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auszuhalten, die in ihrer Demagogie ganz simpel- los ist. Diese Demagogie hat ihre Wirkung aus politisch unaufgeklärte Schichten, die immer noch Lärm als ein Zeichen von Mut und Entschlossen» heit betrachten und denen darum die national- sozialistische oder die kommunistische Opposition kräftiger zu sein scheint als die sozialdemokratische. In Anbetracht dieser Umstände war in der bürger- lichen Presse vielfach von der Möglichkeit sozialdemokratischer Verluste die Rede. Unsere Genossen in Berlin und im Reich werden gewiß am heutigen Tage noch alles tun, um solche Hoffnungen unserer Gegner zu ent- täuschen. Von den kleineren Parteien zu reden lohnt sich nicht. Es ist nicht anzunehmen, daß die heutige Wahl am F ü n f p a r t e i e n s y st e m. das sich in Deutschland herausgebildet hat, etwas ändern wird. Auch hundertprozentige Stimmengewinne der Splitter könnten das nicht. Und danach? Die politische Frage der Wahlen ist, ob aus ihnen eine regierungsfähige und regierungswillige Mehrheit hervorgehen wird. Der Zweitage-Reichs- tag vom 31. Juli sah so aus: Nationalsozialisten...... 230 Sozialdemokraten 133 Kommunisten 89 Zentrum...... 75 Deutschnationale 40 Bayerische Volkspartei .... 22 Außerdem gab es noch 7 Volksparteiler, 4 Staatsparteiler und 8 Abgeordnete noch kleinerer Gruppen. Summa 608. Die Nazis konnten also mit den Kommunisten eine Mehrheit von 319 bilden, mit dem Zentrum eine Mehrheit von 305, mit den Bayern 322. Die Deutschnationalen hoffen, die Nazis soweit schwächen zu können, daß ohne sie eine Mehr- heitsbildung nicht mehr möglich ist. Sie speku- lieren auf einen Bürgerblock der Harzburger Front mit dem Zentrum. Kommt dieses Geschäft nicht zustande, so bleibt als Rest eine Präsidialregie- rung, gleichviel, ob sie Papen oder anders heißt. Der Platz der Sozialdemokratie aber ist in dem einen wie in dem andern Fall in der O p p o- s i t i o n.

Die Kontingentierung Oer Landbund an Papen Für die deutschnationale Preußenfraktion hat Herr von Winterfeldt und für den Reichslandbund �at dessen Präsidium den fälligen Protest gegen «i« Vertagung der Kontingentsfrage durch die Reichscegierung losgelassen. Für die D e u t s ch- nationalen spricht Herr von Winterfeldt recht zahm und behutsam von der leb- haften Besorgnis in deutschnationalen Kreisen, die durch die Vertagung entstanden sei und bittet dringend, die Kontingente sofort autonom sestzu- setzen. Die Deutschnationalen haben in der Kontin- gentsfrage noch zwei Seelen in der Brust. denn für sie gibt es neben der Landwirtschaft auch noch die Industrie. Der Landbund aber hatnureineSeele in der Brust, und das ist eine Iunkerfeele. Der Protest des Landbundes ist sehr viel deutlicher und sehr viel rücksichtsloser deshalb. Er steht in der Vertagung den Beweis, daß das R e i ch s k a b i- nett in seiner jetzigen Zusammen- setzung nicht gewillt und fähig ist. den zur Rettung Deutschlands führenden Weg einer zielklaren Nationalwirtschaft" mit der notwendigen Entschiedenheit zu gehen. Zu entschlossenen Taten gehöreein einheitlicher und entschlosiener Führer- wille, den das Kabinett in wirtschaftlichen Fragen nicht besitzt". Ach, wenn man doch die Industrie in Deutsch - land abschaffen könnte!

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erscheinen In Berlin . Nur eine einzige von ihnen vertritt die großen Massen, die hinter der Sozialdemokratischen Partei stehen.

