Die arbeitende Jugend kämpft
Vorwärts mit der Sozialdemokratie
Praktische Arbeit gegen Krise und Not Für soziale Hilfe
Der Verband der Sozialistischen Arbeiterjugend hielt Anfang Dezember in der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau bei Berlin feine Reichsausschußfizung und Bezirksleiteraussprache unter starter Beteiligung ab. Ueber die polifische Lage und die Aufgaben des Ber bandes sprach der Verbandsvorsitzende Erich Ollenhauer . Die politischen Auseinandersetzungen dieses Jahres haben die Jugendarbeit stark beeinflußt die Wahlkämpfe nahmen oft die ganze Kraft der Jugendgruppen in Anspruch. Die Fürsorge für die erwerbslose Jugend, besonders im freiwilligen Arbeitsdienst, forderte starken Einfah. Die Jugenderziehungsarbeit kam dabei oftmals zu kurz.
Trotzdem hat sich der Verband nicht nur gehalten. Er hat sogar Fortschritte gemacht. Die Mitgliederzunahme seit Anfang dieses Jahres beträgt rund 4000! Die Zeitschriften und Einrichtungen des Verbandes konnten im vollen Umfang erhalten bleiben. Große ideelle und ma terielle Erfolge brachten die Wettbewerbe, die von mehreren Bezirken im Herbst durchgeführt wurden. Zum Beweis ein paar Zahlen: von der Verbandszeitschrift ,, Arbeiterjugend" konnten 28 470 Exemplare über die normale Auflage hinaus umgesetzt
werden. 169 150 Rampffondsmarken,
58 500 Werbepoftfarten und 8150 Broschüren und Schriften wurden vertrieben und einige tausend Mitglieder gewonnen.
Die Gründung des Sozialen Dienstes zum einheitlichen Einfah aller Arbeiterorganifationen für die erwerbsloje Jugend ist von der Sozialistischen Arbeiterjugend lebhaft begrüßt und kräftig gefördert worden.
Der Soziale Dienst hat in seiner furzen Tätig.
Ostern in Dresden statt. Ein Reichswettbewerb foll im April und Mai durchgeführt werden. Für Pfingsten find Bezirks- und Landesjugendtage vorgesehen.
Ein Reichszeltlager soll Anfang August in Thüringen abgehalten werden. Dann finden statt( wie alljährlich) der Reichs- Spiel und -Sporttag am ersten Sonntag im September und der Internationale Jugendtag am ersten Sonntag im Oftober mit anschließender Herbstwerbewoche. Unter großem Beifall wurde Kenntnis genommen von dem Beschluß des Prager Internationalen Jugendkongresses, das dritte Internationale Jugendtreffen im Sommer 1934 in Ham burg stattfinden zu lassen.
Im Mittelpunkt der Bezirksleiteraussprache stand das Thema„ Sozialistische Jugendarbeit in der krise der Gegenwart".
Das einleitende Referat hielt Erich Ollenhauer . Er zeichnete ein eindrucksvolles Bild von der sozialen und geistigen Not der Jugend von heute und zeigte auf. wie die sozialistische Jugendarbeit entsprechend der Lage der Jugend wirkungsvoll gestaltet werden kann. Ueber Erfahrungen im freiwilligen Arbeitsdienst sprach der Geschäftsführer des Sozialen Dienstes, Dr. Pahl. In der Aussprache wurde scharfe Kritik an Uebelständen des Arbeitsdienstes geübt, jedoch wurde die Teilnahme der Sozialistischen Arbeiterjugend auch weiterhin aus sozialen und pädagogischen Gründen für notwendig gehalten.
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war für die Nazis von ungeahnter Wirkung.
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Sozialisten im reinraffigen Freiherrn- Rundfunk blieb rätselhaft bis zu den Schlußfäßen der Rede, in denen es plötzlich hieß, daß Lassalle der eigentliche Schöpfer der nationalen deutschen Arbeiterbewegung gewesen sei. Und mit vielsagender Betonung schloß der Redner: Doch seine Stunde ist erst jetzt gekommen."
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Armer Lassalle ! Auch du mußt ähnlich wie Friedrich Nietzsche und Johann Gottlieb Fichteherhalten, um die geistigen Blößen des Nationalsozialismus verhüllen zu helfen! Zu der geistigen
feit manche Not gelinbert und ist einer der mich Politische Falschmünzerei Falschmünzerei, die in der nationalsozialiſtiſchen
tigsten Erfolge in der Zusammenarbeit der sozia listischen Jugendverbände auf sozialem Gebiet. Ein gleicher Erfolg auf politischem Gebiet ist die Bildung einer Reichsarbeitsgemeinschaft Junge Front innerhalb der Eisernen Front. Die Pläne des Reichsturatoriums für Jugendertüchtigung wurden aus politischen und pädagogischen Gründen abgelehnt.
Lassalle als... Nationalsozialist
Es gab gestern abend im Berliner Rundfunk eine leberraschung: Unter der Rubrik„ Wir erinnern an..." sprach ein herzlich unbekannter F. Schinkel über Ferdinand Lassalle . Die Ursache dieser Ehrung" des berühmten jüdischen
Die nächsten Aufgaben der Sozialistiſchen Urbeiterjugend beſtehen in einer flaren politischen Erziehend für den demo- mo der frafischen Sozialismus.
