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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Vom Erziehungshaus ins Gefängnis!

Sparmaßnahmen auf Kosten der Jugend- Die ,, Reform" der Fürsorgeerziehung

Der Borwärts" hat schon mehrfach jene Not­verordnung über die Reform der Füt­forgeerziehung" als falsche Sparmaßnahme auf Kosten der Jugend angeprangert. Gestern veröffentlichten wir den Notfschrei einiger Für­forgezöglinge, der die tiefe Beunruhigung zeigte, die unter den in Fürsorge stehenden Jugendlichen ausgebrochen ist, weil nach der Notverordnung plötzlich die Fürsorgeerziehung mit der Bollendung des 19. Lebensjahres endigen sollte. In Berlin hätten 1000 Minderjährige auf die Straße gesetzt werden müffen. Inzwischen ist jedoch eine Er­gänzungsverordnung des Reiches angekündigt worden, wonach die Entlassung der Neunzehn­jährigen bis zum 1. April 1933 aufgeschoben wer­den soll.

In einer Preffetonferenz im Rathaus äußerte sich gestern Direktor Rate, der Leiter des städtischen Fürsorgeerziehungswesens über die Auswirkungen der Notverordnung. Direktor Rafe betonte, daß die Notverordnung sehr über­raschend gekommen sei und die Fürsorge­erziehung vor eine schwierige Aufgabe gestellt habe. Um eine Entlassung derjenigen Jugendlichen zu vermeiden, die sich gegenwärtig in einem Lehr- oder Arbeitsverhältnis befinden, mill die Stadt von der Vorschrift der Notver ordnung Gebrauch machen, nach der das Vor­mundschaftsgericht auf Antrag der Fürsorge­erziehungsbehörde die Fürsorgeerziehung über das 19. Lebensjahr hinaus bis zur Bolljährigkeit ver­längern fann. Die Stadt Berlin nehme am 1. Dezember dieses Jahres eine Neuorganisation der Verteilungsstelle für schulentlassene männ liche Jugendliche vor, die von Lindenhof nach Struweshof verlegt werde. Leiter sei ein Heilpädagoge, dem der hauptamtlich tätige Psy­chiater zur Seite stehe. Diese Neuorganisation ermögliche die Aufstellung eines Erziehungs­plans für Jugendliche unter Verwertung der Erfahrungen der Jugendämter.

Der Redner wies dann auf eine andere Be­stimmung der Notverordnung hin, nach der Schwer und Unerziehbare, bei denen geistige oder feelische Anormalitäten vorliegen, aus der Fürsorgeerziehung entlassen werden. Hier handele es sich hauptsächlich um schwachsinnige und schwer psychopathische Jugendliche, und es müſſe zugegeben werden, daß diefe Bestimmung eine große Gefahr in sich berge, weil bisher ein sogenanntes Bewährungsgeset" für diese Jugendlichen fehle. Die Landesfürsorge­verbände müßten nun für sie forgen, es sei aber nicht zu leugnen, daß

viele dieser asozialen Elemente ins Gefängnis wandern würden!

Auf der anderen Seite will Direktor Rafe in der Notverordnung eine Möglichkeit der Ausgestaltung der vorbeugenden Fürsorge sehen. Zu den Re­formen der Berliner Fürsorgeerziehungsbehörde gehöre die Reduzierung der Heime von 90 auf 40 Infolge dieser Maßnahme sei eine stärkere Durchdringung aller Heime mit neuzeit­lichen pädagogischen Grundsägen möglich, außer­dem könne das Lehr- und Anlernwerkstattwesen ausgebaut werden. Dieser Aufgabe solle sich in Zukunft das städtische Heim Lindenhof be­sonders widmen. Hier solle das Wohn- und Uebergangsheim für solche Jugendliche ausgebaut werden, die im Heim wohnen und außerhalb in Lehre und Arbeit ständen. Aehnliche Maßnahmen feien auch für das Mädchenheim Lichtenrade be= absichtigt.

