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Rundfunk der Woche Zwei Welten im Widerstreit
Der deutsche Rundfunk dient dem deutschen Volke", beginnen die freiherrlichen Rundfunk- richtlinien, die hinter diesem Einoangssatz ihre chaotische, kautschukartige Beschafsenheit zu ver- bergen trachten, das Resultat zeitgemäß natio- naler Gefühle und fehlender Sachkenntnisse. Aus dem sozialistischen   Kulturtag, der vom 28. bis 29. September 1929 in Frankfurt   a. M. stattfand, hatte Genosse Curt Vaake das Schlußreferat; er beendete seine Ausführungen folgendermotzen: Wir sind unsere Forderungen im einzelnen ab- geschritten. Nunmehr hat der Sag, der sonst banal wäre: Der deutsche   Rundsunk gehört dem deutschen   Volke! seinen festen Sinn" Es genügt, diese beiden Zitate gegeneinanderzustellen, um zwei Welten aufzuzeigen: die freiherrliche der hohlen Worte, d:e sozialistische der verant- wortungsbewutzten Tat. Es lohnt sich, gerade jetzt wieder das umfang- reiche Heft durchzublättern, das die Referate von jener Tagung enthält, die rund drei Jahre vor Hcreinbruch des autoritä'en Scholz-Funkes vom Sozialistischen Kulturbund abgehalten wurden. Neben allen sozialistischen und freigewerkschaft- lichen Organisationen hatten die verschiedensten tulturell interessierten Kreise Delegierte zu der Tariung entsendet, die aus der Erkenntnis der Be- deutung von Film und Rundfunk für die gesamte Volkekultur sich ausschließlich mit diesen beiden Gebieten beschäftigte. Heinrich Schulz, der uns allzufrüh Entrisiene, leitete die Tagung. In seiner Erösfnungsrcde sagte er:Wir wollen nicht übermütig und überheblich werden, weil wir es so herrlich weit gebracht" haben: wir tun schließ- lich mit allem was wir tun, in Politik und Wirt- fchaft, in Wissenschaft und Kunst, nur das, wozu uns unsere Zeit verpflichtet. Allerdings, diese Verpflichtungen zu erkennen, dar- a u f k o m m t e s e b e n a n. Sie gegenüber den neuzeitlichen Wundern des Films und Funks besser erkennen zu lernen und demgemäß auch besser zu erfüllen, dazu find wir hier versammelt." Wir Sozialisten, die wir damals diese Worte
der Weihnachtsnummer der pasisistischen ellung.,J e u n e R ö p u b l i q u e" erzählt eorges<s r l l e t eine merkwürdige Geschichte. Im zweiten Teil(49 Kapitel) von Don Quichote  heißt es:Alle Menschen sollen in Frieden leben und essen, denn Gott   schuf das Tageslicht für alle Menschen." Sancho Pansa, der treue Begleiter des Don Quichote, regierte über die Insel Barataria. Aber der Adel der Inselbewohner beschloß den Krieg gegen die Einwohner der Nachbarinsel Carrasca  . Diese seien ein rachsüchtiges, grausames Volk, das ausgetllgt werden müsse, sagten die Leute von Barataria, und die Leute in Carrasca   hielten die andern für eingebildet und eifersüchtig aus ihren Reichtum. Vielleicht hatten beide unrecht, dachte Sancho Pansa, da auf beiden Inseln die Kaufleute nur noch schlechte Geschäfte machten und im Kampf um die fremden Absagmärkte lagen. Sancho Pansa riet also den Einwohnern von Ba- rataria stark vom Kriege ab:Denn es gibt immer in jedem Kriege einen Besiegten es gibt aber nicht immer einen Sieger." Das wäre ja gelacht!", schrie der Oberbefehls- haber der Truppen von Baratar'a,der Herr Gouverneur zweifelt also an unserer Jilnnee?" Aber Herr Kommandant, wollten Sie nicht erst noch vor kurzem eine Erhöhung der Militärkredite, da unsere Feinde stärker und besser ausgerüstet seien?" Ja, so spricht man im Frieden, aber im