Hitlerei in Desterreich
Nichts als Skandale
Die verschiedenen Affären in der Wiener Hitlerei erst die Ausdeckung des freiwilligen Aufenthalts des Gauleiters Frauenfeld im jüdischen und toscheren Rothschildspital, dann die Enthüllung des Obernazis Kussitschta, ferner ähnliche Korruption der Naziabgeordneten Suchenwirth( früher Suchanek) und schließ lich die aufbauwilligen Tränengasangriffe haben den ganzen Wiener Nazibetrieb derart„ be= eindruckt", daß die Befehlsausgabe fast gänzlich eingestellt wurde. Den SS.und SA .- Leuten vom Sturmführer abwärts wer
fest, da er sehr verdächtig ist, überflüssige Tränen= gasflüssigkeit ins Klosett geschüttet zu haben.
Die Wiener Polizei hält übrigens ihre erste Ansicht, daß der spätere Anschlag im Post sched. amt unpolitisch gewesen sei und nur Raub- und Diebstahlsabfichten dienen sollte; man sieht jetzt auch in dieser Rauchbombenaktion den bekannten Aufbauwillen.
Revision!
den nur noch die belanglosesten dienstlichen Wei- Forderung der französischen Linken sungen mitgeteilt.
Es ist natürlich unmöglich, den braven Mann, die Schar- und Truppführer und das Gros der Sturmführer in Unkenntnis jener Befehle zu lassen, die den Kameraden im Deutschen Reich in aller Form mitgeteilt werden. Diesem Uebelstand hilft die sozialdemokratische Arbeiter- 3tg." in liebevoller Fürsorge ab und und teilt vor allem solche Befehle der obersten Führung mit, die im Zusammenhang mit den Veröffentlichungen der ,, A.- 3tg." und durch sie veranlaßt„ herabgelangt" sind.
Vor etwa vier Wochen hatte die ,, A.- 3." mitgeteilt, daß der oberste Führer der österreichischen SS .( Schutzstaffel), der reichsdeutsche Informatoriker" Dr. Walter Gräschte, davongejagt wurde. Gräschte war Teilnehmer einer Fresserei, die ein Budapester Varietéjude Wiener bürgerlichen Journa listen gab. In Wien leitete G. später die Degradierung seines Stabschefs Turza. Seine Absegung infolge von Meutereien im Wiener und Grazer Hitlermilitär wurde natürlich fofort als judäomarristische Lüge" bezeichnet. Nun aber veröffentlicht die ,, A.- 3." einen Befehl des SS- Reichsführers" Himmler- München vom 11. d. M. Und darin liest man:
Es wird zur Disposition gestellt: Der SS .- Oberführer Dr. Gräschte unter Enthebung von seinem Dienste als Führer des Abschnittes VIII( Oesterreich ) und unter Bersetzung zur SS .- Gruppe Ost.( Schle sien .) Ausgeschieden: Der SS.- Standartenführer Turza, bisher im Oberstab des SS .- Abschnittes VIII.
Der Nachfolger Gräschtes, der preußische Egmajor Brad, hat bei einem Standarterappell angekündigt, wenn
die Schweinerei in dem österreichischen braunen Sauhaufen
nicht sofort ein Ende habe, werde er die ganze SS. auflösen. Auch das wurde bestritten; daher veröffentlicht die A.- 3." einen SS.- Befehl aus Wien vom 20. Dezember, durch den die Aufnahme von SS .- Anwärtern gesperrt, zur Bache im Hitler- Haus nur besonders bewährte SS .- Leute zugelassen und ganz erquifit strenge Kontrollmaßnahmen vorgeschrieben werden. Bon dem allen haben die einfachen Hitler - Soldaten nichts erfahren, denn sonst würden sie daraus die Bestätigung der Drohungen des preußischen Ermajors Brad entnehmen.
Endlich scheint aber selbst die Regierung Dollfus der Ueberschwemmung Desterreichs mit reichsdeutschen Putschisten und Terroristen satt zu werden. Das zeigt folgender Fall:
Der angebliche 33jährige Landwirt Otto Schudert aus Deutschland ist seit der Absehung des Nazi- Gemeinderats Beschl Standartenführer 4 der SA. Wegen der Nazierzesse am Goldenen Sonntag wurde auch Schudert verhaftet. Er leugnete beharrlich, ja er bestritt, von den Vorbereitungen der Gasangriffe überhaupt gemußt zu haben.
