Wieder eine Blütenlese
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Abermals sind der italienischen Emigranten- zeitung„Liberia� aus Italien verschiedene „Dienstschreiben" des Pressechefs Mussolinis, Poloerslli, zugeflogen. Wir entnehmen aus den Dienstschreiben vom lS. September IgZZ: 1. Die ZeUungen werden angehalten, über' den Aufmarsch der Bersaglieri (die Truppe, bei der Mussolini seine„heldenhaften" 38(!) Front- tage absolvierte) in Rom ganz besonders zu bi� richten. Sie haben die hohe Bedeutung der Manifestation und die Begeisterung, die dabei herrschte, ganz besonder» hervorzuheben. 2. Die Berichte über die französischen Manöver auf der ersten Seite bringen. Die große Geheimhaltung der Aufmarschpläne und der Ziele de» Manövers tüchtig hervorheben. 3. Die Kommentare der deutschen Zeitungen über die Erfolge bei der Ent- sumpfung der pontinischen Sümpfe und bei anderen öffentlichen Arbeiten aufnehmen und wiedergeben." 20. September 1932.
23. September 1932. „3. Die Kunstkritiker werden angehalten. in keiner Weise B a l d i n i anzugreifen. 4. An das geltende absolute Verbot, die Empfänge des Duce nicht schon vorher anzu« kündigen, wird erneuert hingewiesen. 5. Es ist absolut ein für allemal verboten. früher oder später Nachrichten über die Zere- monien, die am nächsten Sonntag in der gemischten Schule in Rom stattfinden, zu bringen." 26. September 1932. „1. Die Zeitungen dürfen über die Resultate der Gemeindewahlen in Sofia keinerlei Rachrichten bringen. 2. Sehr viel über die kommende Reise des „Rex" schreiben. Die Zeitunzen haben b e> geisterte Worte über dieses neue vom Duce gewollte Werk zu schreiben. 3. Die Zeitungen werden auf die bestehenden Polizeivorschriften aufmerksam gemacht, daß es absolut— bei Strafe der Beschlagnahme— verboten ist, Rachrichlen über Selbstmorde oder Selbstmordversuche zu bringen." 27. September 1932.
2LS 000 im Streik Die IVagocüe in Lancashire London , 1. November. Die englische Textilarbeiterschaft kommt nicht zur Ruhe. Sie kann sich nicht aus die Stufe der Lebenshaltung der indischen Baumwollspinner zurückwerfen lassen. Der Streik gegen die Lohnkürzung hat am Montag fast die gesamte englische Baumwoll- industrie erfaßt. Nahezu sämtliche Spinnereien in Lancashire liegen still. In den wenigen Bc- trieben, in denen die alten Lohnsätze weitergezahlt werden sollen, ist die Arbeit nicht unterbrochen worden. Die Unternehmer, denen die Solidarität der Arbeiter verhaßt ist, fordern nun Solidarität von ihren Klassengenossen und verlangen daher, daß auch diese Betriebe stillgelegt werden, damit die noch arbeitenden Spinner den Streit nicht finanziell unterstützen können. Einstweilen besteht keine Aussicht aus Beilegung de» Streits. Die letzte Verhandlung zwischen den Vertretern der Fabritanten und der Gewerkschaft der Spinnerei- arbeiter am Montag war ergebnislos. Das Arbeitsministerium erklärt, in den Kampf zunächst nicht einzugreifen. Der Arbeitsminister befürchtet, daß angesichts des erbitterten Kon- kurrenzkampfes, den die englische Baumwoll- industrie zu bestehen habe, der Streik zu einer dauernden Schädigung führen werde.
