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BEILAGE

Josef Kalmer  :

Vorwärts

Johann August Suter  / goldenen Westen

Hier ist die Geschichte vom General Johann August Suter  , an der sich die Dramatiker vergeblich versuchen.

Wo heute die großen Städte San Franzisko, Sakramento  , Los Angeles   stehen, wo die amerika­ nische   Zivilisation gewachsen ist wie sonst nur die Phantasiestädte des Films, war vor faum 90 Jah­ren noch der berühmte und berüchtigte milde Westen. Dem Namen nach gehörte dieses Land - Kalifornien  - den Merikanern, in Wirk­lichkeit jagten und fischten dort wilde Indianer­stämme und keine Seele getraute sich in diese übel beleumdeten Gegenden, aus denen es keine Rück­fehr gab, mie die Trapper und Fellhändler be= haupteten, die es auch nur vom Hörensagen wußten.

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Um so größer war das Interesse an diesem Lande in einem Manne, der den spanischen Konquistadoren nicht unähnlich diese Wildnis mit einer von den Sandwichinseln her­geholten Schar Kanaten   zivilisierte. Er wurde zum reichsten Mann in diesem Lande, um dann durch einen Zufall alles zu verlieren. Der Zufall, der ihn ruinierte, war: die Auffindung von Gold; der Mann, dessen Unglück das Gold wurde, hieß: Johann August Suter  .

Suter, am 15. Februar 1803 geboren, stammte

aus einer Schweizer   Papiermüllerfamilie. Als er seine Frau und seine vier Kinder verließ, verweigerte ihm der Schulze seiner Heimatstadt Rünenberg den Paß. Bei Nacht und Nebel ging er über die französische   Grenze. Ohne einen Pfennig im Sack schloß er sich Handwerks= burschen an, die er irgendwo im Burgundischen ausraubte, während sie schliefen. Nachdem er noch einem Papierhändler in Paris  , der vom alten Suter Papier   bezog, mit gefälschtem Kreditbrief Geld entlockt hatte, schiffte er sich nach New York   ein, wo er am 7. Juli 1834 ameri­tanischen Boden betrat. Vierzehn Jahre später sollte seine Frau die erste Nachricht von ihm be­kommen.

Im Anfang geht es ihm nicht gut. Er hat jeden Monat einen anderen Beruf, aber er lernt englisch  , französisch, den Negerslang und einige Indianer­sprachen. Zwei Jahre lang betreibt er in der Bor­stadt Fordham eine Branntweinschente, die nur durch einen seltsamen Gast ausgezeichnet ist: Edgar Allan Poe  .

1200 Milchkühe, 1500 Pferde und Maultiere, 12 000 Schafe. Das Glück schüttet sein ganzes Füll­horn über Suter. Er beginnt zu politisieren.

Suter mill Kalifornien   den Vereinigten Staaten zuschanzen. Er verlangt dafür die Hälfte des Bodens. Er hält ständig einen Agenten in Washington  . Er hat eine Privat= armeee, er führt Krieg mit Indianern und Desperados. Er baut ein Fort mit Wällen und Geschützen, in der Bucht liegen zwei Kanonen­boote.

Indessen ist Kalifornien   von Merito an die Ver­ einigten Staaten   nach einem Krieg abgetreten worden.

Suter ist der mächtigste Mann im Lande, er

hat in der ganzen Welt Banffonfi.

Bon 60 Ochsenpaaren läßt er über den ganzen amerikanischen   Kontinent die Einrichtung einer Dampfmühle nach Kalifornien   schleppen. Wäre sie doch nie angekommen!

Suter hat an seine Frau geschrieben. Mit drei Söhnen und der Tochter fomnit sie nach Amerika  . Suter hat ein Klavier bestellt, hat einen Weinkeller angelegt, ein Schloß ge­baut. Die Ehre seines Namens ist wieder her­gestellt. Er ist 45 Jahre alt und der berühmteste Mann Amerikas  .

An einem Januartag des Jahres 1848 tritt der Zimmermann Marshall, der das Fundament für die neue Dampfmühle aushebt, in Suters Arbeitszimmer. Er legt ein Stück gelben Metalls vor, es wird in Scheidewasser geprüft, es ist-

Gold! Und das ist das Ende.

