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Selbstmord mit Exportprämien Drei Beispiele von vernichtender Beweiskraft Stürzt die Barone!

Die Verschärfung der Krise und ihre unerwartet« Dauer hat fast alle Lander zu Maßnahmen ge- fuhrt, die Schrumpfung des Binnenmarktes durch verstärkten Export zu mildern. Mit der Aus- brettung der Wirtschaftskrise verringerte sich die Aufnahmefähigkest des Weltmarktes ständig, der Konkurrenzkampf auf dem verengten Weltmarkt- räum wurde immer heftiger, und so wollte man mit Exportprämien die eigene Konkurrenzfähigkeit erhallen oder noch steigern. Das völlig« Fiasko dieser Wirtschaftspolitik kann heute an folgenden Beispielen für England, Deutschland und Frank- reich nachgewiesen werden. Die Plundentwertung eine Exportprämie? Seit mehr als zwei Wochen stürzt das englische Pfund Sterling von neuem. Di« wirtschaftliche Situation Großbritanniens ist wieder in den Mittelpunkt des internationalen Interesses ge» rückt. Als am 18. September 1931 das englische Pfund von der Goldbasis losgelöst wurde, herrschte bei den englischen Industriellen allgemein die An- ficht, daß eine Abwertung des Pfundes um 2t) bis 39 Prozent den englischen Waren in der Welt vor allen Ländern mit Goldwährung einen gewalligen Borsprung verschaffen mußte. Die englischechandelsbilanz der ersten neun Monate 1932 beweist einen eklatanten M i ß- erfolg. Auf den ersten Blick scheint sich Eng- lands Export mit einem Wert von 271,1 gegen 292,3 Millionen Pfund in der gleichen Zell des Vorjahres nicht schlecht behauptet zu haben. Das versuchte auch kürzlich ein Mitglied des Kabinetts Macdonald dem Unterhaus weiszumachen. Dabei wurde übersehen, daß es sich 1931 um Gold- pfunde und 1932 um Papier pfunde Handelle. Rechnet man nämlich den Papierwert vom Januar bis September 1932 in Goldwerte um, so ergibt sich Januar bis September 1931 Exportwert..... 5,96 Milliarden Mark Januar bis September 1932 Exportwert..... 3,94 Milliarden Mark Troß der 25- bi» Rprozenligen Exportprämie infolge der Abwertung de» Pfunde» ist der Wert der englischen Ausfuhr um nicht weniger al» 36,4 Prozent gesunken. Auch die Arbeitslosigkeit ging nicht zu- rück, sondern stieg. Ende September 1932 wurd«n in England offiziell 2,85 gegen 2,82 Millionen Arbeitslose im September 1931 gezählt: durch die verschärften Aussteuerungsbestimmungen sind noch etwa 409 900 bis 509 000 Arbeitslose hinzuzu- rechnen. Seinerzeit wurde die Pfundentwertung zugleich als ein Mittel zur Verhinderung des Lohnabbaues hingestellt. Di« großen Arbeitskämpfe, die feit dem Sommer England erschüttern, sind der beste Beweis dafür, wie die Unternehmerschaft sich jetzt mit Lohnsenkungen schadlos halten will, nach- dem die Devalvation als Exportprämie versagt dem die Devalvatton als Exportprämie versagt hat. Oeutsdie Exportprämien Lohnabbau Di« gewaltsamen Eingriffe, die Deutschland 1931 in Gestalt von verordnetem Lohnabbau, zwangs- weiser Zinssenkung und der Preisabbauverordnung erlebt hat, dienten mit der DeviseHerunter mit den Gestehungskosten" gleichfalls dem Ziele, bei Erhaltung der Goldwährung der deutschen In- dustrie zur Stärkung ihrer Konkurrenzfähigkeit eine gewaltige Exportprämie zu verschaffen. Bei der Durchführung dieser Politik hat man in Deutschland das eiserne Gesetz umge- st o ß e n, daß ein st a r k e r Binnenmarkt Boraussetzung für die industrielle Exportsähigkeit ist. Das hat sich schwer gerächt! Nicht nur die Absperrungen des Auslandes, sondern zugleich der Kauskrastmord im Jnlande haben bewirkt, daß trog dieser Exportprämien die deutsche Ausfuhr viel rascher als früher zusammensackte, vom Januar bis September 1931 bzw. 1932 nämlich von 7,2 auf 4,29 Milliarden Mark, also um 41 Proz. Die Lohnsenkungsattionen unter staat- licher Leitung sind also exportpolitisch völlig verpufft, sie haben aber zusammen mit der Zerschlagung der Sozialversicherung durch Pape», dem übersteigerten Gehaltsabbau der Beamten die große Kr i s e n r e s e r v e, die eine stabile Massenkaufkraft darstellt, vernichtet und da- mit auch die ersten Ansätze zur Wiederbelebung ungemein erschwert. Frankreichs überschwemmte Kriseninsel Frankreich hatte als erstes Land in Europa eine scharfe Kontingentspolitik«ingeführt. Es wollte sich damit seinen Charakter als Kriscninsel erhalten unb zugleich seiner Exportindustrie den notwendigen Rückhalt oerleihen. Die Ergeb- Nisse sind vernichtend. Die Absperrung vom Auslande hat zu einer außerordentlichen Teuerung geführt, so daß bei allgemein sinkenden Lebenshaltungskosten in der Welt d» sranzösffche Index vom November 1931 bis zum Sommer d. I. noch von 531 auf 535 stieg. Die Unterbindung der Weizeneinfuhr hat die französische Landwirt- schaft zu verstärktem Weizenanbau angeregt, der nach der diesjährigen Rekordernte einen un- geheuerlichen Preiszusammenbruch und Gefähr- dung unzähliger Betriebe nach sich gezogen hat. Auch für die Ausfuhr hat die Teuerung schwere Rückschläge mit sich gebracht. Sie betrug im ersten Halbjahr 1932 nur noch 10 gegen 16,2 Milliarden yrank(1 Frank-- 16 Pf.). Di« Kontingent»- �olMk der letzten anderthalb Vahr« hat sich all-

