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von der zukünftigen wirtschaftlichen Gestaltung ab, die natürlich niemand übersehen könne. Der Bürgermeister schloß, indem er erklärte, er hege die Hoffnung, daß seine Ausführungen dazu bei­trügen, der Oeffentlichkeit zu zeigen, daß nicht Willkürlichkeiten, sondern wirtschaftliche Zus sammenhänge die Maßnahmen der Gesellschaft veranlaßt hätten. Zum Einheitstarif er­flärte Elsas, daß in der Wirtschaftskrise der be­stehende Tarif sich immer stärker zu Lasten des Unternehmens auswirke. Hierauf wurde die Ber­sammlung geschlossen, nachdem ein national­sozialistischer Antrag, am Dienstag eine Sigung einzuberufen, abgelehnt worden war. Die Stadt­verordnetenversammlung hält in der nächsten Woche am Donnerstag und Freitag Sizungen ab.

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Vor Beginn der großen Etatsdebatte verab­schiedete die Stadtverordnetenversammlung eine Anzahl Vorlagen, unter denen die Zustimmung zu Notstandsarbeiten bei der Stadtent= wässerung im Betrage von etwa 300 000 m. die wichtigste war. Zugestimmt wurde auch der Aenderung des Vertrages mit der Berliner An­schlag- und Reklamegesellschaft( Beret), wonach diese Gesellschaft nicht mehr einen bestimmten Betrag, sondern nur noch prozentuale Anteile vom Gewinn der Stadt zu zahlen hat. Die durch die Baronsregierung veranlaßte Reichstagswahl kostete der Stadt 50 000 M., die bewilligt wurden.

Defizit wird ausgeglichen

Nach dem Bericht des Stadtverordneten Jochum ( Staatsp.) ist nunmehr der Stadthaushalt in Ein­nahme und Ausgabe auf 989 Millionen Mart festgesetzt worden, wobei ein Ausgleich für 67 Mil­lionen Mark fehlt. Diese 67 Millionen Mark sollen durch pflichtgemäße Zahlungen der Reichs­regierung einkommen, so daß auf dieser Grund­lage das seit dem Sommer schon um 56 Mil­lionen Mark gesenkte Defizit gedeckt wäre.

Tag der Abstimmungen

Heute vormittag wurden in dem Stadtver­ordnetenausschuß, der den Magistratsplan über die Umgestaltung Berlins bearbeitet, die Schlußabstimmungen der ersten Lesung vorge­nommen. Insgesamt hat der Ausschuß über 200 Abstimmungen erledigt. Die Schlußab= stimmung ergab. daß die Mehrheit des Aus­schusses die 20 Bezirke bestehen lassen will. Die Bezirksversammlungen sollen jedoch verschwinden. Am Montag soll die zweite Lesurig im Ausschuß durchgeführt werden, nachdem am Sonntag eine Redaktionskonferenz das Ergebnis der ersten Lesung zusammengefaßt haben wird.

Die Bombenleger vor Gericht

Neue Enthüllungen über die Verbrechen der ,, nationalen" Erneuerer

Eigener Bericht des Vorwärts"

Hamburg , 11. November.

In dem großen Prozeß gegen die Schleswig- Holsteinischen Bomben­attentäter, der gegenwärtig vor dem Sonder­gericht in Altona abrollt, wurden am Donners­fag 20 Zeugen vernommen.

In der Zeugenvernehmung schilderte der Gastwirt Schütterom aus Elmshorn , auf dessen Lokal eins der Attentate verübt worden war, die Vorgänge in der Nacht zum 1. Auguft. Gegen 1.40 Uhr, als er mit seiner Familie schon im Bett gelegen habe, habe er gehört, wie ein Auto vorfuhr. Auf der Straße seien dann 8 bis 10 Schüsse gefallen und kurz darauf seien mit großem Getöse zwei Handgranaten explodiert, die an seinem Haus einen beträchtlichen Schaden an gerichtet hätten. Seine Frau habe einen schweren Nervenschod erlitten, an dem sie bis heute noch leide. Ein zweiter Augenzeuge dieses Attentats, der Friseur Ahr , sagt aus, daß er von dem Auto aus, mit dem die Handgranaten­attentäter vorfuhren, mit Pistolen beschossen wor­den sei, als er mit einigen Freunden in der Nähe der Gastwirtschaft stand.

In Barmstedt , wo ein Attentat gegen ein tommunistisches Parteilofal geplant war, wurde die Handgranate aus Versehen in die Wohnung eines Arbeiters geschleudert, der mit seiner Fa= milie schon schlafen gegangen war. Wie durch ein Wunder wurde bei diesem Attentat niemand ver­letzt, aber die Handgranate, die im Schlafzimmer der Familie zur Explosion fam, richtete eine furchtbare Zerstörung an.

