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Tumult im Felsened- Prozeß

Der Feljened- Prozeß, reich an Zwischenfällen, erlebte gestern Tumultszenen, die alles bisher Da­gewesene in den Schatten stellen. Auf Anordnung des Borsitzenden, Landgerichtsdirektors Böh­mert, mußte die Polizei eingreifen, die gegen die kommunistischen   Angeklagten mit Anüppeln vorging.

Ausgangspunkt der unerhörten Vorgänge. im Gerichtsjaal war das Leiden des kommunistischen  Angeklagten Herling. Dieser 22jährige infan­file junge Mensch, äußerst elend aussehend, labo­riert an einem nervösen Magenleiden, verfällt bei aufregenden Borgängen im Gerichtssaal in Krämpfe und mußte sich in den letzten Tagen wiederholt übergeben. Er befindet sich zwar im Gefängnislazarett, die Aerzte erklären ihn für verhandlungsfähig; es liegt bei ihm keine orga­nische Krankheit vor.

Am Montagmorgen, vor Beginn der Verhand­lung, gab die Verteidigung die Erklärung ab, daß die kommunistischen   Angeklagten am Sonnabend in den Hungerstreit getreten seien und in ihm zu beharren beabsichtigen, bis der Angeklagte Her­

Polizei greift mit Knüppeln ein

ling von einem Privatarzt untersucht worden sei. Das Gericht nahm die Erklärung zu Kenntnis.

Als

Im Laufe des Vormittags mußte die Ver= handlung fünfmal unterbrochen werden, weil der Angeklagte Herling sich ständig übergab. dies das sechste mal geschah, erklärte der Ange flagte Wenzel, er könne das nicht mit an= sehen, wie fein Genosse hier zugrundegerichtet werde; er wolle an der Verhandlung nicht mehr teilnehmen. Die Angeklagten Neese und An= dree erklärten sich solidarisch mit dem Ange­flagten Wenzel. R.-A. Dr. Löwenthal drohte, sein Verteidigeramt niederzulegen. Das Gericht be­schloß auf Antrag des Staatsanwalts Stenig, die drei Angeklagten von der Verhandlung auszu­schließen und die Anordnung, sie abzuführen. Darauf erhoben fich fämtliche inhaftierten Ange­flagten und folgten, trotz des wiederholten Be­fehls des Borsigenden, dazubleiben, den drei Aus­geschlossenen. Nunmehr griff auf Anordnung des Vorsitzenden die Schupo ein. Einige Schupo­beamte sprangen über die Barriere und liefen den Davoneilenden in den Gang zum Untersuchungs­gefängnis nach. Zu gleicher Zeit erlitt der An­geklagte Herling einen Tobsuchtsanfall.

Um die neue Stadtverwaltung

Arbeit im Ausschuss beendet- Frist wird verlängert

Der Verfassungsausschuß der Stadtverordneten­versammlung trat gestern zu einer eingehenden Besprechung der vom Redaktionsausschuß entworfenen neuen Fassung des Gefeßentwurfs zusammen. Zu sämtlichen Abänderungsanträgen stellten die Vertreter der sozialdemokra tischen Frattion den Antrag auf Wieder herstellung der Magistratsvorlage. Dem­gegenüber beschloß die Mehrheit, die 20 bestehen­den Bezirke beizubehalten und insofern eine Neu­regelung zu schaffen, daß deren Zahl künftig durch ein einfaches Ortsgesetz nach Anhörung der betei­ligten Bezirksämter verringert werden kann. Weiter wurde beschlossen, die Stadtverordneten den einzelnen Bezirksämtern zuzuteilen und die Zahl der Bezirksverordneten in der gleichen Höhe mie bisher zu belassen. Abgelehnt wurde dagegen

Gerammt!

Reichswehroffizier verunglückt

Im Berliner   Westen, an der Ede konstanzer und der Westfälischen Straße ereignete sich gestern nachmittag ein ebenso schwerer wie eigen­arfiger Unfall.

Der 34 Jahre alte Reichswehroberleutnant Hans Wolfgang Schoch wurde an der Ecke mit seinem Auto von einem anderen Wagen mit großer Wucht seitlich gerammt. Der Offizier verlor dabei die Gewalt über die Steuerung, fuhr auf den Bürgersteig und das Auto prallte mit so großer Gewalt gegen eine zwei Meter hohe Mauer, daß diese in einer Länge von etwa 5 bis 6 Meter einstürzte. Das Auto wurde völlig zertrümmert und Schoch flog im hohen Bogen auf den Bürgersteig, wo er mit einem doppelten Schädelbruch bewußtlos liegen blieb. Der Verlegte wurde ins Gertraudten- Krankenhaus gebracht.

