Einzelbild herunterladen
 

Wachsendes Wohnungselend

Mangel an billigen Kleinstwohnungen- Irreführende Zahlen

Bor einiger Zeit wurden der Deffentlichkeit die Ergebnisse der vom Statistischen Amt der Stadt Berlin durchgeführten Leerraumzählung befannt. Die nadten Zahlen ergaben, daß in Berlin 26 655 leerstehende Wohnungen ermittelt worden seien. Diese Feststellung führte zu voll­kommen falschen Schlußfolgerungen. Man schloß daraus, daß in Berlin kaum noch von einer Wohnungsnot gesprochen werden könnte. Und die Haus und Grundbefizer hatten nichts Eiligeres zu tun, als unter den üblichen Angriffen auf den ihnen unangenehmen sozialdemokratischen Wohnungsdezernenten im Berliner Magistrat, Stadtrat ze minsty, zu behaupten, daß der vorhandene Wohnraum in einem durchaus ange= messenen Verhältnis zu der vorhandenen Be­völkerung stehe. Die Herren Hausbesizer sind also der Ansicht, daß überhaupt nicht mehr gebaut zu merden braucht nach dem Grundfaz: je weniger Wohnungen, desto höher die Mieten!

Nun ergibt eine genaue Nach prüfung der oben angegebenen Zahl jedoch, daß in Wirklich­feit höchstens fünftausend leerstehende Wohnungen bei einer Gesamtzahl von 1 380 000 in der Reichs­hauptstadt als vermietbar gelten können. Bei der Feststellung des Statistischen Amts sind nämlich sämtliche Wohnlöcher in den abbaureifen, bau­fälligen Häusern der Alt- Berliner Bezirke als ,, freier Wohnraum" mitgezählt worden. Hier

handelt es sich aber um Unterkünfte, die über­haupt nicht mehr als Wohnung bezeichnet werden können und die trotz des Elends feinen Mieter mehr finden. Die festgestellten Zahlen zeigen, wie ungeheuerlich das Wohnungselend in Berlin angewachsen ist. Die grauenhaften Schilderungen, die der Vorwärts" mehrfach über Zustände in alten, verfallenen Mietkasernen, zulegt über das Haus Neue Friedrichstraße 99, veröffentlichte, haben diese Tatsache nur bestätigt.

Die Leute sind vielfach aus ihren Wohnhöhlen heraus in die Lauben geflüchtet. Man schätzt heute, daß allein 40 000 Berliner in Lauben wohnen. Hinzu kommen als Anwärter auf billige Kleinstwohnungen die Zehntausende von Jung­Derheirateten, die heute noch gezwungen sind, bei den Eltern oder Schwiegereltern zu wohnen.

Im Rahmen der geringen zur Verfügung stehen­den Mittel ist die Stadt Berlin dauernd bemüht gewesen, der immer noch starken Nachfrage nach Kleinstwohnungen Genüge zu tun. Es fonnten noch 3000 Kleinstwohnungen aus Mitteln, die Preußen aus dem Ausgleichsfonds gegeben hat, gebaut werden. Es wird beabsichtigt, mit Bürg­schaften des Reichs und zum kleineren Teil mit Bürgschaften der Stadt weitere 3000 Kleinst­mohnungen in Angriff zu nehmen, um den dringendsten Bedarf befriedigen und den Bau­arbeitern Arbeit verschaffen zu können. Der Mietpreis bei diesen Wohnungen wird zwischen 33 bis 46 M. schwanken.

Das Schulkind darbt

Ein erschütternder Beweis unseres wirt. schaftlichen Tiefstandes ist die körper­liche und seelische Verfassung der heranwachsenden Jugend. Ihre Ent midlung wird gehemmt und nachteilig beeinflußt durch die verschiedenartigsten Schäden in der Er­nährungs und Lebensweise. Zu diesem Thema fprach auf Einladung des Berliner Vereins für Schulgesundheitspflege Stadtarzt Dr. Otto Schneider aus Halle im großen Hörsaal des Hygienischen Instituts der Universität.

