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Bolschewistenschred

Ein unzeitgemäßes Plakat der Nazis

Bei Goebbels hat die Regie nicht geklappt. Jetzt erscheint an den Anschlagsäulen ein Nazi­plakat, das offenbar vor Wochen vorbereitet morden ist, aber in die heutige Situation paẞt wie die Faust aufs Auge. Man sieht einen fürch­terlich großen, barbarisch abstoßenden Rotgar­disten mit grinsender Totenkopffrage bildlich dar gestellt, der nach der Beschriftung des Platats etma folgendes sagt: Bravo , Herr von Papen, Sie geben mit Ihren Notverordnungen uns Bol­schemisten die letzte Chance." Und darunter wird dann in großen Lettern beteuert: Der einzige, der uns vor dem Bolschemismus rettet, ist Adolf Hitler ."

Den armen Nazispießern wird auch gar zu viel zugemutet. Gestern unterbreitete ihnen der ,, An­

Müller- Löhne und Papen- Löhne

=

Politischer Anschauungsunterricht an den Lohntüten

Millionen verfluchen die privatkapitalistische Welt, die sie zum Müßiggang verurteilt. An den Stempelstellen spricht man mit bitterem Hohn von der Papen unterstügung und er zählt von den Hermann Müller Löhnen der Jahre 1928 und 1929. Die ,, Alu" ist von wöchentlich 20 M. auf 9 M. geschrumpft, der tarif liche Stundenlohn für den männlichen Facharbeiter von 107 Pf. auf zwei Drittel davon zusammen­gehauen und dazu neben dem registrierten Arbeitslosenheer noch ein bis zwei Millionen ,, Unsichtbare".

1928 war nicht das Paradies, aber verglichen mit heute war es nicht die Hölle des Arbeiters, Angestellten und Beamten, nicht die jetzige Mittel­standsverzweiflung!

Nicht jeder will es wahr haben, daß es soziale Errungenschaften gibt, die von der Sozialdemo kratie und den Gewerkschaften Schritt für Schritt erfämpft wurden.

Aber alle möchten die Müller- Löhne" und die ,, Müller- Unterstützungen gern wieder haben!

Gewiß: auch zu den Zeiten der sozialdemo­tratisch geführten Müller- Regierung sind niemand Schätze in den Schoß gefallen. Aber es wurde damals nach sechs Monate langem hartem Kampf der sozialreaktionäre erste Angriff auf Leistungs­abbau in der Arbeitslosenversicherung ab. geschlagen. Die Krisenfürsorge wurde ausgebaut, der soziale Angestelltenschutz murde verbessert, für die älteren Angestellten

wurde eine besondere Novelle geschaffen, die die Wartezeiten verkürzte und eine Herabsezung der Altersgrenze durchführte. Der 5 11 h r= Ladenschluß am Weihnachtsabend wurde erzwungen. Aus Mitteln der Lohnsteuer murde eine Erhöhung der Invalidenrenten und eine Verbesserung der Knappschafts= verficherung geschaffen. Die Unfall. persicherung erweitert. Der Schwangeren und Wöchnerinnen schutz wurde weiter ausgestattet.

murde

Das war sozialdemokratische Gegenwarts­arbeit,

das waren soziale Errungenschaften, das waren ,, marristische" Leistungen durch den Reichstag für das Volk!

Damals hatten die Nazis, Kommunisten und Hugenberger im Reichstag zusammen meniger Stimmen als die Sozialdemokraten mit ihren 153 Mandaten.

Im Zweitagereichstag von 1932 hatten allein schon die Nazis und die Kommunisten die absolute Mehrheit. Auf ihrem Rücken fletterten die Hugen­berger zur Macht.

Die erste Papenfche Finanznotverordnung vom 14. Juni 1932 belastet die minderbemittelten Volksschichten mit 1500 Millionen Mart Unter­stützungstürzungen und neuen Steuern.

Die zweite Papensche Notverordnung furbelt den Privatkapitalismus durch einen Steuerschein

regen von 1500 Millionen Mart an; dazu tom men meitere 700 Millionen Mart Arbeiferkopf­prämien. Das Geld wird aus den Steuereinnahmen non 1934 bis 1938 im Borgriff" genommen. Bedenkenlosigkeit ist keine Hegerei.

In der wirtschaftlichen Krise sind die Kräfte der Reaktion gewachsen. Sie spiegeln sich prozig in dem sogenannten Siegeslauf der deutschen Unter­tanenbewegung, also der Nationalsozialisten und der Deutschnationalen und in dem Zuwachs der Kommunisten, die aus dem Unverstand der Massen ihre Kräfte zogen.