Da in seinem Besiz eine Arme e pistole gefunden wurde, wurde er dem Strafgericht vorgeführt. Schuckert, der vom Münchener Kommando nach Wien mit der Mission entsendet wurde, die österreichische Abteilung nach deutschem Muster zu organisieren, redete sich aus, er habe dort
eine Melterschule besuchen wollen. Jm Braunen Haus!
Da Schudert feinen Waffenpaß besißt, wurde er zu zwölf Stunden Arrest verurteilt und seine Abschiebung als läftiger Ausländer aus Desterreich veranlaßt.
Die Tränengas- Nazis
Die Suche nach den Wiener Tränengasattenlätern vom goldenen Sonntag wird energisch be= trieben. Polizeioberfommissar Dr. Böhm ist unausgesetzt damit beschäftigt. 500 Personen wurden vernommen, einige zwanzig sind verhaftet. Darunter ist auch ein Aufbauwilliger, der zwei Tage nach der Aktion" zu seinen Eltern nach Ober österreich gereist ist und dort am Weihnachtsabend verhaftet wurde. Gerade dieser Hitlerianer soll besonders verdächtig sein.
Am Abend des Attentats hatte eine Wohnpartei in einem ganz weit ab liegenden Hause zu ihrem Leidwesen unter starker Tränengaswirkung zu leiden; das Reizgas stieg aus dem Klosettschlauch auf. Die Leute sprachen zwar mit Nachbarn darüber, aber man wußte noch gar nichts von dem Anschlag im Warenhaus Gerngroß. Als man am nächsten Morgen davon in der Zeitung las, verständigte man die Polizei und diese nahm den darüberwohnenden Mann, einen Vertreter, der den Hakenkreuzlern nahesteht, alsbald
Eigener Bericht des ,, Vorwärts"
Paris , 27. Dezember. Die französische Ligafür Menschenrechte befaßte sich auf ihrem 31. Kongreß mit der Frage der Revision der Friedensverträge und des Völkerbundspaktes.
Das erste Referat hielt der Vorsitzende Professor Victor Basch , der u. a. ausführte, daß der Ver= sailler Vertrag auf Grund der in ihm enthaltenen Bestimmungen sehr wohl revidiert oder berichtigt werden könnte. Entweder hätte der Völker bund Deutschland nicht aufnehmen dürfen, oder, nachdem er das getan habe, müßte er alle Ver= sailler Bestimmungen, die Deutschland nicht die gleiche Behandlung wie den anderen Mächfen zuerkennen, ab ändern. Das sei der stärkste Grund für eine Revision oder vielmehr für eine Berichtigung des Vertrages. Es handle sich nicht darum, den Versailler Vertrag zu verurteilen, sondern darum, alles aus ihm zu entfernen, was der Gleichberechtigung aller Völkerbundsmitglieder zuwider sei. Das sei die notwendige Grundlage für die Existenz des Völkerbundes. Eine der größten Ungerechtigkeiten sei Artikel 231. Ebenso müßten die Bestimmungen über die Abrüstung Deutschlands und die Territorialklauseln des Vertrages, vor allem die über die Schaffung des polnischen Korridors, abgeändert werden. Schließlich sei er, der Redner, auch der Meinung, daß Deutschland seine früheren Kolonien als Mandatsgebiete zurückerhalten müßte.
In ähnlichem Sinne äußerte sich der Sozialist Grumbach, der vor allem die unmögliche Grenzziehung in Mitteleuropa fritisierte, und der Vizepräsident der radikalen Partei Abg. Kayser, Chefredakteur der ,, Republique", der sich besonders gegen den polnischen Korridor und das Nebeneinanderbestehen des Völkerbundspaktes und der zahlreichen Sonderverträge zwischen einzelnen Staaten wandte.
