Abwehr der Konsumvereine Gegen die nationalsozialistische Konsumvereinshetze
Vom Zentralverband deutscher Konsumvereine wird uns geschrieben: „Vor einigen Wochen waren Brutalität und Zerstärungssucht die Hauptmerkmale des national- sozialistischen Kampfes gegen die Konsum- genossenschaften. Hunderte von Spiegel- scheiden konsumgenossenschastlicher Verteilungs- stellen muhten an den blinden Eifer national- sozialistisch verhetzter Kreise glauben, so daß der Zentralverband deutscher Konsumverein« sich ver- anlaßt sah� bei dem zuständigen Ministerium vor- stellig zu werden Die Lagerhalter und Ge- schäftsführer von Konsumgenossenschaften muhten damit rechnen, von den wilden Untermenschen dieser Partei auf der Straße niedergeschla- gen oder gar in ihren Wohnungen erschossen zu werden Auch heute ist diese Welle der Per- rohung und der Brutalität noch nicht verebbt, Sie wird vielmehr geschürt durch die verleumde- risch« Kampfesweise, die von den Nationalsozia- listen in ihren Zeitungen und Flugblättern geübt wird. Die Listen deutscher Geschäftsleute, tn denen die Genossenschaster als„f r e m d r a s s i g e Emporkömmlinge" und als„B a m p y r e" bezeichnet werden, sind noch eine verhältnismäßig harmlose Art niederträchtiger Hetze Ebenso ist es nicht weiter verwunderlich, daß die Lügen über die steuerliche Bevorzugung der Kon- sumgenossenschaften und über ihre Stützung durch Riesenkredite in der nationalsozialistischen Presse einen willigen Verbreiter finden. . Den Gipfel der Niederträchtigkeit und Gemein- heit bildet aber ein Schreiben, das neuerdings in fast allen Gegenden Deutschlands den Konsum- genossenschaftsmitgliedern zugestellt wird. Der Empfänger wird mit„Werter Genosse" an- geredet. Das Schreiben ist mit den drei Pfeilen der Eisernen Front geziert und schließt: „Mit Freiheitsgruß! Einige alte Konsumgenossen." In diesem Schmutzblatt wird nun über die Zahlungsunsähigkett der konsumgenossenschaftlichen Sparkossen, über den drohenden Konkurs vieler Konsumgenossenschaften, über die Verschwendung?- sucht der Geschäftsführer, über die Ausgabe von Genosfenschaftsgeldern für Parteizwecke geredet und dazu aufgesordert. aus diesen Dingen die Kon-
sequenz zu ziehen und der Konsumgenossenschast den Rücken zu kehren Schurken besitzen in der Regel nicht den Mut, für ihre lichtscheuen Taten einzustehen; jedoch ge- lang es an einer Stelle, einen National- sozialisten als Verbreiter dieses Schrei- bens zu ermitteln, so daß dessen Herkunft kein Geheimnis mehr sein dürste. Das Gesudel, das in diesem Schreiben enthalten ist. ist einer Widerlegung nicht wert und kann nur als das gekennzeichnet werden, was es wirklich ist: eine ganz niederträchtige und gemeine Schurkerei! Die Konsumgenossenschaften sind es gewohnt, bekämpft zu werden. Seit ihrem Bestehen hat der Privathandel mit Argusaugen über sie gewacht und bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Gemeinschädlichkeit und Staatsgesährlichkcit darzutun versucht. Wenn auch die Gründe für den Kampf des privaten Einzelhandels gegen die Konsumgenossenschaften verständlich sind, so ist da- mit noch in keiner Weise die Art des Kampfes gerechtfertigt. Wenn es wahr ist, daß jemand um so mehr Unrecht hat, je wilder er sich bei der Verteidigung seiner Interessen ge- bärdet, so müssen der Einzelhandel und die mit ihm im Bund stehenden Nationalsozialisten heute restlos im Unrecht sein: denn an Niederträchtig- keit, Gemeinheit und Brutalität sind ihre Kampf- Methoden gegenwärtig kaum zu überbieten. Die Konsumgenossenschaftsbewegung, die immer bemüht gewesen ist, sich einer aufrichtigen poli- tischen Neutralität zu befleißigen, hat auch gegen- über dem Treiben der Nationalsozialisten lange Nachsicht geübt. Das mag mit ein Grund dafür gewesen zu sein, daß dieAngriffe derNationalsozia- listen immer schäbiger und unehrlicher wurden. Die Konsumgenossenschaften sind daher g e- z w u n g« n, auch ihrerseits ganz energisch gegen diese politische Partei Front zu machen, die sich mit den Interessen des Privatwirtschaft- lichen Mittelstandes identifiziert und sie durch ihre unehrliche und schäbige Kampfesweise unterstützt." Von den„Redlichen Pionieren" zur Weltorganisation An vielen Orten bemühen sich sozialpolitisch interessierte Leute, eine begrüßenswerte Form von (zusätzlicher) Arbeitslosenhilfe zu organisieren, in
der Arbeitslose für Arbeitslose tätig werden(Küchen. Werkstätten) Wer denkt daran. daß aus solcher Gegenseittgkeitshilse unter Ar- beitslosen die Riesenorganisationen der Kon- sumgenossenschaften entstanden sind? Denn nichts anderes als eine kärgliche Krisen- Hilfe sollte es zunächst sein, als im Jahre)8�fi die arbeitslosen Weber, die„redlichen Pioniere von Rochdale " ihren kleinen Laden er- ösfneten. Wie der Geist der Gegenseitigkeitshilfe die Konsumgenossenschaften groß gemacht hat, das zeigt Professor Robert Wilbrondl eindringlich in einer kleinen Schrift„Konsumgenossenschaften" (Verlag von E. H. Moritz, Stuttgart ). Aber der Verfasser wollte nicht so sehr die Ge- schichte der Konsumvereinsbewegung geben— wiewohl sie ausreichend beleuchtet wird, als viel- mehr ihre Bedeutung in der Gesamtwirtschaft und für die Entwicklung des Sozialismus auf- zeigen. Besser noch als die Umsatzziffern in Deutschland 1930 fast 1.5 Milliarden Mark, in Großbritannien sogar 4,5 Milliarden Mark— spricht für die Bedeutung die(symptomatische) Tatsache, daß die Zündholzfabriken der Konsum- vereine als P r e i s r e g u l a t o r e n für das deutsche Zündholzmonopol bestehen blieben. Wenn man auch Wilbrandt» Ansichten nicht immer teilen kann, niemand wird die Schrift ohne Gewinn lesen. Wichtiges statistisches Material ist beigefügt.
