Mr. 14.
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für 1891 unter Nr. 6469.
Vorwärts
8. Jahrg.
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Redaktion. Beuth- Straße 2.
Die Schlacht um die Kornzölle
Sonnabend, den 17. Januar 1891.
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Expedition: Beuth- Straße 3.
Redeschlacht waren moralisch vernichtend für die agrarische Die Sozialdemokraten, deren prinzipieller Standpunkt Mehrheit. Nicht daß die Opposition ihr besonders gefährlich durch Schumacher scharf präzisirt und gewahrt wurde, gewesen wäre was ließ sich Neues gegen die Kornzölle mußten unter den gegebenen Verhältnissen natürlich mit sagen? das Vernichtende war der absolute geistige Ja stimmen Stimmenthaltung wäre Feigheit dauert nun schon in den vierten Tag und im Augenblick, Bankrott, der aus den Reden der Agrarier jedem Denkfähigen gewesen und cbendrein eine schwere Unklugheit. Die wo wir dies schreiben, wissen wir noch nicht, ob sie am entgegengähnte. Nicht ein Argument wußten sie vor Sozialdemokratie mußte bei dieser denkwürdigen Abheutigen Tage zu Ende gelangen wird. Das aber wissen zubringen, das nicht schon hundert Mal widerlegt ſtimmung klipp und klar Farbe bekennen und sich ohne wir schon: ob eine viertägige oder eine fünftägige Schlacht, worden wäre. Nicht einmal der haarsträubende Besinnen in Schlachtordnung stellen.
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sie wird keine Entscheidungsschlacht sein. Sie wird zu Unsinn wurde uns erspart, daß die Kornzölle ohne Ein- Das Ergebniß der Abstimmung: 106 für und 210 Ende gehen, weil die kämpfenden Parteien des Rede- fluß auf die Getreide- und Kornpreise seien. Es war die gegen den Antrag Richter konnte Niemand überraschen. kampfes müde sind, und wissen, daß die Entscheidung krasse, nackte Begehrlichkeit, die, das letzte Feigenblatt von Die parlamentarische Redeschlacht ist beendigt, der nicht jetzt und nicht in dem Reichstage fallen wird. fich werfend, rücksichtslos das Evangelium der Be- Agitationssturm muß beginnen!
Die namentliche Abstimmung, welche heute oder reicherung einer Raste auf Kosten des Die Vertreter der Volksinteressen appelliren morgen über den Antrag Richter( zunächst auf Erarbeitenden Volkes predigte. vom deutschen Reichstag an das deutsche mäßigung der Kornzölle 2c.) stattfinden wird, kann An dem deutschen Volk ist es, mit den Brotver- Volk! bei der jetzigen Busammensetzung des Reichstags kein den theurern ins Gericht zu gehen und ihnen auf ewige Zeiten Volksinteressen günstiges Resultat ergeben, weil die Wahl das Handwerk zu legen. des 20. Februar 1890 zwar die politische aber nicht die wirthschaftliche Mehrheit des Fürsten Bismarck weggeschwemmt hat.
Das Zentrum, welches das Kartell sprengen half, ist seiner großen Majorität nach agrarisch gesinnt und entschlossen, diesen Theil der Bismarck 'schen Hinterlassenschaft bis aufs Aeußerste zu vertheidigen.
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Nachdem Obiges geschrieben, ist die Entscheidung Politische Leberlicht. nicht der, aber über die Schlacht um die Kornzölle Berlin , den 16. Januar. erfolgt. Der Faden der Debatte, die in gleicher Weise Die Kornzoll- Debatte ist heute zu Ende gekommen. noch Tage, noch Wochen lang hätte fortgesponnen werden Wir besprechen die viertägige Redeschlacht in unserem Leitkönnen um des Kaisers Bart-, ist durch artikel. Die heutige Sigung glich insofern den früheren, einen Schlußantrag abgeschnitten worden. Sogar als die Herren Agrarier in sehr langen Reden nichts sagten und durch ihre Unfähigkeit, ernsthafte Gründe vorzudie meisten Agravier stimmten für den Schluß ste fchienen zu fühlen, daß weiteres Reden für sie nur weiteres bringen, das Geständniß ablegten, daß sie nichts zu sagen wußten. Die drei Oppositionsredner dagegen, welche zum Fiasko, weitere Blamage bedeuten würde. Wort kamen: die Sozialdemokraten Schulze und
