gefamt wurden 52 Funktionäre festge
nommen.
Insgesamt hat die Polizei 270 Personen fest. genommen, darunter über 100 Streitposten. Die meisten der Festgenommenen wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.
Unter den Verhafteten befindet sich der Vorsigende der Zentralen Streifleitung", ein früherer tommunistischer Arbeiterratsvorsitzender der BBG., Albert Kaiser. In der Versammlung der Streifleitungen in den Residenzfestfälen trat Kaiser als Referent auf. Nachdem er von dem überwachenden Polizeioffizier zweimal vermarnt morden war, wurde die Versammlung aufge= löst und Kaiser zum Polizeipräsidium mitge
nommen.
Die Verhaftung der Funktionäre der RGO. erfolgte in dem zentralen Streitlokal bei Schulz, Elisabethstraße.
Hauptwerkstätte arbeitet
In der Straßenbahn- Hauptwerkstatt Uferstraße wurde die Arbeit um 1 Uhr bereits in vollem Umfange aufgenommen.
Otto Wels sprach am Donnerstagabend in einer Riefenfundgebung der hiesigen Sozialdemofratie in der großen Ausstellungshalle. Wels, der von der vieltausendköpfigen Menge stürmisch ge= feiert wurde, setzte sich besonders mit den Nationalsozialisten und der Papen Regierung in scharfen Worten auseinander. Es gehe gegenwärtig in Deutschland um alles, um die Freiheit und um das Recht. Der Reichskanzler von Papen habe in München erklärt, daß die Regierung zur Durchführung von Reformplänen nicht nur den Willen, sondern auch die Macht habe. Das rufe die Frage hervor, ob sie auch den Geist und das Recht dazu habe.
Wels machte dann sensationelle Ausführungen
über
Herrn von Papen von früher und heute.
Revolverblattmanieren Die vieitaufenbköpfige Menge lauschte ſeinen Aus
SA.- Sturmführer will 20000 Mark
für einen ,, Angriff"-Artikel
Ein gewisser Bankdirektor a. D. Dr. jur. Heinrich Morr hat die Bankfirma Franz Wolf u. Co. auf Zahlung von 11 000 Mart verflagt. Morr verlangt diese Summe, weil er nach seinen eigenen Angaben den Angriff", das nationalsozialistische Blatt, zugunsten der Bankfirma best och en hat!
Der Angriff" hatte im Mai 1932 wilde antisemitische Angriffe gegen die Firma im Stile eines Revolverblattes veröffentlicht. Bier Wochen später trat er einen vollkommenen Rückzug an und erklärte, daß alle Vorwürfe der Grundlage entbehrten. Morr behauptet in seiner Klage, daß er durch seine sehr einflußreichen Be ziehungen" er gab sich als SA.- Sturmführer aus ,, die Angelegenheit geordnet" habe. Auf seine Veranlassung sei ein Artikel im ,, Angriff" erschienen, in dem die Bant vollkommen rehabilitiert wurde. Morr bietet dafür das Zeugnis des„ Angriff" Redakteurs Fanderlan!
Für diese Rehabilitierung im Angriff" hat die Firma Wolf gezahlt:
400 M. an die Gauleitung der NSDAP . 4700 m. an den Dr. Morr in bar 3000 m. an den Dr. Morr in Wechseln.
Morr ist jedoch nicht zufrieden, er will noch einmal 11 000 m. haben! Diese ganze schmuzige Beftechungsaffäre ist gerichtsnotorisch. Der„ SA .. Sturmführer Morr" ist eine Glanztype der ,, antirepublikanischen" Nazipartei!
In ,, Judenstiefeln"!
Vom Pech der Hakenkreuzler
Deffau, 4. November.
Das Boltsblatt für Anhalt " ist in der Lage, eine außerordentlich amüsante Mitteilung zu machen. Der anhaltische Nazi- Ministerpräsident Freyberg hat in Dessau und Bernburg einen fogenannten freiwilligen Arbeitsdienst" eingerichtet, der mit vollständigen Uniformen zmeierlei Garnitur ausgerüstet ist und den Eindruck einer militärischen Truppe macht. Die freiwilligen Arbeitsdienst- Leute" find mit Straßenschuhen und Stiefeln ausges rüstet worden, deren Anschaffung allein bei der Dessauer fleinen Gruppe 4800 Mart erfordert hat. Damit ist aber nicht etwa die anhaltische Wirtschaft belebt worden, sondern der kleine nationalsozialistische Schuhhändler, dem der Auftrag zugeschanzt wurde, hat sich mit einer Schuhfabrit Heimann in Lands berg a. d.. in Verbindung gefeßt und dieser Fabrik den Lieferungsauftrag erteilt. Die natio nalsozialistischen Privatsoldaten des nazi- anhaltischen Ministerpräsidenten laufen jetzt also in jüdischen Stiefeln herum!
