Der Bauhüttenprozeß Hetze wegen der Auslandsaufträge
Nichter wehren sich Protest gSeZen Nazihetzc Der Vorstand des Preußischen Richter- verein? sendet uns mit dem Ersuchen um Ver- ösfentlichung die folgende Entschließung: „Vereits vor einigen Wochen sind mehrere nationalsozialisti s ch e Tagez-jeitungen van dem Oberpräsidenten der Rheinprooinz wegen der Besprechung eines Urteils des Berliner Sondergerichts und wegen darüber hinaus- gehender allgemein gegen die Gerichte erhobener schwerer Angriffe(ein- seitige Entscheidungen gegen Nationalsozialisten, Rechtsbeugung usw,) auf ö Tage oerboten worden. Die Begründung dieses Verbotes bezeichnet— unseres Erachtens zutreffend— die Besprechung als eine grobe Beschimpfung und böswillige Ver- ächtlichmachung des Gerichts und darüber hinaus der gesamten Justizgewalt. Das Verbot führt weiter aus, daß die Angriffe ohne jeden Versuch einer sachlichen Begründung erhoben seien, und ohne daß sich die Zeitungen um ein Verständnis der gesetzlichen Notwendigkeiten bemüht hätten, aus denen heraus die Gerichte Verurteilungen hätten ergehen lassen müssen. Nicht anders zu bewerten ist eine im„Angriff" vom 9. November erschienene Besprechung eines Urteils, durch das vom Berliner Sondergericht wegen Steinwürfe auf einen Straßenbahnwagen anläßlich des Berliner Verkehrsstreiks'auf 2 Jahre Zuchthaus erkannt worden ist. Dieses Urteil ist im„Angriff" als unerhörtes Schreckensurteil be- zeichnet, das mit Rechtsprechung nicht mehr das geringste zu tun habe. Das Urteil zeige die Justiz lediglich im Dienste des Lohnraubes. Das Gericht habe sich gegen das ausgebeutete Volk auf die Seite einer kleinen Ausbeuterschicht gestellt. Eine so einseitige Klassenjustiz züchte den Klassenkampf auf der anderen Seite groß, ihr müsse der schwerste Kampf angesagt werden. Der Preußische Richterverein weist diese, schwerste Beleidigungen seiner Mitglieder enthaltenden Angriffe mit Entschiedenheit zurück. Die preußischen Richter dienen dem Recht und tun ihre Pflicht, ohne nach rechts oder links zu schauen. Durch Drohungen lasten sie sich nicht beeinflusten."
In Klaggestan ?ro!essoren beschweren sich Lraunschweig, 24. November. Rektor und Senat der Technischen Hochschule haben sich den Eingriff des Naziministers Klagges in das Selb st verwaltungsrecht der Hochschule nicht bieten lasten. Nachdem bereits der Rektor, Professor Dr. Gaßner, die Ein- Mischung Klagges' zugunsten der Nazsttudenten abgelehnt hatte, ist jetzt ein« Beschwerde beim Gesamtministerium eingereicht. Die Deutschnationalen rücken von Klagges ab. Der Hochschulprofeflor Roloff, gleichzeitig Führer der deutschnationalen Land- tagsfraktion, erteiste Klagges eine Rechtsbelehrung und kündigte das Eingreifen des Landtags an. Es bestätigt sich, daß der durch Klagges vom Zaun gebrochene Hochschulkonflikt die mühsam ver- kleisterten Risse in der Harzburger Regierungs- koalition erneut aufgerissen hat.
