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Preußen rechtloses Land

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Die Schuld der Deutschnationalen

Der Hauptausschuß des Preußischen Landtags trat am Dienstag nachmittag zu fammen, um den Bericht seines zur Borberatung von Anträgen zur Berwaltungsreform und über Sparmaßnahmen eingesetzten Unterausschusses ent­gegenzunehmen. Zur Beratung der Anträge mar es im Unterausschuß bekanntlich nicht gekommen, da die Regierung nicht vertreten war

Zur Sigung des Hauptausschusses war nun­mehr für die Regierung Braun Mini­sterialbirektor Dr. Brecht erschienen. Außerdem nahmen Sachbearbeiter aus den einzelnen Mini­sterien an der Sigung teil.

Der Vorsigende Abg. Hinkler( Natsoj.) wies auf die vom Unterausschuß gefaßte Entschließung hin, in der das Erscheinen von Ministern oder bevollmächtigten Vertretern verlangt wurde. Ministerpräsident Braun habe auf Anfrage seine Bereitwilligkeit erklärt, nach Erledigung der Amtszimmerfrage vor dem Landtag und seinen Ausschüssen zu erscheinen.

Ministerialrat Dr. Brecht äußerte sich über den gegenwärtigen Stand des Konflittes zwischen Preußen und dem Reich. Die Regierung verlange, daß restlos die Konsequenz aus der Entscheidung des Staats­gerichtshofes gezogen werde. Es handele sich aber dabei nicht nur um Fragen ber Würde, sondern auch der Praxis. Diesem Erfordernis entspreche die neue Berordnung des Reichspräsidenten nicht. Die Regierung Braun bedürfe zur Erfüllung ihrer Aufgaben auch des Berwaltungsapparates, der ihr aber noch vor enthalten werde.

Abg. Diel( 3tr.) erklärte, daß die Aufgaben des Landtags nur durch verständnisvolles Bu fammenarbeiten mit der Eretutive erfüllt werden könnten. Die Voraussetzung für eine derartige Zusammenarbeit liege aber gegenwärtig nicht vor. Die

Deutschnationalen hätten schuld, daß Preußen ein rechtloses Land geworden

fei. Die vorliegenden Anträge des Zentrums. fönnen nur in einem Unterausschuß beraten werden.

Abg. Bord( Dnat.) trat den Angriffen des Borrebners auf die Deutschnationalen entgegen.

Die Deutschnationalen seien von dem jetzigen Zu stand auch nicht begeistert. Imerhin set die jeßige kommissarische Regierung der Regierung Braun- Severing mit Unterstügung des Zentrums vorzuziehen.

Abg. Dr. Hamburger( Soz.) war der Ansicht, daß die Reichsregierung nach dem Leipziger   Urteil dem Reichspräsidenten   die Aufhebung sei. ner Verordnung vom 20. Juli und dem Erlaß einer neuen Verordnung hätte empfehlen sollen, die dem Urteil entsprach. Die neue Ver­ordnung vom 18. November verstoße gegen das Leipziger   Urteil.

2. g. Diel( 3.) trat den Ausführungen des Abg. Bord( Dnat.) entgegen und bat Ministerialdirek tor Brecht, sich auch noch über eine etwaige neue Klage beim Staatsgerichtshof zu äußern.

Ministerialbirettor Brecht erwiderte, es sei schwer, im gegenwärtigen Augenblick zu der Frage einer neuen Klage Stellung zu nehmen, weil dies von der Entwicklung der politischen Verhältnisse in der nächsten Zeit abhänge. Das Staatsministerium stehe jedenfalls auf den Stand­punkt, daß es seine Rechte nach jeder Richtung hin zu verfechten verpflichtet sei. Die Aufrecht erhaltung der Berordnung vom 20. Juli fei un erträglich. Er halte im übrigen eine

neue Klage beim Staatsgerichtshof für absolut aussichtsreich.

Abg. Jürgensen( S03.) griff die Nationalsozia­listen an, die sich scheuten, zu den jezigen Zuständen Stellung zu nehmen.

Abg. Hinkler( Njoz.) betonte demgegenüber, daß die Nationalsozialisten selbstverständlich mit den jegigen Zuständen nicht einverstan den seien.

Nach turzer Geschäftsordnungsaussprache wur­den die auf der Tagesordnung stehenden Anträge zur Verwaltungsreform und über Sparmaßnah men nochmals an den Unterausschuß verwiesen.

