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BEILAGE

Vorwärts

Redaktion hinter Gittern

Bei den Kollegen von Plötzensee/ Von Egon Larsen  

Ein Torgebäude von traurigem Rot. Daneben bas flache Dach der Pförtnerwohnung, auf dem spize Glasscherben wuchern, umzäunt von Stachel­draht.

Bimbim scheppert die Glocke. Ein Auge mißt den Besucher durch das eng vergitterte Guckloch. Ein Schloß nackt. Ich darf eintreten. Zu Herrn Oberlehrer Knickenberg."

Hinter mir fällt die schwere Tür ins Schloß. Zweimal dreht der Pförtner den Schlüssel herum, zwei Riegel werden vorgeschoben. Ich bin innerhalb der Gefängnismauern von Blößensee.

Oberlehrer Knidenberg holt mich aus dem Wartezimmer. Griffbereit hält er den Universal­schlüssel in der Hand, der alle Gitter und Tore öffnet.

Immer tiefer wandern mir hinein in den ver zweigten Bau, vorbei an endlosen Reihen von Türen mit Riegeln und Borhängeschlössern. Der Leuchtturm" steht an einer davon. Mein Führer schließt auf.

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Modernes Zimmer in bunten Farben. Regale mit Zeitungen und Manuskripten... 3mei min­zige Fenster mit schweren gefreuzten Eijengittern.

Das ist die Chefredaktion des Leuchtturm", vor einem Dreivierteljahr hierher und in die Hände des Oberlehrers Knickenberg verlegt. Die sieben ersten Jahre ihres Bestehens erschien diese größte deutsche   Gefangenenzeitung im schlesischen Zuchthaus Wohlau   als zweiseitiges, farbloses, harmlos- altertümlich aufgemachtes Blättchen. Der Klimawechsel hat Wunder gewirkt. Der Leucht­turm", das ist jetzt eine interessante, bunte, af­tuelle Zeitung geworden, nicht weniger lesenswert als andere Blätter, die jenseits der roten Mauern erscheinen,

Sie ist nicht konkurrenzlos. Kleinere Gefange nenzeitungen gibt es in Bayern   und in Baden. ,, Der Leuchtturm" erscheint für Preußen. Aber hier und dort hat er, mit seiner Auflage von zwölftausend Exemplaren, schon die Reichsgrenzen überschritten. In Luxemburg  ", erzählt Herr Anidenberg, haben wir zum Beispiel acht, treue Lejer"..."

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09/0000 20

Bor mir, auf dem Schreibtisch des Chefredak teurs, liegen die letzten Nummern des Leucht turm". Sechs große Seiten auf gutem Papier, mit vielen Photos und Zeichnungen illustriert. Erscheint jeden Sonntag. Bezugspreis monatlich 15 Pf." Also wohl die billigste Zeitung des Reiches. Und nicht nur dies; es ist ein Blatt ohne ein einziges Inserat. Denn hier ift Leser nicht gleich Käufer. Trotzdem arbeitet der Leuchtturm" mit einem kleinen Ueberschuß. Ein Wirtschaftswunder? Nein; denn dieser Ver­lag zahlt ja nur minimale Arbeitslöhne und Honorare, auch an jene Autoren, die ihre Feder in der Freiheit führen. Weil fein Aufsatz für andere Zeitungen an Wert verliert, wenn er im ,, Leuchtturm" erscheint: tein Exemplar dieses Blattes ist außerhalb der Gefängnismauern zu finden. Langjährige Leser bitten vergeblich, ihnen die Zeitung nach der Entlassung weiterzu­liefern. Es darf nicht sein. Die Eristenz des Leuchtturm" wäre gefährdet in dem Augenblid, da er die freie Konkurrenz aufnehmen würde.

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Für den Menschen hinter Gittern spielt die Ge. fangenenzeitung eine besondere, unvorstellbar wichtige Rolle. Sie ist kein Symbol weltfremder Humanitätsduselei, seit es zur Selbstverständlich­feit geworden ist, dem Straffälligen die Rück­tehr in die Gesellschaft zur Pflicht zu machen. Wir können doch die Menschen nicht genau so wieder gehen lassen, wie sie zu uns tommen," sagt Herr Knidenberg. Sonst ge­möhnen sie sich zu schwer und zu langjam wieder ein. Sie müssen auf dem laufenden bleiben. was draußen an wichtigen Dingen vorgeht; sie müssen über einschneidende Veränderungen auf allen Lebensgebieten informiert werden; fie müssen neue Interessen, ein weiteres Blickfeld be= tommen; und sie müssen ganz unmerklich ethisch beeinflußt werden."