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Denn es gelingt nicht, die Entdeckung des Goldes im Flusse geheimzuhalten.

Die Arbeiter verlassen die Werkstätten, die Pflüger die Felder, alles ist vom Goldfieber ergriffen. Das unbehütete Bieh bricht aus den Hürden, Raub und Brand sind an der Tages­ordnung, die wildesten Instinkte entfesselt. Hätte ich", schreibt Suter ,,, meinen Plänen folgen können, ich wäre der reichste Mann der Erde geworden. Die Entdeckung des Goldes hat mich ruiniert."

Suter, der vom Gouverneur Schuß seiner Län­

dereien verlangt, bekommt Regimenter von Soldaten geschickt. Sie werfen die Ge= mehre weg und graben nach Gold. Von der Besagung eines Kriegsschiffes fehrt keiner an Bord zurück. Der Staat ist ohnmächtig, der Staat kann Suter keinen Schuh gewähren.

Zur Zeit, da Anna Suter mit den Kindern im März 1850 ankommt, ist Suters Besiz in voller Auflösung. Die Frau stirbt bald darauf. Mit Indianern, die ihm der Missionar Gabriel zuführt, macht Suter sich an den Wiederaufbau. Er baut Burgdorf   für seinen Sohn Bittor, Grenzach   für Artur. Seine Tochter Minna wird die Ermitage erben, Suters Schloß und seine Ländereien. Emil, der älteste, soll die Rechte studieren. Er wird seinem Vater wieder zu seinem Befih verhelfen. Denn die Hälfte des Goldes aus Suters Boden gehört nach amerikanischem Gesetz ihm. Er wird es nie bekommen. Der Prozeß,

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den Suter anstrengt und den sein Sohn, inzwischen Advokat geworden, führt, ist gegen 17 221 Personen gerichtet, die fich auf Suters Gütern eingerichtet haben. Der Staat Kali­ fornien   foll 25 millionen Dollar zahlen, meil er sich in den Besitz der Straßen, Wege, Kanäle, Schleusen, Brücken und Mühlen Suters gesetzt hat; die Regierung in Wa= shington foll 50 millionen zahlen, weil fie in Suters Reich nicht Ruhe und Ordnung auf­rechterhalten konnte, so daß er um seinen Anteil am Golde gekommen ist.

Der Prozeß dauert Jahre. Am Ende des vierten Jahres zünden die Gegner die Kanz­leien des Advokaten Emil Suter an, die Akten ver­brennen,

das Volk tanzt einen Freudentanz um die Brandstätte.

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Am 9. September 1854, dem vierten Jahrestag der Vereinigung Kaliforniens   mit den USA.  , jubelt das gleiche Volf Suter zu, der zum General befördert- an der Spitze der Regimenter reitet. Der Bürgermeister von San Francisco  schließt seine Bankettrede mit einem Hoch auf den unsterblichen Suter"..

Goldfieber in USA  .

MITTWOCH, 7. DEZ. 1932

Am 15. März 1855 erlebt Suter einen neuen Triumph. Richter Thompson anerkennt Suters Ansprüche; der Staat wird verurteilt, Suter alles zurückzugeben.

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Nun ist Sufer wirklich der reichste Mann der Welt. Aber nicht länger als einen Tag. Er nimmt sich nicht die Zeit, seinen Kindern Lebe= mohl zu sagen, er springt in den Saftel und reitet

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in der Tasche.

nach Washington  . Das Urteil hat er

Nach einem Galopp von zwei Tagen und einer Nacht langt er beim Missionsposten Ga= briels an. Kein Stern steht am Himmel, aber Feuerschein bededt den Horizont. Rein Zweifel, ,, das Gesindel hat die Ermitage angezündet". Das Volk hat sich das Urteil Thompsons nicht gefallen lassen. General Suter besitzt nun nicht mehr, als in seinen Satteltaschen ist.

Vater Gabriel wird sein guter Engel. Er spricht dem alt gewordenen Manne Trost zu. Da Suter nach Monaten wieder nach San Francisco   fommt, erkennt den Greis fein Mensch mehr. Er fehrt bei Thompson ein und hört: Viktor ist auf der Fahrt nach Europa   durch Schiffbruch ums Leben gekommen, Emil hat Selbst= mord begangen, Artur ist bei der Verteidigung seiner Farm gefallen. Nur Minna ist ge= blieben, sie wird zu Weihnachten einen jungen Zahnarzt heiraten.

