Höchste Rationalisierung
Aber Löhne noch unter Vorkriegsstand
Bei den Reichstarifverhandlungen für die Schuhindustrie im November forderten die Unternehmer von den schon mehrmals geschröpf ten Schuharbeitern eine nochmalige 2ohntürzung um fast 14 Pro3. Wenn sie mit dieser Forderung selbst bei dem Sonderschlichter des Reichsarbeitsministeriums im Papen - Kabinett feinen Antlang fanden und mit einem Schiedsspruch abgefunden wurden, der das zentrale 2ohnabkommen für die Schuhindustrie unverandert bis zum 31. März 1933 ver= fängerte, fo war diese Entscheidung nicht war diese Entscheidung nicht zuletzt auf die amtliche Lohnerhebung im März 1932 zurückzuführen, deren vorläufiges Ergebnis gerade zur Zeit der Tarifverhandlungen befannt wurde.
Diese amtliche Lohnerhebung, deren Ergebnis im Reichsarbeitsblatt Nr. 36 vom 25. Dezember 1932 veröffentlicht ist hat den zahlenmäßigen Bemeis dafür erbracht, daß mit den Schuharbeitern in den legten drei Jahren in beispielloser Art Schindluder getrieben worden ist. Bei der letzten amtlichen Lohnerhebung in der Schuh industrie im März 1929 hatten die über 21 Jahre alten Zeitlohnarbeiter einen Durchschnitts= verdienst von 42,29 Mar möchentlich, die Stücklohnarbeiter einen solchen von 48,71 Mark und die Bandarbeiter von 53,35 Mart Bis März 1932 waren diese Verdienste gesunken: bei den volljährigen Zeitlohnarbeitern um 22,4 Proz. auf 32,81 Mart, den Stücklohnarbeitern um 24,8 Proz. auf 36,61 Mart und bei den Bandarbeitern um 26,1 Proz. auf 39,45 Mark.
In diesen Bergleichen kommt aber nicht einmal der wirkliche Lohnabbau in der deutschen Schuhindustrie zum Ausdrud, der viel höher mar. Einmal sind seit März 1932 noch weitere Abstriche an den übertariflichen und Atfordlöhnen erfolgt, zum andern aber war im März 1929 noch nicht der höchst st and der Löhne in der Schuhindustrie erreicht. Die Tariflohnsäge wurden in der Schuhindustrie im Dezember 1929 um 5,7 Proz und im März 1930 nochmals um 3,2 Proz. erhöht. Im Gesamtdurchschnitt ergibt sich seit März 1929 eine Kürzung der Bruttowochenverdienste um 23,4 Proz., wovon 10,3 Proz. auf reine Tariflohnsenkungen entfallen, 0,04 Proz. auf Kürzung der Ueberstundenzuschläge, 8,6 Proz. auf die Senfung der übertariflichen Verdienste und 4,5 Proz. auf Verkürzung der Arbeitszeit.
Die starke Kürzung der übertariflichen Berdienste ist übrigens ein netter Beitrag zu dem Kampf der Unternehmer gegen die angebliche Starrheit der Tarifverträge und für deren ,, Aufloderung". Die starren" Tariflöbne waren in der Schuhindustrie und auch anderwärts nur Minimallöhne, zu denen die verschiedensten Ueberverdienste durch Akkordarbeit, Zuschläge usw. tamen, deren Höhe mit der Konjunktur schwankten, und zwar viel stärker als die reinen Tariflöhne. So be= trugen z. B. die übertariflichen Verdienste in der Schuhindustrie im März 1932 mur. noch 5,3 Proz. der entsprechenden Tariflohnsäge gegen 14,7 Bro3. im März 1929. Die übertariflichen Verdienste - find somit um fast zwei Drittel( 63,9 Prozent)
daß
4,90 Mart Wochenlohn babie Betriebsvertretung die weiteren 150
Wirklich notleidende Landwirtschaft
Das Hildesheimer Boltsblatt" bringt in Nr. 299 ein bemerkenswertes Beispiel für die Rückständigkeit der Entlohnungsverhältnisse in der Landwirtschaft. Es werden die Ein tragungen auf einer Lohntüte eines landwirt schaftlichen Arbeiters genannt, der in Heinde, Kreis Marienwerder in Hannover , ansässig und Vater von vier Kindern ist. Die Eintragungen lauten:
Bußgeld
Gearbeitet 36% Stunden
Danon ab:
Borschuß
Krantenversicherung
W
0
1. 8,64 m. 9,64
1. 0,98 M.