Hauptmann � in Frankreich . Hauptmanns „Weber" sind in Antoines berühmtem„Folien Theater" eher als in Deutschland mit sensatio- nellem Erfolge gespielt worden. Auch„Hannele", „Fuhrmann Henschel" und„Einsame Menschen" sind vor dem Kriege in Paris gespielt worden. Aber seitdem ist er dort von der Bühne ver- schwanden. Seine Dramen sind nicht einmal mehr in der französischen Uebersetzung zu haben. Es besteht jetzt die Absicht, Gerhart Hauptmann auch in Paris gebührend zu feiern und einen Be- grüßungsabend zu seinen Ehren im Saale des „Palais Royal " zu organisieren. Der Germanist Henri Lichlenberger hat hierzu die Initiative er- griffen. Gelingt zudem die Durchführung zweier schwebender Projekte: der Uraussührungen von „Pippa" und„Ratten" in französischer Sprache, so hätte das Hauptmann-Jubiläum für Frankreich kostbare Bereicherungen vermittelt. Kinkel und Schurz. In der Vereinigung Carl Schurz sprach Prosessor Dr. H H H o u b e n in der Deutschen Gesellschaft über das Thema:„D i e beiden Freunde: Gottfried Kinkel und Carl Schurz " Bor einem größeren Zu- hörerkreis entwars er mit großer Anschaulichkeit ein Bild der damaligen politischen Lage und schil- derte in sesselnder Weise die Freundschaft des Studenten Carl Schurz zu dem Bonner Professor, der nach seiner Gefangennahme und Jnhaftsetzung im Spandauer Gesängnis durch den jungen Carl Schurz befreit wurde Rinlslen im verwallnngsrat des Germanischen Museums. Der österreichische Bundesminister Dr. Rintelen, Landeshauptmann von Steiermark , der in den Verwaltungsrat des Germanischen Museums Nürnberg gewählt wurde hat die Wahl angenommen. Amtlich- Museumsführunge». Im Rahmen der amt- lich-n Musemnssiihrungen werden sprechen: 2S. November, l l Uhr. Dr. Fritz über„Teutsches Mrtlel- alter" im Deutscken Museum: Senntag. 11."avem- ber. 10 Uhr. Direktor Temmler üb?r Gregor trrhardt und Dancher" im Deu 'schen Museum: Dr. AntbeS über „Acgnpniche Bilder" im AegYPtischcn Museum: Dr. Eberbard über„Tie chinesiiche» Sammlunq-n im Museum für Völlerkunde Im Ttellapelast gastier: Vera Zchwarz von der Berliner ekraatSoper von Freilag bis Donnerslag, den 1. Dezember. Fm Film teil wird„Strichdurchdie Rechnung" gegeben.
Am Montag hat in Stettin der Bau- Hüttenprozeß begonnen, der etwa sechs Tage in Anspruch nehmen dürste Unter Führung der Nazipresse war vor Monaten eine große Hege gegen die Bauhütte für Pommern G. m. b. H. und ihren Leiter, d«n Stetiiner sozial- demokratischen Stadtrat L ü ck, eingeleitet worden. Mit widerwärtigen Anwürfen stürzte man sich auf einen rein geschäftlichen Vorgang, bei dem es sich darum handelt� daß die Bauhütte mit Hilfe von Auslandsaufträgen Gewinne für die Finanzierung deutscher Bauarbeiten erzielen wollte. Bei der Transferierung des Anlauf- kapitals für diese Auslandsaufträge in Frankreich sollen nach Ansicht der Zollbehörden Verstöße gegen die komplizierten Bestimmungen der De- visenordnung unterlaufen sein. ic Die beiden ersten Verhandlungstage gingen mit der Vernehmung des Stadtrats Lück hin. Lück erklärte, daß die Absicht zur Gewinnung von Auslandsaufträgen lediglich dem Wunsche ent-
sprang, dem völlig daniederliegenden deutschen und vor allem dem völlig zusammengebrochenen Stettiner Baumarkt neue Mittel zuzuführen. Er selbst habe bei der Transserierung nicht mit- gewirkl und von irgendwelchen Verstößen gegen die Devisenbestimmungen keine Kenntnis gehabt. Zum Abschluß gab Lück eine Schilderung der Be- Ziehungen der Bauhütte zu ihrem Finanzberater Dr. Schönherr, dem zweiten Angeklagten, der als Prokurist der Markusbank in Potsdam das zur Ankurbelung der Frankreichaufträge bereit- gehaltene Geld verwaltete. Lück erklärte, Schön- Herr habe, sofern unerlaubte Transaktionen durch- geführt seien, dies ohne sein— Lücks— Wissen und Wollen vorgenommen Die Verteidigung Schönherrs, der anschließend vernommen wurde, läuft darauf hin, die Verantwortlichkeit für die Transferierungen Lück zuzuschieben. Schönherr kann jedoch nicht bestreiten, daß er die Abwicklung der Geldgeschäfte völligsclbstän- d i g erledigt hat. Die Zustimmung Lücks hat er sich meist nachträglich beschafft. Er erklärt, daß er sich nie wissentlich eines Verstoßes gegen die Devisenordnung schuldig gemacht habe.
