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WARTESAAL KLASSE

Wir stellen vor:

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Den Mann, der noch immer darauf wartet, daß Adolf Hitler endlich die

Macht ergreift.

Den Attentäter, der sich neuerdings Den Attentäter, der sich neuerdings in schnöder Weise an der Person Wilhelms II. verging.

Gegen die Kulturreaktion

Eine Tagung des Sozialistischen Kulturbundes

Der Sozialistische Kulturbund, in dem die Spizenorganisationen der Arbeiterbewegung ver einigt sind, hat zum Kampf gegen die Kultur reaktion aufgerufen, die auf allen Gebieten bes geistigen und fulturellen Lebens an der Arbeit ist, die freiheitliche Entwicklung der letzten Jahre rüd gängig zu machen. Dieser Kulturreaktion, die alle freiheitlichen Bestrebungen und Einrichtungen bedroht, soll eine Abwehr und Kampfesfront auf breitester Brunblage unter Einbeziehung aller Arbeiterorganisationen entgegengesetzt werden!

Der Sozialistische Kulturbund hatte zu gestern nachmittag eine Kulturfonferens aller sozialistischen Organisationen nach dem Gewerk­schaftshaus einberufen. Die Konferenz war außer ordentlich stark besucht und tagte unter dem Vor fiz des neugewählten Borfißenden des Sozia­listischen Kulturbundes, des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Bolksbildung Grimme.

Grimme führte einleitend aus: ,, Wir tagen hier um der Sache willen, denn es gefchleht auf fulturellem Gebiet sehr viel, was eine Gegen attion zum Gebot ber Stumbe macht. Gewiß war auch schon vor der Umwandlung der politischen Berhältnisse von einer Kulturreaktion zu sprechen. Das war die zwangsläufige Folge der Koalition mit dem Zentrum.

Wir müssen uns aber heute darüber klar fein, daß die kulturelle Reaktion noch länger dauern wird als die politische und wirtschaftliche Reaktion. Deshalb find wir verpflichtet, der unfulturellen Aktion eine fulfurelle Aktion ent­gegenzustellen. Wir müssen eine Abwehrfront mobilifieren, wobei wir auch berücksichtigen müssen, daß in unseren eigenen Reihen Müdig feit und Stepsis erwacht sind. Wir müssen uns deshalb auf die Grundlagen und Ziele unserer Bewegung befinnen.

Die Gesamtlage der sozialistischen Bewegung folgert fich das wirtschaftliche und politische. Der umgekehrte Weg wäre falsch. Kulturpolitik bes deutet die Schaffung einer bestimmten, mensch lichen, geistigen und seelischen Haltung des einzelnen. Hierdurch schafft die Kulturpolitit bie Boraussetzungen wahrer Realpolitik. Sozialismus ist mehr als eine bloße Magenfrage. Sie ist die Frage der Schaffung wahrer Menschenwürde und wahren Menschentums!

Vor der Radikalität des Handelns steht bie Radikalität des Denkens. Wenn wir nach 1918 Kulturpolitik mehr als wir es taten, in den Bordergrund gestellt hätten, wäre vielleicht manches anders gekommen.( Lebhafte Zustim mung.) Wir haben etwas geleistet. Wer sich im Privatleben mit seinen Leistungen brüstet, gilt als Brahler. 3m politischen Leben muß man feine Leistungen heraus.

ft ellen.( Meue lebhafte Zustimmung.) Die Oppo= fitionsstellung, in der wir uns jet befinden, muß für uns zu einer schöpferischen Baufe merden zur Sinnflärung beffen, was Sozialismus überhaupt heißt."

Genosse Dr. Kurt Löwenstein stellte in

seinem Vortrag Der Kampf gegen die drohende Kulturreaktion" folgende Grundlinien auf:

verlangt eine demonstrative Herausstellung ihres Inhalts und eine groß angelegte Wer­bung. Gegenüber der politisch, wirtschaftlich und fulfurell eingetretenen reaktionären Sammlung genügt nicht der Proteft gegen Einzelheiten. Der gefamt- reaktionären Position ist eine fozialistische Position entgegenzusehen. Diese Position muß grundfäglich in ihrer Sicht fein, aber ihre Anfahpunkte in der Gegenwart haben.

