Angestellte!
Von Rudolf Bartel
Auch die Einzelhandels- Ange stellten sind in kaum zu überbietender Weise der kapitalistischen Willkür und Ausbeutung ausgesetzt Sie haben daher ein erhebaches Interesse an einer Erweiterung ihres engen Lebensraumes. Der strahlende Glanz der Arbeitsstätten steht in schroffem Gegensatz zu dem trüben Dasein der Einzelhandelsangestellten. Die lächelnden Gesichter der Angestellten dürfen nicht täuschen, sie sind durch die Arbeitsordnung vorgeschrieben. Kundendienst! Die tatastrophalen Wirkungen der Kaufkraftvernichtung, an der die Arbeitgeber des Einzelhandels noch immer hervorragend beteiligt sind, sollen durch völlig ungeeignete Maßnahmen wieder beseitigt werden. So glauben die Arbeitgeber allen Ernstes, durch eine Verlängerung der für die Angestellten sowieso schon außerordentlich ungünstig geregelten Arbeitszeit eine Erhöhung der Umsätze erzielen zu tönnen. Dabei weiß heute jeder Lehrling, daß selbst bei ununterbrochener Offenhaltung der Läden nicht ein Pfennig neue Kauffraft, sondern bestenfalls eine Erhöhung der Unfosten erreicht würde.
Eine andere weitverbreitete fire Idee der Unternehmer ist der Versuch, die Erhöhung der Umsätze durch das Losungssystem zu erlangen. Die Arbeitgeber glauben näm lich, den gewünschten Umsah dadurch zu er zielen, daß sie die Kaufkraftvernichtung einfach ignorieren und jedem einzelnen Angestellten vorschreiben, wieviel er im Monat verkaufen soll. Je nach der Warengattung soll er das 20- bis 40fache seines Gehaltes umsetzen. Erreicht er diese Losung nicht, so ist er nicht tüchtig. Die Personalleitung ver warnt ihn und wenn das nichts nutzt, darf er im Stempelfeller über den Segen des Losungssystems nachdenken. Tatsächlich ist dieser Bersuch der Umsatzsteigerung ein vollfommen ungeeignetes und demoralisierendes Antreibemittel, das den Angestellten das letzte bißchen Berufs- und Arbeitsfreude nimmt. Der Angestellte wird praktisch aber auch gezwungen, in jedem Besucher den Menschen zu sehen, der ihn um sein Brot bringen kann, falls er ihm nichts verkauft. Wehe dem Angestellten, der eine Pleite macht seine Tage bei der Firma sind ge= zählt.
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In strittem Gegensah zu den hohen Anforderungen an die Verkaufskunft der Angestellten steht die Gehaltspolitik der Einzelhandelsgewaltigen. Schon die allgemeine Tarifpolitik der Einzelhändler wird viel robuster geführt, wie die mancher an deren, als besonders reaktionär verschrienen Unternehmergruppen; aber die Einzelhändler scheuen sich auch nicht, die tariflichen Bestim mungen nach eigenem Ermessen zu ändern und unter Anwendung wirtschaftlichen Druckes, unter Verlegung von Treu und Glauben die Angestellten einzugruppieren und untertariflich zu bezahlen. Personal entlassungen riesigen Umfanges, erhebliche Kürzungen der von jeher besonders niedrigen Gehälter insbesondere der weiblichen Angestellten, menschenunwürdige Arbeitsmethoden und faum glaubliche Schikanen sind die fortschrittlichen Methoden der ehrbaren Kaufleute. Selbst wenn der soziale Mantel, den sich die Einzelhändler sehr zu Unrecht immer gern umhängen, einen brachtvollen Zwickel erhält, so bleibt doch der üble Reaktionär zu erkennen, der unter Benukung der zeitgemäßen Schlagworte nur an seinen Profit denkt. Auch sein lächerliches Argument lautet immer wieder: die Starrheit der Tarifverträge macht die Betriebe un
rentabel.
für sie allein richtige Front der Arbeitnehmer und Konsumenten einzureihen, eine ver. nünftige Sozial- und Personalpolitik zu treiben und an einem Umbau des zusammenbrechenden Wirtschaftssystems mitzuarbeiten. Um so mehr erwächst allen Angestellten des Einzelhandels die Pflicht, gemeinsam mit dem 3d2. und der Sozialdemokratischen Partei durch eine Bergesellschaftung der Betriebe aufbauende Zukunftsarbeit zu leisten. Wer wirklich ernsthaft für die Umgestaltung der versagenden Profitwirtschaft zur Plan wirtschaft, für menschenwürdige Arbeitsund Lebensbedingungen fämpfen will, der gibt am 6. November seine Stimme der Lifte 2 Sozialdemokraten!