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gesprochen hatten, schritt der Reichs
Der Reichstag wolle beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, im Interesse der Entlastung der minder wohlhabenden Volksklassen und behufs Anbahnung einer gerechteren Besteuerung durch geeignete Vorlagen
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Es folgt hieraus mit zwingender Logik, daß die Ent scheidung über die Kornzölle außerhalb des Reichstags liegt. Wohl kann kein Zweifel darüber obwalten, daß die Mehrheit der deutschen Wähler den Kornzöllen Nachdem zu den beiden auf der Tagesordnung Stolle , und der Fortschrittler Richter, erhoben sich feindlich ist und den gemeinschädlichen Charakter derselben stehenden Anträgen( Antrag A u er und Antrag Richter) auf die Höhe der Situation und vollendeten die moralische begriffen hat, wohl ist es sicher, daß die allge- erst Schumacher im Namen der Sozialdemokraten, und intellektuelle Niederlage des Agrarier- und Junkerthums. meine Erbitterung über die Kornzölle ganz wesent- und dann Richter im Namen der Fortschrittspartei Unser neulicher Artikel über die Revision lich zu dem Siege des 20. Februar beigetragen hat- beide sehr wirksam des Parteiprogramms wird von der gegnerischen Bresse das ändert aber nichts an der Thatsache, daß die Mehr- tag zur namentlichen Abstimmung über den fortschrittlichen mit bekannter Albernheit und Gehässigkeit mißverstanden heit der am 20. Februar gewählten Volksvertreter für Antrag, welcher lautet: und verdreht. Zunächst wird unsere ausdrückliche Ver den Fortbestand der Kornzölle ist. sicherung, daß es sich nicht um eine sozusagen amtliche, sondern rein persönliche Aussprache handle, für eine Finte und für Spiegelfechterei erklärt. Das zeugt von Bosheit und von einem sehr defekten Denkvermögen. Es liegt in der Natur des Gegenstandes, daß alle ihn betreffenden Meinungsäußerungen nur persönliche sein können. Wir haben keinen Parteipapst, der vom Stuhl der Unfehlbarkeit aus ein Parteiprogramm vorschreiben kann. Wie unser Programm so wie es jetzt besteht, das Werk der Gesammtpartei war, so wird auch die Neuformulirung desselben- denn nur eine solche kann in Frage kommen das Werk der Gesammtpartei sein. Jeder Genosse hat das Recht und des Zentralorgans kann, ebenso wie der Vorstand, nur ein persönliches Botum abgeben. Auch alle ferneren Artikel, die wir über das Parteiprogramm noch zu bringen hoffen, werden daher persönliche Meinungsäußerungen sein, was hiermit ein für allemal erklärt ist.
Und diese„ häßliche Thatsache" kann nur durch Druck von Außen" aus dem Wege geschafft werdas heißt durch eine kräftige Volksbewegung.
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Die Redeschlacht des Reichstags ist also nur die Ouverture des eigentlichen Kampfes um die Kornzölle.
Das deutsche Volk muß sich gegen die agrarischschutzöllnerische Mehrheit des Reichstags wenden, und zwar mit solcher Kraft, daß entweder diese Mehrheit gebeugt, oder eine Neuwahl erzwungen wird, welche sie zerbricht. Der Ruf, unter dem das Kartell gesprengt ward, muß wieder ertönen: Nieder Nieder mit den mit den Lebensmittel- 3öllen! Nieder mit den Brotvertheurern!
Die Debatten der langen nicht großen
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Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
Bei Mama.
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1. Die Kornzölle zunächst auf die bis 1887 bestandenen Säße zu ermäßigen, sodann eine allgemeine Revision des Zolltarifs einzuleiten, welche unter gänzlicher Beseitigung der Zölle auf Korn, Vieh und Holz auch eine Entlastung des Verbrauchs der Landwirthschaft herbeiführt,
2. die Aufhebung der Zuckermaterialsteuer und der die Pflicht, bei dieser Arbeit mitzuwirken. Und die Redaktion Damit zusammenhängenden Ausfuhrprämien für Zucker zu veranlassen,
3. die Privilegien der bisherigen Brenner bei der Verbrauchsabgabe für Branntwein in Fortfall zu bringen."
