8n der Oeffentlichkeit kursieren Gerüchte, nach denen die freien Gewerkschaften„den Streik für beendet" erklärt hätten Demgegenüber muß mit aller Deutlichkeit festgestellt werden: Di« Gewerkschaften haben keinen Streik verkündet, und demzufolge auch keinen Streik zu beenden. Die VerKeKi-sstillegung in Berlin ist von vornherein eine gemeinsame politische Aktion der Nationalsozialisten und Kommunisten gewesen, wie die dargestellten Tatsachen beweisen. In einem kommunistischen Flugblatt heißt es ausdrücklich:„Dieser Streik ist ein politischer Streik."' Nachdem die Möglichkeit gewerkschaftlicher Betätigung durch die Schaffung eines Zwangs- tarifoertrages beendet war, konnten die Gewerkschaften nur noch ihren Mitgliedern die Mitteilung machen, daß sie sich zur Dienstleistung bereiterklären sollten, soweit sie nicht durch Gewalt gehindert würden und soweit ihnen dies nach der Lage der Verhältnisse zuzumuten wäre. Die politische Aktion, die zur Stillegung des Berliner V erkehrs führte, ist keine gewerkschaftliche Streikaktion. Wenn die Gewerkschaften zur Arbeitsniederlegung auffordern, übernehmen sie die Führung auch mit allen Konsequenzen. Die Führung dieser rein politischen Aktion aber mußte dem„Einheitskomitee" der Nationalsozialisten. Kommunisten und Unorganisierten von vornherein überlassen bleiben. Die Berliner Verkehrsarbeiter find in einer bisher noch nicht dagewesenen Weise für parteipolitische Ziele mißbraucht worden.
Die Gewerkschaften haben in jahrzehntelanger zäher Arbeit, Hand in Hand mit einem disziplinierten Funktionärkörper, für die Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen der Berliner Verkehrsarbeiter gewirkt und Schäden von ihnen abgewehrt. Ehrlicherweise kann niemand behaupten, daß ihre Arbeit erfolglos gewesen sei! Sie haben in richtiger Er- kenntnis der Verhältnisse lange Zeit vorher nachgewiesen, daß jede weitere Kürzung des Lohnes die ernstesten Konflikte herausbeschwören muß. Der Staat hat durch Eingriff des Schlichters, durch Schaffung des Zwangstarifes, den an den Verträgen beteiligten Gewert- schaften die Hände am ersten Tage der Verkehrsstillegung gebunden. Die zu zwei Dritteln unorganisierte Belegschaft unterstand dem unmittelbaren Einfluß der politischen Faktoren von ganz rechts und ganz links, die mit Hilfe ihres Parteiapparats in jede gewerkschaftliche Bewegung ungehemmt eingreisen konnten. Diese politischen Parteien sinnlos in eine opferreiche Niederlage hineinrennt, zeigt der nationalsozialistisch-kommunistifche So wurde ein politischer Kampf, wenige Tage vor der Reichstags wähl, auf dem Rücken der BVG-Arbeiter und der arbeitenden Bevölkerung Berlins ausgetragen. Schwere Opfer sind nutzlos gebracht worden. Die Verantwortung dafür tragen die Nationalsozialistische und die Kommunistische Partei ! So wurde der Berliner Verkehrsstreik ein Musterbeispiel dafür, wie Lohnkämpfe nicht geführt werden dürfen. Wie sie mit möglichst geringen Opfern zu möglichst großen Erfolgen geführt werden können, zeigt die jahrzehntelange gewerkschaftliche Erfahrung. Wie man sinnlos in eine opferreiche Niederlage hinein rennt, zeigt der nationalsozialistisch-kommunistifche Verkehrsstreik. Arbeiter, laßt euch nicht mißbrauchen!.Jetzt erst recht hinein in die Kampffront der freien Gewerkschaften!