?2.peN!SMUS QmrtlieK-nationalsr Rundfunk Am 31. Oktober widerhallte der Rundfunk von christlich-nationalem Geist. Von 19,Zl> Uhr bis 22 Uhr ergoß sich lutherisches Christentum gleich- zeitig über die Wellen des Deutschlandsenders und der Berliner Funkstunde: auch sonst war zu dieser Zeit im Reich wenig anderes zu hören. Da- zwischen„erinnerte" die Funkstunde an Scharn- Horst. Die„Stimme zum Tag", die ebenso wie die Sendung„Wir erinnern an" Dr. Franz Mariaux unterstellt ist, hatte wieder ein vor- schristsmähig zettfremdes, konservatives Thema gefunden! auf Dr. Rudolf Pechel , den freiherrlich Bewährten, fielen dabei manche freundliche Glanzlichter. Die Deutsche Welle brachte um 18,30 eine Abhandlung über die Kriegeschuldfrage. Damit war wirtlich jede kleinste Lücke de» Abend- Programms von Popenismus erfüllt. Die„Literarische Abteilung" Edleff Koppen» scheint völlig unter Diktatur gestellt zu sein. Eine für den 1. November angesetzte Sendung von Gerhard Menzel „Eine allerchrisllichste West" fällt aus: dafür gibt es ein christliches Strest- und Trostgespräch aus dem Fahre 1400,„Der Acker- mann und der Tod". Da« für den 2. November angesetzte Zwiegespräch über Gerhard Menzel » Werk fällt ebenfalls aus. Am Donnerstag, dem 3. November, wird die Abendveranstaltung von 19,40 bis 20 Uhr, in der der durch einige v«r> heißungsvolle Dichtungen bekannt gewordene Arnold Krieger zum Wort kommen sollt«, eben- fall» abgesetzt. Fst der nationalsozialistische Pro- grammleiter der Berliner Funkstunde, Kolb, hier am Werk?_Ir.
„Zigeuner der Nacht" Capitol � Unter den Kriminalfilmen hat sich eine besondere Spezialität entwickelt, die Gelegenheit gibt zu Ausflügen in» Mondäne: der Film der Juwelen- diebe. Da die Gallung aber schon ein bißchen ausgespiest ist, hat chermann Kosterlitz in seinem Manuskript einige» Neue probiert, den etwas ledernen Braten mit allerlei festen Einsällen ge- spickt und da» Ganze in ein« Beleuchtung gerückt, daß man manchmal nicht weiß, ob es Ernst oder Spaß ist. Schon diese Diebesbande die in einer vornehmen Villa im Westen haust, im elegantesten Dreß auftrstt und nebenbei Schlager singt, ist nicht alltäglicher Art. Aus einem Vorstadttino. dessen Milieu ganz reizend gezeigt wird, rauben sie sich einen Vorführer, weil ihr Filmapparat nicht funktioniert. Sie haben den großen Juwelen- Händler im Film aufgenommen, um danach eine getreu« Maske anfertigen zu können. Der große Coup gelingt, die Diebe entwischen mit dem Raub noch Hamburg . Der Vorführer, der die Schwester de» Ch-f- der Bande entführt hat, wird als angeblicher Dieb oerhaftet, aber diese fährt mst dem Juwelenhändler noch chamburg An Bord eines großen chapagdampfers entwickelt sich ein aben- teuerlich« Diebesjagd, der Händler kriegt seine Ju- welen wieder und die Schwester ihren Vorführer. Der Film ist in vielen Partien überdehnt. Hanns Schwarz hat nicht immer Tempo halten können. Es ist zuviel auseinander gehäuft. Außer- dem schwimmt dos Ganze in einer musikalischen Sauce mit überslüsiigen Schlagern. Di- Aktiv- Posten sind neben den ausgezeichneten Kamera- leistungen das Liebespaar des immer frischen Hans Brause weiter und der zurückhaltend spielen- den Jenny Jugo sowie der sympathische Paul K e m p als Klavierspieler im Flohkientopp und der samose Iuwelenhändler Julius Falken- stein. r.
AI SV. Friedrichsseide. Funktionärversammlung am 2. November fällt aus. Die Genossen betelligen sich an der Sporsterkundgebung im Lehrervereinshau».
„1. Es ist absolut untersagt, über die Ber- Haftung von Staatsbeamten in Ben- timiglia zu schreiben. 2. Die Rede des Duce an die nach Rom ge- kommenen Bersaglieri muß auf der ersten Seite und in Kursiv gebracht werden. Begeisterte Artikel über die Ergebenheststundgebungen der Bersaglieri aus Cremona dem König und dem Duce gegenüber bringen. 3. Es ist absolut ein für allemal verboten, irgendwelche Nachrichten bezüglich der An- Wesenheit des Duce bei Kundgebungen, Zeremonien, Inaugurationen usw. zu bringen, ohne vorher von uns die formale Erlaubnis dazu zu haben."