Kriege muß man sagen, daß unsere Armee die beste der Welt sei!" Das Volk vertraut uns!" sagte dazu«in dicker Herr, von dem Sancho Pansa dann erfuhr, daß er der Direktor derZeitung von Barataria" sei, und ein Großgrundbesitzer fügte hinzu:Wir haben genug von den Leuten von Carrasca  . Sie greifen unsere Ehre an. Sie überschwemmen die Märkte mit ihren Produkten." Jetzt wollen wir aber auch einmal", erwiderte Sancho Pansa,diejenigen um Rat fragen, die weder Kaufleute noch Großgrundbesitzer noch Ka- nonenlieferanten sind und die sich zum Kamps be- geben müssen!" Da brach aber ein Tumult los, und man wollte den Gouverneur steinigen. Einen Monat später waren die Schiffe der beiden Inseln draußen im Meer, aber die Matroscn�hatten keine Lust, sich zu schlagen. Da ging Sancho Pansa eines Abends, als wieder alle Lichter aus Furcht vor einem Fliegerangriff aus der Insel ausgelöscht waren, heimlich von seinem Palast zu dem Großgrundbesitzer und sagte ihm:Endlich habe ich Nachrichten vom Kriegsschauplatz. Sie sind schlecht. Das SchiffDer Unbesiegbare" ist in die Hände der Feinde gefallen"Um Gottes willen, auf ihm sind meine beiden Söhne!" sagie der Großgrundbesitzer.Sind sie etwa tot?"Nein, Gesangene. Aber Sie müssen, wenn Sie sie wieder- haben wollen, den Leuten von Carrasca  , da die'e Sie für den Krieg verantwortlich machen all Ihr Hab und Gut überliefern und das Ende des Krieges erklären."Das mache ich dann gerne!"
hörten oder lasen, empfanden sie als selbst- verständlich. Heinrich Schulz sprach für alle, die sozialistischen   Geistes sind. Kulturelles Verant- wortungsbewußtsein führt zur Scheu vor großen Worten, zum Ringen um die immer zielklarere, immer fruchtbarere Tat Die sozialistische Kultur- bewegung hatte die Bedeutung des Rundfunks zu einer Zeit erfaßt, als er im allgemeinen noch nur als technische Merkwürdigkeit und primitives Unlerhaltungsmittel erschien.Eine nach ihrer sozialen Qualität unendlich wichtige und nach der Quantität hin schier unübersehbare kulturelle Auf- gäbe hat der Funk. Faßt er sie salsch an, so kann er enttäuschen oder, was wahrscheinlicher ist, un- geheures Unheil anrichten. Faßt der Funk seine Aufgabe dagegen richtig an, gelingt es, die rich- tigen Persönlichkeiten überall an die Leitungen und an andere entscheidende Stellen zu bringen, Männer und Frauen, die besten Sachverstand mit höchstem Verantwortungsgefühl verbinden, so kann das Funkwesen zu einem gewaltigen 5)ebel des Volkswohls, der Volkskultur, des Zlufstiegs, des Fortschritts der Menschheit werden" mit diesen Worten brachte Heinrich Schulz auf der Frankfurter   Tagung die Gesinnung zum Aus- druck, mit der seit Jahren bereits der Sozialismus dem Rundfunk gegenüberstand. Diese Gesinnung hatte dem deutschen Rundfunk ihren Stempel entscheidend nicht aufdrücken können. Als die Organisation des Rundfunks ent- stand, war die Sozialdemokratie an der Reichs- regierung nicht beteiligt. In seiner Rede auf dem Kulturtag erklärte Genosse Ernst Heilmann  :Als Vertreter des Reiches sitzen deshalb in sämtlichen Ueberwachungsausschllssen Beamte der Finanz- Verwaltung. Ich kenne die Herren fast sämtlich persönlich, ich habe vor ihnen durchaus Hoch- achtung, aber ich glaube behaupten zu können, daß unter diesen Vertretern des Reiches nicht ein einziger ist, der bei den Wahlen anders als deutsch- national stimmt. Die Vertreter Preußens in den Usberwachtungsausschüssen gehören sämtlich den preußischen Koalitionsparteien an."