Teilnahme an der Faschistenfeier Die Arbeitsstelle für Südtirol meldet: ,, An der Zehnjahresfeier des Faschismus in Bozen , die in Abwesenheit der Deutschen Südtirols vor sich ging, nahm, wie die Bozener Blätter mitteilen, auch eine 30 Mann starke Abteilung von Nationalsozialisten( die Hälfte in Uniform) aus dem Deutschen Reich teil. Die faschistische ,, Alpenzeitung" bemerkt dazu, daß diese ... Gruppe von Hakenkreuzlern, durch das Band der gemeinsamen Idee mit dem Fa schismus vereint, an der Feier des histori. schen Tages offiziell teilnehmen wollte". Die Hitlerleute standen, wie es weiter heißt, auf den Stufen des Siegesdenkmals.
führungen in gespanntester Aufmerksamkeit.
,, Dieser Reichskanzler hat in München von den Feinden des Volkes" gesprochen und dort wie anderswo das Nationalbewußtsein für sich und feine Regierung sozusagen so ,, fontingentiert", daß für das Volk und insbesondere für die Arbeiter nichts mehr übrig blieb. Dieser Reichskanzler, der sich national und sozialpolitisch angeblich von niemand übertreffen lassen will, was 13 Jahre preußis scher Landtagsabgeordneter. Niemand hat wäh=
rend dieser Zeit von seiner Existenz, seiner ,, fon servativen Gesinnung", seinem von ihm heute selbst so viel gerühmten Mut zur Unpopularität" und was dieser Herr heute noch für sich proklamiert und reklamiert und viel beredet, etwas erfahren. Aber eben weil er so viel proflamiert, ist es an der Zeit, einmal in aller Deffentlichkeit darauf hin zuweisen, daß der heutige Reichskanzler von Bapen, als er, von niemanden gefannt, preußischer Landtagsabgeordneter war, einmal im Landtag reden und ich glaube, es war das einzige Mal während seiner Abgeordnetenzeit- und von der Tribüne des preußischen Parlaments für das Saargebiet eintreten sollte.
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Damals hat der Mann, der sich heute der Nachfolger Bismards nennt, die ihm angetragene Rede für das Saargebiet mit der Begründung abgelehnt, daß eine derartige Rede seine Berwandten im Saargebiet schädigen könne. Wenn er es bestreitet wir bringen Zeugen für meine Behauptung! Und diefer Mann, der uns ,, Feinde des Volkes" tituliert und damit das Wort Wilhelms II. von den„ vaterlandslosen Gesellen" variiert, dieser Mann tut heute, als wenn ein Nationalheld, der nach Walhall gehört, gar nichts gegen ihn wäre... Man stelle sich vor, über einen fozialdemokratischen Minister würde nach seiner Ernennung auch nur ähnliches wie über Herrn von Papen bekannt die rechtsradikale Meute hätte ihn wahrscheinlich schon zu Tode gehegt! Dieser Reichstanzler nennt sich heute der Mann
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Am Donnerstagabend gegen% 11 Uhr wurde am Hauptbahnhof in Schweidnit der Reichsbannermann Schack. schal, der sich auf dem Heimwege von einer 2öbe- Kundgebung der Eiser. nen Front befand, von mehreren unifor. mierten Nationalsozialisten überfallen und niedergestochen. Der leberfallene trug mehrere schwere Messerstiche davon und mußte sofort ins Kranfenhaus übergeführt werden.
Diese neue furchtbare Bluttat der schle sischen Hakenkreuzler findet ihre Erklä rung in der erregten Stimmung, die gegen wärtig in Schweidnik wegen des Reichenbacher Attentats- Prozesses herrscht. Schweidnitz gleicht seit Donnerstag früh einem braunen Heerlager. Hun berte von SA.- Leuten treiben sich in den Straßen umher und terroristeren, ohne daß die Polizei wirksam eingreift, politisch Andersgesinnte. Die moralische Verant wortung für den blutigen lleberfall trägt wieder einmal der berüchtigte Hei. nes, auf dessen Befehl die Naziterroristen in Schweidnik zusammengezogen wurden.
Die Gauleitung des Reichsbanners in Breslau hat am Freitagvormittag beim Breslauer Regierungspräsidenten wegen des Treibens der Nazis in Schweidnik Vorstellungen erhoben und die sofortige Beseitigung der hakenkreuzlerischen Ter rorbanden aus Schweidnik verlangt.
Heines wird frech
Eigener Bericht des„ Vorroärts"
Schweidnih, 4. November.
