Mozarts„Idomeneo " Erstaufführung in der Lindenoper Der Gedanke, eine vergessene Oper Mozarts lebensfähig zu inachen und auf die Bühne zu bringen, ist sicherlich sehr verführerisch: und Richard Strauß , der die musikalische Bs> arbeitung übernahm, tut recht daran, wenn er sich davor hütet, etwa im alten Stil zu schreiben und Mozartsurrogate zu liesern. Mit dem Stolz des Späteren stellt er feine Klangwelt neben die Mozarts, wie man in früheren, starken und auf- richtigen Jahrhunderten gotischen Kirchen barocke Kuppeln gab. Freilich, was kommt dabei heraus? W a l l e r st e i n hat nicht nur die sprachliche Neu- sassung des Textes geliefert, er hat ganz erstaun- lichen, einer opera s-m gegenüber ein wenig überflüssigen musikdramatischen Ehrgeiz entwickelt: hat alle secco-Rezitatioe gestrichen, Arien umge- stellt, ein Ensemble eingefügt(vom Strauß in „Rosenkavalier "-Stil vertont), hat also den Orga- nismus der opera seria vollkommen zerstört. Was so entstand, ist ein Amphibium: nicht Strauß, nicht Mozart , nicht opera seria und nicht Musik- drama— uns scheint, um nichts lebendiger, wesentlich uneinheitlicher und fragwürdiger aber als Mozarts Jugendwerk. In der von Leo Blech musikalisch sauber ge- leiteten Aufführung fällt der Widerspruch zwischen Bearbeitung und Inszenierung, für die 5) ö r t h verantwortlich ist, peinlich auf. Dort dramatischer Ehrgeiz— hier verspielte Freude am Stil der seriösen Oper, die der Bearbeiter doch überwinden wollte und auch überwand. Die Arien bleiben blaß(mit einer einzigen Ausnahme: der letzten Arie der Elektra , die hier Jsdene heißt, von Anni K o n e g n i mit Kraft und Glut gesungen), die Regie bleibt konventionell: Lab and s Chorea- graphis war nicht ontikisch, nicht barock und nicht modern, sie war banal und einfallslos wie meist. Helge Roswaenge und die Damen Heiders- dach, Perras waren die übrigen nicht sonderlich markanten Hauptdarsteller. A. W.
Der Kuiturabbau in Preußen Das Ende des preußischen Musikreferats
„Es gibt keine Zukunst für Menschen, die weder intellektuell noch politisch gebildet genug sind, Sozialisten zu sein." Shaw. Früher hätte man es schlicht Kulturabbau ge- nannt, und e» ist auch nichts anderes: heute nennt man es vornehm: Verwaltungsreform. Mit ver- döchtigem Fanatismus wird gegen den Geist des republikanischen Deutschland und seine kulturellen Institutionen vorgegangen: wird oersucht, nieder- zureißen, was in den letzten vierzehn Jahre» schwer nud mühselig genug aufzubauen gelang: werden die Träger dieses Aufbaues mit wahrhaft nachahmenswerter Unsachlichkeit aus ihren Aem- tern entfernt. Und all dies im feierlichen Namen einer Verwaltungsreform, die sich bald genug demaskiert, als fadenscheiniger Deckmantel für zielbewußte Personalpolitik im Dienst der Reaktion. Die sogenannte Verwaltungsreform hat nun auch das preußische Kultusministerium erfaßt. Nach der zweiten Verordnung der derzeitigen Reichsregierung„zur Vereinfachung und Ver- billigung der Verwaltung" vom 29. Oktober 1932 blieben von den bisherigen acht Abteilungen nur zwei bestehen: die geistliche und die Zentral- obteilung. Für alle anderen Angelegenheiten sind sortan lediglich zwei neu zu bildende Abteilungen zuständig: die Abteilung für Unterricht und Erziehung, fowie die für Wissenschaft und Kunst. Damit ist autoritäre Staatsführung über den Protest von nicht weniger als zweiund-
„Lrinss sie beim" LIfa-Ealast am Zoo „Man nehme ein paar Tiger(man bekommt sie heutzutage ja spottbillig aus diversen verpfän- beten Zirkusnachlässen), laste sie in einem Park spazieren gehen und auf Schritt und Tritt Kämpfe mit anderen Tieren bestehen und drehe einen Dschungel-Film"— nach diesem Rezept ar- beiten die smarten Amerikaner mit Vorliebe ihre Tierfilme. Auch in dem neuen Film gehen die Tiger von der ersten bis zur letzten Szene film- geebnet« Wege. Man sieht sie stets in Groß-
Professor Landauer vor dem öutah.