Jahre vergehen. Der Staat hat dem General Suter eine Pension von 3000 Dollar jährlich zugesprochen. Suter, sein Urteil immer in der Tasche, lebt jetzt in Washington  . Der Kon­greß soll ihn anhören. Der General verlangt nur noch eine Million Dollar, zwei Jahre später be= gnügt er sich mit der Hälfte. 1870 verlangt er nur noch 100 000 Dollar ,,, um nicht arm in die schweizerische Heimat zurückzukehren und der Armenpflege zur Last fallen zu müssen. Von Staatsamt zu Staatsamt schleppt er sich,

eine lächerliche Figur für ganz Washington  . Eines Tages im Jahre 1880 begegnet ihm ein seltsamer Aufzug: ein schreiender Verrückter wird von drei Pflegern ins Irrenhaus geführt. Der Verrückte erkennt den General: Herr! Herr!" schreit er ,,, überall ist Gold. Ich habe es Ihnen gefagt!" Der Narr ist der Zimmermann Mar= shal

Endlich, im Jahre 1880, mill der Kongreß Suter eine Entschädigung zahlen, er erlebt sie nicht mehr: am 17. Juni 1880, um 3 Uhr nachmittags, ist Suter gestorben. An einem strahlenden Sonn­tag.

staub im Tagesmerte bis zu 50 Cents, der Rest bis zu ein und zwei Dollar erbeutet. Einige fand ich, die die schwere und nasse Arbeit frank ge= macht hatte und die nun ohne Arzt und Hilfe in

Immer an der Thefe, erfährt er aus den Ge sprächen der Leute alles, was sie über den Middle­West missen; er hört von Abenteurerzügen durch die Savannen, hört von einem unübersteigbaren Gebirge. Manchmal beteiligt er sich nur mit Geld- an einer Barentarawane zu den India Brief eines deutschen Arbeiters/ mitgeteilt von Heinz Eisgruber der Wildnis lagen.

nern. Und nach einigen Jahren verkauft er alles und zieht nach Saint Louis  , der Hauptstadt von Missouri  , wo er Boden kauft und 3uder= rohr zu pflanzen beginnt.

Das ist ein gutes Geschäft. Suter führt ein effenes Haus, ihm fällt auf, daß in den Erzählun gen der Vorüberkommenden ein Wort immer miederkehrt: der West e n. Was ist dieser Westen? Ist er nur die Heimat von Indianern und Bison­herden? Aber diese Indianer sprechen doch alle von einem Zauberland, von Goldstädten was steckt dahinter?

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Suter, ein Tatmensch, vertauft feine Farm, fauft Planwagen, Waffen, Waren und zieht schließlich im Juni 1838 mit einer Truppe Ios. Er kennt den Weg nach Kalifornien   nicht. Niemand kennt ihn. Ende September kommt er hoch im Norden, in Fort Vancouver  , an, dem Zentrum des Pelzhandels. Es gibt kein Schiff nach Kalifornien  , aber eines fährt nach den Sandwichinseln. Kurz entschlossen, fährt Suter

allein nach Honolulu  .

Dort gründet er mit Bekannten aus New York  die Sutersche Pacific Trate Co. und zahlt als Anteil 75 000 Hollandgulden ein. Eingeborene Kanaken sollen ihm nach Kalifornien   nachgeschickt werden, mit ihnen wird er Neu- Helvetien gründen. Ein Walfischfänger bringt ihn über Alaska   an den Strand, wo einmal San Francisco   stehen wird.

1839 ist Kalifornien   noch merikanische Kolonie. Achtzehn Missionen gibt es, sonst nur Indianer. Das ehemals blühende Land ist durch die Wirren in Megiko ganz zugrunde gerichtet. Suter stellt fich mit 150 Kanaten dem Gouverneur Alva= rado vor, entwickelt seinen Plan zur Zivilisierung des Landes und erhält eine Ronzession für vorläufig zehn Jahre.

In diesen zehn Jahren sind Glück und Untergang Suters beschlossen. Mit 30 Tonnen Lebensmitteln, Waffen, Saatgetreide, 50 Pferden, 75 Maultieren, 5 Stieren, 200 Kühen und 5 Schafherden beginnt er. Jeder Pflüger trägt sein Gewehr auf dem Budel. Mormonen eilen Suter zu Hilfe. Kanaken­fcharen folgen nach.

