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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Mißverstandene Karikatur

Und trotzdem eine Verurteilung des ,, Wahren Jacob  "

Das Verbot des Wahren Jacob  " im Juli dieses Jahres durch das Polizeipräsidium ist noch in aller Erinnerung. Das Reichsgericht hat dieses Verbot statt auf die ursprünglichen zwei Monate auf einen Monat festgesetzt. Gegen den verantwortlichen Redakteur Genossen Friedrich Wendel   wurde aber von der Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Beleidigung einer Einrich­tung der katholischen Kirche   eingeleitet. Also stand Wendel gestern vor dem Schnellschöffen­gericht.

Das Titelbild des Wahren Jacob" vom 16. Juli 1932, das diese Beleidigung enthalten sollte, zeigt in einer erhobenen Hand die Monstranz, deren linke und rechte Spigen ein Hakenkreuz ziert. An Stelle des Körpers Christi erhebt sich eine Guillotine, deren obersten Querbalken gleichfalls ein Hakenkreuz schmückt. Der Text zu dieser Zeichnung lautet: ,, Was mutet man dem deutschen  Volke zu? Daß es stimme für das Christen­tum" vom Hakenkreuz, des Evangelium da lautet: Köpfe sollen rollen, die Hanfindustrie soll belebt werden, eine Nacht der langen Messer soll sein."

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Genosse Friedrich Wendel   erklärte, die Zeichnung selbst entworfen zu haben.

Eine Verächtlichmachung einer Einrichtung der chriftlichen Kirche liege weder objektiv noch subjektiv vor.

Als langjähriger Redakteur des" Wahren Jacob" und Forscher auf dem Gebiet der Karikatur müsse er dagegen Einspruch erheben, daß Bild und Tert, die stets ein Ganzes bilden, besonders betrachtet würden. Erst der Zusammenhang von Bild und Tert ergebe die Absicht der Karikatur. In diesem Falle sollte zum Ausdruck gebracht werden, daß bei den Führern einer bestimmten Partei, die sich ,, christlich" nennt und von sich behauptet, Sach­

Nazis wieder in Aktion

100 überfallen Arbeiterlokal Einen gemeinen Ueberfall verübten, wie erſt jetzt bekannt wird, die aufbauwilligen" Kräfte der NSDAP.   in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend vergangener Woche auf ein Lokal in der Utrechter Straße 13, das von der organisierten Arbeiterschaft und von den Republi­fanern gern besucht wird, da der Wirt ein guter Republikaner ist.

80 bis 100 Mann waren von verschiedenen Stürmen des Nordens zusammengezogen worden, um den Laden ,, fertig zu machen". Als durch zwei Posten festgestellt worden war, daß im Lotal nur einige Frauen anwesend waren, begann der Angriff. Scheiben, Schilder und Re­flamelampen fielen flirrend zu Boden, Stühle wurden gestohlen, auf der Straße zer­brochen und dienten dann den ,, Edelmenschen" als Wurfgeschosse. Von Passanten wurde das leber­fallkommando angerufen, das leider erst eintraf, als die Wirtin blutig geschlagen war. Der von der Polizei herbeigerufene Arzt verfügte die so­fortige Ueberweisung in ein Krankenhaus, da er für ein weiteres Verbleiben im Haushalt die Ver­antwortung ablehnte. Das in der Nähe befind­liche Polizeirevier hatte die Ansammlung von den NSDAP.  - Angehörigen leider nicht gesehen". Der Vorsteher dieses Reviers hatte es während der Wahlzeit für nötig gehalten, jedem Republikaner,

walter Christi zu sein, ein frasser Widerspruch zwischen ihrem Lippenbekenntnis und ihren Taten bestehe. Die Zeichnung ist zu einer Zeit entworfen worden

als in Ostpreußen   die nationalsozialistischen Bomben trachten.

Das war die Folge des Aufrufs der nationalsozia= listischen Parteiführer zum Massenmord. Die Bei­spiele, wie die Führer zu diesem Massenmord auf­riefen, sind zahllos. Am 15. Mai 1929 schrieb Hitler   in den nationalsozialistischen Briefen vom ,, Köpferollen". Er sagte da u. a. auch:

Seid überzeugt

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Barmherzigkeit ist nicht unsere Sache. Das war sehr christlich"! Der ehemalige Vize­präsident des Reichstags, Stöhr, prägte das Wort von der deutschen ,, Hanfindustrie", Le ehrs das von der ,, Nacht der langen Messer". Frick forderte: ,, An den Galgen mit den Verbrechern." Derselbe Frick sprach ein anderes Mal von dem Volkszorn, durch den einige Zehntausende von marristischen Funktionären zu Schaden kommen werden. Gregor Straßer   und Goebbels  waren für das Hängen, ebenso der nationalsozia­listische Landtagsabgeordnete Hennicke im Thü­ ringischen   Landtag usw.

