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D RITTE B E I LAG E

SONNTAG, 4. DEZ. 1932

Deutsches V olkseinkommen 1913-1931 Ziffern, die alle angehen Ziffern, die die Politik beherrschen

Wie boch das Volkseinkommen ist. ist eine wich- tige Frage. Die Frage ist aber auch schwierig. weil es schwer sestzulegen ist, was Volkseinkommen ist. Wir wollen hier darunter die Gesamtsumme der Einzeleinkommcn verstehen die in einer Volks- gcmeinschait wie Deutschland »n Laufe eines Jahres erzielt werden: also die Gesamtsumme aller Einkommen der Arbeiter, Angestellten und Be- amten, der selbständigen Landwirte Kauileute, Handeltreibenden, der Einkommen aus Kapital- besitz, Vermietung, Verpachtung, aus Renten und Pensionen. Vor allem die Veränderungen des Volkseinkommens gegenüber anderen Jahre» lassen Schlüsse darüber zu. wie stark eine gute Konjunktur oder eine Krise aus die Volkswirtschaft eingewirkt haben, ob sich der..Wohlstand" der Gesamtbcvölkerung und ihrer Teile bessert oder verschlechtert, ob der Anteil des Staates ain Volks- einkommen lSteuern) höher oder niedriger wird, wieviel Kapital gebildet werden kann, ob Zahlun- gen ans Ausland(Reparationen!) zu verantworten sind und ähnliche wichtige Fragen. Die letzten Untersuchungen des Statistischen Reichsamts über die Entwicklung des deutschen Volkseinkommens im zweiten Novemberheft von Wirtschaft und Statistik" sind also von größtem Interesse für fast jede wirtschastspolitischc Ent- scheidung. Das deutsche Volkseinkommen:

Problemen. Zunächst geben wir die Ziffern für das Volkseinkommen so, wie sie durch Addition aller Einzeleinkommen ermittelt wurden. Danach ist das Volkseinkommen von 45,7 Milliarden Mark im Jahre l9l3 auf 75,4 Milliarden Mark im Jahre 1328 gestiegen und danach I33l auf 57,1 Milliarden Mark zurückgegangen. So gark ist die Wirkung der Krise gewesen. Diese Ziffern erfordern eine erste Berichtigung insofern, als die Reparationszahlungen der Nachkriegsjahrc abzusetzen sind: denn die Reparationen waren ja politische Zahlungen ohne Gegenwert. Nun weiß aber jeder, daß man im Jahre 1928 für eine Mark erheblich weniger kaufen konnte als im Jahre 1313: und jeder weiß auch, daß man 1931 für eine Mark wieder mehr kaufen konnte als 1928. Deshalb wurden, um die Ent- Wicklung vergleichen zu können, alle Ziffern nach den Lebenshaltungskosten auf die Kaufkraft der Mark von 1928 umgerechnet. Dadurch, erhöht sich die mit 1328 vergleichbare Ziffer des Volkseinkom- mens von 1913 auf 63,3 Milliarden Mark. Das bedeutet, daß man im Jahre 1928 69,3 Milliarden Mark brauchte, um soviel Waren zu kaufen wie im Jahre 1913 für 45,7 Milliarden Mark. Nachdem wir so vergleichbare Ziffern gewonnen haben, stellen wir fest, daß das deutsche Volkseinkommen im Jahre 1928 um etwa 6 Proz. größer als 1913 war, daß es aber im Jahre 1931 um IS Proz. nie­driger als 1928 und noch um etwa 10 Proz. niedriger war als 1913!

