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Faschistische Unfauberkeiten

Der Fall Augusto Turati  

Von unserem Korrespondenten

Locarno  , 1. Dezember. Der langjährige Generalsekretär der faschi­stischen Partei, Augusto Turati  , ist mit der nachstehenden Begründung auf unbestimmte Zeit aus der Partei ausgeschlossen worden:, Weil er in einigen der Deffentlichkeit bekanntgewordenen Privatbriefen tadelnswerte Ausdrücke ge­braucht hat, die nicht geduldet werden können, besonders nicht von einem Funktionär des Regimes." Nun mar Turati einer von den ganz Großen und besonders Getreuen. Er war pier Jahre Parteisekretär, bekleidete also die höchste politische Stellung im heutigen Italien  , nach der des ,, Duce". Er war es, der nach den Attentaten im Herbst 1926 in öffentlichen Reden auf der Piazza Colonna   zur Gewalttat, zu Mord und Brand aufgerufen hat. Ein gottes gläubiger Mann, triefend von Idealen und Sitt­lichkeitsmagimen. Als es nicht mehr zu verheim­lichen war, daß

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feine anormale gefchlechtliche Beranlagung unter ,, unferer herrlichen faschistischen Jugend" viele Opfer gefordert hatte, wurde er des Generalsekretariats enthoben und zum Trost­zum Chefredakteur der Turiner   ,, Stampa" er­nannt. Von da bekam er dann vor wenigen Monaten den schlichten Abschied, der nicht auf andere Vorzugsstellung an der Krippe, sondern direkt ins Sanatorium führte. Aber der Mann, der so geschmeidig vor den Stärkeren ge­frochen war und so kraftvoll auf die Schwächeren getreten hatte, sollte noch tiefer sinken: Ausschluß aus der Partei wegen Dredschnauzigkeit!

Die Zensur, mit der er in der Versenkung ver­schwindet, fagt fein Wort darüber, gegen wen die

Die Bettelbraunen

Berliner   Straßenbild von 1932 Mit Sammelurne und verdroff'ner Miene, Ein Hitler  - Jüngling an der Ecke döst. Daneben. braun bejadt, die Hitlerine: ,, Mar, werden wir noch nich bald abjelöft?"

Mar aber schüttelt Kopf und Sparkonserve,- ( In beiden flappert es verdächtig leer): Ja, vorjes Jahr, da hatten wa Reserve, Jezt fümmert sich um uns feen Deibel mehr.

Die Führer rasen Auto, bau'n Paläste, Wir stehen Betteln, machen hier flapp- flapp." ,, Mag, meenste nich, es wär das allerbeste, Wir machen Schluß und hauen eenfach ab?" Nervös zudt Mag es um die Oberlippe: ,, Jd wäre jern aus dem Schlamassel raus. Doch haben uns die Macher an de Strippe, Und biste erst verdächtig, is es aus.

Det mag're Fressen und des bißken Benne, Wir selber schnorren noch dafür det Jeld. Und dafür det Jejrüße und Jerenne, Wie'n Benner wird man hier so hinjeſtellt! Det Betteln is' en elendes Jewerbe, Ja, wenn de bitt're Not noch eenen treibt! Wir aber manchmal fast vor Wut id sterbe, Wenn son Bekannter bei mich stehen bleibt.

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Na Mage, lacht er, wie bekommt det Betteln? Herr Goebbels   baut wohl wieder' nen Balast?- Im Kaiferhof, da schieben se und zetteln, Wir fehren für die Mist und schieben Knast! Hilft nischt! Man is vakooft bei diesen Füchsen. Denn jiebts mal Schnaps und man ersäuft den Groll." Er flappert stumpf. Hohl klingt es in den Büchsen, Doch mancher, scheint mir, hat die Büren   voll.

Jonathan.

tadelnswerten Ausdrücke gerichtet waren. In Wirklichkeit handelt es sich um abfällige Be­mertungen über Mussolini  , faftige Borte, wie sie Mussolint felbst über seine Mitarbeiter und Freunde zu gebrauchen pflegt. Dafür wird nun Augusto Turati   abgesägt als Abgeordneter, als Mitglied des großen Rates, als Generalleutnant der faschistischen Miliz, als Präsident der Föderation aller faschistischen Sportvereine. Wahrscheinlich werden auch seine verschiedenen Aufsichtsratsstellen daran glauben müssen. Direkt vom Kapitol auf den tarpeiischen Felsen!

