ERSTE BEILAGE
Vorwärts
Wo die Alten saßen
B. 111X/ XX
R. 11011-++ May 1.20
Alten Kneipen gebricht es weder an Sprüchen noch an Würsten. An den Wänden der RaabeDiele hängen etwa zwanzig. Sie passen nur nicht für die Zeitung. Das ist der mildeste:
Rostig wird des Zuges Schiene, Wenn er nicht darüber läuft, Traurig wird des Mannes Miene, Wenn er ab und zu nicht säuft.
Unter diesen weisen Bersen saß eine seltene Tafelrunde. Ein 78jähriger Mann, der eine Wurst betam. Ein etwa 70jähriger baumlarger Herr mit einem weißen Rauschebart, den
,, Ich liebe in großen Städten diese älteren Stadtteile mit ihren engen, krummen, dunklen Gassen, in welche der Sonnenschein nur verstohlen hineinzublicken magt; ich liebe sie mit ihren Giebelhäusern und wundersamen Dachtraufen, mit ihren alten Kartaunen und Feldschlangen, welche man als Prellsteine an die Ecken gesetzt hat. Ich liebe diesen Mittelpunkt einer vergangenen Zeit... und nie kann ich um die Ecke meiner Sperlingsgasse biegen, ohne den alten Geschützlauf mit der Jahreszahl 1589, der dort lehnt, liebkosend mit der Hand zu berühren." Diese schönen, schlichten Worte notierte Wilhelm Raabe unterm 20. November in seiner„, Chronik der Sperlingsgasse". Es ist noch alles so geblieben: die Jungfernbrücke, die die Raabe - Diele. Wie alt ist eigentlich Ihr Lokal?" Sperlingsgasse und fragten wir neulich den Wirt. Noch ein wenig, dann sind es dreihundert Jahre" antwortete er. So kann man 1932 mitten in dieser Riesenstadt in einer verräucherten, altersscoachen, mit Andenken überladenen Wirtschaft sitzen, aus deren gleiche Fenster bereits in den Tagen des Dreißigjährigen Krieges die Gäste auf die Spree gesehen haben. Und wie ehedem werden die Schulden der Zecher noch mit Kreide an die Tür geschrieben.
Als auch der junge Mann sein Stück bekam, meinte er erstaunt: Wird denn die Wurst nicht meine gewogen?" ,, Haha lachte der Wirt Wurst wiegen? Bei uns geht das alles noch nach Augenmaß und Handgewicht."
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Nachdem die Wurst verdrückt war, berichtete der Ostpreuße weiter über Tapiau , der Weihnachtsmann sagte gar nichts und der Engländer aus der Sperlingsgasse fang: It's a long way to TipDer Wirt hatte nämlich die Kornperary." flasche gleich neben dem Bierhahn stehen lassen.
Gallhaus Megand
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fie den Cousin des Weihnachtsmannes nannten. Ein etwa 65jähriger Mann, der in jeden Sag einen englischen Brocken warf, etwa fo: ,, Wo habe ich denn mein pockethandkerchief ge= lassen?" Er meint damit sein Taschentuch. Ein etwa 50jähriger Ostpreuße , der seine Zechgenossen nur mit Ihr Lorbasse" anredete. Etwas abseits. an dem ellenlangen Tisch ein junger Mann. Alle faßen auf Bänken, denn so viel Sprüche und Würste die Raabe- Diele hat, so wenig Stühle befizt sie. Früher meinte der Wirt habe an diesem Tisch auch immer Heinrich Zille gesessen." Der Achtundsiebzigjährige war ein Hoffänger; 35 Jahre lang hat er dieses Gewerbe ausgeübt. Ich habe aber nur fromme Lieder gefungen", erzählt er dem Ostpreußen . Worauf dieser zur Theke ging und eine Wurst vom Haken nahm. Die Würste hängen nämlich in der RaabeDiele so, daß der Wirt den hereintretenden Gast zuerst durch die Kringel seiner Mettwürste an= sieht. Diese Wurst wurde aber wieder aufgehängt. Denn der Psalmfänger hatte gesagt, solche Wurst fönne er nicht mehr beißen. So suchte der Ost= preuße eine weiche Wurst aus. Sie wurde in Stücke geschnitten und an die Tafelrunde verteilt.
