BEILAGE
Vorwärts
Waffenstillstand an der Front
Zum 11. November 1918/ Von Herbert Frister
Die Division war eine jener Neuformationen, die im Januar/ Februar 1917 aufgestellt wurden. Sie bestand vorwiegend aus den jüngsten Kriegsjahrgängen. An den großen Abwehrschlachten des Jahres 1917 hatte die Truppe teilgenommen und in den Offensiven von 1918 als Sturmdivision schwere Verluste erlitten. Nachdem sie während der Mai- Offensive 1918 bis zur Marne vorgestoßen war, wurde sie Mitte Sommer 1918 für vier kurze Wochen aus der brenzlichen Marnefront gezogen und in eine ruhige Stellung vor Verdun gebracht. Die Ruhezeit war ungenügend. Sie reichte kaum hin, die Formationen durch Ersatz leidlich aufzufüllen;„ ausgeruht" waren die dezimierten, überanstrengten Kompag nien nicht.
Die Schlacht um Guise.
Trotzdem wurde die Division schon wieder Mitte August nach dem Durchbruch der Entente bei Cambrai eingesetzt. Die ununterbrochene mörderische Abwehrschlacht forderte schwerste Berlufte unter den jungen Soldaten. Die Materialüberlegenheit der Gegenseite trat von Tag zu Tag stärker heraus: Tanks, schwere und schwerste Artillerie, Flieger, Gas; ständig frische Truppen. Unter fortwährenden Kämpfen ging es zurück. Ohne Ablösung; Ersatz fam nicht; abgefämpft bis zum letzten tat die Truppe ihre Pflicht. Die sagenhaften Aufnahmestellungen" waren marfierte Linien; nach dem Verlust der Siegfriedstellung kam zu den nicht abreißenden Rückzugs= tämpfen ununterbrochener Schanzdienst.
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4. November 1918: Schlacht um Guise. Die Materialüberlegenheit auf der anderen Seite wuchs ins Ungeheure. Mit allerschwersten Brocken wurden die kümmerlichen deutschen Löcher zusammengeschossen. Schwere englische Schiffsgeschütze beschossen das Hinterland bis 30 Kilometer hinter der Front; Ersatz, Material, Munition, Verpflegung famen nicht heran. Drei Tankbataillone griffen an; dahinter Welle auf Welle gegnerischer Infanterie. Die dünnen ach, wie dünnen deutschen Linien standen. Feldartillerie kam vor und knallte mit ihren ausgeleierten Kanonen noch einmal die Tanks zusammen. Aber viel, viel Blut kostete das. Wenn der Feind" gewußt hätte, wie wenig hinter den deutschen Linien war, teine Reserven, nur die dünnen ersten Linien", sonst nichts, dann wäre er trotzdem durchgekommen. Der Widerstand war auch umsonst; in der Nacht kam der Rückzugsbefehl. Die Nachbarabschnitte waren überrannt. Störungsfeuer schwerer Kaliber lag auf den Rückzugsstraßen. Eine 38-3entimeter- Granate zerschmetterte an einem Dorfeingang eine ganze Kompagnie.
Die Schwer verwundeten blieben liegen. Keine Verpflegung; Regen, hoffnungslos, gehegt, grau, übermüdet, erschöpft, doch diszipliniert, ging es nach hinten.
Nachhut...
A m
Plänkeleien an den nächsten Tagen. 7. November 1918 zwei Stunden Vorwaffenstillstand. Die deutsche Waffenstillstandskommission fuhr in unserem vorgeschobenen Abschnitt durch die Linien. Welche plögliche, unerwartete Freude! Alles schlief auf der Stelle ein. Zu früh gefreut! Der Kampf ging weiter. Das war bitter.
