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BEILAGE

Vorwärts

Eine Gemeinde stellt sich um

Arbeitslose Handwerker erhalten Obstland

Nach fast dreijährigem Bemühen ist es nun­mehr der Gemeinde Caputh gelungen, rund 260 Morgen für die notwendig gewor­dene Erweiterung der Obstkulturen 3u erlangen. Der Forstfiskus hat das ge­wünschte Terrain Waldboden pachtweise zur Ber­fügung gestellt. Dabei sind die Forderungen der Naturschutzfreunde berüdsichtigt worden, die dahin gingen, daß in unmittelbarer Nähe des Schwielow­fees tein Wald geschlagen werden darf. Die Ca­ puther hoffen allerdings, daß die Berliner Natur­freunde jetzt so zahlreich in ihr Dorf kommen, wie fie feinerzeit hartnädig um den Bestand der Bäume gekämpft haben.

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Der Vorwärts" hatte im Frühjahr eingehend über die Not Capuths berichtet und dabei nach­haltig die Wünsche der Caputher unterstützt. Denn diesem Obstdorf an der Havel geht es schlecht. Von feinen 3500 Einwohnern sind etwa die Hälfte arbeitslos. Allein an Wohlfahrtslasten muß die fleine Gemeinde jährlich 90 000 mark aufbringen, und woher das Geld nehmen, wenn halb Caputh auf dem Arbeitsamt sigt. Denn Caputh ist näm­lich keine reine Obstzüchtergemeinde, sondern es wird vornehmlich von Bauhandwerkern bewohnt, die sich hier angefiedelt haben, längst bevor die

Siedlung zum Modeschlagwort wurde. Diese Handwerker werden auf absehbare Zeit feine Arbeit finden. Früher fuhren sie frühmorgens zwischen 4 und 5 Uhr nach Berlin zur Arbeit, heute ist ihnen Berlin völlig ver schlossen, da Berlin erst einmal seine eigenen Erwerbslosen unterbringt, wenn es überhaupt Arbeit zu vergeben hat. Nun sind aber 400 Ca­ puther Einwohner nebenberuflich Obstzüchter.

An diese Tatsache konnte man anknüpfen. Aller­dings ist der Boden in Caputh rarer als anders­wo: die Pachtgebühren sind dermaßen überhöht, daß die Caputher Obstzüchter in jedem Jahr etma 35 000 Mart an Pachten aufbringen müssen, wer­den doch pro Morgen bis zu 80 Mark Pacht ver­langt. Hierbei muß natürlich schließlich aller Obst­bau unrentabel werden, zumal die alten fünfzig­jährigen Obstkulturen auch nicht mehr die besten Ernten liefern. Nunmehr hat der Staat 260 Mor­gen Wald zur Verfügung gestellt. Bei der Viel­zahl der landhungrigen Bewerber ist das nicht allzuviel, besonders da jeder höchstens 2 Morgen bekommt. Meist wird es so sein, daß Züchter, die gegenwärtig etwa einen halben Morgen be­figen, noch einen Morgen dazu pachten können. Die Pachtlustigen müssen eine Ge nossenschaft gründen, da der Fiskus nur

Totschlages erfolgen konnte, hat das Reichsgericht

Mörder vom Nazistamme Bulassung des Baters als Nebenkläger gerügt

Noch einmal Prozeß Hufelandstraße

Das Naziverbrechen in der Hufelandstraße in der Silvesternacht 1931 beschäftigt jetzt in mehr­fägiger Berhandlung zum zweitenmal das Landgericht I.

Die Nationalsozialisten Hauschke und Becker, die vom ersten Gericht wegen Tot­schlages zu je sieben Jahren Zuchthaus verurteilt wurden, schossen damals den Reichsbannermann Schneider im Laden seines Vaters nieder und gleich darauf auf der Straße den SPD. - Mann Graf. Unmittelbar nach der Tat trat die Nazi­mörder- Fluchtorganisation in Funktion. Hauschke

und Becker wurden naabge=

schoben und später von

an die

deutschen Behörden ausgeliefert. Die Aus­lieferung erfolgte nur wegen Totschlages. Die Anklage gegen beide lautete auf Totschlag und auf Friedensbruch. Aus diesem zweiten Punkte der Anklage war der Vater des getöteten Schneider vom Kammergericht als Nebentläger zu= gelassen worden. Da die Verurteilung jedoch ent­sprechend dem Auslieferungsvertrage bloß wegen

Barometer der Not

Immer mehr Wohlfahrtserwerbslose

Die Zahl der Wohlfahrtserwerbs­losen in Berlin , d. h. der langfristigen Erwerbs­lofen, die weder auf Arbeitslosenversicherung noch Krisenfürsorge Anspruch haben und ausschließlich von den Gemeinden erhalten werden, ist im Of­tober 1932 wiederum gestiegen. Sie betrug Ende Oktober 1932 329 957 gegenüber 326 863 am Ende des Vormonats. Sie hat demnach um 0,9 Proz. zugenommen. Unter den am 31. Of­tober 1932 gezählten Wohlfahrtserwerbslosen be­fanden fich 9336 Fürsorgearbeiter, am Ende des Bormonats waren es 9586.

und das erste Urteil aufgehoben. Der ganze Prozeß soll also jetzt zum zweitenmal auf­gerollt werden.

