akademiker durch eine praktisch- körperliche Tätig= feit eine Unterbrechung und Ergänzung erfahren. Und letztlich soll sich das Werkjahr( in Verbindung mit der Auslese) als Netz auswirken, das manche Hochschuljünger vom Studium abhalten und in andere Berufe überführen soll, damit der Zudrang zu den Hochschulen abnimmt.

Das akademische Freijahr will die Erfahrungen und Vorteile des amerikanischen Altakademiker- Studienjahres, des ,, Sabbatical Year", mit einer finanziellen Selbsthilfe des akademischen Standes verbinden. Danach soll jeder beruflich tätige Akademiker für die nächsten zehn Jahre monatlich 3 Prozent seines Einkommens zugunsten des notleidenden akademischen Nachwuchses abführen. Als Gegen­leistung soll er im Laufe der zehn Jahre einen einjährigen bezahlten Urlaub, eben das akademische Freijahr, erhalten, allerdings mit der Verpflichtung, teine bezahlte anderweitige Tätigkeit auszuüben. In die so freigewordene Stelle hat ein Jungakademiker einzurücken, der aus dem Selbsthilfefonds und aus Staats­mitteln angemessen bezahlt werden soll. Denn der Staat übernimmt nach dem Plan die Verpflich tung, für jede Freijahr- Stelle 20 Prozent des akademischen Durchschnittseinkommens zur Ber­fügung zu stellen.

Die Aufgabe des akademischen Freijahres ist also, so schnell wie möglich eine große Zahl junger Akademiker in Berufstätigkeit zu bringen. An­dererseits sollen die heute überlasteten Akademiker durch das Freijahr Gelegenheit haben, erneut ,, Studenten" zu werden, um ihre Kenntnisse dem neuesten Stand der Wissenschaft wieder anzu­gleichen oder im Ausland zu erweitern.

Der dritte Teil des Reformplanes, die plan= mäßige Auslese der fünftigen Studenten, bringt einen völligen Umbau des heutigen Zu­ganges zur Hochschule. Bisher gab allein die Abiturientenprüfung das Recht zum Hochschul­besuch, die Zahl der Studenten war unbeschränkt. Jezt sollen nach dem Plan der Auslese nicht mehr Studenten aufgenommen werden als in den kommenden Jahren Akademiker begründete Aussicht auf Berufstätigkeit haben.

Die Erkenntnisse der modernen Psychologie in ihrer Anwendung auf Strafrecht und Strafvollzug beleuchtet der Münchener Rechtsanwalt Eugen Schmidt in seiner Schrift ,, D as Verbrechen als Ausdrudsform sozialer Ent= mutigung"( J. Schweizer Verlag, München , 84 Seiten, 3.40 M.). Schmidt gibt zunächst eine sehr flare und leicht verständliche Darstellung der wichtigsten Ergebnisse der neueren Psychologie. Es ergibt sich auf Grund dieser neuen Einsichten, daß jeder Verbrecher durch seine Kindheitserlebnisse den Glauben daran verloren hat, sich innerhalb der Gesellschaft mit den durch die Gesellschaftsordnung zugelassenen Mitteln durchzusetzen: Der Ver­brecher leidet an Irrtümern, die er in der Jugend erworben hat und die ihn verleiten, sich feindselig gegen die Umwelt einzustellen". Durch scheinbar belanglofe Eindrüde in der Kindheit wird diese afoziale Einstellung verursacht. Die soziale Isolie­rung führt zu sozialer Entmutigung". Das Ber­brechen ist das Ergebnis dieser Mutlosigkeit. Man wird einwenden, daß viele Verbrecher einen ge= radezu erstaunlichen Mut bei ihren Taten zeigen. Das ist aber nur ein scheinbarer Widerspruch. Schmidt zeigt, daß Troß, Gewalttätigkeit, Grau­samkeit und Todesverachtung beim Verbrecher fast immer äußere Masken für seine soziale Mut= losigkeit sind. Der Mut des Verbrechers ist der Mut von Leuten, die auf der Flucht befindlich sind und dabei allerdings häufig vor feinem Hindernis zurückschrecken". Der Verbrecher hat das natürliche Selbstvertrauen verloren und sucht es daher durch einen Kampf mit negativen Mitteln zu ersetzen. Das Ueberlegenheitsstreben wird auf dem Wege des Verbrechens befriedigt. An den Lebensläufen von Verbrechern zeigt Schmidt, daß jedesmal bereits in der Jugend die foziale Entmutigung eingesetzt hat. Enttäuschun­gen in der Kindheit führen zu einer zunehmenden Vereinsamung, zu einem Verlassen der normalen Berufslaufbahn, zu Mißtrauen und Verbitterung und schließlich zur feindlichen Einstellung gegen die Gesellschaft.