Das alle Well interessierende Thema, ob eine Arbeitsbeschaffung durch Währung s- reform möglich fei, hatte die außerordentliche Generalversammlung des Bundes der technischen Angestellten und Beamten außerordentlich anziehend gemacht. Die überaus schwierigen Pro- bleme dieses Themas wurden den zahlreichen Zu- Hörern von Professor Dr. Landauer vom Währungsinstitut der Handelshochschule Berlin so einleuchtend und klar vorgetragen, daß ihm bis zum Schluß die gespannteste Aufmerksamkeit folgte. Bei einer Millionenzahl von Arbeitslosen ist eine großzügige Arbeitsbeschaffung natürlich eine Angelegenheit, die für die Wirtschaft von der größten Wichtigkeit ist. Man hatte anfangs ver- sucht, neue Arbeitsgelegenhelten mit Steuermitteln zu finanzieren. Doch es stellte sich bald heraus, daß auf diese Weise zusätzliche Arbeit in bemer» kenswertem Umfange nicht geschaffen werden kannte. Es fand nur eine Verlagerung von den kapitalistischen Auftraggebern zum staatlichen Auftraggeber statt, da alle weggesteuerten Gelder in der Regel auch sonst in die Wirtschaft fließen (Ausnahmen: Kapitalflucht und Verstecken im Sparstrumpf). Will man also in großem Umfang- zusätz- liche Arbeit schaffen, dann müßte man neues Geld In Umlauf setzen. Die Reichsbank ist aber in der Neuausgabe von Noten�ftark beschränkt und das aus guten Gründen,«ie hat nämlich nicht nur die Aufgabe, der Wirtschaft Kredite zu- zuführen(in der Regel durch Diskontierung von Warenwechseln), sondern sie hat vor allem über die Slabilikäl des Geldwertes zu wachen. Die Stabilität der Währung bleibt aber nur so lange erhalten, als ein bestimmtes Verhältnis zwischen Geldmenge und der gesamten Warenmenge gewahrt bleibt, solange also der Notenumlauf nicht künstlich erhöht wird. Das Gold spielt dabei ein« geringe Rolle. Alle großen Arbeitsbeschaftungsprojekte laufen darauf hinaus, daß zusätzlich Geld geschaffen wird. Das berühmte Programm des Nalionol- fozialiften Feder behauptet, daß für die neu ausgegebenen Noten ja eine Deckung in den neu- geschaffenen Anlagen(etwa Elektrizitätswerken)
zwanzig künstlerischen Verbänden unter Führung des Präsidenten der preußische» Akademie der Künste zur Tagesordnung übergegangen. Damit hat die Kunstabteiiung des preußischen Kultus- Ministeriums, die die einsichtigen Fachleute aller Richtungen zu erhalten wünschten, zu existieren ausgehört. Damit hat man es endlich in der Hand — und dies war ja wohl der Zweck der Uebung—, die Männer zu beseitigen, die man zu beseitigen wünscht, trotzdem— nein: weil sie diejenigen waren, denen Schmerzen und Not, Werden und Sinn der neuen Zeit wichtiger waren als die traditionelle Chimäre christlicher Kultur. Den Musiker trifft vor allem der Abbau des preußischen Musikreferats. Ein Amt, nicht zu trennen aber von dem Mann, der es schuf(um dessentwillen es schließlich auch beseitigt wird): von Leo Kestenberg . Das Ende seiner amt- lichen Tätigkeit wird für ihn freilich nichts weniger als das Ende seiner Arbeit im Dienste jener Grundidee bedeuten, der er zeitlebens diente und weiter dienen wird: der Idee, große Kunst be- dinge noch größere menschliche Verpflichtung. Der Idee, Kunst wäre für alle Menschen da, wie es kein geringerer als Beethoven in den donnernden Chören seines größten Werkes seit einem Jahr- hundert stumpfen und tauben Ohren predigt. Nun: hier war einer, der war nicht stumpf und taub, der setzte die Idee in Wirklichkeit um. der begann die Reform der Erziehung zur Musik. Hochschule für Musik, Akademie für Kirchen- und Schulmusik wurden um- und neugestaltet. Es
folgten der Schulmusik-, der Privatmufiklehrer- erlaß. Der Volks- und Jugendmustkpslege wurde besondere Aufmerksamkeit zugewendet, die Formen der Musikorganisation wurden studiert und durch- dacht— all dies ergab ein in sich geschlossenes, freilich in vielem noch ausbaufähiges Reform- werk, dessen sozialistische Grundtendenz nicht zu verkennen ist. Daß Kestenberg über den einzig möglichen Weg der Erneuerung der Erziehung die Kunst in die breitesten Schichten tragen wollte, daß er das Neue förderte, wo er nur konnte— das hat ihm freilich den unauslöschlichen Haß aller künstle- rischen und pädagogischen Monopolisten, aller Stümper, aller