ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Der älteste Neuköllner

Funde aus Berlin im Märkischen Museum

Nicht nur in der Mark Brandenburg, sondern auch innerhalb von Berlin hat man bei neueren Hausbauten Reste von germanischen Gräbern aus der Völkerwanderungszeit ge­funden. So kamen bei Ausschachtungen in dem Vorort Briz eine ganze Reihe von Ueberresten zu Tage, die alle sorgfältig gesammelt wurden und nun im Märkischen Museum zu sehen sind. Zwei vollkommen erhaltene Schädel unserer Vor­fahren liegen da jetzt brav unter den Glaskästen. Formschöne Krüge und verzierte Knochenkamm­reste zeigen, daß auch bei den damaligen Menschen schon ein ausgeprägter Kunstsinn vorhanden war. Auf dem Gräberfeld vom Silberberg bei Groß- Machnow wurden bei den Ausgrabungen im Jahre 1926/27 eine ganze Anzahl alter Brandgrubengräber gefunden. Auch dort lagen in den Gräbern viele Gebrauchsgegenstände der germanischen Volksstämme bei, die im 3. und 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in der Gegend um Berlin lebten. Insbesondere befan= den sich dort Glasperlen, Eisenschnallen, Pin­zetten und knöcherne Spinnwirbel. Auf andere: Fundstätten in der Mark wurden sogar vollkom men erhaltene Eisenschwerter und schwere bron zene Ketten gesammelt. Für die Berliner aber ist von besonderem Interesse das vollständig erhaltene Gerippe aus einem ger= manischen Reitergrab, das in Neu= kölln gefunden wurde. Man nimmt an, daß es aus der späten Völkerwanderungszeit, also etma aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., stammt. Die Ausmaße der einzelnen Gliedmaßen zeigen allerdings, daß dieser älteste Berliner erheblich größer war, als die jetzigen Bewohner von Neu­ kölln . Pferd und Reiter lagen zusammen in einem Grabe, so wie sie im Leben zusammen

gefämpft, gelitten und gesiegt hatten. Auch das Schwert wurde dem Toten neben anderen Sachen aus seinem Leben ins Grab beigefügt. In dieser Zeit, als das Christentum erst langsam nach Norden vordrang, herrschte noch allgemein der heidnische Brauch, den Toten auch Speise und

Trank für die Fütterung der hungernden und dürstenden Geister mitzugeben. Denn allgemein war damals noch der Glaube bei den Germanen vorherrschend, daß der Tote ein leibliches Fort leben bei den Göttern führt und dazu eine kleine Wegzehrung mitbekommen muß.

Der Neuköllner und sein Pferd im Märkischen Museum

MITTWOCH, 14. DEZ. 1932

durch die Sachverständigen ergaben jedoch, daß die neue schwere Eisenkonstruktion von den bis­herigen Fundamenten nicht getragen zu werden vermochte, so daß in dem Mitteltrakt des Palais erhebliche Verstärkungen vorgenommen werden mußten. Gegenwärtig ist man dabei, auch die Dachkonstruktion der beiden Seitenflügel auszu= bessern, hier beschränkt man sich allerdings dar­auf, die schadhaften Holzteile durch neue zu er= jezzen. Ferner wird das Reichspräsidentenpalais einen Fahrstuhl erhalten, und weiter werden auch die im Obergeschoß liegenden Fremdenzimmer und Dienstbotenräume, die sehr winklig verbaut waren, von Grund auf erneuert und neu eingeteilt. Die Baupolizei hat schließlich auch die Erneuerung einiger Treppen angeordnet, die den Sicher­heitsvorschriften infolge ihres Alters nicht mehr entsprachen.

der

Bugkatastrophe im Tunnel

Zwei Schnellzüge zusammengerast

Luzern , 13. Dezember.