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Wie man sieht, hält der Faschismus doch noch mehr auf gute Sitten als auf saubere Hände. Durch Vorweisung eines Privatbriefes kann man die Höchsten stürzen. Beweist man dagegen einem Hierarchen, daß er Gelder unterschlägt so braucht das für ihn gar keine Mishelligkeiten zur Folge zu haben. Da hat der faschistische De­putierte Magrini Schwarzhemd der ersten Stunde, Wackerster der Wackeren usw. als Prä­fident die Organisation der Seemannschaften bis zum Jahre 1930 verwaltet. Dann wurde er durch den Faschisten Begnotti ersetzt, der ein ge­misses Interesse an der Sauberkeit oder Unsauber­keit der Hände seiner Vorgänger baben. mußte. da er ja von ihnen Kassen und Register über­

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Die Ausplünderung der Matrosengewerkschaft

nahm. Er interessierte sich also, stellte fest und berichtete dem Duce". Es ergab sich, daß man das Geld der Seemannschaften in frechster

Weise stahl.

Magrini hat im Jahre 1927 an Gehalt und Reise­untosten 167 998,75 Lire( 1 Lire gleich 21 Pf.) bezogen, im nächsten Jahre 361 928,25 und in seinem letzten Verwaltungsjahr sogar 532 251,20 Lire, alles in allem in drei Jahren über eine Million Lire  . Sein Sekretär mußte sich in derselben Zeit mit 300 000 Lire behelfen, der Ab­geordnete Tanzini mit 334 000. Die Organi sation ist in Grund und Boden gewirtschaftet, Magrini hatte bei seinem Rücktritt 581 875 Lire ungedeckte Vorschüsse aus der von ihm verwalteten Kasse entnommen.

Weder ihm noch seinen Spießgesellen ist etwas passiert.

Nur den Buchhalter Amonbei hat der neue Präsident dem Staatsanwalt angezeigt, aber auch davon haben die Gerichte vorgezogen, feine Kenntnis zu nehmen. Der Bericht Begnottis, mit Zahlen, Belegen und Namen, liegt seit Monaten in Mussolinis Schreibtisch. Da sollte er offenbar seinen Geist aushauchen, nur ist leider ein Durchschlag der Pariser Liberta" auf den Schreibtisch geflogen.

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Es sei daran erinnert, daß der Faschismus durch ein besonderes Gesetz vom 25. Januar 1924 die Verwaltung aller Fonds, zu denen Arbeitergelder beigesteuert wurden, der Kon= trolle des Präfekten unterstellte, der dar­auf zu achten hatte, daß das Geld im Sinne des Organisationsstatuts verwertet würde. Wir glauben nicht, daß die italienischen Seeleute ihre blutigen Groschen sich dafür vom Munde abge= spart haben, daß eine Handvoll Schwarzhemden damit in Saus und Braus lebte.

Chorkonzerte- Chorjubiläen

Philharmonischer Chor- Liedergemeinschaft des DASB.

Der Philharmonische Chor ist 50 Jahre alt geworden. Die Festaufführung der H- Moll­Messe unter Klemperer aus diesem Anlaß war mehr als eine strahlende Geburtstagsfeier: ein flingendes in memoriam, eine Gedächnisfeier für Siegfried Ochs  , den Begründer, den uner müdlichen Förderer und Führer der Chorvereini­gung, dessen Lieblingswerk und Gipfelleistung die ,, hohe Messe" immer geblieben war. Vor fünf Jahrzehnten, als junger Student noch, hatte er mit faum einem Dugend Sängern begonnen; nach verhältnismäßig wenigen Jahren waren es hun­derte, die sich ihm willig unterordneten, die seiner Stabführung gehorchten, Hunderte, aus denen er in vorbildlicher Erzieherarbeit, in glühender Werk­besessenheit ein einziges Riefeninstrument formte, um so( dem großen Vorbild Bülow nacheifernd) die Chorkultur auf die Höhe der ihr bis dahin meit überlegenen Orchesterkultur zu heben. Als 1920 der Chor aus finanziellen Gründen aufgelöst werden mußte und Ochs als Leiter der Oratorien­schule in die Hochschule für Musik berufen wurde, folgte ihm der Chor( als Hochschulchor) ebenso wie 8 Jahre später nach seinem Ausscheiden aus der Hochschule; ein Jahr später war er nicht mehr. Heute verwaltet Klemperer sein Erbe. Ber­maltet es in dem einzig lebendigen Ginn, den Tradition haben kann: nicht im Bewahren des Aeußerlichen, der dynamischen Schattierungen oder der Tempi etwa, sondern des inneren Verhältnisses zum Wert, das sich in anderen Generationen mit Recht auch immer wieder andere Darstellungsstile zu schaffen weiß.