Das„Wallner- Theater" ist gestern abend geschlosien worden unter der fadenscheini» gen Motivierung, daß in der Wahlwoche nicht ge- spiest werden solle. In Wirklichkeit ist diese»„na- tionale" Theater, das mit so großen Versprechun- gen anfing, elend verkracht. Weder das klassische Repertoire(man hatte ein paar kleine Stücke von Goethe ausgegraben) noch die altbackene Operelle „Der Leibkutscher des Fridericus Rex" zogen. Das Personal wurde immer wieder vertröstet, aber die Gage konnte auch gestern abend nicht ausge- zahlt werden. Es heißt, daß die notleidenden Künstler sich an der Kaution schadlos halten wollen. Die Herren, die mst dem Aushängeschild de»„nationalen" Theaters in Berlin Geschäft« zu machen suchen, werden vielleicht jetzt genug davon haben. Der Berliner ist zu helle, um auf solchen Gimpelfang hereinzufallen. Dies ist nun schon die zwest« nationale Bühnenpleite. Herrenlos ist zur Zell auch wieder die„K o- mödie". Die„Beine und Banditen" haben den erhofften Erfolg nicht gehabt. Auch die r i b ü n e" wird von morgen wieder schließen. Gleich als die heurige Theatersaison ver- heißungsooll zum Start antrat, krachte im „Theater am Kurfllrstendamm" ein Kabarettunternehmen nieder. Nebenan— in der .Lomödie"— Direktion Ferry Werner— ebenfalls Riesenfiasko. Im„Theater am Schiffbauerdamm" etablierte sich die für Berlin nicht mehr ganz neue Direktion Bernd Hoffmann. Mächtige Besucherorganisationen, hieß es. stünden hinter chr, ein Dutzend Stücke wurden angekündigt, man wollte sogar täglich zwei Vor- stellungen geben— und überdies sprach man von Jahresoerträgen mit den Schauspielern. Vierzehn Tage nach der ersten Premiere— das Theater wird an die„Truppe 1931" westerverpachtet; Hauptpächter ist aber nach wie vor Herr Bernd Hoffmann.— Die dem Deutschen Theater ange- schlossenen„K a m m e r s p i e l e" wurden unter eigener Direktion eröffnet— drei Wochen später gastiert im selben Haüse die Schultesbühne. Das „Kleine Theater" war unter der neuen Direktion Ferber schon nach zwei Tagen schach- matt.— Im.Renaissancetheater" schaltet und waltet ein Direktorium, das so vielköpfig wie eine Hydra ist, dessen Leistung aber bisher darin bestand, längst abgespielten Erfolgsstücken Obdach zu gewähren. Vorige Saison haben sich unbekannte Autoren ihre Aufführungen bezahlt— diese Saison beginnt man schon die sogenannten Meisterwerke der Vergangenhest zu finanzieren. Aus diesen Tatsachen-st zu ersehen, daß die Theatermihwirl- schaft. wie sie am Ende der verflossenen Saison fu unangenehm bemerkbar machte, keineswegs überwunden ist. Man kann ruhig behaupten, wohl haben sich oie Gesichter verändert, nicht aber ihr« Sitten. Die, neuen Herren", die sich groß ankündigten und wachen- und monatelang viel von sich reden machten, haben sich aus dem grellen
„1. Die erste Fahrt des„Rex" besonders hervor- heben. Alle Zsstungen, die kein« Spezialbericht- «rstatter an Bord des Schiffes haben, übernehmen die Berichte der römischen Zeitungen." 1. Oktober 1932. „1. Es ist verboten, über die Bestrafung und die Freilassung des Bankiers Riccavdo G u a l I n o zu schreiben.(R. Gualino ist einer der niedrigsten und größten Börsenschieber.) 2. Was dieHavariedes„Rex"unds«in Anlaufenmüsscn von Gibraltar an- belangt, nur das, was der offizielle stalle- nisch« Nachrichtendienst„Stefan!" bringt, schreiben. Für die Einhaltung dieses Befehls