Die Vorgänge bei zahlreichen sehr befannten Berliner Firmen zeigen flipp und klar die Verbundenheit des Einzelhandels mit der kapitalistischen Front und ihrer Devise: Abwälzung des Risikos auf den Rücken der Arbeitnehmer. Die Arbeitgeber des Einzelhandels denken nicht daran, sich in die auch
Wachsende Unruhen
Schwere Zusammenstöße im Reich
Zwischen Klebekolonnen der National. fozialisten und der Kommunisten fam es in der Nacht zum Freitag zu einer Schlägerei, in deren Berlauf von den Nationalsozia listen etwa 15 Schüffe abgegeben wurden. Ein Arbeiter wurde durch einen Nierenschuß schwer, ein anderer leicht verlegt. 3 mei Nationalsozialisten wurden in aft genommen. An einer anderen Stelle der Stadt wurde ein Nationalsozialist durch einen Schuß verlegt. Der Täter fonnte noch nicht er
mittelt werden.
Zu einer Schlägerei zwischen Nationalfozialisten und Gegnern, deren Parteiangehörigkeit noch nicht festgestellt ist, fam es um dieselbe Zeit vor einem SA Heim. Im Handgemenge wurden ein SA.- Mann und ein angeblich Parteilofer niedergeschlagen und verletzt.
In der Nähe des Aleranderwerks wurden heute vormittag nationalsozialistische Flugblattverteiler von Kommunisten angegriffen. Fünf Beteiligte wurden vorläufig festgenommen und der Polizeiwache vorgeführt. Bereits gestern war es auf dem Rathausplatz zu Ansammlungen gekommen, an denen sich rund 500 Personen, meist Kommunisten. beteiligten, die zu demonstrieren versuchten. Zu Tätlichkeiten kam es nicht.
ABSAGE PREUSSENS
BRAUN
ABSAGE BAYERNS
Papens große Geste
ABSAGE hins nousden nor моледни мод Kriegserklärungen
ENGLAND LEHNTON
DEUTSCHE RÜSTUNGSNOTE AB
Missery
HELD alien
lebot ab
KAMPFANSAGE
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Pangename
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So hat auch schon 1914 der Anfang vom Ende begonnen.
Arnstadt ( Thür.), 4. November.
In der vergangenen Nacht tam es hier zwischen Reichsbannerleuten und National. fozialisten zu einer Schlägerei, bei der vier Reichsbannerleute und ein Nationalsozialist ver legt wurden. Die Polizei stellte die Ruhe wieder her und beschlagnahmte eine Pistole, Schlagringe und eine Reitpeitsche.
In Auerbach an der Bergstraße verfolgten mehrere Nationalsozialisten in der Nacht zum Freitag zwei Reichsbannerleute und mißhandelten sie so schwer, daß beide ins Kran fenhaus geschafft werden mußten. Sechs Nationalsozialisten wurden dem Richter zugeführt, der Haftbefehl gegen sie erließ.
Eigener Bericht des„ Vorwärts"
Schweidnih, 4. November. Als Heines von seiner Truppe am Nachmittag wieder zum Gericht gebracht wurde, wiederholten sich die Standalszenen. Auf dem Platz vor dem Gericht tam es zu einem Tumult, da sich die etwa 200 Nazis wiederum den Anweisungen der Polizei widersetzten. Die Polizei trieb sie schließ lich unter Anwendung des Gummifnü p- pels nach dem Wilhelmplatz zu. Dabei wurden die Beamten in der unglaublichsten Weise ange= pöbelt. Mehrere SA.- Leute wurden sistiert, u. a. wurde ein Nazi von zwei Beamten eingebracht, der den abgerissenen Schulterriemen noch schlag. bereit in der Hand hielt.
Diese Standalszenen sind nur möglich geworden, weil die Polizei die Demonstrationen bisher ignorierte. Man hatte den Eindruck, daß für die Nazis das Demonstrationsverbot nicht bestand. Wie diese offenfundige Verhöhnung der Staatsautorität geduldet werden fonnte, ist unerklärlich.
Nach Beginn der Verhandlung stellte die Verteidigung eine Reihe von Beweisanträgen. Sie verlangt u. a. Bernehmung eines Sachverständigen darüber, ob der von Jaehnke benutzte Sprengförper im Sinne des Gesetzes als Sprengför per oder als Feuerwertstörper anzusehen ist( bei dem Sprengkörper handelte es sich um eine mit Blättchen gefüllte Artilleriefartusche; der etwa 5 Millimeter starke Deckel liegt auf dem Gerichtstisch). Rechtsanwalt Bandmann tritt dieser rechtlichen Auffassung mit der Feststellung entgegen, daß Jaehnke zerrissen worden sei, beweise mehr als genug, daß er einen Sprengförper verwendet habe. Das Gericht lehnt diesen Antrag ab mit der Begründung, es unterliege der Beurteilung
durch das Gericht, ob die Bombe Jaehntes als Sprengkörper im Sinne des Gesetzes anzusehen sei.