Reaktionäre von Beruf und Besser- wisser von Profession eingetragen. Wurden seine Absichten verkannt und entstellt, wurden ihm von allen Seiten erbärmliche Nebenabsichten unter- schoben— nun, so mag er sich, wenn er jetzt an die von keinem Amt abhängige Fortsetzung seiner großen Arbeit geht, mit dem Wort Lessings trösten: „Freilich gitb es immer und überall Leute, die. weil sie sich selbst am besten kennen, bei jedem guten Unternehmen nichts als Nebenabsichten er- blicken. Man könnte ihnen diese Beruhigung ihrer selbst gern gönnen: aber wenn sie die oermeinten Nebenabsichten dann wider die Sache selbst auf- bringen, wenn ihr hämischer Neid, um jene zu vereiteln, auch diese scheitern zu lassen, bemüht ist: so müssen sie wissen, daß sie die verachtungs- würdigsten Glieder der menschlichen Gesellschaft sind.".Aniolck Walter.
aufnahm« bei denkbar günstigster Beleuchtung, nie sind sie durch ein Blatt, nie durch den Schatten eines Strauches oder Baumes verdeckt. Interessant sind die Kämpfe, die der Tiger mit einem Wasserbüffel, einer Riesenschlange und einem Krokodil besteht. Ferner mögen die Tier- sang- und Tiertransportmethoden für manchen Zuschauer neu sein. Die Nachsynchronisierung ist gut, namentlich klingt Theodor Loos ' Stimme vorzüglich, doch muß er einen Text sprechen, wie ihn der Tier- schriftsteller von Anno Toback schrieb, wie ihn aber nicht ein Mensch benutzen darf, der heute zoologisches Wissen verbreiten will. Der Regisseur Clyde E. E l l i o t t stellt nicht nur die Tiere sondern auch noch den Fänger an- dauernd in Großaufnahme heraus. Das wirkt auf die Dauer so amerikanisch und so gestellt, daß man den Film überhaupt nicht mit mühseligen
und gefährlichen Arbeiten gleichen Genres in einem Atem nennen kann. Wenn ein unbescholtener Franzose plötzlich Unterschlagungen begeht, dann fragt man„Wer ist die Frau?" Und wenn die Amerikaner einen Dschungel-Film drehen, dann darf man fragen, „Wer ist der Raubtierdompteur?" e. b.
Arbeit durch Währungsreform?
vorhanden sei. Da aber nach diesem Programm nichtverkaufssertige Waren geschaffen werden, sondern Anlagen, die erst in Jahrzehnten amortisiert werden, so daß die rückfließenden Summen sehr langsam zum Einzug der aus- gegebenen Noten benutzt werden können, so läuft das Feder-Programm auf nichts weiter hinaus, als daß man auf eine Reihe vonJahren Inflation macht, um danach Deflation zu machen. Niemand aber wird die Verantwortung dafür übernehmen wollen, daß wir für das gewiß erstrebenswerte Ziel, vielleicht die Hälfte der heu- tigen Arbeitslosen in Arbeit zu bringen, die Zu- stände von 1923 wiederbekommen. Zu den Inflationsprogrammen müssen nach Landauers Meinung auch diejenigen gerechnet werden, die nur den Prozeß der wirtschaftsschädi- genden Deflation rückgängig machen wollen (Wagemann). Aber es ist für kein Land der Welt, selbst für die Vereinigten Staaten von Amerika nicht, möglich gewesen, sich dem Deflationsprozeß in der Weltwirtschaft zu entziehen. Wohl wäre es möglich gewesen, die weltwirtschaftliche Deflation zu überwinden, wenn alle Notenbanken der Welt gleichzeitig und gleichmäßig chren Noten- umlauf vermehrt hätten. Aber dafür fehlten alle politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen. Es ist also so. daß die kapitalistische Wirtschast durch das finstere Tal der Krise hindurch muß, bis der Weg wieder nach oben führt. Die Krise gehört eben zum W e s e»des Kapitalismus und es gibt keine Möglichkeit, auch nicht im Wege einer Währung?- und Kredit- reform, die Krisengefahren aus der kapitalistischen Wirtschaft herauszunehmen. Eine krisenlose Wirt- schaft— sie ist nur zu erreichen durch den Umbau der Wirtschaft zur sozialistischen Planwirtschaft. In der Diskussion wurden zahlreiche Fragen gestellt, die zeigten, wie vielfältige An- regungen zu eigenem Denken das Referat gegeben hat. Im Schlußwort führte Landauer aus, daß Papens Steuergutscheine an sich kein Geld seien und daß von ihnen auch keine Gefahr für die deutsche Währung zu erwarten sei. Die Möglich- keit, die Steuergutjcheine als Grundlage für neue Wechsel und damit zur Ausgabe von neuen Noten zu machen, sei zwar bedenklich, dürfte aber kein gefährliches Ausmaß annehmen.