gemein so verheerend für die französische Wirtschast ausgewirkt, daß auch ,chie glückliche Insel" Frank- reich jetzt von der Krisenwelle überschwemmt ist. Heraus aus dem Wirrwarr Die Mißerfolge der Wirtschaftspolitik in diesen drei größten Ländern Europas liegen auf der Hand. Die Erfahrungen aus dieser Verhängnis- vollen Politik zwingen zu der Erkenntnis, alle internationalen Kräfte anzuspannen, um aus der kommenden Weltwirtschaftskonferenz einen Ausweg aus dem fürchterlichen Zirkel der Krisenverschärfung zu finden. Der Arbeiterklasse fällt die große Aufgabe zu, um die Kontrolle der kapitalistischen Wirtschaft zu kämpfen, durch zähes Ringen den Lebensstandard der Massen wieder zu bessern und damit die Vorbedingung für einen nachhaltigen Auffchwung zu schaffen. In Deuffchland hat das Volk am 6. November

Gelegenheit, durch eine klare Absage an das Kabinett der Barone, das den Exportprämien- Wahnsinn aus die Spitze getrieben, der Vernunft

Die Kosten der Tonproduktion einschließlich Lizenzen betragen überraschenderweise nicht mehr als 7 Millionen Mark, also nur einen geringen Anteil des Gesamtumsatzes. Im Durchschnitt sind die Produktionskosten eines Tonfilms 30 bis 50 Proz. höher als eines stummen Films. Der Filmaußenhandel ist mit rund 15 Mil- lionen Mark aktiv, während zur Zeit des stummen Films der Einfuhrüberschuß 10 bis 12 Millionen Mark betrug.

in der Wirtschaftspolitik schaffen.

wieder Geltung zu ver- B e.

Film in Zahlen In einer Untersuchung über die Entwicklung der Filmindusttie kommt das Konjunkturinstitut zu bemerkenswerten Ergebnissen. Die Bruttoeinnahmen der Kinotheater werden für 1931 auf etwa 200 Millionen geschätzt. Die Einnahmen des Filmverleihgeschäfts werden auf 55 Millionen Mark und der Filmproduktion auf 40 Millionen Mark beziffert. Danach erreicht der Gesamtumsatz der deutschen Filmwirtschaft rund 300 Millionen Mark.