Budgetzwölftel gesichert
Paris , 27. Dezember. In der Kammerberatung des provisorischen Haushaltszwölftels wandte sich der Rechtsoppositionelle Marin dagegen, daß die Ausgabe der Schazanweisungen in das Zwölftel einbezogen wird; er erinnerte daran, daß bereits für neun Milliarden Franken Schazanweisungen im Umlauf seien. Finanzminister Chéron erwiderte, dag er persönlich noch nie die Ausgabe von Schaganweisungen beantragt oder unterstützt habe. Man hätte ihn als Finanzminister des Kabinetts Tardieu eben nicht stürzen sollen, wenn man jetzt zur Notwendigkeit gewordenen Maßnahmen hätte entgehen wollen.
Grundsätzliche Schulreaktion
SCHULE
,, Soviel Kenntnisse muß man den Kindern gar nicht erst beibringen wollen. Stramme Haltung, hohles Kreuz, Kinn an die Binde, Hände an die Hosennahtdas will ich sehen! Verstanden!".
Nachmittags wurden die einzelnen Artikel des Gesetzes verabschiedet. Gegen einen Antrag, die Ausgabe der Schazanweisungen von 5 auf 4 Milliarden Franken herabzusezen, stellte die Regierung die Vertrauensfrage und erhielt mit 349 gegen 235 Stimmen eine Mehrheit von 114 Stimmen.
Damit war die Hauptschwierigkeit überwunden und die Annahme der Vorlage gesichert..
Schließlich wurde die Regierungsvorlage mit 524 gegen nur 53 Stimmen angenommen.
In der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag wurde in Bottrop der Bergmann Szezotof in der Wohnung seines Schwagers durch das Fenster erschossen. Zwei Personen wurden am ersten Weihnachtsfeiertag unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft festgenommen.
Die Polizei vermutet in der Tat einen politischen Racheaft. Szezotok, der parteilos ist, feierte bei seinem Schwager Contura, der der NSDAP . angehört, Weihnachten. Contura war fürzlich an einer Schießerei zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten beteiligt. Die Polizei nimmt nun an, daß die Kugel ihm gegolten hatte, zumal kurz vorher von fommunistischer Seite Drohungen gegen ihn ausgestoßen worden waren.
Ein Subventionsskandal
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Das Subventionsabkommen zwischen der Mansfeld Bergbau A.-G. und dem Reich bzw. Preußen läuft Ende d. J. ab. Das Kabinett Schleicher hat sich daher in der Notver= ordnung des Reichspräsidenten vom 23. Dezember die Ermächtigung geben lassen, die Hilfsmaßnahmen bei Mansfeld bis Ende März 1934 fortzuseßen. Diese Hilfsmaßnahmen sehen so aus, daß der Staat bis Ende März 1933 rund 2 Millionen Mark und sodann bis Ende März 1934 weitere 8 Millionen Mark in die Mansfeld - Betriebe hineinsteckt.
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Als im Jahre 1930 bei dem anhaltenden Preisverfall auf dem Weltkupfermarkte vom Reich und von Preußen die Subvention für Mansfeld be= schlossen wurde, konnte man sich aus sozial- und produktionspolitischen Gründen Mansfeld be= schäftigt etwa 17 000 Mann und betreibt als einziges Unternehmen den Kupferbergbau in Deutsch land auch als Subventionsgegner der Notwendigkeit dieser staatlichen Hilfsaktion nicht ver schließen. Wir haben aber in den letzten Jahren miederholt gefordert, daß es ein Unding ist, das Unternehmerrifiko zum größten Teil auf den Staat als Subventionsquelle abzuwälzen und die Rapitalbefizer von Mansfeld nahezu rifitofrei zu lassen.