Zanero5t als PrÜFelbeW Mozartsaal Die Amerikaner lieben Bancrofts Muskeln, sie wollen ihn brutal, und darum muß er sich diesmal durch einen ganzen Film prügeln. Dazu gibt ihm eine wüste Handlung überreiche Gelegenheit. Damit er nun auch ein Quentchen Schauspieler sein kann, muß er nicht nur mit den Muskeln, sondern auch noch mit dem Gemüt protzen. Gemeinsam mit einer Frau, die einst ein drittrangiges Nachtlokal befaß, tritt er als Er- zieher eines Waisenkindes in Aktion. In großer Szene verhindern die beiden, daß der forsche Junge Boxer wird, woher man den Filmtitel „W er hat hier Recht?" ableitet. George B a n c r o f t und Wynne G i b s o n müssen ewig wetterwendisch durchs Leben gehen. Es ist ein andauerndes Sichzanken und Sichin- einanderfügen. der eine ist rechthaberisch und gibt darauf prompt nach, der andere gebärdet sich brutal und ist dabei butterweich, man schimpft sich aus und möchte einander ständig Liebeserklärungen machen. Alle Gefühlsregister werden gezogen. Und die in jeder Situation glaubhaft zu gestalten, darin besteht Stephen Roberts filmreißerisch gute Regie. e. b.
Funkchor und Funkdrama „Harmonie"—„Douaumont" Die Berliner F u n k st u n d e sandte ein Funkdrama von Eberhard Wolfgang Möl- l e r„Douaumont". Die Sendung muß unter den heutigen Funkverhältnissen als ungewöhnliches Ereignis gewertet werden: aber auch zu anderer Zeit hätte sie besonder« Aufmerksamkeit verdient. Die Handlung des Dramas ist durchaus unwahr- scheinlich: ein bei Douaumont verschüttet gewesener Soldat kehrt nach langen Irrfahrten heim: seine Bekannten, sein Sohn erkennen ihn nicht, seine Frau erst nach langem Zögern. Doch diese.�Handlung" ist nur das Gerüst für Geistiges. Die Anlehnung Möllers an Ernst B a r l a ch ist unverkennbar, in der geistigen wie in der sprachlichen Form seines Dramas. Aber es gehört künstlerische Erlebniskraft dazu. Barlach so nachzuahmen, wie Möller es tut. Die Hölle von Douaumont lebt in dem Heim- kehrer: sie steigt immer neu an ihm empor, reißt ihn immer wieder zu sich herab. Der Tanz mit dem Tode, Tage und Nächte lang zwei Wochen eingeschlossen in dem Fort, nimmt für ihn kein Ende. Die Welt, die seine Heimat sein sollte, begreift er nicht mehr, wie sie ihn nicht begreift. Der Heimkehrer, fremd in der Heimat, stürzt zurück in die Nacht von Douaumont, die ihn nach Jahren endlich frei lassen wollte. Erst als seine Frau und sein Sohn begreifen, daß sie zu ihm hinabsteigen müssen, in feine Welt des Grauens. um ihn dem Leben wiederzugeben, erst als sie ihn verstehen, ist er erlöst. Das Werk, stark im Wort, aber nicht immer funkwirksam konzentriert, wird leider infolge dieser Breite manchem Hörer entglitten sein. Eine kraftvollere Regie als die von Max Bing hätte notgetan. Di« Besetzung der Hauptrollen war
