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BEILAGE

Vormärts

Das ist Lützows

Theodor Körner in Wahrheit und Dichtung/ Von Werner Hegemann

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Nazis und ,, deutschnationale" Monarchisten zan­ten sich heute zu Wahlpropagandazwecken ein wenig zum Schein. Nach den Wahlen werden fie wieder einig sein. Bis dahin müssen sogar die neuen patriotischen Filme als Zankäpfel herhalten. Bei ,, Die Tänzerin von Sanssouci", Der schwarze Husar" und dem ,, Theodor- Körner- Film"- sagt ,, Der Angriff"- ,, handelt es sich nicht um Film- Kunst, sondern um Filmindustrie, um

Geschäft mit nationalen Themen",

und der Körner- Film sei der, technisch schlechteste dieser Serie". Der Fridericus" dagegen versichert, der Körner- Film sei ,, in der Tat ein deutsches Heldenlied von hohen künstlerischen Gra­den". Dasselbe monarchistische Blatt freut sich, daß der, künstlerischen Vollendung des Schwarzen= Husaren- Films

jogar der Erkronprinz,

,, auch ein Totenkopf- Hujar, der jetzige Herr auf Dels, mit seiner hohen Gemahlin starken Beifall spendete". Der ,, jezige Herr auf Dels" löste dann beim Verlassen des Films auch gleich noch das Arbeitslosen Problem: er gab einem Ar­beitslosen zwei Mark, der ihm darauf versicherte: ,, Wenn Willi an der Sprize wär', hätten wa alle längst wieda Arbeet, vaschtehste!" Noch ein paar Almosen, und Deutschland ist gerettet.

Leider sind die Historiker durchaus nicht darüber einig, mit welchen Mitteln Deutschland gerettet werden kann. Gerade Theodor Körner und ,, die schwarze Schar" der Lüzower, die ,, Schar der Rache", waren Rettungsmittel, deren Brauchbarkeit besonders von den amtlichen preußi­schen Geschichtsschreibern stark bezweifelt wird. ,, Der Angriff", der zwar den Körner- Film schlecht findet, spricht doch mit Begeisterung von dem ,, heldischen Geiste des Dichters und Soldaten" und widmet gleichzeitig dem anderen Lützower, dem ,, Turn vater Jahn ", einen besonders ver­ehrungsvollen Aufsatz, zu seinem 80. Todestage". Dagegen hat sich einer der angesehensten unter den amtlichen preußenschwärmerischen Historikern, Professor Hans Delbrüd von der Berliner Universität, ganz auf die Seite der Kritiker gestellt, die in den Lützowern vor allem

eine Bande unfähiger, disziplinlojer und ge fährlicher Schwärmer, Tunichtgute oder gar

Drüdeberger

sehen wollen. Diese Kritiker stüzen sich nament­

Rücksicht jeden aufnahm, und daß es daher zum Teil aus dem ärgsten Gesindel bestand... Viele hatten die dunkle Vorstellung von den An­nehmlichkeiten eines Freikorps , wobei sie wohl an eine zügellose Schar dachten, die zu ihrem Wahl­spruche hat: Erlaubt ist, was gefällt. Viele aber auch hatte die Eitelkeit für Freiwillige zu gelten, ohne genötigt zu sein, sich selbst zu beklei­den und auszurüsten, herbeigelockt." Wie man aus einer halbamtlichen Veröffentlichung des fpäteren Regiments Lügow erfährt, mußte sehr bald die Lüzowsche Freischar ,, wegen Insub= ordination" gesäubert werden.

Damals schrieb der schöne Friesen, der neben Körner als Schmuckstück des Korps galt, eine Denk­schrift über die Ursachen des seit längerer Zeit so häufig gewordenen Zurüdtretens vom Lützow­ichen Freikorps". Darin heißt es: Die Ange­worbenen, Ueberläufer in der Regel, vermeinten in den Reihen des Freikorps das bessere Kriegslos zu finden, immer voran zu sein, und so den Magen und den Säckel reichlich zu be= spicken." Eiselen berichtet, daß angeblich die Grenze zwischen dem Mein und Dein nicht immer streng geachtet wurde. 3oten, Blasphe= mien, die schmuzigsten Lieder hörte man fortwährend, und nicht selten wurden Gesinnungen laut, die keine besonders günstigen Erwartungen von dem Gedeihen des Korps erweckten."