Invaliden- und Altersversicherung 0,60 m.
Erwerbslosenversicherung
Licht
Milch
•
1,28 M.
0,50 M.
4,36 m. 0,38 m. Busammen 4,74 m.
Zieht man die 4,74 m. von dem sich auf 9,64 m. belaufenden Wochenlohn ab, verbleibt ein Betrag von 4,90 M. Davon soll eine sechstöpfige Landarbeiterfamilie eine Woche lang leben! Man muß schon über die Denkmeise eines landwirtschaftlichen Unternehmens verfügen, um bas für möglich zu halten. 2,86 m. gehen allein für Sozialbeiträge ab, das sind rund 30 Proz. Dieses Hungerlohnes. Für diese Landwirtschaft" - denn schließlich gehören doch auch die Landarbeiter zur Landwirtschaft hat die Regierung fein Geld. Und hier fann man in des Wortes vermegenster Bedeutung von einer notleiben den Landwirtschaft sprechen.
Ueberstunden versagen sollte, vorgesehen, daß binnen drei Tagen der Schlichtungsaus= schuß über die Betriebsvertretung hinweg endgültig entscheidet. Um das Recht des Unternehmers auf Anspruch dieser weiteren 150 Ueberstunden von vornherein sicherzustellen, will der Spruch die Belegschaften, selbst wenn die gesetzliche Betriebsvertretung nein fagen sollte, 3wingen, bis zur Entscheidung des Schlichtungsausschusses die vom Unternehmer geforderten Ueberstunden zu leisten.
Die Unternehmer werden natürlich die Ver= bindlichkeitserflärung dieses unmöglichen Schiedsspruches beantragen. Daß diesem Antrag entsprochen wird, halten mir für ausgeschlossen. Es wäre aber Zeit, daß der Reichs=
arbeitsminister an die Schlichtungse
instanzen eine Anweisung ergehen läßt, die die Fällung derartiger Schiedssprüche von vorn herein unterbindet.
gegenüber der ersten amtlichen Lohnerhebung ge= funten.
Recht aufschlußreich ist auch der Bergleich mit den Borfriegsverdiensten der Schuharbeiter. Nominell lagen im Gesamtdurchschnitt die Stundenverdienste der Schuharbeiter im März 1932 noch 64,9 Proz.( 1929= 104,7 Pro3.) höher als 1913/14, die Bruttoverdienste allerdings infolge der fürzeren Arbeitszeit nur um 23 Proz. ( 60,3 Proz.). Die realen Nettoverdienste lagen aber unter Zugrundelegung der Reichsinderziffer für die Lebenshaltungstoften im März d. J. im Gesamtdurchschnitt um 5.4 Proz. unter dem Borkriegszeitsland.
Bo gibt es aber den Schuh zu kaufen, der um 5,4 Proz. billiger ist als der Schuh gleicher Qualität in der Borkriegszeit? Ist das der Sinn der Rationalisierung, die gerade in der Schuhindustrie ungeheuer weit getrieben wurde, daß Zehntausende von Arbeitern für die Produktion entbehrlich gemacht werden, die in den Betrieben Berbliebenen in ihrer Lebenshaltung noch unter die Borkriegszeit herabgedrückt werden und von den Preisen der Produkte, von Qualitätsminderungen abgesehen, so guf wie gar nichts nachgelassen wird? Nichts zeigt deutlicher, als diese amtliche Lohnerhebung in der deutschen Schuhindustrie, mie notwendig es ist, nicht nur den Radiowellen schöne Worte von der sozialen Unerträglichkeit und wirtschaftlichen Unzmed mäßigkeit weiterer Lohnsenfungen anzuvertrauen, sondern solche Worte endlich auch in die Tat umzuseßen.
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entsprechend hoch wäre. Der Absatz ist jedoch start zurückgegangen. Deshalb ist für die euro päische Flaschenindustrie die Einführung des Bierschichtensystems- die Schicht zu sechs Stunden unter Beibehaltung der Sonntagsruhe notwendig, wie es die Glasarbeiterorganisationen in den Hauptglasindustrieländern von ihren Regierungen und in Genf beim Internationalen Arbeitsamt fordern. Aus volkswirtschaftlichen, fulturellen, staatlichen und humanitären Gründen ist dieser Forderung endlich Rechnung zu tragen. Eine Erfüllung der Wünsche der Flaschenindustriellen wäre für Deutsch land eine Schande.