Wenn auch die Jugenderlebnisse den entscheiden­den Einfluß auf das Werden des Verbrechers ausüben, so übersieht Schmidt doch keineswegs,

daß auch andere Faktoren eine bedeutende Rolle spielen. So stellt er mit Recht fest, daß die Gesellschaft am Entstehen der Verbrechen mitschuldig ist: Diese Mitschuld der Gesellschaft besteht nicht zum wenigsten darin, daß es ihr bis heute nicht gelungen ist, eine Organisation zu schaffen, welche wirtschaftliche und politische Ka­tastrophen wie die der letzten Jahre zu verhindern imstande ist. Allgemeine Verelendung und wirt­schaftliche Not, wie die gesteigerte Unsicherheit des Lebens überhaupt, sind von jeher ein günstiger Nährboden der Kriminalität gewesen". Die Ver­bitterung und foziale Entmutigung eines Jugend­lichen tritt viel leichter ein, wenn er etwa durch Arbeitslosigkeit, verhindert ist, sich selbst zu erhalten. Der soziale Faktor ist also neben dem psychologischen von ausschlaggebender Bedeutung. Aus diesen Erkenntnissen zieht Schmidt die Folge= rungen für den Strafvollzug.

Wenn der Verbrecher an sozialer Isolierung leidet, dann muß es Aufgabe des Straf= vollzugs sein, diese Entmutigung und Isolie= rung zu bekämpfen. Der Verbrecher muß eine neue Lebenslinie gewinnen, er muß so weit kommen, daß er die feindselige Haltung gegen die Umwelt aufgibt. Durch die heute üblichen Strafverfahren wird aber die soziale Entmutigung noch verstärkt. Durch die Strafe wird der Ver­brecher noch mehr in die feindselige Einstellung getrieben. Schmidt verlangt deshalb, daß nach neuen Methoden gesucht wird. Während des Strafvollzugs foll der Verbrecher von geschulten Psychologen behandelt werden, die versuchen sollen, ihn zu ,, resozialisieren". Schmidt ist sich durchaus bewußt, daß es schwierig sein wird, diese Methode in der Praxis durchzuführen. Aber er meint mit Recht, daß die große Aufgabe, die hier vorliegt, es nötig macht, daß man einmal ernsthaft den Verfuch macht, mit Hilfe der psychoana­Iytischen Behandlung den Entgleisten zu helfen. Wenn das Verbrechen ein Ergebnis sozialer Entmutigung ist, so muß man versuchen, durch Beseitigung dieser Mutlosigkeit, also durch Er­mutigung, einen Fortschritt zu erzielen. Die Vor­schläge will Schmidt nur als erste Anregungen verstanden wissen.

grundbesizer, die schon so unzählige Millionen ge­schluckt haben, nach ihren eigenen Auslassungen nicht auch solche beklagenswerten Landwirte? Will Herr Dr. Schairer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Studentenwerkes, die Wege ebnen, damit fünftige deutsche Studenten billigere. Erntearbeiter sein müssen als die bisher so beliebten( und beschimpf­ten) polnischen Landarbeiter?

