Bolz unter Klage 8oz:ialclemol:rat!sct»s kralrtion ruft das Staatsgericht an Stullgark, 23. Dezember. Die sozialdemokratische Fraktion des Württembergischen Landtags hat beim Staats- gerichtshof des Deutschen Reichs Klage auf Auf- Hebung des Artikels 4 der 5. Notoerordnung des württembergischen Staatsministeriums vom24. Sep- tember 1932 erhoben, durch die die nach den bis- herigen gesetzlichen Bestimmungen für den 31. März vorgesehene restlose Durchführung des 8. Volksschuljahres„bis auf weiteres" verschoben werden, d. h. in Wirklichkeit überhaupt nicht mehr erfolgen soll. Bei dieser Mahnahme stützte sich das wllrttembergische Staatsministerium auf die durch die Notverordnungen des Reichs- Präsidenten vom 24 August 1931 und 7. Oktober 1931 den Länderregierungen erteilte Ermächtigung, zum Zweck der Herstellung des finanziellen Aus- gleichs in den Haushalten des Staats und der Gemeinden vom geltenden Landesrecht abzuweichen. Die Klage der sozialdemokratischen Fraktion stützt sich in erster Linie darauf, daß Artikel 145 Satz 1 der Reichsverfassung, der das achte Schuljahr vor- schreibt, zwingendes Recht sei, das auf Grund des Artikels 48 weder vom Reichs- Präsidenten noch von einer Länderregierung außer Kraft gesetzt werden könne. Außerdem macht die Fraktion geltend, daß die Anordnung des württem- bergischen Staatsministeriums insofern auch eine Ueberschreitung der vom Reichspräsidenten erteilten Ermächtigung darstelle, als sie schematisch die Verpflichtung zur Durchführung des 8. Schul- jahrs für alle Gemeinden des Landes aufhebt, in denen es bisher noch nicht bestehe, also auch dort, wo seine Durchführung gar keine Mehraus- gaben verursache, den Ausgleich des Haushaltes also gar nicht gefährden könne. Mit Rücksicht auf die praktische Bedeutung der Entscheidung für das am 1. April 1933 beginnende neue Schuljahr haben die Antragsteller um eine beschleunigte Er- l« d i g u n g des Verfahrens ersucht.
Washington , 23. Dezember. Präsident H o o v e r hat seinen Telegramm- Wechsel mit dem zukünftigen Präfidenten R o o s e- velt nach Rücksprache mit dem Schatzsekretär Mills und dein Staatssekretär Stimson veröffent- licht. Der Präsident begleitet die Veröffentlichung mit der Bemerkung: „Gouverneur Roosevelt hält meinen Vorschlag, die außenpolitischen Probleme gemeinsam zu be- arbeiten, für unerwünscht. Ich respektiere seinen Wunsch. Meine Regierung wird daher ledig- lich etwa aufkommende Fragen bearbeiten, ohne die neue Regierung jedoch irgendwie zu binden." Präsident Hoover hatte vorgeschlagen, daß Oberst H o u s e oder Owen D. Joung zum Vorsitzenden einer Kommission ernannt werde, die sich aus beiden Parteien zusammen- setzen und mit jedem der Schuldnerstaaten einzeln verhandeln solle. Er hatte dabei auf die Verbundenheit von Schulden. Rüstungen und Wirlschastsfragcn hingewiesen und weiter in Vorschlag gebracht,
Hoover unternimmt nichts mehr daß dieselbe Delegation auch diese drei Probleme behandeln solle. Der zukünftige Präsident lehnt in seinem Ant- worttelegramm ab, irgendwelche Vorschläge zu machen, da er sich dadurch zumindest moralisch binden würde, ohne bis zum 4. März ver- fassungsmäßig irgendwelche Funktionen ausüben zu können. Roosevelt betrachtet im Gegensatz zu hoover die von dem Präsidenten ongesührlen drei Probleme als vollkommen getrennte Gebiete. Er stimmt zwar dem in Genf unterbreiteten Plan Hoovers über die Abrüstung zu. glaubt aber nicht, daß schnelle Ergebnisse zu erwarten seien, obwohl eine Begrenzung der Rüstungen und die Abschaffung gewisser Angrisfswaffen heilsam auf die Schuldenfrage und die Weltwirtschaft ein- wirken dürsten. In der Schuldenfrage hält er es für angebracht, daß Hoover mehr tun müsse, als nur die Unter- lagen beizubringen, die die später von Roosevelt beabsichtigte Politik zu erleichtern geeignet seien. Auch der W e l t w i r t s ch a s t s ko n f e r e n z er-
