Einzelbild herunterladen
 

«och 14 Tage nachzuarbeiten habe. Der Geselle ließ es aber darauf ankommen, da er doch zu recht bei dem zweiten Meister in Arbeit getreten sei, wozu er ja vom Gewerbegericht zuerst an- gehalten worden fei. Darauf erhielt er in diesen Tagen folgen» des Urtheil zugestellt: In Sachen des Klempnermeisters Hinderthür gegen Sie sind Sie rechtskräftig verurtheilt, vom 6. d. Mts. ab bei dem Kläger H. zwei Wochen lang zu arbeiten. Da Sie die Arbeit nicht aufgenommen, ergeht auf Antrag des Klägers an Sie die Aufforderung, die Ihnen auferlegte Verpflichtung sofort zu erfüllen, widrigenfalls Sie durch Geldstrafe bis zum Gesammt- betrage von 1500 M. oder durch Haft angehalten werden."(Folgt Unterschrift des Bürgermeisters Delins.) Was soll der Geselle nun thun? Bei dem einen Meister soll er nach Auskunft des Herrn Delius arbeiten und bei dem anderen aber auch nach Ansicht desselben Herrn Delius? Uebrigens soll das Urtheil angefochten werden, da es gefüllt sein soll ohne Zuziehung der Beisitzer. Es wird uns ferner mitgetheilt, daß feit niehr als einem Jahre zwei Beisitzer für den Handwerker- detrieb überhaupt nicht mehr zu den Sitzungen hinzugezogen worden seien. Ei» Antrag sämmtlicher Beisitzer, eine Sitzung einzuberufen zur Berathung verschiedener gewerbegerichtlicher An- gelegcnheiten sei vom Bürgermeister abgelehnt worden. Es ist Sache der gewählten Beisitzer, ans Abstellung ihrer Beschwerden selbst zu dringen. Gerichks Priigelpädagogik. Ein häßlicher Auftritt, der sich am Vormittage des 13. Mai aus dem Schulhofe der Gemeindeschule in der Reinickendorferstraße abspielte, lag der Anklage wegen Lehrer-Beleidigung zu gründe, welche gestern vor dem Schöffen- gericht gegen die Arbeiter-Ehefrau Wilhelmine L ü d i ck e vcr» handelt wurde. Die Kinder wurden während der Pause umher- geführt, als die Angeklagte auf dem Hofe erschien und die dort anwesenden Lehrer mit einer Fluth von Schmähungen überhäufte. Sie mußte mit Gewalt entfernt werden. Im Termine gab die Angeklagte als Grund ihres Ver- Haltens an, daß ihr Sohn von einem der Lehrer in übermäßiger Weise gezüchtigt worden sei, dicke Striemen hätten auf dem Gesäß des Knaben gelegen. Derselbe habe ihr gesagt, daß er die Strafe wegen eines fehlenden Lesebuches erhalten habe und da sie hierfür die Züchtigung für zu streng gehalten habe, fei sie in begreifliche Erregung gerathen. Der betreffende Lehrer bekundete, daß der Knabe wegen Unaufmerksamkeit(!) einigekeineswegs übertrieben heftige Schläge" erhalten habe. Der Staatsanwalt beantragte einen Monat Gefängniß, da durch dergleichen Auftritte in Gegenwart der Kinder das Ansehen der Lehrer untergraben werde» müsse. Der Gerichtshof erkannte mit Rücksicht aus die Erregung der Angeklagten auf«ine Woche Haft. Ein Eisenbahn- Idyll. Der Eisenbahnschaffer Peter Wagner II. wurde am 24. April 1896 vom Landgericht Saargemünd wegen Körperverletzung im Amte zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Angeklagte begleitete in dieser dienstlichen Eigenschaft einen Zug, mit dem auch der Zeuge Becker ftlhr. Als die abgelaufenen Fahrkarten den Reisenden abgefordert wurden, konnte Becker die seinige nicht gleich finden und suchte nun, wie das in solchen Fällen vorzukommen pflegt. alle Taschen durch. Das dauerte dem Angeklagten aber zu lange und mit hinreichender Deutlichkeit, die