Obermagistratsrat Dr. Robrat vom Landes­wohlfahrts- und-jugendamt der Stadt Berlin gab

im Verlauf der Konferenz einen lleberblick über die Aufgaben der Berliner Wohlfahrtsver waltung im Winter. Er wies einleitend darauf hin, daß nach dem Stande vom 30. Sep­tember bei den Arbeits- und Wohlfahrtsämtern 1 110 923 Hauptunterstützte und Zuschlagsempfän­ger( Frauen und Kinder) betreut würden, also fast jeder vierte Einwohner laufend aus öffentlichen Mitteln unterstützt würde. Während im Januar 1927 noch 78,54 Proz. aus der Arbeitslosenversiche= rung, 6,24 Proz. aus der Krisenunterstützung und 15,22 Proz. als städtische Wohlfahrtserwerbslose unterstützt worden seien, habe sich der Anteil inner­halb der verschiedenen Unterstüßungsarten jetzt derartig verschoben, daß die Stadt zu 61,20 Pro3. Wohlfahrtserwerbslose zu versorgen hätte, während nur noch 12,46 Proz. aus der Ar­beitslosenversicherung und 26,34 Proz. aus der Krisenunterstügung versorgt würden. Diese Zahlen erklärten das ganze Berliner Finanz- und Wohl­fahrtselend.

Die Baraufwendungen in der sogenannten offenen Fürsorge bezifferten sich im Monat Sep­tember auf über 20,3 Millionen Reichsmark. Hinzu fämen Sachaufwendungen im Betrage von fast 2,3 Millionen Mart. In der Boltsspeisung

seien im Oktober 1932 630 000 Portionen, fast 50 Proz. mehr als im Vorjahre, verausgabt wor= den, wobei zu betonen sei, daß durch organi­satorische Zusammenlegungen der Küchen der Preis von 50 bis 60 Pf. auf 27 bis 30 Pf. gesenkt werden konnte. Außerdem habe die Stadt über 14 000 hilfsbedürftige Minderjährige zu versorgen, mozu noch über 61 000 Amtsvormundschaften und Pflegschaften der Stadt kämen. Als besondere

Mittwoch, 23. Nov. 1932

aus der Nachbarschaft. Die vermeintliche Rein­machefrau entleiht sich den Staubsauger, mit dem fie dann regelmäßig auf Nimmerwiedersehen ver= schwindet. In einigen Fällen wurden die Ge= schäftsleute dadurch sicher gemacht, daß die Be­trügerin einige Tage zuvor kleinere Einkäufe machte. Ihr Komplice, offenbar der Mann der Betrügerin, wartet in der Nähe und beide ver= schwinden mit der Beute schleunigst. Die Schwind­lerin ist etwa 25 bis 27 Jahre alt, 1,60 groß und hat semmelblondes Haar. Die auf diese Weise er­beuteten Staubsauger werden sofort wieder ver­schoben.

Maßnahme für den Winter käme eine Kohlen- und Naphtabrand in Moabit

Fleischverbilligung in Betracht. Für die Brenn= stoffverbilligung ständen der Stadt Berlin 2,6 Millionen Mark zur Verfügung, und zwar sollen diesmal nicht besondere Kohlengutscheine, sondern bares Geld für diese Zwecke aus­gegeben werden. Bei Eintritt der starken Kälte sollen außerdem 60 Wärmestuben in Berlin und besondere Jugendstuben eröffnet werden. Für die Jugendlichen sollen außerdem im Winter mehrere hundert Handwerkskurse stattfinden, um ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten zu verschaffen.

Der Vortragende wies in diesem Zusammen­hange auch auf den freiwilligen Arbeits= dienst hin und betonte, daß die Stadt bisher leider nur 500 Arbeitsdienstwillige im Arbeitslager habe unterbringen können.

