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BEILAGE

Vorwürts

Also sprach Bismarck  

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Und ein Brief aus dem Himmel Von Werner Hegemann  

Aus den überirdischen Gefilden erhalten wir von Hermann Hofmann, dem Freunde Bismarcks und früher leitenden Redakteur der ,, Hamburger Nachrichten" folgende Zuschrift:

,, Als deutscher Patriot kann man nur mit tiefem Widerwillen die Winkelzüge beobachten, mit denen die sich heute, national'(!) Nennenden ihren verfassungsmäßigen Pflichten ausweichen. Wie ungezogene Lausbuben trampeln sie auf den großen Errungenschaften des deutschen   Ver­fassungslebens herum. Sie magen dabei sich auf Bismard zu berufen. Das ist ein Unfug, dem nachdrücklich widersprochen werden muß.

Als Bismard 1891 zum ersten Male selbst Reichstagsabgeordneter wurde, fand er sich in der Opposition und erklärte reumütig: Ich habe dem monarchischen Reiter in den Sattel geholfen; vielleicht ist in der Hize des Gefechts meine Hilfe zu lebhaft gewesen.'"

In der Tat, das alte Deutschland   ist recht eigent lich an seiner unvollkommenen parla= mentarischen Verfassung zugrunde ge= gangen. Nach Bismard genossen die Reichskanzler fast nie mehr das Vertrauen einer Reichstags­mehrheit. Im Vorkriegsreichstag war die Mehr­heitslosigkeit die fast ausnahmslose Regel. Die verderblichen Panthersprünge, 3. B. nach Agadir   und in den Daily Telegraph  ', oder das hineinschlittern' in den Welt­frieg wären unmöglich geworden, wenn in Deutsch­ land   der monarchische Reiter' stets durch einen vom Parlament gebilligten Kanzler gezügelt mor­den wäre.

Nichts hat Bismards Frieden in unseren über­

Wenn eine verspätete Einführung dieses Ge­setzbuches durch eine gründliche Behandlung und Prüfung des Entwurfs im Reichstag herbeige­führt werden sollte, so kann ich den Nachteil da= von so hoch nicht veranschlagen wie den Schaden, den das Reich durch die Entwertung der Mit­wirkung des Reichstages in der öffentlichen Meinung erleiden würde, wenn diese das Gefühl hätte, daß der Reichstag entweder nicht die Zeit oder die Arbeitskraft oder den Ministern gegen­über nicht den Mut befäße, seiner Verpflichtung zu einer gründlichen Mitarbeit an der Gesetz­gebung bei einer so wichtigen Angelegenheit zu genügen."

Als die Generäle

dem

durch Staatsstreichbrohungen Reichstag die Militärvorlage" von 1893 ab= zwingen wollten, erflärte Bismard:

"

,, Müssen denn schwere Konflikte' durchaus ent­stehen, wenn die Militärvorlage abgelehnt wird? In der Behauptung, daß dem so sei, liegt ein Hin weis auf die Möglichkeit eines Staats= streiches, was schon bedenklich genug ist. Die Ungewöhnlichkeit und die Ungehörigkeit solcher Pressionen wird jedem einleuchten, der sich den Eindruck vergegenwärtigt, den eine ähnliche Sprache der Offiziösen in anderen konstitutionellen

Ländern hervorriefe, wenn sie von der Regierung oder ihren Preßorganen der Landesvertretung gegenüber für den Fall geführt würde, daß die Barlamentsmitglieder von ihrer zweifellosen ver­fassungsmäßigen Berechtigung nach ihrer Ueber­zeugung zu stimmen, per majora Gebrauch machten und gegen die Regierung votierten. In Deutschland   ist die Empfindlichkeit gegenüber einer solchen Sprache in den letzten Jahren bereits einigermaßen abgeftumpft; aber deshalb bleibt die Androhung von schweren Konflikten', harten Kämpfen oder dergleichen ebenso tadelnswert mie die Aeußerung eines Zentrumsredners: Lieber bayerisch sterben, als kaiserlich verderben!' Es liegt in beiden die Erklärung: Wenn es nicht nach unserem Willen geht, tun wir nicht mehr mit.' Derartige Rundgebungen haben gegenüber der Reichsverfassung feinen Raum."