Der Gefangene, der die Eingangsstufe" hinter sicht hat, der in die zweite und dritte Stufe des Strafvollzugs aufrückt, darf sich jede beliebige Zeitung halten. Aber für eine Tageszeitung ge= nügt der fleine Lohn nicht, den er für seine Ar­beit im Gefängnis und Zuchthaus   erhält und von dem zudem noch die Hälfte zurückbehalten und auf ein Sparkonto gelegt wird. Dazu kommt die Krise. Die Gefangenenarbeit wird immer stärker abgedrosselt; sie soll dem freien Hand werker und Arbeiter feine Konkurrenz machen. Aber für den Leuchtturm" reicht es immer noch. Tausende verkneifen sich für ein Abonne­ment die zusätzlich bewilligte Marmelade, ja so­gar die geliebte Zigarette, die sie in den oberen Stufen rauchen dürfen.

Jede Nummer steht unter einem Leitmotiv. meist an aktuelle Ereignisse angelehnt: Rund­funt einft und jezt"," Tonfilm regiert"," Rafeten­furg"," Flugtechnik", Atomzertrümmerung",

Welthandel in Not"," Goethe und die ganze Welt"," Wunder der Technik"," Forschergeist durchdringt das Weltall  ". Der Hauptartikel und die besonders reich illustrierte dritte Seite stehen unter solch einem Motto.

Die aktuelle Politik erscheint in einer Fülle von Meldungen und Photos. Hier leistet der Leuchtturm Vorbildliches an Ueberparteilich feit. Unverzerrt werden, neben den amtlichen Berlautbarungen, unter den Rubriken Innen­politik", Außenpolitik" und" Wochenübersicht" die tatsächlichen Geschehnisse wiedergegeben. Jede eigene Stellungnahme muß natürlich unterbleiben.

Herr Knidenberg hat nicht vergessen, daß er auch für Frauen schreibt. Eine besondere Rubrik bringt Frauenfragen: weibliche Berufe, Blumen­ecke, aber auch Frauenforderungen an die Ab­rüftungskonferenz. Ausgedehnt ist die Rätselecke: Preisrätsel, Kreuzworträtsel, Schachaufgaben. Die Spalte Wissenswertes für viele" will auf die Zukunft vorbereiten. Siedlungsfragen, Auswanderungsmöglichkeiten, Gefeßesänderungen merden besprochen. Natürlich gibt es einen um­fangreichen Sportteil mit den letzten Resultaten; es gibt eine Bachecke" mit Wizen und einen Fortsetzungsroman. Fortsetzungsroman. Ich habe im vergangenen Monat zwei Dugend Romane durchgesehen," klagt Herr Knickenberg, aber feiner ist zu verwenden. Ich muß die Erotik aus dem Spiel lassen. So bringe ich Tiergeschichten oder Entdeckungs­reifen."

Der Leser wird oft zum Mitarbeiter. Welche Nummern bereiten Sie vor?" wird dauernd an­geragt, ich möchte einen Beitrag liefern." Autorenstolz gibt es nicht. Die Aufsätze werden

mit den Initialen gezeichnet: X. Y., 3. 3. Rendsburg  " oder ein Pseudonym wird gewählt.

Eine der Rubrifen heißt: Kleine Nach= denklichkeiten." Es ist die Stelle, an der man versucht, den Leser moralisch zu fassen; Be­trachtungen über allgemeine Lebensfragen; un aufdringliches Hinlenten zum Weg des bürger­lichen Menschen. lichen Menschen. Seltsam: gerade diese Rubrik wird am häufigsten von den Lesern selbst be liefert.