jedes Mißverstehen seiner Ansicht ausschloß, schnauzte er den Reisende» an:nun seht mal den Schweinehund an, wie der so lange macht!" Der Zeuge Becker war nun der Ansicht, dies hatte ihm der Angeklagte auch in etwas höflicherer Weise sagen können und verlieh diesem Gefühle auch Ausdruck, indem er zugleich die Drohung daran knüpfte, den Schaffner wegen dieser Grobheit bei dem Stationsvorsteher zu melden. Damit hatte er aber nur Oel ins Feuer gegossen, denn die Drohung mit einer Dienstbeschwerde erregte den Zorn des Schaffners, der Europens übertünchte Höflichkeit nicht zu kennen schien, erst recht: mit den Worten: Was wollen Sie? Mich auf der nächsten Station melde»? Daraus wird nichts! schlug er dem nichts Böses ahnenden Reisenden wiederholt mit einer Lochzange auf den Kopf und zwar mit solcher Wucht, daß der Mißhandelte blutüberströmt zusanimenbrach. Außerdem warf er bei der Rauferei den Hut des Zeugen zum Fenster hinaus. Die Revision, welche der Angeklagte gegen dies Urtheil eingelegt hatte, ist vor- gestern vom Reichsgericht in Leipzig verworfen worden. GroßeS Glück hat der frühere Polizei-Hauptmann Richard Palmberger in Nürnberg vor der Berufungsinstanz gehabt, vor welche er die bekannte Beleidigungssache gegen den Kellner Stich vorgestern gebracht hatte. Es handelte sich, wie noch aus dem Bericht über die Schöffengerichtssitzung erinnerlich fein wird, darum, daß Stich in bezug auf P. wider besseres Wissen behauptet haben sollte, derselbe habe öfters 1 bis 3 Glas Bier weniger bezahlt, als er getrunken hatte, ihm sei hierdurch den Vorwurf des Betruges, begangen durch Zechprellerei, ge- macht worden. DaS Schöffengericht, unter Borsitz des Amts- richters Diesel, sprach bekanntlich Stich frei unter Uebcrbürdung aller Kosten auf Palmberger. Im Urtheil war angenonimen, daß der Beweis der Wahrheit vollständig erbracht und Stich ein durchaus glaubwürdiger Mann fei; die Aussagen der zahlreichen Entlastungszeugen seien ohne Belang, da diese von den behaupteten Thatsachen nichts wüßten, sondern blos Ansichten bekundeten. Nach einer ausgedehnten Verhandlung kam das Landgericht zu dem Urtheil, daß Stich mit drei Wochen Gefängniß und der Tragung aller Kosten zu bestrafen sei; Palniberger erhielt die Erlanbniß zur Publikation de? Urtheils. Das Gericht nahm an, daß in einzelnen Fällen P. zu wenig bezahlt hatte; aber eine größere Anzahl Fälle sei nicht erwiesen. von einer Absicht des P., zu betrügen, könne aber nicht die Rede sein; wenn man auch von einem Meineid der Kellner nicht reden könne, so zeugten doch ihre Aussagen von Uebertreibungen. Beim Strafausmaß kam die Stellung des P. als Beamter in betracht. Das Urtheil des Volkes, so meint dieFränk. Tagespost ", der wir den Bericht entnehmen, dürfte wohl etwa? anders lauten als das der rechtsgelehrten Richter. VerfermmlunArn. Der sozialdemokratische Wahlberein für den vierten Berliner Reichstags-Wahlkreis hörte in seiner am 8. September staltgehabten gutbesuchten Mitglieder- Versammlung einen Vortrag des Genosse» Auer über den bevor- stehenden Parteitag. Nach einer geschichtlichen Betrachtung über die Parteiverhältniffe zur Zeit des Gothaer Einigungskongrcsses und heute unterzieht Redner die einzelnen Punkte der Tages- ordnung des diesmaligen Parteitages einer eingehenden Kritik in bezug aus den Standpunkt, welcher bei Berathung