Frevelhaftes Spiel

Hohn für Erwerbslose

In Neukölln und Briz wurden in den letzten Tagen von Kommunisten Zettel mit folgendem Wortlaut verteilt:

,, Die Stadtverordneten Bersammlung Dom 13. Oftober 1932 hat auf Antrag der Kommunisten 766 000 Zentner Kartoffeln von den städtischen Gütern für die Erwerbslosen bewilligt. Wollt Ihr Kartoffeln haben? Ja? Dann erscheint Montag 10 Uhr vormittag Rathaus Briz mit Kartoffelsäcken zum Abholen der Euch zustehenden Kartoffeln. Vertrauensleute der Erwerbslosen."

bei Stimmenthaltung der Kommunisten mit 10 gegen 8 Stimmen der Antrag auf Beibehaltung der unbesoldeten Stadträte in den Bezirken.

Zum Schlusse lehnte der Ausschuß die Ueber­gangsbestimmungen nach der Fassung des Ma­gistratsentwurfs und nach den verschiedenen Parteianträgen ab. Eine Schlußabstimmung über das ganze Gesetz wurde nicht vorgenommen und die Ueberweisung der Vorlage an die Voll­versammlung der Stadtverordneten beschlossen.

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Aus dem Rathaus wird bekannt, daß Herr Dr. Bracht jetzt geneigt sei, die Gnadenfrist, die Berlin   zur Verabschiedung und Selbstgestal= tung des neuen Verwaltungsgesetzes bis zum 15. November gesetzt war, bis zum 1. Deze m- ber zu verlängern.

zweifelten Arbeitslosen haben keine Lust, erst in stundenlangen Wegen die Stiefel abzutragen und dann in Konflikt mit der Polizei zu geraten, bei dem sie doch den Kürzeren ziehen. So bestand die geplante Riesendemonstration der Kartoffel­holer" gestern in Neukölln aus ganzen hundert Mann.

Caro- Betschek

, Abscheulichster Prozeß aller Zeiten'

Der Caro Petschef- Prozeß, von der Oeffentlichkeit wegen der das ganze Interesse be­anspruchenden Wahlen wenig oder gar nicht mehr beachtet, geht nun allmählich doch seinem Ende entgegen. Im Mittelpunkt der letzten Woche stand die große Verteidigungsrede des Rechtsanwalts Professors Dr. Alsberg für seinen Klienten Caro. Professor Alsberg hat seine Rede in Fort­fetzungen bereits an vier Tagen gehalten und sie am Sonnabend beendet.  

Alsberg fam, nachdem Justizrat Davidsohn und Rechtsanwalt Rott sechs Tage lang für Petschef plädiert hatten, am 4. November zum erstenmal zum Wort und er begann sein Plädoyer mit folgenden charakteristischen Ausführungen. Das Amt des Anklägers ist hier unter Mißbrauch der Institution der Nebenklage in die Hand eines racheburstigen Privatinteressenten, des Neben­flägers Dr. Petschek, gefallen. Mit einer nie erlebten Hartnädigkeit ist hier ein Prozeß wegen. einer Lappalie in Szene gesezt worden, der einen Rekord an Abscheulichkeit darstellt. muß nicht jedem von uns, der nicht in diesem Saal das übrige Weltgeschehen aus den Augen verloren hat, angesichts dieser beschämenden Tat­sache ein würgendes Gefühl im Hals aufsteigen? Gibt es einen erschütternderen Kontrast, als den zwischen den Sorgen des Herrn Betschek und den

Justizwachtmeister und Schupowachtmeister stürzten sich auf ihn, hielten ihn fest und legten den noch immer wild um sich Schlagenden auf den Zeugentisch. Vom Gefängnisgang schollen unterdes Schreie der Angeklagten zum Gerichts­saal herauf, die, einer nach dem andern, zurüd­gebracht wurden. Als einer der Angeklagten sich noch im Gerichtssaal sträubte, schlugen Polizei­beamte auf ihn mit dem Gummifnüppel ein.

Schließlich waren wieder sämtliche Angeklagten zur Stelle. Im   Saale herrschte unglaubliche Er­regung. Die Angeklagten schrien und waren nicht zu beruhigen. Die Verteidiger protestierten laut gegen die Gewaltanwendung und gegen die Prü­gel, Landgerichtsdirektor Böhmert rief dem Rechtsanwalt Dr. Pincus zu:..Es ist eines deut­  schen Anwalts unwürdig, sich renitenter Ange­flagter anzunehmen."

