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Die Terroristenbande von Schlesien

Heines und seine Leute vor dem Sondergericht

Eigener Bericht des Vorwärts"

Schweidnih, 3. November. Vor dem Sondergericht beim Landgericht Schweidnitz   in Schlesien   begann heute der Prozeß gegen die Nationalsozialisten, die an dem Attentat auf den sozialdemokratischen Redat teur Paeschte vom Proletarier" in Rei= chenbach( Eulengebirge) beteiligt gewesen find.

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Bei diesem Attentat, das in der Nacht zum 9. August stattfand, wurde der SA  - Mann Jaehnke von dem Sprengförper, mit dem Baeschte erledigt" werden sollte, in Fezen gerissen. Die nationalsozialistische Presse ver­fuchte sofort mit der ihr eigenen Unverfrorenheit, den Sachverhalt zu fälschen, indem sie bewußt ver­breitete, Jaehnke sei das Opfer eines Mord­anschlages von Reichsbannerleuten und Kommu­niften geworden. Der preußische Reichskommissar Dr. Bracht zwang damals den Angriff", der den Fall zu einer wüsten Heze benutzte, eine Auflage­nachricht zu bringen.

Wie gespannt die Atmosphäre in Schweidnig ist, zeigt die Tatsache, daß Redakteur Paeschte, der als Nebenfläger zugelassen ist, gestern abend in Schweidnig von Nazis erfannt und Derfolgt wurde, so daß er unter dem Schutz der Polizei in sein Hotel gebracht werden mußte. Auch vor dem Gerichtsgebäude, das start polizeilich gesichert ist( die Waldenburger Schutzpolizei   ist zur Verstärkung herangezogen worden), herrscht dieselbe Atmosphäre. Einwohner stehen in Gruppen auf der Straße umher und beobachten den Aufmarsch der Prozeßbeteiligten. Starte SA.   Trupps erscheinen in Massen und benehmen sich ungemein provokatorisch. Der Gerichtssaal ist schon vor Beginn der Verhandlung stark bewacht und polizeilich gesichert. Der Zu hörerraum ist fast ausschließlich oon Nazis besetzt, die sich und die Angeklagten, die natürlich in SA.  - Uniform erschienen sind, ungeniert mit dem Hitler- Gruß begrüßen. Dies steigert sich noch, als der Angeklagte eines erscheint. Der angeklagte Standartenführer Rauscher betritt die Anklagebant mit den Worten: Stan­darte 46 in bester Ordnung." Die Angeklagten gehören sämtlich der Standarte 46 an.

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Angeklagt sind: der Handlungsgehilfe Erich Wagner- Reichenbach, der kraftwagenführer Herbert Polomiti- Breslau  , der Elektrifer Wolter- Reichenbach wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit Verbrechen gegen das Sprengstoffgesetz.

Ferner find angeklagt: angetlagt: Sturmbannführer Stabs aus Fürstenstein  , Standartenführer Rauscher, Diffmannsdorf, Gruppenführer Heines, Breslau  , Stabführer Heyn, Breslau  , wegen Begünstigung.

Wie die Bombe explodierte Nach Verlesung des Eröffnungsbeschlusses folgt die Bernehmung der Angeklagten, zunächst des 19jährigen Kraftwagenführers Polom sti. P. hat am Abend des 8. August den Jaehnte und einen Begleiter, den er nicht fennen will, mit dem Wagen von der Untergruppe Schweidnitz   der NSDAP   nach Reichenbach gefahren. Beim Ein­steigen habe der Begleiter Jaehntes darauf hin­gewiesen, daß Jaehnte eine Bombe bei fich trage. Unterwegs hätten Jaehnte und der Unbekannte davon gesprochen, man wolle dem Baeschte einen Schred einjagen, damit er aus Reichenbach verschwinde. Er sei mit dem Wagen bis zur Bulverstraße gefahren, in die Nähe des Tatortes. Jaehnte sei auf die Synagoge au­gegangen, in der Mitte des Weges habe Jaehnte die Bombe angezündet,

die Bombe sei explodiert, und da man Stöhnen gehört habe, fei man der Meinung gewesen, Jaehnke sei etwas passiert. Da sei er mit Wag­ner in das Auto gestiegen und nach Breslau  gefahren. In Breslau   habe er bei Heines Geld bekommen, sei nach Fürstenstein   gefchidt und später durch den Stabführer Stabs nach Reichenforst ge­wiesen worden, wo er bei einem Haupt­mann Müller als Herbert Schmidt unter­gebracht worden sei.

