Rundfunk- Unterhaltung Für Kaffeeklatsch und Stammtisch Die Funkstunde kündigte großartig eine Tendung an:„D i e n st an der Erde: Preußen sorgt für sein östliches Land. Ein geschichtlicher Aufriß einer deutschen Frag« von R e i n h o l d S ch n e i d e r." Es war bei Licht besehen, Untertanenbildung nn Dienst von Kirche und König. Es wurde mit historischen Dokumenten gearbeitet, um die hingebungsvolle Liebe der preußischen Herrscher zu ihrem ostpreußischen Lande zu beweisen: dabei kain unter anderem auch ein Pries Friedrichs II. zur Ver- lesung, den er als Kronprinz aus Ostpreußen an Voltaire richtete, ein begeisterter Hymnus aus das Land, die Bevölkerung und seinen Vater. Die Sätze, in denen er seinem Großvater Friedrich I- saische Größe und hohlen Pomp nachsagt, sielen allerdings fort. Aber— der ganze Brief, datiert vom 27. Juli 1739, ist eine Fälschung! Begangen allerdings von Friedrich selber, der diesen Brief einem Schreiben an seinen Freund Jordan beilegte, mit dem Austrag, ihn abschreiben und an Voltaire befördern zu lassen. Hier, gegen Jordan, enthüllt er seine wahre Meinung.„Das Land ist viel geeigirerer, Bären Obdach zu gewähren, als eine Stätte zur Pflege der Wissenschaften zu sein. Die Einwohner sind gewandte Schmeichler und Kriecher und dabei doch stolz, hochmütig und an- rnaßend, ebenso unerträglich in ihrer Demut wie in chrer Frechheit." In einem späteren Brief (8. August) schreibt Friedrich an Jordan, zwischen einem litauischen Mädchen und einer Stute sei nur ein Unterschied wie von ernem Tier zum anderen. Doch dergleichen steht nicht in Schulbüchern: es steht auch nicht in den Rund- funksendungen. Hier wird nur heroischer Lorbeer gewunden. Da gräbt im Programm der Deutschen Welle ein Professor C b h a r d t mit dein ver- pslichtenden Vornamen Bodo deutsche Ritter- bürgen aus und sordert auf,„Opfer zu bringen für diese Dokumente einer heldenmütigen Ver- gangenheit". Auch sonst konnte man im Lause der letzten Tag« allerlei Ausschlußreiches aus dem Programm der Deutschen Welle fischen.„Preußen- tum ist deutsche Jugend...",„sein Leben für des deutschen Reiches Herrlichkeit einzusetzen bereit sein...",„Preußen ist dazu da, im Reiche Ordnung zu schaffen".(Vortrag von W. Stapel „Reich und Preuhentu m"). Wenn mit dergleichen Sendungen der Krieger- vereins-Stanimtisch erfreut wird, so dürfen auch die zugehörigen Kaffeekränzchen nicht zu kurz kommen. Für sie ist zweifellos die Funkstunden- „Ketzeyei am Wochenende" bestimmt, in der veuerdings Gelegenheitsdichtcr für alle vor- kommenden Fälle neckische Verse aus den Rund- funk verzapfen. Die ernsthafteren Sendungen oerschwinden neben dergleichen Quark. Ein Mehrgespräch zwischen Arbeitslosen, das am Sonntag im Programm der Funkstunde stattfand, hatte vor den meisten ähnlichen Darbietungen der letzten Zeit immerhin größere Ehrlichkeit voraus. Die jungen Arbeitslosen hätten allerdings sicherlich ein beut- licheres Bild vom Arbeitsdienst gegeben, wenn man nicht einen Studenten unter sie gestellt hätte, für den Arbeitsdienst im Grunde doch etwas ganz anderes bedeutet als für sie. Ein« wirklich originelle und gehaltvoll« Dar« bietung war Jochen Kleppers„Wir vor der Rampe", in der die Masse Mensch im Alltag und bei festlicher Gelegenheit sehr an- schaulich auf Schallplatten ausmarschierte. Aber wie viele Hörer bringen nach 19 Uhr abends Zeit und Spannung für solche Sendung auf?— 1z.
