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Morgen- Ausgabe

Nr. 1 A 50 Jahrg.

Rebattion und Berlag: Berlin   SW 68, Lindenstr. 3 Seenfprecher 7 Amt Dönhoff 202 bis 297 Telegrammabzeffe: Sozialbemotrat Berlin

Vorwärts

BERLINER

VOLKSBLATT

XX

500

SONNTAG

1. Januar 1933

In Groß Berlin   15 Pf. Auswärts....... 20 13f.

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreise fiehe am Schluß des cedaktionelien Tells

Bentralorganee Gosialdemokratischen Partei Deutschlands  

Neues Jahr- neuer Kampf!

Bieber liegt ein Jahr schwerer Räme hinter uns. Auch in den verfloffenen 3 F Monaten hat die Sozialdemokratie gezet, daß sie in ihren Grundfesten 1. erschütterlich ist.

Alle Anstürme gegen die rote Festung fcheiterten an dem Abwehrwillen der Pil­lionen, die heute die Sozialdemof.ratie er förpern. Nur wenige wurden manfent, ur wenige haben uns verlassen! Neue Kämpfer sind zu uns gestoßen. Der überwiegende Teil Der deutschen   Arbeiterschaft steht trei zu unserer großen Bewegung. Aller zur Jahres­wende zu gedenken, die zu ihr beigetr gen haben, und allen zu danken, die für si ge­ftritten und gelitten haben, it wool joem, der heute verantwortlich an der Spiz der Bartei steht, Herzensbedürfnis.

Auch das neue Jahr wird die zial­demokratie in Feindschaft und nerbitt chem Rampf gegen alle wieder aufpirts streben­den Kräfte der Finsternis seen. Es find Die gleichenöff ist belt welding

mit seinem ungeheuren Eend und seinen fchrecklichen Folgen geführt haben, die Kräfte, die feit Rapen und der Gewaltation gegen Preußen wieder ihre Zeit für gekommen halten.

In dem Kampf gegen diese Zwidelgestalten liegt die erste Etappe hinter uns. Sie dauerte nicht vier Jahre, die Papen in Deutschland   regieren wollte. Sie fand fchon nach wenigen Moiaten ihr Ende. Der Mann, der sich einbildete, zu allem, felbft zum Verstand, das Rhi und die Macht" zu haben, ohne jemals von dem Recht des Boltes zu sprechen, ist fläglich gescheitert. Der zähe Wille der deutschen   Arbeiterbewe­gung führte zu feinem Sturz. Sein Wille zur Macht" und seine Rückversicherungsreden auf den Reichspräsidenten   waren gegen die geschlossene Abwehrbewegung der Arbeiter­fchaft machtlos.

Papen   ging, gehaft von Millionen, die er durch Reden und Handlungen bis ins Innerste getroffen und verlegt hat. Er ist das lebende Beispiel dafür, daß der Wille zur Macht allein nichts nuht, wenn die deutsche Arbeiterfoijaft aller Richtungen ge fchloffen in Front trift.

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Das Fiasko des Papen  - Regimes brachte den intellektuelen Urheber dieses Regimes, den General der, Infanterie v. Schleicher  , auf den Reichst anzlerstuhl. In der Sprache Jer He ren Ba pen und Schleicher löste der Freud" den Freund" ab. Mit Schleicher tehrteh bis af Herrn Gayl die alten " af Männer, die Feiherren und Barone, wieder. Die Firma blieb die alte, nur mußte ihr Generaldirektor aus den Kulissen hervor treten und der Unternehmen jetzt auch seinen Namen geber Seitdem sind mehrere Wochen ins Land gangen. Zunächst zeigten die Herren das sedürfnis, sich anders zu geben als in den le tonaten vorher. Sie taten das Gegent I von dem, was fie, vorher unter Herrn v. pen, beschlossen und gebilligt hatten. Sie hoben einen großen Teil der Berordnung en. zu denen sie unter Papen  Ja und Amen gesagt hatten, in Bausch und Bogen auf. Sie beschlossen so zur Erhaltung des inner en Friedens!" Ein Beweis, daß unter Bapen nicht im Sinne dieses Frie­dens regiert morden ist

