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Reichstag   nach Neujahr �fotlonsliorialistiscker Schleppzug
Weihnachten in Butter
Daß der Reichstag   erst nach Neujahr zu- sammentreten wird, ist der Sinn eines etwas sonderbaren Frage- und Antwortspiels, das Herr G ö r i n g augenblicklich veranstaltet. Die anti- parlamentarischen Kommunisten hatten eine Sitzung des Aeltestenrats auf oen dritten Weih- nachtsseiertag beantragt. Statt sie an diesem Termin oder an einem anderen einfach einzu- berufen, wozu er ja verpflichtet ist, veranstaltet Herr Göring   eineKleine Umfrage" bei den Fraktionen, ob ihnen der Donnerstag nicht be- quemer sei als der Dienstag, Gleichzeitig gibt er aber an die Telegraphenbüros die Nachricht aus. die Antworten würden wahrscheinlich für Diens- tag zu spät kommen, weil die meisten Mit- glieder des Aeltestenrats vermutlich hoffent­lich? v e r r e i st sind. Und so wird der Aelte- stenrat erst am Donnerstag tagen und eine Ein- berufung des Reichstags selbst vor Silvester nicht stattsinden. Das war zu erwarten, aber warum soviel Umwege, wenn man einfach verschleppen will? Eine Bemerkung des Staatssekretärs Planck hat den Anschein erweckt, als könne die Regierung Schleicher den Zusammentritt des Reichstags kaum erwarten, und es soll Leute geben, die das geglaubt haben. Ihnen versichert jetzt dasBerl. Tageblatt", die Regierung denke gar nicht daran, die politischen Entscheidungen von sich aus zu beschleunigen, si« würdeam liebsten eine Tagung des Reichstags im Januar überhaupt vermieden sehen". In diese Nachricht einen Zweifel zu setzen, scheint uns weniger am Platze zu sein: so etwas klingt ganz glaubwürdig. Nachdem die Nationalsozialisten in der letzten Aeltestenratssitzung aber förmlich die Zähne ge- fletscht haben, wenn nur des Kabinetts Schleicher Erwähnung geschah, ist vorläufig nicht anzu- nehmen, daß der Regierungswunsch Erfüllung fände. In der ersten Januarwoche wollen sich die Hakenkreuzler blutdürstig auf Herrn Schleicher stürzen, sie benutzen denWeihnachtsfrieden" nur, um sich in wehrsportlichen Uebungen darauf vor- zubereiten. Dann soll es losgehen, noch der Parole:Gib ihm Saures" oderPardon wird nicht gegeben." Warten wir den vertagten, aber grausamen Feldzug in Fassung ab.
Gtahlhelm-Ehristen Line Erbärmlichkeit beim Berliner Rundfunk Heute abend veranstaltet der Berliner   Rund- stunk eineStill« Stunde", die den religiösen Feiern vorangehen soll. In dieserStlllen Stunde" soll oder sollte! Alfred Braun   mitwirken. der Sprecher der Berliner   Funkstundc, dessen Name mit dem Berliner Rundfunk auss engste verbunden ist. Er sollte das Weihnacht»- kapitel aus derChronik der Sperlingsgosse" von Wilhelm Raobe vorlesen. Die Stahlhelm-Funkhörer-Lereimgung und der nationalsozialistische gunkhöreroerband haben da- gegen eine Hetze eingeleitet. Sie behaupten, daß die Teilnahme Alfred Brauns eine... Eni- Würdigung des Weihnachtsfestes sei. Man könnte dies« Hetze zu dem übrigen legen. Aber die Leitung der Funkstunde und die kam- inissarische Verwaltung des Innenministeriums haben prompt dem Befehl des Stahlhelms und des Herrn Goebbels   gehorcht und beratschlagen darüber, ob Alfred Braun   ausgeschaltet werden söll. Alfred Braun   paßt den Kriegervereinlern nicht. Er ist religiöser Sozialist, dem es mit der Religion Ernst ist. Deshalb ist ereine Ent- irnirdigunig des Weihnachtsfestes". Ein Stahl- Helmchrist, der heuteFriede auf Erden" deklamiert, und morgen den Krieg preist, ist keineEntwürdigung des Weihnachtssestes". Bon den Stahlhelmchristen und von denen um Goebbels   ist nichts anderes zu erwarten. Aber die Haltung der Leitung des Rundfunks ist eine Erbärmlichkeit, die zu den vielen Erbärmlichkeiten gehört, die man unter dem neuen Kurs beim Ber  - liner Rundstmk erlebt hat!