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haben bei der vorigen Reichstagswahi in Berlin ihre Stimme für die SPD. abgegeben. Der

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ist die einzige sozialdemokratische Tageszeitung In Berlin und das Zentral­organ der 7953966' ihäuuu uud fcaueu die im Reiche für die SPD. gestimmt haben. DerVorwärts " erscheint täglich zweimal und kostet bei freier Zustellung einschließlich .l/oöt umI lue der Illustrierten Sonntagsbeilage in Tief­druck, 75 Pf. pro Woche.

Dienstag wäh't Amerika Voraiarscli des Sozialismus Roosevelt oder Hoover?

Von unserem Korrespondenten washingkon, im November. Je schärfer sich das Bild des vor dem Abschluß stehenden Wahikampfes um die Präsidentschaft ab­zeichnet, desto klarer wird auch in den beiden bürgerlichen Parteilagern die mit vielem Wider- willen hingenommene Erkenntnis, daß der sozialistische Präsidentschaftskandidat Norman Thomas diesmal mit einer in die M i l- l i o n e n reichenden Stimmenzahl aus den Wahlen des 8. November hervorgehen wird. Oer Hecht im Karpfenteich Die EOP.(Grand Old Party große alte Partei), wie die republikanische Partei bezeichnen- verweise genannt wird, war die erste, die sich mit dieser besorgniserregenden Tatsache beschäftigte und mit vielem Ach und Weh feststellte, daß die Sozialistische Partei, deren Kandidaten sich fast ausschließlich auf die Probleme der Wirt- s ch a f t s k r i s e mit ihren zerstörenden Folgen für die Lohnempfänger und die Farmer konzen- trieren, dabei war, eine tiefe Bresche in das amerikanische Zweiparteien­system zu schlagen: ja noch mehr, es war ihr sogar ge- lungen eine beträchtliche Anzahl fortschrittlicher Republikaner und liberaler Demokraten, die an den alten, längst überholten und ausgetrockneten Rezepten ihrer Partei längst den Geschmack ver- loren hatten, an sich zu ziehen und damit für den Sozialismus zu mobilisieren. Es dauerte nicht lange, als auch die Demokraten die drohende Gefahr erkannten und nach geeigneten taktischen Gegenstößen Umschau zu halten be- gannen. So wurden zu allererst die bürgerlichen Parteiredner und Propagandisten, deren übliche Prosperitätsschlagworte bei den erwachenden Massen nicht mehr so recht ziehen wollten, ange- wiesen, ihren Reden einige Tröpfchen ver- führerischen Sozialismus beizumengen, aus ihrer Parteihypnose aufzuwachen und im großen und ganzenradikaler" zu sprechen. Bezeichnend für diese Entwicklung ist, wie die Demokraten, die als bürgerliche Opposition natür- lich in allererster Linie von der Unrast der Wählerschaft gegen das republiko - Nische Hoover-Regime profitieren, die Chancen der Thomas-Kandidatur einschätzen. Wie in führenden demokratischen Kreisen offen zugegeben wird, halten sie Thomas für besonders stark in den Jnöustriestähten des amerikanischen Ostens und bei der so gut wie voll- ständig ruinierten landwirtschaftlichen Bevölkerung im Westen. Trotzdem man nicht zuzugeben gewillt ist, daß das sozialistische Kandidatenpaar Thomas-Maurer imstande sein wird, einen ganzen Staat für sich zu gewinnen und dadurch die Stimmen der dort gewählten Wahlmänner zu kontrollieren, wird die Stellung der Sozialisti- schen Partei in New Port, Connecticut , New Jersey , Ost-Pennsylvania, Ohio , Wisconsin und anderen westlichen Staaten als überaus günstig betrachtet. Aber neben diesem unver- meidlichen Zuge der notleidenden Massen zur Sozialistischen Partei wird von dem amerikani- schen Bürgertum überdies mit Recht befürchtet, daß sich frühere Demokraten und fortschrittliche republikanische Elemente mit den sozialen Pro- grammpunkten der Sozialistischen Partei und ihren Forderungen auf sofortige durchgreifende Hilfe für die K r i s e n o p f e r einverstanden erklären und so die Parteikonstellation zum Nachteil der kapitalistischen Parteien ändern werden. Bssortsnisse bei den bürgerlichen Parteien Soweit die Republikaner um Hoover in Frage kommen, die seit Jahrzehnten bemüht sind, alle fortschrittlichen Elemente der Partei entweder mundtot zu machen oder rechtzeitig zu entfernen, können sie schwerlich etwas gegen diese Sachlage tun. Sie ergreifen also den besseren Teil der Tapferkeit, warten ab und wissen inzwischen nicht, was für sie selbst schädlicher sein könnte, eine Ab- Wanderung ihrer Liberalen zu den Demokraten oder zur Sozialistischen Partei. Wird die Frage aber so gestellt, dann liegt natürlich auf der Hand, daß eine Abwanderung zu Roosevelt wenn auch tränenden Auges bevorzugt wird. Nicht allein, weil man diese im bürgerlichen Parteigestrüpp verlorengegangenen Schäfchen eines Tages wiederzufinden hofft, sondern einfach aus dem Grunde, daß von einem Wahlsiege Roosevelts eine durch- greifende Aenderung der amerikanischen Politik doch nicht zu erwarten ist und so mit dem gegenwärtigen System, das eine Erbschaft von mindestens dreizehn MillionenArbeitslosen hinterläßt, ruhig weitergewurstelt werden wird. Oie Erbschaft des Kapitalismus Gegenüber dieser passiven republikanischen Ein- stellung haben die Demokraten erkannt, daß es für sie vor allem darauf ankommt, die unsicheren bürgerlichen Kantonisten bei der Stange zu halten. Sie überlassen den Sozialisten also das Feld nicht kampflos, sondern sind mit allen Kräften und radikalen Phrasen bemüht, das Abströmen fortschrittlicher Schichten in das