kennt er keine so enge Verbundenheit mit der Schuldensrage zu, daß eine Bearbeitung beider Fragen durch dieselbe Kommission angezeigt er- scheine. Infolge der Stellungnahme Roosevelts ist die Annahme, daß die Schuldensrage noch unter der Regierung hoovers behandelt werden würde, endgültig als erledigt zu betrachten. Amerika dankt Herriot Paris, 23. Dezember. Botschafter Ed g e hat dem früheren Minister- Präsidenten Herriot im Namen der USA.-Regie- rung für die mutige Haltung gedankt, die er in der Schuldenfrage vor der Kammer eingenom- men hat. Der Botschafter wird demnächst eine Unterredung mit Paul B o n c o u r l)aben. Bon der amerikanischen Botschaft wird aber versichert, daß es sich dabei nickt um eine offizielle Aussprache über die Schuldenfrage handeln werde. Denn nach den letzten Washingtoner Weisungen bleibt die Berantwortung für alle derartigen Berhand- lungen der amerikanischen Regierung überladen.
Hochflut der Filme
Mordaffäre Äiehm Ehemann unschuldig Wie erinnerlich, hatte die in den Giftmordprozeh in Guben wegen Ermordung ihres Sohnes zum Tode verurteilte Ehefrau Z i e h m, nachdem sie während der ganzen Dauer des Prozesses ihre Schuld bestritten hatte, einige Tage später dem Gefängnisgeistlichen ein Geständnis gemacht und darin im wesentlichen ihren Ehemann belastet. Darauf wurde jetzt in Gegenwart des Oberstaats- anwalts und unter Zuziehung des Lehrers Ziehm die Ziehmsche Wohnung in Fürstenberg erneut durchsucht. Im Anschluß daran ist Ziehm in Guben vernommen worden, und gestern hat eine äußer st dramatische Gegenüber- st e l l u n g der Eheleute Ziehm stattgefunden. Au- der ganzen Ermittlungstätigkeit ergab sich, daß der Frau Ziehm. soweit sie ihren Mann bezichtigt hat, nichteinWortzuglauben sein wird. Der Verteidiger wird allerdings Wiederaufnahme des Verfahrens beantragen.
„Das �aus dazwischen" Sentimentale Chansons Der Uhrmacher Knorr, oder richtiger: Max Adalbert , das Ekel, die melancholische Gift- spritze, der heiserste aller Fisteltenöre, ist Besitzer eines kleinen baufälligen Hauses, das von einem Wolkenkratzer umzingelt wurde. Knorr weigert sich zu verkaufen, obgleich der Citypalast eine Mil- lion bietet; Adalbert knarrt, knarrt, tobt, explo- diert. Bis die baufällige Bude ihm über dem Kopf zusammenkracht. Auch dann noch. Um schließlich, von den Tränen Barbaras(vielmehr: Charlotte Anders), der kessesten seiner zahllosen Töchter, aufgeweicht, sich mit einem steifen braunen Hut zu beturmhauben(was am Zwerchfell reißt) und zum Notar zu donnern. Jetzt aber kann Citypalast nicht mehr zahlen. Ob welcher Zeit- groteske Knorr ein gackelndes Lachstaccato abdalbert. Die von Marcellus Schiffer (dem inzwischen Verstorbenen) und Felix I o a ch i ms o n nach uraltem Rezept gemischte Rührburleske gipfelt (was soll sie anderes tun) in einem Frontaufmarsch aller Mitspieler(darunter Jakob T i e d t k e, der einem Herzenstrottel glorreiche Hängebacken und ein seelenvolles Sitzfleisch spendet): im übrigen ist sie kaum mehr als eine Lokalnotiz. Mit einigem Krampf und nicht gerade kurzweilig zurecht- gebacken, wird sie im Komödienhaus(wo jetzt Viktor Barnowsky Direktor und Spielleiter ist) serviert; sie lebt, soweit sie lebt, von drei, vier Chansons, die den Volkston suchen und eine spirituelle Drehorgel finden: vielleicht versöhnt man mit der Zeit sich mit der Zeit. Die Musik, von Mischa S p o l i a n s k y, mit lockerer Hand kombiniert, läßt mancherlei Er- innerungen aufdudeln und bringt Sentimentales im Tanzschritt._ R. Br. Das neue Bühnenjahrbuch, das einzige authen- tische Nachschlagewerk auf dem Gebiete des Thea- ters, herausgegeben von der Genossenschaft Deut- scher Bühnenangehörigen, ist soeben erschienen. Außer dem reichhaltigen Kalender und Nach. schlageteil enthält das Jahrbuch einen Artikel ..T h e a t e r w i r t s ch a f t" von Beigeordnetem Zoepffel-Mannheim und Emil Lind-Berlin .