Dann ging langsam der Krach los. Als der Engländer seine Bardenklänge beendet hatte, fragte ihn der Ostpreuße , ob er einmal einen Klimmzug machen wolle und streckte seinen Arm aus. Nein, sagte der Engländer. Dann solle er mal seine Muskeln anfassen, progte der Ostpreuße . Wozu, fragte der Engländer. Weil er ihm eine Schelle hauen wolle, antwortete der starke Mann, menn er noch einmal englisch rede. Jetzt wollte sich der Fünfundsechzigjährige seinen Mantel ausziehen und mit dem Ostpreußen einen Gang machen. Es war wie im Dreißigjährigen Krieg. Aber die Greise taten sich nichts.
Der Krugwirt von Schönflieẞ
Die Leute in Schönfließ sind friedlicher. Sie haben sich auch sinnigere Sprüche an die Wand gehängt. Etwa wie diesen hier:
Wer sprechen will über mich und die Meinen, Der gehe nach Haus und betrachte die Seinen, Und find' er sie frei von allen Gebrechen, So kann er kommen und über mich und die
Die richtigen Weihnachts Geschenke
[ Meinen sprechen.
Es kam aber nur der Landjäger, eine Molle trinken. Den hatten die Schönfließer von Berg felde geholt. Als der erste Dezembertag erwachte. stand auf der Feldflur von Schönfließ, einsam und verlassen ein Auto. Das müssen Räuber sein, sagten die Schönfließer, auf deren Aecker frühmorgens im allgemeinen keine herrenlosen Autos stehen. Als jedoch der Landjäger kam, war das Auto schon wieder weg. Der Besizer hatte nur eine Panne gehabt, das Auto vom Weg auf den Acker geschoben, nach Mühlenbeck zum Schlosser telephoniert und nun begann der Wettlauf zwischen dem Schlosser und dem Landjäger. Da der Schlosser ein Auto hatte, siegte er und der Gendarm fand kein Auto mehr. Das veranlaßte ihn nachher zu der philosophischen Bemerkung: ,, Wenn die Leute friedlich sind, sind wir auch friedlich." Dann empfahl er sich und radelte wieder nach Bergfelde .
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Dieser uralte Dorfkrug hat einen riesengroßen Vorbau. Ja, ja sagte der Wirt eine schöne Veranda, Krugschauer heißt das und darunter wurden früher die Pferde gewechselt. Dann blieben die Postpferde hier und wenn die Kutsche aus Prenzlau zurückkam, wurden sie wieder vor= gespannt und die anderen blieben hier." Es muß aber eine teure Sache gewesen sein, mit der Posttutsche zu reisen, denn wenn die Schönfließer nach Berlin wollten, gingen sie zu Fuß. Jede Sonntagnacht zogen die Schönfließer Maurer und Zimmerleute los, um Montag früh um 6 Uhr auf ihrer Baustelle zu sein. Hier blieben sie die Woche über und erst Sonnabends zog die Kolonne wieder nach Schönfließ. Mein Vorgänger erzählt der Wirt weiter machte damals noch ein schönes Geschäft. Er schlief gleich neben der Gaststube und jeden Morgen um 45 Uhr troch er aus den Federn. Dann machte er die Fensterladen auf und stellte in jedes Fenster eine Reihe Kornflaschen. Um 5 Uhr kamen die Knechte vom Gutshof, jeder nahm seine Kornflasche und zog aufs Feld. Dann klappte der Mann die Laden wieder zu und legte sich noch einmal aufs Ohr."