ver- schiedcner derselben eingenommen werden müsse und auch darauf- hin. ob, wie von verschiedenen Seiten behauptet worden sei, einzelne Punkte einer Erörterung auf dem Parteitage nicht be- dürfen. Bezüglich der Delegation hält Redner es im Juter- esse der Berliner Parteigenossen für rathsam, wenn von dem bisher allgemein gebräuchlichen Verfahren Abstand genommen würde, stets nur neue Kräfte zu den Parteitagen zu entsenden. Daß die Interessen der Berliner Parteigenossen schon oftmals nicht diejenige Berücksichtigung auf den Parteitagen gefunden haben, die sie nach dem Stande und Umfang ihrer Bewegung füglich bcanspruchen können, sei lediglich auf die stets wechselnde Delegation zurückzuführen. Die Genossen sind eben mit den früheren Beschlüssen und Verhandlungen nicht genügend vertraut und lassen sich infolge dessen in Kleinlichkeiten ein. während die großen Gesichtspunkte unberücksichtigt bleiben. Wenn nun selbst- verständlich auch nicht stets dieselben Genossen gewählt werden sollen, so sei«S doch für die Geschäftsführung des Partei- tage? zum Vortheil, wenn auch ältere Genossen an- wefend sind, die mit den Verhältnissen vertraut sind. Wenn die Gegner glauben, daß es auf dem dies- jährigen Parteitage zu hitzigen Debatten oder garSpaltungen" kommen sollte, so werden wir den Beweis liefern, daß wir alle Fragen zwar gründlich, jedenfalls wie stets, auch nach den Grundsätzen sozialdemokratischer Gerechtig- keit und Billigkeit behandeln werden. An der Diskussion betheiligten sich Rung und Wengels. Letzterer wünscht, daß der Vorwärts" unterhaltender geschrieben wird. Die langen Artikel aus dem Ausland interessirten die Berliner Leser wenig. (Heiterkeit.) Nachdem der Referent einiges richtig gestellt und Wengels den Rath gegeben hatte, sich mit seinen Wünschen direkt an die Redaktion zu wenden, schloß der Vorsitzende die Versammlung mit der Aufforderung, dem Verein stets neue Mit- glieder zuzuführen. In einer Versammlung des sozialdemokratischen Vereins Vorwärts", die am 8. September im Viktoriasalon, Perle- bergerstraße, tagte, hielt Genosse P. Jahn einen Vortrag über: Sozialgesetzgebung und die Bestrebungen des Handwerks", in welchem der Redner in cmgehender Werse die Entwickelung der Großindustrie in allen Kulturstaaten schilderte und auf das vergebliche Bemühen, das' dem Untergang geweihte Handwerk durch Gesetze und sonstige Mittel neu zu beleben, hin- wies. Den beifällig aufgenommenen Ausführungen folgte eine kurze Diskussion, in der gleich dem Referenten hervorgehoben wurde, daß das geplante Gesetz, dessen Annahme nach der Stellung der bürgerlichen Parteien zu urtheilen, gesichert erscheint, womit man angeblich die Hebung des Handwerks beabsichligt, in der That aber die Organisationen der Arbeiter treffen will, auch wie alle derartigen Mittel nur dazu angelhan sind, bei richtiger Beachtung Vortheile für die Sozialdemokratie zu schaffen. Nach- dem der Vorsitzende zum Abonnement auf die Parteipresse und zur regen Betheiligung an den Gewerbegerichtswahlen aufgefordert hatte, erfolgte der Schluß der Versammlung mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie. Ter Arbeitervertreter-Veret« ernannte in der Ver- sammlung am Dienstag eine aus Interessenten verschiedener Krankenkassen bestehende provisorische Kommission, welche den Auftrag hat, demnächst eine Versammlung der