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Im Briefkasten findet sich der Querschnitt durch den Interessenkreis der Leuchtturm"-Abon­nenten: juristische Fragen, sprachliche Probleme, geschichtliche Daten, Berufsaussichten, soziale Fra­gen. Einer mill vergeblich die Regeln des Statspiels wiffen, ebenso interessiert ihn die Fort­pflanzung der Aale. Viele Anfragen gelten der schlimmsten Not des Vorbestraften: ,, Erhalte ich einen Paß? Einen Führerschein? Bekomme ich Wohlfahrtsunterstützung?" Briefkasten offenbart sich die schwierigste Aufgabe der Redaktion: alt und jung, flug und dumm, gebildet und primitiv in buntem Durcheinander ist dieses Leserpublikum. Aber es scheint zufrieden zu sein. Mancher Abonnent wird zum Enthu siasten. Er schneidet Bilder aus und dekoriert damit seine Zelle. Er steht täglich vor dem Neu­jahrsgeschenk des Leuchtturm": dem Abreiß­kalender.

Im

In der letzten Muttertag"-Nummer finde ich ein Gedicht; flangvoll, tief empfunden, rührend. Gezeichnet W. W., z. 3. Plötzensee". Dieser Mensch ist ein Mörder.

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Im Traft der Gemeinschaftszellen ist der Haupt­raum der Redaktion untergebracht. Vier Tische,

MONTAG, 21. NOV. 1932

vier Menschen in blauen Anzügen. Stumm er= heben sie sich, senken den Kopf zum Gruß. Es find die Redakteure, es sind meine Kollegen.

Der eine, politischer Redakteur, fieft gerade Korrektur. Schnell kommen wir ins Gespräch. Der zweite ist der Rätselmann. Er prüft die eingesandten Rätsel. Alle muß ich umarbeiten, faum eins ist fehlerlos." Der dritte, ein lustiger Mensch, redigiert die Lachede, wühlt sich durch einen Berg von Wizen, sucht die besten und passendsten aus. Der vierte ist der Redaktions­volontär. Zur Zeit schwitzt er unter den ein­gegangenen Lösungen des Preisausschreibens.

Man kennt das aus den Filmen: dieses Treppenhaus aus eisernen Streben, die den Blick freilassen durch drei Stockwerke; diese schnauz bärtigen Wärter mit dem mißtrauischen Auge; diese Balkone, an denen sich die Zellen anein­anderreihen. Herr Knickenberg schließt die eine auf. Ein kleines Büro mit Brieforonern, Ta= bellen, Schreibmaschine, Akten. An der Wand, hochgeklappt, das Eisenbett. Die Mauer besät mit Photos, Ausschnitten. Es ist das Redaktions­sekretariat.

Ein älterer Mann erhebt sich am Schreibtisch, legt die Zigarette in den Aschbecher, neben das Bild eines Mädchens, mit einer rührenden kleinen Schleife geschmüdt. Seine Frau? Seine Tochter? Seine Braut?

Zweihundert Briefe, berichtet er, sind im Monat zu beantworten. An Abonnenten, Autoren, Inter­effenten. Siedlungsfragen stehen im Vordergrund. Bevor wir wieder gehen, hebt Herr Knidenberg einen kleinen Vorhang hoch, darunter zwei Käfige mit Kanarienvögeln. Ein Wasserklosett mird sichtbar. Sie sehen, mir haben uns modernisiert. Der Kübel ist verschwunden."

Wir verabschieden uns, treten hinaus auf den Gang. Oberlehrer Knickenberg dreht sich um, schiebt den Riegel der Zelle vor, ein Schlüssel fnadt im Vorhängeschloß. Das ist unheimlich, wenn man gerade mit dem Mann dort drinnen gesprochen hat. Ein Schauder läuft über den Rücken. Hier wird ja ein Mensch eingeschlossen. Plötzlich weiß man, was das ist: ein Gefangener.

Die Talsperre am Koloradofluß

Von Ingenieur Christoph Carlowitz

Auf seinem Laufe vom Kolorado- Plateau zum Golf von Kalifornien   im Südwesten der Ver­ einigten Staaten   hat sich der ungebärdige Kolo= radofluß streckenweise so tiefe Einschnitte im Basaltgebirge zum Bett erforen bzw. im Verlaufe der Jahrmillionen ausgewaschen, daß sich seine Fluten im Boulder Canyon durch enge, oft mehrere humbert Meter tiefe Steilschluchten zmängen müssen. Da die 19 000 Millionen Kubik­meter Wasser, die dieser Fluß im Jahresdurch­schnitt zu Tal führt, nicht nur eine riesenhafte und unerschöpfliche Energiequelle darstellen, sondern auch zur Bewässerung eines großen, bisher brachliegenden Gebietes und für die Trinkwasser­versorgung einiger Großstädte dringend gebraucht werden, da ferner die Schaffung eines schiffbaren Wasserweges zwischen dem Kolorado   und dem Stillen Ozean seit langem erwünscht war, so wurde durch ein besonderes Bundeswassergejeg die Ausführung von drei gewaltigen Bauvorhaben beschlossen.