Als der Vertreter der Nebenkläger, der ,, Pro­duffion" und eines verletzten Reichsbanner­mannes, Rechtsanwalt Dr. Magen- Altona, an den Zeugen Stampf Fragen richten will, er­hebt sich der Hauptangeklagte Reichstagsabgeord­neter und Standartenführer Moder und gibt den anderen angeklagten SS. - Leuten den Be­fehl, während des ganzen Verlaufs des Pro­jeffes auf alle Fragen eines jüdischen Rechts­anwalts feine Antwort zu erteilen. Der Vor­sigende des Sondergerichts weist dieses un­gebührliche Benehmen des Angeklagten zurüc und macht darauf aufmerksam, daß die An­geflagten auf alle Fragen, die von dem Ver­treter der Nebenkläger durch den Vorsitzenden gestellt werden, antworten müssen.

Von großem Interesse sind die Aussagen des Reichswehrfeldwebels a. D. Kurt Baum , der als Angestellter einer Wach- und Schließgesell­schaft

Hungerstreit auf Festung hat in der Nacht zum 1. Auguſt die Ausführung

Wegen Verschärfung der Strafart

Die in der Notverordnung vom 9. Auguft ange­kündigten Verschlechterungen der Festungshaft, wodurch diese mehr oder meniger in eine Gefängnisstrafe umge­wandelt wird, sind nunmehr in Kraft getreten. Die Folge war, daß in der Festungsanstalt Bielefeld, in der Festung Wesermünde

des Attentats auf das Haus des arbeitslosen Zimmerers und Reichsbannermannes Gehry in Glüsing bei Hohenwestedt beobachtete und auch die Täter später zur Anzeige brachte Dieser Zeuge, der mit den Angeklagten früher gut be­

freundet war, beobachtete in der Nacht des Atten­tats die Ankunft eines Lieferwagens, in dem sich sechs bis sieben GS- Leute, die er persönlich tannte, befanden und die sich in Richtung nach dem Haus des Reichsbannermannes Gehry be= megten, wo auch später die Detonation erfolgte.

Kein Sprengförper?

Feme - Heines als Ehrenbold

Schweidnih, 11. November.

In dem Prozeß gegen die Nazis, die das Attentat auf den Redakteur Paeschke in Langenbielau vorbereiteten, bei dem der Atten­täter Jaehnte selbst durch den Sprengförper zerrissen wurde, veranstalteten die Verteidiger gestern noch ein 3 wischenspiel. Sie veran­laßten eine umständliche Sachverständigen- Ver­nehmung über die Frage, ob eine Kartusche überhaupt ein Sprengförper im Sinne des

Der Sachverständige

Im Schweidnitzer Attentatsprozeß behauptete der Sachverständige, daß die Kartusche, durch die Jähnke in Stücke gerissen wurde, kein Spreng­körper sondern ein Treibkörper sei.

,, Ich werde jetzt dem Gericht die Ungefährlichkeit dieser Kartusche demonstrieren-

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und auch im Straf- und Untersuchungsgefängnis Nazilerror in Rumänien Ruder sind auf den Zuckerplantagen ver­

Halle die politischen Gefangenen in den Hungerstreif getreten sind.

Unter den Festungsgefangenen im Bielefelder Gerichtsgefängnis fam es geffern zu einer Re­volte, nachdem ein Teil der Gefangenen am Mittwoch in den Hungerstreit getreten war.

Unter Anführung des früheren Leutnants Scheringer fam es im Gemeinschaftsraum zu lärmenden Auftritten. Die Gefangenen zertrümmerten das Mobiliar und warfen ihr Eßgeschirr auf die Straße. Vor dem Gefängnis rottete sich eine große Menge zufammen, die die Demonstrationen der Gefängnis­infaffen mit erregten Zurufen begleitete. Auch in den Zellen wurde das Mobiliar 3ertrümmert, das Bettzeug zerriffen und durch die Luten auf den korridor geworfen. Die Beamten der Gefängnisverwaltung hatten gegen die Lärmenden einen schweren Stand.