Der ganze Vorfall wurde zu Protokoll ge= nommen. Die Angeklagten beschwerten sich über die Behandlung durch die Polizei. Die Verteidi­ger verlangten Ergänzung des Protokolls. Das Gericht fuhr darauf aber in der Vernehmung des Zeugen fort.

Professor Dr. Alsberg ein Bild von dem Ber­hältnis der eigentlichen Gegner in diesem Streit, des Geheimrats Caro und des Herrn Ignaz Betschef. Es sei Herrn Caro als so mertwürdig vorgehalten worden, daß er in diesem Prozeß mit seinem Beweismaterial, mit der Quittung, nicht herausgerückt sei. Es sei vollkommen be­greiflich, daß Caro sein Ziel darin sah, seinen alten Freund Ignaz   Petschek, der ihm nun so übel mitspielte, erst einmal vor dem Richter die Hand hochheben zu sehen, um ihm zuzurufen: Halt, schwöre nicht, ich will dich nicht meineidig werden lassen. Sein ganzes Verhalten sei aus einem von ihm hier gebrauchten Wort zu erklären: Er wollte sehen, wie weit Ignaz Petschef gehe.

Olympiade- Wedruf  

Berlin rüstet

In wenig Worten

Die 12. Große Straffammer beim Land gericht III verurteilte den seit 30 Jahren im Post­dienst stehenden Briefträger Jbsch, der eine An­zahl Einschreibebriefe auf Postamt W. 50 beiseite­gebracht und den Inhalt zu sich genommen hatte, wegen schwerer Amtsunterschlagung zu 1 Jahr Zuchthaus und 2 Jahren Ehrverlust.

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Die Gemeinde   Ferch hat bei der   Potsdamer Regierung einen Antrag auf Erhaltung des Land­schaftsbildes am   Schwielowsee gestellt. Die Ge meinde verlangt, daß die landschaftlich besonders schöne Gegend bei Ferch als reines Wohngebiet erflärt wird, Gaststätten und Klubhäuser sollen dort nicht mehr errichtet werden.

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Auf einer englischen Kohlengrube in Uschaw Moor ( Grafschaft Durham) ereignete sich eine Egplo. sion. Die Zahl der Opfer steht noch nicht fest. Bisher wurden zwei Tote geborgen.

In Saßnig murde eine größere Baufirme eingeäschert. Zahlreiche Arbeiter sind dadura brotlos geworden. Der Schaden beläuft sich auf etwa 200 000 Mark.

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Der holländische 15 000 Ionnen Dampfer P. C. Hooft" wurde im Hafer von   Amsterdam durch Feuer fast völlig zerstört. Der Brand entstand, während das von einer Ostindienreise zurückgekehrte Schiff zur Bertilgung von Ratten mit Blausäure vergast wurde.

Das mißhandelte Kind 500 Mark Belohnung ausgesetzt

Das Verbrechen an der sechsjährigen Rosemarie Boddin aus der Lorkingstraße ist trotz aller Bemühungen der Mordkommiffion noch immer ungeklärt geblieben. Der Polizeipräsident hat jetzt die bereits vor zwei Tagen angekündigte B e- lohnung von 500 Mart ausgesetzt. Besonders an das Publikum geht die Bitte der Polizei, an der Aufklärung des scheußlichen Berbrechens mif­zuhelfen. Alle Angaben, mögen sie noch so belang­los erscheinen, können für die Polizei sehr wert­volle Fingerzeige enthalten.

Eine Reihe von verdächtigen Personen ist bereits vernommen worden. Kriminalkommissar 3 apfe, der mit dem Fall betraut ist, ist mit seinen Be­amten schon vielen Spuren nachgegangen, ohne bisher zu einem Resultat zu fommen. Erfreu­

In einer Pressekonferenz machten geffern Ober­bürgermeister Dr. Sahm, der städtische Olympia­tommiffar Obermagistratsrat Dr. Liebrecht, der Borfihende des Reichsausschusses für Ceibesübun- licherweise hat sich der Zustand der schmerverlegten gen Erellenz Lewald und Generalsekretär Diem Mitteilungen über die Borbereitungen zur Organi­fation der Olympiade im Jahre 1936.