Sprechen Sie nur leise", erwiderte Sancho,man könnte Sie sonst für einen Defaitisten halten." Sancho Pansa verließ den Mann und ging in der gleichen Nacht zu allen anderen Mitgliedern des Rates, um ihnen das gleiche zu erzählen. Zwei Wochen später erklärte der Großgrund- besitzer bei der nächsten Sitzung des Adelsrates: Warum sind wir eigentlich in den Krieg gezogen? Gibt man uns etwa unsere Söhne wieder? Er- setzt man uns ein verlorenes Sckiff? Ja, es geht um die Ehre. Aber was ist ehrenwerter, einen Menschen, der uns schadete, zu töten, oder ihm die Hand zu geben? Ich habe mir die Sache über- legt: hören wir mit dem Krieg aus und rufen wir unsere letzten Schiffe heim! Die Leute von Carrasca   sind Menschen wir wir, wir müssen mit ihnen Frieden schließen und sie besser kennen lernen, damst der Krieg aus ewig verschwinde." Der Redner war ganz überrascht zu sehen, daß seine Worte allgemeine Billigung fanden. Darauf sprach Sancho Pansa:Meine Herren, eine große Neuigkeit! Der Krieg hat gar nicht stattgefunden! Ich habe die Kriegserklärung gar nicht weitergegeben und unsere Schisse einfach auf eine Spazierfahrt geschickt." Man hielt den Gou- verneur für verrückt:Dann sind also unsere Söhne gar nicht in Gefangenschaft und unser Land gehört uns noch nach wie vor?" Aber die Wut über das Spiel des Gouverneurs wich plötzlich der Freude, erst wollten sie den Gouverneur ver- prügeln, jetzt aber sagte dieser ihnen:Eines Tages wollten Sie in den Krieg ziehen, und da wurden Sie arm. Jetzt aber ist Friede, und Sie behalten Ihr Hab und Gut. Wer also muß ver- prügelt werden, Sie oder ich?" lind so liest man noch heute auf dem Sockel eines Denkmals auf der Insel Barataria:Hier starb der Krieg. Die Lächerlichkeit hat ihn getötet."
Rundfunk- W eihnachten Weihnachten wurde tm Berliner Rundfunk in traditioneller Weise begangen: man sang sehr viele Weihnachtsliedcr und führte Weihnächte- spiele auf, und wenn auch nicht alle so kitschig waren wie die von der Deutschen   Welle aus Breslau   übernommeneChronik des Weih- nachtsbaume s", so war doch über zwei Tage das Programm beider Sender eigentlich eine ein- zige Jugendstunde, zusammengestellt von uralten, zeitfernen Onkeln und Tanten. Es gab manche Darbietung darunter, deren Berechtigung und deren Kulturwert man durchaus anerkennen kann: von unserer Welt, von unserem Heute kündete keine EineS t i l l e S t u n d e" am Heiligen Abend«m Programm der Funkstunde, die in Wirklichkeit allerdings nur eine halbe Stunde war, machte eine kleine Ausnahme. Am Sonntagabend erzählte für Berlin   und Königswusterhausen der Hugenbergheld Wulf Bley   vonS o l d a t e n w e i h n a ch t", das heißt von einer Weihnachtsfeier bei der Reichswehr  ,