Wenn man nun ohne weiteres daraus folgern wollte, die Versorgung der deutschen Bevölkerung hätte sich entsprechend von 1913 bis 1328 gebessert und danach bis 1931 verschlechtert, so wäre das wieder ein Fehlschluß. In dieser Zeit hat sich nämlich die deutsche Bevölkerung vcr- mehrt. Berecbnet man also das V o> k s e i n- k o m in c n je Kopf der Bevölkerung, so zeigt sich, daß im Jahre 1913 aus jeden Deutschen ein durchschnittl'ches Einkommen von 1162 vlark, im Jahre 1928 von 1153 Mark und im Jahre 1931 von 969 Mark kam(in der Sauskrast von 1928). Aber auch diese Ziffern sind noch nicht voll»er- gleichbar Man muß nämlich ferner berücksichtigen, daß in Deutschland heute Verhältnis- mäßig mehr erwochseneLeute(die mehr verbrauchen) und weniger junge Leute und Kin- der leben als 1913. Es ist daher nötig, das Bolls- einkommen aufV o l l p e r s o n c n". auf Er- machsene mit normalem Verbrauch, umzurechnen, und dann steht einem Durchschnittseinkommen einer Vollperson von 1505 Mark im Jahre 1913 ein solches von 1415 Mark im Jahre 1928 und von 1180 Mark im Jahre 1931 gegenüber. lind daraus ergibt sich: Selb st im besten Nachkriegsjahrc 1928 war in Deutschland das Wohlstandsniveau von 1913 noch nicht erreicht. Das durch- schnittliche Einkommen je Bollperson war 1928 um 6 Proz. geringer als 1913: es war im Jahre 1931, in der Krise, um 17 Proz. niedriger als 1928, aber um 2 2 Proz. niedriger als 1313. Sehr bemerkenswert ist es auch, daß in der Ent­wicklung von 1913 bis 1928 die agrarischen Ge­biete<auch Ostpreußen , Pommern und Schlesien ) eher besser als schlechter abgeschnitten haben als die vorwiegend industriellen Gebiete. Daß die Agrarier schreien, weil sie grundsählich schreien. zeigt sich auch hier. Wir haben hier nicht den Raum, um die sehr interessante Entwicklung der einzelnen Ein- kommcnsqucllen zu verfolgen Es sei abe-- erwähnt, daß das Einkommen und Kapitalvermögen gegenüber der Vorkriegszeit sehr viel g e-

ringer geworden ist eine Folge der In- flarion Während 1913 12,5 Proz. des gesamten Volkseinkommens auf Kapital- und Sparsinkomnien entfiele», waren es im Jahre 1925 nur 2 Proz. Bis zum Jahre 1931 hat sich der Anteil wieder auf 5 Proz. erhöht, infolge von Aufwertung und Kapitalneubildung. Daß sich das Einkommen aus Renten und Pensionen aller Art(Kriegsrenten, Sozialversicherung, Ar- beitslofenunterstützung) bis in die letzte Zeit das berüchtigte Papsn-Jahr 1932 fehlt noch dauernd erhöht hat. ist eine selbstverständliche Folge van Krieg, Inflation und Wirtschaftskrise. Das Arbeitseinkommen:

insgesamt(in Milliarden Mark) insgesamt, in Kaufkraft von 1928(in Milliarden Mark). je Kopf der verfügbaren Ar- beitnehmcr, Kaufkraft 1928, (in Mark)....... je Kopf der beschäftigten Ar- beitnehmer, Kaufkraft 1928,

Besondere Beachtung verlangt das Arbeits- einkommen. Unsere dritte Tabelle zeigt ein starkes Anwachsen des Arbeitseinkommens gegenüber der Vorkriegszeit, auch in Kaufkraft von>928 gc- rechnet. Das ist zunächst eine Folge des Bcvölkc- rungszuwochses, vor allem aber eine Folge der be- russmäßigen Umschichtung, wie sie schon in der Vorkriegszeit vor sich ging. Immer mehr selb- ständige Gewerbetreibende wurden nieder- konkurriert und zu Arbeitnehmern. Die Inflation tat ein übriges Die zunehmende Vergrößerung der Betriebe macht außerdem immer mehr selb- ständige Fabrikanten und Händler zu Angestellten. Rechnet man das Arbeitseinkommen auf den Kopf aller verfügbaren Arbeitnehmer um(einschließlich der'Arbeitslosen), so ist das Arbeitseinkommen j c Kopf im Jahre 1328 um 7,5 Proz. größer, im Jahre 1931 um 8 Proz. kleiner als 1913 gewesen. Das berüchtigte Papcn-Jahr 1932 fehlt auch hier Nimmt man die Umrechnung nur auf die beschäftigten Arbeitnehmer vor, dann stößt man auf einen großen Haken in der Statistik. Sie will nämlich wahr hoben, daß die Steigerung gegenüber 1913 etwa 13 Proz. beträgt,

