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Das Sonntagswetter

Für den morgigen Sonntag ist mit einer leichten Wetterbesserung zu rechnen. Allerdings dürfte bei etwas höher liegenden Tem­peraturen noch mit vereinzelten Regenschauern zu rechnen sein.

Die Erwärmung hat besonders im Westen des Reiches Fortschritte gemacht. Von dort werden Temperaturen gemeldet, die zwischen 10 und 12 Grad liegen. Sogar in den deutschen Mittel­gebirgen ist Tauwetter eingetreten. Ein Tief, das von England nach Osten vorstößt und erneuter Einbruch kühler Luftmassen, werden den Bitterungscharakter zum Wochenbeginn be stimmen.

Justiz über Negast

Das Urteil gegen Selbstschutz Eigener Bericht des Vorwärts"

Stralsund, 26. November. In dem Negaster Prozeß wurde der sozialdemokratische Landarbeiter­führer Töpper weit über den Antrag des Staatsanwalts hinaus zu drei Jah ren sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Drei angeklagte Arbeiter er­hielten Gefängnisstrafen von drei bis acht Monaten. Der Arbeitersekretär Oldörp wurde zu 50 M. Geldstrafe berurteilt, weil er im Besit einer Stahl­rute war. Der Arbeiter Büssow, der Gewerkschaftsangestellte Haft und der Krankenkassenangestellte Wegner wurden freigesprochen.

Die Verurteilung erfolgte, weil sozial demokratische Arbeiter die in einem Kinderfreundelager untergebrachten Kin der vor den Nazihorden schützen wollten, die am Hitler- Tag in Stral­ sund randalierten. Gegen den Führer der Polizei, der den Befehl zum Schießen gegeben hatte, ist ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung ein. geleitet. Bei der Schießerei wurde der junge sozialdemokratische Lehrer Krull aus Greifswald , der das Falkenlager betreute, von Polizeikugeln getötet.

Stahlhelm- Wirtschaft

Dreiste Erklärung Stephanis

Der Berliner Stahlhelmführer Major Stephani hat die Kühnheit, der Tel.- Union" eine Er flärung zum Bericht des Borwärts" über die Zustände in der Waterländischen" Winterhilfe zu übergeben. In dieser Er­flärung magt er, von einem böllig ent stellenden Bericht" des Vorwärts" zu sprechen, obwohl er selbst in seiner Darstellung alle unsere Mitteilungen aus der Gerichtsverhand­lung bestätigen muß. Nur möchte der Stahl­helmführer die ihm unangenehme Tatsache bertuschen oder doch beschönigen, daß das Gericht den Geschäftsführer der ,, Baterländischen Winterhilfe", den Stahlhelm­major von Sodenstern, wegen Ver= dachts der Mittäterschaft unverei digt gelassen hat.

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Daß sogar der Staatsanwalt davon sprach, daß die aufgedeckten 3ustände, gelinde ge= sagt, sonderbar" feien, hat Stephani im Gerichtssaal gehört, und es ist begreiflich, daß er nicht gern davon spricht. Aus der für die Ber­anstaltung der ,, Baterländischen Winterhilfe" über­aus peinlichen Verhandlung hat Stephani und sein Stahlhelm das Gegenteil von Lorbeeren heim­getragen. Wenn sie einen jungen Menschen, ob= schon fie schon von früheren Berfehlun gen mußten, bei einem Monatsgehalt Don- hundert Mart anstellten und ihm die Möglichkeit gaben, mit den für wohltätige Zwecke eingehenden Geldern so leicht zu ,, wirt­schaften", wie das geschah, dann sollten Stephani und die Seinen hübsch stille sein und sich beim nächsten Mal besser vorsehen. Mit der Behaup­tung, der ,, Borwärts"-Bericht sei entſtellt, ist die Tatsache nicht aus der Welt geschafft, die vor Gericht aufgerollt wurde und durch den Beschluß des Gerichts, den verantwortlichen Stahl­helmer wegen Verdachts der Mittäter= schaft nicht zu vereidigen, hinreichend gekenn= zeichnet wurde.

Ausschluß

Der Bezirksvorstand hat mit fofortiger Wirkung das Parteimitglied Eberhard Albrecht, Char­ lottenburg , Niebuhrstraße 68, gemäß§ 28 Absatz 8 des Organisationsstatuts aus der Partei aus geschlossen.

,, Vorwärts"-Agitation!

Die Genossen der 108a. Abteilung, diesseits der Bahn, treffen fich Sonntag frlih 9 Uhr bei Eisner, Kaifer- Wilhelm- Straße; jenseits der Bahn bei E. Guzy, Mittelheide 5, und bei Ziegner.