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So ist es einfach skandalös, daß man sich bisher vor einem Krisenopfer der Aktionäre in Form einer Sanierung durch Zusammenstreichung des Aktienkapitals gescheut hat, während der Staat seit 1930 etwa 16 Millionen Mark 3u= schüsse geleistet hat. Nicht genug aber, daß Mansfelds Aktionäre sich dank der staatlichen Sub
ventionen heute von jedem Krisenopfer drücken wollen, holt man jetzt bei Mansfeld zu einem ganz großen Schlage gegen den Staat aus. In die dunklen Manöver der Verwaltung brachte erstmalig eine Große Anfrage der Sozialdemo= fratischen Frattion im Preußischen Landtag Anfang November d. J. Licht, in der darauf hingewiesen wurde, daß eine der hochwertigsten Mansfeld - Zechen an den Bergwerksfonzern Rheinpreußen abgestoßen worden sei. Dieser Verkauf bildete den Auftakt für die von der Verwaltung geplante Konzernumbildung, die von Mansfeld so gedacht war, daß die Verlust= betriebe also in erster Linie der Kupferbergbauverselbständigt und eventuell verstaatlicht werden sollen, während die mit Gewinn arbeitenden Betriebe im Besize des Privatkapitals bleiben. Mansfelds Rechnung ist in der Tat einzigartig; nachdem man die hoch-= wertigen Bestandteile des Bergwerkbesizes für schweres Geld verkauft hat( 3eche Sachsen!), dreht man dem Reich, das mittlerweile faſt anderthalb Dugend Millionen hineingesteckt hat, die kranken Betriebe an, zieht sich selbst auf die rentablen Verarbeitungsbetriebe zurück und ist auf diese Weise saniert!
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Wir fordern, daß das Kabinett Schleicher vor dem Reichstag Rede und Antwort steht, was bei Mansfeld vor sich geht. Es ist ein unerträglicher Zustand und erinnert an die schlimmsten Zeiten der Ruhrhilfe, wenn das Reich sich von einem privatkapitalistischen Großkonzern derart über das Ohr hauen lassen würde!
3wei Kinder verbrannt
Feuer in einer Wohnlaube
Auf dem umfangreichen Gelände in der Landsberger Allee 35-38, den jogenannten Katzensteinschen Grundstücken, das seit Jahren von zahlreichen Wohnlaubenbesihern besiedelt ist, hat sich in den geftrigen späten Abendsfunden ein folgenschweres Brandunglück zugetragen, bei dem 3 wei Kinder den Tod fanden.
Gegen 22.30 Uhr bemerkten Siedler in der Wohnlaube des Arbeiters K. starken Feuerschein. Unmittelbar darauf schlugen auch schon die hellen Flammen empor. Einige Nachbarn versuchten die beiden Kinder, die sich beim Ausbruch des Brandes allein in der Caube befanden, zu reffen. Die Flammen hatten aber bereits so weit um sich gegriffen, daß sich alle Rettungsversuche als vergeblich erwiesen.
Die Feuerwehr kämpfte den Brand nach verhältnismäßig furzer Zeit nieder. Die Kinder fonnten nur noch als Leichen aus den rauchenden Trümmern geborgen werden.
Mordland Bulgarien
Zwei Fälle an einem Tag
Sofia , 27. Dezember. Ein Anhänger der extremen Mazedoniergru pe Michailow hat vor dem Kriegsgericht einen gegnerischen Protogerowisten erschossen. Der Täter wurde festgenommen. Er gab an, den Mord auf Befehl des revolutionären Gerichtshofs von Saloniki ausgeführt zu haben.
Am selben Tage kam es zwischen dem Kavallerieleutnant Similonoff und dem Advokaten Di mitroff auf einer Gesellschaft zu einem Streit, in dessen Verlauf der Advokat durch Säbelhiebe verlegt wurde. Der Leutnant wurde verhaftet, aber in den Morgenstunden wieder freigelassen. Unmittelbar darauf begnete ihm der Bruder des verwundeten Advokaten, der ebenfalls Offizier ist. Nach kurzem Wortwechsel gab er auf Leutnant Similonoff mehrere Schüsse ab, die ihn sofort töteten. Der Mörder übergab dann einem gerade des Weges kommenden Oberleutnant seinen Revolver und stellte sich dann seiner vorgesezten Behörde,
Arbeitsbeschaffung
im roten Schweden Eigener Bericht des Vorwärts"
Stocholm, 27. Dezember. Die sozialdemokratische Regierung Schwedens wird dem im Januar zusammentretenden Reichstag für 1933 einen Etat zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vorlegen, der Ausgaben von 200 Millionen Kronen vorsieht. Bon diesem Betrage sollen 150 Millionen, die man zum größten Teile durch eine Anleihe aufzubringen hofft, zu Notstandsarbeiten verwendet werden. Der Rest soll der amtlichen Arbeitslosenkommission für ihre Wohlfahrts= tätigkeit zur Verfügung gestellt werden.