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BEILAGE

Dr. Alice Salomon :

Vorwärts

Arbeit wäre da, wenn

Viele Politiker und Wirtschaftsmänner jagen uns, die Krise komme von der Ueberproduktion. Die Menschheit hätte durch die Technik die eigene Arbeitskraft überflüssig gemacht. Sie ertrinfe in einem Ueberfluß, den sie selbst geschaffen hat. Glaubt ihnen nicht!

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Wie kann man von Ueberfluß reden, so­lange große Massen von Menschen viel= leicht die Hälfte oder ein Drittel im deutschen Volk noch nicht ein eigenes Beit, eine eigene Schlafstelle befizen, feine Wohnung, in der Raum genug ist, um für jeden Bewohner ein Bett unterzubringen, solange die primitiven, notwendigen Bedürfnisse unbefriedigt bleiben. Man hört von der Häufung furchtbarer Segual­

Elendsquartiere niedergelegt und neue, bessere an thre Stelle gesezt werden, wird es Leute geben, die es nicht unmöglich sondern notwendig und deshalb erforderlich finden, daß man den Millionen Arbeitslosen Gelegenheit gibt, Ziegel zu formen, Pfeiler zu gießen, Bretter zu sägen, Häuser zu bauen, Betten und Wäsche anzu fertigen.

Man sagt, die Häuser, die Betten, die Wäsche mürden mehr kosten, als dafür bezahlt

werden kann. Aber werden die Arbeits­losen denn nicht auch erhalten und wären die meisten nicht froh. dafür eine Leistung zurück­zugeben? Muß der Staat nicht ohnehin ab= schreiben, was er für die Arbeitslosen ausgibt, und wäre es nicht produttiver, für diese Ab­schreibungen Häuser, Möbel und Gesundheit einzuwechseln?

Man sagt, solche Versuche würden den Kreis­lauf der Produktion erschüttern. Ist er

verbrechen, die in allen Stulturvölfern Stadtarzt Dr. Drucker:

schwer geahndet werden, aber man macht sich in der Regel gar nicht klar, daß sie fast folgerechter­weise aus solchen Wohnungsverhält= niffen hervorgehen. Wenn zahlreiche Er­

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wachsene, Jugendliche und Kinder, wenn Familien­angehörige und Schlafgänger in einem Raum zu­sammenschlafen, Erwachsene, Jugendliche und Kinder beiderlei Geschlechts in einem Bett zu­ſammenliegen wie kann da etwas anderes als seguelle Verwilderung und Berrohung entstehen. Da wird Scham ausgelöscht, da wird Reinlich­feit unmöglich, wenn die Menschen sich vor aller Augen waschen müssen sofern überhaupt Platz für ein Waschgefäß vorhanden ist.

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Das alles ist nicht nur vereinzelt in Elends­und Verbrecherquartieren der Großstädte zu fin­den. Das gibt es überall in Groß- und Kleinstädten, in industriellen und ländlichen Distrikten. So leben große Massen im Prole­tariat Dafür ist einwandfreies, 3. T. amtliches Material vorhanden. Auf einer Reise, die im Winter 1928/29 im Auftrage des Reichs arbeitsministeriums unternommen wurde, stellte Noad, der Verfasser der Schrift Das foziale Segualverbrechen"( Verlag Püttmann, Stuttgart ) in einer schlesischen Gemeinde fest, daß von 1400 Schulkindern 580 das Bett mit anderen, darunter 264 mit erwachsenen Personen teilen mußten. Aus anderen Gegenden wird berichtet, daß 40 Prozent der Jugendlichen kein eigenes Bett be­fizen, daß in einem Bergarbeiterbezirf mit 2700 porhandenen Wohnungen 988 nur einen Raum ( ohne Küche und Kammer) haben; daß darin in 192 Fällen auch Kranke und in 547 Fällen mehr als sechs Personen wohnen.