Wie gegen Papens Reichstagsauflösung gerichtet

flingen folgende Worte Bismards:

,, Das verfassungsmäßige Mittel der Auf lösung des Reichstags darf nur im Falle einer wirklichen Notlage, menn fein anderer Ausmeg übrig bleibt, zur An­wendung gebracht werden... Die Drohung mit

SONNABEND, 26. NOV. 1932

der Auflösung ist vielleicht nach der Beschaffen­heit der Beteiligten ein wirkjames Mittel, um eine Majorität für die Regierungsvorlage herzustellen, aber die Auflösung selbst sollte sich eine be= sonnene Regierung doch erst doppelt und dreifach überlegen, bevor sie dazu schreitet... Ich fann nicht auf die Ansicht verzichten, daß eine neue Auflösung einen sehr ungünstigen und nachteiligen Eindruck nicht nur in Deutschland  , sondern auch im Auslande machen würde. Eine üble Wirkung auf die Börse und die deutschen   Wertpapiere könnte nicht ausbleiben. es Dagegen würde den Eindruck von Stärke und Besonnenheit machen, wenn sich die Regierung der zweiten Auf­lösung enthielte und ihre Aufgabe darin erblickte, sich mit dem Reichstage auf annehmbarer Basis zu verständigen... Im Inlande wie im Auslande hätte man dann den Eindruck, daß unsere Regie­rungspolitik das Maß von staatsmännischer Ruhe. wiedererlangt habe, das ihr in der Agitation für die Annahme der jetzigen Vorlage verloren ge= gangen ist. Die Welt würde sich überzeugen, daß die deutsche Regierung fern davon ist, einem rechthaberischen Festhalten an dem einmal Ausge­sprochenen und Vorgelegten den inneren Frieden des Landes zu opfern Im anderen Falle, das heißt, wenn man es auf eine Kraftprobe an­tommen lassen will, leidet das deutsche Ver= fassungsrecht not, oder mindestens wird seine Haft­barkeit auf eine ebenso überflüssige als schädliche Probe gestellt."

Ist es nicht grauenhaft zu denken, daß die reifste Weisheit Bismards noch immer ungehört bleibt, und daß unsere Reaktionäre ein für alle­mal unbelehrbar bleiben?

irdischen Gefilden schmerzlicher gestört als die Er- Gerhart Herrmann Mostar  / Diesmal ein Märchen

fenntnis, daß sein Lebenswert durch mangelhafte parlamentarische Untermauerung zugrunde ge= richtet worden ist."

Hermann Hofmann, der uns dieses schreibt, hat 1914 eines der wichtigsten Bismard- Bücher ver= öffentlicht. Der dritte Band heißt:

" Fürst Bismard als Hüter der Reichs­verfassung."

Darin finden sich auch folgende Aeußerungen Bis

mards:

Ich bin der Ansicht, daß, wenn irgend etwas im Bedürfnis des Deutschen Reiches liegt, es die Aufrechterhaltung der Autorität seiner Bolfsvertretung ist... Wir bedürfen eines angesehenen Reichstages zur Erhaltung und Fort­bildung unserer nationalen Einheit. Wird das Ansehen des Reichstages in beklagenswerter Weise durch Streberei und den unlauteren Wett­bewerb seiner Fraktionen und ihrer Führer herab­gesetzt, so sollte die Regierung, wenn ihr nicht jeder meitere Blick und alles Verständnis für die Bedingungen der Wohlfahrt des Landes abgeht, es als ihre Aufgabe betrachten, die sinkende Be wegung des Reichstages nach Möglichkeit aufzu halten, nicht aber sie durch gouvernementale Zu­mutungen fördern."

Ein anderes Mal sagte Bismard: Das wich­tigste Organ für die öffentliche Pflege unseres nationalen Bewußt seins ist der Reichstag... Unsere Ber­fassungen im Reiche wie in den Bundesstaaten find auf die unabhängige Mitwirkung der Bolks= vertretungen an der Gesetzgebung zugeschnitten und berechnet; wenn diese Mitwirkung ausbleibt oder aufhört, unabhängig zu sein, so wird damit unser Verfassungsleben abgeschwächt und verfällt chronischen Krankheiten.