Im weiteren Verlauf der Verhandlung vor dem Schweidniger Sondergericht erfolgt die Bernehmung von Heines. Er schlägt einen an maßenden Ton an und erklärt,
es habe kein Befehl dazu gehört, gegen päschte vorzugehen, Päschte gehöre wegen feiner Diffamierung der nationalsozialistischen Bewegung auf die Unklagebant.
Er finde es mehr als verständlich, daß sich die SA.- Leute gegen die Heßereien" Päschtes empörten. Obwohl ihn der Vorsitzende wiederholt zur Mäßigung mahnt, macht er unter Hinweis auf eine nationalsozialistische Verlustliste die underschämte Bemerkung, zahlreiche Nationalsozialisten seien von„ marristischen Horden viehisch ermordet worden". Der Borsigende unterbricht ihn mit der Bemerkung, das zu sagen sei nicht zulässig. Heines fährt in seinen propotatorischen Ausführungen fört und erklärt, er halte die von Hitler angeordnete Beschränkung des Notwehrrechtes nicht mehr für gegeben.
Er erkläre überall öffentlich, daß er jede Standarte auflöse und jeden SA. - Mann ausschließe, der sich nicht zur Wehr setze.
Seine Beteiligung an der Reichenbacher Affäre, der Vorwurf der Begünstigung, versuchte er zu
bagatellieren. Es fönne sein, daß er gesagt habe, Wagner und Polomsti könnten auf die Sportschule geschickt werden. Das Darlehn von 150 Mart, das er der Frau Polomski gegeben habe, habe er ihr aus menschlichen Gründen gegeben, nicht um Bolomsti zur Flucht zu verhelfen.
Als Rechtsanwalt Bandmann an Heines die Frage stellt, ob ein Befehl zu dem Attentat von einer Zentrale der S2. Dorgelegen habe, erflärt Heines zunächst, daß er den Nebentläger nicht antworte, verneint dann aber so nebenher die Frage. Ebenso die weitere, ob er miffe, mo her Jaehnte bie Bombe habe.
Als Bandmann endlich die Frage stellt, ob
edegauA- bandA
der ,, autoritären Staatsführung" und der christlich- tonservativen Staatspolitt". Sie finden ihren Ausdruck darin, daß er mit aller Welt in Streit lebt. Nur dort jubelt man ihm zu, wo er die Reichen subventioniert, als wäre Geld in Hülle und Fülle da. Dieser Reichstanzler regiert als der von ,, Gott Berufene", nur daß die Grundsäge des Christentums das Gegenteil von dem lehren, was dieser Reichskanzler tut. Dieser Mann der christlich- konservativen Politit, also der Streiter für Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe, dieser Mann stand dieser Tage vor einem Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags , wo über Subventionen ge= redet wurde. Allerdings nicht über die Subventio nen an die Schwerindustrie und bankrotte Agrarier, sondern über Zeitungsfubventionen. Als
der frühere Aufsichtsratsvorsitzende des Berliner Zentrumsblattes„ Germania ",
die Herrn von Papen zum Teil heute noch gehört, war der gegenwärtige Reichskanzler besonders be= rufen, vor dem Ausschuß zu erscheinen. Er hat dort aber nicht alles gesagt, was er als Landtagsabgeordneter und Aufsichtsratsvorsitzender der ,, Germania " praktisch über Zeitungsfubventionen erfahren hatte. Das ist der Mann, der in der Gegenwart fast täglich so tut, als ob seine ,, Staatsführung" haushoch über der anerkannten Arbeit früherer Reichskanzler stände!
Wels schloß mit dem Ruf: Am 6. November gegen die Papen- Barone, gegen ihre Stützen, die Hitler und Thälmann , für Liste 2!
nahme an Sprengstoffverbrechen verdächtig zu machen. Diese Feststellung hat den Bundesrat veranlaßt, gegen die am völkerrechtswidrigen Nachrichtendienst Beteiligten eine gerichtliche Untersuchung einzuleiten und den Bundesanwalt anzuweisen, den eidgenössischen Untersuchungsrichter für die italienische Schweiz mit der unverzüglichen Durchführung der Untersuchung zu beauftragen. Die Untersuchung hat sich auch auf Sprengstoffverbrechen und Gebrauch eines falschen Basses zu erstrecken. Es sind vier Personen in Haft. Hand. in Hand mit der gerichtlichen Untersuchung sollen auch polizeiliche Untersuchun gen weitergeführt werden und zwar darüber, ob der Mißbrauch des schweizerischen Gastrechts auch von anderer Seite erfolgt ist.