So sehr Ochs( und sein Chor mit ihm) stets um und für Neues zu werben wußte, so sehr freisten feine Gedanken, ordnete sich seine Arbeit immer wieder um Bach ,,, den uralten Turm, den großen Gesang". So konnte auch das Fest der Vereini­gung nicht schöner gefeiert, der tote Meister( dessen Bersönlichkeit und Leistung Kurt Singer   in einer im Wert- Verlag, Berlin  , erschienenen Bro­schüre würdigt) nicht feierlicher geehrt werden als durch die Aufführung, durch diese Aufführung des unbegreiflich hohen Werks, mit der der jubi­

General Suter

Fataler Geschichtsunterricht

Nicht zum erstenmal gibt es jetzt( im Theater am Schiffbauerdamm) Die Geschichte des Generals Johann August Suter  ", des kalifornischen Michael Kohlhaas, der nicht be­greifen kann, daß Macht vor Recht geht und Welt­geschichte nicht über einzelne stolpert. In langer mit Dialogen durchsetzter Reihe beweglich gewor­dener Panoptikumspuppen tröpfelt es langweilig, nur selten das dösende Parkett weckend, oft un­freiwillig tomisch, ins Bergessen. Seltsam, daß dies historische Thema, das episch und nichts als episch ist, die Konfettionäre des Theaters geradezu verführt. Noch merkwürdiger, daß sich Direk toren finden, die das Geld, das sie nicht haben für solch garantiertes Versagen fortwerfen,

Neben Cäsar von Arr haben sich noch zwei, drei andere Gutgläubige um die Dramatisierung des zwar interessanten, den Bedürfnissen der Bühne jedoch widerstrebenden Ausschnitts ameri tanischer Heimatkunde bemüht.

Dies war: von Trommeln und Trompeten um­bellt, eine Harmonikafibel, leider fein D- Bug von 12 Ruppiner Bilderbogen, die selbst, wenn sie bunter und reicher an Gegensägen wären, nicht zu fesseln vermöchten. Das Theater verlangt nun einmal unerbittlich nach Ballung und Er­plosion. Die Geschichte des Generals Suter ist gemiß eine traurige Ballade, aber ohne Wucht; es wird ein Faden gesponnen, ein Tau wird ge­dreht, aber es werden feine Stollen gegenein­anber getrieben.

Der gute Suter hatte Kalifornien   erschlossen, er hatte sich das Land verschreiben lassen. Da

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lierende Chor die Hörer jubilieren machte. Un­möglich, all die Einzelphasen rühmend aufzuzählen, die sich zu einheitlich großem, erschütterndem Ge­samteindruck, zu einem Triumph von Klemperers Bach- Interpretation zusammenschlossen. Ria Ginster  , Margarete Klose  , Bazak und Bockelmann waren die sich harmonisch einordnenden, überaus verdienstvollen Solisten.

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Noch ein Jubiläum, grundsäglich anderer Art freilich: Arbeiterchöre( fämtliche Chöre des 9. Bezirks) feiern die Erinnerung an die vor 40 Jahren erfolgte Gründung der Lieder= gemeinschaft" des Deutschen Arbeiterfänger­Bundes. Den Berliner   Arbeiterfänger- Bund von 1876 hatte ja nach kaum zwei Jahren bereits das Sozialistengesetz zerschlagen; erst 1890 tonnte er wieder gegründet werden und wieder zwei Jahre später konnte er bereits mit all den anderen inzwischen entstandenen Chorgruppen und Sänger­bünden zu eben der ,, Liedergemeinschaft der Arbeiter= fänger Bereinigungen Deutschlands  " zusammen­geschlossen werden, die eine Kampfgemeinschaft war, deren Aufgabe vor allem in der damals un­geheuer schwierigen Materialbeschaffung, nicht zuletzt in der Gründung eines Selbstverlags be= stand. Aus diesen Organisationen hat sich der( in seiner jezigen Form 1908 gegründete) Arbeiter. fänger- Bund und fein Verlag folgerichtig ent­midelt. Der fulturelle Wille einer aufstrebenden Klasse, die Sehnsucht des Arbeiters nach dem Lied, das ihm gleich sei, das seine Weltanschauung zum Ausdruck brächte sie hatten nicht nur für Organisationsformen und Interpretation zu forgen; fie hatten viel weiter unten anzufangen, hatten sich zu allererst die Werke, die Dichtungen, die Kompofitionen selbst zu schaffen! Daß dies alles möglich war, darauf können sie, können wir heute mit Recht stolz sein. Ludwig Beelizer und Georg Oskar Schumann leiteten die zwei Chor= gruppen der Chöre des 9. Bezirks, die mit Werken von Uthmann, Gerster, Tießen u. a. dem Feierwillen würdigen Ausdruck verliehen. H. W.