Seit dem 5. November Nach hutbataillon. Ohne Aussicht auf Ablösung. Die Tornister wurden gefahren. Von Hecke zu Hecke ging es sprungweise zurück; einige Schüsse auf langjam folgende französische Kavallerie oder Panzerwagen, dann weiter. Oder stundenlange Knallerei, damit die Bagage hinten Zeit bekam, zu flüchten. Schlimm waren diese Novembernächte. In Gruppen von drei bis sechs Mann lag man weit vorn in einigen flachen Löchern. Dahinter wurde geräumt, bie Straßenkreuzungen gesprengt, die großen Alleebäume umgelegt, quer über die Straße, die Brücken verbrannt. Unter allen Umständen mußte die Nächte über die Front" gehalten werden. Hungrig, wie man war, übermüdet. Dazu das Gefühl trostloser Verlassenheit: Hinter der Front" war niemand mehr, alles geräumt, die Straßen unpassierbar. Unmittelbar vor den deutschen „ Stellungen" der Feind. Oder war er schon dahinter? Niemand wußte es. Die Unsicherheit war lähmend. Im Morgengrauen eilends neben den zerstörten Straßen, im Schlamm der Felder zurück. Viel Zweck hatten die Verwüstungen des nordfranzösischen Landes trotzdem nicht; am Nachmittag des nächsten Tages war schon wieder die Fühlung mit dem Feinde da. Seine vorzüglichen Verkehrsmittel überwanden die Widerstände des zerstörten Geländes.
Der 9. November war ein strahlend heller, frostklarer Tag. Leider! Französische und englische Flieger verfolgten den deutschen Rückzug von früh an. Zu Duzenden! Deutsche Kampfflieger gab es nicht mehr. Die Flieger fonnten auf jeden einzelnen Soldaten fast Jagd machen. Die MG.- Kugeln sprigten im Straßenschlamm auf. Man türmte über die Felder Bomben frachten zwischen die Bagage. Während der furzen Mittagsrast es gab einen Becher Kaffee; Berpflegung war seit einer Woche nicht mehr empfangen worden- umkreisten jede
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deutsche Formation gut ein Dugend Flieger. Solange die Truppen hielten, ratterten alle deutschen Maschinengewehre zur Abwehr. Im Augenblick des Abmarsches aber frachten die Bomben. Zwischen die Fahrzeuge, unter die Infanterie. Einer bekam einen breiten Splitter mitten durchs Herz. Mit zwei mächtigen Stößen pumpte das Herz den Körper blutleer, in dicken Lachen stand es auf der Uniform. Bis zum Dunkelwerden hetzten die Flieger die erschöpften deutschen Soldaten. Schwerverwundete Deutsche blieben zurück. Sie litten furchtbar; bettelten:„ Nehmt uns mit, Kameraden!" Es ging nicht; hinter uns der Feind! Viele Tote kostete der Tag, an dem in der Heimat die Revolution ausbrach.
Wir wußten nichts davon. Man ahnte höch= stens, daß hinter der Front etwas nicht in Ordnung sein könne. Die Verbindung mit dem Hinterland war abgerissen. Post gab es schon wochenlang nicht mehr.
Waffenstillstand, Herr Leutnant, Waffenstillstand!"
Am 11. November 1918, dem letzten Kriegstag, früh 4 Uhr Alarm: Die Kompagnie muß vor. Fröstelnd standen die paar Gruppen herum; der Hunger quälte, die Müdigkeit peinigte. Seit Tagen kein Essen! Die eisernen Rationen waren längst verzehrt. Schweren Herzens rückten wir ab. Bor uns lag eine frisch eingesetzte südafrikanische Division. In der Nacht war aus Versehen. es gab ja keine„ Stellungen" mehr eine Kompagnie davon vor die deutschen Maschinengewehre gelaufen. Zu Haufen türmten sich die Toten. Auch für diese Buren aus Kap stadt und Johannisburg starb es sich schwer am 11. November 1918!
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Nur die beiden Posten gruben sich ein, die andern legten sich in ein Häuschen an der Straße. Ab und zu ein Schuß, hin und wieder eine Gruppe ,, Ratscher" vor das Haus. Aha, die feindliche Artillerie war nach!