Röpenid in Gutin Stoffregen unter Böhmker- Traufe

Eufin, 11. November. Bürgermeister Stoffregen erhielt am Donners­tagnachmittag vom oldenburgischen Staatsministe­rium die telegraphische Bestätigung, daß seine Zurdispositionsstellung, die vom Regierungspräfi­denten Böhmder verfügt war, aufgehoben sei. Er sei damit wieder vorbehaltlos in sein Amt eingesetzt. Wenig später wurde dem Bürgermeister eine Verfügung des Regie. rungspräsidenten zugestellt, wonach er bis auf weiteres beurlaubt sei und ihm aufgegeben wird, sich jeder Dienstausübung zu ent­halten. Stoffregen hatte in der Berhandlung mit dem oldenburgischen Staatsminister Pauly verein­bart, nach seiner Wiedereinſegung in sein Amt gegen sich die Einleitung eines Disziplinarver= fahrens und nach Aufnahme dieses Verfahrens seine Beurlaubung zu beantragen.

Stoffregen hat nun gegen die neuerliche Ber­fügung des Regierungspräsidenten sofort tele­graphisch Beschwerde beim Staatsministerium erhoben.

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Arbeiterheim gestürmt- Bücher verbrannt und gestohlen Eigener Bericht des ,, Vorwärts"

Bukarest , 11. November. In der Nacht zum Freitag überfielen 100 nationalistische Studenten, die zuvor eine Straßenmanifestation gegen Ungarn veranstaltet hatten, das Volkshaus der Sozialdemokratischen Partei. Die Rowdys zertrümmerten die Büros und Fenster des Klubs und drangen in die Näume ein, die viehisch verwüstet wurden. Aus der Bibliothek wurden viele wertvolle Bücher auf die Straße geworfen, dort unter Geheule aufgeschichtet und verbrannt. Dabei vergaßen die Strolche nicht, be sonders wertvolle Bücher mitgehen zu lassen. Die Bibliothekstasse wurde auf. gebrochen und vollkommen ausgeplündert. Obwohl der Hauswart sofort das nahe Polizeipräsidium anrief, erschien die Polizei erst eine halbe Stunde später, nachdem die Rowdys ihr Zerstörungswerk beendet hatten.

Die sozialistischen Abgeordneten werden im Parlament, das in vier Tagen zu seiner Herbstsession zusammentritt, eine Interpellation einbringen.

Sturmflut auf Ruba

Bisher 1000 Tote

New york , 11. November. Die Insel& u ba wurde von einem furchtbaren Tornado heimgesucht, der riefige Verheerungen angerichtet hat. Nach den erften eingetroffenen Meldungen find 300 Menschen dem Orfan zum Opfer gefallen. 300 000 Tonnen

nichtet worden.

Die zuletzt in New Yorf eingegangenen Meldungen sprechen bereits von mehr als 1000 Menschen, die ihr Leben eingebüßt haben sollen. Besonders start ist die Provinz Puerto Prin= cipe heimgesucht worden, wo namentlich die Städte Santa Cruz del Sur und Cama­guen verwüstet wurden. Da die Santa Cruz schüßenden Dämme brachen, ergossen sich die Fluten in die Stadt. Glücklicherweise gelang es den meisten Einwohnern, sich in Sicherheit zu bringen. Im Hafen sind viele Schiffe gesunken. Größer als in Santa Cruz ist die Zahl der Toten in Camaguey . Der Sachschaden ist in beiden Städten bedeutend. Biele Häuser bilden nur noch Trümmerhaufen. Die Verbindungen sind unter­brochen.

Ruhe in Genf

Die Demonstranten waren unbewaffnet Eigener Bericht des Vormärts"

Genf , 11. November. Die zweite Nacht nach dem Bluttag ist ruhig verlaufen. Einige junge Leute wurden beim Randalieren vor den Kasernen verhaftet. Das Militär hat sich nicht mehr in den Straßen ge­zeigt, durch die auch in dieser Nacht ständig Last­wagen voll Gendarmen fuhren. Bis lange nach Mitternacht bildeten sich trotz des Verbots überall Ansammlungen. Kriminalbeamte fuhren ständig in Taris durch die Stadt und besonders durch die Arbeiterviertel, um jede Vorbereitung einer organifierten Demonstration melden zu fönnen. Eine falsche Mobilisierungs­nachricht. die der Genfer Radiosender Derbreitete, rief große Unruhe hervor und bewirkte, daß Hunderte Milizianten fich auf den Polizei­stationen zusammenfanden.

Der Genfer Magistrat hat die Beerdigungs­foften für die Todesopfer übernommen, doch wird feine gemeinsame Bestattung erfolgen, da die Angehörigen der Opfer deren Beisehung auf den zuständigen Friedhöfen gewünscht haben. Die tantonale Parteileitung der Sozialisten erläßt

Sprengstoffgesetzes sei. Das, nachdem durch diesen Sprengförper der Attentäter selbst getötet worden ist!