Eine Eisenbahnkatastrophe er­eignete sich in Luzern im Gütschtunnel, durch den die Eisenbahnlinie nach Bellin­ zona und nach Basel - Zürich führt. Der Gotthardschnellzug 554 stieß hier mit dem aus Zürich ausfahrenden Schnell­zug zusammen. Bisher sind sechs Tote geborgen worden. Vier Menschen werden noch vermißt. Zwölf Personen wurden schwer verletzt. Die Lokomotiv. führer der beiden Züge befinden sich ebenfalls unter den Toten. Der Reisenden hatte sich eine Panifstimmung bemächtigt, da das Licht versagte und der Tunnel völlig im Dunkel lag.

Die

Die Rettungsarbeiten in dem dunflen und engen Tunnel sind sehr schwierig. Ursache des Zusammenstoßes soll darin liegen, daß der Züricher Schnellzug bei der Signalstelle Sentimatt das geschlossene Einfahrtsignal überfuhr und dadurch in die auf den Gotthard­schnellzug gestellte Ablenkungsweiche hineinfuhr. Die beiden Lokomotiven rasten dann gegen­einander. Glücklicherweise hatten sie noch nicht das volle Tempo, sonst wäre das Unglück ein noch

f. Wheth

J

GARBAY

KONIGIN VON SABAY

GES GESCHUTZ

-

- Bisher sechs Tote geborgen

viel größeres geworden. Der Eisenbahnverkehr von und nach dem Bahnhof Luzern ist vollständig unterbrochen.

Schulerperimente

In einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft jozialdemokratischer Lehrer sprach ein russischer Schulmann über die Entwicklung des Sowjetschul­wesens innerhalb des Fünfjahresplans.

Die Gegensätze der Stalinisten und Troßzki­anhänger führten gerade hier zu ganz radikalen Umstellungen innerhalb kürzester Zeit. Der ursprüngliche Entwurf des Fünfjahresplans

H.V. Hyon.

der Es

Ent­wurde

wird organisiert, das Tempo wicklung bedeutend beschleunigt. versucht, das Schulwesen mit der mirt­schaftlichen Produktion zu verschmelzen, alle Schu= len werden einzelnen Wirtschaftstörpern, Fabri­ten usw. unterstellt.

Ein weiteres sehr wesentliches Moment dieser Schulpolitik war die Eingliederimg der Schule in die Armee. Jeder Schüler wurde also nicht nur Arbeiter, sondern Mitglied des Wehr­apparates des Staates. Aber auch starke Mißerfolge stellten sich ein. Es fehlte beson­ders an ausreichenden Schulräumen und ausge­bildeten Lehrern. Die Lage zwang 1931 zur abermaligen Aenderung des Schulprogramms. Es erfolgte ein Rud nach rechts", und die Anhänger und verantwortlichen Leiter der abgetanen Politik famen genau so nach Sibirien , wie sie ihre vor­maligen Gegner verschickt hatten.

Arbeitszeit im Hospital Antrag im Stadtgemeindeausschuß

Im

Stadtgemeindeausschuß, gestern im Rathaus zusammengetreten war, haben die Sozialdemokraten den folgenden

Dringlichkeitsantrag eingebracht:

T

,, Trotzdem der Stadtgemeindeausschuß in feiner Sigung vom 24. November 1932 be= schlossen hatte, daß die ungeteilte sechsstündige Arbeitszeit des Pflegepersonals in den Hospitälern Buch Mitte und Buch- Ost auch weiterhin bestehen bleiben soll, ist nach uns zugegangenen Mitteilungen zum 1. 1. 1933 in obengenannten Anstalten die geteilte Ar­beitszeit verfügt worden. Zugleich wurden 6 Schwestern im Hospital Buch- Mitte gekündigt. Der Stadtgemeindeausschuß beschließt daher er­neut: Die Arbeitszeit des Pflegepersonals in den Hospitälern Buch- Mitte und Buch- Ost, die einer ausschließlich Pause halbstündigen