Notlösung verzweifelter Mieter

Die Zwangseinquartierung in der Thiemann- Straße

Mit Hilfe von Erwerbslosen hatte sich in Neu­kölln die Familie Hauer in einer leerstehenden Wohnung im Haufe Thiemannstraße 19 zwangs­einquartiert. Die Befihergreifung" der Wohnung stellte die Flucht verzweifelter Leute aus einer alten Wohnbarade in einen seit langem unbenutt freistehenden Wohnraum dar. Trotzdem der Richter mußte den Gesetzen Gültigkeit ver­schaffen und den Besitzern des Hauses das Recht zusprechen, die Familie wieder hinauszusetzen.

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Am Sonnabend war bereits auf Grund der

Dom Amtsgericht Neukölln erlassenen einstweiligen Verfügung bei der zwangsweise von Erwerbs­losen einquartierten Familie Hauer der Ge= richtsvollzieher erschienen, um an den fest< gesetzten Termin zu erinnern. Er machte die ,, Wohnungsinhaber" darauf aufmerksam, daß sie innerhalb fürzester Zeit die Räume zu verlassen hätten, widrigenfalls man zur zwangsweisen Er­miffion schreiten müßte. Ein bestimmter Termin wurde von ihm nicht angegeben, um nicht wieder größere Menschenansammlungen oder Tumulte zu verursachen. Als mun am gestrigen Dienstag­vormittag die Wohnung immer noch nicht ge­räumt war und die Familie Hauer auch keine Anstalten hierzu machte, schritt der Gerichtsvoll­zieher zur Ermittierung. Als die Möbel Hauers bereits sämtlich verladen waren, mußte man zum nicht geringen Erstaunen feststellen, daß die Wohnung mun noch feineswegs geräumt war, denn es befand sich noch eine zweite Wohnungs­einrichtung darin.

Der Vollstreckungsbeamte fonnte jedoch nicht eingreifen, da ja gegen den Besitzer dieser anderen Möbel, einen gewissen Nothnic, fein rechtsträf­tiges Ermiffionsurteil vorlag. Man benachrich­tigte also die Hausbesigerin, die Cafa- Immobilien­gesellschaft, die einen Vertreter zum Amtsgericht Neukölln und einen anderen nach der Thiemann­straße 19 entfandte, um den Sachverhalt in dieser

Zwei Verletzte

In der Quizo w straße 18 in Moabit brach gestern gegen 19 Uhr in einer Kohlenanzünder­fabrik Feuer aus, das auf Naphthavorräte über­griff und in wenigen Minuten bedrohliche Aus= maße annahm. Eine mächtige Rauchwolke hüllte einen Teil des Geländes, auf dem sich mehrere Kleinbetriebe befinden, völlig ein. Drei Lösch­züge griffen den Brandherd von allen Seiten an und lokalisierten das Feuer.

Zur gleichen Zeit war die Feuerwehr in der Schraubenfabrik der Firma Bugte in der Brandenburgstraße 75 mit der Bekämpfung eines sehr gefährlichen Brandes beschäftigt. In zwei Abwurfschächten waren Delrückstände in Brand geraten. Auch hier konnte die Gefahr durch tatkräftiges Eingreifen der Wehren bald beseitigt werden.

In einer Kellerwohnung des Hauses Elsasser Straße 4 stürzte gestern abend ein Kachelofen krachend zusammen. Die Trümmer fielen auf das Bett der Wohnungsinhaberin, die dort mit ihrem drei Wochen alten Kindchen lag. Mutter und Kind erlitten erhebliche Verlegungen; beide wurden durch die alarmierte Feuerwehr ins St.- Hedwigs- Krankenhaus gebracht. Der Einsturz ist vermutlich durch Gase verursacht worden, die sich im Ofen angesammelt hatten.