Eindeutige Abgrenzung gegen die Kommunisten ist notwendig. Meil dem in legter Seit überall entsprochen wurde, ist die Sozialistische Arbeiter. jugend trog aller bolschemistischen Anstrengungen völlig immun geworden gegen die kommunistische Psychose. Der Kulturreaktion fet die Sozialistische Arbeiterjugend fulturelles Wollen und Handeln entgegen. In engster Zusammenarbeit mit allen sozialistischen Organisationen will die Sozialistische Arbeiterjugend nach bestem Können mitwirken an der Ueberwindung der gegenwär tigen Not durch die sozialistische Aktion. Ueber die finanzielle Situation des Verbandes berichtete der Verbandskassierer Ohlig, über die sozialistische Schülerarbeit Lift.
Nach einer sehr lebhaften Aussprache über die Berichte wurde die Stellung des Hauptvorftandes zum Reichsausschuß der deutschen Jugendverbände mit großer Mehrheit gebilligt.
Algemein abgelehnt wurde die Bildung der Vortrupps durch das Reichsbanner. Einstimmig abgelehnt wurde das geplante studentische Werkjahr, meil es feine gründliche Hochschulreform bringen tann, sowie sie im sozialdemokratischen Schulprogramm gefordert wird.
Ein umfassender und reichhaltiger Arbeits. plan für das tommende Jahr wurde angenommen. Unter der Losung ,, Vorwärts im Kampf für den Sozialismus" soll durch zentrale Aufgabenstellung die Werbung, politische und geistige Erziehung, Bildungs- und Kulturarbeit vereinheitlicht und den gesellschaftlichen Verhält niffen wie der gewandelten geistigen Haltung der Jugend angepaßt werden. Den Auftakt bilden 34 Führerschulungskurse, die in Verbindung mit den Bezirkskonferenzen am Anfang des Jahres abgehalten werden.
Presse mit den Namen der beiden großen Philosophen betrieben wird, tommt nun der findische Versuch, die Autorität des Begründers der sozialistischen Arbeiterbewegung der sechziger Jahre wenigstens andeutungsweise in den Dienst zu stellen. Ohne Juden gehts halt nicht, auch wenn man ihn sonst zu allen Teufeln wünscht! A. S.
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Sperre für Rechtsanwälte?
Folgenschwerer Beschluß des Deutschen Anwaltsvereins
Der Deutsche Anwaltsverein hielt am Sonntag seine Abgeordnetenversamlung ab. Im Rahmen einer Rundgebung am Abend desselben Tages, an der zahlreiche Vertreter der Behörden teilnahmen, wurden auch der Presse die Beschlüsse be= fanntgegeben, die von der Abgeordnetenversamm lung gefaßt worden waren. Neben weniger wichtigen Beschlüssen, die die Bekämpfung des Winkelfonsulententums, die Beseitigung des Ausschlusses von den Arbeitsgerichten und einiges andere betrafen, hat die Abgeordnetenversammlung auch die schwerwiegende Forderung nach einer grund= fäglichen Sperre der Zulassung zur Rechtsanwaltschaft zunächst auf die Dauer von drei Jahren mit anschließender Beschränkung des Zugangs zur Anwaltschaft gestellt. Diese lette Maßnahme soll so lange gelten, bis sich durch eine Beschränkung der Zulassung zum juristischen Vorbereitungsdienst und durch die Einführung der Wartezeit ein dem Bedarf entsprechender Zugang von Anwärtern entwickelt hat. Darüber hinaus sollen, um gefunde Verhältnisse in allen akademischen Berufen für die Zukunft herbeizuführen, auch Maßnahmen getroffen werden, die den Zustrom zu den Hochschulen vermindern und gleich zeitig auf den wirklich geeigneten Nachwuchs beschränken.
Der Präsident des Deutschen Anwaltvereins , Rechtsanwalt Dr. Rudolf Dig, begründete in einer ausführlichen Rede diese sensationelle Forderung der Abgeordnetenversammlung des Deut schen Anwaltvereins, die die Aufgabe eines der wichtigsten Grundsäße des Anwaltstandes als eines freien Be= rufes darstellt. Rechtsanwalt Dr. Dig berief sich auf die ungeheure Berelendung der deutschen Anwälte, die geradezu eine Gefahr für die Rechtspflege bedeute. Die Anwälte, denen der Staat Pflichten auferlege, müssen vor einer Korruption bewahrt werden. Diese sei jedoch unvermeidlich, wenn immer mehr und mehr Anwälte sogar nicht Die nächste Reichstonferenz findet das Existenzminimum haben. Mit dem Zerfall
der Anwaltschaft würde auch der Zerfall einer unabhängigen und lauteren Justiz und damit das Ende des Rechtsstaates zwangsläufig verbunden sein. Rechtsanwalt Dr. Dig führte u. a. aus, daß die Zahl der Rechtsanwälte heute mehr als das anderthalbfache der Borkriegszeit betrage, während die Zahl der Prozesse und der zahlenden Klienten sich außerordentlich vermindert habe. Während im Jahre 1915 auf einen Anwalt 5213 Einwohner kamen, entfiel am 1. Oftober 1932 ein Anwalt auf 3450 Einwohner. Diese Zahl der Anwälte dürfte sich aber in den nächsten Jahren noch um ein Vieles erhöhen, denn wäh rend es in Preußen am 1. Januar 1927 bloß 5147 Referendare gab, sind es heute rund 10 000. Das Gesamteinkommen der Mitglieder des Deutschen Anwaltpereins ist aber gewaltig gesunken. Diese Zustände bedrohten nicht nur die wirtschaftliche, sondern in erster Linie die moralische Existenz der Anwaltschaft.