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Nachdem der Nebenfläger Baeschke auf das Wort verzichtet hatte, ergriff als erster Ange­flagter Gruppenführer Feme- Heines das Wort. Er wolle nicht für sich selbst, sondern für seine SA. Kameraden sprechen. Er sei meniger durch die Strafanträge als solche erschüttert ge­wesen als dadurch, daß der Bertreter der Anflage 3uchthaus und Ehrverlust für seine Kameraden gefordert hätte. In seinen weiteren Ausführungen griff Heines wiederholt den Staat als den Schuldigen für die poli­tische Entwicklung an und mußte wiederholt vom Vorsitzenden unterbrochen werden. Heines wandte sich dann gegen die Ausführungen des Oberstaats­anwalts und meinte, des Rätsels Lösung wäre der marristische Terror, der jahrelang gegen die SA. ungestraft geführt worden sei. Polomski erklärte, daß er nur den Befehl seines Borgefegten ausge führt hätte. Der Angeklagte Staats gab die Erklärung ab, daß er nur im Sinne der Kameradschaft gehandelt habe.

Urteil heute nachmittag

Heute vormittag richtete der Vorsitzende nach Eröffnung der Berhandlung noch einmal an die Angeklagten Wagner und Polomiti einige Fragen, um dann zu erklären, daß die Ange­flagten abzuführen und um 15.30 Uhr wieder vor­zuführen feien. Das Gericht 30g fich zur Beratung zurüd.

Wieder eine Bombe!

Attentat auf Parteisekretariat

Dresden , 11. November.

In der Nacht zum Freitag ist von einem bisher noch unbekannten Täter zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk im Vordergebäude der Dresdner Volkszeitung" ein Spreng­stoffförper niedergelegt worden. Da die Räume des sozialdemokratischen Parteifetre. tariats im ersten Stodwerk liegen, unterliegt es feinem Zweifel, daß der Anschlag gegen das Sekretariat geplant war. Nach den Sprengstoffanfchlägen, die von den National­fozialisten gegen fozialdemokratische Zei­fungen, u. a. auch in Freital bei Dresden , verübt wurden, ist es flar, wo die Täter zu fuchen sind. Hätte jemand von den abends nach Hause fommenden Hausbewohnern auf den Spreng­förper getreten, so wäre er voraussichtlich schwer verletzt worden.

einen energischen Protest gegen die Berhaftung Nicoles, mit dem sie sich im völligen Ber Nationalrat trauen solidarisch erklärt. Dider, der Parteivorsitzende, hat als Ber teidiger Nicoles einen Antrag auf Freilassung gegen Kaution eingereicht. Die Regierungskreise machen gar fein Hehl daraus, daß sie an eine Freilaffung nicht denten und an einer rafchen. Erledigung des Verfahrens fein Interesse haben. Nicoles droht, wenn er schuldig befunden wird, Gefängnis von 3 bis 10 Jahren. Von den ge= schlagenen Soldaten hat nur einer noch ärztliche Hilfe notwendig, es ist auch nur ein Gendarm leicht am Kopf verlegt. Es steht außer allem 3weifel, daß fein Demonftrant irgendeine Waffe oder ein Schlagwerkzeug bei sich getragen hat.

In Paris verhaftet

Der Raubmord in der Lutherstraße

Die Entwicklung der Untersuchung des Raub­mordes in der Lutherstraße 19 hat eine fenfationelle Wendung genommen. Unter dem Berdacht der Anstiftung und Beihilfe wurde auf Erjuchen der Berliner Mordkommission in Paris die 27 Jahre alte Tänzerin Charlotte Kleber verhaftet. Die Tänzerin wurde in das Pariser Untersuchungsgefängnis gebracht. Auf Grund des bisher schon vorliegenden Materials erließ der Berliner Untersuchungsrichter tereits Haffbefehl gegen Charlotte&. Das Auslieferungsverfahren wurde sofort eingeleitet.

Zum Polizeivizepräsidenten von Berlin wurde der Regierungsdirektor beim Berliner Polizei­präsidium Mosle ernannt; er führte schon seit einiger Zeit die Geschäfte von Dr. Weiß.

Gömbös und Mussolini haben in Rom ver handelt und ihre volle Uebereinstimmung über weitere gemeinsame Bolitit Ungarns und Italiens perfündet. In der Antrittsaudienz beim Reichs­präsidenten von Hindenburg sprach der italienische Botschafter Cerruttis mehrmals von der faschistischen Regierung" seines Landes.

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