feil am linken Handgelen! zu haben, wa» ebenfalls ärztlichglaubhaft ist, weil hier der Schlag eine Stelle getroffen hat.welche durch muskulöse Bedeckung nicht geschützt ift Borläufigkann der kleine Patient infolge der Schläge die Schule nicht be-suchen.Der Vater wird über den Fall Anzeige bei der Staats-anwaltschaft erstatten. Ueber den Verlauf der Sache werden wirseinerzeit berichten.Gew�rbe-'BUtsItelltmja 1806*Im Chemiegebände finden am Sonntag wiederExperimentalvorführungen der Röntgen'schcn Entdeckung statt.Der Skandal im Vcrgniigungspark. Zu einer offenenSpaltung ist es Freitag zwischen de» Pächtern des Vergnügungs-parks gelegentlich einer Versammlung derselben gekommen. AufVeranlassung des Arbeitsausschusses war für vorgestern Nach-mittag eine Versammlung der sämmtlichen Vergnügungspark-Pächter durch den Vorfitzenden derselben einberufen, in welchereine neue Festkoinmission gewählt und über weiter zu bestim-wende Festlichkeiten verhandelt werden sollte. Wie nicht anderszu erwarten, kam es zwischen den beiden- Parteienzu so unerquicklichen Debatten, daß die beiden anwosendenVertreter des Arbeitsausschusses sich entfernten. Als gleichdarauf zur Neuwahl der Vergnügungskommisfion geschrittenwerden sollte und es hierbei wieder zu persönlichen Angriffenzwischen beiden Parteien kam, forderte der Leiter der Versa»»»-hing, Herr Sternheim, diejenigen Anwesenden, die nicht Mit-glieder der Vereinigung des Vergnügungsparkes sind, auf, dasLokal zu verlassen. Zu den Hinausgewiesenen gehörte auch derE i g e n t h ü m e r des Lokals, in welchem die Versammlungstattfand. Nachdem sich die Gegenpartei vom Kampfplatz ent-sernt, wurde von den Zurückgebliebenen die alte Festkoinmissioneinstimmig wiedergewählt. Die Gemaßregelten haben sich sofortbeschwerdeführend an den Arbeitsausschuß gewandt und sich zueiner zweiten Vereinigung der Vergnügnngspark-Pächter zusammen-geschlossen und beabsichtigen nunmehr ebenfalls für sich selbst Festeim Vergnügungspark zu veranstalten.Die Dampfschifffahrts-Gesellschaft„Adler", deren Fahr-zeuge zwischen Waisenbrücke und Gewerbe-Ausstellnng verkehrten,hat den Betrieb eingestellt und die Dampfer, die der Bräunlich-schen Nhederei in Stettin gehören, nach dort wieder zurück-geschickt. Die Dampfschifffahrts-Gesellschaft„Stern" hat sowohldie Abonnenten als auch den Verkehr für die eingegangene Gesell-schaft„Adler" übernommen. Die Anlegestellen der Adler-Gesell-schaft sind außer Betrieb gesetzt.Die Direktion des RieseufernroHrS hat für heute, Sonn-tag, den Eintrittspreis ausnahmsweise anf 20 Pf. herabgesetzt.Mnnfl und MiffenMafk.Das Ostend-Theater ist am Freitag unter der Direktionvon Karl Weiß, dem Darsteller der Schwerenöther im AdolfErnsl-Theater feierlich eröffnet worden. Es gab ein freundwilliggestimmtes volles Haus und sogar einen eigens gedichtetenProlog, in dem die tragische, wie die heitere Muse, Melpomeneund Thalia um den Vorrang im Hanse kämpfen. Der Theater-direktor selber macht dem Wortgefecht ei» Ende, indem er Mel-pomenen, wie Thalien, gemeinsam in die Arme schließt. Siesollenvereint in seinem Theater herrschen. Er werde dem Volke vomGuten das Beste bringen und verlange nur dafür das täglicheBrot. Diese letzte Bemerkung brachte den einzig wahren Tonin den„Prologus".Wie Herr Weiß und mit ihm