Rampenlicht der Oefsenllichkest in chre stillen. polstertürigen Kämmerchens zurückgezogen und sitzen nun sorgenschwer über ihre Kassenrapporte gebeugt. Die ersten Mißerfolge haben sie sichtlich irretiert und nervös gemacht. Diese Nervosität übertragen sie auf chren Betrieb, sie wollen den geschäftlichen Erfolg um jeden Prei» erzwingen und gelangen ja doch nicht zu dem gewünschten Resultat. Sie schieben hin, sie schieben her— sie Unterpachten— Unterunterpachten und vergessen ganz, daß das Theater ein Unternehmen ist, an dem so und so viele Existenzen hängen, und keine Spielbank. Und zweitens— daß unser Theater Volksgut ist, ein Faktor also, mst dem man zu rechnen, ein höheres Besitztum, mst dem man gewissenhaft umzugehen hat. Vor allem aber darf durch diese auch dem Nichteingeweihten offen- sichtlichen Geschäftsmanipulationen dem Publikum nicht da« Vertrauen zum Theater genommen werden, vielmehr da« Vertrauen zu den Leuten, die Theater machen. Es geht nicht an, daß man die kapitalistischen Mechoden in chren krasiesten Auswüchsen auch auf den sogenannten Kunst- betrieb überträgt. Aber da findet sich keine Stimme von den Schreiern, die das Schlagwort „Kulturbolschewismus " geprägt haben. F. L.
Bach in der Volksbühne Die Sonntagevormittagskonzerte in der Volks- bühne sind vielleicht die sinnvollsten Veranstal- tungen des gesamten Berliner Musiklebens. Fern dem normalen Musikbetrieb, abgelöst vom Werk- tag, seiner Hetzjagd und seiner oft unüberwind- lichen Müdigkeit, herausgehoben aus dem Grau unseres Alltags, sind sie als musikalische Sonntags- feiern gedacht, bei denen das Best« an innerem Gehalt und äußerem Glanz geboten wird: sind sie endlich für all die Mühseligen und Beladenen, die sich an Musik erquicken wollen, durchaus er- schwinglich. Schon das erste Konzert, in dem nur Werke Sebastian Bach » vorgesehen waren, fand großen Zuspruch unb wache Begeisterung, eine ganz außer- ordentliche und erfreuliche Resonanz also, die sich, dem Aufbau der Programme nach zu schließen, im Laufe der Saison noch stark steigern werden Wer wollte«s auch versäumen, in dem schönen Haus zu so ansprechender Zeit um so wenig Geld Bach? Lukas-Passion , Beethovens Neunte Symphonie, Edwin Fischer , Schlusnus , die Ivogün zu hören? Michael Taube , der das Bach-Könzert mit seinem disziplinierten und kultivierten Kammer- orchester bestritt, begann mst der herrlichen O-Dur- Suite. Ihr folgte das Tripel-Konzert in �-Moll für Cembalo. Flöte, Geige und Orchester, bei dem sich Alice Ehlers , die Cembalistin. so prachtvoll in den Vordergrund spielt«, daß beinahe ein Cem- balokonzert daraus geworden wäre. Den Schluß bildete ein« selten zu hörende, ganz entzückende,
werden die Chefredakteure persönlich hast- bar gemacht. 3. Di« Zeitungen haben sich zu enthalten. Notizen über die Verleihung eines fron- zösischen Ordens an Toscanini(be- rühmtefter Dirigent, den die Faschisten in Florenz ohrfeigten, weil er nicht die Faschistenhymne spielen wollte) zu bringen. 4. Der Bericht über die Sitzung des großen Faschistenrates lüid die von Seiner Exzellenz S t a r a c e(Generalsekretär des Fascie) vorge- lesene Tagesordnung und die begeisterten Ova- tionen für den Duce sind auf der ersten Seite und über sieben Spalten zu bringen." 2. Oktober 1932: „1. Der Rede des Duce vor Akademikern, die nach Rom gekommen, ist der größtmöglichste Raum einzuräumen. Der Text der Rede selbst ist in Kursiv und fett zu bringen. 2. Lebhaft bedauert wird, daß einige Zestungen lange und breste Nachrichten über Familiendramen. Morde, Betrüge- r e i e n usw. brachten. Die Zeitungen werden erinnert sich streng an die schon früher erlassenen Vorschriften zu halten, und sich— um strengen Maßnahmen zu entgehen— solcher Nachrichten zu enthalten. 3, keinerlei ausländische Rachrichlea. die sich auf den„Rex" beziehen, veröfsenllichen." 3. Okkober 1932: „1. Die Meldungen der„Stefani" über die von dem Amerikaner Knickerbocker aus Italien an amerikanische Zestungen gesandten Nachrichten besonders hervorheben— mst einem Titel mindestens über zwei Spalten. 4. Ueber die italienisch-deutschen Wirtschafts- Verhandlungen in Rom sich jedweder Kommentare enthalten. Nur Meldungen der„Stefani" weiter- geben."