Gesamtverband der Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs Bezirks- und Ortsverwaltung Berlin
Streiter und Streikbrecher „Erfolge" und Niederlagen der RGO-
Bom Deutschen Textilarbeiterverband wird un« geschrieben: Aus der Textilindustrie brachte die„Rote Fahne" drei Beispiele des„Verrats der Reformisten". Als erstes die Firma Göritz in Chemnitz , wo der Textilarbeiterverband 2,5 Proz. Lohnabbau ver- «inbart Hab«. Die SPD -Betriebsräte leisteten Etreikarbeet. Der Streik bricht zusammen, Trxtil- arbeiter erkennen den Verrat, 56 treten der RGO. bei! Wie ist der wahre Sachoerhalt? Die Firma Göritz wollte auf Grund der Notoerordnung den Lohn für die 31. bis 40. Stunde um 50 Proz. kür- zen, d. h. also den Wochenverdienst um 10,42 Proz. Nach ergebnislosen Verhandlungen trat die Beleg- schaft in den Streik. Durch Eingreifen des Textilarbeiterverbandes wurde erreicht, daß anstatt des Abzuges von 10,42 Proz. für alle, nur ein solcher von 2,5 Proz. eintrat und nur für die Ak- kordarbeite r. Die Zeitlöhner erhielten keinen Lohnabbau. Dieses Ergebnis wurde von der Be- legschaft mit ZSZ gegen 52 Stimmen angenommen. Wenn nun 56 Arbeiter der RGO. beigetreten sind, dann muh doch wohl ein Teil von ihnen für das vom Textilarbeiterverband erreichte Ergebnis ge- stimmt haben. Auf der gleichen Linie liegt auch der Schwindel vom Streitbruch der SPD. -Be- triebsräte. Als zweites Beispiel bringt die R. F. die Jute- spinnerei Billstedt . Hier trat die Belegschaft unter Führung der RGO. in einen wilden Streik. Vernünftige Arbeiter wurden terrorisiert und geprügelt. Am Zusammenbruch des Streiks hat allein die RGO. schuld, der Textilarbeiterver- band hat sich in diesem Kampf gar nicht hineinge- mischt. Letzterem blieb es lediglich vorbehalten, durch den Tarifabschluß im Niederelbebezirk, der die Notoerordnung abdingt, die Karre wieder aus dem Dreck zu ziehen. Das dritte Beispiel vom„Verrat der Refor- misten" soll die Firma A. H o s s m a n n in Neu- gersdorf sein. Vorauszuschicken ist, daß dieser Be- trieb seit Jahren keinen Betriebsrat hatte und daß die Firma seit langer Zeit unter Tarif entlohnte, weil die„Revoluzzer" nicht den Mut ausbrachten. der Firma gegenüber für ihre Rechte einzutreten. Ab 3. Oktober wollte die Firma aus Grund der Notverordnung den Gesamtlohn um 12,5 Proz. kür- zen. Nach ergebnislosen Verhandlungen trat die Belegschaft am 5. Oktober in den Streit. Dieser wurde gemeinsam von Kozis und Nazis benutzt, nicht um die Firma zu bekämpfen, sondern in der gemeinsten Weise den Textilarbeiterverband zu be- schimpfen! Nach mehrmaligem Verhandeln er- reicht« der Verband, daß: 1. die Firma die ta r i f- l i ch e n Löhne zahlen muß. und daß 2. der Abzug nicht 12,5 Proz., sondern nur 4,5 Proz, be- trägt. Nach diesem„Verrat" der Reformisten ist der Lohn der Arbeiter vielfach höher als vorher, weil die Firma jetzt nach dem Tarif entlohnen muß. Das Ergebnis wurde von einer Belegschaftsversammlung mit übergroßer Mehrheit angenommen. Die RGO.- Helden waren bei der Arbeitsaufnahme am