Lokomotiven gegen Tabak. Wie mit Brasilien und Aegypten steht jetzt auch ein großes Waren- austauschgeschäft mit Bulgarien vor dem Abschluß. Eine deutsch « Jndustriegruppe, oer mehre» Lokomotio- und Waggonunternehmunzen sowie Stahlwerke angehören, will im Austausch gegen deutsche Eisenbahnmaterialliefenmgen bul- garischen Tabak im Werte von 20 bis 25 Mill. M. aufkaufen. Neben rollendem Material kommt als Lieferung Schienen- und anderes Oberbaumateriol in Betrocht. Ausländische Firmen in England. Im Unter- Haus teilte Runciman auf Anfrage mit, daß seit dem 4. Juli nach den Informationen des Schatz- amtes einige 50 neue Unternehmungen für ausländische Firmen oder mit deren Hilfe ins Leben gerufen worden.

Wer wird Vizedirektor? Die Leitung im Internationalen Arbeitsamt

in Frage kommen, des E x i st e.n z-

Deutschlaich hat in Genf seinen Anspruch auf die Besetzung des Bizedirektorpostens im Internationalen Arbeitsamt an- gemeldet. Wie verlautet, wurde Ministerialdirek- tor Dr. S i tz l e r vom Reichsarbeitsministerium für diesen Posten vorgeschlagen. Deutschland hat auch ein Recht darauf, bei der Besetzung des Vizedirektorpostens im Jnternatto- nalen Arbeitsamt besonders berücksichtigt zu wer- den; denn es ist in der internationalen Sozial- Politik stets führend hervorgetreten, jedenfalls so lang« der Einfluß der Arbeiterschaft auf die deutsche Regierung zu spüren war. Daher wäre es eigentlich nur eine Selbstverständlichkeit, wenn auch ein Deutscher in die Leitung des Jnternatio- nalen Arbeitsamtes berufen würde. Die deutsche Arbeiterschaft will aber nicht nur einen Deutschen auf dem Vizepräsidentenposten des Internationalen Arbeitsamtes sehen, sondern ebenso sehr einen Mann, der zugleich Ver- trauensmann der deutschen wie der internationalen Arbeiterbewegung ist. Bei der Neubesetzung des Direktorpostens des Internationalen Arbeitsamtes war fast allgemein die Ausfassung vorherrschend, daß neben Dr. B u t- ler, der aus der englischen Verwaltung kam, nun unbedingt ein aus der Arbeiterschaft

hervorgegangener Sozialpolitiker von Format treten müsse, und wir sagen nicht zu viel, wenn wir betonen, daß der Arbeiterschaft damals die Erfüllung ihres Wunsches durchaus unmißver- ständlich in Aussicht gestellt worden ist. Di« Triebkraft des internationalen sozialpoliti- schen Fortschritts ist und bleibt nun einmal der organisierte Arbeiter. Er muß deshalb auch an maßgebender Stelle im Internationalen Arbeitsamt wirken können. Die Besetzung eines Postens in der Leitung des Internationalen Ar- beitsamtes ist eine Frage, bei der die für die Be- setzung Verantwortlichen schon etwas Weitblick zeigen müssen. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusehen, daß in nicht allzu ferner Zeit der Wert und die Bedeutung der Gewerkschaften in Deutschland wie in anderen Ländern wieder besser anerkannt und gewürdigt werden wird. Schon mehren sich die Anzeichen, daß aus so manchem Saulus, der auszog, die Gewerkschaften zu vernichten, ein Paulus werden will. Die For- derung der Arbeiterschaft, den Vizedirektorposten im Internationalen- Arbeitsamt durch einen Ver- trauensmann der A r b e i t e r b e w e- g u n g zu besetzen, mühte daher für die führenden Kräfte in der Internationalen Arbeitsorganisation , die über den Tag hinaus zu blicken vermögen, eigentlich willkommen sein.