vortrefflich: Heinrich George als Heimkehrer: Maria Koppenhöfer als feine Frau. Der Volkschor„Harmonie" sang im Pro- gramm der Berliner Funk stunde. Leider waren ihm nur fünfundzwanzig Minuten zuge- billigt. Man hätte gern mehr von den schönen Darbietungen dieses Laienchors gehört, der künft- lerisch vollendet Volkslieder und Chorwerk« zum Vortrag brachte. Unter der Leitung feines Diri- gente-n Max Schaarschmidt sang der Männer- und Frauenchor: zum Schluß hörte man den Gemischten Chor. Die feine Herausarbeitung der musikalischen Stimmungswerte gab den Chor- sätzen der Volkslieder eine zarte Farbigkeit, die ihnen nichts von ihrer natürlichen Schlichtheit nahm. Wagners wirkungsvoller„Wach- a u f- C h o r beschloß die Sendung. Besonders hervorgehoben zu werden verdient der gemischte Chor„B e s e e l i g u n g" aus Thießens großem Chorwerk„A u f m a r f ch". Es war in Ausdruck und Ausführung die Glanz- leistung des Chores, der die komplizierten Stimm- sührungen mühelos beherrschte und so imstande war, ganz den geistigen Gehalt dieser zeitnahen Musik auszuschöpfen. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn das ganze Chorwerk bald einmal im Rund- funk dargeboten würde. 8— z.
Zehudi ZNenuhin in der Philharmonie. Der Wunderzeiger, der vor vier Jahren zum erstenmal in Berlin als musikalisches Wunderkind berechtig- tes Aufsehen erregte, ist zurückgekehrt. Jetzt wird er bald 1ö Jahre. Er ist kein bloßes Wunder- kind mehr, sondern ein reifender Künstler ge- worden. Glücklicherweise ist seine Jugend seiner Kunst nicht geopfert worden: er macht einen frischen, gesunden Eindruck, und so kann man hoffen, daß er im Laufe der Jahre zu einem der größten Geiger heranwächst. Was er gestern bot, zeugte nicht nur von einer vollendeten Technik, sondern auch von seelischem Erfassen und eigenem Ausdruck. Schumanns v-Moll-Sonat« und Bachs C-Moll-Sonate waren die Höhepunkte des wunder- vollen Spiels. Im zweiten Teil des Programms war allzusehr auf das Virtuosentum Rücksicht genommen, das in einem Glanzstück Paganinis gipfelte. Harald Lloyd in Berlin . Gleichzeitig mit Ernst Lubitfch ist Harald Lloyd in Berlin zum Besuch eingetroffen. Ihm zu Ehren wurde gestern in einer Nachtvorstellung im C a p i t o l einer seiner letzten Filme,„M o o y C r a z y"(Film-Verrückt), in der englischen Originalfassung vorgeführt. Harald Lloyd war selbst zugegen und konnte über wahre Lachstürme des Publikums quittieren. Der Film heißt nicht blas„verrückt", sondern er ist auch verrückt. Soviel an den unmöglichsten Aben- teuern und Streichen ist wohl dem Publikum noch nie zugemutet worden. Bei der Besprechung der deutschen Uraufführung, die bald folgen wird, soll Harald Lloyds unverwüstliche Komik aus» führlicher gewürdigt werden. Tie staatliche«erhart-Hauptmanu-Ehruna. Als ofsi- zielte Feier der Reichsregierung findet am Id., also am Geburtstage des Dichters, im Berliner Staatliche» «chausvi-lbaus eine Festvorstellung von„Gabriel Schillings Flucht" statt. Nach der Vorstellung wird ein Vertreter.der Regierung den Dichter durch eine An- spräche feiern und ihm eine besondere Auszeichnung überreichen. Rustumssührungln. Sonntag. 10 Uhr: Fried- lander über Rubens" im Kaiser-Friedrich-Museum. �•£■?,? Ablage über„Das Leben bei den süd- amcrikaiiüchen Naturvölkern" ini Bölkerlundemuseuni. — Dr. Rosenbcrg über„RembraudtS Radierun- gen im Kupferstickkabinett.— 1l Ubr: Dr. Wedel über„Tie Weltstadt Babvlon" im Pergomoil-Museum. Die„Deutsch -Oesterr eichische Filmwerbuug" zeigt Sonntag um 11.15 Uhr im VolkSkino Köniastadt, Schön- Häuser Allee 11, ihren Kulturfilm„Winter in Deutschland ".