Die fleißigen roten Falken Kinderfreunde an der Arbeit— Automobilwerkstätten und Kleiderstuben
Die Kinderfreunde betrachten es von je- her als eine ihrer besonderen Erziehungsaufgaben, die in ihren Gruppen erfaßten Kinder an soziale Handlungen zu gewöhnen. Durch praktische Solidaritätsübungen soll die sozial« Willig- k e i t des Kindes gestärkt werden. Es soll Freude an gegenseitiger Hilfe gewinnen und bereit sein, auch Verantwortung für seine Mitmenschen zu tragen. In diesen Wochen wird bei den Kinderfreunden eine Aktion durchgeführt, die«ine praktische soziale Hilfeleistung vom Kinde zum Kinde dar- stellt. Unter der Parole:„Kinder helfen Kindern" wird in allen Berliner Kinder- sreundegruppen Spielzeug hergestellt. Wir wissen, daß eine große Zahl arbeitsloser Elter» den Kindern zu Weihnachten kein Spielzeug schen- ken können. Die Kindersreunde wollen helfen! Es sollen brauchbare Dinge zustande kommen. Aus gutem Material werden hergestellt: Eisen- bahnen, Autos, Bausäcke, Kasperlepuppen und Kasperletheater, Tiere aus Stoff und Holz. Tausend« schaffender Kinderhände sind tüchtig an der Arbeit. Ueberall wird gesägt, gehämmert, ge- knetet, gepinselt und genäht. Die Kinder sind
mit echter Begeisterung bei der Sache, wissen sie doch, daß sie mit jedem fertigen Stück einem ihrer jüngeren Kameraden Freude bereiten werden. Eine Lust ist es, durch die Gruppenwerk- stätten zu wandern. Die Neuköllner haben es sich übernommen, 5699 Bausteine herzu- stellen. Da sitzen die Falken an großen Tischen. Jeder hat einen Berg Klötzchen verschiedenster Formen vor sich zu liegen. Die vielen Steine werden mit Sandpapier glattgeschlissen, dann bunt gebeist und zuletzt gewachst. Die Baustein- säckchen werden in Treptow genäht. Aus jeden Sack wird in feiner Schrift gepinselt:„Kinder- f r e u n d e b a u s a ck". Im Berliner Osten be- finden sich die A u t o m o b i l w e r k st ä t t e n. Hier wird sogar am lausenden Band gearbeitet. Die einen machen die Bretter glatt, die anderen leimen und hämmern die Kästen zusammen, die dritten bauen Untergestell und Räder usw., zu- legt erhalten die Wagen ihren versandinäßigen Anstrich.. Die Eisenbahnen werden im Norden und Nordosten gebaut. Selbst in den auswärts gelegenen Orten, so in Reinickendorf und Buch, sind Teilwerkstätten. In den südlichen und west- lichen Gruppen aber sind die schönen Kunst« zu
Hause. Hier entstehen die Kasperlepuppen und Theater dazu, Tiere aus Stoff und Holz. Zu jodem Kasperletheater gehören 6 Kasperle- puppen. Es müssen schon eine Meng« Köpf« ge- formt und eine Anzahl bunter Kleider genäht werden, wenn hundert Theater in dieser Woche spielfertig dastehen sollen. Am 19. Dezember muß alles Spielzeug fertig fein. Dann werden die vielen Autos, die Eisenbahnen, die Tausende von Bausäcken, die Kasperlepuppen in die Aus- ftellung gebracht:„Kinder helfen Kindern", die vom 12. bis 29. Dezember im Haus des Metall- arbeiterverbandes, Alte Jakobstraße Ecke Gitschiner Straße(Nähe Hallesches Tor) stattfindet. Eine Schau für alle Eltern, eine Schau der Kinder über ihre geleistete Arbeit. Jeder sollte sich die Ausstellung ansehen. An jedem Nachmittag finden Kasperlevorstellungen für die Kinder statt und abends fröhliche Stunden für Erwachsen«. Am 29. Dezember beginnt die Verteilung des Spielzeugs durch die Arbeiter- w o hlf a h r t. Manchem Arbeiterkind und mancher Arbeitslosenfamilie wivd eine kleine Freude bc- reitet, geschaffen durch die Solidaritätshilfe der Kinderfreunde.