Geht es nicht anders?
Sorgen der Wohlfahrtsempfänger
Bon einem Arbeitslosen wird uns geschrieben: Die Mietunterstüßung wird sonst an beftimmten Zahltagen mitgezahlt. Da jezt der
Erste Betriebsratswahl Wechsel bes Bahltages im Verhältnis zum Fällig.
Im Kabelwerk von Siemens
In Berlin hat als erster größerer Betrieb am Mittwoch das Siemens Rabelwerk die gefeßliche Betriebsvertretung neu zu wählen. Bei den Arbeitern sind vier Listen, bei den Angestellten zwei Listen aufgestellt.
Die tommunistische Liste nennt sich für Freiheit, Arbeit und Brot". Ihr Spigen fandidat ist ein Mann, der der Firma Siemens schriftlich bescheinigte, daß fie im Kabelwert teine schlechten Löhne zahle. Ein anderer RGD.- Kandidat hißte noch bei den politschen Wahlen im Frühjahr des verfloffenen Jahres die Hafentreuzfahne, ist also durchaus der geeignete Mann zur Wahrung der Interessen Moskaus . Aehnliche Blüten sind auch die anderen Revolutionäre ".
Die Nazis präsentieren sich als„ ehemalige
Stück aus dem Zolhaus Frontsoldaten". Ihr Spizenkandidat war bei
Unmöglicher Schiedsspruch
L
Für den Tertilbezirt Greiz , Meerane und Reichenbach 1. 2. ist ein geradezu standa löfer Schiedsspruch zur Regelung der Arbeitszeit in den Webereien gefällt worden. Das Mehrarbeitszeitabkommen ist abgelaufen. Die Textilarbeiterschaft fordert angesichts der grauenpollen Arbeitslosigkeit im Tarifgebiet die Einführung der Vierzig= stundenwoche in den Webereibetrieben. Die Berhandlungen der Parteien führten zu feinem Ergebnis. Der Schlichtungsausschuß für das Land Thüringen fällte unter dem Vorsitz von Assessor Schneider Weimar einen Schiedsspruch, der mie ein Stück aus einem Tollhause anmutet.
Im Tarifbezirk sind über 50 Proz. der Webereiarbeiter und-arbeiterinnen arbeitsIos. Der Schlichtungsausschuß hält es für zweckmäßig, den Antrag der Arbeiter auf Einführung der 40- Stunden- Woche abzulehnen. Ihm genügt die 48- Stunden- Woche. Weiter bestimmt der Spruch, daß der einzelne Unternehmer das Recht hat, im Jahre 1933 von sich aus 156 Ueberstunden anzuordnen. Aber der Schlichtungsausschuß läßt auch die Betriebsvertretung zu ihrem Rechte" tommen: der Spruch fieht pro Jahr noch weitere 150 Ueber. stunden vor, die nur mit Zustimmung der Betriebsvertretung" gemacht werden dürfen. Natürlich follen dadurch die Unternehmer nicht mieder zu furz fommen, und das Recht" der Betriebsvertretung soll dadurch nicht zu weit gehen. Deshalb hat derselbe Schiedsspruch für den Fall,
Ausbruch des Krieges 14 Jahre alt, sein Nachfolger 10 Jahre. Ein anderer Nazikandidat zeichnete sich im vorigen Jahre bei dem feigen lleberfall in Siemensstadt aus, bei dem zwei politisch linte stehende Arbeiter den Tod fanden. Auf der Liste der Gelben findet man nur auserforene Lieblinge der Direktion. Bei den Angestellten stehen sich, wie in den Vorjahren, eine Lifte der freien Gemertschaften und des DHB. gegenül er.
Für alle Arbeiter und Angestellten des Siemens- Kabelwerts gibt es am Mittwoch nur eine Entscheidung: für die freigemertschaftliche Liste I der Arbeiter oder für die freigewerkschaftlichen Liste V der Angestellten zu stimmen.
Ausgerechnet!...