Kaiser Wilhelm I.   in all feiner Machtvoll­kommenheit und ich mit allen Erfolgen, die ich hinter mir hatte, haben in viel berechtigterer Stellung als die der jetzigen Regierung die schwersten Niederlagen erlitten, ohne daß uns auch nur entfernt der Gedanke gekommen wäre, es läge darin eine Schwächung der Autorität des Deutschen Reiches. Wenn das zuträfe und der Reichstag sich deshalb jedes ernstlichen Wider­standes aus solchen Gründen enthalten müßte, so verdiente der ganze konstitutionelle Apparat zum alten Eisen geworfen zu werden. Es bestände feinerlei Bedürfnis, ihn beizubehalten... Selbst die schärfste Autokratie, die durch keinen Parlamentarismus bemäntelt ist, wird immer noch das Bedürfnis haben, daß die öffent­liche Meinung das gouvernementale Vorgehen der Vernunft und den Landesinteressen entsprechend finde."

Hermann Hofmann schildert, wie Bismarc die Anmaßungen des junkerlichen Konserva= tiven Wochenblatts" lächerlich machte, das sich gegen die verfassungsmäßigen Rechte des Reichstags gewandt hatte. Bismard erklärte:

,, Die Verfassung ist vom Kaiser be schworen und wird von ihm sicher gehalten werden. Das Konservative Wochenblatt' des Herrn v. Helldorf ignoriert die Verfassung voll­ständig, die dem Reichstag die unbefangene An­nahme oder Ablehnung der bundesrätlichen Vor­lagen zubilligt."

Als die Regierung

dem Reichstag   die überhaftete Annahme des neuen Bürgerlichen Besetzbuches" auf. amingen wollte, erklärte Bismard:

Das Herz des Vaters

Das Märchen fängt an

Einmal war ein Mann, der hatte den Scheitel seines Lebens schon überschritten, da heiratete er ein junges Weib. Nicht lange, so gebar ihm das junge Weib einen schönen Knaben; aber es gebor ihn unter großen Schmerzen, und bald danach legte sich die Frau nieder und starb. Da war nun der alternde Mann allein mit dem Kind, und es war ihm das Kostbarste, das er besaß; denn es war der Abglanz, der ihm geblieben war vom furzen Glück feines langen Lebens. Darum konnte es mphl nicht anders sein, als daß der Vater den Sohn mit zuviel meicher Liebe umgab und ihn also verzog und verzärtelte. Des Kindes Antlitz wurde immer schöner, je älter es wurde, sein Herz aber wurde immer häßlicher, wenn auch die Leute in der Welt seine Häßlichkeit nicht sahen vor dem Reiz des Aeußeren. Der Vater jedoch sah es wohl, denn seine große Liebe gab ihm, tief hinein­zusehen in seinen Sohn; hart und streng aber zu sein, gab sie ihm nicht.

Der Knabe war eben der Schule entwachsen, da fühlte der Vater, daß sein Ende nahe kam. Er fürchtete es nicht um seinetwillen; wohl aber trug er Sorge um das Schicksal seines Kindes, das leichtsinnig war und ohne Ernst, leichtfüßig und bhne Schwere, schwankend und ohne Halt. So fann er lange, wie er dem Jungen möchte ein Hüter und Warner sein können auch nach seinem Tode, und sei's auch mit großem Opfer; und da er nun zufällig von einem funstreichen Uhrmacher hörte, der lebendige Uhren zu machen verstand, tam ihm ein seltsamer Gedanke. Der uralte Künstler wohnte viele Meilen weit, aber der Vater scheute die Reise nicht und trat in des Alten Werk­statt und sprach:

,, Man sagte mir, daß du lebendige Uhren zu machen verstehst. So aber eine Uhr lebendig sein soll, muß sie ein Herz haben. Ich will dir das meine geben; wird es wohl noch ein Uhrwerk treiben können?"

Der Uhrmacher erwiderte: Es kommt nicht auf das Alter eines Uhrwerks an, sondern auf seine Güte; und es fommt nicht auf das Alter eines Herzens an, sondern auf seine Güte."