„E. P. 1 antwortet nicht" Ufa-Palast am Zoo Verherrlichung der Technik ist große Mode. Dieser Film dient ihr mit nationalem Beige- schmack. Etwa so: Deutsche Technik schafft Wunder- leistungen, neidisches Ausland trachtet sie zu ver- Nichten. Zu dem Zweck starten viel Flugzeuge und wird eine künstliche Insel im Ozean auf- geführt, deren in der Ostsee errichtetes Modell sicher viel Geld gekostet hat. Aber die Technik bleibt unbeseelt. Es gibt sehr schöne Aufnahmen vo» Flug.zeugen und Eisenkonstruktionen, aber die Konstruktion der Handlung ist total wind- schief, die Menschen bleiben leer« Schemen; was geschieht, ist fürchterlichste Kolportag«. Die Dia- log« sind von einer geradezu unwahrscheinlichen Unbeholfenheit, und es ist nicht die Schuld der Schauspieler, daß sie niemals wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Paul H a r t m a n n als Jnselkonftrukteur Droste ist ebenso brav wie färb- los. Sybille Schmitz als schöne, jugendliche Stahlwerksbesitzerin ebenso verschwonimen wie ihre doppelle Liebe. Der famose Peter L o r r e kann mit dem total verzeichneten Photoreporter auch nichts anfangen. Bleibt Hans A l b e r s als Wellflieger Elliffen, der zunächst(wie alle Flieger!) wunderbar sitzende Fräcke und seidene Schlafröcke in althergebrachten Salonszenen zur Schau trägt und sich erst nach und nach vermensch- licht. Seine kallschnäuzige Unwiderstehlichkeit mit dem Schelm im Augwinkel ist die alte geblieben. Wer selbst ihm glaubt man nicht, daß der Herr Wellfiieger wegen eines telegraphischen Flug- angebots die Geliebte seines Lebens Knall und Fall sitzen läßt. Der Knalleffekt dieser Rolle ist dann ein leibhaftiger Fallschirmabsprung aus dem Flugzeug(angeblich von Albers selber ausgeführt, aber ich leiste keinen Eid darauf). Wenn der blonde Riefe im Fllm den zwerghasten Presse- photographen dauernd mit Püffen und Hinaus- würfen mißhandelt, wiehert das Publikum vor Lachen und findet dies äußerst komisch. Ich nicht. E. K— r. „Das Gespensterschiff" P i e l s Weihnachtsulk. „.... und mitten im dichten Nebel tauchte plötzlich vor unserem Bugsprit eine Dreimastbark auf, ging mit vollen Segeln, dem Kurs und Wind entgegen, quer vorüber und verschwand. Das war ein Gespenfterschiff." So oder ähnlich erzählt an der Küste jeder seebefahrene Großvater seinen Enkelkindern. Auch Harry Piel hat sich nun eins zugelegt. Das geistert— nn„T i t a n i a- P a l a st"— bei Sturm und Nacht und Nebel. Täuschten die Nebelschwaden Wolken vor? Kreuzte dort wirk- lich ein Schiff? Man könnte sich vor Neugierde das Weihe in den Augen rot gucken, wenn Harry das Schiff allein arbeiten ließ. Wer er muß traditionsgemäß auch den eigenen Muskeln zu tun geben. Darum haut er sich unter eigener Regie als Seepolizist