Der Redner wies an Hand zahlreichen statisti schen Materials die deutliche Beziehung zwischen der Höhe der Arbeitslosenziffer und der Wohn­bzm. Schlafenge nach. Einfach erschreckend be rührt die Tatsache, daß sich die Zahl der Knaben, Die fein eigenes Bett besigen und zu zweit, auch zu dritt, gemeinsam mit Erwachsenen, oft auch Kranten, schlafen müssen, von 24,4 Proz. auf 61,1 Proz., die der der Mädchen, die das gleiche traurige Los teilen, von 24,8 Proz. auf 62,6 Proz. erhöhte. Wenn man bedenkt, welche ungeheure wichtige Aufgabe der Schlaf im Leben eines heranwachsenden Menschen zu erfüllen hat, so ergibt sich aus dieser traurigen Feststellung alles Weitere ganz von selbst. Die Wohnfrage überhaupt, das Enganeinandergedrängte allzu­pieler Menschen in engen, licht- und luftlosen Räumen, die zum Ueberfluß auch noch luft­verschlechternde Stoffe( Wrasen, Rauch, Staub) in sich beherbergen, ist neben der mangelnden Er­nährungsweise das Grundübel, das sich einer gefunden Entwicklung der Kinder hemmend ent­gegenstellt. Dr. Schneider konnte nicht umhin, eine Verschlechterung in der äußeren Körper­verfassung der Kinder festzustellen, erfreulicher­weise sei diese allerdings nicht in dem Maße vor­handen, wie sie bei der in erheblichem Umfang verschärften Wirtschaftsnot hätte erwartet werden können. Für den Hygieniker bildet die Prüfung der allgemeinen Widerstandskraft des Schulkindes

ein besonders wichtiges Kapitel; dazu konnte der Redner erfreulicherweise berichten, daß die Tuberkulose, die im allgemeinen einen wichtigen Gradmesser der Wirtschaftsfrise bildet, in den letzten Jahren nicht erheblich angestiegen ift. Dagegen macht sich ein auffallend starkes Steigen der Haut und Schmutz­frankheiten bemerkbar.

Mit allem Nachdruck betonte Dr. Schneider zum Schluß, daß alle sozialhygienischen Maß­nahmen im Hinblick auf ausreichende Ernährung und einwandfreie Wohnweise unserer Kinder un­bedingt und ungeschmälert zur Durchführung ge= langen müssen. Nur auf diese Weise sei den großen Gefahren, die unabsehbare Folgen in sich bergen, zu begegnen.

Erinnerung an Herkner Arbeitslosenzählung polizeiwidrig

In der Berliner Universität fand zu Ehren des kürzlich verstorbenen Sozialwissen­schaftleres und langjährigen Vorsigenden des Ber­eins für Sozialpolitik Prof. Heinrich Herkner eine Gedächtnisfeier statt.

Die Gedächtnisrede hielt Staatssekretär a. D. Professor August Müller. Er mür­

digte Herkner als großen Forscher und Gelehrten, dessen starkes soziales Verantwortungs­bewußtsein ihn troß seiner bürgerlichen Ein­stellung zu einem Freund der Arbeiter­bewegung werden ließ und der einer der geistigen Schöpfer der modernen Sozialpolitik wurde. Bezeichnend aus dem Lebensgang Herkners ist die Erinnerung an eine seiner ersten sozialpolitischen Schriften um die Jahrhundertwende, in der er eine staatliche zählung der Arbeitslosen forderte.

Es muß alfo zusammenfassend festgestellt werden: Berlin hat nach wie vor einen sehr starten Bedarf an billigen Kleinstwohnungen, und es ist dringend zu fordern, daß vom Reich höhere Mittel als bisher freigegeben werden, um dem ungeheuerlichen Wohnungselend Einhalt gebieten zu können.