Diese Sorte Christen" follten durch die Zeich­nung gebrandmarkt werden.

Auf die Frage des Vorsitzenden, weshalb er denn gerade eine Einrichtung der katholischen Kirche   gewählt habe, nicht aber der evangeli­schen, deren Mitglieder in erster Linie die An­hängerschaft Hitlers   bilden, erwiderte Friedrich Wendel  , daß Adolf Hitler  , Leehrs und Frick Katholiken seien. Er fügte hinzu, daß er auch

der ein Wahlplatat für seine Partei ausgehängt hatte, einen Beamten ins Haus zu schicken, um festzustellen, ob für das Aushängen des Wahl­plafates auch eine polizeiliche Genehmigung vor­handen sei. Der Hinweis des Wirtes, der schon vor einer Woche darauf aufmerksam machte, daß sich dunkle Elemente in das Lokal einschleichen, um zu provozieren, fand jedoch bei dem Revier­vorsteher nicht die gleiche Beachtung.

Lebensmittelsammlung

Am Dienstag, dem 6. Dezember, findet im Lebensmittel­Bezirk Treptow   eine sammlung für die Berliner   Winterhilfe statt. Wagen der Reichswehr   fahren herum und werden bei Hausfrauen, Kolonialwarengeschäften, Milchgeschäften, Bäckern und Fleischern, in Schulen und bei Firmen ein Scherflein abholen, damit nahrhafte Weihnachtspakete für die Notleidenden gepackt werden können. Es ist zu hoffen, daß sich viele gebefreudige Hände finden werden, denn Not und Hunger werden immer größer.

Die Vereinigung aller Bölfer( All Peoples' Association) veranstaltet am Dienstag, dem 6. Dezember, 20.30 Uhr, im Hotel Esplanade unter dem Protektorat von Lady Rumbold einen englischen Abend, dessen Reinertrag der Berliner  Winterhilfe zufließt. Unter anderem singt Walter Kirchhoff   englische Lieder.

nicht den Einwand gelten lassen könne, der unbe­fangene Leser wäre nicht instande, die intrimi­nierte Zeichnung so aufzufassen, wie es die Absicht des Zeichners gewesen sei. Der Wahre Jacob  " egiſtiere seit 53 Jahren. Die Erziehungsarbeit, die er am Leser vollzogen habe, schließe ein Miß­verstehen der Zeichnung aus.

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Der Staatsanwalt beantragte zwei Mo= nate Gefängnis. Rechtsanwalt Dr. Neu­mann berief sich auf den Freispruch des Malers Groß  , der unter einer ähnlichen Anflage gestanden habe wie Friedrich Wendel. Die Zeichnung stelle unter keinen Umständen eine Verächtlichmachung der Monstranz dar; ihre Absicht sei das direkte Gegenteil gewesen, nämlich die Monstrang vor dem Mißbrauch solcher Parteiführer wie Hitler  , Frid und Leehrs zu schützen.

Das Gericht verurteilte Friedrich Wendel an

DIENSTAG, 6. DEZ. 1932

der Bursche auf frischer Tat ertappt. Durch Gegenüberstellung mit den Betrogenen fonnten ihm bereits fünf Fälle einwandfrei nachgewiesen werden.

Der andere Betrüger hatte sich die Umgebung des Viehhofes als Jagdgebiet" ausgesucht. Er machte sich an erwerbslose Schlächter heran und versprach ihnen, sie bei einem Meister, den er persönlich gut fenne, gegen guten Lohn unterzubringen. An die Vermittlung knüpfte der Schwindler jedesmal die Bedingung, daß man ihm für die Arbeitsvermittlung eine weiße Schürze zum Preise von 8 Mark abkaufen müsse. Die Erwerbslosen, die sich freuten, endlich wieder Arbeit zu bekommen, händigten dem Lumpen das Geld aus und erst später mußten sie zu ihrem Leidwesen erfahren, daß sie einem Gauner aufgesessen waren. 50 bis 60 Er= werbslosen hat der Mensch das Geld, oft die legten Pfennige, abgenommen. Der Täter hat bereits ähnliche Schwindeleien begangen und ist mehrfach vorbestraft.

Stelle der verwirkten Gefängnisstrafe von zwei Das Opfer des Mörders

Monaten zu 800 Mart Geldstrafe. Die Zeichnung stelle zweifelsohne eine Beleidigung einer Einrichtung der christlichen Kirche dar, hieß es in der Urteilsbegründung, und der Angeklagte habe sich dessen bewußt sein müssen.

Litten unvereidigt

Im Felsened prozeß wurde gestern die Vernehmung von Rechtsanwalt Litten   fort­gesezt und beendet. Am Schluß der Vernehmung Rechtsanwalt Littens gab Landgerichtsdirektor Böhmert bekannt, daß der Zeuge Litten wegen des Verdachts der Begünstigung unvereidigt bliebe. Die Beweisaufnahme im Felseneckprozeß wird wahrscheinlich am Mittwoch geschlossen wer­den, so daß das Urteil Mitte des Monats zu erwarten ist.

