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Stillvergnügter Genießer

,, Das muß doch auch noch sein❝

Wir saßen, nach einem Abendspaziergang. in einem kleinen bescheidenen Café im Berliner Westen und waren mit unseren Journalen be= schäftigt, als ein junger Mann den Raum betrat. Er stellte ein Pappschälchen mit Schlagsahne, das er sich unter Umgehung der Bedienung gleich selbst vom Verkaufsraum mit herein gebracht hatte, auf einen der Tische. Darauf postierte er sich vor dem großen Wandspiegel. Mit tänzerischer Bose neftelte er fokett am untersten Knopf seines Jacketts, wobei er seinem Spiegelbild verliebt zu­lächelte. Dann setzte er sich und begann zu essen. Aber das war fein gewöhnliches Essen! Er stürzte sich nicht wie ein Kavalleriegeneral sofort aus das Gros des Feindes, nein er begann mit Vorpostengefechten; er schlich sich listig an den Gegner heran und griff ihn von der Seite an. Dann aber, nachdem er ihn völlig umzingelt hatte. erledigte er schnell das Ganze.

Während er, war der ganze Körper in rhyth­mischer Bewegung. Der Schluß glich dem An­fang, indem er sich auf den Rand des Schälchens zurückzog, dabei das Schlachtfeld gründlich auf­räumend. Nachdem er sich nach sorgfältigster Untersuchung endlich davon überzeugt hatte, daß auch an der Außenseite des Schälchens nicht etwa noch vergessene Sahnenteilchen übersehen waren, legte er den Löffel zeremoniell nieder. Es folgte eine merkwürdige abschließende Bewegung beider Hände, die er wie segnend über den Tisch kreuzte.

Darauf sprang er auf, um nochmals- wie zum Abschied seinem Spiegelbild zuzulächeln, sich vergnügt die Hände reibend. Es war ein netter Junge mit einem ausgesprochenen Mädchengesicht.

Ebenso schnell wie er gekommen, verließ er das Café. Wir zahlten und versuchten, ihn auf der Straße einzuholen. Bald fanden wir ihn, wie er, die Hände auf dem Rücken, die Straße herauf­tänzelte. An einer Querstraße, die er überschreiten wollte, machte er an der Bordschwelle zunächst einen tänzerischen Pas. Dasselbe wiederholte sich am gegenüberliegenden Straßenrand. Kurz hinter­her sprach er zwei Damen an; eine von ihnen gab ihm ein Geldstück. Wir hatten ihn indessen überholt und sahen noch, wie er einen Herrn an­bettelte, der sich aber kurzerhand abwandte. Jetzt steuerte er auf uns zu: Verzeihen Sie, meine Herrschaften, geben Sie einem armen durchreisen­den Musiker eine kleine Gabe... lassen Sie Ihr gutes Herz sprechen... Sehen Sie, wenn Sie mir nichts geben, kann ich auf der Stelle tot um. fallen...; ich habe seit heute morgen nichts ge­gessen!" Wir wollten uns nicht als strenge Richter aufspielen und gaben ihm etwas, fonnten es uns aber nicht verkneifen, ihn leise an Schlag. fahne zu erinnern.

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Ja, sehen Sie", erwiderte er unter vergnügtem Händereiben, das muß doch auch mal fein, sonst sieht das Leben gar zu fahlfeßig aus!" und fort Hat er nicht recht?

war er.

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Melcher erteilt Sehren

Aber Neues weiß er nicht

In der mit den Fahnen des Reiches und Preußens geschmückten Turnhalle der Polizei­unterkunft Karlstraße begrüßte gestern vormittag Bolizeipräsident Dr. Melcher 40 nach Berlin ver setzte Polizeioffiziere und 254 aus den Polizei­schulen zur Polizeiverwaltung Berlin versegte Wachtmeister. Die Polizei, so sagte der Präsi­dent, diene keiner Partei, keinem Stande und feiner Bevölkerungsschicht, sie diene lediglich der Allgemeinheit und damit dem gesamten deutschen Volk. Durch diese Aufgabe nehme sie im Staate eine bevorzugte Stelle ein, die aber gleichzeitig besondere Pflichten in sich schließe. Die Ueber­parteilichkeit müsse stets das Ziel des Handelns eines jeden Polizeibeamten sein. In dem Wort des Reichspräsidenten von Hindenburg ,, Pflicht geht vor Recht" sei den Beamten selbst ein