Sie

Warum diese Selbstverleugnung? hatte teinen anderen Zwed, als die ge schlossene Front der Arbeiterbewegung gegen die Papen   Regierung zu fpalten. Dieses

Eine Neujahrsbetrachtung- Von Otto Wels  

Ziel, Zentrum ind christliche Gewerkschaften von den übrigen Organisationen, die ziel bewußt gegen die Papen   Regierung und ihren Kurs anfämpften, zu trennen, ist zweifellos geglückt. Die Regierung Papen  stützte sich nur auf die Deutschnationalen. Die deutschnationale Schleicher  - Regierung stügt sich auf die Deutschnationalen und auf das Zentrum. Ohne die Initiative, insbesondere des Zentrum führers Kaas, wäre Herr v. Schleicher roahrscheinlich niemals Reichs­tanzler geworden. So erklärt es sich, daß Zentrum und chriftliche Gewerkschaften heute nicht mehr ori stehen, wo sie während der Sie Bape legierung gestanden haben. re Stellung gewechselt, obwohl die : ug Schleicher politisch rinell nicht anders ist als

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n- Kabinett ohne Bapen. hen wir uns heute nicht mehr lb und in jeder denk­er Stelle des Reiches eken zu laffen. Die

find unter erru  den. Er operiert vor­ender. In der Sache eändert! Wirtschafts­ute den gleichen wie vor der Herrn von Schleicher Bolitik charakterisiert b in der preußischen ationale Versöhnungs­tigen Reichsregierung

als Bluff. Schleicher ist ebenfalls auf dem besten Wege, die Sozialdemokratie zu diffamieren. Er geht diesen Weg, obwohl gerade er wissen sollte, daß die Sozialdemo­fratie mährend des Krieges und nach dem Kriege hundertmal mehr Zeugnis für wahres Nationalbewußtsein abgelegt hat als irgend eine der Gruppen, die sich heute als auf bauwillige Kräfte" und Stüßen der Nation feiern lassen.

So fehen wir auch in dieser Regierung Schleicher nichts anderes als ein Rabinett, das uns in jeder Beziehung, wenn auch mit generalstäblicher List und Schläue, in ver­gangene Zeiten zurückführen möchte. Die Redensart von dem sozialen General", die der gegenwärtige Reichskanzler so gern hört, fann uns nicht beirren. Wir stehen gegen die Regierung dieses Ent­deckers des Herrn von Papen und gegen diesen Urheber des Papen  - Kurses in schärfster Oppofition. Der Wieder­aufftieg der Arbeitertlaffe ist nur möglich gegen dien, jozialen General", gegen alle die ihn stüßen und die er heute direkt oder indirekt finanziert. Wir führen den Kampf gegen die Schleicher- Regierung in fachlicher Opposition mit dem Ziel, den Einfluß der Arbeiterklasse zu stärfen Sie muß zurüc zur Macht! Nicht Generäle und nicht Barone, nicht Industriekapitäne und nicht Junter tönnen die Interessen der Arbeiter und Angestellten, der Kleinbauern und Ge­werbetreibenden, der Arbeitslosen und Rent­

Fredrich

Bonn

Bibliothe

ner und der ganzen Millionenarmee der Mühseligen, Beladenen, Hungernden und Darbenden vertreten. Nur in ihrer eigenen Hand sind ihre Interessen gewahrt und ge= sichert.

Ein schweres Jahr liegt hinter uns. Ein nicht minder schweres steht vor uns. Um es wiederum zu bestehen, muß die Schlagkraft der stärksten Arbeiterpartei Deutschlands   zur höchsten Bollendung gebracht werden. Das geschieht nicht durch langatmige 3eis tungsartifel über taktische und orga­nisatorische Fragen. Nichts liegt uns ferner, als die traditionelle Diskussionsfreiheit der Partei einzuschränken. Aber angesichts der Feinde ringsum sind jedem einzelnen von uns in seinen öffentlichen Meinungsäuße rungen Grenzen gesezt. Sie beginnen dort, wo der Gegner aus dem geschriebenen oder gesprochenen Wort Waffen gegen schmieden kann. Es gibt in der ganzen Welt teine zweite Partei, in der vor der gesamten Deffentlichfeit fo offenherzig gehandelt wird wie bei der Sozialdemokratie. Mit diesem Grundsaz wollen wir es im allgemeinen auch in Zukunft halten. Aber wer fämpfen will und das wollen wir der breitet seine Pläne nicht auf offenem Markte aus. Disziplin und Kampfbereitschaft waren stets die besten Waffen der Sozialdemokratie. Wir wollen sie auch 1933 scharf und ge­schliffen halten. Das ist es, was die Partei des schaffenden Volfes im neuen Kampfjahr braucht.