Puppenspiel:„Schluck und Jau " Gerhart- Hauptmann -Ausstellung Das Handpuppenspiel ist so ziemlich vollständig aus dem künstlerischen Leben verschwunden. Wenn Jörg Breuer und Margot Schmolle vom Bühnenvolksbund Breslau sich bemühen, dem guten und von kulturellem Willen beseelten Puppenspiel ein bescheidenes Plätzchen an der Sonne der öffentlichen Aufmerksamkeit zurllckzu- erobern, so ist das eine dankenswerte, wenn auch nicht mit Sicherheit eine dankbare Aufgabe. Denn die Gemeinde, die sich gestern in einem Zimmerchen der Gerhart-Hauptmann -Ausstellung einfand, war leider recht klein. Geboten wurde Hauptmanns„Schluck und Jau", dieses für ein Puppenspiel sicherlich be- sonders geeignete derbe und übermütige und in manchen Partien den Firandello vorausahnende Stück vom Tagedieb und armen Schlucker Jau, der aus der Juxlaune seiner Herren heraus einen Tag lang Fürst sein darf und zwischen Traum und Wahrheit grausam hin- und hergeworsen wird!'Ausgezeichnetes handwerkliches Können be- wiesen die von den Aufführenden selbst geschnitzten
Puppenköpfe. Die Stimme des männlichen Sprechers war ihrer Aufgabe voll gewachsen in der Charakterisierung der beiden vagabundierenden Hauptgestalten, die echtesten, herbsten und tönend- sten(aber nach kurzer Gewähnung auch für Ber - liner Ohren durchaus verständlichen) schlesischen Dialekt sprachen. Nicht ganz so vorteilhaft kamen die hochdeutschen und die Frauenstimmen heraus. Die Bühne hätte man sich noch etwas größer und tiefer denken können. Für die nächsten Tage sind weitere Borführun- gen dieses Hauptmannfchen„Spiels zu Scherz und Schimpf" vorgesehen. Ihnen(und auch der nur noch bis Sonntag ihre Pforten offen haltenden Gerhart-Hauptmann-Ausstellung, Platz der Repu- blik 4) ist dringend besserer Besuch zu wünschen, als er gestern zu verzeichnen war. H. B.
Zwei Kulturfilme Deutsche Meere Dr. Hans Cürlis als ReMeur und Walter T ü r ck als Photograph haben in ersprießlicher
Kabarett im Dezember Kabarett der Komiker— Schäffers— Bendow
Theater-Zusammenbruch Erklärung des Polizeipräsidiums Das Theater am Schiffbauerdamm ist von der Polizei geschloffen worden. Damit ist das eingetreten, was Eingeweihte seit Tagen be- fürchtet hatten. Direktor Bernd Hosmann, dem die Hauptschuld an dem Zusammenbruch des Theaters treffen soll, ist mit unbekanntem Ziel aus Berlin abgereist und ihm trauern nicht nur die um ihre Gagen gebrachten Schau- spieler, sondern auch eine Reihe anderer Geschädig- ter nach. Es ist mit einer Strafanzeige zu rechnen. Das Berliner Polizeipräsidium er- klärt zur Angelegenheit folgendes: Der Direktor des Theaters am Schiffbaucrdamm, Bernd Hof- mann, hat nach eigenen Angaben am 29. Novem- ber 1932 seine Spielzeit mit dem Stück„Meineid" beendet und gebeten, zur Befriedigung der An- spräche des Personals die bei dem Polizeipräsi- dium hinterlegte Kaution(mehrere tausend Mark) heranzuziehen. Für die Zeit vom 5. bis 7. Dezember 1932 hat er noch, dringend unterstützt durch den Obmann des Schauspieler-Ensemblss, um weitere Spielerlaubnis für das bereits geprobte Stück„General Suter" gebeten, die ihm unter der Bedingung erteilt wurde, daß er die von ihm an- gegebenen Gagen und Lohnaufwendungen durch eine besondere Kantion sichern müßte. Für den ersten Tag stellte Direktor Bernd Hosmann diese Kaution, erklärte sich jedoch mit Ablauf des 5. De- zcmber außerstande, weitere Sicherheiten für die beiden nächsten Spieltag« zu stellen. Wie wir weiter erfahren, sind die zuständigen Stellen bemüht, in die teilweise reichlich ungeklärte Angelegenheit Klarheit zu bringen.
Im Echiller-Theater sindet die erste Aufführung von „Dr. D o l« t l l e S A b e n I e u« r" mit Alfred Braun am Sonniaa, i Uhr nachmittags, statt. Tie Ausführung steht unter dem Protektorat des Tierschutzverems.