Krankenkassen-Vor- stände einzuberufen, wobei alle in Berlin domizilirenden OrtS-, Betriebs-, Jnnungs- und freien Hilsskassen berücksichtigt werden sollen. Es handelt sich darum, diese für die Beschickung der V olksheilst ätte für Lungenkranke am Grabow-See zu interessiren, damit diese Anstalt, von deren Heilerfolgen die große Mehrheit des Arbeiter- vertreter-Vereins überzeugt ist, den Berliner Arbeitern dienstbar gemacht werde. Sodann wählte die Versanimlung eine Kommission, bestehend aus den Mitgliedern Simanowski, Stein- seid, Mude, Warnst, Reimann, Bader, Schulze. Dieselbe soll zu der bevorstehenden Abänderung deS Alters- und Jnvaliditätsgesetzes geeignete Vorschläge machen und diese in Form einer Petition dem Bundesralh unterbreiten, da die in dem kürzlich im Reichs- Anzeiger" publizirten Entwurf vorgeschlagenen Ab- ändernngen den Wünschen der Arbeiter nicht entsprechen. Im Laufe der Debatte über diesen Punkt machte Hertel dem Vorwärts" einen Vorwurf darüber, daß er den Wortlaut des Entwurfs nicht veröffentlicht habe. Wenn ein Gesetzentwurf, der die Arbeiterschaft in hohem Grade interessire, nicht imVorwärts" abgedruckt werde, dann möge das Blatt zum Teufel gehen. Andere Redner wiesen diese» Vorwurf als unbegründet zurück. Dr. Friedeberg hielt es gleich- falls für nothwendig, daß derVorwärts" diese» Entwurf ebenso wie die Jnnnngsvorlage abgedruckt hätte. Jedoch sei hier nicht der Ort, dagegen Beschwerde zu führen, man möge sich vielmehr an die Preßkommission wenden. Max Pfund bemerkte dem- gegenüber, daß gar kein Grund zu Klagen über denVorwärts" vorliege, da derselbe bisher alle Gesetzentwürfe, welche die Arbeiter interessiren, in ausführlichster Weise besprochen habe. Nach Erledigung der Tagesordnung wurde das Lokal von Bnske in der Greuadierstraße als künstiges Versammlungslokal des Bereins bestimmt. Im Berliner Lehrerverein hielt am vergangenen Freitag ein französischer Seminarlehrer, A. Moulet, einen Vortrag über denMoralunterricht in den französischen Volksschulen". Bekanntlich hat Frankreich nach dem letzten großen Kriege außerordentliche Anstrengungen gemacht, um sein Schulwesen innerlich und äußerlich zu heben. So kam man denn vor einigen Jahren zu dem sehr vernünftigen Be- schluß, den Religionsunterricht aus der Schule zu ent- fernen und ihn durch einen sogenannten Moralunterricht zu ersetzen. Seitdem hat es nicht an den mannigfachsten An- feindungen dieses neuen Unterrichtsfaches gefehlt und es war daher eine verdienstliche Aufgabe des französischen Seminar- lehrers, den Berliner Lehrern hierüber die Köpfe ein wenig auf- zuklären. Der Vortragende, der ein vorzügliches Deutsch sprach, legte das Wesen, den Zweck und die uuterrichtliche Behandlung des Moralunterrichts dar. Man greife den Unterricht an, weil nmn ihn nicht verstehe. Er soll durchaus nicht etwa andere Unterrichtsfächer beschränken, sondern sie ergänzen und verbinden. Nicht nur die Intelligenz, auch das Herz solle in erster Linie gebildet werden. Ein Haupterforderniß für die Wirkung des Moralunterrichts auf die Kinder sei, daß der Lehrer mit gutem Beispiele vorangehe, weshalb denn der Lehrer auch einen tadellosen Charakter haben müsse. Falsch sei es, in dem Moralunterricht einen Feind irgend einer Religion oder Konfession zu erblicken. Es werde das gelehrt, was allen Religionen gemeinsam sei, die allgemein