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Da, gegen 11.30 Uhr fuhr ein Radfahrer un= gedeckt den steilen Berg herunter, zu uns hin. Vor der Tür schon schrie er: Waffenstillstand. Herr Leutnant, Waffenstillstand!" Wir sahen uns betroffen an: Der Mann mußte verrückt geworden sein! Doch er schrie wieder: ,, Befehl von der Division, Waffenstillstand!" Da hörten wir auch schon von der anderen Seite" brausendes hurräääh! Es mußte doch wohl stimmen? Der Leutnant sagte kurz:„ Der Krieg ist aus. Wir haben ihn verloren. Aber wir haben unsere Pflicht getan, bis zum lezen Tag. Darauf ein dreifaches Hurra!" Von der Höhe des Bataillonsstabes blies der Hornist:„ Das Ganze halt!" Wer dabei war, wird das nie vergessen. Ungeheurer Jubel bei der französischen Zivilbevöl= ferung. Von überall her strömte die Bevölkerung ins Freie, über die Front". La guerre fini! Müzen flogen in die Höhe, Burzelbäume wurden geschlagen, die Engländer umarmt. Die spontane Freude eines Volkes, das unter vier Jahren Besagung gelitten hatte. Wir gingen auf die englischen Linien zu. Die Tommys griffen zu den Gewehren. Wir schnallten ab, winkten. Sie trauten dem Frieden nicht. Endlich standen wir uns auf einige Meter gegenüber: Wir, eine Gruppe frierender hungriger junger Burschen, ohne Mäntel, abgelumpt, zerrissen, verdreckt, verlaust; die Engländer: Kerle wie die Bären, in Gummi, Leder, Wolle. Vom Scheitel bis zur Sohle alles vom besten: Kleidung, Bewaffnung, Verpflegung, alles.
FREITAG, 11. NOV. 1932
So wars im einzelnen und so wars im ganzen. Hier zahlenmäßig und materiell überlegene, ausgeruhte Riesenheere, dort kleine Gruppen müder, halbverhungerter, kaum noch kampffähiger Soldaten, wenn auch diszipliniert bis zur legten Stunde. Alleräußerstenfalls, wenn wir nicht vorher zusammengeschossen oder gefangen worden wären, hätten wir noch zwei bis drei Tage tämpfen können. Dann wäre es aus gewesen, weil wir dann einfach körperlich vernichtet gewesen wären.
Dann kam die Grippe...
Das war die Front, wie sie am letzten Tage aussah. Sie wurde nicht erdolcht. Das erfand man erst später. Der Waffenstillstand war hart, gewiß. Aber wäre er nicht gekommen, so wären die gelichteten Rampfförper des deutschen Heeres in den nächsten acht bis vierzehn Tagen völlig aufgerieben worden.
Und der heute so gepriesene Front ge ist? Den gab es damals auch noch nicht. Wir hatten unsere Pflicht bis zum äußersten getan. Aber in jedem von uns, in jedem, griff im Augenblick des Waffenstillstands ein Gefühl ungeheurer Er= leichterung Plaz. Alles andere war vergessen, nur: Der Krieg ist aus, es geht heim! An Hitler , Seldte, Stahlhelmschnaps und Frontgeist dachte feiner.
Ein englischer Offizier trennte die diskutierenden Gruppen. Am Nachmittag des 11. November hätten unsere Stellungen gestürmt werden sollen. Dann gings zurück. Todmüde und halb verhungert zwar, aber guter Dinge. Aus einem verlassenen Artilleriestall fragten wir die von den Pferden in den Dred getretenen Zwiebäcke auf und verschlangen heißhungrig das zerfrümelte, gefrorene Zeug. Vom nächsten Tage an gab es wieder warmes Essen. Dann kam die Grippe. Sie und die Engländer jagten uns zum Rhein . Am 3. Dezember wurde er von uns, als der letzten deutschen Truppe dieses Abschnitts, überschritten, 12 Minuten vor der festgesetzten 33eit. Sonst wären wir, trotz Waffenstillstand, alle noch gefangen worden.
Im Novembernebel
Notizen eines politischen Gefangenen/ Von S. Richards
Neunzehnhundertachtzehn!
Die Monate vergehen. An den Fronten türmen sich die Opfer. Auch auf unserem Zuchthausfriedhof reiht sich Hügel an Hügel. Der Tod häit große Ernte: draußen in den Gräben und hier unter den politischen Verbrechern. Wir sind frank und elend. Zwei Jahre warten wir schon auf das Ende des Krieges, auf die Früchte einer schweren, unterirdischen Arbeit. Wir können kaum noch laufen und uns nicht mehr erwärmen. Da unten auf dem Hof und in den Gängen sind teine Menschen mehr, nur noch Schemen eines früheren Lebens. Und wir sind erst 24 Jahre alt!