Die Unternehmer der Flaschenindustrie fordern die Wiedereinführung der Sonntags= arbeit. Sie stellen die Dinge so hin, als fönnten bei der Einführung der Sonntagsarbeit in den Flaschenhütten mehr Arbeitsträfte beschäftigt werden.
Die Flaschenindustrie in Europa ist fartelliert und ihre Produktion ist kontingentiert. Die aufgestellten Maschinen tönnen schon bei den gegenwärtigen Quoten nicht voll ausgenutzt werden. Die Mechanisierung in der Flaschenindustrie ist so start, daß 828 Arbeiter an den 69 aufgestellten vollautomatischen Opens- Maschinen in drei Schichten und bei Sonntagsruhe 645 840 000 Flaschen im Jahre herstellen könnten, wenn der Absatz dem
feitstage der Miete wieder für viele sehr ungüſtig fällt, wird die dazu gezahlte Unterstüßung erst um die Mitte des Monats greifbar. Das führt naturgemäß zu neuen schweren Auseinanderfegungen mit den Hauswirten. Die davon Betroffenen werden das nach Lage der Dinge vier Monate lang hintereinander immer wieder durchzufosten haben, da bis dahin jedesmal der erste 3ahltag nach dem Ersten in die zweite Monatsmoche fällt.
Besonders verbitternd mirten diese Verhältnisse auf die in Untermiete Wohnenden. Ein
Hinaussehen ist bei ihnen auch leichter. Zudem sind oft die Vermieter selbst Wohlfahrts oder Rentenempfänger und deshalb doppelt auf
pünktliche Zahlung der Miete angewiesen. Denn auch sie fommen sonst in eine sich ständig erweiternde Rette von Schwierigkeiten.
Hier muß unbedingt ein für alle tragbarer Aus. meg gefunden werden. Es wäre zweifellos möglich, die in den einzelnen Bezirken Ver antwortlichen anzuweisen, die Mietunterstützungen jeweils in den beiden Wochen vor und nach dem Ersten jeden Monats zu zahlen. Dann tann es nicht mehr vorkommen, daß, wer z. B. am 30. Zahltag hat, erst 14 Tage darauf das Geld dafür erhält. So find die Berhältnisse auf die Dauer unerträglich.
Wahnsinn ohne Ende
Im Kölner Bädereigewerbe find die Wochenlöhne mit Wirkung vom 16. Dezember ab um 3,50 m. bis 5 m abgebaut worden. Im ersten Gehilfenjahr beträgt der Wochenlohn 32,50 m. bisher 36 M. für Gehilfen in leitender Stellung 49 M. her 54 M. Das Abkommen fann erstmals zu Ende März gekündigt werden.
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und
bisa
Also immer noch Lohnabbau! Nimmt denn dieser mörderische Wahnsinn fein Ende?
Schwerarbeit für Frauen
Bei 40-60 Grad Hitze
Die Frauenarbeit nimmt in der feinferamischen Industrie, vor allem in den Porzellanfabriken des Waldenburger Bezirks, immer mehr überhand. Dort sind bereits 80 Broz. Frauen gegen nur 20 Proz. Männer tätig. In den bayerischen Borzellanfabriken stehen fich männliche und weibliche Arbeitskräfte ungefähr gleich gegenüber. Die Ausdehnung der Frauenarbeit in der Porzellanindustrie brachte es mit sich, daß Frauen heute schwere Männerarbeit verrichten müssen. Eine Tellerdreherin muß z. B. neben threr eigentlichen Dreharbeit täglich 60- bis 80mal Holzbretter mit Tellerformen im Gewicht bis zu 40 Pfund aus den Regalen nehmen und zum Teil auf Kurztreppen in Regale schieben, also eine Last von 300 Zentnern hebend bewältigen. In den Brennhäusern werden Frauen auch zum Austragen der schweren mit Porzellan gefüllten Kapseln bei einer Hige von 40 bis 60 Grad Celsius verwendet. Sie müssen zentnerschwere Kästen mit Geschirr transportieren, schmere Masselasten heben und Kapseln stapeln. Selbst bei Arbeiten, die mit Bleigefahr verbunden sind, werden Frauen beschäftigt, obwohl ärztlich festgestellt ist, daß die Frauen der Gefahr der Staublunge und Der Bleifrankheit mehr ausgefegt find als bie Männer.