Suter baut, rodet, pflügt, eggt und fät. Suter errichtet Sägewerke und Speicher. Die Ernte beträgt 530 Proz. des Saatgutes. Nach zwei Jahren gibt es in Neu- Helvetien 4000 Rinder,

Lieber Bruder, auch mich hat es jetzt erwischt: seit einigen Wochen habe ich keine Arbeit mehr. Nun fahre ich mit meiner Karre herum und suche. Da ich noch ein paar Sparpfennige habe, ist die Sache zunächst nicht aufregend. Fatal wird es erst werden, wenn die alle sind; denn in den USA  . gibt es, wie du weißt, feine Arbeits­lofenunterstützung bzw. Versicherung. Einstweilen, bis ich zu einer Wohltätigkeitsorganisation man­dern muß, fahre ich in den USA  . herum und sehe mir das Getriebe in den verschiedenen Staaten an. Durch Zufall geriet ich, als ich mich von Balti­ more   aufmachte, in den Strom der Gold­sucher. Bei uns ist nämlich wieder einmal das Goldfieber ausgebrochen. D. h. von einem Fieber wie in den Jahren 1873 und 1893 fann man taum sprechen. Die Leute wissen schon, daß sie keine Blumentöpfe mehr gewinnen können. Sie sind sich über den derzeitigen Stand der Wirtschaftsentwick­lung in dieser Beziehung wenigstens tlar. wissen, daß die lukrative Goldgewinnung großen Stiles heute eine Angelegenheit des Großkapitals, eine Sache und und Privileg von Geldkonfortien ist, daß man dazu ein großes Bankkonto und ein Büro in der New- Yorker City braucht. Mit Pickel und Schaufel fann man sich höchstens und bestenfalls einen Papierdollar täglich ergraben.

Sie

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Die neuen Golddiggers wissen das. Aber sie fagen sich: wir haben Zeit, ob wir das Ar­beitslosenheer in Washington   oder Chikago ver­mehren oder ob wir in Nebraska   oder Arizona  Gold graben, bleibt sich gleich; vielleicht finden wir beim Golddiggen doch mal ein Nugget, das mehr als einen Dollar wert ist. Und so tippeln und fahren sie los: abgebaute Lehrer, ver­trachte Gewerbetreibende, ausgestellte Arbeiter, entlassene Angestellte. Vor allem aber und das ist das absolut neue Moment in der Gold­sucherei: Frauen. Das Gros der Goldfucher sieht heute nicht mehr so aus wie die Diggers von 1870. Da gondeln in einer noch recht anständig aussehenden Ford  - Limousine zwei junge Leute da­her, als fämen sie gerade von einer netten Familienfeier beim Onkel Prohibitionsagent. Er hat einen gut sizenden hellen Straßenanzug an und sie ein buntes, halbseidenes Fähnchen. Ein Pärchen, das sich in den Alleghany- Bergen ein einsames Blächen sucht, um to have a good time? Rein, feineswegs: auf dem Verdec des

Wagens siehst du Material zum Zeltbau verstaut und ein paar Schaufeln, Hacken und Siebe. Sie fahren zum Golddiggen.

In einem ,, Saloon", in dem ich einkehre, er­zählt man mir, daß im legten Monat schätzungsweise 5000 Diggers Dor beigefommen sind. Der Wirt schmunzelt, während er erzählt, erstens weil seine Kneipe seit Jahren nicht mehr soviel Gäste gesehen hat und zweitens, weil er die hoffnungsvollen Sucher be­dauert: In den Alleghany gibt es seit 30 Jahren feine Quadratmeile, die noch nicht von den Gold­fonzernen untersucht und, soweit für goldhaltig befunden, aufgekauft ist. Die richtigen Gold­sucher sizzen in der Park- Avenue in New York  !"

Aber wenn man das den Diggers auch hundert­mal sagt, wenn auch das USA.- Büro of Mines vor dem Rush" warnt, es nüßt nichts: ,, Die Miners werden schon nicht alles umgebuddelt haben, weniger als nichts werden wir auch beim Goldsuchen nicht haben, und übrigens hat erst fürzlich wieder in der Zeitung gestanden, daß ein Digger in Wyoming   ein Nugget im Werte von 1000 Dollar gefunden hat...!"