In den kalten Nächten schreit feiner mehr von uns. Niemand klopft an die Wände. Nur ein Stöhnen ist in der Luft, wie das Röcheln der. Açonie. Täglich werden Abteilungen von Anstaltsinjassen gewogen. Jede Woche bin ich dran. 10, 20, 30 Pfund Gewichtsverlust im Monat registriert die Waage des Arztes. Aber diese Registraturen helfen nicht
Es muß draußen sehr schlimm stehen. Ich merfe es an den Briefen, die so selten und doch oft genug kommen. Zensurierte, fast schwarze Briefe. Auch an den Mienen der Wärter. Fast täglich
kommt einer in die Zelle herein und will sich unterhalten. Sie wissen nicht viel, diese Beamten, die immer unten bleiben müssen, sich nie rühren dürfen. Es find primitive politische Gespräche, aber ich erfahre doch marches und bekomme neue Hoffnungen.
Plöglich werden wir abtransportiert und fommen in ein sichereres" Zuchthaus. Und schon nach einer Woche„ Sicherung" werden wir frank. Wasser und vieles andere, kurzum... der Hunger.
Wochenlang liege ich im Lazarett. Neben mir stöhnt ein Elsässer, fast em Junge noch, ein Deser= teur. Ich soll ihm seine Briefe schreiben.
Kaum find wir genesen, da sperren sie uns wieder in die Jlolierzellen. Nun schreien wir allnächtlich wieder in den Zuchthaushof hinaus, und das hallende Echo der Wände gibt gute Antwort. Ohne diese schweren Mauern könnten wir uns nicht verständigen.
Ein Wärter kommt angeschlürft. Hoffentlich feine Nachtvisitation. Der Wärter schließt an meiner Tür. Ich springe auf die Pritsche. Ein neugierig glänzendes Gesicht schiebt sich herein: „ Sind Sie W... s?" Fragend sehe ich das
Technische Kulturdenkmale
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Manchmal entdeckt man auf Wanderungen durch abseitige Gebiete, oder in kleinen Städten, die früher einmal wirtschaftliche Bedeutung durch günstige Lage an Handelsstraßen hatten, alte, oft schon zerfallende Gebäude und Bauwerke: Speicher, längst außer Betrieb gesetzte Mühlen, alte Brücken; hier und dort findet man noch auf einer alten Burg das Tretrad zur Wasserförderung in Betrieb die rasende technische Entwicklung unserer Zeit ist spurlos daran vorübergegangen. Verstreut in allen Gauen Deutschlands findet man diese Merkzeichen technischer Entwicklung, diese Denkmale alter Technik. Verstreut, und besonders dort findet man sie, wo Menschen menig hintommen, abseits vom Strome der modernen technischen Entwicklung und Industrialisierung, die diese Zeugen einer vergangenen, geruhsameren Zeit vernichtete, wie sie oftmals gewaltsam das Bild ganzer Landschaften veränderte und ihnen den russigen Stempel der Arbeit aufdrückte. Es ist daher ein Verdienst des Schöpfers des Deutschen Museums, Oskar von Miller , daß er die Initiative zur Erhaltung dieser alten, besonders kennzeich nenden technischen Arbeitsstätten ergriffen und Maßnahmen zum Schutz dieser technischen Kulturdenkmale angeregt hat, mie es auf dem Gebiete der Kunstdenkmale schon lange geschieht. In Wort und Bild wird das Deutsche Museum demnächst in seinen Räumen einen großzügigen Bericht
darüber geben, was in Deutschland an technischen Kulturdenkmalen heute noch zu sehen ist, was geschützt wird und was unbedingt noch geschützt werden sollte. Aus dieser großen Aufstellung wurde ein kleiner Teil Bilder zusammengestellt etwa 250 und in einem schön ausgestatteten Buche herausgegeben:„ Technische Kulturdenkmale", Verlag F. Brudmann, A.-G., München .