Hoffentlich gelingt es den Meuchelmördern nicht, durch Winkelzüge das Gericht zu täuschen und der gerechten Strafe zu entgehen. Seit Silvester 1931 sind fast zwei Jahre vergangen, die Mörder speku­

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mit einem Generalpächter Vertrag machen will, und das ist die Hauptsache: vorerst wird die Bacht pro Morgen etwa 10 Mark betragen, steigend in zehn Jahren bis auf etwa 30 Mark; der ganze großzügig eingeleitete Umstellungsplan Capuths verurteilt also den einzelnen nicht von vornherein zum Scheitern. Mit dem Holzschlag wird dem­nächst begonnen, da augenblicklich die Holzpreise im Ansteigen sind. Dann muß der Boden rigolt und die Fäulnis beseitigt werden. Während dieser Rodungsarbeiten zahlt Caputh selbstverständlich die üblichen Unterstützungssäge weiter.

Inzwischen hat Amtsvorsteher Genosse Sydow beim Arbeitsamt Potsdam- Nowawes beantragt, im bevorstehenden Winter besonders die Um­schulung der Jugendlichen fortzusetzen. Es sollen diesmal nämlich 25 Mann aus dem Lager Caputh des Freiwilligen Arbeitsdienstes nach Werder auf die Obstbauschule geschickt wer­den. Dieses Arbeitslager umfaßt jeßt 45 Jugend­liche, die mit der Nuzbarmachung von Dedland, Errichtung einer Skisprungschanze, einer Wochen­endkolonie und eines Uferweges längs der Havel beschäftigt werden. 20 Mann sollen im Winter in Caputh beim Schlag von Stangenholz bleiben und die anderen 25 sollen nach Werder auf die Schule.

lieren zweifelsohne darauf, daß die Erinnerung der Zeugen an Einzelheiten ihrer blutigen Tat nicht mehr so frisch sein wird wie während der ersten Verhandlung.

Gestern wurden die Angeklagten zur Person vernommen und das Reichsgerichtsurteil verlesen. Die Verhandlung geht Freitag 10 Uhr im großen Schwurgerichtssaal des alten Kriminal­gerichtsgebäudes weiter.

Unser 9. November

asy on

Kampf ist die Parole

Die Hammerschaft des Partei­vorstandes veranstaltete am Mittwochnach­mittag nach Dienstschluß im Filmsaal, Linden­straße 3, eine zwar kurze, aber ungewöhnlich einprägjame und wirkungsvolle Revolutions­feier. Im Mittelpunkt der Feier stand die An­sprache des Mitgliedes des Parteivorstandes, Ge­nossen Max Westphal. Er sagte u. a.:

In Deutschland hat zur Zeit die Herrenkaste, die vor 14 Jahren davongejagt wurde, das Staatssteuer in der Hand. Was wir heute sehen und erleben, ist ein Erfolg des unausgesetzten Kampfes gegen das demokratische System, ein Er­folg der Hetze der Nazis und Kommunisten gegen die Republik . Zunächst hat man den Reichs= tag, durch den das Volk sich selbst regieren sollte und wollte, mit ewigem Krakeelen und Stänkern und mit unwürdigen Prügelszenen vollkommen arbeitsunfähig gemacht und ihn da­mit an der Erfüllung seiner wichtigen Aufgaben verhindert. Dann ist man- d. h. eine kleine Clique von zunächst Unbekannten daran ge= gangen, eine neue Verfassung vorzuberei­ten, die man dem Volke jetzt aufzwingen will. Die Reaktion hat nämlich gesehen, daß wir