redlich durch alle Fährnisse, bis er hinter das Geheimnis des Gefpenfterschiffes kommt. Dessen Mannschaft sucht nach dem Gold eines gesunkenen D-arnpfers. Dazu ist natürlich ein bedeutender technischer Apparat notwendig und der großzügige Harry setzt sogar Taucher ein. Hoch oben auf dem Maftknopf wird Harry bei- nahe erstochen. Er sauft, imt dem Gegner vereint, minutenlang in die Tiefe. Neben ihm haut sich Eugen Rex tapfer durch sein erschwertes Film- das ein. e. b. Ein neuer Lergfilm Für den Film bedeutete die Hochgebirgsland- schaft bisher weseMlich eine Sportgelegenheit: die Wunder des Schneeschuhs konnten sich in der er- habenen Eis- und Schneeregion aufwm Nachdem diefes Gebiet ewas erschöpft ist, tritt der Berg
jetzt in Erscheinung als Gegenstand des Kampfes und der Arbeit, mit dem sich der Mensch mißt. „Der goldene Gletscher", den uns das Marmorhaus zu Weihnachten beschert, ist von dieser Art. Die Arbeit und der Kampf eines ganzen Dorfes im hochalpinen Lötjchental wird uns vor Augen geführt. Es ist ein echter Natur- und Volksfilm— aber mit einer spannenden Handlung. Fast alle Darsteller sind Bauern. Die Gier nach Gold hält ihren Einzug in das arme Tal. Eine Gesellschaft betreibt hoch oben am Berg Bergbau auf Gold und lockt die Eingeborenen von dem Straßenbau, der für ihr gletscherbedrohtes Tal so wichtig ist, fort. Ja, sie opfern sogar ihre letzten Ersparnisse, um an dem Goldgewiim teil- zuhaben. Der Ingenieur, der das Projekt ausge- arbeitet hat, kämpft einen heroischen Kampf, aber da die Kapitalisten nicht genllgender Gewinn lockt, wird mit einem Schlage die Arbeit eingestellt. Die armen Leute sich um ihr Letztes gebracht, der In-
genieur sprengt die Anlagen und sich selbst in die Luft. Jetzt wird man wieder die Straße bauen. Anton Kutter hat den Berg überall in die Handlung verslochten, das Leben und Treiben dieser Menschen wird höchst lebendig. Auch rein filmisch wird mancherlei geboten: eindrucksvoller ist wohl nie ein Sturm in den Bergen vor Augen geführt worden, und die Pracht der Gletscherwelt wird zum Schauplatz einer Kletterpartie, die mit der Rettung des Ingenieurs durch seinen Gegner, den Wildschützen Iosap, endigt. Sehr schön sind auch die Aufnahmen von einer Prozession, wobei die wackeren Männer in vorsintflutlichen Uni- formen aus napoleonischer Zeit paradieren. Wenn der Film gekürzt würde, käme er noch zu besserer Wirkung. Alles Lob für die Natürlichkeit der mit- spielenden Eingeborenen, die einzige schauspiele- rische Leistung von Bedeutung ist der Ingenieur Gustav D i e s s l s. Voran ging wieder„Das Kleine Kon- zert" mit Geigen- und Klavierdarbietungen und dem Gesang der Charlotte Börner. Die Frage der Programmzusammenstellung ist vorläufig noch nicht gelöst. r.