andere Privatunternehmer, dieuns neuerdings mit Volksbühnen beglücken, die Begriffe Volkund Pöbel verwechselt, wie er sich ferner das Zusammengehenvon Melpomene und Thalia vorstellt, das haben wir schauderndan dem„Volksstück", dem„Deutschen Michel" von RudolfK n e i s e l miterlebt. Adolf Ernst-Lustigkeit, für engstes BerlinerSpießbürgerthum berechnet, und grausame Phantasien wüstesterHintertreppenromane, das sind Karl Weißens Musen. Kneiselwar immer ein harmloser Spaßmacher. Beschämend genug, daßer auf seine alten Tage sich zu solchem Machwerk hergebenmußte, und noch beschämender, daß aus der neuen Volksbühneim Osten ein Publikum von Hausfreunden zu einem lärmendenBeifallshumbug mit Ueberreichen von Riesenkränzen und Blumen-körben ü la Adolf Ernst beitrug.Michel Bombach, früher Schlächter, jetzt Rentier, istder deutsche Michel, dessen Sohn Felix Lieutenant beider deutschen Schutztruppe und zugleich allbeliebter Engelder schwarzen Eingeborenen ist. Michel Bombach, vom DirektorWeiß gleichfalls nach berühmtem Vorbild in eigener Persongespielt, unternimmt mit seiner Familie eine Asrikareise zumBesuche seines Felix. Zu ihm und zu seiner Schwiegertochterhat sich ein fürchterlicher Dämon gesellt, der tückische Sklaven-Händler Mustapha, ein Teufel, der seinen schwarzen Sklavenzwingt, geheime Tränke zu brauen und sie der schönen Gattindes Lieutenants Felix einzuflößen. Auf die hat der Finstere einAuge geworfen. Versuchte Gewalt, Mordbrennerei, Rettung einesKindes aus den Flammen, Befreiung von einem Unhold, derder Gerechtigkeit verfällt, wechseln in lieblicher Folge miteinander ab. Und dabei fand Herr Weiß noch den Muth, andie Gunst der Herren von der schwarzen Kunst(der Feder) zuappelliren. Das wären traurige Gesellen und er müßte sie sichvorstellen, wie er sich daS Volk vorzustellen scheint: verlottert undverwildert im Geschmack.Von den angeworbenen Schauspielern ist unter solchen Um-ständen nichts zu sagen, Es thut einem weh, Menschen im Kampfums tägliche Brot so sehr herabgewürdigt zu sehen.Ueber eine wissenschaftliche Entdeckung, die möglicher-weise einiges Licht in die bisher jeder Erklärung spottende Ent-stehungsfrage der Krebsgeschwülste zu bringen berufen ist,weiß die„National- Zeitung" anf grund einer der Akademieder Wissenschaften vorgelegten Mittheilung folgendes zu berichten:In diesem Frühjahr wurde ein junges Mädchen in die Leyden-sche Klinik aufgenommen, daS an einer infolg« eines Herzleidensentstandenen Bauchwassersucht erkrankt war. Die Flüssigkeitwurde in der bekannten Weise durch Einstich in die Bauchhöhlezu wiederholten Malen entleert, und es wurden hierauf knolligeGeschwülste in dem Unterleibe festgestellt, die zu den bösartigenNeubildungen gezählt werden durften. AlS dann im Juli dieentleerte Flüssigkeit mikroskopisch untersucht wurde, fanden sichunter anderem sehr auffällige gallertartige Zellen in Nesternzusammenliegend. Diese Zellen veränderten oft ihre Gestalt,indem sie sußähnliche Fortsätze aussandten, die sie in-dessen auf den geringsten Reiz wieder einzogen. Eswurde ferner an diesen Gebilden eine Fortpflanzung durchZknoSpung und Theilung beobachtet. ES handelt sich nun aberhierbei keineswegs um die bekannten Bewegungen der weißenBlutzellen, sondern um eigenartige, bisher noch nicht