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Sozialdemokraten im Begriff waren, den alten Obrigkeitsstaat zu einem Wohlfahrtsstaat umzugestalten, daß durch unseren und den Einfluß der Gewerkschaften bereits wesentliche Anfänge einer neuen Wirtschaft in Staat und Gemeinden zu ver­zeichnen waren, daß durch den immer größer werdenden Einfluß von Partei und Gewerkschaf­ben eine Umbildung der Beamtenschaft im Sinne der Republik sich vollzog. Zur Abwehr von Re­ publik und Sozialismus prapagierten sie den Ge­danken, daß alles, was aus dem( doch von ihnen) verlorenen Weltkrieg an Not und Elend entstan­den war, als Folge des republikanischen Systems anzusehen sei. Damit haben sie tatsächlich die Zu­sammenschweißung des Bürgertums zu einer ein­zigen großen reaktionären Front erreicht. Die unfelige Spaltung der Arbeiterschaft ist dann weiter ein wichtiger Grund dafür, daß die seit dem 9. November 1918 eingesetzte gesamte Aufbauarbeit zum Abſtoppen fam. Hätte das arbeitende Volk in Deutschland statt dessen seine Kräfte zusammengefaßt zu gemeinsamem Kampf, so hätte es ohne Zweifel eine Position nach der anderen nicht nur erkämpfen, sondern auch aus­bauen und halten können. Jetzt stehen wir vor

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DONNERSTAG, 10. NOV. 1932

der undankbaren Aufgabe, aus ungünstiger Posi­tion heraus den Kampf für unsere Ziele fortzu­setzen. Trotzdem ist zu trüben Gedanken kein An­laß. Kaum ist der Wahlkampf beendet, da hören wir schon aus Lübeck und aus Sachsen von geradezu glänzend verlaufenen Kampfversamm­lungen. Und in dieser immer stärker anschwel­lenden Kampfstimmung wollen wir auch derer dankbar gedenken, die einstmals für Republik und Sozialismus ihr Leben hingegeben haben, aber auch jener treuen Kampfgenossen und Brüder, die heute bereits wieder als Opfer der neuen Real­tion die Gefängnisse füllen. Wenn in dieser ge= waltig aufkommenden neuen Kampfstimmung jeder seine Pflicht tut, dann wird nicht Hakenkreuz, nicht Sowjetstern, sondern die rote Fahne mit den Freiheitspfeilen den Sieg da­vontragen.

Etatreden im Rathaus

Großer Tag des Stadtparlaments

3m Stadtparlament erfolgt heute die Be­ratung des Stadthaushaltsplanes für 1932. Die Fraktionen werden durch ihre Redner grundsätzlich zur Berliner kommunalpolifif Stellung nehmen. Für die Sozialdemokratie spricht auf ein­stimmigen Beschluß der Fraktion Genoffe Mar Kreuziger.

Die Ausschreibung der drei Stadtrats= posten, die an Stelle der sofortigen Wahl vom Stadtparlament beschlossen wurde, ist außer im Amtsblatt der Stadt Berlin auch jetzt in dem Organ des Deutschen Städtetages erfolgt. Es handelt sich bekanntlich um die Posten von zwei Stadtbauräten, von denen der eine das Tiefbau­wesen, der andere das Verkehrswesen verwaltet, und eines Stadtrats, der Dezernent des Wohl­fahrtswesens sein soll. Die Bewerbungen sind bis zum 20. November an den Stadtverordnetenvor= steher Haß zu richten.

Der Weg in den Tod

In seiner Wohnung in der Weserstr. 29 in Neukölln wurde gestern der 29jährige Tischle Gustav P. durch Gas vergiftet tot auj gefunden. Allem Anschein nach hat P. die Tai bereits vor 8 bis 10 Tagen begangen. Der Lebens. müde lebte von seiner Frau getrennt und erst gestern war es Hausbewohnern aufgefallen, daß sich in der Wohnung des Mannes nichts regte. Das Motiv zur Tat ist unbekannt. In der Kastanienallee vergiftete sich gestern wäh­rend der Abwesenheit ihres Mannes die 64 Jahre alte Frau Helene T. durch Gas. Die Wieder­belebungsversuche der Feuerwehr waren ohne Er­folg. Auf die gleiche Weise schieden die 30= jährige Hausangestellte Meta S. aus der Linienstraße 2 und der 69 Jahre alte Rentenempfänger August H. aus der Ma­Der rienburger Straße 24 aus dem Leben. Selbstmord einer 17jährigen, die in der Wohnung ihrer Eltern in der Graeßstraße in Treptow den Gashahn aufdrehte, konnte im letzten Augenblick verhindert werden. Die jugendliche Lebens­müde fand im Krankenhaus Aufnahme.

Gefängnis für Frau Jürgens

Das Schöffengericht Schöneberg verurteilte die geschiedene Frau des früheren Landgerichtsdirek tors und jetzigen Kammergerichtsrats Jürgens, Marie Jürgens, wegen fortgesetzten Be­truges zu 6 Monaten Gefängnis unter Zubilligung einer Bewährungsfrist. Der Haftbe­fehl wurde aufgehoben, Frau Jürgens aus der Untersuchungshaft jedoch nicht entlassen, da gegen sie noch ein anderes Verfahren schwebt.

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