Nach Schönherrs Vernehmung wurde der dritte Angeklagte, der Berliner Kaufmann B e y e, ge- hört. Er hat die ersten Fäden zwischen der Bau- Hütte und der sranzösischen Auftraggeberin an- geknüpft und gab eine interessante Schilderung der damaligen Situation aus dem französischen Baumarkt. Die französische Regierung hatte Mittel von 12 Milliarden für Bau- zwecke zur Verfügung gestellt. Die französische Bauindustrie vermochte jedoch kaum ein Viertel dieser Summe umzusetzen, da sie technisch auf dem Stand von 1899 stehen geblieben war. Für ein technisch und kaufmännisch so vorzüglich organi- siertes Unternehmen wie die Bauhütte für Pom- mern hätten sich hier ungeahnte Möglichkeiten er- öffnet. Die Aufträge lagen auf der Straße, es brauchte nur zugegrissen zu werden, um mit dem Gewinn die deutsche Arbeitslosigkeit zu be- kämpfen. Die deutschen Regierungsstellen hätten sich aber diesen Möglichkeiten durch die Per- Weigerung der Devisenhergabe an die Bauhütte schroff verschlossen. Heute, im Zeichen der deutsch -französischen Wirtjchaftsoerhandlungen, würde das kaum noch eine Stelle wagen.
Bestätigung ihres Könnens rangen", durch diese Einrichtung der Funkstunde zu Wort kommen sollen, ist vorläufig nur eine wohlklingende Phrase. Hans Fallada , dessen.Kleiner Mann, was nun?" als erstes Hörspiel aufgeführt wurde, hat das Herausgestelltwerden ja wohl nicht mehr nötig. Die Sendung war von sehr mittel- mäßiger Qualität: die Bearbeitung des Romans zum Hörspiel hatte ihn aller Feinheiten beraubt. — 1z.
Kiinnekes„Glückliche Reise" Kurfürsten damm-Theater Operette— hier ist sie nichts anderes als«in langweiliger Umweg zu Künnekes kurzweiliger Schlagermusik. Fescher Marsch und seuriger Fox, süßer Tango und sinnlicher Waltz, vom Paso Doble und Rumba zu schweigen, alles in ausgezeichneter Aufmachung — danach werden den ganzen Winter tanzen, die noch tanzen können. Die Platten werden's ver- künden, der Rundfunk wird es uns mitteilen, keiner wird dieser Musik entgehen: sie hat Schmiß und Sentiments, straffen Rhythmus und sühge- schwungene, einprägsame Melod'e, sie wird sich durchsetzen und die Tanzsaison beherrschen. Das Libretto der„Glücklichen Reise" dauert nicht weniger als vier Stunden. Daß die Götter- dämmerung fünf braucht, immerhin also doch noch länger dauert, ist nur ein schwacher Trost. Jede Schnecke käme rascher voran als diese langweilig exponierte, langatmig sortgesponnene, in Episoden zerflatternde, tempolose Handlung, die sich um Mitternacht erst zu dem längst sälligen kappy enck bequemt, nicht ohne über ein sentimentales zweites Finale gestolpert zu sein. Ein theatra- lischer Hemmschuh für die beschwingte Musik. Eine furchtbar schwere Geburt der leichtgeschürzten Muse: für Pertuch und Schwabach weiter kein Ruhmestitel. Ernst V e r e b e s und Lizzi W a l d m ü l l e r, Komiker und Soubrette, machen ihre Sache sehr anständig: das spärliche Leben in der Bude ist nur auf ihr Konto zu setzen. Walter I a n k u h n singt ganz nett. Seine Partnerin Hilde W ö r- n e r frellich ist ein bemerkenswertes Bühnen- Antitalent: unerträglich hausbacken, ohne allen Charme und ausrichtig sentimental. In kleinen charakteristischen Rollen haben Kurt Lilien und Max Landa großen Eriolg. Zum Ueber- fluß gibts Girls, die ein sehr merkwürdiges Ge- misch darstellen: Köchinnen mit Hetärenlächeln: gibts die Kardoschsänger und manches andere. Viel Erfolg vor allem für Künneke, Verebes und die Waldmüller.— Id.