beobachteteKleinlebewesen. Als dann im Laufe d-S Sommers«in ältererMann in die Leyden'sche Klinik aufgenommen wurde, der gleichfallsan Bauchwassersucht litt, bei dem aber außerdem mit Sicherheitauch ein Magenkrebs festgestellt werden konnte, da fand man inder vorsichtig entleerten Bauchflüssigkeit ebenfalls jene räthsel-haften Gebilde. Herr Dr. Schaudinn vom zoologischen Institutunserer Universität stellte zunächst die Identität der in den beidenFlüssigkeiten gefundenen Organismen fest, und zwar gehören dieseKleinlebewesen in die Reihe der parasitären, amoeben«ähnlichen Wurzelfüßler(Rhizopoden), die nunmehrihrem ersten Entdecker zu Ehren den wissenschaftlichen Tauf-namen„I-öZ?ckoQia gemmipara Schaudinn" erhielten. DieThierchen haben einen Durchmesser von 3—36 Mikromillimeter,das heißt von 0.003—0,036 Millimeter! DaS Plasma dieserLendenia, das heißt ihr Zellinhalt zeigt eine Menge gelb-licher, stark lichtbrechender Körnchen, die von einer wasser-hellen, eiweißhaltigen Schicht umgeben sind. Nach den bis-herigen Beobachtungen scheinen sich diese Kleinlebewesenvon Blutskörperchen zu nähren, so daß hieraus auf diekrankheitserregende Natur der Leydenia geschloffen werdenkönnte. Außer in den Bauchwafferstüssigkeiten der beiden an-gedeuteten Erkrankten ist diese Leydenia noch nirgends gefundenworden. Besteht nun ein ursächlicher Zusammenhang zwischendiesen Kleinlebewesen und der Krebsgeschwulst? Die Beant-wortung dieser folgenschweren Frage wird hoffentlich das Er-gebniß weiterer Forschungen sei».Der SiriuSbegleiter ist auf der Lowell- Sternwarte inArizona wieder entdeckt worden. Bessel in Königsberg stieß inden vierziger Jahren mit seiner Prophezeiung, daß die beidenhellen Sterne im großen und kleinen Hunde, Sirius undProcyon, wahrscheinlich dunkle Trabanten hätten, in derastronomischen Welt auf starke» Widerspruch, bis dann dieaus den Bewegungsanomalien des Hauptsterncs geschlossenehypothetische Bahn des Siriusbegleiters eine glänzendeBestätigung durch die Auffindung des störenden Sterns durch denberühmte» Optiker A. Clark in Cambridge(V. St.) mit seinemneuen Riesenfernrohr 1862 erfuhr. Nach Professor Anwers läuftder Trabant in 49 Jahren einmal um den Sirius, seine Hellig-keit ist öVs Größe. Der Sirius hat die vierzehnfache Masse derSonne, der Begleiter die siebenfache Sonnenmasse, beide Sternestehen 37 mal weiter von einander ab als Erde und Sonne voneinander. Dr. See hat nun den bisher in den Siriusstrahlenverborgen gebliebenen Fixstern-Trabanten mit dem großen Fern-rohr der Lowell-Sternwarte in einer Distanz von sechs Bogen-sekunden vom Hauptstern Sirius und in einem Positionswinkelvon 219 Grad wieder aufgefunden.Das Mitglied des Reichs- Gesundheitsamts, Ober-Medizinalralh Dr. v. Kerschensteiner in München, ist am Don-nerstag im Alter von 65 Jahren gestorben.'s' Johann Kautsky. Der Wiener Dekorationsmaler JohannKauteky sen. ist vorgestern in St. Gilgen, wo er zum Sommer-aufenthalt weilte, ini Alter von 69 Jahren gestorben. Erwar ein geborener Prager nnd bildete sich an der Akademieunter Professor Hausdorfer als Landschaftsmaler aus. Schon inden fünfziger Jahren wendete er sich in Prag der Dekorations-malerei zu, die damals noch sehr primitiv und schablonenhaftbetrieben wurde, und brachte es darin bald zu großer