„Oliver Cromwells Sendung" Walter Gilhricht in der Volksbühne
Gilbrichts Historiendrama wird als Traumspiel maskiert. Der Schauspieler unserer Tage klebt Knebelbart und Perücke, um den Lordprotektor zu agieren. Da erscheint der wirkliche Cromwell als Gespenst. Der Geist will zeigen, wessen Geistes Kind er wirklich war. Nun erst beginnt das eigentliche Drama. Da die Aufmerksamkeit so nahe an die versteckte Psychologie des geschicht- lichen Mannes herangezogen wird, fallen die Rampenlichter eigentlich noch greller und schärfer auf den Helden. Daß heißt: man fragt immer wieder mit Eifer: War es so, mußte es so sein? Unter diesem Seelenmikroskop erscheint der Fall Cromwell, so wie Walter Gilbricht ihn betrachtet, etwas zu eintönig, zugleich aber auch ziemlich verworren. Der Puritanergeneral bringt den König um, damit nicht ein schwächlicher Stutzer das englische Paradies gefährdet, und der General jagt auch das Parlament zum Teufel. Und zum Schluß prophezeit er, daß bei seinem Leben nur Schlichtheit und Sozialpatriotismus regieren sollen. Durch solche Auslegung kommt in den Gilbrichtschen Cromwellcharakter, in die Frömmig- keit des Puritaners und in seine Diktatorenwut ein Zug, den die naiven Bolksbühnenbesucher nicht sehr empfehlenswert finden werden. Ein Königs- narr beseitigt, ein bigotter Diktatorennarr sein Nachfolger, armes England, ebenso armes Volk, dem solches begegnet. Etwa so dürfte die Rechnung des Zuschauers gehen. Und er sucht in der Weltgeschichte, wer Cromwell in unmaskierter Wahrheit war. Da findet sich denn ein viel lomplizierteres Individuum, aber auch eine außer- ordentlich interessante Theatersigur. Die zuver- lässigsten Historiker nannten Cromwell einen „gläubigen Bösewicht". Dieses schön schillernde Theatervariete läßt sich der treuherzige Dichter meistens entgehen. Eugen Klopfer spielt prachtvoll den treu- herzigen Gottes- und Volksfreund Cromwell. genau das dem Dichter behagende Ebenbild. Klöpfers Cromwell ist ein britischer Florian Geyer , der aus Briten und Iren und Schotten ein einziges Reich schmiedet, und die Monarchen- puppe, die das hindern will, wird aus Gründen der Vernunft abgeschafft. Dieser Gesinnung gilt denn auch der Beifall, gilt denn auch das Ge- lächter, wenn sich der verhaßte König in unheil- barer Narretei aufplustert. Der Regisseur Hilpert hat viele Gestalten lebendig zu niachen, eine wildbewegte Gerichtsszene mit auf- regendem Tempo vorzuführen und einen Dialog, der an sich nüchtern ist. zum tragischen Gewitter
zu verdichten. Daß er 35 Darsteller individuali- siert, ist eine starke Leistung. Man ist jetzt glücklicherweise schon daran gewöhnt, daß an der Volksbühne nicht die Stars, sondern schr brauchbare Darsteller erzogen werden. Statt aller, werden nur einige genannt: K a r ch o w, G e r a s ch, die Damen L o o v s k y und Gisela v o n C o l l a n d e. m. h.
„10 Minuten Glück" Theater am Nollendorfplatz Im Film, im Kabarett erlebt man Operette; und in der Operette Kabarett und Film: die Grenzen der sich gegenseitig überschätzenden Gattungen ver- fließen allmählich, und das Resultat ist meistens grenzenloser Unsinn. Womit keineswegs die holde Unwirklichkeit oder der süße Kiffch der sogenannten heiteren Muse an sich gemeint ist, vielmehr jene gewissenlose Mache, die, wie diese„19 Minuten Glück", weder ins Theater noch sonstwo hingehört. Hier hat ein Autoren-Äollektiv, mitleidig seien die fünf(!) Namen verschwiegen, seine kollektive Instinktlosigkeit unter Beweis gestellt. Und Will M e i s e l hat«ine Musik dazu gemacht, die an dürftiger Durchschnittlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt: nackte Schlager, versteht sich, nicht etwa eine Operettenpartitur. Mühselig schleppen sich die Szenen von einem Witz zum andern, von Episode zu Episode, bis alles in einem Finale von geradezu erhabener Verworrenheit gipfelt. Die das Ganze umrahmende Parodie vermag da nichts zu bessern: die Herren Drehbuch- und Textversasser sollten endlich ein- sehen, daß sie-nicht gerade sympathischer werden, wenn sie sich ewig über sich selbst lustig machen, so berechtigt dies übrigens fein mag... Die paar positiven Minuten des Abends waren Kabarett, hier also fehl am Ort: Morgans und Grünbaums Conference, Siegfried Arnos Ver- kleidungsscherze und Grotesktänze, ein nettes Couplet der Blondine E b i n g e r Was darüber war, war vom Uebel. w.