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VIERTE BEILAGE

Vorwärts

Siedlung ist kein Allheilmittel

Von Staatssekretär z. D. Hans Krüger, Berlin

Vorbemerkung der Redaktion: Es gibt viele Leute, die von der Siedlung die völlige leberwindung der Krise durch Beseitigung der Arbeitslosigkeit erwarten. Auf unseren Wunsch behandelt Staatssekretär 3. D. Krüger, ein leiden­schaftlicher Freund der Siedlung und anerkannter agrarpolitischer Fachmann, im folgenden die große Illusion, die hinter diesen Erwartungen steckt. Er tut es an Hand des Siedlungsplanes von Mah­ raun , dem Führer des Jungdeutschen Ordens , der den umfassendsten Siedlungsplan entwickelt hat.

In die Reihe derer, die von einer großzügigen ländlichen Siedlung die Ueberwindung der Wirtschaftskrise erhoffen, hat sich der Jungdeutsche Orden eingegliedert. Mahraun, der Führer, hat in einer Schrift mit dem Titel ,, Der große Plan Ein Weg aus dem Chaos von Wirtschaft und Staat" einen Siedlungsplan ent­wickelt, der zeigen soll, wie man durch Schaffung zufäßlicher und produktiver Arbeitsplätze die Wirtschaft ,, von unten her" ankurbelt und die Erwerbslosigkeit völlig beseitigt.

Die Ursache der Krise liegt nach Mahraun ein­mal in der Industrialisierung der Länder, die früher unsere Industrieprodukte aufnahmen, so= dann aber auch in der unaushaltsamen Kette tech­nischer Neuerungen, welche ständig Arbeiter frei­setzen. Man muß daher den Wert der mensch­lichen Arbeitskraft auf den Gebieten wieder­herstellen, auf denen die volle Industriali= fierung vermeidbarist". Es sind die Ge­biete des Handwerks und der Landwirtschaft. Da­bei ist die Landwirtschaft das Wesentliche. Mah­raun fordert daher

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Berstärkung der landwirtschaftlichen Bevölke­rung durch eine umfassende Siedlung. Das Siedlungsprogrammist gigan tisch. Eine Million Bauernstellen sollen neu geschaffen werden überwiegend für städtische Erwerbslose. Notwendig sind 32 Mil­lionen Morgen. Etwa 20 Millionen hat der Großgrundbesig- gegen Entschädigung und zwar von 5 Proz. bei einem abzutreten.

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in Rente Preis von 400 M. pro Morgen

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8 Millionen Morgen Moor, Ded- und Unland werden durch den allgemeinen Volks= dienst, der an Stelle des Freiwilligen Arbeits dienstes zu treten hat, fultiviert, 4 Millionen Mor gen werden durch Abholzung von Wald ge= wonnen. Der Staat organisiert die ganze Sache und liefert das Bauholz( es werden in der Haupt­fache Holzbauten errichtet).

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So wird die Siedlung ohne große Bar­mittel durchgeführt. Es werden höchstens zwei Milliarden Mark für Betriebsmittel benötigt, die sich aber nach Mahraun durch eigenes Kapital der Siedler oder Verwandten­hilfe ermöglichen lassen.( Wenige Seiten vorher heißt es freilich, daß man grundsätzlich nicht mit verfügbarem Kapital bei den in Frage kommen= den Landnehmern rechnen könne.)

Drei Millionen Menschen werden danach in den neuen Bauernstellen in der Landwirtschaft zusätzlich beschäftigt. Eine halbe Million Men­schen finden in Handwerk, Gewerbe, Verwaltung und Wirtschaft neue Arbeit infolge dieser Sied­lung. Der allgemeine Volksdienst erfaßt 800 000 Jugendliche. Damit sind 4,3 millionen Menschen der Arbeitslosigkeit entriffen. Aber weiter: Die hiermit verbundene Senkung der Lasten führt der Wirtschaft das nötige Kapital zu. Die Durchführung des riesenhaften Kolonisations= wertes tur belt die gesamte Wirtschaft

von unten her an." Denn die Anlage von rund 20 000 neuen Dörfern gibt Hunderttausenden von Arbeitskräften in Gewerbe, Industrie, Han­del, Verkehr und Verwaltung neue Arbeitsmög­lichkeiten. Der Rest der Arbeitslosen wird bis auf die nötige Arbeitsreserve von der Wirtschaft aufgefogen.

