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Schreckensurteil

63 Jahre Zuchthaus gegen Arbeiter Nürnberg  , 3. November.

Vor der Großen Straffammer des Land­gerichts Nürnberg- Fürth ging jetzt die Ver= handlung gegen 18 Arbeiter зи Ende, die nach der Anklage größtenteils der KPD.   angehören sollen. Sämtliche Arbeiter stam­men aus Erlangen  - Büchenbach  . Sie waren wegen einfachen und schweren Land- und Hausfriedens­bruches aus politischen Gründen, schweren Auf­ruhrs und Beamtenbeleidigung nach der straf­erschwerenden Notverordnung angeklagt, die um Mitternacht vom 9. bis 10. August d. I. in Kraft trat.

Die Angeklagten waren beschuldigt, ge­meinsam mit etwa 30 Arbeitern ungefähr eine Viertelstunde nach Infrafttreten dieser Notverordnung in Büchenbach   bei Erlangen  nach planmäßiger Vorbereitung einen von ihnen für einen Nationalsozialisten gehaltenen Landwirt, dessen Familie und Bekannte, darunter Reichs­wehrfoldaten, die von einer Wirtschaft heim­tehrten, beschimpft, bedroht, mißhandelt und mit allerlei Gegenständen nicht unerheblich verlegt zu

haben. Die Angeklagten bestritten zum größten Teil jede strafbare Handlung und irgendwelche Parteizugehörigkeit.

Der Staatsanwalt beantragte gegen vier An­geklagte Freisprechung, gegen 13 Angeklagte in s- gesamt 115 Jahre Zuchthaus und gegen jeden der Angeklagten fünf Jahre Ehrverlust. Das um Mitternacht verkündete Urteil sieht fol­gende Strafen vor: Sechs Angeklagte zu je 10 Jahre Zuchthaus, drei Angeklagte zu je einem Jahr Zuchthaus, ein Angeflagter sechs Monate Gefängnis, sechs Angeklagte wur= den freigesprochen.

3wangsarbeit!

Eigener Bericht des Vorwärts"  

Wittenberg, 3. November.

Wir berichteten fürzlich, daß verschiedenen jugendlichen Wohlfahrtsunter­stützungsempfängern des Landkreises  Wittenberg vom Bezirksfürsorgeverband die Auf­forderung zugegangen ist, fie sollten sich wegen Aufnahme von Arbeit beim freiwilligen

Arbeitsdienſt, und zwar bei dessen Trägern, Cin Berleumder gestellt

Stahlhelm und Jungdo, melden. In diesem Schreiben wurde angekündigt, daß der Bezirksfürsorgeverband sich vorbehalte, wenn die Arbeit nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgenommen worden sei, na chzuprüfen, ob die Bedürftigkeit zur Zahlung der Unter­stügung noch weiterhin anerkannt werden fönne.

Obwohl durch den Reichstagsabgeordneten Dr. Hertz Beschwerde erhoben und von zu­ständiger Stelle auch Abstellung ver= sprochen wurde, ist jetzt verschiedenen Jugend­lichen der Bescheid zugegangen, daß die Unter­stügungszahlung eingestellt würde. In dem Schreiben heißt es u. a., daß den Arbeitslosen durch das Angebot der Beteiligung am frei­willigen Arbeitsdienst die Möglichkeit gegeben worden sei, sich selbst den notwendigsten Lebens­unterhalt zu sichern. Bei diesem sogenannten frei­willigen Arbeitsdienst, wie ihn der Bezirksfürsorge­verband einzuführen sich anschickt, find 90 Pro3. des Weges zum 3wangsarbeitsdienst bereits zurückgelegt. Es wird höchste Zeit, daß dem dafür verantwortlichen Landrat plausibel ge= macht wird, daß für sein Vorgehen die gesetzliche Grundlage fehlt!

Der Redakteur des nationalsozialistischen ,, Lippischen Kurier", Helmuth Pommerente, der schon wiederholt wegen Beleidigung vorbe= straft ist, wurde zu drei Monaten Ge= fängnis verurteilt, weil er wahrheitswidrig in seiner Zeitung behauptet habe, Fechenbach, der Redakteur des sozialdemokratischen Detmolder ,, Volksblatts" habe seine Stellung als Sekretär des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt   Eisner seine Stellung dazu benützt. Todesurteile gegen un­schuldige Geiseln zu unterschreiben. Der Ange­flagte mußte vor Geircht zugeben, daß er nicht in der Lage sei, den Wahrheitsbeweis für seine Behauptung anzutreten.

Verantwortlich für Politit: Rudolf Brendemühl; Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner;   Feuilleton: Herbert Le père; Lokales und Sonstiges: Friz Rarstädt; Anzeigen: Otto Hengst; sämtlich in Berlin  ./ Berlag: Vorwärts- Verlag 6. m. b. H.,   Berlin. Drud: Vorwärts- Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer u. Co.,   Berlin SW. 68, Lindenstr. 3.

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