Ein Arzt berichtet aus einer Großstadt von einer Frau, die dreizehn Schwanger­schaften und sechs lebende Kinder von 1 bis 19 Jahren hatte. Um wenigstens die größten Mädchen und einen sechzehnjährigen Knaben aus dem Zimmer, in dem die Eltern schlafen, herauszulegen, müssen zwei Knaben von 11 und 13 Jahren im Bett der Eltern unter­gebracht werden, obwohl der eheliche Verkehr der Eltern nicht eingestellt ist. Der sechzehnjährige Sohn schläft mit der neunzehnjährigen Schwester und einer Base im Nachbarzimmer.

Ein Berliner Stadtarzt schreibt: Solche Wohn­verhältnisse werden zu einer Quelle der Seelen­not für alle, weil sich hier vor aller Augen und Ohren Umarmung, Schwangerschaft und Geburt, Monatsphase und Wechseljahre, Not und Tod offen und ungeschminkt abspielen."

Nach amtlichen Erhebungen in einem Bezirk der Berliner Innenstadt hatten dort von 2141 Wohnungen nur 965 einen eigenen Abort. In manchen Fällen müssen zehn Mietparteien einen Abort gemeinsam benutzen.

In dem Jahresbericht der Ambulatorien des Verbandes der Berliner Krankenkassen wird mitgeteilt, daß von den 2450 Besuchern der fieben Ehe und Segualberatungsstellen 37,4 Prozent als Untermieter wohnten Wer fann sich wundern, daß unter solchen Verhält­nissen bei 1367 Besucherinnen der Beratungs­stellen im ganzen 3300 Fehlgeburten festgestellt wurden. In einem westlichen Vorort lebten 36 von 310 Schwangeren, die die Beratungsstelle aufsuchten, in Lauben. Nur die Hälfte ver: fügte über eine eigene Wohnung. Die anderen haben recht, wenn sie meinen, sie hätten es schlechter als ein Tier, das sich einen ruhigen Plaz fuchen kann, wo es seine Jungen zur Welt bringt.

Solange nicht jeder Deutsche ein Bett hat und Raum, wo er das Bett unterbringen fann, ſo­lange nicht jedes Kind zwei Hemben befißt, fo­daß es nicht im Bett zu liegen braucht, wenn das einzige gewaschen wird, und zwei Paar Schuhe, damit eines trocknen kann, wenn es naß geworden ist, solange haben wir feine Ueberproduktion. Solange gibt es feine überflüssigen Arbeitskräfte, folange ist nicht zu viel, sondern zu wenig rationalisiert oder ge= plant worden.

Da sind mehr als fünf Millionen, die arbeiten wollen und feiern müssen. Sie werden von den anderen zwanzig Millionen, Don denen die meisten selbst fümmerlich leben, notdürftig durch unzureichende Unterstützungen miterhalten. Wohl find mit Siedlungen fleine Versuche gemacht worden, dieser Not zu steuern. Man sagt, es sei unmöglich, daß im großen zu tun. Aber so­lange nicht die unhygienischen, entfütlichenden

DIENSTAG, 6. DEZ. 1932

denn nicht schon gestört uns erschüttert, solange die Arbeitswilligen feine Arbeit und die nach einem gesunden Leben verlangenden Massen teinen Wohn- und Lebensraum finden, thre primitiven Bedürfnisse nicht befriedigen können?

Was immer man auch einwenden möge: So­lange die große Masse der Menschen unzureichend behaust, bekleidet und ernährt ist, solange wirft der Glaube an die Ueberproduktion verhängnis­voll, solange wird der gesunde Menschenverstand sich nicht dabei beruhigen, solange wird es Men­fchen geben, die den Mangel an gesellschaftlicher Organisation anklagen.

Arbeit wäre da, wenn der Leben s= standard der Massen zum Maßstab alles wirtschaftlichen Handelns würde.

Zurück zur Barbarei?

Bor wenigen Monaten haben die Vertreter der medizinischen Wissenschaft End der höchsten Staatsbehörden den berühmten Bakteriologen Robert Koch gefeiert. Ein halbes Jahr­hundert war verstrichen, seitdem der ehemalige Kreisarzt aus dem kleinen posenschen Ort Woll­ stein den Tuberkelbazillus entdeckt hatte. Es war eine Großtat, und die Jubiläumsredner hatten recht, wenn sie hervorhoben, daß Robert Stoch eine wirksame Bekämpfung der Tuberkulose an= gebahnt hat.