Die grundsägliche Gegenüberstellung bewegt sich nach drei Richtungen. Der autoritären Einstellung, die bis in unsere Kreise hinein Eingang gefunden hat, ist die gesellschaftlich notwendige soziale Demokratie gegenüberzustellen. Gegenüber der nationalistisch- militärischen Haltung sind die erweiterten Grundlagen einer internationalen Wirklichkeit und die gesellschaftliche Bedeutung folibarifcher Berbundenheit und freier Berantwor tung aufzuzeigen, Gegen die gerade in unseren Tagen der Krise hervortretende metaphysische Ver. schleierung ist die gefühlsbetonte, lebendige Wirk. lichkeit in den Bordergrund zu stellen. Der praf. tische Kampf wendet sich gegen die Reaf. tion auf dem Gebiete des öffent­lichen Unterrichtswesens und will eine planbolle, einheitliche Organisation unter Zu­grunbelegung der Bildungswerte, die in Werk und Gesellschaftsarbeit liegen. Herauszuheben ist die gewaltige Bildungsarbeit von Partet und Ge wertschaften. Auf dem Gebiete des 3ensur. wesens in Presse, Jugendschuh, Funk, Licht­spiel und Theater ist zu zeigen, wie eine sozia liftische Politik positiv durch planvolle Arbeit Schäben entgegenwirkt.

Gegenüber Militärmärschen, nationalistischem Kitsch und dem Mißbrauch bestimmter firchlich religiöser Darbietungen ist die Bedeutung einer aktiven und produktiven sozialistischen Kultur auf­zuzeigen. Opposition ist für uns Entgegenstellung unferes fozialistischen Willens gegen den Willen der anderen."( Gehr lebhafter, anhaltender Betfall.)

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Ueber die Lage im Rundfunt" referierte Genosse Albert Faltenberg: Bapen, Scholz und Schleicher haben dem Deutschen klar gemacht daß der Rundfunk etwas Anderes ist als eine Einrichtung zur Darbietung von Tange meisen. Von einer wahren Besserung ist auch nach dem Abgang von Scholz nichts au merken. Vor der kurzen Nera Scholz herrschte eine ge miffe Liberalität. Nach dem 4. Juni, bem Tage der Regierungserklärung Papens , wurden mit der Phrase vom fressenden Gift des Kultur­bolfchemismus" reaktionäre Bestrebun. gen verdeckt.

Der Rundfunt ift eine politische Machtpofition. Papen hat achtzehn-, Gayl achtmal im Rund­funt gesprochen.( 3urufe: Warum unsere Minister vorher nicht?)

Der Kurs Scholz hat ein Fiasko erlitten, an das wir immer wieder erinnern müssen. Eine blöde Berfonalpolitit hat alle her ausgepfeffert, die was tonnten. Wenn

Einen Nazi- Unterhäuptling, der sich von dem Verdacht reinigt, mit Gregor Straßer zu sympathisieren.

man selbst nichts kann, macht man das so. Die neuen Richtlinien vom 15. November find schwammig und fautschucartig. Wir stehen zu ihnen in schrofffter Opposition. In allen Versammlungen und Konferenzen ist immer wieder auf die Kultur­reaktion hinzuweisen und über die Lage im Rund­funt zu berichten. Unter Umständen sind besondere Vorträge über die Reaktion im Rundfunk vorzu­fehen. Alle gegen die Arbeiterschaft gerichteten Sendungen find auf das entschiedenste zu be= kämpfen. Vor einem Hörerstreit ist zu warnen. Dauernde Beschwerden müssen Wandlung schaffen." ( Lebhafter Beifall.)

In der Diskussion behandelte Genoffin Boh m= Schuch die furchtbare kulturelle Not der Mutter oder Frau des Arbeitslosen. Bruno Schönlant forderte eine flare Zielfegung, der alle Kräfte dienstbar zu machen seien. Kürschner wies darauf hin, daß wahre Religion nur im Kampf

Die Schublade, in der der Chef der Reichsregierung seine Weihnachts­überraschungen aufhebt.

des Proletariats zu finden sei. Weimann ver­langte, daß auch örtlich ein Zusammenschluß der Bekämpfer fultureller Reaktion erfolge. Bau­meister mies auf die trefflichen Darbietungen auf Welle Hilversum hin. Linke verlangte stärkste Aktivität.

Löwenstein und Grimme faßten den Rampfwillen in ihrem Schlußwort noch einmal zusammen. Aktion ist Angriff, der kulturellen Reaktion segen wir die sozialistische kulturelle Attion entgegen."