Heines auch Feſtſtellungen über die Toten und Sensation am Funkturm
Berletzten der Eisernen Front und des Reichsbanners gemacht habe, antwortet Heines mit einer neuen Unverschämtheit. Er sagt, der Bertreter des Nebenflägers folle lieber fragen, wie groß die Angst der Juden am 13. August gewesen sei. Der Borsigende rügt Heines, der Lahufen. Anwalt Quetgebrune jeboch springt ihm bei, indem er die Frage des Rebentlägers als Demonstration bezeichnet.
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Nach Heines wurde dann der legte Angeklagte, ,, Stabführer" Hayn Breslau Dernommen. Der Angeklagte leugnet, sich der Begünstigung schuldig Angeklagte leugnet, sich der Begünstigung schuldig gemacht zu haben.
Hierauf wird in die Beweisaufnahme eingetreten und zunächst der Rebentläger Paeschte vernommen. Baeschte schildert das Attentat und erklärt, er habe aus der Lage der Leiche Jaehntes schließen tönnen, daß der An schlag ihm gelten sollte. Paeschte erklärt weiter, daß an
Mit dem Fallschirm abgesprungen
Ein fenfationeller Borfall spielte sich heute mittag gegen 42 Uhr am Funkturm ab. Ein Mann war unbemerkt auf die äußerste Spike geflettert und mit einem Fallschirm abgesprungen. Der Fallschirm öfnete sich jedoch nur zum Teil und verfing sich an einer Eisenstrebe. Der Gurt des Fallschirms riß bei dem Unprall ab und der Fallschirmabspringer faufte in die Tiefe, wo er mit 3erschmetterten Gliedern bewußtlos liegen blieb. Sterbend wurde der Mann, ein 35jähriger Willi Warburg ins Westend - Kranfenhaus eingeliefert. Wie wir erfahren, hatte W. den Fallschirm selbst konstruiert, und vermutlich wollte er den Schirm ausprobieren.
ſeit März 1932 die Gefahr sich für ihn Ueberfall im Mietbüro
so erhöht habe, daß ihn seine Parteigenossen nicht mehr allein gehen ließen. Bon Mitte Juli ab sei die Heke gegen ihn noch gesteigert worden. Im Café und auf der Straße habe er zu hören bekommen, am 31. Juli werde er aufgehängt.
Muffolinis Lockspizzel
In der Schweiz offiziell entlarvt Eigener Bericht des„ Vorwärts"
Zürich , 4. November. Die Eiterbeule der italienischen Spigelorganisation in der Schweiz scheint nun endlich aufgestochen zu werden. Ueber die Tätigkeit faschistischer Lodspigel hat der Bundesrat( Eidgenössische Regierung) am Donnerstag eine amtliche Mitteilung erlassen, in der es heißt:
Die bisherigen Erhebungen über den ausländischen polizeilichen Nachrichtendienst in Leffin haben ergeben, daß sich verschiedene Agenten in Tessin aufgehalten haben, um die politischen Flüchtlinge zu beobachten, daß aber gelegentlich auch Schweizer Bürger fontrolliert worden sind. Einwandfrei wurde in den letzten Tagen festgestellt, daß einer dieser Agenten, Alberto Finstermacher, langjähriger Agent einer ausländischen Polizei, im Besitz von Sprengstoffen, Sprengfapfeln und Zünd schnur war und die Absicht hatte, dieses Material bei Flüchtlingen unterzubringen, um sie der Teil
In den gestrigen Abendstunden ereignete fich in Stralau ein Borfall, der großes Aufsehen erregte.
In der Krachtstraße befindet sich in einem Kellerraum die Häuserverwaltung der Häuser in der Kracht und der anliegenden Bahrfeldtstraße. Gegen 19 Uhr betrat der 36jährige Wilhelm Jungblut im betrunkenen Zustand den Raum und verlangte von der Berwalterin Angaben über die Höhe der von seinem Vater bezahlten Miete. J., der aus der elterlichen Wohnung abgemeldet ist, erhielt von der Frau die Antwort, daß sie nicht berechtigt sei, darüber Auskunft zu geben. J. gab sich aber mit dieser Auskunft nicht zufrieden, sondern drang immer mehr auf die Frau ein. Die Frau ergriff in ihrer Bedrängnis eine Hundepeitsche, die ihr aber von J. entriffen wurde, der nunmehr mit der Peitsche auf die Wehrlose einschlug, fie auf die Chaiselongue warf und mit den Fäusten bearbeitete. Vom alarmierten Ueberfallfommando wurde der Bursche zum nächsten Polizeirevier befördert.
Der parlamentarische Korrespondent des ,, News Chronicle" glaubt ebenso wie„ Daily Mail", daß die Regierung in ihrem Abrüftungsplan vorzu schlagen gedenke, Militärflugzeuge ab. zuschaffen und Zivilflugzeuge internetionaler Kontrolle zu unterstellen.