Schwere Verkehrsunfälle

neuen Lage zu prüfen. In der Thiemannstraße wurde festgestellt, daß der neue ,, Mieter" in der vergangenen Nacht wieder mit Hilfe von Erwerbs­losen seine Möbel von einem unbebauten Nachbar­grundstück durch einen niedergerissenen Zaun in die Wohnung der Familie Hauer geschafft hatte und dort nun sozusagen als Untermieter" wohnte. Er wurde von dem Vertreter der Haus­eigentümerin aufgefordert, sofort das Haus zu verlassen, widrigenfalls er die Möbel selbst ab­transportieren lassen würde. Da der Mieter" der Forderung nicht nachfam, erschien in furzer Zeit tatsächlich ein Spediteur, der die Einrichtungsfahren und lebensgefährlich verlegt. Die alte Frau gegenstände aus dem Hause schaffte und in einen Lagerschuppen in der Richardstraße im Auftrage der Casa- Immobiliengesellschaft brachte. Was mit den Möbeln des Nothnick nun geschehen wird, ist noch nicht heraus; sie lagern vorläufig noch auf Kosten der Hauseigentümerin in dem Schuppen in der Richardstraße.

Staubsauger - Marder

Ueber 50 Staubsauger erbeutet

Seit etwa fünf Wochen treibt in Berlin ein Schwindlerpaar, das es fast ausnahmslos auf Seifengeschäfte abgesehen hat, sein Un­wesen. Mit einem geschickten Trid werden den Geschäftsleuten ihre Staubsauger, die sie an die Kundschaft verleihen, entlodt. Bisher sind bei der Berliner Kriminalpolizei bereits über 50 An= zeigen eingelaufen.

Es handelt sich dabei um ein Ehepaar, das sich mit seltener Ausdauer und mit großem Geschick auf eine raffinierte Schwindeltour gelegt hat. Die Frau erscheint im Kopftuch und in Hausschuhen in einem Seifengeschäft und gibt sich durch ihre Kleidung den Anstrich einer Reinmachefrau

In der Bornholmer Straße wurde gestern beim Ueberschreiten des Fahrdammes die 69 Jahre alte Emma Matthis aus der Bergener Straße 2 von einem Privatauto über

wurde durch die Feuerwehr ins jüdische Kranten haus gebracht, wo bei der Einlieferung der Tod bereits eingetreten war.

In der Schlesischen Straße geriet der 45jährige Filialleiter Richard Bauer aus der Harzer Straße 110 in Treptom unter die Räder eines Lastautos. In der Reichsstraße in

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Charlottenburg wurde die 55jährige Frau Bettina Kolb aus der Leistikowstraße 6 von einem Pri­vatauto überfahren. In der Swine­münder Straße wurde der 6 Jahre alte Günter Schlosser aus der Swinemünder Der Straße 76 von einem Lieferauto erfaßt. Knabe wurde mit einem Schädelbruch ins Virchow- Krankenhaus übergeführt.

Eine Schülerin als Lebensretterin. Die 16-. jährige Schülerin Elfriede Milinowski aus Berlin - Lantmiz, Kaiser- Wilhelm- Straße 57, hat am 20. Juli 1932 eine weibliche Person bei Deutsch - Netttom( Kreis Crossen a. d. D.) vom Tode des Ertrintens errettet. Im Namen des preußischen Staatsministeriums bringt der Po= lizeipräsident diese von Mut und Ent­schlossenheit zeugende Tat mit dem Ausdruc seiner besonderen Anerkennung zur öffentlichen Kenntnis.

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GARB

KONIGIN VON SAB

GES GESCHUT

Wo

man vergleicht,

bevorzugt man, Saba

Wer, wie der Berliner , etwas vom Tabak versteht, weiß das Bessere vom Guten wohl zu unterscheiden. Das ist der Grund, weshalb

" Saba ohne" Berlins meistgerauchte Cigarette ist.

KÖNIGIN

VON

KONIGIN VON SABA

GES

GESC

Saba

Flugzeugbilder Hoheitszeichen

ohne