Als Auftakt des Kampfes des Sozialistischen Kulturbundes spricht am Montag, 9. Januar 1933, im ehemaligen Herrenhaus Aufhäuser ,, Gegen die Diktatur im Rundfunk". Für eine Massenkund­gebung am 15. Januar im Boltsbühnentheater. find Thomas Mann , Leipart, Löbe und Löwenstein als Redner bestimmt.

Ein Kriegsverratsprozeß

10 Jahre Zuchthaus nach 17 Jahren

Celpzig, 17. Dezember. Der 4. Straffenat des Reichsgerichts verkündete am Sonnabend das Urteil in dem Prozeß gegen den 41jährigen Kraftfahrer August Jäger aus Erfurt . Dem Angefchuldigten war zur Caft gelegt worden, in der Nacht zum 14. April 1915 bei Cangemard in der Absicht über­gelaufen zu feln, den in diesem Frontabschnitt geplanten ersten deutschen Gasangriff zu verraten. Jäger wurde wegen Verbrechens gegen 58 3iffer& des Militärftrafgesetzbuches ( Arlegsverrat) zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrver luft unter Antech­nung von 11% Monaten Untersuchungshaft ver­urteilt. Der Staatsanwalt hafte 14 Jahre Zucht­haus gegen den Angeklagten beantragt.

Bei der Urteilsbegründung betonte ber Vor­fizzende, der Artikel des französischen Generals Ferry, der eine genaue wörtliche Wiedergabe der Befundungen des deutschen Ueber­läufers August Jäger über den bevorstehenden Gasangriff im Abschnitt Langemarck enthielt, habe natürlich nicht als progeffuales Beweis­mittel im Sinne einer Zeugenaussage ver wendet werden können. Doch würden die darin enthaltenen Angaben im wesentlichen durch die Aussagen der im jezigen Hauptverfahren ver nommenen 3eugen bestätigt. So habe der Kompagnieführer den Angeklagten als einen Men schen geschildert, der sich stets unliebjam bemerkbar gemacht und jebesmal, wenn es in den Graben gehen sollte, irgenbeine Krankheit vorgeschützt habe. Die ehemaligen Kameraden des Angeklagten felen durchweg der Meinung, er habe sich in der Nacht Dom 13. Jum 14. April nicht in das Hintergelände begeben, sondern sei zum Feind überge laufen, was er übrigens selbst viele Jahre später einem alten Bekannten aus Jena gegenüber zugegeben habe. Mur wolle er feinen Berrat bes

ABBILD.

Gasangriffs begangen haben. Doch auch das et­achtet der Senat für widerlegt.

Kriegsverratsprozesse sind in Deutschland nach so langer Frist bisher unbekannt gewesen, zum Unterschied von Frankreich , wo noch Jahre nach dem Ende des Krieges Todesurteile wegen Kriegs­verrats vollstreckt worden sind auch gegen Frauen.

Ueber die Verwerflichkeit des Berrats an den Feind im Kriege besteht allgemein nur eine Meinung. Seit der Tat, die Jäger zur Last gelegt wird, sind 17 Jahre verflossen. Eine Verurteilung hätte demnach einen bis zum legten über­3 eugenden Beweis zur Voraussetzung bazen müssen. Das Reichsgericht hat die Verhandlung wiederholt vertagt, um möglichst viele Beweis­mittel prüfen zu können und um der Verteidigung keinen Beweisantrag abzuschneiden. Dennoch ist nur ein Indizienbeweis geführt worden, der trotz der Schwere der Indizien nicht bis zum legten überzeugend wirkt. Nach so langer Zeit hätte der Grundsat in dubio pro reo( im 3welfet zugunsten des Angeklagten) angewandt werden müssen.

4000 im Sportpalast

Massenveranstaltung der NSDAP .

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Die NSDAP. hatte durch riefige Plakate zu einem Massenkonzert im Sportpalast aufgerufen. Die Musiker traten in Masse an die Besucher nicht. Im ganzen waren nach ganz einwandfreier Feststellung rund 4000 Personen anwesend.

Man stelle sich den Sportpalast vor mit 4000 Besuchern! Der Kazenjammer über diesen Fehlschlag ist dem ,, Angriff" von gestern deutlich anzumerken.

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