Hochschule gegen Klagges

Eine Erklärung des Rektors der Techni schen Hochschule

Der Reftor der Technischen Hoch­ schule in Braunschweig läßt durch den Presse­referenten des Verbandes der deutschen Hochschulen der Deffentlichkeit zu dem Braunschweiger Hoch­schulstreit eine Erklärung übergeben, in der es u. a. heißt, die Disziplin in der Stu= dentenschaft leide seit längerem darunter, daß Volfsbildungsminister Klagges die Studentenschaft politisch beeinflusse. Alle Verfügungen, die Reftor und Senat in den letzten Wochen zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen hätten, seien auf Veranlassung des Na­tionalsozialistischen Studentenbundes vom Minister aufgehoben.

Als der Rektor einen ohne Genehmigung in der Hochschule niedergelegten Kranz mit den national­sozialistischen Parteifarben habe entfernen lassen, habe der Minister das Verhalten des Rektors ge­rügt und verfügt, daß Kränze in den Farben seiner Partei niedergelegt werden dürften. Als Rettor und Senat im Hinblick auf die starken Spannun gen in der Studentenschaft für den Totensonntag

statt der üblichen Feier ein stilles Gedenken mit schlichter Kranzniederlegung beschlossen und der von der Studentenschaft beantragten Totenfeier mit Umzug durch die Stadt die Genehmigung ver­sagt hätten, habe der Minister verfügt, daß die Genehmigung zu erteilen set.

Auch die Verfügung. daß Parteifahnen und Uniformen bei Hochschulfesten nicht getragen wer­den dürften, sei umgehend vom Braunschweigi­schen Minister für Volksbildung aufgehoben wor= den. Dies sei dann nachträglich dahin erweitert morden, daß auch andere aut nationalem Boden stehende politische Vereinigungen zu der Toten­gedenkfeier mit Fahnen und Uniformen zuzulassen seien.

tigen Verbotes des nationalsozialistischen Bundes gefaßt. Bevor dieser Beschluß hätte aus­geführt werden können, habe die Hochschule vom Minister den Befehl erhalten, den Beschluß bis auf weiteres außer Kraft zu sehen und disziplina­rische Maßnahmen gegen Studierende vorläufig weder durchzuführen, noch zu beschließen, noch zu beantragen.

Die sozialdemokratische Fraktion des Braun­ schweigischen Landtags wird, um eine weitere Politisierung der Technischen Hochschule in Braun­ schweig durch Klagges zu verhindern, einen Untersuchungsausschuß beantragen. Die Tätigkeit Klagges' fordert zu gründlicher Untersuchung heraus. Der jetzige Rektor der Hochschule, Gaßner, ist heute durch den Reichs­ernährungsminister von Braun zum Präsi= der Biologischen Reichs=

Inzwischen habe sich herausgestellt, heißt es in der Erklärung weiter, daß der nationalsozialistische Studentenbund in verschiedener Richtung schwere Verstöße gegen die akademische Disziplin begangen habe. Daraufhin hätten Rektor und Senat am 21. November 1932 den einstimmigen Beschluß des fofora anstalt ernannt worden.

Tragödie in Steglitz

Mordversuch und Selbstmord

An der Ecke Humboldt- und Elisen­ffraße in Stegli spielte fich heute früh eine blutige Eifersuchtstragödie ab. Der 42jährige Paul Joffte aus der Schloßftr. 90 in Steglit feuerte auf die 33 Jahre alte Kindergärtnerin Margarete Rosenau aus der Schönhauser Str. 19 drei Schüsse ab und richtete dann die Waffe gegen sich selbst. Mit lebensgefährlichen Berletzungen wurden beide ins Krankenhaus gebracht.

Margarete R. mar in Steglig als Kinder­gärtnerin angestellt. Bor längerer Zeit lernte das Mädchen Jostte kennen. Es entspann sich ein Liebesverhältnis, das bald durch die ständigen Eifersüchteleien des Mannes getrübt wurde. Schließlich wollte sich das Mädchen ganz von dem Freund lossagen. Gegen 9 Uhr erschien J. und wartete an der Ecke Elisen- und Humboldt­straße auf seine Freundin. Es kam zu einem erregten Wortwechsel, in dessen Verlauf Joftke eine Pistole 30g und auf seine Freundin drei Schüsse abfeuerte, die in den Kopf und Rücken trafen. Unmittelbar darauf setzte der Täter die Waffe gegen die Schläfe und drückte zweimal ab. Zahlreiche Passanten waren Augenzeugen der Schreckensszene geworden. Das Mädchen fand im Lankwizzer Krankenhaus Aufnahme. Der Täter wurde als Polizeigefangener ins Staats­frankenhaus übergeführt.