Daneben aber gab es eine beträchtliche Zahl gebildeter junger Männer, die einen Verein von Wissenschaft und Kunst, von Einsicht und Geschicklichkeit ausmachten, wie man in dem Umfange nicht leider wieder beisammen finden wird. Viele von ihnen sind in der Folge zu be= deutenden Aemtern in Staat, in der Kirche und in der Schule gelangt... Ein fremder Beobachter hätte glauben mögen, er sei auf eine zu wissen­schaftlichen Zweden ausgerüstete, unter einer be­waffneten Bedeckung wandernde Expedition ge= stoßen. Wo sich in Quartieren Instrumente fan­den, gesellten sich auch bald geübte Spieler zu ihnen und erschallten Gefänge, die bewiesen, daß nicht rohe Kehlen sie ertönen ließen. Hier schienen reifende Virtuosen eingefehrt zu sein. Dies

war die liebenswürdige Seite des Korps, die ihm viele Freunde und Freundinnen erwarb."

Aber von ,, Disziplin" fand sich ,, auch nicht eine Spur... Der Geist des Räsonierens, um mich dieses hergebrachten Ausdrucks zu bedienen, war herrschend in beiden Bestandteilen des Korps. Hatten die Führer auch nicht immer Widerseßlich­keit zu fürchten, so hatten sie doch mit

Unmut und Unlust

zu kämpfen, und wurden nicht selten Zielscheibe des Wizes... Selbst durch satirische Zeichnungen ließ man seinen Spott aus. So lief eine solche von einem bekannten Manne um, der sich gewöhn­lich in der Begleitung eines zarten jungen Men­schen zeigte... Eine andere rief den Ritter von der traurigen Gestalt ins Leben zurück... Es fehlte durchaus an Ererziermeistern, oder die vor­handenen zeigten sich als unbrauchbar." Statt ,, Gewandtheit und Energie":

,, Neigung zum Trunke".

Die älteren preußischen Offiziere bequemten sich ungern zu dem neuerdings geforderten säuberlichen Ton. Ebenso unverständig war die Verachtung, womit ältere Offiziere bisweilen von den Füse­lieren sprachen. So äußerte ein solcher Offizier, als eine Kompagnie aufmarschiert war, ziemlich vernehmbar gegen einen vorübergehenden Be­tannten: Gutes Kanonenfutter! Solche Kränkungen vergaßen die Soldaten nicht leicht... Die Korpsführer ließen sich unter den Soldaten nicht sehen. Nur einmal erschien der Major von Lüzom in Zobten, ein stattlicher Mann von einem einnehmenden Aeuße­

ren...

.. gestehen wir es, die Führer hatten eine Aufgabe übernommen, der sie nicht gewachsen waren. Man überließ die Organisation, die Disziplin untergeordneten Personen. Man wollte das Korps fertig machen lassen, und sich dann an die Spitze setzen." Man hoffte, das Korps auf 30 000 Mann zu bringen, kam aber nie auf 4000. Die Unfähigkeit Lügoms, des zwecklos Umherziehenden, wird heute wohl von niemandem mehr bezweifelt.

Nationalistische Bücherpest

MITTWOCH, 2. NOV. 1932

gilt als ein Hauptschuldiger für das Blutbad bei Kizzen, in dem sein, Freikorps " von württembergi. schen Truppen aufgerieben wurde. Darüber heißt es in Professor Delbrücks Preußischen Jahrbüchern": ,, Ein Würgen hub an, so erbamungslos wie efel­eregend, die Rollen waren dabei vertauscht: Lüzows wilde verwegene Jagd wurde nun selbst von einer wutschnaubenden Meute ge= hezt und in einem wüsten Kesseltreiben rudel­weise hingeschlachtet, deutsches Wild von deutschen Jägern." In diesem Blut­bad wurde auch Theodor Körner schwer ver­wundet. Aber sein überlanger, schmächtiger Kör­per( so schildert ihn einer seiner Freunde) erholte sich noch einmal. Das Verderben erreichte ihn erst einige Monate später. Uebrigens meinen die ,, Jahrbücher": ,, Auch die Tradition von Theodor Körners Einfluß und Bedeutung ist nur zur Hälfte wahr... Im eigentlichen Heere wurden seine Gedichte damals ebenso wenig ge sungen wie heutzutage. Soldatenlieder waren sie nie." Wahr bleibt trotzdem, daß Körner Lüßows Adjutant gewesen ist, was ihn, der nicht reiten konnte, das Leben gekostet hat. Der Bericht aus dem Regiment von Lützow aus dem Jahre 1892 stellt fest, daß die Pferde der Lühower wegen der schlechten Sättel ,, auf den großen Märschen häufig gedrückt wurden, zumal viele der jungen Leute schlechte Reiter maren und ihre Pferde bei dem ersten Druck nicht richtig zu behandeln verstanden". Besonders schlimm war Körner daran, der, weil er nie reiten gelernt hatte, sich zur Fußabteilung gemeldet hatte und als poetischer Adjutant Lützows trotzdem reiten mußte. Aus dem Bericht seines Freundes Amadeus Wendt scheint hervorzugehen, daß Körner seinen Tod deshalb fand, weil er sich zu wenig auf kunstfertige Behandlung seines Rosses Derstand".