Sin Opfer der Nazis Oer Täter amnestiert Eigener Bericht desVorwärts" Frankfurt   a. M.. 23. Dezember. Der Führer der Eisernen Front in Frankfurt  - Sockenheim, Franz S r a u n. ist seht seinen schweren Verletzungen erlegen, die ihm im Mai durch Nazis   zugefügt wurden. Der 47jährige Schlosser Braun wurde damals von fünf Nazis von seinem Fahrrad hcrunterge- schlagen und durch den 2ljährigen SA.-Mann Riester mit einer Zaunlatte am Kopf schwer ver- letzt. Ein Schädelknochen wurde zertrümmert, Knochensplitter mußten aus dem Gehirn entfernt werden. Jöfolge dieser furchtbaren Verletzungen litt Braun an Reiz-Epilcpsie. Er konnte außer Ja und Nein nur wenige Worte reden und konnte auch nicht mehr schreiben. Nur durch Gesten
konnte er sich verständlich machen. Er war voll- kommen erwerbsunfähig. Brauns Tod trat nach einer Operation ein, die durch feine schweren Ver- letzungen notwendig geworden war. Im Verlauf der Verhandlung gegen die Nazi- Rowdys im November machte der Hauptangeklagte Riester   den Eindruck heiterer Gleichgültigkeit, ob- wohl ihm sein Opfer als bemitleidenswerte Ruine gegenübersaß. Lächelnd verließ der SA  -Mann, von seinen Parteifreunden beglückwünscht, den Ge- richtssaal, als er lediglich wegen Raufhandel» zu S Monaten Gefängnis verurteilt war. Jetzt fällt auch diese Strafe unter die Amnestie.
Nazi-Spenden Würste, die ihn nicht erreichten Der sozialdemokratischeVolksfreund" in Gelsen  - kirchen veröffentlicht zwei Schrift st ücke au» dem N a z i l a g e r, die ein charakteristisches Bild aus dem H i t l e r s u m p f entwerfen. Das erste Schreiben, ein Brief, ist von dem Gauhilfswart Otto Schlimme aus Gelsenkirchen  an den Ortsgruppenleiter H. Meier in Lauenhagen  gerichtet. Schlimme ist der Verwalter des sozialen Naziheims in Gelsenkirchen  . In dieser Eigenschaft schreibt er an seinen Pg. H. Meier: Gern bestätige ich den Eingang Ihrer sehr guten Lebensmittel, und zwar 168 Kilogramm Wurst und Fleisch- waren, 163 Kilogramm Bohnen und Erbsen und Z4 Kilogramm Kohl. Sämtliche Lebensmittel sind in die Küche des Sozialen Heims gekommen und haben eine gute Verwendung für unsere Kämpfer während des Wahlkampfes ge- funden. Gerade für die Zeit des Großkampfes waren wir doch durch Ihre liebenswürdigen Spen- den in der Lage, unsere Kämpfer den hungrigen Magen sättigen zu können, welches große An- erkennung bei unseren braven Kämpfern auch ausgelöst hat. Wenn wir uns keine Ruhe gönnen, so sollen unsere ermatteten Gegner auch diese nicht finden, sie sollen unsere Härte noch stärker spüren, bis sie alle zerschlagen vor unseren Füßen liegen. Wir rufen Ihnen auf'dem Lande zu: Auf zum Kampf, weg mit dem S y st e m!" DerKampf gegen dasSystem" bestand darin, daß kein Magen eines Naziproleten von den ge- spendeten Lebensmitteln je etwas gespürt hat. Der Ortsgruppenleiter H. Meier aus dem Dorf Lauen- Hägen hat deshalb am 14. November 1932 folgende mit Nazisiegel versehene Erklärung ab- gegeben:.i« Bescheinige hiermit, daß der SS.  -Mann..., SS.-Standarte aus Gelsenkirchen  . hier bei uns war und sich nach den Spenden erkundigte, welche von hier nach Gelsenkirchen   gegangen sind. Nun sind wir ganz erstaunt darüber, daß die armen Pg. den Zentner Kartoffeln dort mit 2 Mark bezahlen mußten. Wir sind in dem guten Glauben, den Aermsten dort geholfen zu hoben, aber nun müssen wir annehmen, daß dort mit den gespendeten Sachen Ge- schäfte gemacht werden. Auch haben wir im Februar d. I. allerlei Kartoffeln, Brote, Fleisch und Wurstwaren nach Gelsenkirchen   geschickt, auch da wird uns jetzt von einem Pg. gesagt, daß sie von den Würsten nichts bekommen hätten, welches
Wie, ihr Aermsten habt zu Weih­nachten nur i�arZarine? Ich werde euch Butter beimengen."