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Der Weg eines Jahres

,, As märe er Lothar Ehmer, der Sechstage liebling der Damenwelt, als wäre er gar Hanne Breitensträter in feinen besten Tagen, genau so wurde Adolf Hitler   gestern im Berliner   Sport­

Stolze SA.   Frühjahr 1932.

palast empfangen. An der Wand hing fein Bild, fäuflich für 10 Mart in drei Monatsraten ohne Anzahlung. Auf dem Tisch lag eine Monographie: Adolf Hitler  , von Millionen enthusiastisch ge­liebt. Draußen stand man Schlange: Wir mollen Adolf Hitler   sehen! Als er einmarschierte, bröhnte minutenlang Heil Hitler!". Junge Mädchen flehten: helft mir doch auf den Tisch,

Hitlers   Aufstieg und Niedergang

ich kann ihn nicht sehen!" Betagte Herrschaften flüsterten: ,, Ob mir wohl die Treppe hinaufgehen dürfen, damit wir ihn sehen können?" Brennende Zigaretten versengten unter ,, Heil Hitler  !" fremde Jadetis, Biergläser zersplitterten unter Heil Hitler!". Selbst der biedere alte Herr auf der Toilette bediente sich unter Heil Hitler!" des Faschistengrußes. Es war großartig!"

So stand es am 20. Mai 1931 im Vor märts", nachdem der Herr des Braunen Hauses, Adolf Hitler  , zum ersten Male im Berliner   Sport­palaft gestartet war, und wir fügten hinzu: Der Rausch des Wilhelminismus   ist überwunden morden, auch die Fieberkrankheit des Adolfinismus wird vorübergehen." Einige Tage später, am 27. Mai, stand dann hier zu lesen: Aber es muß auch innerhalb der Parteigenossenschaft mit allem Ernst davor gewarnt merden, anzunehmen, daß der Höhepunkt der Fieberturve überschritten sei... Gewiß liegt fein Grund zum Bessimismus vor: noch immer war die Idee stärker als die 3deenlosigkeit, der Geist mächtiger als der Ungeift. Aber das entscheidende Stadium der Krankheit tommt noch."

Seitdem sind anderthalb Jahre vergangen, anderhalb Jahre, so angefüllt mit Geschehen, wie wenige Periode deutscher   Geschichte.

Bir tamen von Brüning über Papen zu Schleicher  , wir traten im Verlauf eines einzigen Jahres fünfmal an die Wahlurne, wir erlebten in diesem einen Jahre 1932 historische Tage wie den 13. März, den 10. April, den 24. April, den 1. Juni, als Brüning entlassen wurde, den 31. Juli, ben 13. August, den 6. November, den 17. November, als Bapen ging, den 24. November, als Hitler   die zweite Abfuhr erhielt und ben 20. Dezember, als bie Amnestie und die Aufhebung der die Freiheiten

uns

des Volkes am stärksten bebrüdenden, notver ordneten Bestimmungen Wirklichkeit wurden. Aber für den Menschen, dessen Tätigkeitsgebiet in der Hauptsache außerhalb der Büroräume liegt,

Bettelnde SA. Herbst 1932.

reihen sich aus diesem Kampfjahr 1932 nod) andere Bilder aneinander, und wenn wir den Weg des Hitlerismus rein aus dem Blickfeld des Außen­berichterstatters sehen, dann darf man sagen: Mir haben vor anderhalb Jahren nicht zu Unrecht von einer noch steigenden Fieberturve gesprochen

Hitler- Jugend   in Braunschweig  Dftern 1982 Reichstagung der Hitler Sugenb  in Braunschweig  . In einem großen Gartenio al