Beamte für Liste 2! Der große Saal des Gewerkschaftshaufes war am Mittwochabend bis auf den letzten Platz ge- füllt von den Funktionären der sreigewerk- schaftlich organisierten Berliner Beamten, die der Bezirksausschuß Berlin des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes zu einem Generalappell ausgerufen hatte. Der Vor- sitzende der Ortsgruppe Berlin der Reichsgewerk- schaft Deuffcher Kommunalbeamten, Genosse Mehlig, wies in einer kurzen Eröffnungs- ansprach? aus die Notwendigkeit des straffen, freigewerkschaftlichen Zusammenschlusses aller frei- heitlich gesinnten Beamten hin. Er forderte die Beamten auf, auch in politischer Be- ziehung aktiver als bisher zu sein und sich mit allen Kräften für die Erhaltung der demo- kratischen Republik, die auch ihnen viele Frei- Helten gewährt, einzusetzen. Nach der Ueberbringung der Grüße des Bundes- Vorstandes des ADB. durch den Genossen H ä n- d e l e r ergriff der Reichstagskandidat Genosse T h e u n e r das Wort zu einem instruktiven Vortrag über die Gründe der Wirtschaftskrise und das Anwachsen der nattonalsozialistischen Bewe- gung. Er verwies auf die Tagung des Deutschen Beamtinbundes, bei der die Reichsregierung nicht vertreten war und dadurch ihre Einstellung gegen- über der Beamtenschaft mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht hat. Unter starkem Beifall der Versammlung erklärte er, daß die jetzige Zeit für verfassungsmäßige Experimente nicht geeignet sei, daß nicht die Weimarer Verfassung , sondern die Verfassung der deutschen Wirtschaft einer gründlichen Aenderung bedürfe. An Stelle des verhinderten Genossen Gill- m e i st e r wandte sich Genossen R a d d a tz von der Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunal- beamten in einer zündenden Schlußansprache an die Funktionäre der Beamten und forderte sie aus, am 6. November geschlossen für die List« 2 zu stimmen.

daß sie trotz der Krise gegen die mit dem Tarif- recht unvereinbare Notverordnung erfolgreich an- kämpfen können. Die Tarifverträge für die Maschinisten und Heizer wurden mit einzelnen Ausnahmen neu abgeschlossen. Ein Teil der Unternehmer hat die Verträge, die durch die Brüningsche Notver- ordnung im Anfang des Jahres mit Kündigungs- frist bis zum 30. April festgelegt waren. unverändert fortlaufen lassen. In einigen Fällen muhten Verträge abgeschlossen werden, obwohl sie eine Lohnkürzung mit sich brachten, weil eine tariflose Zeit noch ungünstiger sein würde. Ein weiteres Herabdrllcken der Löhne im

allgemeinen könne nicht mehr da die u n t e r st e Grenze Minimums erreicht sei. Der Umsatz an Beitragsmarken ergab, daß gegen das 2. Quartal ein geringer Mitglieder- Zuwachs zu verzeichnen ist. Durch die fortschreitende Stillegung der kleineren Betriebe wie durch die Konzentration in große» Kraftzentralen gehen mehr und mehr Arbeits- stelle» verloren. In der Gesamtorganisation waren Ende September 33,5 Proz. Arbeitslose gegen 26,3 Proz.

SVJ).- iKeiaMacteiiet! Montag, 7. November, 19 Uhr, Sophien- Säle, Sophienstr. 17/18, Versammlung aller im Deutschen Metall- a r b e i t e r v e r b a n d organisier­ten SPD. - Metallarbeiter. Tagesordnung: Stellungnahme zur General­versammlung. Mitgliedsbuch der Partei und des Deutschen Metallarbeiterver- bandes muß am Saaleingang vorgezeigt werden. Der Besuch anderer Versamm­lungen muß an diesem Tage unterbleiben. Der Fraktionsvorstand.

im September 1931. Verkürzt arbeiteten im September 36 Proz. Die durchschnittliche Ver- kürzung der Arbeitszeit betrug 15,2 Stunden pro Woche. Im Verwaltungsbezirk waren zu Anfang des Jahres 1250, Mitte des Jahres 1380 und Ende September 1300 Mitglieder arbeits- l o s. Durch die Notverordnung ist die Zahl der- jenigen Kollegen, die Krisen-, Wohlfahrts- oder überhaupt keine Unterstützung erhalten, sehr stark gestiegen. Die Organisation hat sich der zentralen Werbe- Veranstaltung voll angeschlossen und in den Be- zirken Hausagitationskommissionen gebildet. Z u r W a h l am Sonntag zeigte Reinsfeld , wie notwendig es ist, daß jeder einzelne Kollege für die Sozialdemokratische Partei , für Liste 2, stimmen muß. Mit Begeisterung wurde diese Parole aufgenommen. In seinem Kassenbericht kam Genosse Ruck- st u h l zu dem Schluß, daß die freien Gewerk- schaffen und mit ihnen die Maschinisten und Heizer trotz aller Widerwärtigkeiten die Krise siegreich überwinden werden.

Die Maschinisten In der Generalversammlung des Berwaltungs- bezirks Berlin-Brandenburg der Maschinisten und Heizer am Sonntag im Berliner Gewerkschafts- hau» gab Genosi« R« i n« f« l d den Geschäft»- bericht. Di« fr«i«n Gewerkschaften hoben bewiesen.