Schwindler verhaftet!

In Wilmersdorf   und am Viehhof

Von der Kriminalpolizei sind gestern zwei ge­fährliche Schwindler festgenommen worden, die monatelang in Berlin   ihr Unwesen trieben. Be­sonders erfolgreich war der Schlosser Otto B. aus der Arndtstraße in Wilmersdorf  , der allein in den legten 14 Tagen in sieben bis acht Fällen erhebliche Summen erbeutete.

B. hielt sich vormittags in den Gängen des Stadthauses in der Kaiserallee in Wilmers= dorf auf und gab sich, mit einem Bleistift hinter dem Ohr, den Anstrich eines Beamten. Wenn der Bursche Leute beobachtete, die auf der dortigen Steuerkasse Schulgeld oder Kirchen­steuern einzahlen wollten und sich suchend an den angebrachtern Schildern orientieren wollten, lief ihnen B. zufällig" in den Weg. Zuvor­fommend gab er den Fragenden Auskunft und fand sich immer gleich bereit, die Betreffenden zu der Zahlstelle zu führen. Der Betrüger forderte die Leute dann auf, einen Augenblick zu warten, ging in irgendein Zimmer, tam nach kurzer Zeit wieder heraus und sagte, daß die Quittung unten schon fertig daliege und man ihm das Geld ruhig aushändigen möge; er werde sofort nach unten gehen und die Sache schnellstens erledigen. Während die Ahnungslosen, die geglaubt hatten, einen Beamten vor sich zu haben, warteten, suchte der Schwindler das Weite. Am Montag wurde

Frau Sommerfeld verstorben

Das nächtliche Revolverattentat in der Wuhl­heide hat furchtbare Folgen gehabt. Jm Antoniuskrankenhaus ist am Montag die 46 Jahre alte Ehefrau Sommerfeld ihren schweren Ver­letzungen erlegen. Trotz sofortiger Operation im Krankenhaus fonnte Frau S. nicht mehr gerettet werden. Der Blutverlust, den sie bei dem Ver­suche, sich trotz ihrer schweren Verwundung weiter­zuschleppen, davongetragen hat, war zu groß.

Die Untersuchung der Mordkommission ist in außergewöhnlich großem Maßstabe vorgenom­men worden. Die Suchhunde stellten schließlich den Tatort fest. Der Mann hat auf die Frau ohne ein Wort zu äußern geschossen. Wenn die Spur, die der Hund verfolgt hat, richtig ist, muß der Mörder zum Bahnhof zurückgegangen sein. Einen Zug nach Berlin   hat er nicht mehr erreicht. Durch die Nachtwächter ist festgestellt, daß die Schüsse etwa um 1 Uhr 40 gefallen sein müssen.

Die Tochter ist eingehend von Kommissar Lippit gehört worden. Aus ihren Angaben kann man schließen, daß der Mann in der Gegend orts= kundig sein muß. Zweifellos hätte er auch sonst im Dunkeln den Weg quer durch den Wald nicht gefunden. Was den Mann zu dem völlig grund­losen Feuerüberfall veranlaßt hat, ist noch unklar. Alle Vermutungen bezüglich eines Racheattes oder eines Eifersuchtsattentats haben sich zerschlagen.

Zur Aufklärung des furchtbaren Verbrechens hat die Kriminalpolizei eine Belohnung von 1000 Mart ausgesetzt.

Unglück in Moabit  Straßenbahn gegen Fuhrwerk

In der Kaiserin- Augusta- Allee in Charlotten­ burg   ereignete sich gestern abend ein schwerer Zu­sammenstoß zwischen einer Straßenbahn der Linie 12 und einem Lastfuhrwerk. Die Straßen­bahn fuhr von hinten auf das Fuhrwerk auf. Durch den heftigen Anprall gingen zahlreiche Scheiben in Trümmer. Vier Fahrgäste wurden mit erheblichen Verlegungen ins Moabiter Kran­fenhaus gebracht. Der Verkehr war eine Stunde lang gestört. Es mußten Umleitungen über die Wiebe- und Reuchlinstraße vorgenommen werden. Außerdem wurden in den Nachmittagsstunden fünf Personen Opfer des Verkehrs Auf der Ko­lonnenbrücke geriet der 19jährige Radfahrer Mag Bord aus der Arndtstraße 14 unter ein Privat­

Kritisch zu sein

ist das gute Recht eines Jeden, der sachlich zu prüfen versteht. Einer solchen Beurteilung wird

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immer standhalten, weil sie durch ihre guten Tabake, das würzige Aroma und die köstliche Frische alle Kenner für sich gewinnt.

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