Er blieb diesmal ziemlich lange in Kristiansborg; es Hauptstadt, um sich auszubilden. Von hier ging die Reise war wegen dieser verdammiten Wald- Geschäfte". Für nach Kopenhagen , wo die besten Theater sind, und zuletzt Mama wurde es eine etwas schwierige Zeit; sie wollte um wollten sie dann nach Italien . Alle Künstler müßten sich keinen Preis, daß Onkel Solum mit dem Buchbinder zu einige Zeit in Italien aufhalten, erzählte Ebba; Mama sammen treffe. Ontel Solum liebt diese Art Leute nicht", hatte es gesagt. Schließlich wollten sie nach Hause kommen sagte sie. Es war fast komisch, auf wie vielerlei Schliche und debütiren. Da wollten sie alle drei lichtrothe Seidensie kam, um Lundström vom Hause fern zu halten. Die kleider mit langen Schleppen tragen und sie wollten alle zualte Kari half mit. Fanny wurde gleichfalls instruirt; es gleich und in demselben Stück auftreten. Allein es mußte Nein, denn ich sag' es gerad' heraus: ist man deshalb war eine förmliche kleine Komödie. Und Lundström ließ ein Stück mit drei Marine- Offizieren sein, so daß jede von nicht ebenso gut, wenn man nur sonst brav und lieb ist? fich täuschen, obgleich er schließlich Mißtrauen schöpfte. ihnen einen kriegen konnte. Ordentlich bezahlen thut sie und eine g'scheite Person ist sie" Was Teufel ist dieser Bruder Nils für eine Person?" sagte Sie redeten sich in die Sache so hinein, daß sie kaum Es in jeder Beziehung; ja und es redet auch niemand etwas er in seinem von Tag zu Tag minder sicheren Schwedisch- im Stande waren, die Konfirmation zu erwarten. über sie! Laß nur gehen, Margarethe, und denk daran, Norwegisch. tauchten allerlei Entweichungspläne auf; o, wenn sie doch wie gut Du's hast; das sind doch andere Zeiten jetzt als Auf dem Heuboden war von Gesindestuben- Geschichten aus dieser langweiligen Kleinstadt fortkommen könnten! damals, wo wir zum Hinte- Michel um Erdäpfel und Häring nun keine Rede mehr; man führte Stücke auf. Natürlich würde die Reise beschwerlich werden; gewiß würde betteln gingen!" Fanny und Ebba erinnerten sich an den größten Theil sie aber auch interessant. Sich nur vorzustellen, wie drei Sie geriethen in alte Geschichten und kamen für den der Reise nach China "; den Rest improvisirte man. Gina hübsche kleine Mädchen vor fremder Leute Thüren sangen; einen Abend in gute Laune. Allein am nächsten Tage war hatte besonders die Melodien behalten, sie sang auch hübsch; dann gelangten sie an ein Schloß; in demselben wohnte ein Mama wieder mißmuthig und gerade so unangenehm und jedoch die luftigen Weisen gab Fanny am besten wieder. General oder vielleicht ein Bring; er kam heraus und erbrummig wie vorher.- Um die Rollen einigermaßen besetzen zu können, ließ man blickte sie: ei, wohin wollen denn diese Kinder?"-„ Wir
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Nein,
Onkel Solum langte zu seinem gewöhnlichen Herbst- die Puppen mitwirken. Die Hochzeit, um welche die Schau- wollen nach Italien und Künstlerinnen werden." beſuch an; er war auch nicht recht bei Humor. Und auch spielergesellschaft sie betrogen hatte, fügten sie auf eigene wirklich!"-Der hohe Herr fühlte lebhaftes Interesse. Und ihn begriff Fanny durchaus nicht. Er sprach von verschlim Faust hinzu; Fanny war der Pastor Bukstad und nahm Gott weiß, was noch daraus weiter entstand; der hohe Herr merten Zeiten und großen Verlusten;„ wenn es so weiter geht, die Trauung vor und man fuhr in einer schiffbrüchigen hatte zufällig akkurat drei Söhne und sie waren zufällig so purzelt jeder zweite Mann um", sagte er; überhaupt sagte alten Kaleſche ſtandesgemäß zu der Kirche und dann heim. alle drei Marine- Offiziere..
er vielerlei, was Fanny nicht verstand. Und dann wurde sie, Die drei kleinen Mädchen waren nicht länger in Es endete damit, daß sie vorläufig sich zufrieden gaben. wenn er hier war, beständig mit einer Menge von Aufträgen Zweifel über ihren Beruf; sie wollten Schauspielerinnen Gina meinte, sie müßten Deutsch lernen, ehe sie sich in die in die Stadt geschickt. Er hatte auch diesmal nicht viele Geschenke werden. Ließ sich etwas langweiligeres und dümmeres Welt hinauswagten. Mittlerweile konnten sie Unterricht gebracht. Es schien ihr schlecht von ihm, daß es ihm nicht einfiel, denken, als zu Hause herumzugehen und schließlich einen im Klavierspielen nehmen; das war auch etwas, worauf ihr ein Kleid zu geben; das einzige, was sie bekam, war Kaufmann oder einen Komtoristen zu heirathen? Es war man sich verstehen mußte.- Geld für ein Paar neue Schuhe. Und passe auf, daß sie merkwürdig, daß irgend jemand sich mit so etwas dürftigem Die Komödie kam auf dem Heuboden nach und nach begnügte. Gleich nach ihrer Konfirmation wollten sie in die im Verfall. Sie führten so lang Hochzeiten auf, bis sie
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solid werden, Margarethe!" sagte Onkel Solum.