bände auf Fernbleiben von der Wahl gefolgt. Auch die Wahlen zu der einzigen amtlich aner. kannten Berliner Studentenvertretung, der auf der Hochschule für Politik, endeten mit einem Sieg der fozialistischen Studentenschaft, die 2 von insgesamt 5 Sigen erhielt, während die vereinigte Rechte nur einen erringen konnte.

Für das kommende Semester hat die sozia. listische Studentenschaft neben der Unterstüßungsarbeit für ihre vielen mittellofen Mitglieder eine große Werbeattion auf allen Berliner Hochschulen vorbereitet. Alle freiheitlichen Studenten müssen in dieser Zeit mitkämpfen, dte Fahne des Sozialismus in die Hochburgen der Reaktion zu tragen. Beitrittserklärungen sind art die Ortsgruppe Berlin NW. 6, Albrechtstr. 11, Gartenhaus 2 Treppen, zu richten, wo auch täglich Beratung in allen Studienfragen stattfindet.

leuchtendes Beispiel der Pflichterfüllung gegeben. Berliner Olympiakommiffar

Als ein Glied der Allgemeinheit aber habe sich der Polizeibeamte auch dann einzufügen, wenn der einzelne einmal eine Anordnung nicht in ihrer ganzen Tragweite erfasse. Besonders scharf wandte sich der Polizeipräsident gegen die angeb= liche Behauptung von dem militärischen Charakter der Schußpolizei. Daß sie bei größeren Unruhen auch Methoden anwenden müsse, die das Berufs­heer in seinem Pflichtkampf nach außen hin aus­übe, sei ein zwangsläufige Folge dieser rein poli­zeilichen Aufgabe.

Lügen nach System Nazi- Rowdys in der Naunynstraße

Vor einigen Tagen wurden die sozialdemokra tischen Teilnehmer einer Geburtstagsfeier in der Naunynstraße von einer große Horde SA. Leuten überfallen und zusammengeschlagen. Die Ueberfallenen flüchteten in ein Wohnhaus, wohin ihnen die braunen Banditen folgten. Ein Partei­genosse wurde im Seitenflügel des Hauses nieder­gestochen. Von den Hakenkreuzlern wurde noch eine Fensterscheibe eingeschlagen Als die Polizei erschien, erfolgten mehrere Festnahmen. Was macht das nationalsozialistische Berliner Sudel­blatt aber daraus? Planmäßiger marristischer Ueberfall auf Nationalsozialisten- Reichsbanner­strolche über harmlose Nationalsozialisten herge­fallen!"

In diesen Verdrehungen und Fälschungen zeigt sich das System der Lüge. Diese neueste nationalsozialistische Sudelei paßt durchaus in den Rahmen der üblichen erstunkenen und erlogenen ,, Nazikriegsberichte".

Gegen Hochschulreaktion

Aktion der Sozialistischen Studenten

Am 1. November beginnt in Berlin das Wintersemester. Bei den im Sommer in allen Teilen des Reiches stattfindenden Studenten­wahlen hat sich gezeigt, daß gerade auf den Hoch­schulen, die lange ein Hort des deutschen Faschis­mus waren, diese Bewegung des Ungeistes zuerst den Rücktritt antreten mußte. In Berlin hatte die unermüdliche Werbe- und Aufklärungsarbeit der freiheitlichen insbesondere der sozialistischen Studenten den Erfolg, daß sich bei den von der Deutschen Studentenschaft , der Spißenorganisation aller Rechtsverbände, in diesem Jahre veran stalteten Wahlen für ihre amtlich überhaupt nicht anerkannte Studentenkammer nur 35 Pro3. aller Studenten beteiligte gegen­über 70 Broz. bei der legten Wahl. Die große Masse der an der Universität Studierenden war also der Parole der freiheitlichen Studentenver­

Oberbürgermeister Dr. Sahm hat für die Bear beitung der mit den Olympiawettkämpfen Berlin 1936 zusammenhängenden Fragen Obermagistrats. rat Dr. Liebrecht als städtischen Sonder­kommissar bestellt.