Auf der Lohntüte wird Weltgeschichte ge­schrieben

und bei Wahlen werden die Kräfte des Volkes gemessen. Wären wir Demagogen, so würden wir sagen: Wählt Sozialdemokraten, dann kehren die Müller- Löhne zurück. Nein: Was verloren murde, tehrt nicht so einfach durch Abgabe eines Stimmzettels wieder! Es muß neu erkämpft merden. Die gleichen Opfer wie damals und mehr werden nötig sein, um auch nur die Plattform des sozialistischen Befreiungskampfes, die politische Demokratie, die gefeggebende Gewalt des Voltes zurückzugewinnen. Wir rufen zum Kampfe! Die Reaktion muß geschlagen werden. Unser Kampf geht mit der sozialistischen Erkenntnis gegen Dummheit, Verleumdung und Verzweiflung, und mit dem sozialistischen Programm gegen die privatkapitalistische krije. Das ist der Sinn des 6. November!

,, Nu sag mal, Maxe, wie is det nu: sind wir für oder gegen den Bolschewismus?"

griff" mit lyrischem Schwung, daß die Nazi­Straßenbahner Schulter an Schulter mit der heldenhaften tommunistischen RGD. in den Streit getreten sind, gestern tobte man sich im Verbrüderungsrausch der beiden rrrevolutionären Fronten aus, und heute wird wiederum treuherzig und bieder an den Anschlag­säulen versichert, daß Adolf Hitler der einzige mahre Bekämpfer Bekämpfer des Bolschewismus sei. ,, Schulter an Schulter mit der RGO. auf zum Bernichtungskampf gegen den Bolschewismus!" Wer lacht da?

Wo wart ihr?

An die Kommunisten und Nazis

Nationalsozialisten und Kommu nisten schildern in beweglichen Worten das un­zweifelhaft große Elend des arbeitenden Volkes in Deutschland . Sie rufen zum Kampf für die bedrohten Freiheiten und gemerkschaftlichen Er­rungenschaften.

Aber wo wart ihr, als sie errungen wurden? Ihr beide habt gegen die Weimarer Berfassung geſtimmi was geht sie euch an? Ihr habt gegen das Betriebsrätegefeh gestimmt. Ihr habt die Arbeitslosenversicherung abgelehnt. Habt ihr beide jetzt ein Recht darüber zu flagen, wenn sie abgebaut wird? Wenn es nach eurem Willen gegangen wäre, wäre sie überhaupt nicht da.

Wo wart ihr beide überhaupt für das deutsche Bolt jemals da? Zeigt doch das Recht, das ihr dem deutschen Volke erfämpft habt! Legt doch die so­ziale Errungenschaft vor, die eurem Wirken ent­stammt! Wo wart ihr denn? Ihr wart nicht in den Mauselöchern. Aber ihr wart immer nur die Hunde, die gefläfft haben, gleichgültig, ob die Arbeiterbewegung vorwärts schritt oder zurückging. Ja gewiß, wir sind auch ausgewichen und zurückgegangen oft genug, wenn die Kampflage uns nicht günstig genug schien, die angebotene Entscheidungsschlacht anzunehmen. Aber die ganze Geschichte des Bolschewismus vor und nach der Oktoberrevolution ist voll von Fällen des Lavierens, Paktierens, der Kompro­misse mit anderen Parteien, darunter auch mit den bürgerlichen", sagt das nicht euer Lenin?

-

Ihr Kommunisten und ihr Nationalsozialisten habt in eurer ganzen Parteigeschichte nicht die geringste pofitive Leiftung für das deutsche Volk aufzuweisen.

Euer Stolz find bestenfalls die Mitglieder und Wahlziffern, die ihr durch wüste Demagogie für eure Partei und Diktaturidee zusammengetrom­

melt habt. Aber erreicht habt ihr nur die Lahm

legung der Volksvertretung und die Diktatur einiger eingebildeter Barone. Die Habenseite

eurer politischen Bilanz ist leer. Die Sollfeite,

das Schuldenkonto, übervoll. Fort mit euch!

Thomas Mann für Sozialismus Klare Rechnung

Bekenntnis vor den Wiener Arbeitern

In Wien sprach jüngst der deutsche Dichter Thomas Mann vor sozialdemokratischen Ar­beitern. Er erklärte:

Es geschieht zum ersten Male, daß ich, der bär­gerlich geborene Schriftsteller, vor einem sozial­demokratischen Arbeiterpublikum spreche. Ich empfinde das als epochemachend für mein ganzes Leben. Meine Ausführungen sollen nichts anderes sein als ein

Bekenntnis der Sympathie für Ihre fozialistische Sache.