Die Deutsche Gesellschaft für Rheuma-Bekämp- fung veranstaltet am 6 und 7. Dezember ihre 7. Rheuma -Tagung in Berlin . Anschließend findet ein praktischer Kursus über rheumatische Er- krankungen für Aerzte statt. Anmeldungen zur Tagung sind an Dr. Hirsch, Berlin W. ZS, Derff- lingerstr. 7, zu richten. Die Herbstausstellung der Akademie der Künste am Pariser Platz, in der Werke der Malerei und Plastik neben der Gedächtnisausstellung für den Landschafts- maler Professor Ulrich Hübncr und der Kollektw-Aus- stellung von Ernst Barlach gezeigt werden, wird ani Sonntag, dem 27. November, nachmittags 5 Uhr, ge- schlössen.
Geringere Schailplatten Produktion Neuerscheinungen und ältere Platten
Sieht man von Schlagern ab, die hier in Kürze zusammenhängend und für sich behandelt werden sollen, dann muß man immer wieder feststellen: die Schallplattenproduktion schrumpft in immer bedenklicherem Maß, in immer rascherem Tempo. So unglaublich viel hier noch zu leisten wäre, so wenig dieses wunderbare Instrument im Grunde ausgenützt ist, so viele Gebiete der Musik noch reproduktiv zu erschließen, so viel platten- eigene Experimente noch zu machen wären— nichts dergleichen geschieht. Im Gegenteil: das bereits erreichte Niveau wird dauernd unter- schritten. Der Staat kümmert sich um diesen„kul- turellen" Zweig überhaupt nicht, und die In- dustrie ist sich natürlich nur zu Haussezeiten ihrer pädagogischen und Kulturfunktion bewußt. Geht das Geschäft schlecht, dann beschränkt sie sich auf typische, konventionelle Ware: in dieser Situation sind wir jetzt, jeder Monatskatalog vermag einen davon zu überzeugen Wobei so großzügige Unternehmen wie die Ausgabe sämtlicher von Schnabel gespielter Beethoven-So- naten durch Elektrola etwa dankbar anerkannt werden sollen, andererseits aber in ihrer Ver- «inzelung richtig gesehen werden müssen. Mit wenigen guten Neuerscheinungen ist das Wesen der Platte freilich auch in ihrer heutigen Beschaffenheit nicht erschöpft: die etwas älteren Kataloge enthalten noch eine zum Teil nicht ge- nutzte Fülle prachtvollen Materials: aus sie soll hier daher zur Ergänzung und Anregung zurück- gegriffen werden. Orchester. Unter den neuesten Orchesterplatten steht Strawinskys chinesischer Marsch aus der Suite „Das Lied der Nachtigall", gespielt vom Londoner Sinfonieorchester unter Albert Coates , an allererster Stelle(E.). Matter sind zwei Furt- wängler-Aufnahmen bei Gr.: eine schöne, zart getönte Wiedergabe der Hebridenouoer- t ü r e von Mendelssohn , die nur stellenweise durch zu starkes, auf der Platte breiiges Forte leidet: sowie die Reproduktion zweier ungarischer Tänze von Brahms . die diesen Fehler in sehr verstärktem, in verhängnisvollem Maß aufweist, die einfach eine ohne Rücksicht auf die Eigentüm- lichkeiten des Mikrophons aufgenommene Konzert- Photographie ist.— Schreker dirigiert sehr ordent- lich zwei Stücke aus Griegs Peer-Gynt- Suite(Gr.). Als ältere Orchesteraufnahme sei Schuberts „Unvollendete", von Franz Schalk dirigiert, klar und einleuchtend wiedergegeben, sehr empfohlen(drei doppelseitige O.-Platten). Solisien. Edwin Fischer spielt auf zwei doppel- seitigen E.-Platten, die den Freunden seines Spiels viel Freude machen werden, Bachs C h r o- matische Phantasie und Fuge: eine klare Aufnahine spiegelt seine sehr persönliche Auf- sassung: den italienischen Schwung der Phantasie. das träumende Erwachen und langsame An- schwellen der großen Fuge aus romantischer Ver- sunkenheit.— B r a i l o w s k y bleibt mit S ch u- berts Militärmarsch, mit dem-As-Dur- Valse-Impromptu von Liszt (Gr.) hinter seinen sonstigen Plattenerscheinungen recht zurück. Feuer mann spielt für P. mit prachtvollem kantablem Ton die Bruchsche Cellobearbeitung des Kol n i d r e i: das wunderbare Wunderlied M e n u h i n endlich meistert Rimskys„Lied der Braut" und Paganinis Campanella(E.) Gesang. Sogar hier sind die guten Neuerscheinungen spärlich gesät. In„Recitativ und Arie der Zer- binetta" aus der A r i a d n e, von der I v o g ü n auf E. gesungen, ist eine Spitzenleistung des Ziergesanges, die selbst Richard Strauß begeisterte, für immer festgehalten. Adele Kerns kalter kultivierter Koloratursopran kommt in der