Sein Pferd, das ihm durchgegangen zu fein scheint, trug ihn mitten in den Feind hinein. Man muß hoffen, daß heute diefe Donquichote­rien nicht wiederholt werden und daß nicht wieder irregeführte junge Leute als ,, Sturm- Abteilungen" und gutes Kanonenfutter" zur Schlachtbank ge= führt werden. Hätte Friedrich der Große seine Bauern und Bürger befreit, statt sie zu ver­sklaven, hätte Napoleon nie Erfolg in Preußen haben können. Dann hätte selbst nicht ein Goethe die französische Diktatur dem dem polizeiwidrig dummen preußischen Königtum vorgezogen.

,, Gegenremarque", dessen Berfasser zum Wiedera aufbau des deutschen Wehrwillens" geschrieben hat, dann Schriften militärpolitischer Art, ein ,, Felddienst ABC für den Schüßen". jeder vierte Reichswehrmann gekauft haben oder ist das mehr eine Berligschool für den Bürgerkrieg?

lich auch auf die Erinnerungen, die ein Lützower, Gaben aus dem völkischen Füllhorn/ Von Felix Stössinger das schon im 25. Tausend vorliegt. Sollte das

der spätere Universitätsprofessor Eiselen , ver­öffentlicht hat. Diese Erinnerungen werden von den preußischen Historikern als vollgültige Quelle angesehen, obgleich die Offiziere der von Wil­ helm II. begründeten Regimenter von Lügow gegen diese Erinnerungen protestiert haben. Früher hatte auch Bater Jahn" schon fräftig protestiert. Begreiflicherweise, denn gerade von diesem ,, recken­haften Turnvater" wird in den Erinnerungen be­richtet, er sei ,, e in abgesagter Feind alles Biwakierens gewesen, habe seine kostbare Gesundheit vor den Unbilden der Witterung mög= fichst unter Dach und Fach zu bergen gesucht und habe sich bei Beginn eines jeden Kampfes gern dem Gefolge der Höchstkommandierenden beigesellt und lieber den Galopin gespielt als sich tätig im Be­reich der Kugeln getummelt... an einem Wacht­jeuer wurde Jahn nur selten, in der vordersten Gefechtslinie niemals gesehen."

"

Die preußischen Reaktionäre wollen immer ihre Preußen als Führer in den Befreiungskriegen" gegen die Diktatur Napoleons gefeiert wissen. Aber Preußen war das rückständigste Land.

Die Desterreicher, Spanier, die Engländer, die Aegypter und Ruffen tämpften längst gegen Napoleon , als der halbvertrottelte Preußen­könig noch durchaus nicht kämpfen wollte. Der Freiherr vom Stein( nichtpreußischer Herkunft!) versuchte vergebens, ihn zum Kampf zu zwingen. Nur dem russischen Kaiser gelang es endlich. Auch Iheodor Körner sog die Be­geisterung zu seinen ersten Freiheitsliedern feines­wegs etwa aus Preußen, sondern aus den Kämpfen der tapferen Oesterreicher und Tiroler, Die lange vor Preußen erwachten. Die Bürger und Bauern in Preußen wollten durchaus nicht Soldat spielen, weil es fein verachteteres und ge= prügelteres Wesen gab als einen Soldaten des friderizianisch- preußischen Heeres. Erst Gnei fenau erzwang allmählich die Abschaffung der barbarischen Folter und Prügelstrafen, mit denen Friedrich der Große seine Soldaten tapfer gemacht hatte. Doch blieb der Ton im preußischen Heer noch so, daß 1813, als jedermann zum, frei­willigen" Dienst gezwungen wurde, ein großer Andrang in die sogenannten ,, Freikorps " einfegte, wo der Soldat( wie in der Truppe Schills!) weni­ger niederträchtig mißhandelt wurde.