Im übrigen beschäftigte sich der Hauptausschuß mit den Nachweisungen über die der Genehmi gung des Ausschusses unterliegenden Haushalts. überschreitungen, die bereits in einem Unteraus­schuß vorberaten sind. Auf dessen Antrag wurde die Genehmigung erteilt.

Neuraths Genfer   Gespräche

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Um die Rückkehr Deutschlands   in die Abrüstungskonferenz

Genf  , 22. November.

Um Dienstag fanden zwischen den Bertretern der Großmächte mehrere Besprechungen über die Behandlung der deutschen   Gleich­berechtigungsforderung statt. Es scheint sich die Ueberzeugung herauszubilden, daß die drei großen Fragen der Gleichberechtigung, der Sicherheit und der prattischen ersten Rüftungsherablegung nicht getrennt voneinander behandelt werden können. Man fucht bereits eine Formel, in der Deutschlands   Gleich berechtigung bei allen kommenden Berhandlungen über Organisation der Sicherheit und Rüstungs. beschränkung gewahrt werden soll. Unterdessen verlautet, daß die deutsche Regierung über eine solche Anerkennung hinaus noch gemisse Ga­rantien für die Gestaltung der praktischen Ab­rüstung verlangt.

man, daß die Verhandlungen in Genf   zunächst auf der Grundlage des englischen Borschlages weiter fortgelegt werden müssen. Die Hauptfrage, bie Stellungnahme Frankreichs  , bleibt je. doch vorläufig offen. Auf deutscher Seite erklärt man, daß die französische   Regierung nunmehr eindeutig und flar zu der deutschen   Gleichberechti gungsforderung Stellung nehmen müsse, und daß von dieser Stellungnahme der Ausgang der Ver­handlungen abhängig sei. Ob und wann dirette Besprechungen zwischen den Vertretern Deutsch­ lands   und Frankreichs   in Genf   stattfinden werden, ist nach deutscher Beurteilung zur Zeit noch nicht zu übersehen, insbesondere, ba bisher feinerlei end­gültige Mitteilung über das Eintreffen Herriots

Die regierungsfähige Partei

Hitler

Zwei Reichstagsabgeordnete der NSDAP  . möchten Herrn Präsidenten sprechen." Ah, wohl als Unter­händler des Herrn Hitler?"

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vorliegt. In den nächsten Tagen werden Berhand­lungen zwischen den Vertretern Deutschlands   und Italiens   stattfinden. Der von amerikanischer Seite start unterstüẞte Plan der Fünfmächteberatungen spielt jetzt eine erhebliche Rolle. Die Voraus setzungen für eine Fünfmächte zusammenkunft werden insbesondere auf deutscher Seite als no ch nicht genügend geflärt angesehen, da die Stellungnahme der französischen   Regierung aussteht.

Ein Sprengstoffprozeß

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,, Nicht durchaus. Sind vielmehr so­eben wegen Bombenattentaten zu Zuchthaus verurteilt worden und bitten Herrn Präsidenten um Begnadigung."

flagten zwischen den Orten Herringen und Bodum versteckt worden war, sicherstellen.

In der Dienstagverhandlung blieb der Ange­flagte Magas   bei seinen Aussagen, daß er mit der Granatenherstellung und dem Ber­bergen des Grengstoffes nichts zu tun habe und widerrief seine früheren Darstellun­gen, die sich aus etwa 20 Vernehmungen ergaben und teilweise mon ihm selbst unterschrieben sind, in pollem Umfange. Die Zeugenaussagen sind jedoch für Magas   sehr belastend. Sekretär Hagemann, der wiederholt die Angeklagten vernommen hat, bestätigte die früheren Aussagen Magas  , daß ihm der Sprengstoff von Anders und Hader gebracht worden sei. Anders und Hader feien auch pon Gionter als Transporteure des Sprengstoffes be=

Kommunisten vor dem Sondergericht zeichnet worden. Kommiffar Didmannshente be=

Dortmund, 22. November.