Der 22jährige Handlungsgehilfe Wag­ner ist am Nachmittag des 8. August mit Jaehnke zusammen gewesen, der ihn gefragt habe, ob er an einem Sprengstoffattentat auf die Synagoge teilnehmen wolle. Er sei schließlich beauftragt worden das Auto an den Tatort zu dirigieren. Dort sei er mit einer Viertelstunde Verspätung, um 41 Uhr nachts, eingetroffen. Er sei weg­geschickt worden. um Streichhölzer zu holen, weil

Jaehnke angeblich eine Zigarette rauchen wollte. In Wirklichkeit brauchte man die Streichhölzer zum Anzünden der Bombe. Der Angeklagte wird gefragt, ob er verpflichtet gewesen sei, einer An­ordnung Jaehnkes, an dem Attentat teilzunehmen, zu entsprechen. Der Angeklagte schweigt und er­flärt schließlich, darüber könne er feine Aus­funft geben.

Da Wagner immer wieder darauf hinweist, daß ein Attentat auf die Synagoge und nicht auf Paeschke verübt werden sollte, wird ihm vorgehalten, daß er Jaehnke auf das kommen Paeschtes aufmerksam gemacht habe. Ferner stellt der Vorsitzende fest, daß die Attentatsstelle weiter von der Synagoge, als von der Woh­nung Paeschtes in der Trenkstraße entfernt ge­wesen sei.

Auch hinsichtlich der Zusammenfunft mit Heines in Breslau   verwickelt sich der Ange= flagte in Widersprüche. Er bestreitet, länger mit Heines gesprochen zu haben. Ihm wird vorge­halten, daß er in einem Brief an seine Eltern von einer zwei stündigen Unterredung mit Heines gesprochen habe. In diesem Brief nennt er die Tat einen politischen Anschlag, für den es einmal eine Amnestie geben werde.

Nach der Verlesung eines Briefes, den der Nachfolger Heines in Reichenbach, von Ober­nid, an den Angeklagten geschrieben hat, erklärt der Vorsitzende, wenn man den Brief lese, be= komme man den Eindruck, es hätten auch andere Stellen von den Absichten Jaehnkes usw. gewußt.

Die Verantwortung der NSDAP  .

Bei der weiteren Vernehmung Wagners, der als der Hauptattentäter anzusehen ist, wird auch ein Protokoll oerlesen, nach dem Wagner gesagt hatte: Ich hatte die Ueberzeugung, daß Jaehnke auf Anweisung handelte. Jaehnte sagte mit aller Bestimmtheit, daß er die Bombe besorgen werde. Ich hatte das Empfinden, daß die Partei hinter solchen Taten steht." Wagner versuchte sich damit herauszu­reden, daß er seine damaligen Aussagen unter dem Einfluß des Oberstaatsanwalts gemacht habe. Die Bernehmung des Angeklagten Wolter, der jede Beteiligung bestreitet, ergibt nichts Wesentliches.

Es tritt hierauf eine eine anderthalbstündige Mittagspause ein. Vor dem Gericht hatten sich die nach Schweidnig beorderten SA.  - Leute ver= sammelt, die eines mit Gejohle und dem Ge­brüll ,, Deutschland   erwache!" empfingen und mit ihm in geschlossenem Zuge zu seinem Hotel zogen. Das Demonstrationsverbot gilf offenbar in Schlesien   nicht.

Nach der Mittagspause wurde der Ange= tlagte Stabs vernommen, der der Leiter der SA. Wehrsportschule in Fürsten  

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Die Exekution von Eutin  

Der deutschnationale Bürgermeister von Eutin   wurde von dem Nazi- Regierungspräsidenten gewaltsam aus dem Amt entfernt.

BÜRGERMEISTERAMT

EUTIN

Akten

Bomber

leger

Akten

ben­

Pleger

Der rausgeworfene Deutschnationale: ,, O weh, mir fallen all meine preußischen Sünden ein."

diert. Ferner enthielt er die Anweisung, den Brief zu vernichten. Auf die Frage des Vor­fizzenden, ob ihn das nicht stuhig gemacht habe, gibt er eine nichtssagende Antwort.