sozialistische Lager zu verhindern. Auf diesem Felde ist die sogenannteRoosevelt Pro- gressive League" unter Bundessenator Norris be- sonders aktiv und krampfhaft bemüht, Unzu- friedene in allen Lagern mit ihrer eigenen Fort- fchrittlichkeit zu ködern. Ihre Erfolge sind keines- wegs zu unterschätzen und gerade ihren Anstren- gungen ist es zu verdanken, daß zahlreiche Demo- traten, die Roosevelts Reden nur eben als rhetorische Leistungen, nicht aber als ernstgemeinte Programmpunkte werteten undals Protest" sozialistisch wählen wollten, wieder eingefangen worden sind. Die so reuig in das warme Partei- nest zurückgekehrten Demokraten geben offen zu, sie würden zwar lieber sozialistisch wählen, hätten sich aber überzeugen lassen, daß es in diesem Jahre wichtiger sei, Hoover zu schlagen als sozialistischen Gedankengängen und Wahl- parolen zu folgen. Auch ein Standpunkt, der charakteristisch für die politische und soziale Ahnungslosigkeit der amerikanischen wählerschask ist und gleichzeitig zeigt, wie leicht sich selbst denkende Menschen hierzulande durch die Größe und zahlenmäßige Stärke einer Partei wider ihr besseres Wissen beeinflussen lassen Das Wahlprogramm der Sozialistischen Partei, in deren vordersten Reihen Thomas, Hillquit, Maurer , Waldmann und zahlreiche altbewährte Kämpfer streiten, ist von derartigen Erwägungen nicht beeinflußt, fondern fordert, kühn in das Herz der Dinge greifend, die durchgreifende Soziali- sierung der Industrien und der natürlichen Reich- tümer, die das Fundament der amerikanischen Wirtschaft bilden. Es verlangt sofortige weit- gehende Krisenhilfsmaßnahmen, eine bundesamt- liche Sozialversicherung und die ent- sprechenden Verfassungsänderungen, die diese Sozialmaßnahmen auf schnellstem Wege möglich machen sollen. So und nur so wird an Stelle der jetzt bestehenden planlosen Wirtschaft mit ihrem