24. Oktober die schnellsten. Das sind also die „Niederlagen" der Reformisten. wie sehen dagegen die„Siege" der RGO. aus? Sie will den Lohnabbau in der Jute Braun- schweig verhindert haben. In Wirklichkeit waren es auch hier die„Reformisten ", die in V e r h a n d- lungon vor dem S ch l i ch t e r erreichten, däß der Lohnabbau unterbleibt. Nach"dem Streik sind 38 Arbeiter dem Textilarbeiterverband beigetreten, darunter einige ehemalige RGO.-Leute. Ebenso hatte die RGO. auf den Streik bei der Bald us in Friedrichstal nicht den geringsten Einfluß. Die„Gewerkschaftsbürokratie" hat nicht den Streik abgewürgt, sondern durch Verhandlun- gen erreicht, daß von der Notverordnung kein Gebrauch gemacht wird und nur für die Er- ledigung englischer Aufträge ein Abbau von 2,5 Prozent erfolgen darf, und zwar auch nur für die Dauer dieser Aufträge. Aber warum ist denn die„Rote Fahne" so be- scheiden und meldet von den wirklichen„Siegen " der RGO, keine Silbe? So z. B. vom„Sieg" im Frankwerk in Chemnitz , wo die RGO. jedes Eingreifen des Verbandes verhinderte und er- klärte, lieber den Streik zusammenbrechen lassen zu wollen. Was dann nach einigen Tagen auch prompt ge- fchah, wobei der RGO.-Betriebsratsvorsitzende als erster in den Betrieb lief! Oder wie steht es mit dem„Sieg" in der Fär- berei Jahn in Schönau bei Chemnitz , wo eben- falls nach einigen Tagen Streik die RGO. in die
Königsberg , 7. November. In Lauth bei Königsberg ist fast die ganze kommunistische Ortsgruppe zur Sozialdemo- kratie übergetreten. Die Genossen fühlten sich mit Recht von den kommunistischen Draht- ziehern gemein betrogen und dem Elend preis- gegeben. Es handelt sich fast ausschließlich um Kleinsiedler der Arbeitersiedlung Lauch, die von den Kommunisten zu einer Mieterstreikaktion aufge- putscht worden waren und sich daraufhin zu Tätlichkeiten gegen Polizei und Vollziehungsbeamie bei der Exmittierung hinreißen ließen. In dem anschließenden Riesenprozeß wurden die Verführten zu schweren Zuchthaus st rasen ver- urteilt und— wie bei den Kommunisten üblich — von der Parteileitung der KPD . ihrem traurigen Schicksal Uberlassen. Königsberger KPD. -Agita- toren hatten noch die Dreistigkeit, die Verurteilten auf eine allgemeine Amnestie zu vertrösten und im übrigen die Schuld an den Verurteilungen der SPD. aufzubürden, die mit dieser Angelegenheit nicht das geringste zu tun hatte. Empört über dos niederträchtige Verhalten der kommunistischen Fichrer suchten die bedauernswerten Opfer kam-
Niederlage„führte"? Hier trat der Nazi-Be- t r i« b s r a t sofort der RGO- bei und lief stolz mit deren Abzeichen herum. Das hinderte ihn aber nicht, am dritten Streiktage als einer der ersten zum Streikbrecher zu werden. Er hat sich seine Arbeitsstelle erhalten, dagegen bliebe» 40 Tex- tilarbeiter auf der Strecke! Ebenso fanden sich bei dem Streik bei der Firma Voigt, Strickerei Irr Themnitz, der auch von der RGO. geführt wurde, bereits am ersten Tage 11 Streikbrecher. Hier konnte nur das Ein- greifen der Organisation den Zusam- menbruch des Streiks verhindern und ihn zu einem Erfolg für die Arbeiterschaft führen. Es würde zu weit führen, wollten wir hier alle Heldentaten der RGO. aufzählen. Dazu mühte der „Vorwärts" doppelten Umfang haben. Es kommt der RGO. und der KPD. ja auch nicht daraus an, den Arbeitern beim Kampf gegen den Lohnabbau behilflich zu sein. Die Arbeiter sollten nur helfen. für die KPD. eine recht zweifelhafte W a h l p r o- p a g a n d a zu treiben. Das Schicksal der Arbeiter ist dabei Nebensache. Nach einer vom Textilarbeiter-Verband aufge- nommenen Statistik hat dieser bis Ende Oktober 1932 in 52 Betrieben für 17 759 Arbeiter den auf Grund der Notoerordnung beabsichtigten Lohnab- bau restlos abgewehrt. In weiteren 40 Be- trieben wurde für 15 995 Arbeiter der Lohnabbau wesentlich gemildert. Dabei ist zu be- merken, daß diese Statistik nicht vollständig ist, weil ein Teil der Berichte noch aussteht. Das sind Zahlen, denen die RGO. absolut nichts entgegen- zustellen hat.