Es galt, unter diesen Machtverhältnissen, die aus den politischen Konstellationen hervor- gegangen waren, für die Volkskultur, für den Fortschritt der Menschheit" mit Hilfe des Rund- funks zu wirken. Niemand auf der Tagung war sich darüber im unklaren, daß der Rundfunk schließlich im wesentlichen immer das sein wird, was die entscheidenden Kräfte im Volksstaat aus ihm machen." In diesem Satz von Heinrich Schulz wurde die Verantwortung des einzelnen wie der sozialistischen   Gesamtheit fixiert: er um- riß die Aufgabe der Tagung für den Abschnitt Rundfunk. Es wurden auf dieser Tagung die Forderun- gen des Hörers nicht nur die Forderungen des sozialistischen   Hörers an den Rundfunk untersucht: es wurden die wichtigsten Aufgaben klargestellt, an deren Lösung mitzuarbeiten jeder unmittelbar oder mittelbar diesem gewaltigsten Kulturinstrument Verbundene verpflichtet ist. Fachleute, die über langjährige Rundfunkerfah- rungen verfügten, hielten die Referate. Alle Betrachtungen, alle Forderungen, alle Auf- gaben, die sie formulierten, wurzelten in der Rundfunkpraxis, das heißt, in der Erkenntnis aller Beziehungen zwischen der Sendung und dem Hörer. Alle Betrachtungen, alle Forderungen, alle Ausgaben wurzelten aber auch in demokrati- schem, republikanischem Boden. Der Geist wahren Sozialismus offenbarte sich, der, indem er um sein Recht ringt, die Rechte aller verteidigt. Nirgends auf dieser Tagung wurde irgendeine Einengung der Rechte anderer ge- wünscht oder verteidigt: im Gegenteil: Freiheit des Geistes, Freiheit der Meinungen, aller Meinungen, war eine der wichtigsten Forderungen. Ueber- tragungen von Parlamentsreden ohne Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit, nur nach Maßgabe ihrer sachlichen Bedeutung, wurden von dem Refe- renten Ernst Heilmann   in einer gründlichen Unter- suchung des politischen Aufgabenkreises des Rund- funks ebenso gefordert wie überhauvt eine fort- schreitende Erweiterung der unmittelbaren politi-
wie eben ein Wulf Bley   sie sieht und hört. Nur die Stimme eines Offiziers und die offizielle Weihnachtsmusik klangen in das Mikrophon. Kein Hörer konnte bei diesem Bericht auf den Ge- danken kommen, daß einfache Reichswehrsolda�en ihr Weihnachten gemeinsam verbringen, erfüllt von Erinnerungen an Zuhause, an die großen Nöte und vielleicht auch die kleinen Freuden in der Familie. Die Unterhaltung in der VortragsreiheD i e junge Generation spricht" am Montag im Programm der Deutschen   Welle führte den beinahe weihnachtlichen TitelHat Toleranz einen Sin n?" Da die Sprecher aber weder den Begriff Toleranz überhaupt klärten noch an einem konkreten Fall anschaulich machten, so kam aus dem Gespräch nur ein sehr formloses Gerede heraus. Einmal wurde von einem Jugendlichen die Frage aufgeworfen:Ist es Intoleranz, wenn im Leben des Staates eine absolute Mehrheit einer Minderheit ihren Willen aufzwingt?" Der Versuch ihrer Beantwortung hätte der Unterhal- tung eine sinnvolle Linie geben können. Leider mischte sich der Leiter an dieser Stelle nur ein, um diese Frage sofort auf Eis zu legen, h.