Im Boulder Canyon des Koloradoflusses zwischen den Staaten Arizona   und Nevada   wird durch Er­richtung einer ungeheuren Sperrmauer ein fünstlicher Stausee mit 36 300 Millionen Rubikmeter Inhalt geschaffen; am Fuße der Sperr mauer wird eine Wasserkraftanlage von etwa 1,2 Millionen PS Leistung gebaut, und vom Lagunendamm am Koloradofluß wird ein großer schiffbarer Kanal durch das Imperialtal bis zur Küste des Stillen Ozeans ausgestochen.

Mit dem Bau der Sperrmauer, des Hoover­Dammes, wurde im Mai 1931 begonnen. Die Mauer wird als tombinierte Bogen- und Gewichts­mauer ausgeführt. Sie erhält an der Sohle 200 Meter und an der Krone 13,7 Meter Breite. An der Krone beträgt die Länge des Bogens 335 Meter; der Bogenradius mißt 152 Meter. Mit ihrer Höhe von 223 Meter wird diese ge­waltige Sperrmauer fast doppelt so hoch als die 125 Meter hohen Funktürme des neuen Leipziger  Großfenders.

Um die Baugrube für die Sperrmauer im Fluß­bett ausheben zu fönnen, mußten oberhalb und unterhalb der Baustelle zwei Fangdämme mit vier Umlaufftollen gebaut werden. Der ubere Fangdamm wurde als Erd- und Steindamm er­richtet; die wasserseitige Böschung wurde etwa 1 Meter stark gepflastert und außerdem mit einer 15 Zentimeter dicken Eisenbetondede rbgedichtet. Schon diese Fangdämme stellen mit etwa 24 Meter Höhe und 21 Meter Kronenbreite ganz ansehnliche Sperrmauern dar. Entsprechend den ungeheuren Abmessungen des Hoover Dammes sowie der mit der gesamten Anlage verbundenen Bau irbeiten find auch die erforderlichen Erdarbeiten entsprechend umfangreich. Im offenen Aushub waren 1 370 000

Kubikmeter Erde bzw. Gestein zu bewegen, im Stollen- und Schachtausbruch gar 1 450 000 Rubik­meter. Für die Erd: und Steinschüttung der Fangdämme und den Uferschutz maren 910 000 Kubikmeter Masse erforderlich. An Beton er­fordert das ganze Projekt 3 350 000 Rubikmeter.

Die Sperrmauer wird in einer engen Basalt­schlucht von etwa 92 Meter Sohlenbreite errichtet. Um auftretende Schwindwirtungen möglichst niedrig zu halten und höchste Dichtigkeit und Festig­keit der Sperrmauer zu erzielen, soll der Beton verhältnismäßig troden gemischt in Kübeln zur Baustelle gebracht werden. Das Gießverfahren tommt also nicht zur Anwendung. Da an der Baustelle im Sommer bis zu 49 Grad Celsius Wärme aufzutreten pflegen, so werden die frisch eingebrachten Mörtelmaffen vom fiebenten Tage ab gekühlt, um ein zu schnelles Austrocknen des Betons und damit die mit dem Schwinden ver­bundenen Gefahren zu bannen. In der Sperr­mauer werden deshalb beim Bau zweizöllige Kühlwasserrohrleitungen in 3 Meter Abstand voneinander verlegt, wozu 240 Kilometer Röhren erforderlich sind.

