Nationalsozialismus?

Das Urteil der Geschichte

Im Rowohlt- Verlage erscheint foeben eine ,, Geschichte des Nationalsozialis mus" von Konrad Heiden . Heiden darf das Verdienst in Anspruch Anspruch nehmen, eins der besten Bücher über den Werdegang des deut­ schen Faschismus geschrieben zu haben. Manche werden es für unmöglich halten, heute schon die Geschichte einer Bewegung zu schreiben, deren Zukunft noch im Dunkel liegt. Aber ist diese zu funft wirklich noch so dunkel? Wer Heidens Arbeit aufmerksam durchliest, wird die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schranken, die der national­sozialistischen Bewegung gesetzt sind, klar erkennen. Der Politiker muß dieses Buch lesen: hier wird eine politische Bewegung von ihren Anfängen her serständlich gemacht, ihre Geschichte wird nur bis zum 14. September 1930 verfolgt. Der Hitler­Butsch von 1923 wird bis in die letzten Hinter gründe erleuchtet; das Spiel und Gegenspiel der nationalsozialistischen Führer deckt Heiden ebenso meisterlich auf wie die soziologischen Gesetze, die die nationalsozialistischen Massen bestimmen. Man fann viel aus diesem Buch lernen. Der Irrationa­lismus des deutschen Faschismus ist übertrieben morden; Heiden führt ihn in nicht unerheblichem Umfange auf politische Technik zurück. Man wird diese Technir studieren müssen, ja mehr als dies: man wird alle Probleme einer Massen= organisation an diesem Material neu durchdenken müssen.

Konrad Heiden hat sein Buch nicht parteiisch geschrieben. Wenn sein Urteil dennoch vernichtend für die NSDAP . ausklingt, so liegt dies allein an der strengen Sachlichkeit, mit der er die Dinge vorträgt. Die Geschichte ist teine Partei, aber thr Urteil ist unwiderruflich. Man kann dem Verfasser vielleicht nichts Lobenderes sagen, als daß er diese Unwiderruflichkeit des geschichtlichen Urteils ahnen läßt.

J. P. M.

Bergebliche Opfer

Konfektionsarbeiterstreik beendet

Der Streit der Konfektionsarbeiter der Firma Bernhard Kasz in der Kaiser= Wilhelm- Straße, an dem 422 Arbeiter und Urbeiterinnen beteiligt maren, ist nach 4% wöchiger Dauer ergebnislos abgebrochen worden. Die Firma hatte daraus spekuliert, daß viele der zum größten Teil unorganisierten Streifenden hach vierwöchigem Kampf mürbe find und sich bereitfinden würden, zu den von ihr gestellten Bedingungen die Arbeit wieder auf­zunehmen. Diese Anahme erwies sich leider als richtig; der schriftlichen Aufforderung der Firma, sich am Dienstag zur Rücksprache über die eventuelle Wiederaufnahme der Arbeit bei ihr

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Berlin W8 Leipziger Str. 122-23

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Mittwoch, den 7. Dezember Staatsoper Unter den Linden

20 Uhr

Der fliegende Holländer

Staatliches Schauspielhaus

19% Uhr

Faust I. Teil

Städt. Oper

Charlottenburg Fraunhofer 0231 Mittwoch, 7. Dez. 19 Uhr Turnus IV

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Abramowitsch, Groke, Frank

Dirigent. Ladwig Glanni Schicchi

Fidesser, Hüsch, Friedrich

Dirig.: Teichmann

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Kurfürstendamm 209 Tel. Bism. 1400 Tägl. 84 Uhr

Glückliche Reise

von Bertuch und Schwabach Musik: Künneke Regie: Peukert Hans Schindler mit seinen Jazz- Symphonikern Vorverkauf ununterbrochen

eirinden, fam fast die Hälfte der Streifenden nach.

Das bemog den übrigen Teil der ausständigen Belegschaft, sich der Firma ebenfalls zur Ber­fügung zu stellen. Es wurde zunächst nur ein geringer Teil der streifenden Arbeiter und Ar­beiterinnen zur Arbeitsaufnahme verpflichtet, der zur Vorbereitung des Wiederingangseßens der Konfektionsabteilung notwendig ist. Darüber, mer außerdem von der streifenden Belegschaft wieder eingestellt wird, und zu welcher Zeit diese Wieder­einstellung erfolgen soll, entscheidet die Firmen­leitung nach ihrem Ermessen.