Die einzigen, die an dem neuen Goldrush wirk­lich verd'enen, sind die Konjunkturhyänen. Sie, die überall auftauchen, wo sich etwas rührt, haben natürlich auch hier schon ein lukratives Be­tätigungsfeld gefunden. Wie die Pilze schießen aus dem überall Goldfucherschulen" Boden, die den zukünftigen Goldsucher mit geolo­gischen und sonstigen einschlägigen Kenntnissen und Ratschlägen versehen; ebenso gibt es schon eine aus dem Boden gestampfte Ausrüstungs= industrie. Für ein paar Dollar kannst du dir im nächsten Magazin schon eine komplette Digger­ausrüstung faufen.

Ich bin drei Tage in den Minenbezirken der Alleghanys herumgefahren und habe mir die Diggerei in der Nähe angesehen. Es ist ein ziemlich trostloses Bild. Die meisten haben sich an den Ufern der Flüsse niedergelassen, um den Flußsand zu durchforschen. Es ist das relativ einfachste, erfordert weder viel Kenntnisse noch viel Ausrüstung. Aber es foftet desto mehr Zeit und Geduld. Bon früh morgens bis spät abends stehen die Diggers im Wasser und sieben und sieben Manche von denen, die ich frug, hatten feit Wochen gearbeitet und noch gar nichts gefunden; der größte Teil hatte Gold­

Auf der Weiterfahrt nach New York   begegneten mir immer neue Diggerscharen. Wenn ich mich mal mit einer Gruppe unterhielt, friegte ich immer den gleichen Einwand auf meine War­nungen zu hören: Wir versäumen ja nichts, und ob es uns hier oder dort schlecht geht ist gleich!" Well.

In New York   bin ich dann durch die Gold= straßen gegangen, durch die Wohnviertel der großen amerikanischen   Goldhnänen, durch die Park- Avenue, durch die Fisht Avenue. Hier wohnen die ,, oberen Zehntausend". Es sind wirk­lich zehntausend. Sie sind, wie ich mir von einem New- Yorker Freund, einem Beamten am Sta­tistischen Amt, habe sagen lassen, zusammen un= gefähr 4 Billionen Dollar mert. Der Durchschnittsjahresverbrauch dieser 5000 Millio närsfamilien ist 60 000 Dollar. Mit rund 200 000 Goldmark ,, fristet" so ein armer Millionär jähr= lich sein Leben. Fast 1000 Marf im Tage braucht er, um standesgemäß leben zu können. Früher, vor dem berüchtigten Schwarzen Freitag  ", hat er das Doppelte verbraucht. Jetzt, unter der Wirtschaftskrise, muß er sich einschränken.

Ich stand vor einem der Paläste, mit prunkhaft­titschigem Marmorportal, Bronzeverzierungen, progig- breiten Marmortreppen, und dachte an die schwer schuftenden, franken und hungernden Gold­digger in den Alleghanybergen. Sie haben die Lurusjachten, die Paläste, Rollsroyces, die Gold­depots dieser großen Monneymaker erschuftet und bezahlt. Dafür dürfen sie jetzt in Colorado   und in Arkansas   und Arizona Gold waschen und hun­gern. Das alte Spiel der fapitalisti= schen Wirtschaft: ,, bas große Nugget mir, das kleine Nugget dir!" wird weitergespielt, frei­lich munmehr in einer schon beinahe grotesken Art. Mit dem Schwinden der Prosperity beginnt nämlich das kleine Nugget der Arbeitnehmer sich allmählich in das absolute Nichts aufzulösen, während das große Nugget der Monneymaker Arbeitgeber kann man nicht mehr gut sagen immerhin noch 4 Billionen Dollar schwer ist und 3. B. vor kurzem einem der Park- Avenue- Papas immer noch gestattete, seiner Tochter einen Ver lobungsabend anzurichten, der nicht we niger   als 40000 Dollar kostete; die Deko­ration der Räume verschlang allein 5000 Dollar.

Golddigger an den Flüssen der USA  . und Part­Avenue in New York  : der eindringlichste An­schauungsunterricht, den sich die Wirklichkeit aus­benfen fonnte.