Krisen- und Massenelend ein planvolles Wirt- schaftssystem gesetzt, das auch hierzulande ein Ende macht mit Armut, Not, Hunger und Elend und die Freiheit des arbeitenden Menschen garantiert. Oer Lohnraub an den U8�..»Arbeitern Washington , 5. November. Nach einer Statistik des Allgememen G-werk- schaftsbundes sind die Einnahmen der Ar- beiterschasl sei» 1329 um 25 020 Millionen Dollar(über 130 Mill. NU Red.) gesunken. Franklin Roosevelt Favorit Die Wahl erfolgt indirekt, d. h. die Stim- men werden nicht für den Präsiöentschaftckandi- baten, sondern für die W a h l m ä n n e r der be- teiligten Parteien seit 1916 insgesamt 531 abgegeben. Von diesen Wahlmännern entfielen bei der Wahl Wilsons im Jahre 1916 277 auf die Demokratisch«, 254 auf die Republikanische Partei . Bei der Wahl Hardings im November 1920 erhielten die Republikaner 404, die Demokraten nur noch 127 Stimmen. 1924, bei der Wihl C o o l i d g e s, hatten die Republikaner 382 , die Demokraten 136 und die einmalig bei dieser Ge- legenheit aufgetretene La Folette-Partei 13 Wahl- männer. 1918 endlich erhielt Hoover mit 444 gegen 87 die stärkste bicher bekannte republika- nische Mehrheit. Das Bild hat sich jedoch in der Zwischenzeit stark gewandelt und der demokra- tische Kandidat Franklin Roosevelt ist aucge- sprochener Favorit gegen Hoover in dem großen Rennen um die Präsidentschaft am Dienstag.

Der verfassungsausschuß des Preußischen Staatsrats wird am Dienstag, dem 15. November, zusammentreten, um die Rechtslage zu erörtern, die sich durch das Urteil des Staatsgerichtshofs für den Preußischen Staatsrat in bezup auf dessen Verhältnis zu der alten Renlerung Braun auf der einen und zur kommissarischen Regierung Papen-Bracht auf der anderen Seite ergeben hat.

Relchötagswahlen 1932

Erklärung zum BVG Streik

Die Stellung der Gewerkschaften

Zur Lage des BBG.-Streiks teilt uns der Ge­samtverband im Namen der am Tarifvertrag beteiligten Gewerkschaften folgendes mit: Die Tarifbewegung des Berliner Verkehrs- personals über die Neuregelung der Löhne und des Manlellarisvertrage» ist seit der Verbind- lichkeilserklärung des Schiedsspruches und mil der Beschlußfassung der Funktionärversamm- lung am Freitag, dem 4. November, vormittags 10 Uhr. für die Gewerkschaften be- endet. Die vollzählig versammellm BVG.- Funktionäre haben gegen nur 3 Stimmen den Verbänden und verbändlern für ihre Haltung in dieser Bewegung ihr volles vertrauen ausgesprochen. Die Stillegung bes Berliner Verkehrs ist eine politische Aktion der vereinigten nationalsozialistisch- kommunisti­schen Terrorgruppea. ver Beweis ist durch die Aeußerung derRoten

Fahne" wird:

vom 3. November erbracht, in der gesagt

Der Streik richtet sich formell gegen einen Lohnabbau von 2 Pf. pro Stunde.. aber es geht um mehr als das.." DerAngriff" vom 1. November schiebt eben­falls in einem Artikel, der mit den Worten schließt: Gebt Hitler die Macht!", die BVG.- Aktion aus ein politisches Gebiet. Unter den obwaltenden Terror- und Gewaltakte« war es den freigewerkschaftlich organisierten Ver» kehrsarbeitern nicht zuzumuten und ihnen nicht möglich, die Arbeit fortzuführen. Die freien Gewerkschaften sind der Meinung, daß der Terror, der sich aus den Strotzen breit macht, eine rein politische Wahlmoche der zusammenwirkenden Notionalsozialislischen und kommunistischen Parteien ist.