Natürlich, nur gegen entsprechende Verteuerung,"
uns ja fürchterlich leid tut. Wir werden jetzt nicht eher ruhen, bis die Sache restlos geklärt ist, und an weitere Spenden ist nicht zu denken, so- lange dort nicht durchgegriffen ist." Nicht nur in Gelsenkirchen  , auch an vielen anderen Orten fragen die Naziproleten ver- gebens, wo die Spenden und Lebensmittel ge- blieben sind!
Auf nach Florida  ! hloover rückt aus er hat genug Washington, 23. Dezember. Präsident H o o v e r geht heute auf längere Zeit nach Florida   in die Ferien. Er ent- geht damit nicht nur der Notwendigkeit, am Neu- jahrstage das diplomatische Korps zu empfangen, sondern er braucht auch das stundenlange Hände- schütteln mit Amerikanern nicht mehr über sich ergehen zu lassen, das im Weißen Haufe zum Jahresbeginn präsidialer Brauch ist. Die Ver- Handlungen mit Frankreich  , die Paul Bon- e o u r anbahne» zu wollen scheint, dürsten unter diesen. Umständen ebenfalls ver schoben werden.
Der neu« Präsident, R o o s e v e l t, erklärt, er sei bis zum März ein Niemand, und denke nicht daran, sich vorzeitig zu binden und zu kompromittieren. Der andere Präsident, H o o v e r, erklärt, er sei seit dem 8. November«in Niemand, und denke nicht daran, sich nachträglich noch für einen Nach- folger zu binden und zu kompromittieren. Beide st reiten, beide rücken aus, beide nehmen Weihnachtsurlaub die Welt kann warten!
Hohn aus öle Armen
Gefälschte Einladungen
Aus immer mehr deutschen   Städten kommt die Nachricht, daß unter Erwerbslosen   und Sozial- rentnern namenlose, dürftig vervielfältigte Zettel verteill werden, in denen die Notleidenden auf- gefordert werden, sich an einer näher bezeichneten amtlichen oder privaten Stelle Kohlen, Kar- toffeln, Brot oder andere Bedarfsartikel, auch Geld abholen können, die für sie bewilligt worden sind. In Witten   an der Ruhr wurde folgendes Schreibmajchinensormular ausgefüllt zu- gestellt: Familie........... straße Nr... Auf Grund Ihrer Unterschrift werden Sie aufgefordert, am Dienstagvormittag, 9.36 Uhr, im Rathaus auf Ihrer Abteilung wegen der Weihnachtshilfe vorzusprechen. Regelmäßig handelt es sich dabei um F ä l- schungen, da eine soche Ausgabe von nieman- den beschlossen oder bewilligt worden war. Regelmäßig bemächtigte sich der Getäuschte» ein« wilde Empörung darüber, daß man sie uni- sonst bestellt, daß man sie draußen warten und frieren läßt, daß man sie abweist. Regelmäßig richtet sich diese Wut gegen die betreffenden B e- Hörden oder Private, die vom Ursprung der Bestellung keine Ahnung haben. Regelmäßig kommen die Falsifikate aus kommunistischen Proookationskreisen und fast regel- mäßig führen die Ansammlungen zu Zusammen- stoßen mit der Polizei, zu Schlägereien, zu Ber- Haftungen aber niemals ist unter den Geschädigten und Bestraften einer der kommunisti  - schen Führer, die dieses Schindluderjpiel heim- lich arrangiert haben. Gibt es ein schamloseres Spiel mit der Armut,
als das, das hier mit den Bedürftigsten getrieben wird von denen, die selbst in der warmen Stube sitzen und die Proleten in die Gummiknüppel der Polizei jagen? Aber es scheint ein Bestandteil jenerrevolutionären Aktion" zu sein, welche die Kommunisten an die Stelle der ernsten kam- munalen und parlamentarischen Arbeit setzen. Wir können die Erwerbslosen und Notleidenden nur warnen, auf den Schwindel von Leuten hineinzufallen, denen ihr Elend gerade gut genug ist. ihre parteipolitische Provokationspolitik zu ver- üben. .Ausschreitungen als Folgen Wolffs Tel.-Büro meldet aus Wuppertal  : Kommunistische Ausschreitungen, die sich bis in die Nacht und in den frühen Morgen des Freitag fortsetzten, hatten zu Zusammenstößen mit der Polizei an verschiedenen Stellen der Stadt geführt. In Wuppertal  -Elberfeld   gingen Teilnehmer eines Demonstrationszuges gegen �zwei Polizeibeamte vor, entrissen ihnen die Gummiknüppel und Tschakos und verletzten sie schwer. Ein größerer Demonstrationszug wurde an anderer Stelle der Stadt aufgelöst. In einigen Straßen wurden die Laternen durch Stein- würfe zertrümmert, in anderen das Straßen- Pflaster nach Einbruch der Dunkelheit aufgerissen. Bei vorangegangenen Unruhen aus dem Markt- platz wurden drei Personen durch Schüsse ver- letzt. Jedoch besteht bei keiner Lebensgefahr. Die Unruhestifter benutzten mehrfach auch die Ge- legenheit, Läden, deren Scheiben sie einwarfen, auszuplündern. Die Terrorakte wurden, wie die Polizei amtlich mitteilt, von der KPD. befohlen und organisiert.