,, Ich habe", antwortete der Vater ,,, einen ein­zigen Sohn, der ist nicht so geraten, wie es mir angenehm ist. Daran aber gebe ich mir selbst die Schuld; ich war zu alt und er war zu jung, und ich wußte ihn nicht zu leiten. Nun soll ich sterben, und ich möchte nach meinem Tode der Freund und Hüter sein, der ich ihm im Leben nicht sein konnte. Es steht eine alte, große Uhr in unserem Hause, die hat die Stunde seiner Geburt gezeigt. Sie wird ihm weiter alle Stunden seines Lebens zeigen. Ich möchte, daß mein Herz in dieser alten Uhr schlüge zu seinen Unterlassungen und Taten."

,, Es wird dich dein Vermögen kosten", sagte der Alte.

,, Des Vaters Liebe ist besser, denn des Vaters Geld."

Und es geschah...

Und es geschah, wie sie es verabredet hatten. Als der Sohn außer dem Hause mar in leicht­fertiger Gesellschaft, nahm der Alte dem Bater das

Herz aus der Brust und baute das zitternde Herz in die alte Uhr, und die Uhr tickte und schlug mie zuvor. Wie nun der Sohn nach Hause kam spät in der Nacht, lachend und lärmend, sagte ihm der Alte: ,, Dein Vater ist gestorben. Er konnte dir nichts hinterlassen als diese alte Uhr. Du soulst, läßt er dir sagen, auf ihren Schlag achten in jeder Stunde beines Lebens. Wenn sie einmal nicht in Ordnung ist, wende dich an mich."

Damit verschwand der Alte. Der Sohn begrub seinen Bater schlecht und recht und verwand seinen Schmerz bald in lustiger Gesellschaft. Da er aber fein Geld hatte und auch nicht viel Lust zur Ar­beit, faßte ihn bald die bittere Not.

Eines Tages nahm ihn einer seiner Zechgenossen beiseite und sagte: ,, Du hast nichts, und ich habe nichts und wir brauchen viel. Der alte Geizhals im Haus um die Ecke hat viel und braucht fast nichts. Laß ihn uns heute abend niederschlagen." Da der Sohn nicht so recht wollte, sagte der an­dere: Hilfst du mir nicht, so tu ich's allein und hab auch die Beute allein. Wenn du aber willst, dann sei um neun Uhr da."

Der Sohn ging nach Hause und überdachte seine Lage. Nicht lange, so wollte er und blickte immer­fort auf die alte Uhr, daß er die neunte Stunde nicht versäume. Seltsam: die Uhr schien ihm sehr langsam zu gehen, ihr Schlag schien wie gelähmt. Er schob es auf seine Ungeduld und wartete bis zur neunten Stunde. Da sprang er auf und wollte hinuntereilen zur verbrecherischen Tat. Wie er aber noch einmal aus dem Fenster blickte, sah er einen Tumult auf der Straße: Wachtleute führten seinen Freund gefesselt vorbei. Er hörte aus den aufgeregten Gesprächen der Leute, daß man den alten Geizhals tot aufgefunden hatte, und daß eine Frau seinen Freund um neun Uhr vor dem Hause des Alten hatte umherschleichen sehen; nun hatten sie ihn verhaftet und die Beute noch bei ihm ge= funden. Wie spät ist es denn?" fragte der Sohn erschauernd. ,, Eben elf Uhr!" antwortete jemand. Der Sohn blickte rasch auf das Ziffernblatt seiner alten Uhr: aber auch das zeigte jetzt elf... ,, Dann muß ich mich immerfort versehen haben", dachte der Sohn, und zum erstenmal war ein Dank in ihm gegen die Güte des Geschicks, das ihn vor dem Schafott bewahrt hatte.

"

Bald jedoch vergaß er dies gute Gefühl. Зи sehr drückten ihn seine Sorgen. Er beschloß, sich eine reiche Frau zu nehmen, und meil er hübsch von Angesicht und rant von Körper war, fand er bald eine reiche und schöne Erbin, die sich in ihn vergaffte. Morgen früh um zehn Uhr", sagte fie eines Tages endlich zu ihm, kannst du bei meinem Bater um meine Hand anhalten."