Der Grund für die leberhandnahme der Frauenarbeit in Porzellanfabrifen liegt natürlich darin, baß die Arbeitsleistung der Frau nur 60 Bra zent der des Mannes foftet. Die Arbeiterorganisationen gaben sich die größte Mühe, diese Mißstände tariflich zu ändern, aber Unternehmer und Schlichtungsbehörden leisteten stets Widerstand, und dieser wird durch das ungünstigere Organisationsverhält nis der Frauen in der Porzellanindustrie noch erleichtert.
Die Frauen der Porzellanindustrie können mur mit Hilfe des Keramischen Bundes im Verband der Fabritarbeiter sich erfolgreich gegen die brutale Ausnutzung zur Wehr feßen.
Jn der Siegerländer Metallindustrie wurde ein Schiedsspruch für 8000 metall. arbeiter gefällt, der eine Lohnkürzung um 1 Pf. pro Stunde vorsieht. Die Unternehmer hatten einen Abbau um 12 Proz. gefordert.
100 Arbeiterinnen streifen
In der Marinieranstalt C. V. Mortensen
Seit gestern steht die Belegschaft der Marinieranſtalt C. B. Mortensen in der Stralsunder Str. 5, im Norden Berlins , im Streit. Der Kampf richtet sich gegen den Bersuch der Firma, die schon äußerst geringen Löhne ihrer Arbeiterinnen diftatorisch um rund 8% Proz. herabzulegen.
Die Firma Mortensen hat im vorigen Jahr schon mehrfach durch ihre reattionäre Lohnpolitik die Aufmerksamkeit der Deffentlichkeit auf sich gelenkt. Seit der zwangsweisen Berlängerung aller Tarifverträge bis zum 30. April 1932 auf Grund der Notverordnung vom 8. Dezember 1931, der zufolge die Löhne in diesem Betrieb um 10 Broz. gejentt wurden, sind bei Mortensen die Löhne schon zweimal abgebaut worden. Im Mai erging ein Schiedsspruch, wonach die Löhne um 10 Proz. gefürzt werden sollten. Dieser Abbau genügte der reaktionären Geschäftsleitung aber nicht. Sie bittierte einen Abzug von 20 Broz, gegen den sich die Belegschaft durch Arbeitseinstellung mit Erfolg zur Wehr Jetzte Im September wurden die Löhne durch Schiedsspruch nochmals um 5 Proz. gekürzt, fo daß zum Beispiel der Lohn der über drei Monate im Betrieb tätigen Frauen nur noch 47 Pf. pro Stunde beträgt.
Der Firma Mortensen ist aber der fast 25pro= zentige Lohnabbau im Laufe eines Jahres immer noch nicht genug. Sie hatte deshalb zum 31. De
zember das Lohnabkommen wieber gekündigt und einen neuen 8½ prozentigen Lohnabbau verlangt. Als der Gesamtverband ablehnte und auch ein Vermittlungsversuch des Gewerberats för ner fehlgeschlagen war, versuchte die Firmenleitung den Betriebsrat und die Vorarbeiterinnen für den Lahnabbau zu gewinnen und ihn schließlich der Gesamtbelegschaft in einer Betriebsversammlung schmackhaft zu machen. Zu dieser Bersammlung verweigerte sie dem von den Arbeiterinnen eingeladenen Gewerkschaftsvertreter den Zutritt. Schließlich verfügte sie durch Anschlag am schwarzen Brett am 2. Januar den Abbau sämt licher Arbeiterinnenlöhne um 8% Proz., was mit der Arbeitseinstellung quittiert wurde.
Die Arbeiterinnen der Firma Mortensen müssen zumeist im Freien oder in ungeheizten Räumen für einen tärglichen Lohn eine unfäglich schwere und widerliche Arbeit perrichten. Sie haben einen großen Verschleiß an Arbeitskleidung. Erkältungsfrankheiten sind während der Wintermonate ihre ständigen Begleiter. Viele Wochen im Jahr haben sie nur zwei bis fünf Tage Beschäftigung. Der Bersuch der Firma Mortensen, ihren Arleiterinnen durch Dittat noch schändlichere Berdienste aufzuzwingen, als sie zur Zeit schon haben, ist geradezu sittenwidrig. Es ist selbstverständliche Pflicht der Berliner Arbeiterschaft, strengste Solidarität zu üben. Der Abwehrkampf wird vom Gesamta berband geführt.