8 Stunden beträgt, bleibt bestehen. Die zum 1. 1. 1933 ausgesprochenen Kündigungen von

6 Schwestern werden zurückgenommen."

=

-

Der Antrag wird in einem besonderen Aus= schuß durchberaten werden. In den Fragen der Bekämpfung der spinalen Kinder lähmung und der Vereinheitlichung der Or­ganisation der Bezirks Wohlfahrts= und Jugendämter wurden die Beschlüsse der verschiedenen Unterausschüsse bestätigt. Der Stadtgemeindeausschuß erledigte dann noch ver­schiedene Vorlagen über Fluchtlinienpläne. mismapan aid druga

Ehrung Emil Wutzkys

Die gestrige Fraktionssihung der so­zialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion be= gann mit einer Ehrung des aus dem Berliner Magistrat ausgeschiedenen Stadtrates Genossen Emil Wuzzky. Der Vorwärts" hat die hohen fommunalpolitischen Verdienste Wuzkys aus An­laß seines sechzigjährigen Geburtstages bereits gewürdigt. Der Vorsitzende der Fraktion Erich Flatau und Franz Künstler als Vorsitzender

fußte auf der bis 1928 eingetretenen Stabilisie Haus Wilhelmstraße 73 der Berliner Sozialdemokratie sprachen dem ver­

rung im russischen Schulwesen, die in der Haupt­sache durch einen gewissen ,, bürgerlichen" Triumph innerhalb der Pädagogik bedingt war und eine ruhige Entwicklung mit rein praktischen Zielen vorausjah. 1933/34 follte die allgemeine Schul­pflicht für die vierjährige Schule durchgeführt sein. Es waren bereits Erfolge zu verzeichnen, die sich namentlich in einem Anwachsen der statistischen Zahlen zeigte, als gewisse Mißerfolge unter anderem in der Klassenauslese" die linke Opposition zu einem Vorstoß führte, durch den es ihr gelang, den„ Stalinisten" ihr Programm aufzuzwingen. Ein Kulturfeldzug

-

Wo

Reichspräsidentenpalais im Umbau

Die Umbauten am Reichspräsidenten palais, die Anfang des Sommers begonnen haben, werden voraussichtlich Ende April nächsten Jahres beendet sein.

Bei den Umbauten am Palais handelt es sich bekanntlich um eine Erneuerung der hölzernen Dachkonstruktion, die vom Schwamm befallen und durch Käferfraß zum Teil zer­stört worden war und durch eine eiserne Dach­

fonstruktion ersetzt werden mußte. Die Prüfungen

man Qualität kennt,

schwört man auf Saba"

Der sachverständige Raucher weiß, was er will. Er verlangt deshalb nicht irgendeine Cigarette, sondern ausdrücklich ,, Saba ohne". So hat er die Gewähr, das Beste zu erhalten; denn Saba- Qualität steht einzig da

und ist unübertrefflich.

KÖNIGIN VON

dienten Kommunalpolitiker, der bereits 1899 fom­munalpolitisch arbeitete, den Dank der Par tei aus. Flatau gab der Hoffnung Ausdruck, die außerordentliche Arbeitskraft und wertvollen Kenntnisse Emil Wuzkys auch nach seinem Aus­scheiden aus dem Magistrat der Berliner Kom­munalarbeit erhalten zu sehen. Die Fraktions­mitglieder unterstrichen die Worte ihres Vorsitzen­den mit dreifachem Freiheitsruf. Der so Geehrte dankte in bewegten Worten auch für ein äußeres Zeichen der Verbundenheit, ein Aquarell Krom­mers ,, Spreeufer an der Brommybrücke", das ihm überreicht worden war.

6 Stück 20 Pfg.

GARBAY

KONIGIN VON SABA

GES. GEON

PB, 8.19

Saba

Flugzeugbilder mit Hoheitszeichen

ohne