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Dieses Buch wird nicht nur den„ Fachmann" interessieren, da wir ja alle mittelbar oder unmittelbar der Technik und ihrer Entwicklung unterworfen sind. Es spiegelt die Entwicklung der Arbeit, und das ist die Entwicklung der Menschheit. In erläuternden Aufsägen werden an diesen Denkmalen der Arbeit Produktionsmethoden pergangener Zeiten gezeigt; die besonderen landschaftlichen und klimatischen Bedingungen, die in einer Zeit, da der Mensch mehr als heute der Natur unterworfen war, von ausschlaggebender Bedeutung waren, und Art und Ausführung dieser Anlagen wesentlich bestimmten, ausführlich gewürdigt Aus dem Eigenleben einzelner Lanoschaften hervorgegangen an bestimmte Wirtschaftsweisen gebunden, stellen diese Maschinen und Bauanlagen der alten Zeit vielfach heimatgebundene Sonderarten dar, die das Bild der Landschaft oft mitbestimmen und sich harmonisch in sie einfügen. R. J.
Gesicht an. In diesem Hause gibt es sonst keine Namen, nur Nummern. Der Wärter sucht nach Worten. Etwas Unerklärliches gurgelt er heraus: „ Sicher, sicher
morgen sind Sie frei!" Ich lache wütend auf.„ Glauben Sie's nur; ja, ja. Revolution ist: in Kiel , in Hamburg , und sogar unsere Regimenter machen nicht mehr mit!" Er sagt das fast refigniert. Ich höre die Worte und glaube nicht daran. Aber der Wärter geht nicht fort. Vorsichtig frage ich, dann lebhafter und hastiger. Der Wärter hört zu, antwortet, wie er fann und geht nicht fort. Wie anders das alles ist!
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Schließlich muß der Wärter gehen. Ich springe auf die Nähmaschine am Fenster und schreie, schreie, so cut ich kann, den Kameraden die Nachricht zu. Nur der kleine Elsässer drüben antwortet nicht. Ich muß an der Wand lauschen und höre fein Klopfen, nur ein Schluchzen, wie nach langem Weinen. Frühmorgens hatte er sich erhängt!
Gewehrkolben donnern in aller Frühe an die Tore. Matrosen, Soldaten begehren Einlaß. Im Hause entsteht Tumult. Schwere, eisenbeschlagene Stiefel donnern die Treppen herauf und hallen grollend über die eisernen Gänge. Zelle um Zelle wird geöffnet. Ich höre das alles und habe keine Erklärung dafür. Das ist fremd in diesem Hause, wo das Leben nur in Filzschuhen vorüberstreicht. Schwere Schritte nähern sich meiner Zelle. Die Tür wird aufgerissen Matrosen stehen im Türrahmen, lachen und winken." Mensch!... Du!
Komm doch raus!" Ich kann mich nicht vom Flecke rühren. Ein Schauer rieselt mir den Rücken hinab. Es wird so leer, so leer!
Sie haben mich hinausgetragen.
Neben dem Zuchthaus liegt die Kaserne. Auf dem Hofe versammelt sich eine Demonstration. Jemand spricht aus dem Fenster. Dann tritt einer der Matrosen vor, die mich çeholt haben, meine Freunde. Ich sehe, wie er rot wird vor Verlegenheit. Er sucht Worte. Vor den Kesseln der Schiffe verlernt man das Reden.
„ Kameraden! Das Werk ist also getan, der Krieg ist zu Ende. Wir gehen nach Hause. Aber ihr sollt dafür sorgen, daß alles, was gelitten wurde um diese Stunde, was an Opfern gebracht wurde um diesen Tag, nie vergeblich ge= wesen ist!"
Der Metrose dreht den Gewehrriemen in seinen Händen, sucht weiter nach Worten und schweigt dann doch. Was so er auch über solch harten Alltag reden?
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Die Menge ruft und ruft. Und dann tritt einer aus unserem Hause vor. Er nimmt nur die Müze ab eine instinktive Geste. In der erwartungsvollen Minute. die zwischen der Geste und seinen Worten liegt, entblößen sich alle Köpfe im Hofe. Totenstille herrscht ringsum. Seine Worte hallen weit über den Plaz hinaus:
,, Brüder, gedenkt der Toten, die für unsere Frei beit starben!"