giltigen Sittengesetze. Schiller's Wort: daß er aus Religion sich zu keiner Religion be- kenne, könne gleichsam als Motto für den Moralunterricht dienen. So sei es ein wirksames Mittel, die Toleranz gegen Anders- denkende in de» Kindern heranzubilden. Der Vortragende schilderte dann eingehend, wie der Moralunterricht erlheilt wird. In den unleren Klassen könne von einem methodischen Unter- richt kaum die Rede sein. Hier sei es hauptsächlich die Persönlichkeit des Lehrers, die versittlichend auf das Kind einwirken müsse. Auf der Mittel- und Oberstufe werde dagegen planmäßig unterrichtet und viele Lehrbücher seien zu diesem Zivecke bereits geschrieben. Einige derselben unterzieht der Redner einer genaueren Besprechung, indem er daran den Gang des Unterrichts veranschaulicht. In fünf Theilen werden die Kinder vertraut gemacht mit den Pflichten zu den Eltern, zu ihren Lehrern, zn ihren Mitmenschen, zum Vaterland und zu Gott . Anschauliche Besprechung, Lektüre einschlägiger Werke guter Schriftsteller und Vorführung geeigneter Beispiele seien die unterrichtlichen Hilfsmittel. Zum Schluß geht der Vortragende auf zwei der vorerwähnten Pflichten des näheren ein, auf die Pflichten zu Gott und zum Vaterland. Das Dasein eines vollkommenen Gottes wird danach nicht bestritten. Wir halten dies für die schwächste Seite des Moralunterrichts, denn wenn er die religiöse Anfchaunug aller Menschen respektiren will, so muß er auch diejenige der Atheisten achten, so muß er jede religiöse Be- sprechung konsequent ausschließen. Uns wollte es jedoch scheinen, als wollte in diesem Punkte der Redner seinen religiös gesinnten Zuhörern gegenüber dem Moralunterricht seingottloses" Air nehmen. Interessant und treffend waren die Ausführungen Moulet's über die Pflichte» zum Vaterlande. Er zeigte, wie durch den Moralunterricht zwar ein gesunder und berechtigter Patriotismus, aber durchaus kein Chauvinismus herangebildet werde. Die scharfen Bemerkungen des Redners über den Chauvinismus erweckten in der Versammlung, wie wir gern konstatiren, allgemeines Bravo. Hoffentlich haben sich nicht zu viel Lehrer dadurck in Widerspruch mit ihren Ansprachen am 2. September gesetzt. Im großen und ganzen war der Vortrag ein Beweis von dem kräftigen Vorwärtsschreiten des französische» Schulwesens im Gegensatz zu dein ebenso kräftigen Rückwärts- schreiten des deutschen, besonders des preußischen VolkSschulwesenS. Im Anschluß an diesen Vortrag berichtete der umsichtige und verdiente Vorsitzende desDeutschen Echnlmusenms", Lehrer A. Rebhuhn, über die ersten 20 Jahre des Bestehens dieses überaus nützlichen Instituts. Die Baudeputirten der Pnyer hielten am Mittwoch Abend Grenadierstr. 33 bei Buske eine Versammlung ab. Die- selbe beschäftigte sich eingehend mit der gegenwärtigen Lohn- bewegung. Sämmtliche anwesende Kollegen waren sich darüber einig, einen neuen Vorstoß zur vollständigen Durchführung des herausgegebenen Tarifs vorzubereiten. Die Kommission wurde beauftragt, eine Uebersicht der vorhandenen Arbeitsstätten, die Zahl der arbeitenden Putzer, sowie die jetzt bezahlten Preise fest- zustellen, um zu einer geeigneten Zeit mit bestimmten Forderungen an die Arbeitgeber heranzutreten. Nachdem die streikenden Kollegen bei dem Putzmeister Scharf die Gründe der Arbeits- niederlegung klargelegt hatten, beschlossen die Baudeputirten