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wurde gelbes Metall gefunden, und die Goldjäger überfluteten den fruchtschweren Garten. Städte wurden gebaut, eine Provinz entstand; USA  . mar's zufrieden. Suter aber, der Plantagen agrarier, grollt und begreift nicht, daß er besser täte, Abfindung und Generalstitel anzunehmen. Er will, daß Kalifornien   wieder geräumt werde und er mit seinen Kühen und Knechten es allein befize. Ein Narr des Privateigentums. Das einzig Sympathische an der dürftigen Klebearbeit ist, daß dieser Wahn raffender Spießerverlogen­heit gestäupt wird.

R. Br.

Das Theater am Schiffbauerdamm ist im Anschluß an die Premiere geschlossen worden. Die Schauspieler sind wieder einmal die Leid= tragenden, da die bereits gesperrte Raution für ihre Forderungen nicht ausreicht. Es wird Zeit, daß energische Maßnahmen gegen diese Art Theaterbetrieb getroffen werden, die Darlehen von den Schauspielern nehmen und Stücke gegen Ent­gelt aufführen. Die Presse sollte endlich aufhören, von solchen Gründungen Notiz zu nehmen.

Weihnachtsmesse der Künstler

Soviel Weihnachtsausstellungen von Kunst­merken sind noch kaum je dagewesen; die Not zeigt den Künstlern diesen aussichtseröffnenden Weg. Verein Berliner Künstler  , Deutsche Kunst­gemeinschaft, die Vereinigten Staatsschulen an der Hardenbergstraße die Berliner   Künstlerinnen haben alle ihre besondere Weihnachtsmeffe er­öffnet; in den Ausstellungshallen am Kaiserdamm ist die größte und umfassendste Ver. anstaltung der Art zu sehen, schon als Weihnachts.

markt hübsch und einladend aufgemacht, mit Be­nugung der altdeutschen Häuferfulissen von einer früheren Gelegenheit. Unten, in den Lauben und Nischen dieser Altstadt gibt es Gaststuben und Verkaufsbuden mit vielen schönen Gegenständen zum Berschenken, oben laufen ringsum die Kojen mit den ausgeftellten Werken von 800 Künstlern jeber Richtung. Diese fast 2000 Arbeiten sind nach Gegenständen geordnet. Es gibt Kojen mit Berliner   und märkischen Ansichten, mit Blumen, winterlichem Hochgebirge oder Tieren, mit Bild­nissen und Sport, Städteansichten usw. Man hat für jeden Geschmack gesorgt. Eins möchte man den Künstlern ans Herz legen, damit sie fünftig noch bessere Aussichten auf Kauferfolge hätten; ihre Preise einander etwas anzugleichen, und zwar nach unten hin. p. f. sch.

, Böhmische Musikanten'

Rose- Theater  

Das Rose- Theater   kommt diesmal mit einer Novität für Berlin  . Dem dreiattigen Singspiel Böhmische Musikanten" von Julius Wilhelm  und Peter Herz   liegt gewiß fein erschütternd origineller Einfall zugrunde. Die Fabel vom ehrgeizigen, aber einfachen Bauernburschen aus dem böhmischen Dorf, der wie feiner die Fiedel spielt und damit sich die Frauenherzen erobert, zu­letzt aber an der Leidenschaft zu einer Frau zu= grunde geht und 20 Jahre später als blutarmer Geiger wieder in sein Heimatsdorf kommt, ist rührselig und gehört ins älteste Operettenarchiv. Aber irgendwie ist diese Geschichte doch volkstüm­lich. Bernhard Grün, ein für Berlin   neuer Mann, schrieb eine schlichte, leicht ins Ohr gehende Musit, die ihre Einfälle aus der Fülle der. tschechischen Volksmusik bezieht. Anflänge an Smetana   und Dvorak   manchmal schon nahe der Kopie. Trotzdem im großen und ganzen geschickt und gekonnt.