„schönen blauen Donau ", in Rubinsteins Pals caprice(Gr.) gut zur Geltung Josef Schmidt , Rundfunktenor und Plattenliebling, singt aus Cid und Manon von Masjenet(P.): Heinrich Schlusnus endlich mit schöner Stimme, wenn auch nicht gerade letztem Lied- Verständnis Schumanns„H i d a l g o" und die „Grenadiere". Von älteren Eesangsplatten sei der B r a n- g ä n e n r u f aus dem zweiten Tristanakt sehr hervorgehoben(Gr.): wundervoll klingt die stille ebenmäßige Stimme Emmy Leisners über dem raunenden Weben des Orchesters. Eine V e r d i- P u c c i n i- Platte Mario Nemeths, ferner, besonders kultiviert, die Nilarie(Gr.): eine Verdi-Puccini -Platte Lotte Lehmanns, endlich (O.) Desdemonas W e i d e n l i e d und Butterflys „Eines Tages sehen wi r".— Zwei Szenen aus dem Rosenkavalier mit Meta Seinemeyer (P.) sowie das von Josef Schwarz vorgetragene„C r e d o" aus Othello (P.) erfüllen die an sie gestellten Erwartungen in keiner Weise. Als Liedersänger unübertrefflich wie immer bleibt Leo Slezak in Schuberts„Wohin" und„Jüngling an der Quell e". Arnold Walter. O.— Odeon, P.— Parlophon, Gr.— Gramms- phon(Stimme seines Herrn), E.— Elektrola.
Arbeitsschule für Hörspiele? Schöne Worte! Die Berliner Funk stunde teilt mit: „Die Funtstunde hat innerhalb des Programms der literarischen Sendespiele eine Arbeits- schule für Hörspiele ins Leben gerufen. Sie will dadurch Schauspielern und Schriftstellern, die bisher vergeblich um eine Bestätigung ihres Könnens ringen, ein Arbeitsfeld schaffen. Zugleich sollen hierdurch Wege zum Hörspiel gezeigt und erwerbslose» Kräften eine Wirkungsmöglichkeit gegeben werden. Permehrte Proben sollen die für den Rundfunk geeigneten Kräfte als Hörspieler ausbilden." Das sieht sehr schön aus. Die Wirklichkeit aber, die dahinter steht, hat ein anderes Gesicht. G e- meinschasten arbeitsloser Schau- s p i e l e r. die vor dem Mikrophon auftraten, wurden bereits vor rund anderthalb Jahren ge- bildet: die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger hatte sie ins Leben gerufen. Hier war durch steten Wechsel der Teil- nehmer einer verhältnismäßig großen Anzahl von Künstlern die Möglichkeit gegeben, sich wieder einmal in ihrem Beruf zu erproben und dabei ein paar Mark zu verdienen. Mit welchem Eifer diese Kräfte an ihr Werk gingen, bewiesen die Aufführungen dieser Arbeitsgemeinschaft. Doch nach der„Neuordnung" wurden von der Funk- stunde nur noch zwei Proben zugebilligt: dazu zwangen die maßgeblichen Stellen der Berliner Funkstunde ihr unmögliche Stücke aus. Es dauerte nicht lange, so wurde der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger von der Funkstunde mitgeteilt, daß diese Ausführungen erwerbsloser Schauspieler überhaupt nicht mehr stattfinden könnten: Verhandlungen der Bühnengenossenschaft mit dem Intendanten Duske waren erfolglos. Die Funkstunde setzte die erwerbslosen Künstler auf die Straße. Jetzt hat sich unter Arnolt Bronners Leitung diese„Arbeits-Schule" etabliert. Die Aus- wähl der Schauspieler wird von chm willkürlich vorgenommen, wahrscheinlich mit besonderer Be- rücksichtigung seiner nationalsozialistischen Partei- freunde. Eine sinnvolle Hilfe für erwerbslose Künstler kann diese Einrichtung nicht werden. Daß Schriftsteller, die bisher„vergeblich um eine