Wie sollen ferner tausende Studenten als nur an gelernte Facharbeiter bei Arbeitslosigkeit ihr Brot finden, wenn zehntausende aus gelernte und geübte Facharbeiter schon jahrelang vor den Nach­weisen stehen? Beabsichtigt man, aus diesen viel­leicht willigen Kräften eine industrielle Reserve armee zu bilden, die bei Arbeits­fämpfen eingesetzt werden kann? Wie leicht ist es möglich, daß aus den Reihen der Werkjahr­studenten Ehrgeizige aufstehen, die in den Fabriken als Lohntreiber, Aufseher und der­gleichen eine Karriere machen wollen. Hiergegen sprechen die Erfahrungen des Werkstudententums durchaus nicht, denn nach der scharfen Auslese müssen ja jährlich einige tausend von der Hoch­schule ausgeschlossen bleiben. Liegt es da nicht nahe, daß sie durch alle möglichen Anstrengungen die Arbeitsstelle, die sie bevor rechtet erhalten haben, zu halten bestrebt sein werden? Und mie groß ist nicht ihr Vorrecht! Andere Schulentlassene liegen jahrelang ohne Arbeit, selbst ohne Lehr­stelle auf der Straße, die Abiturienten brauchen sich nun aber nur zur Hochschule melden, um als Werkjahrstudenten zu mindest Eingang in die Fabriken zu finden.

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So ergibt sich bei der kritischen Betrachtung des Werkjahrplanes für die Arbeiterschaft eine Fülle ernstester Probleme. So richtig die Ge­danken an sich sind, so entscheidend ist es, wer sie verwirklicht. In einer Erklärung des Hauptvor­standes der Sozialistischen Studenten­schaft zum Werkjahr( Funktionärblatt Oktober) heißt es daher: Wenn die Einführung eines Werkjahres nur auf Verlängerung des Hochschul­studiums um zwei Semester Arbeitsdienstpflicht und Wehrsport hinausläuft, kann es eine weitere Ueberfüllung der akademischen Berufe nicht ver­hindern. Das studentische Werkjahr kann für die organische Eingliederung der jungen Organisation in den vielgestaltigen Arbeitsprozeß des Volkes nur als Teil eines umfassenden Neuaufbaues unseres gesamten öffentlichen Bildungswesens sinnvolle Bedeutung erlangen, weitgehende Eingriffe in das Schulsystem bleiben unerläßlich."

In ähnlicher Weise äußert sich auch der Vor­stand des Deutschen Studentenverban= des, der Spitzenorganisation der republikanischen Studenten.

In einer Erklärung der reaktionären Deut schen Studentenschaft heißt es dagegen: ,, Die Deutsche Studentenschaft begrüßt den Plan, denn dieser Plan kommt den Wünschen der Stu­denten sehr entgegen." Wenn man mun die Wünsche der Studenten der Deutschen Studenten­ schaft in ihren Entschließungen und in ihrer Presse nachliest, find es Wehrsport, Arbeitsdienst, Vor­bereitung zur ,, Technischen Nothilfe"( bei Streits!), Beschränkung der Studierenden durch Ausschluß der Juden( und Marristen) und ähnliche reaktio­näre Absichten. Hier wird also von den Reform= plänen Dr. Schairers durch die Maßnahmen der Regierung das Gegenteil von dem erhofft, was die Sozialistische Studentenschaft anstrebt.

Es zeigt sich also, daß eine an sich gute Sache durch andere Absichten in ihr Gegenteil verkehrt werden kann und es daher ganz darauf ankommt, wer die Reformen durchführt. Der militaristisch­autoritären Regierung Papen muß auch in dieser Hinsicht mit stärkstem Mißtrauen begegnet werden. Ihre grundsäßlich neue Staatsführung" besteht darin, daß von den ministeriellen Vorarbeiten zur Verwirklichung des Werkjahres nichts bekannt wird. Wenn aber die Mitarbeit der Parlamente und die Kontrolle der Deffentlich feit ausgeschaltet sind, ist zu befürchten, daß trotz aller schönen Pläne die Rechte des Voltes mißachtet werden. Es gilt also auch für den kommenden Neubau der Hochschulen erst wieder die Voraussetzungen zu schaffen, ohne die staatliches Leben nicht möglich ist: verant­mortungsbemußte Mitarbeit aller Wolfstrea politischer Gleichberechtigung und Freiheit!