gegen 3 Stimmen, denselben die Arbeitskarte zu gewähren. Auf die Anregung, alle 14 Tage eine Versammlung der Baudeputirten stattfinden zu lassen, beschloß die Versammlung, alle Mittwoch zu tagen. Die Arbeitskarte des Putzers Julius Kowald wurde von der Versammlung auf Antrag der Kominiffion für ungiltig erklärt. Ter Fachvcrein der Holz- und Brettertrager Berlins und Umgegend nahm in der Versanimlung vom 80. August die Wahl des GesammtvorstandeS vor. Gewählt wurden Bloch als erster, Weber als zweiter Vorsitzender, S ch o n w a l d als erster, Schade als zweiter Kassirer, Hinze als erster, G ö r n e r als zweiter Schriftführer und zu Revisoren Foth, Heckel und Müller. Den streikenden Werftarbeitern in F l e n s- bürg wurden 15 M. bewilligt. Ferner beschloß die Versamm- lung rm September ein Sommerfest abzuhalten. Versammlung der Gold- nnd Silberarbeiter, abgehalten am 31. August 1896, Annenstr. 16. Genosse Türk hielt einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über:Das Buch der Freiheit." In eine Diskussion wurde nicht eingetreten. Der Vorfitzende machte bekannt, daß die Agitationskommission von jetzt an wieder Werkstatt- Versammlungen abhält und regt zum guten Besuch derselben an, damit die Agitationskoinniifsion ein gutes Resultat erzielen könne, deshalb müsse jeder Kollege seine Pflicht thun. Er machte ferner darauf aufmerksam, daß die nächste Versammlung am 23. September stattfindet. Der Verein deutscher Schuhmacher, Filiale I Berlin , tagte am 31. August im Lokale des Herrn Feind, Weinstr. 11. Zum 1. Punkt stand ein Vortrag des Genossen Hansen; der Referent war am Erscheinen verhindert. Zu Vereinsangelegen- heiten beschäftigte sich die Versammlung mit dem Stepper Rosen- berg. Es wurde gegen ihn der Vorwurf erhoben, daß er sich mehrfach zu billigerem Lohne angeboten habe. So konnten die Kollegen aus der Klugsschen Fabrik feststellen, daß er daS Dutzend Schäfte 50 Pf. billiger anfertige. Die anderen Stepper wandten sich an den Fabrikausfchuß und forderten die Ent- lassnng des Herrn Rosenberg, was auch geschah. Sodann wurde noch bekanntgegeben, daß bei Eckstein u. Panitsch, Lichte»bergerstraße, ein Streik ausgebrochen sei und der Streik bei M a ch i l l. Brunnenstraße, fortdauere. Ferner wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß am 19. d. Mi da? Stiftungsfest des Vereins der Filiale Charlottenburg und am 27. d. M. nachmittags 2 Uhr ein Besuch der Urania (Billet 60 Pf.) stattfindet. Klempner. Am 2. September hielt der Fachverein der Klempner Berlins seine Monatsversammlung in C o h n' S Festsälen ab. Der erste Punkt der Tagesordnung:Hypnotischer Vortrag mit Experimenten", wurde vom Vortragenden Herrn Schüler in trefflicher Weise erledigt. Im PunktVerschiedenes" entspann sich eine lebhafte Debatte über die Führung und Leitung sowie die Abrechnung von der letzten Lohnbewegung der Klempner. Hierzu fand der vom Kollegen Selchow gestellte Antrag einstimmig Annahme:Die am 2. September versammelten Klempner des Fachvereins verlangen schleunigst von der Lohnkommission eine Abrechnung vom letzten Klempnerstreik." Tie Filialefdes Allgemeinen deutschen Tapeztrervereinö hielt am 2. September eine Generalversammlung ab. Genosse M a t h i e s ans Elbingerode hielt einen Vortrag über seine Erlebnisse in der Arbeiterbewegung. An der Diskussion betbei- ligten sich Fried meyer. Bechert und Aubert. Zum Punkt Ergänzungswahl der Ortsverwaltung wurde MoSkopf zum ersten und Sander zum zweiten Kassirer gewählt. Unter Vereinsangelegcnheiten entspann sich eine längere Debatte über Arbeitsverträge, an der sich Friedmeyer, P. Schmidt, Aubert, Wilde und M o s k o pf betheiligten. Sodann wurde beschloffen, am 3. Oktober bei Zubeil, Lindenstr. 