Britzer Kinder helfen Kindern

Ueber die Sammelaktion der Kinder­freunde in Briz ist hier bereits berichtet worden. Nach wochenlangen Auswertungs- und Reparaturarbeiten im Haus der Solidarität wer­den die Spielsachen und Kleidungsstücke in einer Ausstellung gezeigt, die noch bis heute abend 18 Uhr geöffnet ist. Der Helferkreis der Kinderfreunde hat in Gemeinschaft mit den Fal­fen aller Altersstufen und mit Hilfe von Hand­werfern aus der Elternschaft viele Duzende von Fahrzeugen aller Art, Schlitten, Roller, Wagen, Eisenbahnen, sogar Dampfmaschinen mie neu hergerichtet. Ein Berg von Kinderwäsche, Klei= dern, Mänteln, Müzen und dergleichen ist in Ord­nung gebracht, gereinigt, geflidt und geplättet worden. An die hundert Puppen und Büppchen sieht man auf den großen Ausstellungstischen, die für die Fülle der Sachen viel zu klein sind.

Der erste Versuch, diesen Gedanken in einer west­lichen Industriestadt Deutschlands zu verwirklichen, scheiterte jedoch an dem Einspruch der Polizei, die damals darin ,, eine Störung der bürgerlichen Ruhe" erblickte. Trog mannigfaltiger Abgren­zungen gegen die organisierte Arbeiterschaft kämpfte Herkner mit aller sittlichen Leidenschaft dagegen, daß im fapitalistischen Wirtschaftsprozeß der Mensch immer mehr zu einem Kostenfaftor degradiert würde. In weiteren Worten des Ge­denkens würdigten Prof. Charlotte Leu­ buscher und Prof. Werner Sombart Herk­ners Lebenswert

Ein Schwächling

2 Jahre Gefängnis für einen Schuß

Der 17jährige Dreherlehrling P. lernt 1926 in einem Lokal die drei Jahre ältere H au s angestellte L. kennen, die hier beschäftigt ist. Er verfällt ihr mit Haut und Haaren. Seine Verpflichtungen nimmt er ernst. Im Jahre 1928 verlobt er sich, im selben Jahre fommt ein Kind zur Welt, seine Eltern übernehmen die Pflege des Kleinen.

P. arbeitet, liefert pünktlich den Eltern das Kostgeld ab, spart auch einige hundert Mark und tauft, obgleich seit 1931 arbeitslos, ein Paddel­boot. Ganz besonders freut er sich auf den Sommer 1932; schön wird doch das Zusammen­leben mit der Braut im Zelt werden! Aber gerade dieses Zeltleben wird der Liebe der jungen Leute zum Verhängnis. Die enge Gemeinschaft, das ständige Aufeinanderangewiesensein läßt den Gegensaz der Charaktere stärker als je hervor treten. Vielleicht hat das feruell so erfahrene Mädchen schon genug an dem Jüngeren. Die Streitigkeiten arten in Tätlichkeiten aus, die L. verläßt das Zelt und mietet sich in Berlin ein. Zwei Tage später sucht B. sie auf, man versöhnt sich. 3war lebt man von nun an getrennt, bis zum September geht es aber einigermaßen. Dann hat aber die L. von P. endgültig genug. Er fann

aber nicht von ihr lassen. Er sucht sie immer wieder in ihrer Wohnung auf, wird stets von neuem abgewiesen. Es kommt wieder zu Tät. lichkeiten. Um ihn los zu werden, erbietet die L. sich acht Tage Bedenkzeit. Nach vergeblichen Be­mühungen, mit der L. zusammenzutreffen, fommt P. gegen abend des 13. September zur L., bittet fie, mit ihm aus dem Zimmer zu gehen, damit er mit ihr unter vier Augen sprechen kann. Sie weigert sich, man beschimpft sich gegenseitig, die 2. fagt: Du Strolch, Penner, Lump; geh' weg, du machst dich lächerlich; wenn ich dich nur sehe, wird mir schlecht. Jezt schießt P. auf die Geliebte und verletzt sie leicht. Dann setzt er die Pistole an seine Schläfe, die Kugel bleibt im Lauf. Er läuft nach Hause, wirft sich aufs Bett und meint.