Deutsches Eisenerz Wirtschaftlichkeit auf Staatskosten Auf der wissenschaftlichen Tagung des Ver» eins deutscher Eisenhüttenleut« in Düsseldorf kam der Vortragende Dr. Luykens zu dem Schluß, daß Zwangsmaßnahmen zu ver- mehrter Verwendung inländischer Eisenerze(Bei- Mischungszwang) ebenso abzulehnen sei wie ein Erzzoll. Ministerialrat Arlt vom preußischen Handelsministerium kündigte an, daß zur Aufrechterhaltung der Wasserhaltung, das heißt zur Erhallung der Fördertätigkeit, den Siegerländer stilliegenden Gruben neue S u b- ventionen gegeben werden sollen. Man erfuhr aber auch über die deutsche
Erzversorgung einiges, woraus sich erklärt, weshalb so viele deutsche Erzgruben heute stilliegen müssen und der Staat zu Subven- tionen gezwungen wird. Die viele Jahre hindurch an die preußischen und hessischen Erz- gruben gezahlten, sozial durchaus gerechtjertigten Subventionen sind nämlich wirtschaftlich nur deshalb verursacht worden, weil die Eigentümer dieser Erzgruben, das heißt die Ruhrkonzerne, sich immer mehr von der Ver- wendung deutscher Erze abgewendet haben. Auch nach dem Verlust des Lothringer Minettegebiets, In der Inflationszeit, betrug der Anteil deutscher Erze bei der Verhüttung noch 4 5 P r o z. Seitdem ist der Anteil a u f 1 S, 5 P r o z. gesunken. Di« Hochöfen an der Küste verbrauchen überhaupt nur ausländische Erze. Das Ruhrgebiet verwendet nur 7bi«8Proz. deutsche Erze; 95 Proz. oller Auslandserze werden allein im Ruhrgebiet verhüttet. Nun soll nichts gegen den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit gesagt werden, der aus- ländische Erze mehr empfiehlt als inländische. Die Herren von der Ruhr haben nun aber den N at i o n a l st o l z gepachtet: sie haben jedoch nie viel Wesens daraus gemacht, daß sie um beim Geldmachen besser abzuschneiden, deutsche Gruben und deutsche Arbeiter in Massen stillegten und dann noch den Steuerzahler für ihre„wirtschaftlichen Maß- nahmen" bluten ließen. Diese Art Moral ist schon schlimm genug, wenn sie auch nichts als kapitalistisch ist, und der Kapitalismus braucht ja kein Vaterland zu kennen, wenn man nicht gerade vor Wahlen steht. Aber«s ist doch noch zu vermerken, w i e dumm bekanntlich der Grundsatz der Wirtschast- lichkeit bei der ausländischen Erzbeschassung an- gewendet wurde: die berühmten schwedischen Erzvec träge der Ruhrkonzerne, auf eine ewige Eisenkonjunktur mit festen Preisen ab- gestellt, haben sich so ausgewirkt, daß heute fast ein ganzer Jahresbedarf auf Lager liegt und enorme Zinsen kostet.
Belebte Walzwerksproduktion Wie die Roheisen- und Stahlwertsproduktion. sind im Monat Oktober auch die Leistungen der Walzwerke infolge der neuen Reichsbahn - auftrage und verschiedener in Durchführung de« griffener Rusienausträge erheblich gestiegen. Di« Produktionsmenge erreichte rund 368 55Ü gegen 291 136 Tonnen im September. A r b« i t s t ä g, l i ch erhöhte sich die Produktion von 11 198 auf 14175 Tonnen, also um rund 2 6,6 Proz.
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Kreditberechfigt sind alle Beamte. Angestellte und Arbeiter bitten wir beim Einkauf einen Kreditscheck unseres Vertrauensmannes in ihrem Betriebe oder das Mitgliedsbuch einer Berufsorganisation beizubringen