wellliche Kantate:„Der Strest zwischen Phöbus und Pan", in der sich im Anfangs- und Schluß- chor Taubes Kammerchor«benso bewährt«, wie vorher sein Kamm«rorchester. Unter den Solisten ragten Fischer, Schey und Gombert be- sonders hervor. Sympathisch der Alt Paula Lindbergs, der biegsame Sopran Minette M u t h e s i u»'. Walther Ludwig verfügt über einen prächtigen Tenor, hat freilich im Vortrag noch einigt- zu lernen: so schön er da» Recstativ begann, so wenig gelang e, lhm. dl« darauf folgend« Arie zu formen. A. W.
Sensationsfilm von einst M itternachts Vorstellung Die Entwicklung des deutschen Film» möchte die Degeto gerne aufzeigen, darum brachte sie im Marmorhaus„den Studenten van Prag " zur Aufführung. Man ftrstt einst wider diesen Film und kämpfte für ihn: denn damals(im Sommer 1911) geschah durch ihn„der erste Durchbruch der Kunst im Film". Der meistgenannte Kämpe für den Film war der Schauspieler W e g e n e r, der die Kullurentwick- lunz des ganzen Filmwesens sördern wollte. Er hat in vielem recht gehabt und recht beHallen. Ex sprach jetzt ein paar schlichte Cinführungsworte für den Film. Er selbst hatte Ihn fest 1911 nicht mehr gesehen und er haste Lampenfieber bei dieser Mumienausgrabung, die zur Geisterstunde geschah. Wegener empfindet es als frevelhaft, Vergangenes ans Licht zu zerren, das heute nicht mehr zuständig ist. Diese Behauptung ist nicht ganz zutrefsend, wirkt doch dieser Film noch heute, freisich au»- schließlich durch Wegeners darstellerische Leistung. Was damals Sensation war. die Doppelrolle, deren Wahrheitstreue durch die doppelte Photo- graphie ermöglicht wird, ist bis heute der gern ausgenutzte Treffer der Stars geblieben. Die ge- wollte stimmungsmäßige Verwendung von Land- schaft und Architektur ist Inzwischen nicht nur weiter ausgebaut worden, sondern hat auch große Triumphe errungen. Wegeners Gesten sind(er wäre heute anders geschminkt und stände in an- derer Beleuchtung) bis auf den heutigen Tag gültig, während die anderen Darsteller nach der damaligen Manier dick auftragen und jede Ver- innerlichung ihrer Rolle scheuen. Ulkig wirkt für uns, daß der Kameramann ausgerechnet bei den Außenaufnahmen seine Stellung nicht wechsell und immer wieder Menschen und Tiere durch dieselbe Gegend sagt. Die Texte jedoch halten das gleiche Niveau wie heute die Durchschnittstonfllmdialog«, über die man hoffentlich nach 20 Jahren auch lachen wird. eb.
Em „Colleaiu« Dramaturgie»«" hat die„Vereint- gung kunstlerlscher Bühnenvorftönde" eingerichle«. Die erste Beranstaliung lim Deutschen BiihncN'Club, Ja- achimSthaler Ztr. g) wird Leopold I e s s n e r heute abend, 10.30 Uhr, eröffnen. Danach spricht Dr. Wols- gang Hossmann-Harnisch über den„Prinzen von Homburg".
Bsrüner Theaterpleiten Kapitalistische Methoden