4 Milliarden abgehoben Die amerikanische Bankenkrise Aus New Jork wird berichtet: Der Depositcnbestand sämtlicher Banken in New Jork belief sich Ende September dieses Jahres auf 8113,8 Millionen Dollar. Ende Sep- tember vorigen Jahres verfügten die New-Porker Banken demgegenüber über Depositengelder im Gesamtbeträge von 9146,3 Millionen Dollar. Innerhalb von 12 Monaten sind den Banken somit insgesamt 1932,5 Millionen Dollar oder rund 3,34 Milliarden Mark an Depositengeldern ent­zogen worden. Diese umfangreichen Depositen- abhebungen hängen zum Teil mit der besonders in den letzten Monaten des vergangenen Jahres und in geringerem Maße auch noch zu Beginn dieses Jahres in den Vereinigten Staaten bestandenen Neigung zum Bargeldhamstern zusammen, der die im Oktober 1931 auf ihrem Höhepunkt an- gelangte B a n k e n k r i s e starken Vorschub leistete. Teilweise ist die Schrumpfung der Depositen-

sowohl in der szochkonjunktur 1928 wie 1331 in der Krise! Jeder erkennt, daß diese Ziffern nichts über das Lohneinkommen, das Einkommen der gfgent- lichen Arbeitnehmer im engeren Sinne, aussage» können. Die Ziffern geben ein gänzlich falsches Bild insofern, als nicht nur die Zahl der mitgezähltcv leitenden Angestellten(Bctriebskonzentration, In- flatio» der Syndizi und Kartellbcaniten) mit ihren teilweise enormen Einkommen in der Nachkriegs- zeit viel größer ist als vor dem Kriege: gerade diese Einkommen sind auch wenig gesenkt worden. In einer anderen Untersuchung hat das Reichsamt jedenfalls festgestellt, daß im März 1932 die Kauf- kraft der Wochenlöhnc männlicher Schuharbciter um 11,4 Proz. niedriger war als in der Vor- kriegszeit und die aller Schuharbeiter um 5,4 Proz. niedriger/ Daß selbst dos Jahr der besten Mchkriegs- konjunklur 1928 für die breiten Massen insolgc der Znslotion noch ein elendes war, das zeigt die Cinkommcnsschichtung. Während im Jahre 1313 die Zahl der Leute mit kleinstem Ein- kommen(bis 999 Mark) 11,2 Millionen oder 4 8 Proz aller Einkommensbcziehcr ausmachte, waren es im Jahre 1328 18,9 Millionen Leute mit Einkommen bis 1299 Mark(zum Verständnis des Vergleichs: die 1299 Mark von 1928 ent­sprechen der Kaufkraft von 999 Mark 1913) oder 5 8 Proz. aller Cinkommensbezicher. Bezeich- nenderweisc ist in der folgenden Einkommensstufe (1299 bis 3999 Mark) ein Rückgang von 43 auf 32 Proz. festzustellen: das aber ist die Gruppe der Facharbeiter und der kleinen Gewerbetreibenden. Zedcnsalls ist die Prolctarijierung der Scvölke- rung in Deutschland seit 1913 sehr stark fort- geschritten: ein Grund mehr, daß das arbeitende Volk seinen willen zur Herbeiführung einer besseren Wirtschaftsordnung noch besser organi- sierl und zusammcnsahl als bisher.

bestände jedoch auch eine Folge der im letzten Quartal 1931 und in der ersten Hälfte des laufen- den Jahres erfolgten Auflösung der ehemals be- deutenden ausländischen Dollargut- haben, von der in erster Linie die Großbanken in New'Jork betroffen wurden.

flöhere Reiclislzatineinnahrnen Der Güterverkehr der Reichsbahn stand im Oktober unter dem Einfluß einer kräftigen Saisonbelebung durch Massentransporte van Rüben, Kartoffeln und Kahle. Die Verkehrs- zunähme lag mit 6,8 Proz. noch über der saison- üblichen Steigerung. Die Betriebsein­nahmen besserten sich gegenüber dem Septem- ber von 249,4 auf 258,2 Millionen Mark. Die Einnahmen aus dem Güterverkehr erreichten im Oktober mit 166,78 gegen 155,56 Millionen Mark im Vormonat ihren diesjährigen Höchst- st a n d. Die Gesamtausgaben betrugen einschließlich der Rückstellungen 269,9 Millionen

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