Auf die Frage des Vorsitzenden aber, ob er den Brief für einen Befehl einer übergeord= neten Stelle gehalten habe, der er Ge= horsam schuldet, antwortet er bejahend. Bei einer früheren Vernehmung hat Stabs erklärt, daß der Brief von dem Stabführer Heyn unter­schrieben gewesen sein könnte. Stabs hat den Wagner angewiesen sich in Fürstenstein   an Schmidt zu wenden. Wagner ist von dem Ober­führer von Obernid abgeholt worden, Polomski wurde von einem Meldefahrer nach dort mit­genommen.

Der Oberstaatsanwalt gibt Mitteilung davon, daß bei der Vernehmung in Reichenbach der Graf Spretian ihn herangetreten sei und ihn darauf hingewiesen habe, die Bombe sei von Lintstreifen auf Jaehnte geworfen worden. Der Oberstaatsanwalt hat ihm aber erklärt, das fel nach Lage der Ermittlungen ausgeschlossen.

Der angeklagte Sturmbannführer Rauscher erklärt, der Befehl, Polomsti von Fürstenstein  wegzuführen, sei von seinem Adjutanten offenbar auf Anweisung der Gruppe gegeben worden. Auf die Anweisung einer, Stelle, die er nicht tenne, nahm er die Papiere und den Kontaktschlüssel des Autos an sich, mit dem

stein ist. Bei dem trafen Wagner und Polomiti nach dem 9. Auguft ein. Sie brach ten einen Brief aus Breslau   ohne Kopf mit, der eine unleserliche Unterschrift trug und in dem stand, die beiden seien zum Lehrgang tomman- Polomiti nach Fürstenstein   gekommen war.

Methode der Provokation

Nationalsozialistische und kommunistische Arbeiterschädlinge

In Hamburg   haben sich in den letzten Tagen eine Reihe von blutigen Vorfällen ab= gespielt, deren Aufeinanderfolge höchst lehrreich ist.

Bunächst überfielen Nationalsozialisten eine Gruppe von Stahlhelmern und ſtachen einen Stahlhelmführer in der brutalsten Weise mit dem Messer nieder.

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Es folgte darauf eine heftige Erklärung des Stahlhelms gegen die nationalsozialistischen Mör­derbanden. Bemerkenswerterweise fand diese Stahlhelm- Erklärung in der Rechtspresse tein

Echo.

Bielmehr riet die Rechtspresse den Stahlhelmern und den Nazis sich zu vertragen, und die Folge war denn auch, daß die streitenden Harzburger Brüder, die eben noch gegeneinander mit dem Messer gearbeitet hatten, einen Burgfrieden in Hamburg   schlossen.

Schon am nächsten Tage folgte der nächste Art: ein organisierter mörderischer Ueberfall auf Reichsbannerleute, bei denen ein Reichs bannermann ermordet wurde Weiterhin erfolgten nationalsozialistische Ueberfälle

wer

auf Kommunisten, die zwei Todesopfer auf tommunistischer Seite erforderten. Gemordet wird. von den Nationalsozialisten auf alle Fälle ermordet wird, scheint bei ihnen gleichgültig zu sein!

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Die Kommunisten aber gingen nun ihrer­seits zur Blutra che über, der nächste Aft des Dramas war ein fommunistischer Ueberfall auf Nationalsozialisten.

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Und nun schreit die gesamte sogenannte nationale Presse in ganz Deutschland   Zeter und Mord über den Terror des roten Untermenschentums in Hamburg  "!