technischerVollkommenheit, indem er namentlich bestrebt war, den land-schastliche» Dekorationen realistische Naturwahrheit zu geben.Um die Mitte der sechziger Jahre kam Kautsky, wie wir der„N. Fr. Pr." entnehme», nach Wien nnd vereinigte sich hier mitÄrioschi und Bnrghart zu gemeinsamer Thätigkeit. Die dreiKünstler, von denen jeder ein anderes Genre der Dekorations-malerei vertrat, erhielten bald Gelegenheit zu großen Arbeiten.indem sie zahlreiche Dekorationen für die neue Oper, für dasBurgtheater und für die anderen Wiener Theater lieferten. Estrat damals ein völliger Umschwung in der dekorativen Aus-stattung der Wiener Bühnen ein, indem dieselbe nun einen künst-lerischen Charakter erhielt. Der Ruf der Firma Brioschi, Burg-hart u. Kautsky verbreitete sich auch bald über Wien hinaus, undsie erhielt Bestellungen für viele auswärtige Theater. Kautskywar auch ein ausgezeichneter Panorama- Maler, und in Wie»waren mehrere ungemein effektvolle Arbeiten dieser Art von seinerHand zu sehen. Zwei seiner Söhne, die Maler Hans und FritzKautsky, bildeten sich unter des Vaters Leitung für dasselbe Fachaus und sind anerkannte Meister in demselben geworden. Siearbeiten bekanntlich im Vereine mit dem Maler Rotlonara undliefern Dekorationen selbst für englische und amerikanischeBühnen. Johann Kautsky's Gattin, eine Tochter des PragerTheatermalers Jaich, ist unsere bekannte Parteigenossin, FrauMinna Kautsky, und der dritte Sohn, Karl Kautsky, ist unsallen als Redakteur der„Neuen Zeit" und Verfasser einer Reihein der sozialistischen Literatur hochbedeutender Werke bekannt.Theater-Wochen-Chronik. Neues königl. Opern-T h e a l e r(Kroll). Montag: La Traviala. Dienstag: Tann-Häuser. Mittwoch: Der Barbier von Sevilla. Rosine:Signorina Prevosti, als Gast. Die Rose von Schiras.Donnerstag: Der Evangelimann. Phantasien im Bremer Raths-keller. Freitag: Falstaff. Die Rofe von Schiras. Sonnabend:Das Heimchen am Herd. Sonntag: Das Heimchen am Herd.—Schauspielhaus: Montag: Wallensteins Tod. Dienstag:Judith. Mittwoch: Graf Essex. Donnerstag: Das Winter-märchen. Freitag: Wie die Allen sungen. Sonnabend: Zumersten Male: Goldfische. Sonntag: Goldfische. Montag: DieJungfrau von Orleans.— Das Deutsche Theater bringtam heutigen Sonntag Abend die ersie Wiederholung vonShakespeare's„Julius Cäsar", welches Stück in dieser Wocheaußerdem noch am Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und nächst-folgenden Sonntag Abend in Szene geht; Aufführungen der„Weber" finden Montag und Freitag statt, sowie als Nach-mittags- Vorstellungen am heutigen und nächstfolgenden Sonn-tag; am Mittwoch wird Lumpacivagabundus gegeben.—Im Lessing-Theater wird gegeben: Sonntag NachmittagDas Glück im Winkel, abends Ei» Freund der Frauen; MontagKomtesse Guckerl: Dienstag Fräulein Doktor; Mittwoch zumersten Mal Halb-Tugend; Donnerstag und Freitag Halb-Tugend; Sonnabend Das Glück im Winkel; Sonntag Nach-mittag Komtesse Guckerl. abends Halb- Tugend.— Im B e r-lin erTheater finden Aufführungen von König Heinrich täglichmit Ausnahme des Freitag statt. Als erste Novität geht Freitagdas Lustspiel B o b i von Eifa v. Schabelsky in Szene, undwird der Abend durch den Einakter Ich heirathe meineTochter eingeleitet. Heute, Sonntag, Nachmittag Wilhelm Tellund nächsten Sonntag Nachmittag Maria Stuart.