Auto unter FD- 3ug

Unweit

Genthin am Kilometerstein 91,3 wurde am Donnerstag gegen 22 Uhr ein Auto des Arbeiter Samariter- Bundes von dem FD- Bug 92 auf dem Gleis Berlin - Magde­ burg erfaßt. Der Wagen, eine Dpellimousine, wurde von der Lokomotive am Kotflügel erfaßt und mit großer Gemalt zur Seite gerissen. Das Auto wurde schwer beschädigt. Der Fahrer, Paul Schröder aus Genthin , wurde aus dem Wagen geschleudert und landete im Bahngraben. Er fam mit geringen Hautabschürfungen davon.

Tödliches Gas!

In der Brunnenstr. 84 wurden gestern der 78jährige Pensionär Ferdinand Reinke und sein um ein Jahr älterer Bruder Karl durch Gas

Banzerwagen erlaubt

Der Richter spricht frei Eigener Bericht des Vorwärts" Kaffel, 26. November.

In Hofgeismar wurde am Freitag ein ganz unglaubliches Urteil gegen angeklagte Nationalsozialisten gefällt. Die Angeklagten hatten im Juli in Hofgelemar aus einem Lastkraftwagen einen Panzerwagen gebaut. Dieser Panzer­wagen war versehen worten mit Seitenwandun­gen von zweimal je 5 millimeter starfem Eisenblech. Zwischen die Blechplatten waren Sägespäne geschüttet worden. Ferner waren sowohl die Vorder- als auch die Rückseite des Wagens geschüßt. Zu einer Banzerung der Motor­haube waren die Nazis nicht mehr gekommen, da der Wagen von der Polizei beschlagnahmt wurde. Die Nazis versuchten ihren Wagen als möglichst harmlos hinzustellen und gaben an, ihn nur zum Schuhe ihrer Bersammlungen besuchenden Bartet­genossen vermenden zu wollen. Angesichts der Tatsache, daß in jenen Tagen aber die Gefahr des Bürgerkrieges durch die Nazis afut war und der Sachverständige der Reichsmehr auf austrüdliches Befragen des Staatsanwalts zu geben mußte, daß es sich zwar um fein ordnungs

vergiftet tot aufgefunden. Nach dem Befund haben die greisen Brüder schon mehrere Tage tot in der Wohnung gelegen.

Wie die polizeiliche Untersuchung ergeben hat, liegt zweifellos ein Unglüdsfall vor. Der Hahn des Gastochers war nur halb verschlossen und die Gase nahmen thren Weg von der Küche ins Schlafzimmer. Einer der tödlich Verunglückten lag im Bett. Der Bruder wurde am Fenster ent­deckt. Offenbar hat er noch unter Aufbietung der legten Kräfte versucht, das Fenster zu öffnen. Es gelang ihm aber nicht mehr, und er brach bewußt­los zusammen. Die Leichen wurden ins Schauhaus gebracht.

Straßenräuber

Kutscher überfallen und beraubt

In der Wittestraße in Borsigwalde wurde in den gestrigen späten Abendstunden auf den Kutscher einer Reinickendorfer Lebens­mittelgroßhandlung ein verwegener Band.ten­überfall verübt.

Als sich das Gespann an einer abgelegenen und unbebauten Stelle in der Wittestraße befand, sprangen aus dem Dunkel plöglich mehrere Männer hervor und zwangen den Kutscher mit Dorgehaltenen Pistolen anzuhalten. Einer der Täter schwang sich auf den Kutscherbod und raubte dem Manne die Geldtasche, in der sich etma 600 Marttassierte Gelder befanden. Mit der Beute flüchteten die Täter in ein nahe­gelegenes Laubengelände. Eine des Weges fom­mende Polizeistreife nahm die Verfolgung der Räuber auf, ohne daß es gelang, ihrer habhaft zu werden.

In einer acht Meter tiefen Baugrube auf einem Neubaugelände am Fürstenbrunner Weg in Siemensstadt wurde gegen 4 Uhr früh der 50jährige Wächter Otto Gommisch aus der Dantel­mannstraße 47 in Charlottenburg tot aufgefunden. Die Leiche wurde von der Feuerwehr geborgen und ins Charlottenburger Schauhaus gebracht. Zur Zeit wird von der Kriminalpolizei untersucht, ob Gommisch bei einem Rundgang in der Dunkel­heit den Weg verfehlt und abgestürzt ist, oder vielleicht ein Verbrechen vorliegt.

mäßiges, aber um ein behelfsmäßiges Kriegsgerät handelt, fann von einer Harm­lofigkeit des Panzerwagens feine Rede sein. Um so erstaunlicher ist das Urteil des Richters, der die Angeklagten freisprach und der Staatstaffe auch die Kosten ihrer Verteidigung auf­erlegte!