munistischer Verhegungspolitik Schutz bei der Sozialdemokratischen Partei mit der folgenden Begründung: „Wir geben hiermit folgende Erklärung ab: Wir haben uns aus eigenem Antrieb an die Orts- gruppe der SPD . Lauth gewandt, um dieselbe zu bitten, für uns Gnadengesuche einzureichen. Wir haben uns zu diesem Entschluß bekannt, weil wir davon überzeugt sind, daß die Kommunistische Partei uns keine Hilfe bringen will. Es ist aber auch wahrheitswidrig ieftgestellt worden, daß wir die Absicht gehabt hätten, unseren exmittierten Nachbarn tatkräftig Helsen zu wallen. Wir müssen es von uns weisen, unsere Interessenvertretung noch länger bei einer Partei zu suchen, die nichts tun will, um uns vor dem Gefängnis zu bewahren. Wir haben auch nicht gewußt, daß Taulien die Absicht hatte, eine„Aktion", wie es die Kom, munisten nennen, für die exmittierten Nachbarn durchzuführen. Wir verurteilen diese Interessen- Vertretung und versichern, daß wir mit der KPD. nichts mehr zu schaffen haben."
Getarnter Derein Ein Anschlag im Angestelltenarbeitsnachweis Kaifer-Wilhelm-Straße besagt: Für das Arbeitslager in Hammerstein werden Arbeitsfreiwillige bis zum Alter von 25 Jahren gesucht. Meldung im Nachweis Gormanftr. 13 II bei Stellenvermittler Schinzler. Der Bewerber be- kommt dort einen Papierabschnitt: Melden beim Verein zur Umschulung freiwilliger A r b e i t s k r ä s t e e. V., Berlin W 9, P o t s- damer Straße 134-1. Aus der dritten Etage dieses Hauses hängt eine große Haken- kreuzfaßne heraus. Aber der stumme Portier beruhigt darüber, der Verein hat seine Räpme in der z w e i t e n E t a g e. An der Tür der zweiten Etage aber ist ein Schild:„Arbeitsdienst eine Treppe höher". Also: eine Treppe höher zur Hakenkreuzfahne! Ein langer Flur führt zum Abfertigungszimmer. Die erste Frage ist:„Sind Sie in irgendeiner Gewerkschaft, Partei oder sonstigen politischen Organisation Mitglied?" In dem zur Ausfüllung vorgelegten Fragebogen werden die Fragen, ob noch organisiert oder organisiert gewesen, wiederholt. Junge Leute im Zimmer wurden außerdem gefragt, ob sie mit der NSDAP , s y m- pathisiere». Nur gute deutsche Jugend werde gebraucht, keine Hetzer.
Am„Angriff" Oer.Angepumpte wird entlassen Ein Jnseratenaquisiteur des„An- griff" wurde fristlos entlassen mit der Begründung, er habe durch Mitteilungen an Außenstehende die Interessen des Verlages ge- schädigt. Der Entlassene hat nämlich einem Kol- legen, der gleichfalls beim„Angriff" beschäftigt war, an Eidesstatt versichert, er, der Entlassene, habe dem Leiter der Jnseratenabtei- lung, einem Herrn Hindenburg , Geld ge- borgt, das er nicht zurückbekommen habe, er habe auf Verlangen Hindenburgs, wenn dieser in Geldverlegenheit war, öfter Vorschüsse auf seine Provisionsforderungen erhoben und den größten Teil davon an Hindenburg als Darlehen abgeben müssen. Einmal habe Hindenburg einen Vorschuß aus das Konto des Entlassenen erhoben, ohne diesem davon Mitteilung zu machen. Hindenburg habe von Inserenten des„Angriff" seinem Uhren- geschäft in Berlin und einer Weinhandlung in Bingen ) Waren entnommen und trog wiederholter Mahnung nicht bezahlt. Vor dem Arbeitsgericht behauptete der ent- laffene Aquisiteur, seine Angaben feien wahr und könnten bewiesen werden, llebrigens sei er nicht der einzige Angestellte, den Hindenburg an- gepumpt habe. Weiter gab der Kläger an, er sei im August entlassen, aber bis jetzt habe der Verlag des„Angriff" noch nicht über die fälligen Provisionen mit ihm abgerechnet. Infolgedessen steh« er jetzt so da, daß er nicht mehr in der Lage sei, seinen Hunger zu stillen. Ein Zeuge bestätigte die Angaben des Klägers, soweit sie sich auf die P u m p- Wirtschaft Hindenburgs und das Borschuß- nehmen zu dessen Gunsten beziehe». Ueber die nicht bezahlte Warenentnahme von Inserenten soll im nächsten Termin Beweis erhoben werden.
Zur Sozialdemokratie! K?0.-Ortsgruppe tritt über