— Der Spiel-plan des Neuen Theaters wird auch in dieser Woche aus-schließlich von Jeydeau's Schwank System Nibadier beherrscht.— Im Schiller-Theater findet heute, Sonntag, Nach-mittag eine Aufführung von Götz von Berlichingen statt, abendsgeht Shakespeare's Lustspiel Was ihr wollt in Szene. Montagwird Wohlthäter der Menschheit noch einmal gegeben, Dienstagist die erste Aufführung von Moser's Lustspiel Der Bureaukrat.Dies« Vorstellung wird dann bis Freitag wiederHoll. Sonnabendkommt Jbfen'S Schauspiel Die Stützen derGesellschaft zur Aufführung.— Im Theater Unter den Linden wird der TenoristSiegmund Steiner im Laufe der nächsten Woche an zwei Abendenals Gast in der Lachtaube als Graf Marjan auftreten.— Heutefindet im Zentral-Theater die letzte Sonntagsaufführungdes Stückes Eine tolle Nacht statt.— Das Alexanderplatz-Theater behält Die offizielle Frau auch in der nächsten Wocheauf dem Spielplan.— Im Belle-Alliance- Theaterwird unter Regie von Julius Türk heut« Nachmittag 21/, UhrFaust gegeben.__Soziale VerhkspfleAv»Tie Frage, ob das freiwillige, aber gewerbsmäßig be-trieben« Kugelsuchen eine Thätigkeit sei. welche der Unfall-Ver-stcherung unterliege. hatte das Reichs-Versicherungs-a m t kürzlich zu prüfen. Der Arbeiter Eylers, der jahrelangauf den freigegebenen Schießplätzen diesem Geschäft oblagund die gefundenen Geschosse gegen das übliche Entgelt derMilitärverwaltung auslieferte, war bei Ausübung seines eigenartigen Berufes verunglückt und bezog infolge dessen eine In-validenrente. Die Versicherungsanstalt glaubte vom Militär-fiskus Ersatz verlangen zu können und that dies mitder Begründung, daß E. im Betriebe der Militärverwaltungverunglückt sei und deshalb Anspruch aus eine Unfallrentehabe. Die Militärverwaltung lehnte es aber ab, Ersatzzu leisten, und das Schiedsgericht erkannte gleichfalls zuUngunsten der Klägerin. Das Reichs-Versicherungsamt hatnunmehr den Anspruch endgiltig abgewiesen. Aus den Gründendes Erkenntnisfes ist folgendes hervorzuheben: Die Frage, obfreiwillige Kugelsucher im Betriebe der Militärverwaltung be«schäftigte Arbeiter sind, fei zu verneinen. Als Arbeiter eines Be-triebsunternehmers könne auf keinen Fall angesehen werden, wernicht zu dem betreffenden Unternehmer in einem gewisse»persönlichen Abhängigkeitsverhältnisse stehe. Es sei noch nichtjemand der Arbeiter eines Unternehmers deshalb, weil seineThätigkeit mehr oder minder im Interesse des letzteren aus-geübt werde. Gewöhnlich werde, abgesehen von Roth-lagen, nur dann ein Arbeitsverhältniß angenommen werdenkönnen, wenn der Betriebsunternehmer die fraglichen Personenauswählt und für die Ueberwachung ihrer Arbeit Sorge trage.Das geschehe nun aber bezüglich der Kugelsncher nicht, vielmehrfei nach der Freigabe des Schußfeldes jedermann berechtigt, sich amKugelsuchen zu betheiligen. Weder beständen Vorschriften überZeit und Art der Thätigkeit der Kugelsucher, noch sei dieMilitärverwaltung in der Lage, bestimmte Personen vom Kugel-suchen fernzuhalten. Die öffentliche Freigabe der Schießplätzezum Kugelsuchen sei anzusehen als Anregung zu einer Be-schäftigung, deren Ausführung gleichsam als ein selbständigerGewerbebetrieb zu erachten sei. Andererseits habe es auch nurdie Bedeutung einer Warnung des Publikums, wenn bekanntgemacht werde, wie die nichlkrepirten Geschosse zu behandelnseien.