Der Liebling von Paris  " Lessing-Theater  Bei neueren Operetten ist uns die Langeweile bereits«ine liebe Gewohnheit geworden. Jacques O f f e n b a ch aber aller Kurzweiligkeit zu ent- kleiden, ihn so zu spielen, daß nian vor brennender Sehnsucht nach dem dritten Aktschluß und dem letzten Vorhang nicht aus noch ein weiß das ist immerhin ein starkes Stück, mag auch diese Madam Favart, der Liebling von Paris  " zu seinen schwächeren, ja schwächsten Stücken zählen. Wi« macht man das. wie ist das überhaupt möglich? Sehr einfach: zunächst bearbeitet man (Siegfried A n h e i ß e r hat das durchaus nicht gut gemacht). Und dann, dann geht man mit souveräner Großzügigkeit darüber hinweg, daß Wert und Witz des Werks nur in der Musik stecken: ein kleines miserables Orchersterchen blamiert sich vor der überaus charmanten Parti- tur: das Ensemble ist sorgfältig so zusammen- gestellt, daß keiner ordentlich singen kann(rührend sind die Bemühungen, es doch zu tun): wieder einmal wird der Organismus Operelte zersetzt, wird üble Posse mit Gesang>o erlebt man lediglich da» gleichgültige Libretto und nichts von Meister Osfenbach, von seinem Geist und seiner Grazie. Lebte er. er würde sich in Berlin   ein eigenes Theater aufmachen und mit Parodien auf die Rotter-Bühnen gut verdienen... Die Inszenierung hat Oskar H o m o l t a be- sorgt. Seine Einfälle konzentrieren sich auf die Drehbühne, die wild rotiert, ein toll gewordenes Karussell. Der Trost des Abends ist Grete Mos- heim keine Sängerin, keine Offenbach  -Figur, schon gar keine Madame Favart  ; ein prächtig lebendiges Menschenkind aber voll entzückender Lausbubenhaftigkeit, so wenig damit auch dem Stück(so wenig init dem Stück ihr) gedient sein kann. Das Publikum der Zwesten   Aufführung war gerechterweise kühl bis ans Herz hinan. W,
schen Sendungen. Von ihm wie von allen anderen Rednern, die dieses Gebiet berührten, wurde auf die Bedeutung des sachlich gehaltvollen politischen Mehrgesprächs hingewiesen, das den Hörer zum selbständigen Mitdenken und zum geduldigen An- hören auch der anders gerichteten Meinung zwingt und so ein außerordentlich wichtiges politisches Er- ziehungsmittel darstellt. Auch die Gebiete der Unterhaltung und der Volksbildung durch den Rundfunk wurden in ihren Ausgaben und Möglichkeiten durchleuchtet, nicht, uni die bisher gewonnenen Erkenntnisse als der Weisheit letzter Schluß hinzustellen, sondern um sie allen, die zur Mitarbeit am Rundfunk berest und verpflichtet sind, auszuliefern zum Weiterbau am Kulturgebäude des Rundfunks. Die tiefschürfende, bedeutsame Arbeit, die auf dieser Tagung des Sozialistischen Kulturbundes in einigen Referaten und Diskussionen zusammen- gefaßt wurde, wuchs aus dem kulturellen Ver- antwortungsgefühl des Sozialismus gegenüber dem deutschen   Volk, gegenüber der Menschhest. Die freiherrlichen Richtlinien wuchsen aus echt nationalistischen,autoritären" Gefühlen. Tes.
Rabarettm derV olksbühne Dritte Matinee Die Kabarettvormittage der Volksbühne haben sich bei deren Freunden glänzend eingebürgert. Jedesmal ein bomben-volles Haus. Jedesmal ein wahrer Beifallsfanatismus. Was will man mehr? Man möchte doch noch etwas mehr! Heute ist es so, daß zu den Matineen aus den Berliner   Kabaretts die Spitzennummern heran- geholt werden, die dann eine Auslese ihres Mo- natsrepertoires bieten. Es kommt dabei etwas dem Ränge nach Ausgezeichnetes, aber der Lin'e nach Zufälliges und Uneinheitliches heraus. Es muß zugegeben werden, daß jede von der jetzigen abweichende Methode der Programmzusammen- stellung auf außerordentliche Schwierigkeiten