Längere Erörterungen entspinnen sich um ein Protokoll, in dem der Angeklagte Polomski Heines schwer belastete. Heines soll bei der Unterredung mit Polomsti im Braunen Haus in Breslau bedauert haben, daß der Anschlag mißglückte, daß ein SA.- Mann und nicht der Richtige das Opfer wurde. Polomski erklärt diesen Widerspruch mit seiner Aussage in der Verhandlung zunächst dadurch, daß seine Vernehmung 10 Wochen nach der Begegnung mit Heines stattgefunden und er die Vorgänge nicht mehr genau im Gedächtnis gehabt und deshalb nur Vermutungen geäußert habe.
Es folgen Erörterungen über die Vorgänge, die zur Verweisung Wagners vom Gymnasium geführt haben. Diese Berweisung soll für Wagner den Grund für die Beteiligung an dem Attentat gebildet haben. Wagner sagt:„ Die Juden
Bomben auf Befehi
Allensteiner Bombenwerfer- Prozeß
Allenstein, 4. November. Am heutigen Verhandlungstag des Bomben merferprozesses befaßte man sich in längeren Er örterungen mit der Frage, ob die Ange= flagten auf Befehl gehandelt hätten. Der Zeuge Kriminalassistent Czerniezky bestreitet, die Angeklagten bei der Bernehmung durch unrichtige Aeußerungen zu einem Geständnis bewogen zu haben. Hierauf er tlärte der Angetlagte Quasset sich zu einem umfassenden Geständnis bereit.
Doch bevor es bazu kommt, bittet der Ange= flagte Bethke, zunächst ihm das Wort zu geben. Bethke fagt nun aus, er hätte von den Ueberfällen und Unruhen in Allenstein gehört und auf seiner Dienstreise den Entschluß gefaßt, etwas gegen Abraham geschehen zu lassen.
Aus eigener Initiative habe er beschlossen, Abraham eine Handgranate in den Laden werfen zu laffen, um ihn zu fchreden. Er habe Weiß den strikten Befehl gegeben, dies auszuführen. Weiß habe sich zunächst geweigert, worauf er gesagt habe:„ Dann lassen Sie es durch Leute Ihres Sturmes machen, morgen werden zwei Handgranaten zu Ihnen kommen, die aber noch nicht gebrauchsfertig find." Er, Bethte, sei dann am 14. August in München verhaftet worden, und auf der Fahrt von Berlin nach Königsberg habe er dem Kri minalassistenten Czerniezky ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er habe Weiß ge= schildert, wie er sich die Sache dente. Wahrscheinlich habe er weiß die ganze Sache so hingestellt, als tomme der Befehl pon oben. Das sei in Wirklichkeit übertrieben, denn er habe von oben keinerlei Befehl erhalten.
Der Angeklagte Weiß stimmte allen diesen Angaben zu, und Bethke versicherte, er habe zunächst bei seinen Bernehmungen nicht in allen Punkten die Wahrheit gesagt, um seine Kameraden und sich selbst zu entlasten.
und die Artikel Paeschkes, in denen ihm Der Brief Otto Brauns
als Schüler verbotene Betätigung in der NSDAP. vorgeworfen wurde, hätten die Veranlassung ge. geben." Paeschke erklärt, sein Vorgehen gegen Wagner hänge zusammen mit dem Verhalten der Schüler bei der Verfassungsfeier 1931. Er habe aber, als Wagner gemaßregelt werden sollte, sich in einem Artikel dagegen gewendet, daß die Schüler bestraft werden und die Auffassung vertreten, die Lehrer, die an der Verhegung der Schüler schuld seien, müßten bestraft werden.
Heines pöbelt hier dazwischen, ber Nebenfläger bezeichne stets als Heze, was gegen seinen Schmußsozialismus gesagt werde. Der Borsigende tritt dieser Böbelei energisch entgegen.
Der vom Ministerpräsidenten Braun ange fündigte Brief ist noch am Donnerstagabend im Büro des Reichspräsidenten eingegangen. Der Reichspräsident hat dem dem preußischen Ministerpräsidenten eine porläufige Antmort erteilt, die die persönliche Unterschrift des Reichspräsidenten trägt, den Empfang des Briefes des Ministerpräsidenten bestätigt und hinzufügt, daß das Schreiben Brauns zur Prüfung an den Reichstanzler meiter geleitet worden sei. Der Wortlaut des Schreibens dürfte erst später veröffentlicht werden.
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Die Klinge schabt nicht
-sie gleitet!