Man hat sich eifrig bemüht, die Ansteckung zu verhüten, nachdem das Wesen der Tuberkulose flar erkannt war. Die Leichtkranken wurden in Heilstätten verschickt, damit das Stadium, das andere bedroht, nicht erst eintrete. Die nicht mehr heilbaren Schwerkranken wurden aus der gefährdeten Familie herausgenommen und er­hielten Pflege und Wartung in besonderen An= stalten. Eine großzügige Aufklärungsarbeit machte alt und jung mit den hygienischen Regeln be­kannt, die eine Weiterverbreitung der Tuber­kulose hindern könnten. Alle diese Mittel hätten freilich wenig genügt, menn sie nicht durch jozialpolitische Maßnahmen er= gänzt worden wären. Was hilft es auch, ständig Sauberkeit und Körperpflege zu predigen, wenn das Geld zur Durchführung fehlt! Was hat der arme Mann von Heilstätten, wenn er sie nicht bezahlen fann! Und was bedeuten die besten Kuren, wenn der Arbeiter mit der not dürftig geflicten Gesundheit sofort wieder in den erbarmungslosen Eristenzfampf hineingetrieben mird! Die wunderbaren Fortschritte der Wissen­schaft erhielten für die Massen erst dann einen Wert, als ihre Ausnutzung auf breiter Grund­

und durch die Verbesserung der Leben s= haltung des Volfes ermöglicht wurde.

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Es find große Erfolge erzielt morden, die Tuberkulosesterblichkeit ist erheblich zurückgegan­gen. Aber wen diese in Festreden stets start be­tonte Tatsache zufrieden macht, der mag sich eine einzige Zahl aus den neuesten Berichten der deutschen Tuberkulose- Fürsorgestellen vor Augen halten, eine Zahl, die den Laien und den Fach­mann in gleicher Weise erschüttert, weil sie das ganze unfägliche Elend bildhaft veranschaulicht: Im Jahre 1931 hatten 3929 Tuberkulöse im ansteckenden Stadium fein Bett für sich allein! In Berlin , Hamburg und einigen anderen Bezirken des Reiches brauchte nur etwa 1 Proz. der Offentuberfulösen sein Lager mit Angehörigen zu teilen; in der Pfalz , in der Rhein­ provinz , in Oberschlesien und Ostpreußen schlief fast jeder zehnte Schwindsüchtige mit einem Gesunden in einem Bett zusammen! In vier Fünfteln aller Fälle war entweder kein Platz oder kein Geld für ein Bett vorhanden, bei 15 Proz. wird Unbelehrbarkeit(?!) als Grund angegeben nicht alle Fürsorgestellen haben be= richtet und die berichtenden haben im Durch

Seit 50 Jahren ist also bewiesen, daß die Tuberkulose ansteckend ist. Die Krankheits­erreger halten sich in der tuberkulösen Lunge auf; sie werden hauptsächlich beim Husten und Niesen mit feinsten Schleimtröpfchen versprüht und von den Menschen der Umgebung eingeatmet. So übertragen die Kranken ihre Leiden auf die Gesunden. Früher glaubte man, daß die Tuber­tulose vererbt wird, aber wenn an dem Säug­ling die Spuren der Krankheit des Vaters oder der Mutter sichtbar werden, so liegt es nicht daran, daß das Kind schon bei der Geburt den Krankheitsteim in sich trägt, sondern daß es ihn in den ersten Lebenswochen und monaten auf: nimmt. Die Ursache ist stets der Bazillen ver- fage durch die Sozialversicherung, durchschnitt nicht viel mehr als drei Viertel aller streuende Tuberkulose.

die Gesundheitsfürsorge der Gemeinden

Käte Trümpener/ Dein Körper und du

Noch einmal der Atem

Atme im Rhythmus deiner Arbeit, dann sparst du Kräfte und ermüdest viel weniger schnell, d. h. der Atem soll der jeweiligen Be­wegung entsprechen und sie unterstützen.