Der Beschluß der deutschen Anwaltschaft, dessen Durchführung auf gesetzgeberischem Wege so schnell wie möglich in die Wege geleitet werden soll, sei es selbst durch eine Notverordnung, dürfte auf starte Widerstände stoßen. Deutsch land ist ein Stände staat. Die wirtschaftliche Not der Zeit trifft in gleichem Maße die verschiedensten Schichten der Bevölkerung. Kein freier Beruf bleibt von ihr verschont. Abgesehen davon, daß eine Anwaltsperre all die jungen Menschen, die in der Hoffnung auf eine Anwaltslaufbahn das juristische Studium betreiben, um jede Aussicht auf eine meitere Laufbahn bringen, birgt die numerus clausus, d. h. eine beschränkte Zulassung zum Anwaltsstand auf Grund don Listen, die nach bestimmten Grundsägen zu führen wären, eine große Gefahr in sich. Wie werden die Listen geführt werden? Wer wird über die Zulassung bestimmen? Würden nicht politische und andere Gesichtspunkte über die Zulassung zum Anwaltstand maßgebend werden?
Steuer- Planwirtschaft
Wagemann
fordert Umbau des Steuersystems
Eines muß man dem Präsidenten des Statistischen Reichsamts, Profeffor Dr. Wagemann, lassen: er läßt sich durch kein Interessentengeschrei abhalten, seine Meinung und seins Kritik in Dingen der öffentlichen Wirtschaft auszusprechen. Der Meinungsstreit über seine Vorschläge zur reditreform ist noch nicht beigelegt, da tritt er mit der Forderung nach einem Umbau des deutschen Steuersystems hervor, der zweifellos nicht weniger Interesse und Gegnerschaft finden wird.
Die Erkenntnis, daß der Automatismus der deutschen Wirtschaft längst nicht mehr funt= tioniert, veranlaßte Wagemann in einen Vortrag in der Studiengesellschaft für Geld und Kreditwirtschaft über Steuerwirtschaft und Birtschaftssteuerung" eine Planwirtschaft für das Get der Finanz- und Steuerpolitik nach tonjunt turpolitischen Gesichtspuntten zu fordern. Das fistalische Brinzip, nach dem die Staatsein nahmen( Einnahmen aus Steuern) sich nach den Ausgaben zu richten hätten, sei nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Der Anteil der öffentlichen Ausgaben am Valkseinfommen habe sich von 1913 bis 1928 überall verdoppelt und belaufe sich in den Ver einigten Staaten auf 15 Prozent, in den euro= päischen Staaten auf 25 bis 35 Prozent. Infolge= dessen sei die ganze Staatswirtschaft in viel stärkerem Maße als früher von der Konjunkturentwicklung der Volkswirtschaft ab=
hängig.
Es müsse gefordert werden, daß die Steuerwirtschaft so umgestellt werde, daß sie zur Wirtschaftssteuerung beitragen fönne. In Zeiten der Hochkonjunktur müßten Produktionssteuern( Betriebssteuern) erhöht werden, um übermäßige Produktionssteigerungen und Kapitalfehlleitungen zu bremsen. Da eine Hochkonjunktur stets durch den Absazmangel zur Krise umgebogen werde, so müßten andererseits bestimmte Verbrauchssteuern in der Hochkonjunktur gesenkt werden, um absagfördernd zu wirken und der Konjunktur eine Stütze zu geben. Diese Gesichtspunkte feien bisher nicht rücksichtigt worden, wie die Erhöhung der Um= satzsteuer in der Krise beweise.
Bagemann ist der Ansicht, daß die Krisennot dazu zwingen wird, diese Reform des Steuersystems durchzuführen, genau wie frühere Finanzreformen durch Wirtschaftskrisen erzwungen worden seien.
Frick berichtigt
Wir erhalten die folgende Berichtigung: Den in Nr. 565 des Vorwärts" unter der Ueberschrift Eine aufregende Nacht. Hitler , wie ihn feiner fennt" erschienenen Artikel berichtige ich wie folgt:
Es ist unwahr, daß ich mich am 30. November auf dem Anhalter Bahnhof zum Empfange Adolf Hitlers eingefunden habe.
Wahr ist vielmehr, daß ich bereits seit dem Abend des vorhergehenden Tages wußte, daß Adolf Hitler nach Weimar fuhr. Frid, M.d.R.
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