Mann erklärte dann weiter in seiner Rede: Der große Gegner des Sozialismus ist der Nationalismus. Er operiert mit dem Be­griff Vaterland. Gemiß fesseln uns enge Bande an die Erde unseres Ursprungs. Aber diese Be ziehung zum Nationalen hat nichts zu tun mit der großen, als Rückschlag auf die liberalen Ideen des neunzehnten Jahrhunderts geistesgeschichtlich erflärbare Bewegung, die die Gewalt gegen die Freiheit und die Demokratie ausspielt. Diese Bewegung ist der Dienst am Falschen und Lebensmidrigen. Sie ist eine ab= scheuliche Mischung von Revolution und Reaktion, roher romantischer Dienst am Bergangenen, der

fich jugendlich gibt und Errungenschaften für nich tig erklärt, die mit der Tatsache Mensch unlösbar verbunden sind. Große Teile der Jugend sind stim­mungsmäßig bereit, diese verantwortungslosen und menschenfeindlichen Gedanken anzunehmen. Aber ohne den sittlichen Inhalt des Wortes Freiheit ist der Mensch nicht Mensch.

Sozialismus ist nichts anderes als der pflicht­gemäße Entschluß, den Kopf nicht mehr vor den dringendsten Bedürfnissen und Forderungen zu versteden, sondern sich auf die Seite derer zu schlagen, die der Erde einen Menschenfinn geben wollen.

Der geistige Mensch muß sich sagen, daß es in den wichtigsten Staaten Europas beffer ffünde, wenn in ihnen statt der bürgerlichen oder feudalen Regierungen Arbeiterregierungen am Ruder wären, daß dann ein gutes Stück auf dem Wege der Ordnung, Bernunft und Ge­jundung vorgeschritten werde.

Das erste Bekenntnis des großen deutschen Dich­ters zur Sozialdemokratie wurde von den Wiener Arbeitern, die in gewaltigen Massen zu seinem Vortrag gekommen waren, mit jubelndem Beifall aufgenommen.

Bilanz des Herrenklubs

Sie haben den Staat zu einer Art Wohl­fahrtsanstalt zu machen versucht... Papens Regierungserklärung

gibt

Die Regierung

Dem Grundbesitz( landwirtschaftlich, Millionen hauptsächlich dem Großgrundbesitz) Mart durch Zinssubvention

Der Schwerindustrie durch Sentung der Aufbringungsumlage

Herrn Flid Attien abgekauft für Den Treibstoffproduzenten durch Steuer­erlaß

Den landwirtschaftlichen Spritbrennereien durch den Beimischungszwang. Den Schiffahrtsgesellschaften an Abwrad­prämien

Dem Hausbesitz durch Subvention, siehe Reparaturen

Allen besitzenden Schichten durch Ausgabe der Steuergutscheine. Den Unternehmern an Subventionen durch Lohnprämien Entschuldung der landwirtschaftlichen Genossenschaften

nimmt

Von den Arbeitslofen durch Kürzung der millionen Arbeitslosen, Krisen- und Wohlfahrts unterſtügung

Mart ca. 470

Bon den Rentenempfängern durch Kür­zung der Invaliden, Angestellten, Unfall- und bestimmter Kriegsrenten. ca. 230 Bon den Arbeitern, Ungestellten und Be­amten durch Erhebung der Beschäf­tigtensteuer an Stelle der Krisensteuer ca. 200 Von den Kleingewerbetreibenden durch Heranziehung zur Umsatzsteuer.. ca. 120 Von den breiten Massen durch Ein­führung der Salzsteuer.

ca. 380

.

ca. 100 ca. 100

ca. 17

.

ca. 55

ca. 12

·

ca.

50

ca.

60

durch Erhöhung des Heringszolls.

ca.

30

ca. 1500

ca. 1110

ca. 700

ca. 300 ca. 3214

.

30

Und weitere Hunderte von Millionen durch die Agrarpolitik und durch den notverordneten Cohnabbau.

Fort mit den Wohltätern für die Reichen!

Wählt sozialdemokratisch! Wählt die Liste

N

230 Nazi- Abgeordnete +90 KPD - Abgeordnete

Wer weiß, wieviel das gibt?

230 Nazi Abgeordnete 90KPD- Abgeordnete Papen

Richtig, aber nun lernt endlich daraus!

Brot wird teurer!

Der Reichsminister für Ernährung und Land­wirtschaft ist vom Reichskabinett ermächtigt und in den Stand gesetzt worden, mit beträchtlich verstärkten Mitteln und über den laufen­den Bedarf an Eosin- Roggen hinaus Roggen für längere Zeit aus dem Markt zu nehmen und dadurch einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage auf angemessene Preishöhe zu schaffen. Das Entsprechende ist für Weizen geschehen. Die Auftauftätigkeit wird in dem durch die natürliche Marktlage jeweils bedingten Ausmaß lang andauernd betrie­ben werden. Die bisher von der Landwirtschaft geübte Berkaufsdisziplin fann demnach mit voller Berechtigung durchgehalten werden.

Antwort: Liste 2 Sozialdemokraten!

Berantwortlich: Rudolf Brendemühl, Berlin.- Drud und Berlag: Vorwärts- Buchdruderei und Berlagsanstalt, Berlin SW 68, Lindenstr. 3.