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Der Wirt kennt auch den verflossenen Wilhelm, den Fürsten von Putbus , die Barone von Veltheim und hundert andere Exzellenzen. Das waren die Jagdgäste der Herren von Veltheim, denen heute noch das Gut Schönfließ gehört. Nach der Jagd das ehemalige Hofjagdrevier schließt sich unmittelbar an aßen im Dorfkrug dann die 30 Treiber. Nach dem Kriege wurde die Jagd an Berliner Direktoren verpachtet. Wenn dann Jagdessen bei mir war, mußte ich anschließend immer die Stube neu tapezieren lassen. Ich verstehe nicht, das wollen nun feine Herren sein, aber wenn sie erst im Tee waren, schmissen sie meine ganzen Weingläser an die Wand. Zum Schluß sah es immer aus, als wäre man nicht in Schönfließ, sondern in Sodom und Gomorrha." Deshalb hat der alte Fachwerkbau so nagelneue Tapeten.
Aber das Schönste hängt an der Wand. In
SONNTAG, 4. DEZ. 1932
einem alten gläsernen Kasten werden behutsam eima zwanzig noch ältere Tabafspfeifen aufbewahrt. Rauchklub zur blauen Wolfe" steht auf jeden Pfeifentopf geschrieben. ,, Wann tagt denn dieser Rauchklub?"- ,, Lieber Herr sagte
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EX
Zur Raabe Diele
BOTZOW
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BOTZ
DUM ARRAC
BOTZ
300 Jahre ist dieses Lokal alt
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der Wirt daß ist nun schon zwanzig Jahre her, daß aus diesen Pfeifen nicht mehr geraucht wurde. ,, Rauchflub zur blauen Wolke", das war der Deckname für den Schönfließer Arbeiterverein zur Zeit des Sozialistengefeges. Später brauchten diese Männer dann keinen Decknamen mehr..."
Der Mord in Tegel Mit brutaler Gewalt erschlagen
Das Verbrechen an dem Versicherungsagenten Johannes Bessert, der in seiner Wohnung in der Berliner Straße 12 in Tegel erschlagen aufgefunden wurde, stellt sich als ein mit ungewöhnlicher Brutalität ausgeführter Mord heraus. Bei der Untersuchung durch den Gerichtsarzt wurden am Kopf des Toten furchtbare Verlegungen festgestellt. Das linke Ohr war völlig zerfeht, ein Stück war durch einen Hieb gänzlich abgeschlagen. Die linke Schädelfeite weist fünf bis sechs tiefe Verlegungen auf, das Gehirn ist mehrmals bloßgelegt. Zur Tat muß ein schwerer stumpfer Gegenstand benutt worden sein. Die Mordwaffe ist verschwunden.
Nach den vorläufigen Ermittlungen fehlt ein Barbetrag von etwa 45 M., ein Brillantring, ein Postscheckheft sowie die Wohnungs- und Schrankschlüssel.
Von dem Ermordeten
ist bei der Dienststelle V. 1 bekannt, daß er die Bekanntschaft von jungen Männern Unter den Linden und in der Passage zu suchen pflegte. Im Oktober war er von Kriminalbeamten festgenommen und eingeliefert worden. Als jetzt bekannt wurde, daß Bessert ermordet worden war, mußte man vermuten, daß die oder der Täter in entsprechenden Kreisen zu suchen sind. Am Tatort fehlen verschiedene Schriftstücke. Der Mörder hat auf der einen Seite des Schreibtisches das Fach verschlossen und die Schlüssel wahrscheinlich mitgenommen. Der Schlüssel konnte am Tatort nicht gefunden werden. Aus den Zeugenaussagen geht hervor, daß Bessert schon am Freitagnachmittag gegen 5 Uhr mit dem schon früher erwähnten jungen Manne, der einen grünen Mantel trug, an der Straßenbahnhalte
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