Mordgeist der Zehnjährigen

In einem Rundschreiben der Braun= schweiger Hitler Jugend heißt es:

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Im Kampfmonat werden Klebezettel verteilt, und zwar nicht mit spießbürgerlichen Aufschriften, wie Kommt zu uns", sondern mit Terten mie " Hitler Jungen merkt euch die mar­ristischen Propofateure" oder Tau­sendfältige Rache für jeden gemeu= cheiten Hitler Jungen". Die anläßlich der Winteroffensive herauskommenden Flugblätter sind äußerst scharf

RM. 400.- Bargeld und wertvolle Preise ubert( darf gebaten. Sie greifen ben Gegner

sind für die Leserinnen des Vorwärts" durch Teilnahme an dem Preisausschreiben des., Vorwärts zu gewinnen Verlangt werden für den Wettbewerb kleine literarische Beiträge. Niederschriften und knappe Skizzen, deren Thema trei gewählt werden kann. Die Ein­sendungen müssen bis zum 1. Dezember 1932 eingegangen sein Neue Abonnentinnen erhalten auf Verlangen kostenlos den Abdruck der Be­dingungen für die Beteiligung an dem Wettbewerb.

in Weise an und sind glänzend zur teilung geeignet, weil sie aus dem Rahmen des Alltäglichen herausfallen."

Das find nette Früchtchen! Dafür hat aber auch Herr Bracht in Preußen die nationalsozialistischen Jugendorganisationen in das amtliche Verzeichnis der staatlich geförderten Jugendpflegeorganisa­tionen aufnehmen lassen.

Gertrud Bindernagel  

Ihre Bedeutung als Sängerin Gertrud Bindernagel   ist gestern plöhlich an Lungenembolie gestorben.

Die letzte Rolle, in der wir sie, in der wir ihre herrliche Stimme erlebten, war die der Brün= hilde in ,, Siegfried". Es war ihr nicht immer gegeben, der sichtbaren Gestalt Wirklichkeitsillu­fion abzugewinnen; so war es auch da. Aber die Stimme stieg auf, diese ungeheure Stimme von seltener Größe, seltenem Glanz und seltener Kultur: Heil dir, Sonne, heil dir, strahlendes Licht." Diese Stimme, nun für immer verstummt, war selbst ein strahlendes Licht, das in Fidelio" ( Leonore), in Verdis Werken( Lady Macbeth, Amelia u a.) in Wagners Petralogie leuchtete wie faum ein anderes und ihre Trägerin Triumphe feiern ließ. Der tragische Tod der Sängerin ist für die Charlottenburger Oper, die sie jetzt in ihrem Neuaufbau nötiger gehabt hätte als je, ist für die ganze deutsche Opernbühne ein unerfez­licher Berlust.

Radikaler Parteitag

Eigener Bericht des Vorwärts"

Paris  , 3. November. In Toulouse   begann am Donnerstagoor­mittag der 29. Rongreß der Radikalen Partei. Etwa 1600 Delegierte und 200 Parla­mentarier, darunter die meisten Minister, nahmen an dem Kongreẞ teil.

In der Vormittagssigung, die der Prüfung der Mandate und der finanziellen Lage der Partei gewidmet war, teilte der Kassierer mit, daß die Partei zur Zeit 110 000 zahlende Mitglieder um­fasse. Die Nachmittagssigung, zu der auch Herriot   erschien und mit Beifallsfundgebungen begrüßt wurde, begann mit Ansprachen des Ehren­vorsigenden Maurice Sarraut   und des Mi­nisterpräsidenten, der Borsitzender des Eretutiv ausschusses der Partei ist. Sarraut erklärte in seiner Rede u. a. über die A brüstungsfrage: ,, Das Problem, das zur Zeit aufgeworfen ist, übersteigt die Persönlichkeiten. so hoch gestellt sie auch sein mögen Man kann die ungeheuer ernſte politische Krise verkennen, die entstehen würde, wenn die Partei bei ihren Bemühungen scheitern sollte. Diese Krise muß auf alle Fälle vermieden werden. Wir können das, wenn wir es wollen. Es genügt, zu diesem Zweck alles Trennende bei­seite zu schieben und nicht einen Augenblick das zu erreichende Ziel aus den Augen zu verlieren. Es kann genügen, auch darüber nachzudenken, daß eine Auswechslung des Gespanns in einem Augenblick, in dem die gefährlichste Stelle zu passieren ist, ein Fehler wäre, der nicht begangen werden darf."

Anschließend begann die Debatte über die all­gemeine Politik der Partei, über die der Bize­präsident der Kammer, Delbos, Bericht er­ſtattete.

Sprengt die Fesseln! Macht euch frei! Volksbekenntnis: Liste 2! Sozialdemokraten!

Hierzu 2 Beilagen

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