Ueber die Finanzierung

erfahren wir folgendes: Da heute der Unterhalt der 6 Millionen Erwerbslosen etwa 4 Milliarden Mark kostet, was der Verzinsung eines Kapitals von 80 Milliarden Mark entspricht, werden bei Wiederbeschäftigung von drei Millionen Erwerbs= losen zwei Milliarden gespart, es könnte also ein Kapital von 40 Milliarden Mark investiert wer­den. Investiert werden aber tatsächlich nur als Kapitalwert der Rente an den Großgrund­befiz 8 Milliarden Mark, die dem Staat bei 8 Proz. jährlich 640 Millionen kosten Der Staat spart also von den heute erwachsenden Kosten für drei Millionen Arbeitslose rund 1,4 Milliarden Mart. Soweit dieser große Plan".

Hier sei jetzt nur die kernfrage erörtert: kann die Landwirtschaft drei Millionen

Arbeitskräfte aufnehmen?

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Die deutsche Landwirtschaft deckt bekanntlich den Bedarf an Nahrungsmitteln nicht ganz. Auch im Jahre 1932 murde vielleicht noch ein Siebentel bis ein Achtel eingeführt. Außerdem könnte der Konjum, besonders an wertvolleren Nahrungsmitteln, noch gesteigert werden, wenn die breite Masse der heutigen Er­ werbslosen und der heutigen Kurzarbeiter mehr

für Lebensmittel ausgeben könnte. Die deutsche Landwirtschaft fönnte also gewiß ihre Produktion und ihren Absatz noch ausdehnen.

Wieviel neue Arbeitskräfte aber dadurch erforderlich werden, ist außerordentlich schwer zu schätzen; denn

in der Landwirtschaft steigt der Bedarf an menschlichen Arbeitskräften feineswegs im fel­ben Verhältnis wie die landwirtschaftliche Er­zeugung.

Vielmehr lassen sich, und zwar gerade in der jogenannten Beredelungsproduktion, steigende

Erträge durch rationelle Fütterung und Behand­lung der Tiere, durch bessere Methoden der Kon­servierung und Bearbeitung der Milch und ihrer Produkte u. ogl. ohne Vermehrung der menschlichen Arbeitsleistung gewinnen. Ist doch 3. B. von 1928 bis 1932 die landwirtschaftliche Erzeugung im ganzen stark gestiegen vielleicht um ein Siebentel ohne daß die Ge­samtzahl der Arbeitskräfte vermehrt worden wäre. Im Gegenteil: die deutsche Landwirtschaft dürfte 1932 weniger Arbeitskräfte be= schäftigt haben, als 1928.

wenn

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Geht man daher von den heutigen Produk­tionsverhältnissen aus, so läßt sich sagen: Selbst was außerordentlich viel erscheint der Absatz der Landwirtschaft in Deutschland um etwa ein Fünftel gehoben werden könnte und ge= hoben würde, können deshalb die Arbeitskräfte noch nicht um ein Fünftel vermehrt werden. Dabei wäre ein Fünftel von 9,6 Millionen( Stand der Beschäftigten von 1925) noch nicht 2 Mil­lionen, also noch nicht einmal zwei Drittel der

Vergebliche Mohrenwäsche

Die Jahrestagung der Banken und Bankiers

Am Sonnabend hielt der Zentralverband des Deutschen Bant- und Banfiergewerbes seine dies­jährige Generalversammlung ab. Der Jahres­bericht des Verbandes ferdert nachdrücklich, daß endlich mit den gesetzlichen Eingriffen in die vertraglichen Gläubigerrechte durch Zinssenkung und Teilmoratorien Schluß gemacht wird. Be­sonders scharfe Kritik wird in diesem Zusammen­hang an der Notverordnung über die Osthilfe geübt. Hier heißt es, daß der Schutz des Siche­rungsverfahrens weit mehr als berechtigt in An­spruch genommen worden sei. Fälle schwersten und teilweise empörenden Mißbrauchs durch des Schußes nicht bedürftige oder nicht würdige Schuldner ständen keineswegs vereinzelt da. Auch die Praris der staatlichen Organe, die mit der Durchführung des Sicherungsverfahrens betraut sind, ließ vielfach die gebotene Rücksicht­nahme auf berechtigte Interessen der Gläubiger vermissen.

Zu der schwierigen Finanzlage der Kom= munen heißt es, daß so verhängnisvolle Ereig nisse, wie die Zahlungsunfähigkeit verschiedener Großstädte, in der Hauptsache durch die Ab= wälzung der Arbeitslosenlasten auf die Kommunen zurückgeführt werden muß. Der Wiederaufbau des deutschen Kommunalkredites wird als eine der wichtigsten Voraussetzungen des gesamten deutschen Wiederaufbaues bezeichnet. Auf der Generalversammlung hielt der Präsi=

dent des Verbandes Dr. Solmssen von der Deutschen Bank und Discontogesellschaft ein Refe­rat über die Politik der Banken in der Krise. Wenn Herrn Solmisens Licht auch nicht meit leuchtet, jo sollte er doch als Bräsident eines großen Wirtschaftsverbandes fich davor hüten, nach den Erfahrungen der letzten Jahre von neuem die plattesten Unternehmerphrasen der Nachkriegs­zeit aufzutischen und zu erklären:

,, Wenn jetzt von der Sozialisierung der Ber­lufte gesprochen wird, so ist nicht zu vergessen, daß ihr die Sozialisierung der Gewinne voran­gegangen ist."