Vor den Türen steht die Not, drinnen aber tut man, als ob sich nichts geändert hätte, als ob nicht eine Welt vor dem Zusammenkrachen steht. Man � will sich amüsieren, man will vergessen: die wehe Stimmen des Elends dringen hier nicht herein. Man witzelt, man ironisiert, man persi- fliert, man spottet. Die Technik des Amüsements ist hochentwickelt, all die kleinen Künste, die das Kabarett ausmachen, sind in Blüte. Die Artisten arbeiten unverdrossen an neuen Nummern und sind immer noch aus der Höhe. Aber kein Schrei ertönt, keine Kraft wird aufgerufen oder ange- feuert, Wandel zu schaffen. Man will leben und des Lebens sich freuen. Kabarett der Komiker „Franken st eins unheimliche Ge- schichten" stehen weiter aus dem Programm und sind die den Abend beherrschende große Nummer. Man bewundert immer wieder die Behendigkeit von Curt B o i s und die guten Leistungen der anderen Mitspieler, aber leise drängt sich der Zweifel auf, ob man nicht ein wenig überparodiert, ob der Kitsch des Grusel- films, der hier zur Zielscheibe genommen wird, sich nicht schon selber erledigt. Reine Freude hat man an den beiden Conferenciers Maria Ney und Fritz G r ü n b a u m. Die beiden halten nachgerade richtige Kollegs ob. Die unerschütter- liche Ney traktiert die Erotik mit einer Gelassen- heit, als ob es sich um Küchenrezepte handelte, und der immer geist- und witzvolle Grünbaum gibt seine skeptische Philosophie zum besten. Der Rest ist Variete. Die B u r l e y s würzen ihre Kraftleistungen mit viel Humor, besonders die Frau ist knorke. Ulkig ist auch die Rollschuherei der Lindgreens ausgemacht. Auf rollender Kugel tanzen— gegen die Tücke des Objekts— Pra und Ottare. Die Feierlichkeit und Wildheit des spanischen Tanzes, aber ohne be- sondere persönliche Note, zelebriert Angelita B« l« z. r. Der Weihnachtsmann bei Schäiiers In Schäffers„Kabarett für alle" weih- nachtet es stark. Willy Schäffers und Helmut Krüger, der das Programm mit zündendem Witz conferenciert, gehen als Weihnachtsmänner
durch das Publikum und bescheeren. Auf der Bühne wird den Herrschaften, die uns ungerufen beherrschen möchten, auch wacker bescheert. Claire W a l d o f f, die wieder ihre besten Sachen bringt, von der„Zwiebelkur" bis zu den Ver- Wandlungen, und Schäffers unterbreiten uns, als Weihnachtsengel kostümiert, einen Wunschzettel, der Hand und Fuß hat. K r e h a n malt uns ein ganzes Weihnachtsbildcrbuch voll. Dazwischen aber tummeln sich reizende junge Tänzerinnen und Sängerinnen(Grete Weiser , Lcs Du- r o y s, Olga B a s f o f f, die Javanerin Maina ). Paul Vermehren singt englische Songs, Francis D o r n y gibt unerhörte Leistungen auf der Mundharmonika. Dazu noch allerlei(nicht immer gelungene) Sketsches, und so wird's nach Mitternacht. ck. Besuch hei Bendow Es ist kein sonderlich aufregendes, aber es ist ein sehr liebevoll zusammengestelltes und von vielen kleinen originellen Ideen gewürztes Pro- gramm, das draußen am Brunnen vor dem Kott- busser Tor bei Wilhelm Bendow im Dezember sich abrollt.„Von A bis Z" nennt sich die Varieterevue, die es zu sehen gibt: und ebensoviel Nummern wie das Alphabet Buchstaben hat, werden geboten. Bindows Rezept: Soviel wie möglich, aber jede einzelne Darbietung so kurz wie möglich. Besonders gepflegt wird der Sketfch. „Die Friedenskonferenz" ist schon etwas abgespielt. Sie spukt seit Jahren in den Kabaretts herum. Der hübscheste Einfall war„Beim G e- dächtniskünstler" zu finden.„Limousine z u v e r k a u f e n" ist ein wirksamer, wenn auch alt- modischer Verwechslungsspaß.„Ins Jenseits geschickt" und„Laut und leise" sind im Einfall ein bißchen dünn. Sehr nett die dramati- sierten Volkslieder. Darstellerisch ruhte das Programm auf den Schultern des süßelnden Wilhelm Bendow und des raunzenden Max Ehrlich , die in ihrer gegensätzlichen Art sich ausgezeichnet ergänzen. Eine besonders eindring- liche Ehrlich-Leiftung: seine Stippvisite als Heinrich Zille . Von den übrigen Schauspielern fallen zwei Frauen aus: Elisabech Gray, frisch, hübsch und furchtbar jung, und Ines S t e i n w e g. Auch Artistik gab es zu sehen. H.B.