Der Gewährsmann der Preußischen Jahr­bücher" Eiselen berichtet in seinen Erinne rungen: Es darf nicht verschwiegen werden, daß besonders im Anfange das Korps Lüzom ohne

Schon vor Jahr und Tag wurden in allen Leih­bibliotheken, besonders in solchen mit ländlicher Herrenklubfundschaft, Bücher über den schönen Adolf besonders gefragt. Die großen Konjunktur­macher merkten aber erst nach dem Erfolg, Adolfs, woher der Wind weht. Was das Börsenblatt für den Buchhandel seit sieben Monaten Tag für Tag an nationalsozialistischer Literatur anzeigt, über­trifft alle Vorstellungen. Man sollte glauben, daß eine solche Bewegung eine Fülle glänzen der Talente zutage brächte. Aber daß das nicht der Fall ist, zeigt der Scholzfunt täg­lich. Wie er mit seiner lähmenden Banalität die wenigen geistigen Menschen der Rechten entsetzt, so ist auch das Niveau dieser nationalistischen Konjunkturliteratur beschämend. Man braucht nur anzusehen, was diese neue Bücherflut heran­spült, um zu merken, was für ein Bruchzeug und Kruppzeug da heraufkommt.

Bücher über Adolf und seinen Anhang sind noch immer große Mode. Alle diese Bücher versuchen, den großen Führer dem Herzen" des Volkes, das er retten will, nahezubringen. Ueber Gregor Straßer erscheinen gleich zwei Biographien. Ein beliebter Held der Bücherschmierer ist or st Wessel. Um den Ruhm, sein einzig autorisierter Biograph zu sein, schlagen sich gegenwärtig in Inseraten Hans Heinz Ewers , der durch die erotischen Extravaganzen seiner Alraune ge­wiß besonders berufen ist, den Idealismus des Dritten Reiches zu repräsentieren. Auf seiner Seite steht die Familie Wessels, die Erklärungen" für ihn abgibt, während die Gegenpartei Herrn Ermin Reitmann als den Besitzer der wahren Wissenschaft von Horst Wessel feiert. Diesem Kampf fehlt es nicht an Pikanterien. Reitmanns Wessel- Buch ist nämlich im Steuben­Berlag erschienen, der zwar fein echter Nazi­verlag ist, aber über einen Propagandabrief des Herrn Röhm verfügt, der sich damit wieder ein­mal in die Nesseln gesetzt hat, da er die Familie Wessel desavouiert.

Daneben entsteht bereits eine kleine Lite= ratur über die SA. W. Glaser beschreibt nach der Ankündigung des Verlags, wie Frauen und Bräute rebellisch wur den"," Szenen töstlichen Humors von... Gefängnisverhören" usw. Daß die Ange­flagten oft über die Langmut ihrer Richter zu lachen hatten, ist bekannt. Ein anderer schreibender SA.- Mann schildert ,, Kämpfen und Sterben in der SA.". Hier wird, nach der Verlagsangabe ,,, zum Erlebnis die Erringung und Errich­tung des 3. Reiches". Die Leser werden sich

wundern können, wie dieses Buch den Ereignissen nur so vorausjagt. Denn das 3. Reich wird weder ,, errungen" noch errichtet".

Natürlich nehmen alle diese Bücher den Mund so voll, wie es die Autoren von ihrem Führer gelernt haben. Herbert Bold schreibt ein ,, vulta­nisches" Abenteurerbuch ,, Rebellen um Ehre". Was sich so alles als Rebell vorkommt! Auch dieser Begriff ist von der Linken gestohlen. ,, Sol­datische" Töne sind die große Mode. Daher schreibt Friedrich Wilhelm Heinz unter dem Titel Die Nation greift an" die Geschichte des ,, soldatischen" Nationalismus. Und für die Wah I- zeit, fordert ein anderer Verlag, soll ,, reihen­weise" ins Fenster Der Marsch auf Berlin" von F. C. Roegels gestellt werden. Schuzumschlag dazu stammt von einem Mann namens ,, Higgins". Wo bleibt die Autarkie? Oder ist dieser Name selbst ein Schußumschlag um einen noch undeutscheren Namen?