stößt. Aber Schwierigkeiten sind dazu da, um über- wunden zu werden. Die Tanznummern waren diesmal der begabten Lisa Ney und Edda   und Erich M ü r i ch anvertraut. Bei den Mürichs, die akrobatisch kamen, wollten die Tricks zuerst nicht recht klappen: aber was klappte, war noch beachtlich genug. Der Katakombenmann Rudolf Platte  sang ein sehr reizvolles Unterwelts-Chanfon und gab fünf Minuten Geschichtsunterricht. Manny Z i e n e r zählt im Lied auf. was jetzt alles gegenüber früher anders geworden ist. Baby Gray   ist eine Entdeckung Bendows. Sie hat die un.edingte Durchschlagskraft der Jugend, der Schönheit, des Talents auf ihrer Seite: uns wenn sie nun gar noch sich etwas gehalts vollere Texte zulegen würde, so wäre das sehr erfreulich. Die große Könnerin und Hollywood  -Aspirantin Hilde Hildebrandt   sang, von Rudolph N e l- s o n und Fred F r e e t auf zwei Flügeln begleitet, zwei schmissige Parodien. Valeska Gert   wartete mst zwei höchst grotesken Liellern auf. Hermann V a l l e n t i n las Tucholsky   und Kästner  . Recht witzig war eine mimische Szene Henry Loren- z e n s. Max Ehrlich   sang, in seiner fabelhaften Maske, fein stilles, leises Zille-Lied. Tom J--»» s e y bot Schattenspiele. Conferencier: Werner Fink  . Unter den vielen und wahrlich nicht unpopulären Ansagern, die sich bei diesen Matineen schon produziert haben, scheint er derjenige zu sein, der am uneingeschränktesten die Sympathien des Volksbühnenpublikums be- sitzt. H. B.
Museums-Führungen. Die Staatlichen Museen haben für das nächste Jahr die amtlichen Fllh- rungen noch weiter ausgebaut als bisher. Abendveranstaltungen im Vortragssaal des Pergamon  -Museums gelten nicht nur der antiken Kunst, auch in Lichtbildervorträgen von Prof. Hermann Voß   der italienischen Monu­mentalmalerei von Raffael   bis Tiepolo   und in Vorträgen von Direktor Demmler Meister- werken deutscher Kunst des Mittelalters und von Riemenschneider. Dazu kommen Sonntags- führungen in allen Abteilungen der Museen, die von Direktorialbeamten geleitet werden und von der Mondstadt Ur bis zu den Ansängen des deutschen Expressionismus  (im Kupferstichkabinell). von der Entwicklung der Armbrust(im Zeughause) bis zu deutschen   Volksbräuchen im Jahreslauf (in der Sammlung für deutsche   Volkskunde) und zur Slldseekunst-Ausstellung führen. An den Wochentagen finden gleichfalls zu bestimmten Zeiten solche Führungen in allen Abteilungen der Museen statt: eine größere Reihe von Vorträgen hält Dr. Zippert im Neuen Museum   über die ägyptische Kultur. Die Teilnehmerkarten für die Führungen(einschließlich der Eintrittsgebühr) kosten 0,45 M. bis zu 1 M.(dies im Schloß- Museum). Hoffentlich ist es bald möglich, die Eintrittsgelder überhaupt abzuschaffen. DerGrüne Tisch"! Die ersten deutschen   Gast- spiele der Essener Folkwangschule, Leitung Kurt I o o ß, mit dessen in Paris   auf dem internatio- nalen choreographischen Wettbewerb mit dem l. Preis und goldener Medaille prämiierten Tanz- spielDer grüne Tisch", haben nun stattgefunden. In den Overnhäusern Köln   und Düsseldorf  , in den Stadttheatern Krefeld  , Dortmund   und Elber- seid wurde derGrüne Tisch" vor ausverkauften Häusern aufgeführt. Tas Automatenbllfett" von Anna Ämevner erlebt ihre Premiere nunmehr Mittwoch, 8.1S ühr, im Theater der Schauspieler i Theater am Schiffbaucrdamm). Ludwig Hardt   spricht Silvester, 7.39 Uhr, i m Schiller. SaalHeiteres von Busch, Morgen- stein, Altenberg  , Polgar, Ringelnatz  , Peter Paüter, Erich Kästner   und Roda Roda  ".
Wo der Krieg starb Ein Märchen von gestern und heute