Dem Arzt im Gefängnis sagte er: er würde die 2. heute noch heiraten, wenn sie sich mit ihm ver­söhnen wollte. Vor dem Landgericht I, unter der Anklage des versuchten Totschlages, zeigte er sich wie auch im Leben als Schwächling: er weinte. Man sah es ihm an, er war der zielbewußteren und robusteren 2. nicht gewachsen, hatte sich in diesem Mädchen, der Mutter seines Kindes, nicht mehr zurechtfinden können. Er erklärte, er habe eigentlich nur sich erschießen wollen, durch. L.s Beschimpfungen gereizt, habe er, ohne zu wissen wie, die Waffe zuerst gegen sie gerichtet. Das Gericht verurteilte ihn wegen versuchten Totschlags zu zwei Jahren Gefängnis.

Schupo- Orchester für Winterhilfe

Das Sinfonieorchester der Schutzpolizei veran staltete im Wintergarten sein zweites Konzert zum Besten der Berliner Winterhilfe. Für die Mitwirkung hatten sich zur Verfügung gestellt Anni Konezni und Walter Groß­mann von der Staatsoper, ferner der Tenor Louis Graveure , der Harfenist Professor Saal und sechs weitere Harfenistinnen. Der Dirigent, Generalmusifdirektor Erich Böhlfe, hatte das Programm Wagner gewidmet; von den Werken hörte man die Ouvertüren zu Rienzi , Tannhäuser und den Meistersingern und Gefänge aus dem Fliegenden Holländer , aus Lohengrin , Tannhäuser und der Walküre. Die Leistungen der Vokalfünstler, bestens bekannt von den Opern­bühnen her, veranlaßten das äußerst zahlreich er­schienene Publikum zu immer wiederholtem Beifall, dem Orchester ist nur erneut zu bestätigen, daß es jeder Aufgabe gewachsen ist und den besten Ins strumentaltonförpern an die Seite gestellt werden kann. Lobend erwähnt sei noch, daß den Zus. hörern die Terte der Gesänge auf dem Programm dargeboten wurden. Versteht man sie schon in der Oper nicht, so bietet die tertliche Unterlage wenigstens im Konzert die Gewähr für volles Berständnis des Gehörten.

Genossen, besucht den Weihnachtsmarkt in der Petersburger Straße, dort findet ihr in der Bücherbude Dietz billige und gute Diez­Bücher. Einmalige Angebote.

Herr Friedrich Mohrholz und seine Frau Petersburgr Straße, gegenüber dem Haus Nr. 87, dort findet ihr in der Bücherbude Dietz billige und gute Diez- Bücher. Einmalige billige­Angebote.

Neue Sparkassen- Nebenstelle in Biesdorf - Süd. Die Sparkasse der Stadt Berlin hat in Berlin­Biesdorf- Süd, Dahlengrund 82, eine Nebenstelle eingerichtet.

Wie wird das Wetter?

--

In Berlin : Noch meist heiter, leicht dunstig, am Tage mild, nachts leichter Frost, etwas zuneh mender südwestlicher Wind. In Deutschland : In Nordwestdeutschland vorwiegend, heiter, am Tage mildes Wetter, an den Küsten frische füd­westliche Winde. In Süddeutschland noch ver= breitet Nebel, am Tage von Nord nach Süd und von West nach Ost fortschreitende Erwärmung.

Qualität macht billig!

SALAMANDER- QUALITÄT

hat Salamander zum weitaus meistgetragenen deutschen Schuh gemacht. Dieser riesige

SALAMANDER UMSATZ

macht Herstellung und Vertrieb so billig, daß die

SALAMANDER- PREISE

für Salamander- Qualität möglich wurden

SAL

MARK

Zum Fest der SALAMANDER

GUTSCHEIN

975

1250