BroqueviNes Mehrheit Sozialistische Rampfansage Brüssel, 23. Dezember. Der Regierung wurde Heute in der Kammer mit Hundert gegen achtzig Stimmen das Der- trauen ausgesprochen. Die Regierungserklärung, die am Donnerstag verlesen wurde und über die wir am Freitagfrüh in einem großen Teil unserer Morgen- ausgäbe berichtet haben, war ziemlich farblos, doch enthielt sie einige reaktionär-nationalistische An- kündigungen, z. B. Gejetzesmaßnahinen gegen revolutionäre Umtriebe und Beleidi- gungen der Nationalflagge. Im Namen der Arbeiterpartei hatte Bänder- v el d e der Regierung schärf st e Opposition angekündigt und u. a. ausgeführt, daß die Ar- beiterfchast, die sich nicht vor dem K r u m m st a b der Bischöfe gebeugt habe, sich auch nicht durch den Säbel der Gendarmen zwingen lassen werde. Die gestrige Abstimmung zeigt, daß die Oppo- sition aus Sozialisten, Flämischen   Aktivisten und Kommunisten besteht, während Katholiken und Liberale einheitlich für ihre Koalitionsregierung gestimmt haben.
Äwei Ukrainer   gehenkt! Oie letzten Worte der Verurteilten Warschau  , 23. Dezember. An den Ukrainern Danylyszyn und B i l a s, die in Lemberg   zum Tode verurteilt wurden, ist am heutigen Freitag um-47 Uhr morgens das Urteil vollstreckt worden. Sie wurden beide im Hofe des Gefängnisses gehenkt. Der Staats- Präsident hat nur den dritten zum Tode Ver- urteilten Zurakowfki zu 15 Jahre Gefängnis begnadigt. Während Zurakowfki und Kossak   im Prozeß auf ihrletztes Wort" verzichtet hatten, erklärte Danylyszyn:Ich bin mir über meine Tat voll im klaren. Ich weiß, was mich erwartet und bin auf alles vorbereitet. Ich bedaure nur, daß ich nicht weiter für die Mutter Ukraina  werde arbeiten können." Bilas sagte u. a.:Ich bin mir meiner Schuld und Strafe bewußt. Ich bin ein bewußter nationaler Revolutionär, ich bin Bauer und habe durch meine Tat gezeigt, w i e das ukrainische Dorf reagiert."
Immune Schieber Moskau  , 23. Dezember. Das Außenkommifsariat der Sowjetunion   hat dem Leiter der diplomatischen Mission eines Landes, das die Sowjetregierung noch nicht 6s jurs anerkannt hat. vor­geschlagen, zwei Beamte aus Moskau   a b z u- berufen, da sie unter dem Schutz der diploma  - tischen Immunität Wertgegenstände und Bilder, die sie zu Spottpreisen in Tscherwonetzwährung einkauften. »ach dem Auslande gebracht und dort verkauft haben. Das Außenmtnisterium des betreffenden Landes hat beschlossen, die beiden Beamten abzuberufen. Vor kurzem hat sich ein ähnlicher Fall mit dein lettischen Gesandten Osols abgespielt, der von den russischen amtlichen Stellen beschuldigt wurde, unter dem Schutz der diplomatischen Immunität mit russischen Kunstgegenständen Handel im Auslande getrieben zu haben.
SA. und SS. in Senstenberg aufgelöst. Die Formationen der SA.   und SS.   in der Stadt Senstenberg sind weg«» mehrerer für die Nazi- parte! unliebsamer Zwischenfälle auf Hitlers   Ge- heiß a u f g e l ö st worden.