Um Montag begann vor dem Dortmunder  Sonbergericht der Prozeß gegen 13 Ange hörige der Kommunistischen Partei, denen die Antlage vorwirft, einer geheimen und staatsfeindlichen Berbindung anzugehören und sich des Gebrauchs von Sprengstoffen in verbrecherischer und gemeingefährlicher Hinsicht fchuldig gemacht zu haben. Die Angeflagten ge hörten gehaimen Gruppen der RBD. und bes Rampfbundes gegen den Faschismus an und fallten bei Ausbruch des im Herbst 1931 von der RPD. ermarteten Streifs in Tätigkeit treten. Einige pon ihnen murden in Bönen   von Oberlandjägern an gehalten und nach Waffen durchsucht. Dabei fand man bei einem der Festgenommenen zwei selbst­gefertigte Sprengbomben. Es wurde festgestellt, daß der Sprengstoff aus dem Lager des Zements mertes Westfalen in Gesete stammte und dort vor turzer Zeit gestohlen worden war. Es gelang den Angeklagten, sich in Lipstadt einen Teil des Sprengstoffes zu beschaffen. In der Wohnung des Angeklagten Magas   in Bodum wurden dann dar. aus die Bomben hergestellt. Die Polizei fonnte einen Teil des Sprengstoffes, der von den Ange­

Wie steht Frankreich   zum englischen Gerüchte um Erkönig Ferdinand

Vorschlag?

Dazu berichtet noch die Telegraphen- Union" aus Genf  :

Auf deutscher   Seite wird die Lage am Dienstag­abend dahin beurteilt, daß troz zahlreicher Be­denken der Vorschlag der englischen   Regierung in der Gleichberechtigungsfrage den Weg für wei tere Berhandlungen offen laffe. Auch auf amerikanischer und italienischer Seite betont

Umstellung

in den Vereinigten Staaten  Eigener Bericht des Vorwärts"

New York  , 22. november. Der gegenwärtig in Cincinnati   tagende Kongreß des amerikan schen Gewerkschaftebundes steht im Zeichen der Arbeitslosenversicherung. Der Vorstandsbericht fordert neben einer durch­greifenden Arbeitszeitverkürzung und Notstandsarbeiten ein Versicherung: system unter einzelstaatlicher Kontrolle, dessen Kosten ausschließ­lich vom Unternehmertum getragen werden sollen. Die Erefutive hebt den Wechsel gegen­über der bisherigen Haltung her­vor, der durch das Bersagen der Privatwirt­schaft und durch die Nichtbeachtung der gewert­schaftlichen Warnungen erzwungen wurde. Die Exekutive schlägt eine dreiprozentige Mindestabgabe der Industrie zu dem Versicherungsfonds vor. Die Mitgliedschaft des Gewerkschaftsbundes ist im letzten Jahre von 2 839 000 auf 2 532 000 zurüdgegangen.

Er will nach Bulgarien   zurückkehren

Sofia  , 22. November.

Die in den letzten Wochen aufgetauchten Ge­rüchte, daß der Erfönig Ferdinand, der zur Zeit in Koburg   lebt, seine Rückkehr nach Bulgarien   betreibe, wo er als Privatmann" feinen Lebensabend in der Nähe seines Sohnes Boris, des derzeitigen Königs von Bulgarien  , ver­bringen wolle, behaupten fich immer hartnädiger. Die Ankunft des langjährigen Adjutanten Ferdi­nands, General Gantscheff, in Sofia   hat diesen Gerüchten neue Nahrung gegeben, zumal bekannt geworden ist, daß Gantscheff bei der stärksten Regierungspartei, der Bauernpartei, ein willigeres Ohr für die Pläne seines Auftraggebers gefunden hat. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Schachzug von Erfolg sein wird. Es wäre fast ein Wih der Weltgeschichte, wenn die Bauernpartei, die Ferdi. nand nach dem Zusammenbruch von 1918 zur Abdankung zwang und des Landes verwies, ihm jetzt die Rückkehr wieder ermöglichen würde. Die Erklärung des Ministerpräsidenten Muscha­noff, daß sich die Regierung zur Zeit mit größeren Sorgen als der Frage der Rückkehr des ehemaligen Königs zu befaffen habe, ist mit Mißtrauen auf­genommen worden. Im Narod  " wendet sich der Borfihende der sozialistischen   Sobranjefraffion, Pastuchoff, in scharfen Worten gegen eine Rüd­tehr Ferdinands. Es ist gewiß fein Zufall, schreibt Pastuchoff, daß in Verbindung mit den mon­archistischen Strömungen und Treibereien in Mitteleuropa   auch Ferdinand feine 3elt für ge­tommen hält, fich dem bulgarischen Volte als un­geladener Gast aufzudrängen. Aber Ferdinand

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Sozialistischer Protest

existiert für das bulgarische Bolf nicht mehr. Es will ihn niemals wieder in seiner Mitte haben. Pastuchoff fordert den Ministerpräsidenten schließ­lich auf, eine flare Haltung einzunehmen, die er Bolt und Staat schulde.