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Der Mensch tritt aus sich heraus und in Be­ziehung zu seiner Umwelt er äußert sich durch die Sprache und durch die Bewegung. In der gleichen Weise, mie nun die Lautstärke, die Tragfähigkeit und die Ausdruckskraft der mensch­lichen Stimme von der Atemart und dem Atem­umfang abhängen, sind diese auch für das Be­megungsmäßige michtig.

Eine richtige Atemmeise trägt die Bewegung; sie zieht den ganzen Körper bis in die inneren Organe und die Nerven in das Bewegungsge­schehen hinein und erleichtert jede körperliche Ar­beit. Sie verhindert das schnelle Außeratem­tommen und entlastet das Herz.

Der Kohlenträger z. B. muß möglichst menig autatmen, während er seine Last trägt. Einatmen und Stauen des Atems ver­größern die Muskelkraft und Energie; besonders beim Treppensteigen darf diese Spann­kraft des Körpers, die auch vor Organschäden ( Bruch usw.) schüßt, nicht nachlassen. Wenn er seine Last absegt, wird er ganz von allein tief ausatmen. Dann ausatmen, immer wieder be= freiend aus atmen die Ermüdungsstoffe wegschwemmen! bis der nächste Zentner darankommt. Dasselbe gilt im Prinzip für jede Transportarbeit.

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Beim Sägen: Bewegung vom Körper fort: ausatmen, Bewegung zum Körper hin: einatmen.

Beim Brustschwimmen wenden wir die= selbe Atemweise an

Oder du hast vielleicht immer wieder einen Gegenstand von einem Transportband aus weiter zu verladen:

anpaden: einatmen; tragen: Atem stauen; absezen: ausatmen.

So unterstützt du deine Tätigkeit, und ab und zu wird es dir Freude machen, den Rhythmus deines Atems zu verspüren, der auch die mechanische Ar­beit zu beleben vermag. Jede Dentarbeit danfengang ordnen, flären feit überhaupt wird ( Sauerstoffzufuhr!) durch die Nase( anregende Einwirtung auf die Gehirnzellen) gefördert. Ift

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Nachdenken, einen Ge­die Aufnahmefähig­durch Einatmen

man zu besonders starker geistiger oder förper­licher Konzentration gezwungen, so hält man schon instinktiv den Atem an

Eine besonders hohe und alte Atemkultur haben die ostasiatischen Völker, doch fönnen wir uns manche wertvolle Erkenntnis auf diesem Gebiete

nur

unter Berücksichtigung unserer nordeuro­päischen Verhältnisse zu eigen machen. Die Atem­stauübungen, auf die ein besonderer Wert gelegt wird, können uns gerade heutzutage zu Helfern werden.

1. Uebung: Entspanne dich ganz, richte die Augen auf einen bestimmten Bunft, dann atme so tief ein wie du kannst aber zwanglos und langsam. Halte dann den Atem so lange an wie du kannst, bis 10, 20, 30, 40 und mehr zählend, dann tief ausatmen.( Auch Kehlkopf und Mund müssen entspannt sein die Zunge ruht entspannt hinter den Zähnen.)

Diese Uebung macht dich konzentrierter, tat­bereit und geistesgegenwärtig. Sie hebt deine Entschlußkraft und wird dir dienlich sein, wenn besondere Anforderungen an dich herantreten.

Wenn du dich gegen störende Einflüsse von außen schüßen, ein ruhiges und harmonisches In­dir- Ruhen erreichen willst:

2. lebung: so atme langsam und tief aus, dich vollkommen entspannend, und verharre in dem Zustande der Ausatmung, bis 10, 20, 30, 40 und mehr zählend, und atme dann wieder tief ein.