106, einen Familienabend abzuhalten. Die Dekateure(Filiale HI) hielten am 2. September im Lokal des Herrn Pasch, Alte Jakobstraße 83, eine General- Ver- sammlung ab und wurde zuerst über die Regelung der Arbeits- losen-Unterstützung verhandelt. Der Vorsitzende verlas im Ver­lauf der Verhandlung ein Statut bestehend aus 6 Paragraphen. Nach längeren Auseinandersetzungen wurden sämmtliche aragraphen in der vorgelegten Form angenommen. ollege Z i e h m. welcher als Kassirer die Arbeitslosen- Untcrstützungskasse verwaltet, fordert die Kollegen in den Betrieben zur pünktlichen Zahlung der Unterstützungsgelder auf, auch hat sich die Unterstützung nach jetzigem System ganz gut bewährt. Zum Bericht des Vorstandes theilt derselbe mit, daß im verflossenen Jahre 14 Versammlungen abgehalten wurden, welche im ganzen gut besucht waren. Streitigkeiten kamen nur in zwei Betrieben vor, welche jedoch zu Arbeits- einstellungen nicht führten, und sehr schnell beigelegt wurden. Laut Bericht des Kassirers vom 2. Quartal betrugen die Ein- nahmen 94,95 M., die Ausgaben 99,55 M.. mithin ist ein Defizit im Betrage von 4,60 M. zu verzeichne», hierzu der Kassenbestand vom vorigen Quartal 143,93 M., bleibt ein Bestand von 144.33 M. Die Revisoren fanden den Bestand für rickitig, und wurde der Kassirer Baecker entlastet. UnterVerschiedenem" muntert der Vorsitzende und verschiedene andere Redner die Kollegen aus. für die Filiale zn agitiren nnd die noch Fernstehenden zur Filiale heran zu ziehen. Schließlich wurden die Kollegen auf» gefordert, sich an die Vertreibung der Etreikmarken rege zu be- thciligen. Konditoren. Am 3. d. M. hielt der Lokalverein der Konditoren bei Babiel eine Mitgliederversammlung ab. Zuerst erfolgte durch Kollegen Riesener eine Vorlesung überChristen- thum und Sozialismus". Dieselbe wurde sehr beifällig auf- genommen und von einer Diskusston abgesehen. Dann wurden einige interne Angelegenheiten erörtert und zum Schluß noch- mals um eine recht rege Agitation für die am 10. Sept. im Klubhause, Annenstraße 16, abends SVe Uhr, stattfindende öffent­liche Versammlung ersucht. Eine öffentliche Volksversammlnna tagte Donnerstag. den 3. Sept., Swinemünderstraße 35. Dir Versammlung, welche vorwiegend von Frauen gut besucht war, folgte mit Aufmerksam- keit den sehr belehrenden Ausführungen des Herr» Waldeck M a n a s s e überDen Kanips ums Dasein". Reicher Beifall wurde dem Redner zu theil. Nach einer kurzen Diskussion wurde die Versammlung geschlossen. Tie Handlungsgehilfen und-Gehilfinnen tagten am Freitag, den 4. September, in einer öffentlichen Ver- sammlung, um verschiedene Wahlen vorzunehmen. Da Wilde seine Pflicht als Vertrauensmann nicht erfüllt hatte, mußte zu einer Neuwahl desselben geschritten werden. Nach längerer Diskussion wurde der Kollege Hermann Lesser, Landsberger Allee 8, zum Vertrauensmann gewählt, tllls Mit« glied der Agitationskommission wurde Günzel gewählt. In die Preßkommission wurde Kollege Crohn delegirt und als