Der Oberbürgermeister wies auf die Tatsache hin, daß im nächsten Jahr die große Ausstellung der landwirtschaftlichen Gesellschaft wieder   in Berlin stattfindet  . Berlin sei das Herz   Deutsch­lands, von dem aus Lebensmut in   alle deutschen Gaue strömen solle. Der Weckruf für   die Berliner Olympiade im Jahre 1936 habe in allen Kreisen außerordentlichen Widerhall gefunden,   und Berlin könne sich dieser großen Aufgabe nicht ent­ziehen, auch schon aus dem Grunde nicht, weil die Durchführung der Olympiade   in Berlin einen gewaltigen Aufschwung für die Reichshauptstadt verspreche. Auf die Frage der Finanzierung ein­gehend, erklärt Dr. Sahm, daß Mittel in nennens­mertem Umfange bisher nicht vorhanden seien, daß aber die Reichs- und Staatsbehörden an der Lösung dieses Problems sicherlich mithelfen würden. Die Bedeutung der olympischen Spiele sei außerordentlich groß, denn zum ersten Male seit dem Weltkrieg   werde Deutschland im Jahre 1936 Gelegenheit haben, der Welt seine Leistun gen nicht nur auf dem Gebiete des Sports, sondern auch auf fünstlerischem und kulturellem Gebiete zu zeigen.

Obermagistratsrat Liebrecht, der Olympia­tommissar   für Berlin, betonte, daß es zur Auf­gabe der Stadt gehöre, die Zugangsstraßen zum Stadion auszubauen, außerdem sollen in un mittelbarer Nähe des Stadions Parkpläge für 3000 Automobile geschaffen werden und im Ein­vernehmen mit dem Verkehrsamt sollen die städtischen Verkehrsmittel so ausgebaut werden, daß fie täglich hunderttausend Besucher ohne Schwierigkeiten zum Stadion hinschaffen können.

Selbſtverſtändlich wiſſen die Urheber dieser Sorgen und Nöten, die außerhalb dieses Gerichts Achtung!

Zettel genau, daß alle Erwerbslosen, die auf den Schmindel hereinfallen, den Weg umsonst machen. Die Winterbeihilfen, die dank sozialdemo­kratischer Arbeit im Rathaus auch in diesem Elendswinter den Hilfsbedürftigen gewährt werden sollen, kommen selbstverständlich nicht auf den Rathäusern zur Verteilung. Es ist ein Hohn auf die Not der Erwerbslosen, was hier von den Kommunisten getrieben wird. Aber selbst die ver­

saals die heutige Menschheit bewegen? Selbst, menn Geheimrat Caro so schuldig wäre, wie er in Wahrheit unschuldig ist, wäre dieser Kampf des Schwiegersohns gegen den Schwiegervater mit dem ,, erhabenen" Ziel, den Großvater der eigenen Kinder vor der Welt als zuchthausmürdigen Ber brecher hinzustellen, einer der abscheulich sten Prozesse aller Zeiten.

Im weiteren Berlauf seines Plädoyers gab

Kleinen in den letzten beiden Tagen soweit ge­bessert, daß direkte Lebensgefahr nicht mehr be= steht. Sollten heute die Aerzte des Lazarus­frankenhauses einer friminalpolizeilichen Verneh­mung des Kindes zustimmen, dürfte man zweifel­los ein gutes Stück weiter fommen.

Durch die Aufmerksamkeit eines Kriminalbeam­ten ist am Belle- Alliance- Plaz eine üble Affäre aufgedeckt worden, in deren Verfolgung fünf Män­ner verhaftet wurden, die sich an Knaben unter 14 Jahren vergangen hatten. Die Betreffenden stehen im Alter von 33-45 Jahren und sind ein Bäcker, ein Kunsthändler, ein Pressephoto­graph, ein Kaufmann und ein Buchhalter. Die Festgenommenen wurden bereits dem Unter­suchungsrichter vorgeführt, der sofort Haftbefehl gegen sie erließ.

Wie wird das Wetter?  

In Berlin: Teils heiter, teils etwas wolkig, nachts Frost, nachlassender Wind um Süd. In   Deutsch­land:   In Ostdeutschland mäßiger Frost, in West­und Süddeutschland nachts leichter Frost, sonst überall teils heiter, teils etwas wolfig bei nach­lassenden südöstlichen Winden.

Der Sturmvogel", Flugverband der Werk­tätigen E. B., veranstaltet Dienstag, 15. Novem­ber, 20 Uhr, durch seinen Gauleiter, Kamerad Erbrecht in der Aula der Zinnowwald- Schule   in Zehlendorf- Mitte einen Werbelichtbildervortrag über ,, Segelflug". In Anschluß daran soll auch   in Zehlendorf eine Ortsgruppe des Sturmvogels" gegründet werden.

Infolge Lokalschwierigkeiten beginnt der

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Außerordentliche Bezicksparteitag

am Sonnabend, dem 26. November, im Plenarsaal des ehemaligen Herrenhauses,  Leipziger Straße 3, bereits um 16 Uhr( 4 Uhr), da uns der Saal am Sonntag, dem 27. November, nicht mehr zur Verfügung steht. Der Bezirksvorstand.

weil sie wissen,

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