Für etwa 18 000 m. Futterstoffe, Seide und andere Textilien erbeuteten Einbrecher in einem Konfektionsgeschäft in der Leipziger Straße 58.

Die Teilnehmer der neuen Sprachkurse der " Fredika"( Freunde der internationalen Klein. arbeit) tommen am Freitag, 28. Oftober, 20 Uhr, im Gesangssaal des Köllnischen Gym nasiums, Insel Ecke Wallstraße, zu einer Be= sprechung zusammen. Dort können auch noch Anmeldungen zu den neuen Sprachkursen vollzogen werden. Auskunft erteilt bereitwilligſt die Geschäftsstelle der Fredika"( Genosse Willi Floerke), Berlin SW. 19, Kurstr. 32( Tel. Merkur 2196).

Professor Heller in der Hochschule für Politik. Am Freitag, 28. Oftober, 20 Uhr, spricht im Schinkelsaal der Hochschule für Politik, Schinkel­plaz, der sozialdemokratische Vertreter vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig , Professor Dr. Her­ mann Heller , Frankfurt , über Der Preußen fampf vor dem Leipziger Staatsgerichtshof". Eintritt 60 Pf., Erwerbslose und Studenten gegen Ausweis 25 Pf.

SPORT zus

Rennen zu Strausberg. S.- b.- Treskow- Jagdrennen: 1. Meermädchen( Wolff); Liliput; 3. Markolf. Toto: 23:10. Plaz: 16, 13:10. Ferner lief: Sternkunde. Capt.- Joe- Flachrennen:

1. Gala

Stein);

2. Rhapsodie; 3. Richtfest. Toto: 75:10. Play: 19, 18, 13:10. Ferner liefen: Eldon, Pistole, A. D. R., Fidelia, Stalliebling, Lysander, Flapper, Palastwache. F.- v.- Schmidt- Pauli- Jagdrennen: 1. St. Georg ( Bes.); 2. Heinfried; 2. Tramonto; 4. Elvira. Toto: 34:10. Blag: 17, 24, 20, 54:10. Ferner liefen: Cisaine, Kili, Comtesse Isola, Diedrich, Die Deutsche , Matador, Baron Peres, Blauer Vogel, Flavia, Terna.

O.- Dehlschläger- Flachrennen: 1. Garde( F. Hentschel); 2. Melodei ; 3. Achmed; 4. Rhodesia . Toto: 257: 10. Blay: 32, 12, 14, 17:10. Ferner liefen: Onkel Starl, Rustica, Constantin, Hanstein, Go ahead, Moira, Rose of Jericho, Piano, Beta.

Spiekermann- Jagdrennen: 1. Simplars( Wolff); 2. Monday; 3. Grimouchou. Toto: 22:10. Plaz: 14, 14:10. Ferner liefen: Dolphin, Rote Relte.

S.- Alfr.- v.- Oppenheim- Flachrennen: 1. Golbraute ( Vinzenz); 2. Freiin ; 3. Carita. Toto: 44:10. Play: 18, 35, 46:10. Ferner liefen: Joujou, Demut, Ithaka , Hagebutte.

Graf- E.- Hendel- Jagdrennen: 1. Collie( Florian); 2. Brunella; 3. Frag Papa. Toto: 112: 10. Blaz: 40, 65:10. Ferner liefen: Lillith , Faunus, Feme .

G.- b.- Bleichröder - Flachrennen: 1. Steinfeld( Lud­wig); 2. Golo; 3. Huri. Toto: 66:10. Play: 25, 16, 21:10. Ferner liefen: Chinafeuer, Donatello, Henvill, Porcius, Thering.

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