Wer arbeitslos ist, leidet nicht nur törper­lich durch Entbehrungen, sondern vor allem ſee­lisch dadurch, daß er von jedem lebendigen Rhyth mus ausgeschlossen ist: von dem natürlichen Auf und Ab von Arbeit und Ruhe, von Anspannung und Entspannung. In dem lähmenden Einerlei von Not und Kümmernis droht auch der Mutige zu verfinken. Da gilt es vor allem, eine Kraft­quelle, die in uns ruht, den eigenen Atem auch wirklich auszunuzen, um dadurch die körperliche und geistige Widerstandskraft zu stärken und aus belebten Nerven neuen Mut zu schöpfen:

Solang mein Atem lebendig strömt, Solang will ich nicht verzagen,

Und bin ich auch, Schicksal mit dir nicht verföhnt: Ich will es doch wieder wagen! Leben heißt atmen, atmen ist Sein! Rhythmus des Lebens schließt auch mich ein!

schmerfranken Tuberkulösen erfaßt. Man darf darum annehmen, daß in Wirklichkeit weit mehr

Tuberkulose fein eigenes Bett haben. Mit 5000

ist deren Zahl gewiß nicht zu hoch geschätzt.

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5000 Menschen bringen 5000 an dere ihre nächsten Angehörigen Nacht für Nacht in Lebensgefahr. Selbst der einfichtigste und willensstärkste Tuber­tulöse kann im Schlaf die guten Ratschläge nicht beherzigen. Unbewußt hustet er seinen Bett­genossen an, der schußlos neben ihm liegt. Ist es am Tage viel anders? In den Wohnungen, in denen aus Raum- oder Geldmangel fein wei­teres Bett aufgestellt werden kann, hausen die Familienmitglieder auch tagsüber so eng zu­sammen, daß für die Gesunden genug Gelegen heit zum Einatmen der Tuberkelbazillen gegeben ist. Es sind demnach nicht nur 5000, fondern zwei und dreimal soviel der Ansteckung in hohem Grade ausgesetzt. Also nicht nur dort, wo der Schwindsüchtige feine eigene Schlafstätte zur Verfügung hat, werden Gesunde mit Krankheit und Siechtum bedroht: jede Wohnung, die eine Isolierung des Offentuberkulösen nicht gestattet, fann zum Seuchenheerd werden. Nach den Zäh­lungen der Fürsorgerinnen genügten im Jahre 1931 24 773 Wohnungen nicht den hygie= nischen Anforderungen; beinahe ein Biertel der Bazillen ausstreuenden Tuberfulösen hatten eine Wohnung inne, in der die Angehörigen vor der Ansteckung nicht ausreichend geschützt maren. Es verdient besonders vermerkt zu wer­den, daß in den ostelbischen Provinzen der Prozentsatz der nicht einwandfreien Woh­nungen der höchste in ganz Deutschland ist und int Oberschlesien bis auf 59 steigt.

Seit einem halben Jahrhundert missen wir, daß die Tuberkulose zu den ansteckenden Krankheiten gehört. Seit Jahrzehnten steht fest, daß die licht­arme, überfüllte Wohnung in den Mietkasernen die Ansteckung in außerordentlichem Maße be­günstigt. Und 25 000 Tuberkulöse lebten im Jahre 1931 mit ihren nächsten Angehörigen in solchen gemeingefährlichen Wohnungen, 5000 Tuberkulöse schliefen sogar mit vorläufig noch Gefunden in einem Bett! Es ist mit Sicherheit vorauszusehen, daß der Bericht über 1932 no ch schlimmere Zustände enthüllen wird. Denn die Massen sind inzwischen noch mehr verarmt, und die Gemeinden wie die Versicherungsträger gehen dazu über, die Tuberkulosefürsorge nach und nach abzubauen. Im Jahre 1931 hatten die Tuberkulose - Fürsorgestellen bereits 81 Für forgerinnen weniger als im Vorjahr; in diesem Jahr werden wahrscheinlich auch noch die Ver­fchickungen, die Mietzuschüsse, die Ernährungs­beihilfen und die Röntgenuntersuchungen zu Ob­jeften der Sparpolitik geworden sein. Die schwachen Ansätze zu einem Wohlfahrtsstaat wer­den beseitigt. Wir kommen allmählich wieder in das Zeitalter der Barbarei hinein.