__GevicfzksDer Berliner Ortsvorstand des in Frankfurt a. M.domizilirenden„Senefelder- Bundes", die Lilho-graphen Möring, Schulz und Grobb, hatten gestern vor demSchöffengericht zu erscheinen, weil sie beschuldigt waren,für eine polizeilich nicht konzessionirte Versicherungs-Anstalt gewerbsmäßig Agentur- Geschäfte betrieben zuhaben. Der Senefelder- Bund, der eine Unterstütznngs-lasse für Lithographen unterhält, hat in den ver-schiedensten Städten Deutschlands Ortsvereine, deren Vor-stände die Aufnahme neuer Mitglieder statutenmäßig zu be-arbeiten haben, wofür sie ein von der Generalversammlung jedes-mal festzustellendes Honorar haben. Die Staatsanwallschastsieht nun den Senefelder Bund für eine Versicherungsanstalt anund da für diese eine Konzession nicht vorliegt, so sollen sich dieAngeklagte» nach§ 360 ad 9 St-G.-B. strafbar gemachthaben. Rechtsanwalt Freude nthal bestritt dies. Er wies»ach, daß die die Konzessionspflicht der Äersicherungsanstaltenregelnde Verordnung vom 17. Januar 1853 für die ehemalsfreie Stadt Frankfurt a. M. keine Giltigkeit erlangt habe,derartige Anstalten in Frankfurt a. M. also keinerKonzession bedürfen und es sich hier nur um eine Filialeder dortigen Anstalt handle. Ueberdies ständen dieAngeklagten auch nur im Ehrenamte und es fehle das Kriteriumder Gewerbsmäßigkeit. Der Gerichtshof hielt aber die Angeklagtenauch als Agenten einer der Genehmigung der Staatsbehörde nichtbedürfenden Versicherungsanstalt für konzessionspflichtig und ver-urtheilte sie zu je 3 M. Geldstrafe.Wegen versuchter Nöthigung eineS Gerichtsvollzieherszur Vornahme einer Amtshandlung hatte sich gestern der Kauf-mann und Berichterstatter Felix Gustav S e l d i s vor demSchöffengericht zu verantworten. Seldis war Cessionar einerForderung, die ein Herr Vogelsang an den bekannten in Konkursgeralhenen Ban-Unternehmer Reinh. S e e l i g hatte. Gegen diesenhatte der Gerichtsvollzieher Frantze verschiedene Pfändungen vorzn-nehmen gehabt, der Angeklagte ist aber der Ansicht, daß Seeligdabei verschiedene„Schiebungen" gemacht nnd den Erfolg damiterzielt habe, daß die Gläubiger an seine Mobiliar-Ausstattungnicht heran können. Zum Zwecke der Anbringung einer An-schlußpfändnng begaben sich im April d. I. Seldis u. Vogelsangmehrmals zu dem Gerichtsvollzieher Frantze, ohne diesen anzutreffen.Sie waren der Ueberzengung, daß Frantze sie zum Zweckeder Verschleppung nicht empfange und diese Ansicht wurde inihnen verstärkt, als Herr Frantze, nachdem ihn der Angeklagteperfönlich angetroffen, die Weiterführnng der Zwangs-Vollstreckung von der Zahlung eines Kostenvorschusses von1000 Mark abhängig mad,te. Dieser Vorschuß wurdegeleistet, bei dieser Gelegenheit soll aber der An-geklagte dem Gerichtsvollzieher gedroht haben:„Wenndie Sache nicht beschleunigt würde, wurde gegen den Gerichts-Vollzieher die Disziplinaranzeige erstattet und die bei ReinholdSeelig vorgekommenen Schiebungen würden in der„Staats-bürger-Zeitung" und im„Vorwärts" näher besprochen werden."In dieser Drohung, die insoweit recht thöricht war, als wenigstensder„Vorwärts" durchaus nicht den Beruf in sich fühlt, als In-strument zur Verfechtung von gleichgiltigen Privatangelegen-heiten zu dienen, erblickte die Staatsanwaltschaft ein Bergehengegen 8 114 des Str.