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Das wirkliche Erlebnis des Abends aber ist die Aufführung. Die Roses haben sich diesmal selbst übertroffen. Allen voran Traute Rose als Gänse­magd und spätere Komponistengattin. Ihr zur Seite als würdiger Partner Willi Rose  . Erich Sudmann, in der eigentlichen Hauptrolle, ist ein spiel und stimmbegabter Tenor. Hans Rose und Ferdinand Asper sorgen für Ulf. Hedi Kramer und Gerthi Kuthan sind die beiden Frauen, zwischen denen sich das Herz des Tenors zu entscheiden hat. Allen anderen ein großes ge= samtes Lob. Die Inszenierung Paul Roses hatte viel Schmung und nette Einfälle, die musikalische Leitung Mag Schmidts war schmissig und fühlte sich sein ein in das Gesamtkolorit. F. L.

Der neue Garbo- Film

Capitol

Dieser neue nicht synchronisierte Garbo Film ist nur neu für Deutschland  . Er zeigt die Künstlerin, der auch das mäßigste Manuskript nichts anhaben kann, in allen Lebenslagen, von der Geburt bis zur Heirat. Helgas Fall und Aufstieg" ist eine sehr rührselige Geschichte eines armen, un ehelichen Kindes, das dem rohen Pflegevater ent­läuft, bei einem Ingenieur Zuflucht findet, dann in die Bahn einer fahrenden Künstlerin ge schleudert wird. Sie muß alle Nöte des Lebens durchkosten, so ähnlich wie die Blonde Benus" der Dietrich, da ihr Geliebter nichts mehr von ihr wissen will. Sie nimmt alle Demütigungen auf sich, um ihn, der inzwischen aus feelischer Not ver­tommen ist, wiederzugewinnen. Die Garbo hat herrliche Momente, entzückend ist ihr Aufwachen zum Leben, als sie zum erstenmal Liebe erfährt, fiegreich ist sie als große Kokotte und wundervoll in ihrem Werben um den Mann. Ihr Mitspieler ist Clark Gable  , frisch und sympathisch, und auch in seinem Abstieg noch nicht hoffnungslos. Bon der Regie Robert Lepnards ist nicht viel zu fagen; fie geht die begangenen Wege. Der allzu traftätschenhafte Schluß und die Berlogenheit der Handlung schien das Publikum schließlich zu ver stimmen.

Boran ging ein Kulturfilm, der die Baudenk­mäler Potsdams   im belebten Bild zeigt.

I.

Björnjons 100. Geburtstag. In Oslo   begannen Sonntag die großen Jubiläumsfestlichkeiten an­läßlich des 100. Geburtstages des norwegischen Nationaldichters Björnson mit einem Festakt im norwegischen Nationaltheater. Die Hauptfeſtlich­feiten finden am Geburtstag des Dichters, am 8. Dezember, in Form einer Gedächtnisfeier an seinem Grabe statt. Während dieser Festwoche spielt das Nationaltheater jeden Tag Bühnen­dichtungen Björnsons, darunter ein erst fürzlich aufgefundenes historisches Schauspiel. Als Ab­schluß ist ein Besuch in Aulestad, dem Gute Björnsons, vorgesehen, wo die Witwe des Dichters vor ein paar Tagen in geistiger Frische ihren 97. Geburtstag feiern konnte. Hamsun   hat eine Grammophonplatte mit seinem Gedicht über den Tod Björnsons besprochen.

Berichtigung. Einen ganzen Abend und eine Nacht lang stand der Regisseur Dietrich Kenter in dem schändlichen Verdacht, für die Studienauf­führung des Schiller- Theaters seine Schauspieler zum ,, Nationalismus" angespornt zu haben. Der niederträchtige Druckfehlerteufel brachte ihn in diesen scheußlichen Verdacht. Ihm werde be­stätigt, daß er seine Künstler zu etwas Besserem, zum Naturalismus, erzog,