Spiele ftatt Brot

Braunjacken machen Monöver Eigener Bericht des Vorwärts"

Frankfurt a. d. O., 26. November. Wie die bürgerliche Presse meldet, finden diesen Sonnabend und Sonntag in den Kreisen West­und Ost- Sternberg Geländespiele der Gruppe Dstmart der S2. ber NSDA P. statt.

In Frankfurt a. d. D., wo ein großer Teil der Nazis am Sonnabendvormittag zusammengezogen mar, sieht man Kolonnen ausgerüstet mit Luftflinten. Kleintaliber. gewehren und Maschinengewehr atrappen aus Holz, Tornistern und Rud­fäden, blauen und roten Binden haufenweise

denten

herumschwärmen. Teilweise machen die SA.- Pro­leten neben den in vollem is be= findlichen Führern einen erbarmungs­würdigen Eindrud. Typisch für den Charakter dieses sogenannten Geländespiels ist, daß die Waffengeschäfte in Frankfurt a. d. D. Hoch­fonjunktur haben. Bei ihnen werden alle nur möglichen Gegenstände zum Kriegspielen gekauft, soweit sie noch ohne Waffenschein zu haben sind.

Um die Zuchthausanträge Neue Beweisanträge im Reichsbanner­

prozeß

Im Prozeß gegen die Reichsbannerleute Besch und Genossen wurde der Kampf für den Un­schuldsbeweis der Angeklagten mit aller Heftigkeit fortgesetzt. R.-A. Joachim stellte eine Anzahl neuer Beweisanträge, die den Zweck hatten, Klar­heit darüber zu schaffen, daß der Reichsbanner­mann Besch zu Unrecht von den Nazi= zeugen belastet wird und unter feinen Umständen der Messerstecher sein fann. Es tam zu wiederholten Gegenüberstellungen zwischen den Nazizeugen und den Reichsbannerzeugen. Als der Vorsitzende sämtliche Reichsbannerleuté unpereidigt lassen wollte megen Verdachts der Mittäterschaft, widersprach R.-A. Joachim. Drei der Zeugen seien gar nicht am Tatort gewesen. Er verlangte Gerichtsbeschluß. der Selbst Staatsanwalt war der Meinung, daß zmei von den drei Reichsbannerzeugen vereidigt werden müßten. Ob das Urteil noch heute gefällt wird, fann im Augenblid noch micht gesagt werden.

Schiffskatastrophe

Hamburger Segler untergegangen

Salmar( Schweden ), 26. November. Eine Schiffstatastrophe hat sich, wie erst jeht bekannt wird, im südlichen& almar- Sund ereignet. 3wei Leichen, die bisher nicht identifiziert werden konnten, und große Mengen Schiffstrümmer sind auf der Insel Deland an Land gespült. Die Trümmer find undeutlich X. H. bzw. Hertha gezeichnet. Man nimmt an, daß das verunglüdte Schiff aus Deutschland oder aus Holland stammt.

Nach einer späteren Meldung handelt es sich bei dem Unglücksschiff um die in Hamburg beheimatete Galeasse Hertha Grube", die von Schweden nach Stettin mit einer Ladung Holz unterwegs war. Die Galeasse war 88 Re giftertonnen groß und wurde von Kapitän J. Grube geführt. Die Besatzung bestand aus vier oder fünt Mann. Die beiden in Deland gelandeten Leichen werden wahrscheinlich nicht identifiziert werden können und dürften in Schweden beerdigt werden.

" Rote Fahne" wieder verboten. Das Zentral­organ der Kommunistischen Bartei ist am Freitag vom Berliner Polizeipräsidenten auf drei Wochen bis zum 16. Dezember verboten worden. Die Ursache des Verbots ist un­bekannt. Die Beröffentlichung der Verbotsgründe würde, wie es in der Mitteilung des Verbots der " Roten Fahne" an ihre Abonnenten heißt, zu einem nochmaligen Verbot des Blattes führen.

Auch die kommunistische ,, AI3." ist vom Polizei­präsidenten bis zum 1. Dezember per boten worden wegen angeblicher Beschimpfung der Reichswehr !

Der japanische Massenmord dementiert. Die japanische Botschaft in London erklärt, die Be­hauptung der chinesischen Gesandtschaft, daß 3000 Chinesen durch japanische Soldaten mit Ma­schinengewehren niedergeschossen worden selen, sei unglaubwürdig, es sei feine amtliche Be­stätigung dieses Vorfalls eingegangen.