Mit der Lohnfürzung, um die der Kampf ent­brannt war, muß sich die Belegschaft leider auch abfinden. Hoffentlich wird die Arbeiterschaft der Firma Bernhard Kasz, die zu etwa 85 Proz. aus unorganisierten Arbeiterinnen besteht aus dieser Niederlage die Erkenntnis gewonnen haben, daß es sich ohne starke gewerkschaftlche Rückendeckung sehr schlecht gegen den wirtschaftlich Stärkeren anfämpfen läßt.

Wahlerfolg

bei der Schlafwagen- Gesellschaft Am Montag mählten die gewerblichen Arbeit. nehmer der Internationalen Schlafwagen- Gesell­schaft den Arbeitertat. Gewählt wurde die Liste der freien Gewerkschaft, auf die Direk tionsliste entfällt tein Siz

Die Angestellten der Firma müßten sich die Stimmabgabe der gewerblichen Arbeitnehmer zum Vorbild dienen lassen und ebenfalls die Ge­mertschaftsliste wählen, auch wenn es der Direktion nicht gefällt. Gerade weil die Diref= tion die Wahl in jeder Weise zu beeinflussen sucht, um den Betriebsrat zu einem gefügigen Werkzeug für ihre 3mede zu machen, müssen die Angestellten erst recht dafür eintreten, daß in der Betriebsvertretung eine wirkliche Ver­tretung der Arbeiter und der Angestellten ge­schaffen wird.

Die Hafenarbeiter von Le Havre find am Sonn­abend geschlossen in den Streit getreten, weil ihr Tagelohn ab 5. Dezember um 2,50 Frank gekürzt werden soll.

Arbeitslose in England wurden am 21. Novem ber 2 799 806 gezählt, 52 800 mehr als am 24. Oktober.

Die ftillgelegte Schiffstonnage in Hamburg ist am 1. Dezember gegenüber dem 1. November von 642 000 auf 612 000 Bruttoregistertonnen ge= junten.

Wetter für Berlin : Bewölkt ohne erhebliche Niederschläge, späterhin aufheiternd. Temperaturen um 0 Grad, mäßige nordöstliche Winde. Für Deutschland : Von Nordwesten nach Nordosten fort­schreitende Wetterbesserung, namentlich im Süd­osten und Osten noch geringe Niederschläge. Ueberall Temperaturen um 0 Grad.

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Rundfunk am Abend

Mittwoch, 7. Dezember

Berlin : 16.00 Fußball- Länderkampf Oesterreich- England. 16.55 Autodiebe und Autoprozesse"( Dr. G. Goerisch, E. Simson). 17.10 Eine Reise in die Urzeit Afrikas ( H. Reck). 17.30 Neues von der Wünschel­rute( A. Nippoldt). 17.45 Die junge Ge­neration. 18.05 Lieder. 18.30 Junge Mädchen ( A. Eggebrecht). 18.55 Die Funkstunde teilt mit. 19.00 Gelebtes Leben( A. Miegel). 19.25 Schallplattenstunde. 20.00 Aus der Phil­harmonie: Sinfoniekonzert. 20.50 Wir stellen vor. 22.00 Wetter-, Tages- und Sportnach­richten. Tanzmusik.

Königswusterhausen: 16.00 Päd­agogischer Funk. 16.30 Aus Hamburg : Nach­mittagskonzert. 17.30 Wieviel Menschen kann die Erde ernähren?( Prof. Wegener). 18.00 Worpswede ( Prof. Dr. G. Biermann). 18.30 Volkswirtschaftsfunk. 18.55 Wetterbericht. 19.00 Englischer Sprachunterricht.

19.35

Stunde des Beamten. 20.00 Aus Stuttgart : Orchesterkonzert. 20.30 Aus Stuttgart : Inter­mezzo:„ Reinecke der Fuchs." 21.30 Aus Stuttgart : Tänze aus aller Herren Ländern. 22.20 Wetter-. Tages- und Sportnachrichten. 22.45 See- Wetterbericht. Aus Leipzig : Max­von- Schillings- Stunde. Sonst: Berliner Pro­

gramm.

Vollständiges Europaprogramm im ,, Volks­funk", monatl. 96 Pf., durch alle ,, Vorwärts"- Boten oder die Postanstalten.

Verantwortlich für Politik: Rudolf Brendemühl; Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbe wegung: J. Steiner; Feuilleton : Herbert e- père; Lofales und Sonstiges: Fris Karstadt; Anzeigen: Otto Hengst: sämtlich in Berlin Ver­Tag: Vorwärts- Verlag G. m. b S., Berlin. Drud: Borwärts- Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer 1. Co., Berlin SW. 68, Lindenstr 3/ Bezugs bedingungen und Anzeigenpreise werden in jeder Morgen- Ausgabe des Vorwärts" veröffentlicht.

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