-G.-B.— Der Angeklagte bestritt die Be-schuldignng nnd behauptete, nur daraus hingewiesen zu haben,daß die in Berlin üblichen und bei dem Falle Seelig wiedererfolgreich gewesenen Schiebungen zur Schaffung exekutionS»freier Wohnungen in der Presse beleuchtet werden sollen.—Rechtsanw. Rich. G o l d st e i n bestritt aus juristische» Gründendie Anwendbarkeit des Z 114. Der Gerichtshof hielt jedoch eineversuchte Nöthigung für vorliegend, neigte sich jedoch der An-ficht zu, daß bei der Zwangsvollstreckung gegen Reinhold Seelignicht alles ganz korrekt zugegangen zu sein scheine. Ans diesemGrunde wurde die Strafe nur auf 3 Tage Gesängniß bemessen.Tie Herrlichkeit deS VereinSgesetzeS. Nach einer Ent-scheidung des Reichsgerichts kann, wie unseren Lesern be-kannt ist, unter Umständen auch eine Kommisston alS Berein imSinne des Vereinsgesetzes betrachtet werden. Das betreffendeErkenntniß des zweite» Senats des Reichsgericht» besagt nachder„Juristischen Wochenschrift" folgendes:Die Revision des verurtheilten Angeklagten bestreitet, daßdie Kommission als„politischer Verein" angesehen werden durste,weil die Erörterungen nur in„öffentlichen Volksversammlungen"stattgefunden hätten. Zugegeben ist, daß es öffentliche Volks-Versammlungen gewesen sind, nicht richtig ist dagegen, daßunter den in ß 8 des preußischen Vereinsgesetzes bezeichneten„Versammlungen" nur solche zu verstehen sind, die ein Vereinfür seine Mitglieder, unter Beschränkung auf den Kreis derselbenveranstaltet. Der§ 8 enthalt die Begriffsbestimmung derjenigenVereine, welche im Sinne des Gesetzes, insbesondere auch dess 16, als„politischer Berein" zu gelten haben. Danach gehörenzwar nur solche Vereine hierher, welche die Erörterung politischerGegenstände„in Versammlungen" bezwecken; es ist hierunterindessen lediglich der Gegensatz zu einer Erörterung niittels schriftlichen Gedankenaustausches zu verstehen, und daher als politischerVerein nicht blos ei» solcher zu betrachten, welckier die Erörterungin„seinen" Versammlungen, das heißt in Versammlungen seinerMitglieder bezweckt, sondern jeder Verein, zu dessen Zweckendie Herbeiführung einer Erörterung politischer Gegenstände inVersammlunge» gehört, so daß eine solche Erörterung als Er-füllung eines Vereinszweckes ersdieint. Es entspricht die Ans-legung der Absicht und dem Wortlaut des Gesetzes, welches nichtwie in ß 2 eine„Einwirkung", sondern nur eine„Erörterung"nnd nur in„Versammlungen" schlechthin erfordert. Im vor-liegenden Falle ist daher die Kommission mit recht als einpolitischer Verein betrachtet, da seine hauptsächliche Aufgabedarin bestand, Versammlungen zu veranstalten, um darin Fragenüber politische Gegenstände erörtern zu lassen.Auf grnud dieser Ausführungen hat das Reichsgericht dieRevision des in dem vorliegenden Falle Angeklagten verworfen.Der Verleger und verantwortliche Redakteur derBerliner„Heiraths-Zeituna", der vormalige LederhändlerPodszuS, hatte bekanntlich am 8. Juli der Wittwe des am 6. Jnliverstorbenen Landgerichts-Prästdenten Priber in Leipzig einExemplar seiner Zeitung unter Kreuzband zugesandt. Die Wittwefühlte sich hierdurch beleidigt und stellte Slrafantrag. Imöffentlichen Interesse verfolgte die Staatsanwaltschaft denFall und erhob gegen Podszus Anklage wegen Beleidigung.