Hübsch müssen übrigens auch die Theater= stücke der Nationalen Volksbühne sein. Ich finde bereits die Dramen Nummer 21 und 22 angekündigt. Da rede man noch, daß wir die jüdischen Theaterstücke von Shaw oder Haupt­mann brauchen. Natürlich gibt es ein Drama ,, Horst Wessel", das den Untertitel hat ,, ein ernstes Stück". Ein anderes heißt Wetterleuchten", ein von dem margistisch verseuchten Strindberg ent­lehnter Titel. Das Stück ist für die Frauen­der NSDAP. bestimmt. Offenbar spielt man also in der Partei getrennt Theater, wie in der Politik: eins für die Kapitalisten, eins für die Arbeiter.

Eine Tragödie für sich find die Ankündigungen religiöser, mystischer, ideologischer Bücher. Ent­hüllen doch auch sie die entsetzliche Leere dieses Rummels. Da wird angefündigt: ,, Bücher der Deutschkirche haben Dauermert." Und was bringt der Verlag der Deutschkirche? Schrif­ten über den Adel(!), den Deutschen Heiland, Wodan und Jesus! Da heißt ein Buch von Rudolf Haas( natürlich ist es ein Zeitfanal", billiger wird es nie gemacht) ,, Reinheit und Gemeinheit", ein zweites Nationalsozialismus und Luther­tum", ein weiteres Die Erlösung vom Wahn des Goldes" und was es noch an Verschwommen­heiten mehr gibt.

Jeder Tag bringt auch neue Kriegsbücher, Militärromane, an deren Abfassung die ältesten und jüngsten Jahrgänge gleich talentlos beteiligt sind. Da gibt's ein horridoh Lüzom" von dem hundertjährigen Rudolf Herzog, einen Seydlig von Edart von Naso, der vielleicht besser ist, wieder mal einen

Und daß es in einer solchen Hausse nationalisti­scher Schwarten nicht auch an monarchistischen Büchern fehlt, ist selbstverständlich. Da gibt es ein angeblich erfolgreiches" 2,80- Mart- Buch Der Kaiser". Da erscheint bei Cotta, dem Verleger Goethes, eine wissenschaftliche Arbeit über den ,, Kaiser im englischen Urteil", das ihn als den Mann des reinen Wollens" aufzeigt. Bravo, das brauchen wir: Männer des reinen Wollens. Aber damit wir die auch haben, hat der katholische Domprediger Engelhart ein Buch Führertum" geschrieben, das enthält ,, Ge­danken an alle, die Führer sind oder die es werden wollen". Mit einem Wort, da Führer sein sich heute als das ganz große Geschäft herausgestellt hat, herrscht jetzt ein lebhafter Andrang zu diesem einträglichen Beruf, in dem gewiß noch für viele Play ist. Und wie es Bücher gibt: Wie sag ich's meinem Kinde, oder Ich war tahl, jetzt kann ich stottern, so muß man eben auch Schnellkurse für Führer anbieten. Das Buch behandelt daher nach Verlagsangabe ,, die gehobenen(!) Fähigkeiten des Führertums", ,, hilft einem unbedingt bestehenden Mangel ab". Daß daneben die völkerverhegende Literatur ein schönes Geschäft geworden ist, versteht sich von selbst. Da schreibt ein Herr Tiele ,, Leiter der Kulturabteilung des deutschen Ost­bundes", also einer der Millionen Kostgänger des Wohlfahrtsstaates" ein Buch Bolen greift an". Wenn ein Buch wie das berüchtigte ,, Achtung, Ostmartenrundfunk" ein Schlager war, folgen solche Doubletten in Fülle. Und was ist aus unserer schönen Daubmann­Literatur geworden? Durch den Zufall einer rechtzeitigen Enthüllung eingestampft. Dafür geht die Werbetrommel für die Erinnerungen des Paoli Schwarz, der mit seinem gewiß trau­rigen Schicksal nun ein großes Geschäft machen will und vom 22 Oftober bis 6. Dezember bereits 27 Vortragsabende angekündigt hat. So wird es gemacht! Statt daß diese typische Kriegs­tragödie zur Bekämpfung des Krieges aus­gebeutet wird, dient sie einer neuen Kriegsheze. Zu diesen Büchern ist nur eins zu sagen: Einen verlorenen, ja fogar einen gewonnenen Krieg kann ein gesundes Volk auch moralisch heil über­stehen. Aber die Berhezung einer Nation durch eine Literatur dieser Art kann kein Bolt heil überstehen. An ihren Folgen wird Deutschland noch Jahrzehnte geistig franken, wenn die eigent= lichen Kriegswunden längst verheilt sein werden!