In zitternder Ermartung verbrachte er diese letzte Nacht. Und merkwürdig: diesmal raften die Stunden auf der alten Uhr, trotz seiner Ungeduld, und er begriff erst jetzt, wie falsch sie damals ge­gangen sein mußte. Als es hell war und die Uhr zehn Stunden zeigte, eilte er in das Haus seiner Geliebten und kam ungesehen bis vor ihre Tür. Dort stuzte er, denn er vernahm eine scheltende Stimme: es war die ihres Baters. Dann hörte er fie antworten: Laß nur, Vater. Hochzeit müssen mir noch so tun, als ob mir reich mären. Dann soll er schon arbeiten für uns beide, daß ihm das Blut unter den Nägeln heraussprigt,

Bis zur

und wenn er uns genug Vermögen erschuftet hat, dann fliehen wir beide!"

Ungesehen, wie er gekommen, ging der Sohn aus dem Hause und als er auf dem Marktpla war und zur Rathausuhr emporschaute, sah er, daß es erst acht Uhr war.. So hatte er die beiden überrascht dank der alten Uhr. Er bes schloß, sie zum Uhrmacher zu bringen; aber tief in seinem Innern war schon der Aberglaube, daß das afte Ding auf eine geheimnisvolle Art über ihm mache und ihn zum Besten lenke, und er tat mun nach dem Wunsch seines Vaters und achtete auf ihre Stimme.

Es blieb ihm nichts, als eine Stellung anzus nehmen. Er fand sie in einer Bank, wo man ihme seines Ansehens und feines gewandten Auftretens wegen bald volles Vertrauen entgegenbrachte. Aber sein larges Gehalt genügte ihm nicht; er tonnte nicht lassen vom Wohlleben; und eines Tages saß er an seinem Tisch und hatte einen Wechsel vor sich liegen und wollte ihn fälschen und morgen fliehen. Unwillkürlich jedoch blickte er zu der Uhr da war ihm, als stünde das Werk einen Herzschlag lang still, wie in einem furcht­baren, zitternden Erschrecken. Seine Hände, faſt ohne Zutun seines Willens, zerrissen den Wechsel. Und die Uhr ging regelmäßiger und träftiger denn je.

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Ein glückliches Ende

Er arbeitete weiter in der Bank, und da er von Natur nicht dumm und ungeschickt war, arbeitete er sich langsam hinauf. Er lernte ein Mädchen kennen, das er liebte mit all seiner besser ge= wordenen Seele. Aber das Mädchen war arm, und seine besten Freunde rieten ihm ab, sie zu heiraten: er werde nie nach oben kommen, wenn er, der selbst arm war, noch eine Aermere zur Frau nehme. Doch der Sohn beschloß, nach seinem Herzen zu gehen und in einem Brief um ihre Hand zu bitten. Als er den Brief verschließen wollte, blickte er, wie es seine Gewohnheit gemor­den war, noch einmal auf die alte Uhr. Erschreckend sah er, daß sie stand.

Er suchte sie wieder in Gang zu bringen. Es gelang nicht. Sie blieb stumm. Da glaubte er, daß die getreue Mahnerin ihn vor dem armen Mädchen hatte warnen wollen. Er gehorchte ihr und schrieb dem Mädchen tieftraurig den Abschieds­brief.

Nun entsann er sich des alten Uhrmachers und beschloß, ihn aufzusuchen.

Der Alte empfing ihn, als hätte er ihn gestern erst gesehen. Er öffnete das Werk und nahm das Herz heraus. Dies Herz", sagte er streng ,, iſt das Herz deines Vaters. Es hat über dich gemacht und dich vor Bösem behütet. Du wurdest besser und fester unter seinem wachsamen Schlag. Und da du das Beste und Glücklichste tun wolltest: den Menschen zu dir zu nehmen, den du liebst, einen Menschen der gut und tapfer ist, ohne Rücksicht auf Geld und Schönheit da durfte das ruhelose Herz zur Ruhe gehen. Es wird nicht mehr schlagen. Du bist nun selbst Manns genug, das Rechte zu tun. Geh hin zu dem Mädchen, das um dich weint, und nimm sie zur Frau."

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Und der Sohn ging und verstand fortan die Stimme aller Uhren und aller Herzen.