Zusammenarbeit schon manchen guten Kultursilm geschaffen. Diesmal machen sie mit ihren Zu- schauern Spaziergänge an Nord- und Ostsee (G l o r i a- P a l a st). Willkürlich, aber in ein- prägsam schönen Bildern lernt nian die deutschen Meeresküsten kennen. Die Entstehung der Küsten und deren Verfall wird veranschaulicht. Wir sehen die Wanderdünen auf der Kurischen Nehrung. Die angeblich letzten Elche in Europa werden uns vorgestellt(Rußland und Skandinavien haben noch mehr davon). Ganz nett sind die Unterschiede herausgearbeitet zwischen der Ostsee , dem großen Binnenmeer und der Nordsee , dem weitofsenen Tor in die Welt. Allüberall wird uns die Landschaft in vollendeter Herrlichkeit gezeigt, die wirtschaftlichen Möglich- leiten werden knapp angedeutet und die Not des Volkes wird übergangen. e. b. Kanada . Die D e g e t o überraschte uns Sonntag in ihrer Matinee im C a p i t o l mit einem hervorragenden Länderfilm. Kanada , so groß wie Europa , aber mit nur 19 Millionen Einwohnern, dos mutet an wie ein„Land der Zukunft", zumal es noch frucht- baren Boden und große Siedlungsniöglichkeiten hat. Der Film ist hergestellt aus dem überaus reichen Bildmaterial, das das kanadisch« Ministe- rium zum Verfügung gestellt hotte. Dr. Lichtwark von der Homburger Urania hat in geschickter Weis« daraus Bildkapitel zusammengestellt. Man be- kommt eine vorzügliche Anschauung von der Gliederung des Landes, von seinen Städten und Landschaften, man lernt seine Großtier- und Vogelwelt kennen, ficht, welche«norm« Roll« dos Holz in seiner Wirtschaft spiell, kann sich an den Kunststücken der Cowboys erfreuen und genießt Landschaftsszenerien, insbesondere Wasserfälle, von unerhörter Großartigkeit. Der Film dient freilich nur der rein künstlerischen Freude, eine Auswan» derung nach Kanada ist heutzutage genau so erschwert wie in weniger schön« Gegenden. Die soziale Seite des kanadischen Problems zeigte der Film freilich nicht, auch dort gibt es Arbeitslosig- keit, auch, dort wissen die Farmer mit ihrem Reich- tum nicht wohin. r.
„Gehetzte Menschen" Atrium Für das Publikum bekommt der Titel tiefere Bedeutung; denn es muß eine unheilvolle Hotz über sich ergehen lassen. Der Wechsel von Land- schafts- und Stadtbildern und jagenden Menschen ist derartig unruhig, daß die Augen unwillig werden. Dazu ist die Musik so aufdringlich laut, daß man nach Wattebauschen als Ohrenschutz verlangt. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Tischler- meister, der, ohne daß seine Umgebung es weiß. nach zehnjähriger Strafverbühung aus dem Bagno entwich. Er feiert gerade Hochzeit, hei- ratet des Bürgermeisters Tochter, die seinem früh mutterlos gewordenen Kinde eine gute Mutter sein will. Nach einem Bilde wird die Polizei auf ihn aufmerksam. Er flieht mit seinem Kinde und entdeckt auf einem Rummel seine frühere Geliebte, die damals den Mord beging, für den er un- schuldig büßte. Im Film geht er mit seinem Kinde in den hellen Tag. In Wirklichkeit jedoch würden die Komplikationen jetzt erst beginnen. Das Manuskript ist nach einem Roman von Alfred Machard gearbeitet. Der wird natürlich Erklärungen, Entwicklungen, Uebergänge haben. Hier im Film jedoch geschieht alles Knall auf Knall. Das Kind Hans F e h e r hat sehr gute Momente, aber der Regisseur Friedrich Feher stellt es zu gewollt heraus und raubt dadurch jede� gefühlsmäßige Wirkung. Den Vater spielt Eugen K l ö p f e r, der für Rollen von Bedeutung in hohem Maße geeignet ist. Aber unter dieser Regie wirkt alles gekünstelt und nichts künstlerisch. «.d.