Unterhalb der Sperrmauer wird das Kraft­haus mit U- förmigem Grundriß aus Stahl und Beton errichtet. An Maschinen kommen zur Auf­stellung: zwölf Wasserturbinen von je 85 000 PS Leistung, zwölf Stromerzeuger von je 75 000 kVA und zwölf Erregermaschinensäge. Weiter sollen noch 36 Transformatoren von 25 000 kVA bei 222 000 Bolt Oberspannung im Maschinenhaus Plaz finden. Die Leistung des Kraftwerkes wird je nach dem vorhandenen Wasserstand des Stau­fees 1 bis 1,2 millionen PS betragen. Die Drud= rohrleitungen, in denen das Wasser den Turbinen im Maschinenhaus zugeführt wird, er­halten zum Teil über 9 Millimeter Durchmesser. Da fich die einzelnen Rohrschüsse ihrer riesigen Abmessungen wegen weder mit der Bahn noch mit anderen Fahrzeugen über meite Streden be= fördern lassen, so wurde unweit der Baustelle eine Werkstatt errichtet, in der die Rohre hergestellt werden. Auf Schienenfahrzeugen werden die ein­zelnen Rohrschüsse bis zum Rande der Schlucht gefahren, wo fie von einem über die Schlucht ge= spannten Kabeltran mit 365 Meter Spannweite und rund 120 Tonnen Nuzlast aufgehoben und in die Schlucht hinabgelassen werden. An einigen Stellen müssen die Rohre bis zu 184 Meter tief hinabgelassen werden.

Da außer der Millionenstadt Los Angeles  auch noch einige benachbarte Städte ihr Trink­wasser aus dem Stausee beziehen sollen, so muß eine e ima 400 kilometer lange Wasserleitung gebaut werden. Der da­zwischen liegenden Berge wegen muß die Waffer

leitung einen Höhenunterschied von etwa 480 Meter überwinden. Aus dem Stausee am Hoover­Damm wird das Wasser zunächst um 90 Meter gehoben und in ein zweites Beden gepumpt. Dann muß es abermals um weitere 90 Meter gehoben und in ein drittes Beden gepumpt wer­den. Diese beiden Hebestellen liegen auf den ersten 8 Kilometern der Strede. Dann folgt beim Kilometer 112 eine dritte Hebestelle mit 42 Meter Höhenunterschied, beim Kilometer 176 eine vierte Hebestelle mit 35 Meter und beim Kilometer 192 eine fünfte Hebestelle mit 87 Meter Höhenunter­schied. Schließlich muß beim Kilometer 208 noch ein sechster Höhenunterschied von 140 Meter über­wunden werden.

Der unterhalb des Lagunendammes vom Kolo­rado abzweigende Kanal, als A11- Amerika­Ranal bezeichnet, soll etwa 300 Kilometer lang werden. Bei 61 Meter Breite und 6,7 Meter Tiefe vermag er in einer Sefunde 425 Kubikmeter Wasser zu führen. Er soll den Kolorado mit dem Imperialtal in Südkalifornien   und dem Stillen Dzean verbinden. Auf diese Weise erhalten die Siedler des Imperialtales das erforder­liche Wasser, und gleichzeitig stellt der All- Amerika­Kanal die lang erwünschte Verbindung zwischen dem Kolorado und der Ozeanküste her. Der Kanal wird auch von großen Binnendampfern befahren werden können.

Da der Hoover- Damm an einer sehr abge= legenen Stelle errichtet wird, so waren umfassende Nebenarbeiten erforderlich, um die Anfuhr der Baumaterialien zu ermöglichen und die beim Bau beschäftigten Arbeiter in der Nähe der Baustelle unterzubringen. Eine neu verlegte, über 15 Kilo­meter lange Eisenbahnstrecke stellt die Verbindung zwischen der Baustelle und dem vorhandenen Ber­fehrsneg her. Außerdem wurde auf der einen Seite des Flusses eine 11 Kilometer lange Bau­straße von Boulder City aus und auf der anderen Talfeite eine Staatsstraße angelegt. Sieben Kilo­meter von der Baustelle entfernt wurde an einer flimatisch günstigen Stelle eine neue Stadt errichtet, in der, da die Bauzeit rund 8 Jahre betragen soll, außer Vortrags- und Gesellschafts­sälen auch Grünflächen, Sportpläge, eine Kirche, Wasserleitung usw. vorgesehen sind.

Auf Grund eines neu erlassenen Bundeswasser­gesetzes werden die 19 000 Millionen Kubikmeter Wasser, die der Kolorado   im Jahresdurchschnitt zu Tal führt, in folgender Weise auf 7 Bundesstaaten verteilt: die vier oberen Staaten Utah  , Wyoming  , Kolorado   und Neu- Mexiko   können zusammen über 9000 Millionen Kubikmeter, und die drei Anlieger­staaten Nevada  , Kalifornien   und Arizona   ebenfalls über 9000 Millionen Kubikmeter verfügen, wäh­rend 1000 Millionen Kubikmeter als Reserve ver. fügungsfrei gehalten werden.