Zuchthaus gegen die Presse

Sofia  , 22. November.

Die Regierung beabsichtigt, das Pressegesez gründlich zu ändern, wogegen die Presse leidenschaftlich protestiert, menn auch der Minister­leidenschaftlich protestiert, wenn auch der Minister­präsident erklärt, daß sich das Gefeß hauptsächlich gegen die Presseheze der Kommunist en richten werde. Man befürchtet, daß die neuen Bestim= mungen jeder Regierung die Handhabe zur Verfolgung der Oppositionspresse geben werden. So ist beabsichtigt, mit 3uchthaus falsche und wahre Nachrichten über Personen und Staatsbe­hörden zu bestrafen, wenn diese Behörden nicht mit Namen genannt werden. Ueberhaupt wird für die meist en Breffevergehen als Strafe ausschließ­lich 3uchthaus bis zu fünf Jahren, nebst üblichen Geldstrafen vorgesehen. Besonders scharf sind die Strafbestimmungen gegen Porno­graphie, Religionslästerung, Nach­richten über Truppenbewegungen, mili­tärische Vorbereitungen und Befestigungen, Mittei­lungen über geheime Parlaments= sigungen, somie die Veröffentlichung von Nach­richten, die durch die Militärzenfur verboten worden sind.

stätigte die Angaben, die Magas   über die Ge­heimorganisation und die Terror= gruppen gemacht hat. Dem Zeugen erschien die Angst des Magas  , daß er im Falle des Berrats von der Partei erledigt würde, durchaus echt. Heute bestätigte auch Magas   ben Ausspruch: Fast Gipnter, und Ihr habt alles!" Kommissar Reh feld- Dortmund erflärte zur Frage der Geheim organisation, daß Gionfer solche nicht verleugnet babe. Er habe ausführlich mit diesem über ban Aufgabenkreis diefer Organisation gesprochen. Bei einem Umfturz sollten die Organisationsmitglieder Bolizeistellen vertreten, Polizeipräsidien befeßen usp. Aehnliche Gruppen diefer Organisationen fol len nach Aussage der Angeklagten auch an anderen Orten bestehen.

Broßti gegen Stalin

Interview in Marseille  .

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Paris  , 22. November. Leo Trotti ist mit Frau und Sohn unter schärfster Bewachung wohl zu seinem Schuß gegen weißgardistische Racheatte von Mar feille im Auto nach Lyon  , dann im Zug nach Paris   und alsbalb weiter nach Dünkirchen   ge bracht worden, um zu Schiff die weite Bortrags­reise nach Ropenhagen fortzufezen. Dort wird er deutsch zu den sozialistischen   Studenten sprechen, die ihn eingeladen haben. In Mar­feille ist es dem Sonderberichterstatter des Petit Journal" gelungen, mit Tropki einige Worte zu wechseln.

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Der Berichterstatter führte sich dadurch ein, daß er erklärte, er fenne Frau Kamenem, die Schwester Trpfis. Trojfi erklärte darauf ziem lich troden, er unterhalte mit der Familie Ka menem teine Beziehungen. Auf die Be merkung: Ist Kamenem nicht gegenwärtig in Ruß­ land   verhaftet? antwortete Trogfi, er misse das nicht, er wisse nur, daß Kamenem ihn vor drei Jahren im Stich gelassen habe.

Ueber feine Meinung von der Gegenwart be­fragt, antwortete Trotti, es gebe in der Welt eine revolutionäre Situation und revolutionäre Bar­teien, die daraus keinen Nuzen zu ziehen müßten.

Stalin   habe auf den Internationalismus ver­zichtet, obwohl gerade die Weltkrise dem Triumph dieses Gedankens günstig sei. Dies jei Stalins großer historischer Fehler.

Thomas von Aquino   habe den Saß aufgestellt, daß es nur einen einzigen Fehler gebe, den man nicht verzeihen dürfe, nämlich die Dummheit. Dieses Fehlers beschuldigt Troßfi Stalin.

Ueber den zweiten Fünfjahrplan befragt, er­flärte Trogti, er werde seine Ansichten hierüber in einem Buch, das bald erscheinen werde, nieder­legen.

Die Wahlen in Katalonien   haben einen über­wältigenden Sieg der Partei des regierenden Obersten Macia ergeben, der für weitestgehende Selbstverwaltung Kataloniens   eintritt und 69 von insgesamt 87 Sigen erhielt.