Die Herren Thyssen und von Siemens könnten ob dieses Ausspruches vor Neid erblassen! Für Herrn Solmssen gibt es also für die massen­haften Zusammenbrüche nur einen Schuldigen, den bösen Staat, der die Gewinne sozialisiert" hat. Herr Solmssen weiß nichts mehr von dem Zusammenbruch der Favag, wo die im Auf­sichtsrat vertretenen Großbankiers bis zum letzten Tag vor der Pleite nichts davon gewußt haben, daß dieser Konzern 40 Millionen Aus­landsschulden(!) gehabt hat. Er hat auch vergessen, daß die Großbanken ihre Schande mit einer Sonderabfindung an die Aktionäre, deren gejamtes Kapital verloren gegangen war, zu ver­decken suchten. Von der Nordwolle hat er nie etwas gehört, in welche die Großbanken

SONNTAG, 18. DEZ. 1932

Arbeitskräfte, die der große Plan" der Land­wirtschaft neu zuführen will. Eine vorsichtige Schäzung fann vielmehr nur zu dem Ergebnis fommen,

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daß allerhöchstens 350 000 bis 450 000 Kräfte noch in der Landwirtschaft unter den oben Arbeit finden angegebenen Voraussetzungen fönnten. Das entspricht aber nicht mehr als etwa 120 000 Siedlungsstellen. Vielleicht ist aber auch diese Zahl noch zu hoch.

Diese Ueberlegung zeigt also, daß die Unter­bringung von 3 Millionen neuen Arbeitskräften in der Landwirtschaft unter den heutigen Ber­hältnissen ganz unmöglich ist: für diese Millionen wäre einfach feine Arbeit da. Wollte man sie trotzdem in die Landwirtschaft hineinbringen, so wäre die Folge eine starke Verringerung des Realeinkommens der heute in der Landwirtschaft Tätigen. Denn an Stelle von 9,6 Millionen müßten sich 12,6 Mil­lionen von Erwerbslosen in den Erlös der land­wirtschaftlichen Erzeugung teilen, ohne daß die gesamte landwirtschaftliche Erzeugung mangels Absages entsprechend steigen fönnte. Wenn das aber eintritt, kann wieder die belebek- e Rid wirkung auf die Industrie, welche der große Plan" erwartet, nicht Platz greifen.

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Man muß also zu dem Schluß kommen, daß durch eine noch so umfassende ländliche Sied­lung allein die Wirtschaftsfrise niemals überwunden werden kann. Im Rahmen eines Gesamtprogramms wie es die Anträge der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zur leberwindung der Wirtschaftskrise darstellen verdient die Siedlung durchaus ihren Platz. Wer aber die ländliche Siedlung als das mesentliche oder gar alleinige Mittel zur Ueber­mindung der Wirtschaftskrise darstellt, erwedt Hoffnungen, die nicht erfüllt werden können, und leistet damit dem Siedlungsgedanfen einen schlechten Dienst.

200 Millionen hineingesteckt hatten und vierzehn Tage vor dem Zusammenbruch noch nicht mußten, daß sie verloren waren. Sollen wir weiter an die leichtfertige Kreditpolitik der Banken bei dem Karstadt - und Linoleumkonzern oder bei den legten Großzusammenbrüchen in der Textil­industrie erinnern?

Wenn die Führer der Großbanken an diese selbstverschuldeten Millionenverluste nicht gern zurückdenken, so ist das aus begreiflichen Gründen leicht verständlich. Sie sollen die Deffentlichkeit aber nicht für so dumm halten, um ihr suggerieren zu können, diese fürchterliche Wirtschaftskatastrophe der letzten zwei Jahre sei durch staatliche Sozialisierungstendenzen und nicht etwa durch das tapitalistische System selbst eingeleitet

worden.

Optimismus?

Jahresbericht der Berliner Industrie­und Handelskammer

Der Jahresbericht der Industrie- und Handels­tammer zu Berlin darf als der des wichtigsten Rammerbezirks besonderes Interesse beanspruchen. Es ist nur bedauerlich, daß der Ehrgeiz die Be­richterstatter seit Jahren plagt, in Konkurrenz mit dem Konjunkturforschungsinstitut oder mit den Großbanken( an sich wertvolle) Gesamtübersichten zu geben, so daß die Berliner Wirtschaft selbst allzu dürftig wegkommt.

Der Jahresbericht bekennt sich zu einem gea

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